Farbpalette von CurlyHair (Weil das Leben bunt ist - OS-Sammlung) ================================================================================ Kapitel 1: Vollkommenes Weiß - Harry und Lily Luna -------------------------------------------------- Mein Beitrag für eine Aktion des "Spaß am Schreiben"-Zirkels zum Thema Schnee. Momente von Harry und seiner Tochter Lily Luna. -------------------------------------------------------------------------------- Vollkommenes Weiß Harry und Lily Sanft rieselte der Schnee zu Boden. Ruhig lag eine weiße Decke über den Hügeln und Wäldern, auf den umliegenden Häusern und Wegen. Unberührt. Der erste Schnee des Winters. „Daddy! Daddy!“, rief ein kleines Mädchen aufgeregt, als es aus dem Fenster schaute. Auf Zehenspitzen streckte sie sich, um einen Blick nach draußen werfen zu können. Ihre grünen Augen leuchteten vergnügt und sie quietschte als zwei Hände sie hochhoben und sie auf die Fensterbank stellten. „Was ist denn Prinzessin?“, fragte der Vater seine Tochter. „Guck mal Daddy!“, sagte die kleinen und patschte mit ihren kleinen Händchen ans Fenster. „Was das, Daddy?“ Er lachte. „Das ist Schnee, Lily“, erklärte Harry seiner Tochter. „Snee?“, sie sah ihren Vater fragend an. „Ja, Schnee. Wollen wir rausgehen. Mit Schnee kann man ganz toll spielen.“ „Ja, spieln“, freute sich Lily klatschend. Harry lachte und nahm sein Kind auf den Arm, um sie in ihr Zimmer zu tragen. „Nein! Nein, snee spieln“, wehrte sich Lily und streckte sich zurück zum Flur. Ihre Verteidigung brachte den Vater aber nur zum Lachen. „Schnee ist kalt, Prinzessin. Wir müssen dich schön warm anziehen.“ Er packte sie in mehrere Lagen aus Pullovern und einer dicken Winterjacke, zog ihr zwei Paar Strümpfe und gut gefütterte Winterstiefelchen an. Mit Schal, Mütze und Handschuhen war ihr Outfit komplett. Alles damit seine kleine Prinzessin nicht fror. Harry zog sich selbst an und nahm dann seine Tochter auf den Arm und stampfte mit ihr in den Garten. Ein weißes Land lag vor ihnen, unberührt glitzerte der Schnee. Der Vater ging in die Hocke und hob ein bisschen auf. „Schau Prinzessin, das ist Schnee“, sagte er und hielt es ihr leicht an die Wange. „Iih kalt“, quietschte das Mädchen lachend. Er stimmt in das Lachen mit ein. Seine kleine Lily, sein Sonnenschein, seine Prinzessin. Tag für Tag erfreute er sich an ihrem glockenhellen Lachen, sah ihr zu, wie sie jeden Tag etwas Neues entdeckte. Ihre Augen strahlten vor Neugierde, wollten alles kennenlernen. Er stellte sie in den Schnee und kaum dass er sie losgelassen hatte, rannte sie auch schon los, stolperte hier und da, aber lachend rappelte sie sich wieder hoch und eilte weiter durch den Garten. Sie war fasziniert und versuchte die Flocken zu fangen, was ihr aber misslang. Das stimmte sie traurig. „Daddy? Snee will nicht zu Lily“, teilte sie ihrem Vater den Kummer mit. Lächelnd nahm er sie wieder auf den Arm. „Weißt du Lily. Schnee mag es frei zu sein. Außerdem ist jede Flocke einzigartig, es gibt keine zwei Flocken die gleich sind. Das ist wie bei Menschen – jeder ist auf seine Art schön und außergewöhnlich. Verstehst du?“, erklärte er ruhig. Die kleine Lily nickte. „Aber du sagst, Lily sieht aus wie Granny“, meinte sie dann. Harry seufzte leise, lächelte aber. „Das stimmt du siehst deiner Granny wirklich sehr ähnlich, mit deinen roten Haaren und deinen grünen Augen. Aber du bist nicht Lily Evans Potter. Du bist Lily Luna Potter, meine kleine Prinzessin und deshalb liebe ich dich.“ Seine Tochter lachte glücklich und schlang ihre Arme um seinen Hals. „Ich lieb dich auch, Daddy!“, sagte sie. Zwanzig Jahre später. Nervös betrat er das Zimmer. Heute würde er seine Prinzessin gehen lassen müssen. Sie wurde die Königin eines anderen. Es verschlug Harry die Sprache, als er die junge Frau sah, die in der Mitte des Raumes stand. Dunkelrote Locken flossen über den Rücken. Der Rock ihres Kleides raschelte, als sie sie umdrehte. Das weiße Brautkleid hatte einen weiten Rock, der mit Seidenröschen verziert war. Das Oberteil betonte die schmale Taille und war schulterfrei. Eine feingliedrige Kette mit Herzanhänger umschmeichelte den schmalen Hals. Ein zauberhaftes Lächeln lag auf den roten Lippen. Ein Hauch Rosé zierte die Wangen. Die grünen Augen strahlten. „Wie sehe ich aus?“, fragte Lily ihren Vater und deutete an sich herab. Harry schüttelte den Kopf, wollte etwas sagen, aber er fand keine Worte. „So schlimm?“, fragte sie und zog eine Schnute. Er lachte. „Nein… perfekt“, brachte der Vater hervor, ehe sich eine kleine Träne in seinen Augenwinkel schlich. Sie sah ihn mitfühlend an, ging auf ihn zu. „Nicht weinen“, sagte sie. „Ich weine nicht“, verteidigte er sich, „ich… okay, ich weine, aber du siehst so wunderschön aus.“ Lily sah ihren Vater an und lächelte. „Danke.“ Liebevoll strich er ihr über die Wange. „Meine kleine Prinzessin wird heute zur Königin gekrönt. Sie braucht ihren alten Dad nicht mehr“, meinte er, aber seine Tochter schüttelte den Kopf. „Für mich wirst du immer der größte König sein“, behauptete sie und fiel ihrem Vater um den Hals. „Ich liebe dich, Daddy.“ „Ich liebe dich auch. Prinzessin Lily“, erwiderte er. Liebe umgibt uns. Liebe ist strahlend weiß. Liebe ist vollkommen. In jeder Erscheinung. Kapitel 2: Neidisches Gelb - Rose und Scorpius und Lily ------------------------------------------------------- Widmung: Dieser One-Shot entstand für die Wichtelaktion des "Harry Potter - the next generation" Zirkels und ist somit natürlich meinem Wichtelkind Akanesam gewidmet. Auch wenn ich deine Anforderungen vermutlich nicht ganz so umgesetzt habe, hoffe ich, dass es dir dennoch gefällt^^ Viel Spaß beim Lesen an alle^^ -------------------------------------------------------------------------------------- Wie sie sich ansahen! Wie sie miteinander scherzten! Wie sie miteinander lachten! Wie sie sich küssten! Rose wandte den Blick ab. Sie ertrug dieses Bild nicht. Es war ihr zuwider ihre Cousine Lily zu beobachten, wie sie ihren Speichel mit dem von Scorpius Malfoy vermischte. Alle freuten sich für das junge Paar. Selbst die Eltern gaben ihren Segen für diese Beziehung. Da scherte sich niemand um die Meinung von Rose. Sie freute sich nicht, denn wie sollte sie sich freuen, wo doch ihre Cousine all das Glück und die Hoffnung aus ihr gesaugt hatte wie ein Vampir das Blut? Neidisch betrachtete sie das Paar, Lily in ihrem traumhaften weißen Kleid und ihn in seinem schicken schwarzen Anzug. Ein schönes Paar. Ihre Tante Fleur und ihre Großmutter schwärmten den ganzen Tag von nichts anderem als dem Paar und dem gesamten Arrangement der heutigen Festlichkeiten. Die Potters und Malfoys hatten sich aber auch wirklich nur das Beste angeeignet, denn schließlich war die Hochzeit ihrer Kinder eine Sensation. Jeder freute sich, alle lachten, waren glücklich, tanzten und sangen, sprachen Lobreden. Nur Rose war nicht zum Lachen zu Mute. Sie saß da, trug ein hässliches gelbes Brautjungfernkleid und setzte eine Maske aus geheuchelter Fröhlichkeit auf. Innerlich weinte sie, schrie und fluchte. Aber niemand hörte das, weil niemand es hören sollte. „Die Welt dreht sich nicht um dich Rose Weasley, sie hat sich noch nie um dich gedreht“, dachte Rose bitter. Es spielte keine Rolle, was Rose sich wünschte. Es war egal, dass sie am liebsten jetzt an Lilys Stelle wäre. Sie würde ihre Liebe zu Scorpius Malfoy niemals offen zeigen können, denn sie war nur die traurige Brautjungfer. „Das ist doch alles Humbug“, spottete sie leise, knallte ihr kleines Sträußchen auf den Tisch und erhob sich. „Wo willst du hin Liebes?“, fragte ihre Mutter, die auf sie zulief. „Ich muss mal kurz an die frische Luft“, erklärte sie und lief hinaus auf die große Veranda. Müde stützte sich an dem Geländer und starrte in den Sternenhimmel. Sogar die Sterne schienen begeistert von diesem Tag zu sein. „Verräter“, beschimpfte Rose sie. Wehmütig dachte sie an ihre Schulzeit zurück. „Wir werden immer Freunde sein, Rosie. Versprochen?“, fragte der elfjährige Blonde. „Versprochen, Scorpius“, erwiderte das Mädchen strahlend und umarmte den anderen. Sie lagen auf der Wiese und die ersten Sterne funkelten zu ihnen hinab. Sie waren die Zeugen ihres Versprechens. Ihre Freundschaft konnte nicht bestehen, ihr Versprechen brach in dem Moment, in welchem es ausgesprochen wurde. Zwischen Rose und Scorpius lag eine Wand. Unumgehbar lang und unüberwindbar hoch. Anfangs war die Barriere brüchig, hatte keine Gestalt, denn Kinder kannten keine Grenzen. Aber mit den Jahren nahm das Hindernis Form an, bekam wunderschöne rotbraune Haare und sanfte grüne Augen, sinnliche Lippen, umrahmt von feinen Gesichtszügen und einem Porzellanteint. Lily war hübsch – das hatte Rose nie in Frage gestellt, aber nie war sie neidisch auf Lily gewesen. Nie, bis zu einem bestimmten Tag. „Rose komm schon, das kannst du mir nicht antun“, klagte Albus. „Und ob ich das kann. Sei endlich mal erwachsen Potter und trage Verantwortung“, erwiderte seine Cousine erbarmungslos. „Das ist die Party des Jahrzehnts, die kann ich nicht verpassen!“ „Tja mein Lieber, das hättest du dir überlegen müssen, bevor du deine Verwandlungsnoten in den Keller hast rutschen lassen.“ Sie würde nicht klein bei geben, schließlich hatte er sie um die Nachhilfe gebeten und gemeint, sie solle die Termine aussuchen. „Jetzt ist es also soweit? Wir verpassen das Ereignis des Jahres, um zu lernen!“, ärgerte sich Albus und stampfte schnaufend davon. Rose konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Im nächsten Moment bog ihre Cousine aufgeregt um die Ecke. „Rose, da bist du ja. Oh Rose, ich muss dir ganz dringend was erzählen“, sie hüpfte auf und ab und zupfte am Ärmel ihrer Cousine, die sie mit einem Lachen betrachtete. „Er hat mich gefragt, ob ich mit ihm auf die Party gehe“, erzählte Lily freudig. „Wer?“, fragte Rose, noch immer lachend, nach. „Scorpius. Oh Rose ich bin schon solange in ihn verliebt und endlich bemerkt er mich.“ Roses Lachen erstarb und sie sah ihre Cousine fassungslos an. In diesem Moment brach ein Stück aus ihrem Herzen. Sie hätte die Schwärmerei ihrer Cousine verkraften können. Sie hätte es akzeptieren können, dass Scorpius mit ihrer Cousine ausging. Aber das sie für Beide die Anlaufstelle für Lobreden auf den anderen wurde, war zu viel! Ständig hatte sie sich mit anhören müssen, was für wunderbare Augen Lily hatte, wie betörend Scorpius Stimme klang, wie leidenschaftlich die Küsse waren. Sie hatte schreien wollen, um sich schlagen, aber sie bewahrte stets die Contenance. Mit der Zeit entwickelte sich ihre Fassung zu einer Ausgrenzung. Sie verbannte ihren besten Freund aus ihrem Herzen, dachte sie zumindest. Denn Liebe ließ sich nie verbannen. „Rosie rede mit mir!“, flehte Scorpius, aber sie setzte ihren Weg unbeirrt fort. „Was hab ich denn falsch gemacht?“, bat er zu wissen. „Du bist perfekt, du machst keine Fehler. Ich habe den Fehler gemacht, dich in mein Herz zu lassen“, dachte das Mädchen und verschwand in der Mädchentoilette, wo ihre gesamte Maske herunterfiel und sie in Tränen ausbrach. Aber niemand bemerkte ihre Trauer, denn ehe sie die Toiletten verließ, setzte sie wieder eine Maske auf. Die wunderbare Freundschaft aus Kindertagen brach. Rose wurde kühl und abweisend gegenüber dem Jungen, den sie am liebsten nie loslassen wollte. Keiner verstand es, doch mit der Zeit verheilten die Wunden aus Misstrauen, die Gerüchteküche hörte auf zu brodeln und jeder akzeptierte die Kluft zwischen Rose und Scorpius. Fast jeder. Albus Severus Potter hatte es nie verkraftet, dass er fortan zwei beste Freunde hatte, die einander nicht ertragen konnten. Doch jeder seiner Versuche, die Mauer zwischen den Beiden einzureißen scheiterte. „Was ist nur mit euch geschehen?“, fragte Albus seinen besten Freund. „Musst du mich aufs Neue mit dem Thema bequatschen?“, fragte der Blonde grimmig und wandte sich ab. „Verdammt Scorp, Mir reicht es! Es ist mir völlig egal, was zwischen euch vorgefallen ist, aber geh hin und bringe das wieder in Ordnung!“, schimpfte der junge Potter, bekam jedoch ein Schnauben als Antwort. „Als ob ich diese Veränderung gewünscht hätte. Ich vermisse sie, aber sie lässt mich nicht mehr an sich ran. Glaube mir, ich würde alles tun, damit alles so wird wie früher.“ „Rose?“ „Ja, Al. Was ist?“ Rose schaute fragend von ihrem Buch auf. „Scorpius tut es leid, was er getan hat, er möchte, dass ihr wieder Freunde seid“, erklärte Albus mit flehendem Unterton. Rose lachte. „Er weiß ja noch nicht einmal, was er gemacht hat. Wie soll es ihm leid tun?“ „Er würde alles dafür tun, damit ihr wieder Freunde seid.“ „Dafür ist es zu spät Al. Ich habe hinter seine dämliche Fassade gesehen und das war gut so. Er ist ein verdammter Egoist und auch noch verdammt stolz darauf. Wenn Arroganz ansteckend wäre, müsste man ihn in Quarantäne stecken!“, das war ihr letztes Wort zu diesem Thema. Albus musste aufgeben, auch wenn er tief in seinem Herzen noch immer an das Versprechen glaubte, das unter dem Sternenhimmel gegeben wurde. „So allein und betrübt, an so einem wunderbaren Abend?“ Jemand lehnte sich neben Rose an das Geländer. Sie wandte den Kopf und ihre blauen Augen trafen auf braune. „Damian“, begrüßte sie den brünetten Mann. Mit elegantem Schwung setzte Damian Wood auf das Geländer und lächelte sie an. „Diese Party muss echt scheiße für dich sein“, meinte er und sah zu den Sternen. „Nein!“, widersprach Rose schnell, „Die Party ist toll.“ Er lachte. „Aber der Anlass ist nicht der Richtige“, setzte er hinzu und sah sie eindringlich an. Rose seufzte. „Du hast mich erwischt.“ „Vielleicht hättest du es ihm einfach sagen sollen.“ Rose sah ihn entsetzt an. Niemand wusste von ihrer Liebe. Damian lachte wieder. „Jetzt sieh mich nicht so an, für mich lag es schon immer auf der Hand.“ „War es so offensichtlich?“, fragte Rose leise. Er nahm ihr Kinn und hob ihren Kopf an. Mit sanftem Blick schaute er ihr in die Augen. „Nur für mich. Weißt du Rose, du bist ein wunderbarer Mensch und unglaublich interessant. Ich hab dich beobachtet und kenne jede noch so kleine Macke von dir. Wenn du dich langweilst, spielst du mit deinen Locken; wenn du nervös bist, kaust du auf der Unterlippe herum; wenn du etwas nicht verstehst, legst du fragend den Kopf schief. Aber wenn du Scorpius Malfoy begegnest reckst du das Kinn und dein Gesicht ist von Stolz und Unnahbarkeit verschleiert, sobald er vorbei gegangen ist, füllen sich deine Augen mit traurigem Glanz.“ „Das wusste ich nicht. Tut mir Leid“, sprach Rose leise. Erneut lachte er. „Die Party ist wirklich doof, ich kenne schönere Varianten einen so tollen Abend zu verbringen“, meinte er. „Ja, ich auch“, meinte Rose seufzend. „Hey, wenn du gerade das selbe denkst wie ich…“ „… dann macht uns das zu Gedankenlesern“, ergänzte Rose und lachte. Seit Jahren verließ ein ehrliches Lachen ihren Mund. Damian lachte ebenfalls vor Freude. „Na komm, lass uns dieser heilen Welt entfliehen“, sagte er und nahm ihre Hand. Gemeinsam rannten sie die Treppen hinunter und fort von Liebeskummer. Das Glück wartete irgendwo auf sie. Kapitel 3: Zärtliches Rosa - James Sirius Potter und Pauline Stuart (OC) ------------------------------------------------------------------------ Ich wünschte, ich könnte die Zeit zurück drehen, wünschte alles wäre wie damals, unsere Beziehung wäre wieder so rein und unschuldig. Wir waren Kinder, aber wenn die Erwachsenen auch behauptet haben, unsere Liebe wäre nichts weiter als Spielerei in der Fantasie zweier junger Seelen, dann täuschten sie sich. Es war es damals schon, was es für mich noch immer ist – wahre Liebe. Seit ich ein Baby war, kannte ich Pauline und sie hat sich kaum verändert seit wir klein waren. Okay, nein – doch sie hat sich verändert. Sie ist noch schöner, noch liebevoller, noch bezaubernder geworden. Pauline war mehr eine Fee oder ein Engel, als eine Hexe. Ja, eine Fee – etwas anderes konnte nicht sein. Ihr Lachen klang wie das zarte Klingeln von Glöckchen und ihre Stimme war ein Windspiel. Ich hätte sie ewig ansehen können, doch hätte ich irgendwann dem Drang nachgegeben, durch ihr weiches Haar zu streichen, die weichen Züge ihres Gesichtes nachzuzeichnen und ihren Kopf in meine Hände zu nehmen, damit ich sie küssen konnte. Nur einmal wollte ich ihre Lippen schmecken. Ich würde unglücklich sterben, bliebe mir das verwährt. Ich betete dieses zauberhafte Wesen an, sehnte mich nach ihr, obwohl sie mir tagtäglich so nah war. „James? Träumst du?“ Ich seufzte leise und glücklich, als ich den Klang ihrer Stimme vernahm, schüttelte aber sogleich den Kopf, während ich versuchte meine Gedanken zu ordnen. Schon wieder hatte ich mich in Tagträumen verloren. „Pauline?“, fragte ich und sie sah mich lächelnd an. „Was ist denn?“ „Magst du mich eigentlich?“ Sie lachte hell und klar. „Natürlich James. Du bist doch mein bester Freund. Ich liebe dich wie den großen Bruder, den ich nie hatte“, erlärte sie. Wie einen Bruder. Ich spürte einen eisigen Stich in meinem Herzen und hörte förmlich, wie etwas zerbrach. „Oh, okay. Ich dich auch“, erwiderte ich nur murmelnd und packte meine Sachen zusammen. „Wo willst du hin? Alles in Ordnung?“, fragte sie besorgt. Seufzend nickte ich. „Ja, mir fällt nur gerade ein, dass ich nochmal zu Fred muss. Bis dann, Linchen.“ Eiligst verließ ich die Bibliothek, flüchtete durch die Korridore nach draußen. Ich rannte über die Ländereien, hinunter zum Quidditchfeld. Wieso hatte ich eigentlich gefragt? James Sirius Potter, du bist ein verdammter Vollidiot! Wütend auf mich selbst schnappte ich mich einen Besen und schwang mich in die Lüfte. Der kalte Dezemberwind peitschte in mein Gesicht, kroch unter meine Kleidung. Es war verdammt kalt, aber das störte mich nicht. Es half mir den Schmerz zu unterdrücken. Hatte ich wirklich angenommen, dass Pauline mich liebt? Früher war es anders gewesen, aber wir waren Kinder gewesen und vermutlich hatten die Erwachsenen ja doch Recht. Nur eine Spielerei, nichts weiter als Fantasie. Wie gedämmt hörte ich meinen Schrei. Ich trieb meinen Besen an, sauste durch die Luft, aber es brachte nichts. Der Schmerz ließ sich nicht verdrängen, immer und immer wieder kam dieses Gefühl in mir hoch, dass ich das Wichtigste in Leben verloren hatte. Plötzlich tauchte eine Gestalt in mein Blickfeld. „James?! Was zur Hölle machst du da?“, hörte ich meinen Cousin und besten Freund Fred schreien. Ich versuchte ihn zu ignorieren und flog einfach weiter, aber einen Fred Weasley wurde man nicht so einfach los. Eine lächerliche Verfolgungsjagd über die Ländereien begann. Er rief mir wüste Beschimpfungen hinterher, aber das störte mich nicht. Es war lustig, so mit ihm zu spielen. Ich begann zu lachen und setzte zur Landung an. Außer Atem ließ ich mich in den Schnee fallen und wartete, bis auch Fred sich fallen ließ und den lockeren Puderschnee aufwirbelte. „Man Potter, du raubst mir noch den letzten Nerv“, frustrierte er sich, bekam von mir aber nur ein Grinsen geschenkt. „Dein blödes Grinsen wisch ich dir auch noch von der Visage“, sprach er und eröffnete das Feuer. Prompt hatte ich eine Ladung Schnee im Gesicht. Lachend warf ich mich auf ihn und startete meine Rache. Grinsend drückte ich sein Gesicht in den Schnee, aber er konnte sich schnell wieder befreien und revengierte sich. Wir tollten solange im Schnee, bis es dämmerte und sich uns jemand näherte. „Was macht ihr da? Wollt ihr euch erkälten!?“ Beim Klang dieser Stimme hielt ich inne und sah auf. Pauline kam, eingepackt in Mantel, Mütze, Schal und Handschuhe, auf uns zu gelaufen. Ihr Gesicht viel mehr besorgt, als wütend. Ihr Blick fiel auf mich und sie sog schockiert die Luft ein. „James, bist du denn lebensmüde?“, fragte sie und deutete auf meine Sachen. Ich trug nichtmal eine Jacke und mein Hemd war durch den Schnee komplett nass. „Ach, halb so wild“, murmelte ich. Sie sah aus, als würde sie gleich weinen oder hysterisch werden, stattdessen zog sie jedoch ihren Zauberstab heraus und trocknete meine Sachen, ehe sie ihren Schal mir umwickelte und sie sogar ihren Mantel mir reichen wollte. „Pauline, lass gut sein“, sagte ich und löste den Schal wieder. Dann stapfte ich hoch zum Schloss, ließ meine besten Freunde stehen. Seufzend betrat ich den Gryffindorturm, machte mich auf den Weg hoch in meinen Schlafsaal. Jemand rief meinen Namen, aber ich reagierte nicht darauf. Frustriert ließ ich mich auf meine Bett fallen. Sah aus, als hätte ich mal wieder alles falsch gemacht, was man falsch machen konnte. Warum zur Hölle, hatte ich ihre Hilfe nicht angenommen? Ich war so ein Idiot. Sie hatte doch nur helfen wollen – wie immer. Pauline konnte doch nichts dafür, dass ich mehr für sie empfand als sie für mich. Aber nein, ich musste meinen Frust an ihr auslassen. Ich hörte die Tür zum Schlafsaal aufgehen und kurz darauf wie sie mit einem lauten Knall ins Schloss fiel. „Seit wann bist du eigentlich so ein Arsch, Potter?“, hörte ich Freds erzürnte Stimme. „Wie geht es Pauline?“, fragte ich, da mich dies weit mehr interessierte als Freds Moralpredigt. „Ach, auf einmal interessiert es den feinen Herr?“, fragte er. Ich setzte mich seufzend auf. „Du weißt, dass mich immer interessiert, wie es ihr geht“, murmelte ich. „Sie weint. Molly kümmert sich um sie“, antwortete er. „Ich bin wirklich ein Arsch, bring das Mädchen, das ich liebe, immer zum weinen. Man, wie erbärmlich“, flüsterte ich und ließ mich wieder zurück fallen. „Ach Quatsch, du müsstet einfach mal Klartext reden. Dein Gefühlsversteckspiel bringt nämlich gar nichts außer Unglück.“ „Und seit wann bist du der Frauenversteher und Gefühlspoet?“ „Schon immer gewesen“, meinte er grinsend und ließ sich auf sein Bett, welches neben meinem stand, fallen. Ich seufzte. „Sie liebt mich wie den großen Bruder den sie nie hatte“, erklärte ich. Fred schaute verwirrt und musste dann lachen. „Seit wann artikulierst du dich so ausgesprochen erhaben, mein teuerster Gefährte?“, fragte er. „Halt die Klappe. So hat Pauline es gesagt“, erklärte ich und warf mein Kissen nach ihm. Er fing es auf und sah mich ernst an. Sensation! Fred Weasley guckte ernst, so richtig ernst. Wäre die Situation für mich nicht so tragisch gewesen, hätte ich gelacht über dieses absonderliche Phänomen. „Im Ernst? Kein Wunder, dass du so mies drauf bist. Das ist natürlich echt blöd gelaufen“, gab er seinen Senf dazu. „Danke Fred. Du bist eine großartige Hilfe“, meinte ich trocken. „Ich weiß. Übrigens soll ich dir von deiner kleinen Schwester ausrichten lassen, du sollst gefälligst deine Koffer packen. Außerdem soll ich dich schlagen, dafür dass du sie vorhin so ignoriert hast, als du durch den Gemeinschaftsraum geprust bist“, erzählte er. „Wag es ja nicht, Weasley“, sagte ich, aber er lachte nur. „Keine Angst, wir erzählen ihr einfach ich hätte es getan.“ Seufzend erhob ich mich. „Tja, dann will ich auch mal den Koffer füllen. Du fährst sicher auch nach Hause oder?“ Er grinste. „Klar, Dad hat schon geschrieben, er hat ein paar neuartige Scherzartikel, die ich beurteilen soll.“ „Aber bitte nicht wieder in meinem Zimmer“, erklärte ich und erinnerte mich nur zu gut an die letzte Explosion in meinen vier Wänden. Es war das reinste Schlachtfeld gewesen und Mum hatte uns beide gezwungen, alles wieder auf nichtmagische Art zu säubern. Das musste ich nicht noch einmal haben, ganz ehrlich nicht! Ich hatte in den nächsten Tagen kaum mit Pauline geredet. Sie schien mir aus dem Weg zu gehen und wenn wir uns begegneten, tat sie so als wäre nichts gewesen. Jetzt saßen wir im Hogwartsexpress. Während Pauline ihre hübsche Nase in ein Buch steckte und sich nur ab und zu mit Molly unterhielt, hörte ich Fred und Roxanne zu, die schon spekulierten, was ihr Vater und Onkel Ron neues gebastelt hatten. Meine Gedanken und meine Blicke glitten immer wieder zu Pauline, aber ich brachte es nicht über mich, mit ihr zu reden. Man möge mich als Feigling bezeichnen, aber ich wusste schon, dass ein Gespräch wieder falsch enden würde, also ließ ich es bleiben. Gegen fünfzehn Uhr stand sie auf. „So ich muss jetzt meine Runde drehen“, erklärte sie und steckte sich das Vertrauenschülerabzeichen von Hufflepuff an die rosa Bluse. Lächelnd ging sie hinaus und einen Moment lang war ich versucht, ebenfalls aufzustehen und ihr zu folgen. Aber ich ließ es. Feigling! Ein verächtliches Schnauben ließ mich herumfahren. „Ihr Männer seid echt so blöd“, hörte ich Molly murmeln, ehe sie mit einem verächtlichen Blick in meine Richtung ebenfalls das Abteil verließ. Seufzend fuhr ich mir durchs Haar. Was war das denn bitte für eine Nummer gewesen? Zwei Arme schlangen sich um mich und dunkle Locken versperrten mir die Sicht. „Oh man James, ich glaube du brauchst dringend weibliche Hilfe“, sagte meine Cousine Roxanne und löste sich von mir. Sie hatte dieses wissende Lächeln auf den Lippen, das einem Angst einjagte, denn Roxy hatte die Eigenschaft, dass sie oft mehr wusste, als man vermutete. „Vertrau mir. Du und Pauline seid nach Weihnachten zusammen“, meinte sie grinsend und erläuterte ihren ‚genialen‘ Plan. Ich hielt wenig von Roxys Idee, aber sie versicherte, dass es klappen würde. Fred hatte die ganze Zeit über nur gegrinst, meinte aber, er vertraue seiner Schwester, was solche Dinge anging. Da ich wusste, das Roxanne ein Händchen fürs Verkuppeln hatte, wenn man es so nennen mochte, stimmte ich zu. Überzeugt war ich dennoch nicht wirklich, fand die Idee lächerlich. Deshalb stand ich jetzt wieder hier, wie immer wenn ich nicht weiter wusste. Auf dem Friedhof von Godrics Hollow vor dem Grab meiner Großeltern. Mum und Dad pflegten es liebevoll, ebenso wie die anderen Gräber vergessener Zauberer. Ich ging in die Hocke und legte einen Strauß Christrosen auf die letzte Ruhestätte meines Namensgebers und seiner Frau. Mein Vater hatte mir ihre Geschichte so oft erzählt, als ich klein war und auch jetzt hörte ich sie noch gern. Es war nicht einfach eine kitschige Liebesgeschichte, nein, die beiden, besonders Großvater, hatten kämpfen müssen, um die Liebe zu erreichen. Ihre Beziehung verkörperte für mich immer das Ideal, weil sie sich durch Treue und Stärke auszeichnete. Eine Liebe, die alle Hindernisse überwindet, das ist die wahre Liebe. „Frohe Weihnachten, Grandma; frohe Weihnachten, Grandpa“, murmelte ich und seufzte. „Wie hast du es nur geschafft, deine Liebe zu erobern, Grandpa?“, fragte ich leise in die Stille des Weihnachtsmorgens hinein. „Du hast ein Mädchen gewonnen, dass dich vorher gehasst hat und ich schaffe es nicht mal, meiner besten Freundin zu sagen, was ich für sie fühle.“ Ich seufzte. Jetzt führte ich also schon Selbstgespräche. „James?“ Ich fuhr herum und da stand sie. Die Locken fielen ihr über die Schultern, umrahmten das Gesicht mit den roten Wangen. Ihre zierliche Gestalt war in einen dicken Mantel eingepackt und in ihren Händen hielt sie einen Strauß Lilien. „Pauline? W- Was machst du hier?“, fragte ich überrascht. Ein schüchternes Lächeln legte sich auf ihre Lippen und sie trat näher auf mich zu. „Ich wollte nur jemanden besuchen“, erklärte sie und ging in die Hocke. Vorsichtig bettete sie die Lilien neben meine Christrosen. „Wie ich sehe, hat schon jemand an sie gedacht“, meinte sie, während sie sich erhob. Pauline stand jetzt direkt vor mir, nur wenige Zentimeter von mir entfernt. Irgendwas in mir drängte mich, jetzt sei der perfekte Zeitpunkt. Also verwarf ich Roxannes Plan. „Pauline, es tut mir Leid. Die letzten Tage war ich ein echtes Arsch. Ich wollte dir wirklich nicht wehtun, ganz und gar nicht. Es ist nur so, dass… dass ich enttäuscht war, weil… du hast doch gesagt, du liebst mich wie einen Bruder und das hat mir wehgetan. Pauline, ich liebe dich.“ So! Jetzt war es raus. Still stand sie da, sah mich einfach nur an, aber ich konnte ihren Blick nicht deuten. Dann, nach einer gefühlten Ewigkeit, begann sie zu schluchzen. „Oh Jamie“, weinte sie und ich sah sie entsetzt an. Was hatte ich denn jetzt schon wieder falsch gemacht? „Linchen, nicht weinen. Bitte, ist schon okay. Ich komm klar, wenn du- wenn du nicht so empfindest. Ich werde dir nicht im Weg stehen“, murmelte ich. Sie schlang ihre Arme um meinen Hals und schüttelte heftig den Kopf. „Du blöder Idiot, wag ja nicht, einfach zu gehen. James, ich liebe dich. Mehr als einen Bruder, mehr als alles andere“, sagte sie. Im ersten Moment konnte ich gar nichts machen, ich war wie erstarrt. Dann überwog die Freude und ich drückte sie an mich, wollte sie nie wieder loslassen. Aber dann folgte Verwirrung. „Aber du hast gesagt, du liebst mich wie einen Bruder.“ Sie lachte leise. „Wie den großen Bruder, den ich nie hatte. Ich habe nur einen kleinen Bruder und ein älterer bedeutet für mich, einen besten Freund zu haben, einen Beschützer, einer der mir das Leben erklärt. Genau das bist du für mich, aber eigentlich noch soviel mehr. Du bringst mich zum Lachen, du erstaunst mich immer wieder und das alles machst du mit einer Selbstverständlichkeit, seit wir Kinder sind. Außerdem habe ich untertrieben, weil ich Angst hatte, dir die Wahrheit zu sagen“, erklärte sie lächelnd. Ich schüttelte ungläubig den Kopf und musste lachen. „Da hatten wir beide Angst“, murmelte ich, ehe ich ihr Gesicht in meinen Hände nahm und sanft meine Lippen auf ihre legte. Sie erwiderte den Kuss. Lächelnd legte ich meine Stirn an ihre. „Frohe Weihnachten, James.“ „Frohe Weihnachten, Pauline.“ Kapitel 4: Hoffendes Grün - Lily und Louis ------------------------------------------ Widmung: Du hast dir einen One-Shot über Louis un Lily gewünscht - hier bitte schön. Ich denke er ist ganz anders als du ihn dir vorgestellt hast, aber ich hoffe, du magst ihn trotzdem. ~*~ Komm zurück! Bitte, komm zurück zu mir! Stumm flehte sie, immer und immer wieder, aber ganz egal was sie tat – welche Vasen, die ihrer Mutter so wertvoll waren, sie umher warf oder wie laut sie weinte und schrie – all das brachte nichts. Rein gar nichts! Lily war am Ende ihrer Kräfte angekommen. Zusammengekauert und bebend hockte sie auf dem Bett in ihrem früheren Kinderzimmer. Das Bild ihrer Familie an ihr Herz gepresst, aber es brachte ihn ihr nicht näher. Mit jeder Sekunde die verstrich, fiel es ihr schwerer sich etwas vorzumachen, denn da konnte man sich nicht mehr belügen. Ihr Vater war tot. Seinen letzten Einsatz hatte er nicht überlebt, genauso wenig wie sein Team. Alle wurden in den Hinterhalt gelockt und haben zu spät bemerkt, dass es keinen Ausweg gab. Die Nachricht hatte sie wie ein Schlag ins Gesicht getroffen. Sie wollte und konnte es nicht wahr haben! Ihr Vater sollte tot sein? Er war doch der strahlende Held gewesen und sie meinte damit nicht, dass er über Voldemort gesiegt hatte. Harry Potter war ihr Held gewesen, der sie in den Arm genommen hatte, wenn sie Angst hatte, der ihre Hand gehalten hatte, als sie laufen lernte, der jeden Abend in ihr Zimmer gekommen war, um ihr noch „Gute Nacht“ zu sagen, egal wie spät es war und er hatte sie zum Altar geführt, sie an den Mann übergeben, den sie so sehr liebte. Aber selbst die Liebe ihres Mannes hatte sie in den vergangenen drei Wochen nicht erreicht. Sie hatte allein sein wollen und Louis hatte das verstanden. Jetzt saß sie hier in ihrem alten Zimmer. Es wollten keine Tränen mehr kommen, nur noch ein leises Wimmern entwich ihren Lippen. Ein zaghaftes Klopfen. Leise betrat Louis Weasley das Zimmer. Er sah müde aus, seine sonst so elegante Erscheinung wirkte verwüstet, zeugte von dem schweren Schicksalsschlag, der auch an ihm nicht spurlos vorbeigegangen war. Harry war sein Schwiegervater und Onkel gewesen, in gewisser Weise auch immer sein Vorbild. Louis erinnerte sich noch, als er in den ersten Weihnachtsferien überglücklich nach Hause kam und sich geweigert hatte, zurück nach Hogwarts zu fahren. Es war ihm damals schwer gefallen, Freunde zu finden, denn er war nie so ein offener, zugänglicher Mensch gewesen, wie seine Schwestern. Dazu kam, dass jeder ihn mit Victoire oder Dominique verglich, die ja so brillant waren. Für ihn war es ein Albtraum gewesen, aber Harry hatte ihn beiseite genommen und ihm erklärt, dass es nicht darauf ankäme, wer seine Eltern oder seine Geschwister wären. Er wäre etwas ganz besonderes für sich und das solle er zeigen. Es war Louis‘ erster Schritt zum Selbstbewusstsein und zur Selbstständigkeit gewesen und er war seinem Onkel unglaublich dankbar. Das dieser so plötzlich bei einem angeblichen Routineeinsatz ums Leben kam, war für ihn ein Schock, aber er trauerte im Stillen, wollte stark sein - für Lily. Er setzte sich auf die Bettkante, strich ihr durch das rote Haar, mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. Sie war eingeschlafen und für diesen einen Moment schien sie Ruhe und Frieden gefunden zu haben. Zwar hatte sie sich wie ein Baby zusammengekauert und drückte den Bilderrahmen noch immer an ihre Brust, sowie sie es schon seit fast drei Wochen andauernd tat, aber ihr Gesicht wirkte entspannt und engelsgleich. Sanft deckte Louis sie zu und hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn. Dann erhob er sich, löschte das Licht und ging wieder nach unten. Er wollte ihr diesen Moment des Friedens lassen. „Sie ist eingeschlafen“, sagte er, als er die Küche betrat in der Ginny gemeinsam mit ihrer Mutter saß. Die beiden Frauen nickten. „Das ist gut“, murmelte Mrs. Potter, die selbst noch immer sehr angeschlagen war. Der Tod ihres Mannes hatte seine Spuren hinterlassen, natürlich. Louis wusste schon gar nicht mehr wie das Lächeln seiner Tante aussah. „Ich werde ihr ein paar Sachen holen“, meinte er leise und ging zur Hintertür hinaus. Er zog seinen Zauberstab und wollte apparieren, aber eine Hand auf seiner Schulter hielt ihn ab. „Das solltest du jetzt besser nicht versuchen“, hörte er James Stimme durch die kalte Nachtluft dringen. Er drehte sich um, langsamer, als er es früher vielleicht getan hätte, wenn er sich erschrak. Der Weasley seufzte und ließ kraftlos den Zauberstab sinken. „Aber ich muss doch – für Lily“, flüsterte er. James stieß hörbar die Luft aus und drückte die Schulter seines Cousins. „Sie hatte langsam genug Zeit für sich allein“, meinte er, „Jetzt braucht sie dich.“ „Ich wollte Sachen für sie holen. Sie schläft.“ „Dann sei da, wenn sie aufwacht. Ich werde holen was ihr braucht“, bot James an. Louis betrachtete den jungen Potter, der nun so eine Art Familienoberhaupt war. Unweigerlich fragte er sich, wie er das schaffte. Jeden Tag bewies er aufs Neue Stärke und Lebensmut, obwohl sein Vater umgekommen war. Manchmal, wenn nicht sogar jeden Tag wünschte sich Louis, er könne selbst so stark sein. „Er war ein Held und ein liebender Vater, Ehemann und Freund. Dad hätte nicht gewollt, dass unsere Familie an seinem Tod zerbricht. Er hat mir vom Krieg erzählt und das er damals freiwillig sein Leben beendet hat, um den Horkrux in ihm zu zerstören“, antwortete James auf die unausgesprochene Frage, „Er wollte, das die Menschen in einer friedlichen und glücklichen Zukunft leben. Ist es nicht unsere Pflicht, dass wir ihm diesen Wunsch erfüllen?“ Louis kannte die Geschichten über seinen legendären Onkel, aber aus dieser Sicht hatte er das nie betrachtet. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, weil James mal wieder Recht hatte. Er nickte. „Ja, wir sollten genau das tun.“ Sie atmete diesen vertrauten Duft ein, kuschelte sich enger an den vertrauten Körper neben sich. Die Erinnerungen, dir der Schlaf verbannt hatte, kehrten noch nicht zurück und schenkten ihr diesen Moment der Ruhe und Alltäglichkeit. Endlich wachte sie wieder neben dem Mann auf, den sie liebte, ohne den Schmerz in ihrem Herz zu wissen, dass sie einen anderen geliebten Mann verloren hatte. Ein leichtes Lächeln schlich sich auf Lilys Gesicht, als sie die Augen öffnete. Louis lag neben ihr und kichernd erinnerte sie sich daran, wie sie zum ersten Mal in ihrem schmalen Bett aneinander gekuschelt aufgewacht waren. Ihre Liebe war noch jung gewesen, sie war erst vierzehn gewesen, aber als sie damals die Augen öffnete und in seine blickte, da wusste sie, dass dies der Mann war, den sie heiraten wollte. Und er hatte sie gefragt. Als sie nach ihrem letzten Schuljahr zum letzten Mal aus dem Hogwartsexpress stieg, wurde sie von ihrer Familie begrüßt und von ihm, den sie die ganzen Monate fürchterlich vermisst hatte, da er ein Jahr älter war als sie und bereits die „Freiheit“ des Erwachsenenlebens genoss. Damals, mitten auf dem Bahnsteig, war er vor ihr auf die Knie gegangen und hatte sie gebeten, seine Frau zu werden. Überglücklich hatte sie zugestimmt. Der gesamte Bahnhof schien es verfolgt zu haben, klatsche und rief Glückwünsche zu. Am nächsten Tag waren sie auf der Titelseite der magischen Boulevard-Presse – „Tochter des Helden verlobt“ – „Harry Potter bekommt einen Schwiegersohn“ – und ähnliche Titel zierten die ersten Seiten. Obwohl Lily den Rummel um ihre Familie immer gehasst hatte, konnten selbst diese Artikel ihr die Laune nicht verderben. Sie war glücklich! All diese wunderbaren Erinnerungen durchfluteten sie, als sie das schlafende Gesicht ihres Mannes betrachtete. Dann wurde ihr Blick abgelenkt und von einer böswilligen Macht, die ihr den jetzigen Frieden wohl nicht gönnen wollte, zum Nachtisch gezogen. Louis hatte ihr in der Nacht das Bild aus der Hand genommen und es dorthin gestellt. Jetzt lachte ihre Familie aus dem Rahmen, schien sie zu verhöhnen. „Du kannst nicht glücklich werden, dein Daddy ist tot und du bist allein!“, schien es zu rufen. Lily schüttelte den Kopf, streckte sich über Louis hinweg und nahm den Bilderrahmen. Sie betrachtete das Bild. Ein Urlaubsfoto. James und Albus konkurrierten, um im Mittelpunkt zu stehen, ihre Mutter betrachtete sie nur Augenrollend und ihr Vater hatte die kleine Lily auf dem Arm, die fröhlich in die Kamera winkte. „So wird es nie wieder sein!“, wieder höhnte das Bild. Lily fing an zu schluchzen und warf das Bild durch das Zimmer. Es knallte an der Wand ab und der Rahmen zersplitterte. Wehmütig betrachtete Lily die Scherben und dachte, dass ihr Herz wohl ungefähr genauso aussehen musste. Von dem Lärm geweckt setzte sich Louis auf, verwirrt über die Situation. Aber er sah nicht zu dem kaputten Rahmen, nur Lily sah er. Seine starken Arme schlossen sich um sie und dankbar nahm sie diesen Halt an, versuchte nicht sich ihm zu entwinden, wie die letzten Tage. „Er ist tot“, murmelte sie heiser. „Ich weiß, aber er ist trotzdem noch da. Du bist nicht allein“, sprach er beruhigend. Sie sah auf und blickte in seine grünen Augen, sah das liebevolle Lächeln auf seinem Gesicht. Und wieder konnte sie sich ihrer schönen Erinnerungen berufen, trotz des Wissens das ihr Vater tot war. Einer Erinnerung drängte sich in ihren Kopf, klein und scheinbar unbedeutend, aber für Lily bedeutete sie in diesem Moment die Welt. Die 5-jährige Lily tanzte über die Wiese, gefolgt von ihrem Vater, der versuchte sie zu fangen. Er schnappte sie an der Taille und hob sie hoch in die Luft. Das Mädchen quietschte vergnügt. Harry ließ sich auf den Boden fallen und legte seine Tochter auf seinen Bauch, die ihn lachend ansah. „Ich liebe dich, Prinzessin, ich werde dich immer lieben, egal was passiert. Und sollte ich irgendwann mal nicht mehr bei dir sein, werde ich einen Engel schicken, der über dich wacht.“ Lily lächelte selig und strich ihrem Mann über die Wange. Das musste er sein. Der Engel, den ihr Vater versprochen hatte. Sie näherte sich ihm und legte sanft ihre Lippen auf sein. „Ich liebe dich, Louis“, flüsterte sie leise. „Danke, Daddy, für alles“, dachte sie, als sie in den Armen des Engels das Glück wiederfand. Acht Monate später trug sie wieder dasselbe glücksselige Lächeln auf dem Gesicht, als sie auf das Neugeborene in ihren Armen blickte. Ihr kleiner Sohn, der geborgen in ihrer Umarmung schlief. Louis saß neben ihr, schaute ebenfalls auf das Kind und lächelte. „Du wirst bestimmt ein großer Zauberer, so wie dein Großvater“, sagte der frischgebackene Vater, „Jonah Harry Weasley.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)