Geheimnisse der RPG's von SakuraxChazz (Geschichten zu den RPG's) ================================================================================ Kapitel 11: Dimitri und die Liebe --------------------------------- Dimitri und die Liebe Es gibt Millionen Menschen mit Liebeskummer. Einer davon war Dimitri Kromanov. Und niemand kam an seinen Liebeskummer heran. So wie jemand mit Liebeskummer es empfindet. Niemand leidet so, wie man selbst. Aber anstatt sich zu verkriechen, befand er sich nun auf einem Bankett. Einem Bankett zu seinen Ehren. Wenn Dimitri gekonnt hätte, dann wäre er dem ferngeblieben. Warum nur musste sein Großvater seinen Abschluss der Realschule so groß feiern? Er hatte sicherlich nicht darum gebeten. Und dann war nichtmal Dan hier um ihm die Sache irgendwie zu erleichtern. Gut in der jetzigen Situation wäre es wohl kein erleichtern gewesen. Seine Tante Mona sagte ihm nun schon etwas mehr als ein Jahr, das er darüber einfach hinweg kommen sollte. Dass das Leben eben weitergeht. Und er und Dan immerhin Freunde sein können. Es war aber eben nicht so einfach mit seiner großen Liebe umzugehen wie zuvor, wenn man ihr seine Liebe gestand und dann wird man zurückgewiesen. Sie waren so dick miteinander befreundet gewesen und jetzt behandelten sie sich, als würden sie sich kaum kennen. Wenn sich die Blicke mal kreuzen, dann sehen sie hektisch weg. Langsam wurde es albern und Dimitri hatte echt Angst um ihre Freundschaft. Außer Dan hatte der Blonde noch immer keine Freunde vorzuweisen. Es war okay für ihn gewesen. Wozu brauchte er noch einen, wenn er doch schon Daniel hatte? Waren sowieso alles nur Idioten. Zumindest seine alten Klassenkameraden. Mit seinen neuen hatte er sich noch nicht näher befasst. Viel zu sehr war er mit seinem Schmerz beschäftigt. Der Blonde freute sich ja schon, das er allen Gesichtern die richtigen Namen zuordnen konnte und sie ihn in Ruhe ließen. Einen Teil der neuen Klassenkameraden kannte er noch aus der Realschule, aber den einzigen den er wirklich mochte, den konnte er nicht mehr als solchen bezeichnen. Oh wie hatte ihn das vor seinem Abschluss irritiert. Die Klassenlehrerin hatte ihre Schüler gefragt, welchen weiteren Lebensweg sie einschlagen wollen. Eigentlich hatten Dimitri und Dan nach der Realschule beide das gleiche Gymnasium besuchen wollen. Doch bei dieser Fragestunde antwortete Dan anders als ursprünglich abgemacht. Nun wollte Dan das weiter entfernte Gymnasium besuchen. Er gab keinen näheren Grund an. Nur das es ihm nicht leicht gefallen sei eine Entscheidung zu treffen. Der Blonde glaubte ihm das sogar. Er verstand es auch. Wenn er nicht im Klassenzimmer festgesessen hätte, dann wäre er vor Rührung in Tränen ausgebrochen. Niemand verstand ihn so gut wie sein bester Freund. Seine Eltern bemühten sich redlich, genauso wie seine Tante in Spee, Mona. So hatte er gewartet bis er zuhause allein in seinem Zimmer war und hatte sich da wieder leidenschaftlich dafür gehasst, diese drei verräterischen Worte ausgesprochen zu haben. Warum hatte er es nur sagen müssen? Aber passiert, ist passiert. Langsam sollte er damit klarkommen. Sein Großvater hatte es sich nicht nehmen lassen die ganze Familie einzuladen. Somit waren seine Eltern damit beschäftigt Hände zu schütteln und sich anzuhören wie süß doch Katharina ist. Und wie groß er doch geworden sei und das man sich ja viel zu selten sieht, bla bla. Was Familienangehörige halt so von sich gaben um sich einzuschleimen. Sicherlich taten seinem Vater schon die Lachmuskeln weh. Der eigentliche Beweggrund wird dann also wohl Katharina gewesen sein und nichtmal er. Mal wieder. Sei's drum. So oder so hatte Dimitri kein Interesse an dieser Festivität, was auch immer die Beweggründe dafür gewesen sein mögen. So stand er nun mit einem Glas Sekt in der Hand verloren an einer Wand und ließ seinen Blick schweifen. All diese Leute die er nur von Bildern kannte und die doch nichts anderes taten als ihre Zeit irgendwie totzuschlagen. Wenn doch wenigstens sein bester Freund hier wäre... Dafür befand sich jemand anderes auf diesem Bankett. Eine Person die Dimitri auch nicht unbekannt war, aber eben unrelevant für sein Leben. Mit einer Person eine Stufe zu besuchen zählte nicht zu den wichtigen Kriterien. Zumindest wenn sich dieser Schüler nicht durch gute Noten profilieren konnte. Kyle Weston war zwar leicht über dem Durchschnitt, aber eben nicht so überdurchschnittlich wie es Dimitri war. Kyle Weston aus der Parallelklasse war ein sportlich-schlanker Teenager mit dem Problem eben keine reichen Eltern zu haben. Das Geld reichte zwar zum Leben, aber hin und wieder mal ein neues Videospiel wäre echt nicht schlecht. So hatte sich der Brünette an einen Catering Service gewandt und sich einen Job als Servierer geangelt. Sein Aussehen und das der Service eine Chefin hat, hatte sicherlich dazu beigetragen. Ein paar unschuldige Augenaufschläge und schon hatte er den Job. Dabei stand er nichtmal auf Frauen. Eine Tatsache mit der er nun schon zwei Jahre lebte. Sein Vater hatte sich von seiner Mutter getrennt und seine Homosexualität als Vorwand verwendet, aber es hatte schon viel früher gekrieselt. Zum Glück war er klug genug das festzustellen und nicht sich selbst die Schuld dafür zu geben. Schon vorher hatten die beiden wegen jeder Kleinigkeit gestritten. Wer den Abwasch nicht gemacht hatte, warum die Wäsche nicht fertig ist und wer wieder mal das Klopapier nicht aufgefüllt hatte. Vor anderthalb Jahren hatten sich seine Eltern dann scheiden lassen. Nun lebte er bei seiner Mutter. Sie war zwar mit seiner Homosexualität auch nicht zufrieden, aber wenigstens musste er nicht ständig ihre vorwurfsvollen Blicke ertragen. Als würde er etwas schlimmes tun. Langsam gewöhnte sie sich an seine sexuelle Orientierung. Zumindest gewann er zunehmend diesen Eindruck. Mit einem gut ausgestattetem Tablett bewaffnet machte sich Kyle auf den Weg zu Dimitri. Dieser zuckte zusammen als der Kellner ihn ansprach. „Möchten Sie noch etwas Trinken?“, fragte der Brünette dienstbeflissen und musterte den Blonden. Schon in der Schule war er ihm positiv aufgefallen. Doch da er sich immer isolierte und sie kaum Kurse miteinander hatten, hatte Kyle noch keine Möglichkeit gehabt mit ihm näher ins Gespräch zu kommen. Das Einzige was der Brünette von ihm wusste war, das er keine Freunde hatte außer einem, der wohl eine andere Schule besuchte. Da hatte es wohl einen Vorfall gegeben über den aber keiner sprach. Wenn man mal von den Gerüchten absah. Diese deuteten an das Dimitri wohl schwul sei und sein Freund eben nicht. Es würde zumindest seinen immerzu betrübten Gesichtsausdruck erklären. Selbst jetzt auf diesem Fest, das wohl zu seinen Ehren stattfand, lächelte er kaum. „Ich habe noch.. Danke...“, wurde Kyle abgespeist und trabte erstmal von dannen. Es brachte ja nichts mit einem vollen Tablett dort zu stehen und zu warten bis er doch gebraucht werden würde. So verteilte er die Getränke unter den anderen Gästen. Seine Schicht war bald zuende und damit dann auch seine begrenzte Zeit hier. Wenn er wirklich noch mit Dimitri reden wollte, sollte er es bald tun. Diesmal ohne Tablett gesellte er sich erneut zum Blonden. Dieser hatte sich keinen Fleck bewegt. „Du siehst traurig aus...“, wagte er sich forsch vor. Dafür erntete er einen skeptischen Blick und erstmal schweigen. „Wo ist das 'Sie' geblieben?“, kam schließlich die verspätete Reaktion. „Da wir eine Stufe besuchen und ich dachte dir würde ein wenig Smalltalk gut tun, hatte ich beschlossen das 'Sie' wegzulassen. Meine Schicht ist eh bald zuende“, erläuterte Kyle und lächelte sein gegenüber an. Dieser war zu verwirrt um seine Mimik zu unterdrücken. „Weil mir danach ist, lasse ich das mal durchgehen. Kyle... das war doch dein Name oder nicht?“, ließ sich der Blonde schließlich auf ein Gespräch ein. „Ja das bin ich. Aus deiner Parallelklasse, wir haben zusammen Naturwissenschaften. Und du bist Dimitri, der Sagenumwitterte!“, erwiderte Kyle und lehnte sich schließlich ebenfalls gegen die Wand. „Sagenumwittert...“, wiederholte Dimitri und zog eine Augenbraue hoch. „Du hast so eine besondere Aura um dich. Und deine ehemaligen Klassenkameraden haben da auch das ein oder andere erwähnt...“ Bei Kyles Worten versteifte sich der Blonde. Der Brünette bemerkte es zum Glück rechtzeitig und konnte ihn beruhigen. Zumindest hoffte er, das er ihn beruhigen würde. „Oh es ging nur darum das du eben aus einflussreichem Hause bist und das du eben keine Freunde hast. Außer wohl einem.“ „Ach und jetzt wo du es live gesehen hast machst du dich direkt an mich ran?“, kam die entrüstete Antwort. Wenn Kyle sich nicht irrte, dann konnte er sogar einen leichten Rotschimmer auf seinen Wangen ausmachen. Wie süß war das denn? Der so selbstbewusste Dimitri Kromanov konnte also rot werden. „Würde es dir denn gefallen, wenn ich mich an dich ranmachen wollen würde? Geld spielt dabei keinerlei Rolle. Es ist doch der Mensch der einen ausmacht. Außerdem ist Geld das man nicht selbst verdient hat nichts wert.“ Das entsprach der vollen Wahrheit. Kyle hasste es von anderen abhängig zu sein. Wenn er erstmal sein Abi hatte würde er einen guten Job bekommen und genug Geld verdienen um vom Amt wegzukommen. Dadurch das seine Mutter ihn alleine groß zog und sie nicht viel verdiente reichte es ja kaum für sie beide. Und sein Vater hatte immerhin darauf verzichtet wegen der Unterhaltskosten rumzuzicken. Trotzdem reichte es irgendwie nicht. Die so klug gewählten Worte veranlassten den Blonden dazu eine noch tiefere Röte ins Gesicht gezaubert zu bekommen. Dimitri konnte nicht anders als stumm dazustehen. Was wollte der Kerl da von ihm? Warum sagte er das, was er da sagte? Wie sollte er angemessen auf die Worte reagieren? Gab es überhaupt eine angemessene Reaktion? War er denn wirklich nicht hinter dem Geld her? Ging es denn nicht den meisten immer nur ums Geld? Ehe er sich versah hatte er auch schon einen Mann an seinen Lippen hängen. Völlig perplex ließ Dimitri es zu. Dieser Mann stahl ihm gerade seinen ersten Kuss und doch hatte er nichts dagegen. Wie lange hatte er nun schon auf so einen Moment gewartet? Es war ein anderer Mann in seiner Fantasie gewesen. Es war immer Dan gewesen der ihn küsste. Der ihm seine unendliche Liebe gestand und ihn von diesem Ort hier entführte. Der ihn weit, weit weg brachte. Irgendwohin, wo ihn seine Familie nicht verfolgen konnte. Wo es einfach nur ihn und Dan gab. Lautlos ran eine Träne über seine Wange. Wie sehnlich hatte er sich einen Kuss gewünscht? Kyle legte so viel Leidenschaft hinein, dabei kannten sie sich doch im Grunde gar nicht. Es war Dimitri nicht aufgefallen, das der Kuss schließlich beendet war. Noch immer stand er stumm weinend und mit geschlossenen Augen da. Kyle nahm den Blonden nur in seine Arme und schwieg. Sanft bettete er seinen Kopf an seine Schulter und bot ihm so ein wenig Komfort. Wenn sie hier nicht so abseits wären, hätte er nie gewagt diesen Schritt zu gehen. Es wäre Dimitri bestimmt nicht recht gewesen, wenn sie jemand dabei gesehen hätte. Vorsichtig streichelte der Brünette Dimitri durchs Haar und flüsterte ihm tröstende Worte ins Ohr. „Alles ist gut... Ich bin hier... Alles wird gut...“, wie ein Mantra sprach er die Worte immer wieder. Irgendwann hörte Dimitri auf zu weinen und versuchte sich vorsichtig zu lösen. Unsicher wagte er einen Blick in Kyles braune Iriden. „Wenn es dich beruhigt, ich weiß auch nicht was mich da eben getrieben hat... Wenn du das nicht willst, dann geh ich jetzt einfach und ja... ich geh einfach... Meine Schicht ist jetzt wohl eh beendet“, versuchte Kyle sich zu erklären und sein vorher so selbstsicheres Lächeln geriet ins Wanken. „Es war schön... Also.. wenn.. ich.. also ich weiß nicht...“ Unsicher huschte Dimitris Blick durch den Raum und blieb schließlich wieder an Kyle hängen. Was konnte denn schon groß passieren? Alleine durch seine Anwesenheit als Angestellter wird sein Großvater ihn einem Backgroundcheck unterzogen haben. Es sollte also sicher sein. Und er war ein Schüler an seiner Schule. Dimitri biss sich auf die Lippe. Schließlich nahm er Kyle bei der Hand und führte ihn ins innere des Gebäudes. Es würde eh nicht auffallen das er abwesend war. Für einen Moment, bei dem Kuss, hatte er Dan vergessen können. Das erste Mal seit einem Jahr hatte er seinen besten Freund vergessen. Vielleicht gab es ja doch sowas wie Liebe für ihn. Um das noch näher zu erforschen brachte er Kyle zu seinen Gemächern, hier auf dem Anwesen. Dort würden sie ungestört sein und er konnte in Ruhe herausfinden, was er da eigentlich gerade fühlte. Warum sein Herz nach so langer Zeit wieder so wild schlug. Das seine Tante Mona, mit einem wissenden Lächeln, seinen Abgang hatte beobachten können, das würde er erst am nächsten Tag erfahren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)