Déjà-vu / Visionen - Prolog von MitsuruSenpaii (Die andere Wirklichkeit) ================================================================================ Kapitel 2: Erwachen ------------------- "Hör auf, Adiane! Ich, Prinzessin Nia, Tochter des Spiral-Kings Lord Genome, befehle dir, Adiane der Eleganten, dich zurück zu ziehen. Was denkst du, wen du vor dir hast?" "Unmöglich...", ertönte es da aus dem feindlichen Ganmen, woraufhin eine unsichtbare Stimme antwortete: "Das ist doch Prinzessin Nia..." "Red keinen Unsinn! Wie sollte die Prinzessin denn die Hauptstadt verlassen können?" Daraufhin entgegnete die andere Stimme: "Ich verstehe, aber sie ähnelt Prinzessin Nia doch allzu sehr..." "Vielleicht.", antwortete daraufhin die allem Anschein nach weibliche Person in dem eleganten Ganmen. "Tun wir so, als hätten wir nichts gesehen und töten sie." "Gebt Acht auf Eure Worte, Adiane-sama! Der gesamte Funkverkehr wird aufgezeichnet!" Danach herrschten einige Sekunden lang Schweigen, und da, ganz unverhofft, drehte sich der feindliche Ganmen plötzlich um und sprang auf den riesigen Schlangen-Ganmen, der die ganze Zeit mit dem Kopf auf Dai-Gurren lag, zurück. "Ihr sollt verfaulen, ihr Menschen! Aber dies ist kein Abschied für immer! Denn ich komme wieder!" Mit diesen Worten zog sich das riesige Ganmen-Ungeheuer, welches die ganze Zeit zum Teil aus der Welle gelugt hatte, komplett zurück, und wenige Sekunden später verschwand auch die Wasserwand, welche Dai-Gurren umgeben hatte, als wäre sie nie da gewesen. "Was ist eine "Prinzessin"? Simon war kurz nach Nia auf die Bahn gerannt und hatte dann, genau wie Yoko, mit immer größer werdender Verwirrung und Ungläubigkeit dem Spektakel zwischen Nia und der Fremden zugesehen. "Die Tochter eines Königs." (*), antwortete Yoko. Damit wandte sie sich wortlos um und ging zurück ins Innere von Dai-Gurren. Sie hatte Kamina schon viel zu lang ohne Aufsicht gelassen, wer weiß, vielleicht war er ja in diesem Moment vollkommend unbeaufsichtigt...? Was, wenn sich sein Zustand in genau diesem Moment verschlechterte...? Und ehe sich Yoko versah, rannte sie bereits zurück ins Innere von Dai-Gurren. Als sie in Kaminas Quartier ankam, entdeckte sie dort Kiyal, wie sie nichtstuend in die Luft starrte. "Oh, Yoko. Du übernimmst...?" Vor lauter Rennen ging Yokos Atem so schnell, dass sie statt einer richtigen Antwort nur nicken konnte. So, wie Kiyal das sagte, klang es nach einer unwürdigen Aufgabe, an Kaminas Bett zu verweilen und über ihn zu wachen, doch Yoko sagte nichts. Stattdessen nickte sie nur, und nahm, sobald Kiyal draußen war, auf dem Hocker Platz. ""Niederwerfen" bedeutet..." Yoko stand an der Tür und hörte Kittan bei seinem "Verhör" zu, welches er gerade mit Nia führte. Doch anstatt sie zu "verhören", ließ er sich seinerseits von Fragen löchern, auf die dieser Schwachmat eh keine anständige Antwort hatte. "... mit der Faust zuzuschlagen" Nicht nur, dass er eh keine Ahnung hatte von dem, was er antworten sollte, nein, er erzählte dem Mädchen, dass ja ganz offensichtlich von den einfachsten Dingen im Leben keine Ahnung hatte, nur einen Haufen vollkommenem Schwachsinns. ""Mit der Faust"? Was heißt das?" Das war die helle und immer leicht verpeilt klingende Stimme von Nia, die da fragte. "Du willst wissen, was eine "Faust" ist?" "Nein, aber warum tust du denn so etwas?" "Weil man das macht, wenn man die Schnauze voll hat!" (*) Ja, die Schnauze voll hatte Yoko schon lange. Sie wandte sich ab; bei diesem "Verhör" würde ja sowieso nichts sinnvolles bei raus kommen - nicht anders zu erwarten von diesem Bananenkistenherrn. Sie hörte noch, wie sich Nia für die Erklärung all dieser interessanten Dingen bedankte, und wie er großkotzig meinte, dass das natürlich seine Aufgabe als Leader der Dai-Gurren-Dan wäre. Leader... schon allein wenn sie das Wort im Zusammenhang mit Kittan hörte, bekam sie das Kotzen! Wenn doch nur Kamina aufwachen würde... dann wär das alles vorbei! In seinem Zimmer angekommen ließ sie sich schwerfällig auf den Stuhl fallen, der in den letzten 8 Tagen ihr einzigster Freund hier drinnen gewesen war. Doch plötzlich wurde ihr die Stille zu still, die Wände schienen, als würden sie näher kommen, und alles begann, sich um sie herum zu drehen... Sie lehnte sich vor, den Schwindel ignorierend, und dann...- - ... ergriff sie Kaminas Hand! Zum ersten Mal seit dem Tag, an dem sie ihn mit King Kittans Hilfe aus Gurren geholt hatte, berührte sie Kamina - und wäre beinahe vor lauter Schreck zurück geprallt. Seine Haut war naß und eiskalt, wie die eines Toten! Doch er atmete, und sein Puls ging ebenfalls noch, wie Yoko nach einem Griff zur Vene am Hals feststellte. Nach einigem Zögern ergriff sie Kaminas Hand erneut, und dieses Mal ließ sie sie nicht vor Schreck zurück fallen. Dafür musste sie nun mit den Tränen kämpfen, und ehe sie sich versah, redete sie schon mit sich selbst: "Wieso wirst du nicht endlich wach, Kamina...?" Nein, genauer gesagt sprach sie mit Kamina, aber da er sie eh nicht hören konnte, war es nichts anderes, als wenn sie mit sich selbst sprach. Aber das war ihr in diesem Moment egal; sie konnte sowieso nicht aufhören, weiter zu sprechen. "Jeder hier denkt, du wärst tot, aber du lebst doch, verdammt nochmal! Wieso tun sie so, als gäbe es dich nicht? Wieso entscheiden sie über deinen Kopf hinweg? Wieso lebt jeder sein Leben ganz normal weiter... nur ich nicht...?" Die Tränen liefen ihr mittlerweile in wahren Sturzbächen hinab, aber das interessierte sie nicht. Sie konnte einfach nicht mehr auf das starke Mädchen tun, welches sie nicht war. Sie war mal stark gewesen, ja... - aber seitdem sie Kamina kannte, war sie einfach nur noch schwach! Schwach, verunsichert und ängstlich... das war aus ihr geworden! "Du verdammter Baka...! Wieso musstest du in meinem Leben auftauchen und alles auf den Kopf stellen? Aber nein, das reichte dir nicht... du musstest mir noch das Gefühl geben, wie es ist, etwas ungeheuer wichtiges verloren zu haben..." Alles hatte sich durch ihn verändert; nichts war mehr so, wie es war... Aber das schlimmste war, dass sie ihn, trotz all dem Schmerz, den sie wegen ihm hatte, schrecklich vermisste! Was würde sie dafür geben, wenn er nun ihre Hand drücken würde, sie zu sich ziehen würde und sie in seine starken Arme schließen würde! Doch das würde so bald nicht geschehen, das wusste sie. "Kamina..." Wie fremd sein Name in ihren Ohren klang. Seit 8 Tagen hatte so gut wie niemand mehr seinen Namen verwendet, fast so, als wäre es ein unausgesprochenes Gesetz, dass sein Name nicht genannt werden durfte; der, dessen Name nicht genannt werden darf... Und jedes Mal, wenn sie merkte, dass jemand statt seinem Namen er oder irgendein anderes Wort sagte, war in ihr die Wut hochgekocht. Sie taten alle so, als wäre er weg, tot, für immer verschwunden! Aber er lebte, verdammt nochmal! Allen voran Simon und sein Getue nervte! Er weinte so viel um Kamina, war ein an sich einfach nur jämmerlicher Anblick... doch anstatt seinen Hintern hierher zu bequemen, um sich selbst von Kaminas Zustand zu überzeugen, weinte er weiter auf die Mimimi-Tour und redete Kamina somit von allen am meisten Mundtot! "Es ist so ungerecht, weißt du...? Sie tun so, als wärst du tot, aber... aber du lebst doch, desho?" In ihrer Stimme lag ein winzig kleiner Funken von Hoffnung, aber natürlich regte sich Kamina nicht im geringsten. "Natürlich lebst du... du bist zwar momentan mehr tot als lebendig, aber dein Puls geht, du atmest und..." Sie beugte sich über Kamina, um ihren Kopf leicht auf seine Brust, welche sie an dieser Stelle unter der Decke erahnen konnte, zu legen. "... und dein Herz schlägt auch regelmäßig..." Sie richtete sich wieder auf und sah ihm einige Sekunden ins verschrammte, aber dennoch friedliche Gesicht. Dann überkam sie wieder die geballte Tränenflut, und so verbarg sie den Kopf weinend in den Armen... Sie wurde von dem unbestimmten Gefühl, dass etwas anders war, von einem seltsamen Dämmerzustand, der Schlaf näher dran war, als ihr recht war, wach. Aber im ersten Moment war sie noch zu benommen, um registrieren zu können, was es war, was da anders war - bis sie merkte, dass eine Hand unaufhörlich über ihren Kopf strich. "W-was...?" Als sie hoch fahren wollte, wurde sie mit sanften Nachdruck nach unten gedrückt. "Pssst... es ist grad so angenehm, findest' nicht?" Bei dem Klang dieser ungewohnten Stimme setzte Yokos Herz erstmal einige Sekunden aus, bevor es dann ruckartig und mit der doppelten Härte wieder anfing, weiter zu schlagen. Und ehe sie es verhindern konnte, traten ihr wieder die Tränen in die Augen. Nach ein paar Sekunden ließ der Druck auf ihrem Kopf nach, und sie konnte sie aufsetzen... - und Kamina in sein selig grinsendes Gesicht blicken! Für die erste Sekunde war Yoko sprachlos. Auch für die zweite und dritte. Dann - endlich - besiegte sie den Kloß im Hals zumindest soweit, dass sie seinen Namen stammeln konnte: "K-ka...Kamina?!" Kamina grinste leicht. "Wer denn sonst? Etwa der...-" Doch weiter kam er nicht, denn in diesem Moment fiel ihm Yoko weinend um den Hals. "Baka, Baka, Baka, Baaka!", flüsterte sie mit tränenerstickter Stimme, immer und immer wieder. "Schsss... ist ja gut...", flüsterte er ihr beruhigend ins Ohr, sodass sich Yoko schließlich zörgernd von der Umklammerung los machte. Als sie ihm jedoch in die Augen sah, überkamen sie erneut die Tränen. "Du hast ja gar keine Ahnung, wie sehr ich geweint habe! Acht Tage hab ich Angst gehabt, dich zu verlieren! Wie willst du das wieder gut machen?!" Ihre Stimme war zum Ende hin immer heller und schriller geworden, bis sie sich quasi überschlug. Aber Kamina lachte nur leise. "Tzzz... als würd ich einfach so abkratzen... Ore wo dare da to omotteyagaru? Ich kratz nicht so einfach ab, immerhin bin ich dir noch was schuldig..." Damit führte er ihr Gesicht sanft, nur mit sehr sachtem Nachdruck, hin zu seinem Gesicht und...- "Na, dann wollen wir mal schauen, wie es unserem hitzköpfigen Stachelkopf und der ebenfalls hitzköpfigen Amazone heut so geht...~♫" Leeron blickte auf die Krankenunterlagen, die ihm Kiyal vorhin gebracht hatte, und studierte diese eingehend, als er das Krankenzimmer von Kamina betrat - nur um dann wie zur Salzsäule erstarrt stehen zu bleiben. Nicht nur, dass Kamina anscheinend aufgewacht war, nein. Es war auch nicht damit getan, dass es ihm anscheinend schon wieder so gut ging, dass er sich aufsetzen konnte. Nein, was Leeron am meisten schockierte, war schlicht und ergreifend der Umstand, dass es ihm heut schon wieder so gut zu gehen schien, dass er Yoko... - nein, das dachte Leeron lieber nicht zu Ende. "Erhm..." Der Mechaniker und insgeheim auch selbsternannte Krankenaufseher der Dai-Gurren-Dan räusperte sich übertrieben, woraufhin Kamina und Yoko überrascht und sogleich tiefrot anlaufend auseinander stoben. Yoko war die erste, die ihre Stimme wieder fand. "L-leeron! W-was tust du hier?" Nebenbei versuchte sie sich beiläufig, die Tränen wegzuwischen. "Stell dir vor, Liebes: Ich wollte grad nachsehen, wie es unserem Hitzkopf-Paar Nummer Eins geht..." Er warf erst Yoko, dann Kamina nen anzüglichen Blick hin, aber zumindest bei Kamina verfehlte der seine Wirkung komplett. "Aber so, wie ich die Sache sehe, scheint das ja nicht nötig zu sein, huh...?" Er zwinkerte Yoko zu, was diese mit einem Frösteln zur Kenntnis nahm, dann wandte er sich um. "Ruft mich, wenn es Probleme oder dergleichen gibt..." - Nicht, dass Ron vor hatte, die beiden allzu lang allein zu lassen, immerhin musste Kamina Eingehens untersucht werden. Aber ein bisschen konnte man sie bestimmt schon allein lassen; er vertraute einfach darauf, dass sie nichts Unvernünftiges tun würden... "Seid aber schön brav", rief er noch zwinkernd, dann hatte Ron das Zimmer verlassen, und die beiden waren wieder allein. Und damit begann dann auch das große Schweigen, welches von Sekunde zu Sekunde unangenehmer wurde. Doch es war überraschenderweise Kamina, der die Stille unterbrach. "Acht Tage... sagtest du?" Augenblicklich bildete sich ein Kloß in Yokos Hals. "Uhm...", antwortete sie zögernd." Kamina sah unterdessen zum ersten Mal aufmerksam im Zimmer um. "Sind wir hier... in Dai-Gurren?" Ein Nicken seitens Yoko. "Was ist nach meiner... Verletzung... passiert?" "Naja... Leeron und die anderen haben Dai-Gurren übernommen und zum Laufen gebracht, und nun ist es die mobile Festung der Dai-Gurren-Dan..." Es war so ungewohnt, mit ihm zu reden, dass ihr fast wieder die Tränen kamen. Noch gestern war dies unmöglich gewesen! Sie konnte gar nicht ausdrücken, wie glücklich und dankbar sie für dieses "Wunder", wie Leeron es nannte, war. "Oii... ihr habt sie wirklich in Dai-Gurren-Dan unbenannt...? Das ist ja dann wohl dein Verdienst, ne?" Kamina ließ sie erst gar nicht zu Wort kommen, sondern sah sich weiterhin um. "Wie ich dich kenne, lässt du mich wahrscheins nicht auf nen Erkundung-Trip, hn?" Darauf erntete er einen empörten Blick von Yoko. "K-kamina!?" Aber der winkte gleich ab. "Schon gut, schon gut... Sag... wo ist Simon?" Augenblicklich kam der Kloß zurück, und dieses Mal sogar um einige Brocken größer als beim letzten Mal. Sie wusste insgeheim, dass die Frage kommen würde, hatte sich aber dennoch nicht auf sie vorbereiten können. Was sollte sie ihm sagen? Das Simon an seiner Verletzung schuld war? Dass er beinahe wegen Simon gestorben wäre? Wahrscheinlich wusste Kamina nichtmal, wie schlecht es um ihn gestanden hatte. Wie sollte sie ihm das also klar machen?! Kamina war so ahnungslos, er konnte nicht wissen, welche Höllenqualen Yoko durchleben musste, nur weil Simon seine Sache nicht anständig hat machen können! "Der... hat sich in den ganzen 8 Tagen kein einziges Mal hier blicken lassen... Die ganze Zeit geheult hat er, wie wenn du gestorben wärst..." Die Worte taten ihr bereits leid, bevor sie heraus waren. Aber Kamina reagierte anders, wie erwartet. "So... Ich war... wohl mehr tot als lebendig, huh?" Yoko antwortete nicht. Aber das schien auch nicht nötig, denn Kamina wusste auch so schon die Antwort. "Es stand wirklich schlimm um mich... und eigentlich sollte ich tod sein... Ich weiß das... ich glaub, ich hab sowas wie den Alten höchstpersönlich getroffen..." "Hm? W-was...-?" Doch der blauhaarige Stachelkopf ließ sie abermals nicht aussprechen. "Mei, mei, mei... Ich glaub, ich muss dem kleinen mal zeigen, wie gut es mir geht! Gibts ja nicht... ich lieg im Sterben, und der bequemt sich nicht mal hierher - was zur Hölle denkt er, wer er ist?!" Doch gerade, als Kamina einen Fuß aus dem Bett schwingen wollte, sprang Yoko von ihrem Hocker hoch und drückte ihn zurück. "Kamina!", schrie sie fast panisch. "D-du darfst noch nicht aufstehen!" Dann verlor sie allerdings den Halt, und landete kurzerhand auf seinem Bauch - was Kamina sofort mit einem erschrockenen und schmerzerfüllten Einziehen der Luft quittierte. "Wah, g-gomen!" Doch gerade, als sie sich wieder schleunigst aufrichten wollte, legte Kamina den Arm um sie - was diese widerrum mit einem erschrockenen Aufkeuchen zur Kenntnis nahm. "K-kamina! N-nicht! Deine Wunde!" Dieser schüttelte jedoch nur schwach den Kopf. "Wenn du dich nicht zu schwer machst und dich nicht bewegst, dann gehts etwas..." Das rothaarige Mädchen wurde durch die ungewohnte Nähe so rot, dass sich ihre Hautfarbe kaum noch von ihrer Haarfarbe unterschied, doch Yoko zwang sich zur Ruhe. Genau sowas hatte sie sich doch vorhin noch gewünscht, als sie weinend an Kaminas Bett eingeschlafen war! Aber wieso schlug ihr Herz dann so schnell? Nach einer Weile des Schweigens fragte Yoko aber schließlich: "Willst du Simon so sehr sehen?" Sie hatte zwar Angst vor der Antwort, aber sie musste es einfach wissen! Kamina ließ sich einige Sekunden Zeit, ehe er antwortete. "Ach Quatsch. Unbedingt würd ich es nicht nennen... mich kratzt's nur, dass ich dem Kleinen plötzlich so egal bin..." "Du... bist ihm nicht egal... Nur hat er sich die ganze Zeit aufgeführt, als wenn du gestorben wärst..." Sie brach nur kurz ab, um einmal zu schlucken, ehe sie weiter sprach. "Aber nicht nur er... auch Rossiu, Dayakka, Gimmy, Darry, Kittan und seine Schwestern... bis auf mir und Leeron schienen sie in regelmäßigen Abständen zu vergessen, dass du überlebt hast..." Und dann war da noch diese Vision, die sich fast wie ein Déjà-vu angefühlt hatte, aber seltsamerweise nicht das gezeigt hatte, was die Realität wirklich ausmacht - das, und das jeder sie gehabt hatte, der zu dem Zeitpunkt draußen auf dem Flur gestanden hatte. Aber das verschwieg Yoko lieber. Sie wollte Kamina nicht noch unnötig Sorgen bereiten. Aber anstatt still zu sein, sprach sie fast schon gegen ihren Willen weiter. "Weißt du... er weiß es..." Als Kamina nicht gleich verstand, schluckte Yoko kurz. "Es... er weiß... das wir uns geküsst haben..." Die Worte kamen nur zögernd über die Lippen - ihr war das doch sehr peinlich, aber einmal angefangen, konnte sie mit der Erzählung auch nicht mehr aufhören. "Er hat uns an jenem Abend beobachtet und ist danach in Dayakka und Kittan reingerannt. Daher weiß ich es - daher, und weil ich, kurz nachdem du gegangen warst, ein Geräusch im Gebüsch gehört hatte..." Kamina schwieg eine geraume Weile, ehe er antwortete. "Deshalb war er also so seltsam drauf..." "Genau... deshalb... hat er sich nicht konzentrieren können... Deshalb... hatte die Übernahme von Dai-Ganzan nicht funktioniert... und deshalb..." Sie brach ab, wieder kurz vor den Tränen stehend. Er schwieg wieder eine geraume Weile, aber als er dann antwortete, klang er sauer: "Dieser Idiot! Wieso hat er es mir nicht erzählt?!" Kamina war dabei, sich in Rage zu reden, sodass Yoko ihn sofort besänftigen musste: "Nicht, deine Wunde!" Kamina antwortete nicht, und auch Yoko schwieg. Solange, bis sie sich nach einer ihr endlos vorkommenden Zeit endlich von seiner Umarmung löste. Als Kamina dabei schmerzverzerrt ein Auge zukniff, meldete sich sogleich auch das schlechte Gewissen wieder. "Mist, deine Wunde - gomen ne!" Doch der blauhaarige winkte nur ab. "Schon okay... was hast du nun vor...?" "Ich hole Leeron. Du musst dringend untersucht werden..." Und es wird Zeit, dass sich Simon der Realität stellt, verdammt nochmal...!, fügte sie in Gedanken hinzu. "Ich komm nachher wieder, versprochen!" Und dann verließ sie das Zimmer, noch bevor Kamina etwas darauf erwidern konnte... Es dauerte eine Weile, bis Yoko heraus fand, wo Simon war: Auf Deck von Dai-Gurren, zusammen mit Nia. Auf dem Weg dorthin ging ihr vieles durch den Kopf. Sie fragte sich, ob sie Simon überhaupt sagen sollte, dass Kamina aufgewacht war - und wenn ja, wie. Hinzu kam, dass ja Nia bei ihm war. Yoko wusste nicht, was sie von dem kleinen Mädchen mit den Wolkenähnlichen Haaren halten sollte. Schon allein, wenn sie bedachte, wie Simon bei ihr rot wurde, überkam sie ein gewisses Maß an Wut - erst so eine Schau wegen ihr abziehen, aber kaum tauchte das nächste Mädchen auf, das nett zu ihm war, wurde schon bei der rumgeblushed. Yoko konnte das nicht verstehen... Wenn er wirklich in sie verliebt war, dann war es damit doch nicht einfach so von heut auf morgen vorbei, oder? Folglich war er nie wirklich in mich verliebt... Eine andere Antwort konnte es doch nicht geben, oder? Aber wenn das wirklich stimmte, dann hatte sie noch mehr als genug Gründe, auf ihn sauer zu sein, denn dann war Kamina schlicht und ergreifend für nichts verletzt worden! Sie schüttelte den Kopf und versuchte, diesen unsinnigen Gedanken los zu werden. Simon hat es natürlich nicht bös gemeint... er konnte nichts dafür. Und wenn hier jemand schuld war... dann doch sie! Immerhin war sie nett zu Simon gewesen - kein Wunder also, dass er sich daraufhin etwas eingebildet hatte! So gesehen wäre das also gar nicht passiert, wäre sie nicht nett zu ihm gewesen. Aber bedeutete das für die Zukunft etwa, dass sie zu niemanden mehr nett sein durfte...? - Die Gedanken gerieten langsam auf Bahnen, die Yoko nicht sonderlich erfreuten, aber einmal ins Rollen gekommen, ließen sie sich kaum anhalten. Sie konnte nur froh sein, als sie endlich bei Simon und Nia ankam, denn das gab ihren Gedanken endlich die Pause, die sie auch brauchten. Simon erzählte gerade über Kamina, seinem Aniki. Yoko verbarg sich deshalb im Schatten - wieso, wusste sie nicht. Vielleicht, weil es sie interessierte, was Simon dachte. "Deswegen hassen mich hier alle. Daran ist wohl nichts mehr zu ändern.", sagte Nia da. Sie stand an der Brüstung und schaute hinaus aufs weite Land, mit ungewohnt nachdenklichem Gesicht. "Niemand hier hasst dich, Nia.", antwortete Simon. Er hatte nach wie vor zentimeterdicke Ringe unter den Augen und starrte ebenfalls nach wie vor auf den Boden, als gäbe es da irgendetwas höchst interessantes zu entdecken. Andererseits - für diese These strahlte er einfach viel zu viel Desinteresse und Abwesenheit aus, sodass es eher so aussah, als würde sich vor ihm auf dem Boden ein Spektakel abspielen, was an bloßer Langeweile wahrscheinlich nur noch von Leeron Mechaniker-Gelabere übertroffen werden konnte. "Ich glaube auch nicht, dass Aniki mit Hass im Herzen gekämpft hat. Ich kann es nicht besser ausdrücken, aber was auch immer ihm furchtbares passiert ist: er hat es immer mit Humor genommen. Wie soll ich es sagen? Mein Bruder war..." "Ein Idiot - Grenzenlos in seiner Einfalt.", beendete Yoko den Satz lächelnd. "Und er war es nicht, sondern ist es noch immer." Eigentlich wollte sie sich noch viel mehr darüber aufregen und wollte klar machen, dass man es doch bitte sein lassen sollte, die Vergangenheitsform in Zusammenhang mit Kamina zu erwähnen, doch das war für die Sekunde vergessen. Stattdessen tat es Yoko Nia gleich und ließ ihren Blick auf die ereignislose und karge Ödnis rund um Dai-Gurren gleiten. Dann senkte sie den Kopf und meinte leise: "Ich würde auch gern etwas hören... über ihn..." Simon zögerte auch nicht lange. "Es war lang bevor wir Yoko begegnet sind. Wir hatten beschlossen, dass wir versuchen würden, aus unserem Dorf abzuhauen. Aber dann..." Auf einmal verkrampfte er sich zusehens, doch er sprach dennoch weiter, "... aber dann war dieses Erdbeben, und alles war verschüttet." "Diese Geschichte...?" "Was?" Simon sah nicht einmal auf. "Nichts" Yoko schüttelte sacht den Kopf, mit einem angedeuteten Lächeln auf den Lippen. Sie kannte diese Geschichte. Kamina hatte sie ihr erzählt, einen Abend, bevor der Kampf gegen Dai-Ganzan, Viral und Tylmilph begonnen hatte. Aber dennoch sagte sie: "Erzähl weiter." Als hätte Yoko nie einen Zwischenruf getätigt, erzählte Simon weiter: "Und ich hatte Angst, auch unter Geröll begraben zu sterben, genau wie meine Mutter und mein Vater. Aber Aniki hat uns immer wieder ermutigt und vorangetrieben... und gelacht..." Der Schluss des Satzes sagte er so leise, dass es nicht mehr als ein Flüstern war, aber dennoch verstanden beide Mädchen ihn. "Meine Hände haben aufgehört zu zittern. Wenn ich wie in Trance gegraben habe, konnte ich die Erde und den Fels sprechen hören: "Hier ist es weich! Versuch mal, hier zu graben!" Nur diesen Stimmen folgend, habe ich gegraben. Aber hätte ich dort damals aufgegeben, wären wir alle gestorben. Unsere Rettung hatten wir meinem Aniki zu verdanken! Er hat nämlich niemals aufgegeben." Während er das sagte, fing sein linkes Auge an, zu zucken, und es sah aus, als würde er jeden Moment anfangen zu weinen. Aber er tat es nicht. Und selbst Yokos Lächeln war verschwunden. Sie sah nur noch mitleidig auf Simon herab - weil er so vieles nicht verstand, und weil er einem deshalb fast leid tun konnte. "Und so ist es immer gewesen. Ohne ihn bin ich zu nichts zu gebrauchen. Daher muss ich so werden wie er, wenigstens ein bisschen - das muss ich lernen!" Seine Stimme war zum Ende hin beinahe nur noch ein Krächzen, und dennoch lagen soviele widerspenstige Emotionen in ihr, dass es schwer für Yoko war, sie alle beim Namen zu nennen. Die am stärksten vertretene davon war eindeutig Trauer, dicht gefolgt von... ja, was? Selbsthass? Selbstmitleid? - Was auch immer es war... er konnte einem leid tun. Aber was hatte Yoko anderes von ihm erwartet? War es nicht vorhersehbar gewesen, dass es so kommen würde? Plötzlich erhob Nia ihre glockenhelle Stimme: "Das ist nicht wahr." Als Simon aufsah und auch Yoko ihr nen Blick schenkte, breitete Nia beide Arme weit auseinander und meinte: "Mich hast du doch ganz alleine gerettet, oder etwa nicht?" "Aber das...-", wollte Simon einwenden, doch Nia ließ ihn erst gar nicht zu Wort kommen: "Simon, auch du allein kannst Großes leisten! Du bist wie besessen von diesem Aniki - Warum?" "Du fragst, warum? Du kennst ihn nicht, Nia." "Man kann niemanden kennen, der nicht da ist! Du aber, Simon" - dessen Auge bei Nias Worten anfing, immer heftiger zu zucken - "solltest nicht von jemanden abhängig sein, der nicht da ist." Und während Nia ohne Rücksicht auf Verluste fröhlich immer weiter daher laberte, verzweifelte Simon sichtlich an deren Naivität. "Nia!" (*) Und gerade, als sich Yoko einmischen wollte, um beide darüber in Kenntnis zu setzen, dass Kamina noch lebte, erschwoll ein Lichtblitz vor ihrem inneren Augen, und plötzlich hörte sie sich schreien: "Du hast doch keine Ahnung von Simons Gefühlen! Du hast Kamina doch nicht einmal gekannt!" "Ich verstehe Simon, auch ohne seinen Aniki gekannt zu haben.", erwiderte Nia da etwas eingeschnappt. "Simon ist keinesfalls zu nichts zu gebrauchen. Aber sich auf jemanden zu fixieren, der für immer verloren ist..." Da ergriff Yoko Nia bei den Armen und zog sie zu sich. "Du redest, als würde dich das etwas angehen! Hast du schon vergessen, wer Schuld ist an Kaminas Tod ist? Und trotzdem klopfst du hier diese neunmalklugen Sprüche?" Nia starrte sie erst einige Sekunden entsetzt an, dann wandelte sich ihr Gesichtsausdruck in Schrecken, und zum Schluss wandte sie den Blick verletzt zur Seite. Als Yoko merkte, wie Nia verletzt zur Seite sah, starrte sie sie noch einige Sekunden lang wutentbrannt an. "Verzeih mir..." Und das brachte das Fass dann zum Überlaufen. Sie merkte, wie ihr die Tränen kamen, dann ließ sie Nia los und wandte sich abrupt um. "Es ist, wie du gesagt hast. Wie viel wir auch trauern, Kamina wird nicht zurückkommen. Das wissen wir auch. Vielleicht wäre es bequem, ihn einfach zu vergessen..." Sie brach ab, heftig gegen den Kloß in ihrer Kehle ankämpfend, und erst, nachdem sie einige Male hart hinuntergeschluckt hatte, fand sie die Willenskraft und die Stimme, um weiter zu sprechen: "... aber man kann... jemanden doch nicht einfach so vergessen!" (*) Den letzten Teil des Satzes schrie sie, dann ging sie - es war wahrscheinlich eh zu spät, sie hatten bestimmt gemerkt, dass sie weinte, aber sollten sie halt. Was kümmerte es sie? Sie...- - ... und damit endete diese Version so schlagartig, wie sie gekommen war. "Was zum...?!" Nia stand zwischen ihr und Simon, und wedelte einmal Simon, dann ihr, und dann wieder ihm aufgeregt vor der Nase rum. "D-Daijobou?", fragte sie mit zittriger Stimme. "Was... was ist passiert?" Benommen fuhr sich Yoko über die Augen. Was war das? Sie schüttelte einige Male heftig den Kopf. "Hier stimmt etwas nicht..." Dann fiel ihr ein, dass es sowas am Tag zuvor auch gegeben hat. "... Genau wie gestern... Gestern ist doch genau das selbe passiert, erinnerst du dich, Simon?!" Simon wirkte einige Sekunden lang so, als könne er sich nicht erinnern, doch dann schien es, als würde die Erinnerung zurück kehren. "Stimmt..." "Erst dieses seltsame Verhalten aller Dai-Gurren-Dan Mitglieder außer mir und Leeron... und dann schon zweimal diese Versionen... was hat das zu bedeuten?" "Seltsame Verhalten...?" Simon sah sie fragend an, als wisse er nicht recht, was er von der Aussage des rothaarigen Mädchens halten sollte. "Jetzt komm schon! Außer mir und Leeron behandelt jeder hier Kamina, als wär er tod! Aber er lebt!" Der kleine Junge mit der Fliegerbrille starrte sie weiterhin verwirrt und nichtsverstehend an, als würde Yoko in irgendeiner fremde Sprache mit ihm reden. Aber gerade, als er was erwidern wollte, schnappte sich Yoko Simons Hand und zerrte ihn mit sich. "Y-yoko?!" Doch Yoko hörte erst gar nicht auf das Gequängel von Simon, auch nicht auf Nia, sondern schleifte Simon einfach nur hinter sich her, in Richtung Kaminas Krankenzimmer. Wird sich ja zeigen, wer hier spinnt!, war ihr einziger Gedanke. Es konnte doch nicht sein, dass außer ihr und Leeron jeder hier dachte, dass Kamina das Zeitliche gesegnet hat! Sie würde diesen Gedanken schon aus der Welt schaffen, und wenn sie jeden einzeln in Kaminas Zimmer schleifen musste! "Yoko! W-was hast du vor?!" Doch Yoko reagierte auch jetzt nicht, sondern schleppte Simon als weiter hinter sich her. Bis sie vor Kaminas Zimmer standen. "Was... was wollen wir hier?" Nicht nur Simon, auch Yoko war ganz außer Atmen, als sie vor dem Zimmer, in dem Kamina lag, anhielten. Dennoch wirbelte sie herum und funkelte Simon zornig an. "Das fragst du noch?! Du willst mir doch nicht weiß machen, dass du wirklich denkst, Kamina wäre vor 8 Tagen auf dem Schlachtfeld verstorben!?" "Aber...-" Doch Yoko ließ ihn erst gar nicht zu Wort kommen: "Kamina lebt! Er lebt, und ich werde es euch so lang ins Gehirn trichtern, bis ihr es endlich schnallt!" Und damit öffnete sie die Tür und zog Simon mit sich in den Raum. In dem Raum herrschte nach wie vor Dunkelheit, doch Yoko merkte sofort, dass sie nicht allein waren. "Wer ist da?", rief sie in die Dunkelheit hinein, während sie versuchte, ihre Augen an die Dunkelheit zu gewöhnen. "Oh, Yoko. Da bist du ja.", sagte Leerons Stimme, und dann ging das Licht an. Fast schon von einer unbestimmten Panik erfüllt - was, wenn sie die ganzen letzten 8 Tage geträumt hatte und es in Wahrheit sie war, die der Realität nicht ins Auge sehen konnte? - wandte sie den Blick zum Bett - und wäre vor lauter Erleichterung beinahe zusammen gebrochen: Dort lag er, wie immer mit einem dicken Grinsen im Gesicht... Kamina. "Oii, Yoko - da bist du ja wieder! Und wie ich sehe, hast du meinen Soul Brother mitgebracht!" Yoko aber wandte sich an Simon und packte ihn, stellte ihn dann vor sich und zeigte auf Kamina. "Da! Siehst du es? Kamina - dein Aniki - lebt! Oder sieht so ein Toter aus?" Sie zeigte noch einige Male auf Kamina, der ihr dafür nur nen verwunderten Blick zuwarf, ehe sie Simon ins Gesicht sah. "Aber... aber... Wie... wie ist das möglich...? Er... er... ist doch gestorben... vor 8 Tagen... im Kampf gegen Tylmilph und Viral... Ich... du... wir beide... waren doch dabei?" Er schüttelte mehrere Male den Kopf, in seinem Augen dieser leblose Ausdruck, der nicht nur Trauer und hilflosen Zorn ausdrückte, sondern schon fast an schiere Verzweiflung grenzte und den Yoko ihm am liebsten raus prügeln würde. "Wie ist das möglich?!", fragte er noch einmal, nur dieses Mal viel näher an der Verzweiflung dran, als zuvor. "Was? Aber du warst es doch, der als erstes die Bewegung in Gurren bemerkt hast, Simon!" Sie packte ihn noch fester - so fest, dass in Simons Gesicht ein Ausdruck von Schmerz entstand - und begann, ihn heftig zu schütteln. "Verdammt, Simon! Hör auf damit - es ist nicht mehr witzig, verstehst du?!" Sie schüttelte ihn weiter, bis sie hörte, dass Simons Zähne aufeinander schlugen, und bis...- - Leeron eine Hand auf ihre Schulter legte. "Lass ihn los, Yoko!" Als wäre sie bisher nicht sie selbst gewesen, trat plötzlich ein Ausdruck blanken Entsetzens in ihre Augen. "Was...?!" Dann ließ sie eiligst Simon los. "G-gomen ne..." Sie fuhr sich zweimal übers Gesicht und versuchte, sich wieder zu beruhigen. Was war da eben nur in mich gefahren? Sie schüttelte den Kopf. "'Schuldige...", sagte sie nochmal. "So wie Simon geht es allen hier - bis auf uns beide...", meinte Leeron da, nachdenkend auf seinen kleinen Minicomputer blickend. "Nicht nur Simon, der doch der war, der überhaupt als erstes bemerkt hatte, dass sich was in Gurren-Lagann bewegt... Auch Kittan, dessen Ganmen du benutzt hast, um Kamina aus Gurren-Lagann rauszuholen, und Dayakka, der mich mit seinem Ganmen immerhin zu Kamina gebracht hatte, und sogar Reite, die zusammen mit mir Kamina operiert hat... niemand von ihnen scheint wirklich zu wissen, dass Kamina lebt... Selbst wenn ich sie damit beauftrage, auf ihn aufzupassen, reagieren sie erstmal, als hätte ich sie damit beauftragt, einen Toten zu bewachen - und sobald sie aus diesem Zimmer draußen sind, haben sie bereits wieder vergessen, dass sie überhaupt hier waren..." Er machte eine kurze Pause, und blickte dann nachdenklich zu Simon, der mit starren, ausdrucks- und fassungslosem Gesicht dastand und Kamina anstarrte, als könne er sich durch simples starren davon überzeugen, auch keiner Fata Mogana auf dem Leim gegangen zu sein. Und genau dieser Blick machte Yoko wieder rasend, sodass sie ihm einen herben Stoß auf dem Rücken gab, der Simon zu Kamina ans Bett taumeln ließ. "Wenn du dir nicht sicher bist, ob er echt ist, dann fass ihn an, dann wirst du schon merken, dass es kein Traum ist!" Leeron sagte nichts dazu. Stattdessen meinte er leise: "Und als wär das nicht suspekt genug, haben die meisten in regelmäßigen Abständen diese Visionen, die ihnen Erlebnisse und Ereignisse vorgaukeln, die so gar nicht stattfanden." "Als würde etwas mit versuchen, uns mit aller Macht von Kaminas Tod zu überzeugen...", murmelte Yoko leise. "Wie bitte?" Leeron sah interessiert auf, aber Yoko winkte nur ab. "N-nicht so wichtig." "Und ob es wichtig ist", meinte der Mechaniker der Dai-Gurren-Dan mit Nachdruck. "Also?" "Naja...", fing Yoko zögernd an. "Ich sagte, dass man fast meinen könnte, irgendetwas wolle uns mit aller Macht davon überzeugen, dass Kamina doch gestorben ist... - War nur ein schwachsinniger Gedanke, also mach dir darum...-" Doch Leeron ließ sie erst gar nicht weiter reden. "Das ist ja interessant... denn genau den selben Gedanken hatte ich bereits auch..." "Aber das ist doch völliger Schwachsinn! Wer - oder was - sollte schon dazu in der Lage sein, unsere Gedanken derart zu manipulieren, dass alle denken, Kamina wäre tot?" Doch es schien, als würde Leeron ihr nur noch mit halbem Ohr zuhören. "Ron? Hörst du mir überhaupt zu?" Dieser winkte auf die Frage nur ab. "Das ist wirklich eine mehr als nur interessante These... ich glaub, ich sollte mich mal genauer bei den restlichen Mitgliedern umhören und heraus finden, was die so über Kamina denken..." Als Yoko ihn daraufhin geschockt anstarrte, zwinkerte er nur. "Ich würde dir vorschlagen, die Sache erstmal beruhen zu lassen. Kamina geht es soweit ganz gut. Nur sollte er Aufregungen und Anstrengungen vermeiden..." Beim Wort "Aufregungen" stahl sich jedoch ein so schmutziges und anzügliches Grinsen auf sein Gesicht, dass Yoko gar nicht anders konnte, als rot anzulaufen. Sag doch gleich Erreung statt Aufregung, du Honk!, wollte sie ihm an den Kopf werfen, doch da war Ron schon mit tänzelnden Schritt und breitem Grinsen aus dem Zimmer gegangen. Sie wandte sich leicht grummelnd zu Kamina, aber dann bemerkte sie, dass ja Simon immer noch im Raum war. Und als hätte Kamina nur auf ihre Aufmerksamkeit gewartet, meinte er nun: "So. Kann mir nun mal wer erklären, was hier eigentlich für 'en Spiel gespielt wird? Der Kleine" - dabei zeigte er auf Simon, welcher wie unter einem Peitschenhieb zusammen zuckte - "denkt also wirklich, ich sei tot - und laut Ron scheint er damit in allerbester Gesellschaft zu sein, hn? So nen Schwachsinn...!" Er wollte aufstehen, doch sofort war Yoko bei ihm und hinderte ihn daran. "Nicht! Deine...-" "Jaa, ich weiß, meine Wunde - hmpf." Beleidigt ließ er sich zurück ins Kissen sinken. "Dabei würd ich gern den ganzen Affen mal zeigen, wer hier tot ist... Ore wo dare da to omotteyagaru? Und was zur Hölle denken die, wer sie sind?! Den großartigen Kamina-sama tot reden, tzzz, soweit kommts noch..." Als nächstes schnippte er Simon gegen die Brust, welcher erneut wie unter einem Schlag zusammen zuckte. "Und du bist auch nicht besser, Simon.", sagte er an den kleinen Jungen gewandt. "Selbst, wenn sich die ganze Welt gegen mich verschwört; auf dich konnte ich mich immer verlassen. - Zumindest war das mal so..." Yoko räusperte sich umständlich. "Ich... ich geh mal einen Apfel für dich holen - du hast doch bestimmt Hunger, nicht wahr?" Kamina wollte antworten, aber da die Frage eh eher rhetorischer Natur war, wartete sie erst gar nicht auf dessen Antwort ab, und verließ schleunigst den Raum. Das war jedoch nur ein Vorwand, um aus den Raum zu kommen. In Wahrheit wollte sie nur nicht dabei sein, wenn Kamina Simon zu Rede stellte - worüber sie auch immer reden würden... Sie vermutete, dass neben einigen anderen Dingen auch die Sache mit dem Kuss zwischen Kamina und Yoko zu Tisch kommen würde, und spätestens das wollte sie nicht mit anhören - weil Simon wissen würde, dass sie es war, die Kamina das erzählt hat. Und dann war da noch die Sache mit ihrer Vermutung... Im ersten Moment war es ihr selbst als Hirngespinst vorgekommen - wer oder was sollte denn schon über die Macht verfügen, die Gedanken so vieler Menschen auf diese Art und Weise zu manipulieren? - Und vor allem: Wieso? Aber je mehr sie darüber nachdachte, umso suspekter wurde es ihr. Es war doch nicht mehr normal, dass alle einfach vergaßen, dass Kamina lebte - sogar jene, die ihn seitdem gesehen haben oder an seinem Bett wachten! Sie hatte eigentlich eher aus Jucks vorhin, als sie nach Simon gesucht hatte, Kiyoh gefragt, ob sie wisse, wie es Kamina zwischenzeitlich ginge. Ihre Reaktion bestand aus einem mehr als nur verwirrten Blick und der Frage, ob sich Yoko einen Scherz mit ihr erlaubte. Aber bevor Yoko hatte antworten können, hatten sich Kiyohs Gesichts geändert, und sie hatte mit sorgenvollem, aber auch einfühlsamen Blick gemeint, dass sich Yoko vielleicht erstmal ein paar Stunden Ruhe gönnen sollten. Yoko hatte dieses Verhalten erst nicht verstanden, doch so langsam ergab das alles Sinn: Selbst Menschen, die wenige Stunden zuvor auf Kamina aufgepasst hatten, schienen ihn im selben Maße, in dem sie nicht mehr in seiner Nähe waren, zu vergessen und - was noch viel schlimmer und merkwürdiger war - dem Trugschluss zu erliegen, er wäre damals vor 8 Tagen auf dem Schlachtfeld gestorben! Und dann kamen noch diese "Visionen" dazu, die jeder von ihnen in regelmäßigen Abständen zu haben schien - selbst Yoko! Das kann doch nicht mit rechten Dingen zugehen!, war Yoko einzigster Gedanke. Aber was sollte sie machen? Ron hatte ihr ja geraten, die Sache erstmal beruhen zu lassen - da konnte sie schlecht über Megaphon sämtliche Besatzungsmitglieder der Dai-Gurren-Dan anschnauzen und ihnen klar machen, dass Kamina lebte. Schon allein, weil er das dann auch hören würde, und das musste nicht sein. Er hatte eh schon viel zu viel von den seltsamen Dingen, die hier vor sich gingen, mitgekriegt, und das war bestimmt nicht gut für ihn und sein Temperament. Und doch: Yoko konnte nicht einfach zulassen, dass hier jeder außer ihr und Ron Kamina tod redete. Deshalb schwor sie sich, etwas dagegen zu unternehmen. Und wenn es sie das Letzte kosten würde - sie würde schon heraus finden, was hier falsch lief. Das schwor sie sich. Erklärung des (*) Die Dialoge dieses Chapters sind - soweit sie in der Serie vorkamen - alle den deutschen Subs der GURREN-LAGANN DVD, erschienen bei BEEZ, entnommen. - Danke für die Aufmerksamkeit. OOC alias Sinnloses Autorengeblahe °A°\ Dieses Chapter ist mein kleines und bescheidenes Valentinstags-Präsent für , , und allen, die mich lieben und gern haben und die FF lesen und kommentieren |/D ~ Kay, es geht zwar nit um den Valentinstag an sich, aber das war auch Storytechnisch gar nicht unterzubringen - wie hätt das auch ausgesehen, wenn Yoko und Kamina schön Valentinstag zusammen verbringen, wenn er in der Story bis dato nit mal aufgewacht ist? Imho dacht ich, dass es zur Abwechslung yah nit unbedingt mit Valentinstag zu tun haben muss |D Hoff, des ist nicht schlimm °A° Btw... ich weiß nicht, ob es wer gemerkt hat, aber... weil schon Happy School Life (http://animexx.onlinewelten.com/fanfiction/autor/423893/229490/) extrem Alternativ-Universum ist, geb ich mir mit Déjà-vu äußerst große Mühe, die Geschichte so gut es geht ins Original-Setting und Geschehen einzubauen. Deshalb übernehm ich auch oft die Dialoge 1 zu 1, wie sie im Anime (also in den deutschen Subs der GURREN LAGANN DVD) vorkommen. Anyway... Mein Ziel ist es, die perfekte TTGL-FF zu erschaffen. Gut, zugegeben... die Sache mit der Fringe-Erklärung für Déjà-vu macht das wieder etwas kaputt, weil es wieder etwas ist, was OC ist... Aber ich wollt diese Sache mit dem anderen Ast der Wirklichkeit schon so lange in Bezug auf Kamina bringen, dass ich es nicht mehr rausnehmen könnte - und es hat sich doch bisher gut an die Story und an TTGL angepasst, oder? Wie dem auch sei... Über gute, konstruktive Kommis bin ich SEHR dankbar, denn diese FF ist atm mein Herzensprojekt und mir daher sehr wichtig. Greez Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)