Der Schöne und das Biest von S0RA ([ Hizaki Grace Project ]) ================================================================================ Kapitel 4: Part 4 ----------------- Ich wachte auf und hatte leichte Kopfschmerzen. Statt Jukas Lippen spürte ich den Geschmack von Wein in meinem Mundbereich, gemischt mit den Kräutern, die in meinen Spaghetti gewesen waren. Ich hätte weiter schlafen sollen, wirklich… „Scheiße.“, fluchte ich leise vor mich hin und rieb mir über das Gesicht. Ich ärgerte mich, dass ich Wein nicht so gut vertrug, aber dafür Bier wie Wasser trinken konnte! Na gut, wenn ich ehrlich sein soll, sagen wir fast wie Wasser. Je wacher ich wurde, umso bewusster wurde mir wieder, was eigentlich am Abend zuvor geschehen war. Ich setzte mich auf, ließ mich aber wieder mit verzweifeltem Blick zur Seite fallen. Was sollte ich nur tun? Was sollte ich mit all dem anfangen? Und der, der mir am wahrscheinlichsten dabei hätte helfen können, dem konnte ich es nicht sagen. Kaya durfte davon absolut nichts erfahren, aber ich war mir sicher, dass Juka der letzte gewesen wäre, der es ihm erzählt hätte. Ich setzte mich also erneut auf und griff nach Zettel und Stift, während ich mein Handy aus der Hosentasche kramte. Das Ganze wollte ja gut durchdacht sein! Ich schrieb also sorgfältig jeden auf, der als Gesprächspartner in Frage gekommen wäre. Ich musste mit irgendwem reden, sonst hätte es mich von innen aufgefressen. Mein Ergebnis: Jasmine. Zu tratschig, eine halbe Stunde später würde Kaya und anschließend die ganze Welt es wissen. Ich hatte ihn trotzdem lieb! Teru. Ich schätzte ihn so ein, dass er wahrscheinlich genauso überfordert sein würde wie ich, also war er leider keine große Hilfe. Bikei. Der würde mich im Leben nicht ernst nehmen und das Ganze wohl auch noch witzig finden! Nun… Mein näheres Umfeld schied schon mal aus. Ich ging die Telefonliste meines Handys weiter durch und landete schließlich bei meinen alten Bandkollegen von Sulfuric Acid: Tomozo. Ebenfalls Gitarrist und ein unheimlich verständnisvoller Mensch. Ich hatte mich damals schon gut mit ihm verstanden, er würde mir sicher helfen können, davon war ich überzeugt gewesen! Also rief ich ihn an. Ein bisschen blöd kam ich mir dann doch vor, da ich mich monatelang nicht gemeldet hatte und kaum brannte es bei mir, kam ich wieder bei ihm angekrochen. Aber genau dafür Verständnis zu haben, das machte doch wahre Freunde aus, oder? Tomozo freute sich riesig über meinen Anruf und keine Stunde später trafen wir uns auch schon in der Stadt in einem Café. Natürlich nicht in Kayas und meinem Stammcafé. Ich erzählte Tomozo also das ganze Drama und seine erste Reaktion darauf: Er bot mir eine Zigarette an. Aus Tomozos Gesicht konnte man überhaupt keine Gefühlsregung entnehmen. Selten konnte man das. Ich nahm die Zigarette dankend an und zog genüsslich daran. „Er is’ danach echt einfach abgehauen?“, fragte Tomozo mit seiner ruhigen Art und sah mich einfach an. Ich nickte und pustete Rauch aus. „Arschloch.“, brummte Tomozo und schaute nun doch etwas böser, während er sich ebenfalls eine Zigarette anzündete. „’ Arschloch’?? Spinnst du, ich bin heilfroh, dass er gegangen ist!!! Stell dir mal vor, was sonst noch alles hätte passieren können! Ich war… na ja…“ „Rotzbesoffen?“, beendete Tomozo meinen Satz und hob eine Augenbraue. Ich sah ihn vorwurfsvoll an und entgegnete: „Nein! Angetrunken, aber nicht übertrieben voll… Trotzdem! Ich verstehe nicht, wieso er das getan hat. Und wieso ausgerechnet jetzt! Und vor allem wieso, wenn doch KAYA so brennend an ihm interessiert ist!?“ Ich war völlig verzweifelt und legte meinen Kopf auf dem Tisch ab. „Hizaki, Hizaki, Hizaki…“, seufzte Tomozo langsam und zog an seiner Zigarette. „Du bist ein Blindfisch. Muss ich dir jetzt wirklich erklären, wieso er das wohl gemacht hat?“, fragte er mich und ich hob meinen Kopf leicht an. „Ja!“, antwortete ich weiterhin verzweifelt. Mein Freund rollte mit den Augen. „Der Mistkerl ist bis über beide Ohren verliebt in dich! So sieht’s aus.“, erklärte Tomozo mir also und nickte. „BITTE??“, rief ich erschrocken und wurde knallrot. „So ein Quatsch! Wir sind doch befreundet und mehr nicht! Und jetzt plötzlich soll er verliebt in mich sein?? Das geht doch gar nicht!“, entgegnete ich aufgeregt. Tomozo atmete tief durch und tippte mir mehrmals mit dem Zeigefinger gegen die Stirn. „Du hast keinen Blick dafür. Er ist sicherlich schon länger in dich verliebt. Du hast auch nie gemerkt, dass Masaki unsterblich in dich verliebt war, aber keine Sorge, er ist über dich hinweg, du Heartbreaker.“ Plötzlich grinste er etwas und hörte auf mir gegen die Stirn zu tippen, schnippte stattdessen ein Mal dagegen, sodass ich zusammen zuckte. „Au! …WAS? Du erzählst mir hier vielleicht Sachen..! Stimmt das wirklich?? Achje… Wie schrecklich, ich will kein Herzensbrecher sein!!“, klagte ich und war nun noch verzweifelter. „Dann fang was mit Juka an, ausprobieren kann doch nicht schaden, oder?“, schlug Tomozo locker vor und zuckte mit den Schultern. Ich bekam riesige Augen. „Niemals! Ich… ich liebe ihn doch gar nicht und außerdem will Kaya doch was von ihm!“, entgegnete ich schnell, woraufhin Tomozo mich skeptisch musterte. „Okay. Ich frage mich gerade, was wohl das größere Problem ist. Hast du wirklich so eine Angst vor Kaya? Bisher hast du doch nichts verbrochen! Und da kannst du doch nichts für, wenn Juka sich in dich verknallt und nicht in Kaya. Sei nicht so aufopfernd und vor allem ehrlich zu dir. Wenn er dir doch insgeheim gefällt… Mensch, Hizaki, dann lass dir das nicht entgehen!“ Ich schluckte schwer und starrte Tomozo nur mit leicht offen stehendem Mund versteinert an. War ich wirklich nicht ehrlich zu mir? Hielt mich nur die Angst vor Kaya davon ab mich auf Juka einzulassen? Nein, ich war mir sicher: Juka war nicht mein Traumprinz gewesen. So süß und lieb und nett und gut aussehend er auch war… Er war nicht mein Traumprinz. Ich fasste mich wieder und schüttelte den Kopf. „Nein. Dass ich ihn nicht liebe ist das größere Problem, wirklich! …Ach Mann, eigentlich ist jetzt alles ein Problem! Ich werde mich ihm gegenüber bestimmt nicht mehr ‚normal’ verhalten können und wir sollen doch bald auf Tour und… ach ist das alles ein Mist!“, seufzte ich und ließ geknickt den Kopf hängen. Ich hörte Tomozo leise lachen und sah verwundert zu ihm auf. „Schon verrückt der ganze Kram mit der Liebe, was? Jaja, Hizaki…“ Er seufzte kurz und sah mich dann wieder eindringlich an. “Lass mich dir einen gut gemeinten Rat geben: Rede mit Juka. Wenn du dir sicher bist, dass du nur mit ihm befreundet sein willst, dann sag ihm das, bevor er sich noch mehr Hoffnungen macht. Dann musst du dir auch keine Sorgen um deine Diva machen, dann hast du nämlich alles richtig gemacht.“ Er drückte seine Zigarette im Aschenbecher aus und lächelte mich aufmunternd an. Ich atmete tief durch und schwieg kurz nachdenklich. Das kam mir alles leichter gesagt als getan vor und war es mit Sicherheit auch. Ich wusste aber, dass Tomozo Recht hatte. „Mir… bleibt wohl kaum was anderes übrig. Danke, Tomozo.“, seufzte ich und krabbelte halb über den Tisch, um meinen alten Bekannten umarmen zu können. Dieser lachte wieder kurz und klopfte mit der flachen Hand mehrmals liebevoll auf meinen Rücken. „Schon gut, Hizaki, sieh zu, dass du das wieder ins Reine bekommst. Du solltest dich jetzt auf deine Tour freuen und vorbereiten und dich nicht mit so etwas herumärgern. Halt mich auf dem Laufenden! Dein Milchshake geht auf mich, jetzt hau ab und ruf Juka an.“ Er zwinkerte mir kurz zu, nachdem ich mich von ihm gelöst hatte und ich nickte lächelnd. Schnell packte ich also meine Sachen zusammen, zog meine Jacke über und eilte aus dem Laden. Es fing an zu regnen, doch das war mir egal. Das kühle Nass tat sogar eigentlich ganz gut, sodass ich auf Schirm und mich irgendwo unter zu stellen verzichtete und einfach nach Hause eilte. Der Regen schien mir im wahrsten Sinne des Wortes den Kopf zu waschen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)