Der Lolli danach von Krawallninchen ================================================================================ Kapitel 4: Die Lerche --------------------- Verzeiht, ich ließ euch übermäßig lange auf Weihnachten warten. Hoffentlich habt ihr euch reich beschenken lassen und seid, im Gegensatz zu meiner Wenigkeit, katastrophenfrei ins neue Jahr gerutscht. In diesem Sinne eine Limo statt Glühwein für , , , und . Herzlichen Dank für die lieben Referenzen! Und nun viel Spaß beim Lesen. ____________________________________________________________________ Als ich am 3. Advent wagte bei Aiji zu läuten rechnete ich mit allem, einem prunkvollen Ende gerupft und als Weihnachtsgans drapiert inbegriffen. Hitchcocks ‚Die Vögel‘, den ich gestern in einer nostalgischen Eingebung angesehen hatte, bot meiner Angst vor tollwütigen Meisen zusätzlichen Nährboden. Meine Befürchtungen verflüchtigten sich, öffnete mir doch mehr Grippe als Vogel die Tür. Die kommenden Tage lief ich zu Höchstform auf. Aiji hatte sich mit seinen Bazillen gegen mich verschworen, hielt mich nahezu permanent auf Trab. Sein Zustand besserte sich nur langsam. Vogelgrippe. Mit Sicherheit. Entgegen ihrem ausdrücklichen Wunsch half ich der flügellahmen Meise tagtäglich aus ihrem Nest ins Bad, zog in wenigen Tagen mehrmals neue Laken auf. Nur selten flog ich aus um Nahrung und Medikamente anzuschleppen. Hin und wieder suchte das verseuchte Federvieh zu meutern. Der Erfolg blieb aus. In ruhigen Minuten verfasste ich neue Texte. Den Großteil verwarf ich als liebestollen Schrott ohne jede Chance auf Erfolg. Entsorgen wollte ich sie jedoch nicht. War ich etwa über einem meiner kreativen Ergüsse eingeschlafen? Ich konnte mich nicht entsinnen zu meinem Artgenossen ins Bett gekrochen zu sein. Dennoch, ich lag definitiv in seinen Kissen, nahm seinen Geruch wahr, fühlte seine Küsse überall auf meinem Körper. Sein Haar kitzelte meine Haut. Himmel Herrgott, mir war so heiß und kalt zugleich. Flehend sah ich zu Aiji auf. Er lächelte. Seine Finger fanden den Weg in mich. Trotzdem war ich unzufrieden. Es ging mir nicht schnell genug, spielte er doch nur an mir herum. Irgendwann hielt ich es nicht mehr aus, rief seinen Namen. ‚Maya? Um Gottes Willen, was ist los?‘ In Irritation zog ich die Brauen zusammen, blieb eine Antwort schuldig. ‚Bitte Maya, so sag doch etwas!‘ Seine Stimme klang zunehmend besorgt. Dennoch antwortete ich nicht, war verwirrt. Eine kühle Hand legte sich auf meine Stirn. ‚Himmel, du glühst! Ich rufe einen Arzt.‘ Ah, ich verstand. Anscheinend hatte ich mich bei Aiji angesteckt. Wohl meine eigene Schuld, denn er lehnte meine Pflege ab. Vogelgrippe war bekanntermaßen ansteckend. Notschlachten, auf ein Seuchenopfer mehr oder weniger sollte es nicht ankommen. War dann alles nur ein schöner Fieberwahn? Ich wollte es zu Ende bringen. ‚Nimm mich.‘ Ein heiseres Krächzen, mehr vermochte ich nicht hervorzubringen. Dennoch verstand meine Meise. Unschlüssig biss er auf seiner Unterlippe herum, schüttelte schließlich den Kopf. ‚Maya, du redest wirr. Du bist von meinen Bazillen befallen und solange du diese Seuche nicht auskuriert hast, werde ich dich nicht anrühren!‘ ‚Gut, dann sterbe ich eben.‘ Ich vernahm, wie Aiji harsch einatmete. ‚Du weißt nicht, was du da redest Maya! Das ist nicht witzig!‘ ‚Mag ja sein, aber ich weiß, was ich will. Sollte mein Fieber so hoch sein, so kannst du es ja mit deinem Zäpfchen senken.‘ ‚MAYA!!‘ ‚Bitte Aiji, Weihnachten ist das Fest der Liebe, doch momentan bekomme ich die nur von deinen Bazillen.‘ Ich wusste, ich verhielt mich unfair wie unvernünftig. Es war mir egal. Ich wollte Sex. Jetzt. Mein Artgenosse schimpfte und fluchte alles andere als lieblich. ‚Ich fasse es nicht. Nistet sich hier ein, bekommt Fieber, dreht durch und redet irre!‘ Dazu maulte er irgendwas von Fieberwahn, notgeil, sterben und Gefängnis. Ich vermochte keinen Zusammenhang zu erfassen. Aiji zog sich aus und legte mich zu mir. Er fühlte sich an, als käme er geradewegs aus dem Schnee. Eiskalt. Ich schlang meine Arme um ihn. Mein Glück währte nicht lange, er schob mich von sich und drehte mich auf die Seite. Unromantisch, doch ich ließ es geschehen, spürte kurz darauf etwas kühles in mir. Fühlte sich gut an, entsprach aber mit Sicherheit nicht dem was ich wünschte. ‚Aiji!‘ krähte ich empört. ‚Was tust du?‘ ‚Nun mein Liebling, ich suche dein Fieber mit einem Zäpfchen zu senken?‘ ‚Verdammt! Ich will dein Zäpfchen spüren, möglichst noch bevor ich der Vogelgrippe zum Opfer gefallen bin!‘ Er seufzte, entfernte jedoch das Zäpfchen und ersetzte es durch sich selbst. Na also. Ich drängte mich gegen ihn. Er stöhnte, gebot mir jedoch Einhalt. ‚Und, bin ich schön warm?‘ fragte ich boshaft. ‚Nein du bist heiß. Und nun halt still und lass mich machen.‘ Ich entsprach seinem Wunsch. Und er machte, jedoch langsam und schonend. Es ging mir nicht schnell genug, nicht hart genug. ‚Was soll das werden? Bist du Vogel oder Schildkröte?‘ Weg war er, ließ jedoch keine Proteste laut werden. ‚Leg dich auf den Rücken! Ich will sehen wie du stirbst. Dann rufe ich die Polizei und stelle mich.‘ Jawohl, Herr Auftragskiller. Doch zumindest seine Schimpftriade von vorhin ergab nun einen Sinn. Gehorsam drehte ich mich, spreizte unaufgefordert die Beine. Sogleich war Aiji über mir, drang erneut in mich ein. Wir küssten uns kurz aber leidenschaftlich. ‚Leg los mein Vogel. Zeig mir, was ich angeblich nicht auszuhalten vermag.‘ Und - gütiger Herr im Himmel - er trieb mich tatsächlich an meine Grenzen. Ich versuchte ihn zu streicheln, haschte nach seinen Lippen, doch er war zu schnell, entzog sich meinen Liebkosungen. Zwischenzeitlich glaubte ich wahrlich daran sogleich die Besinnung zu verlieren. Wir kamen gleichzeitig. Erschöpft schloss ich die Augen, Aiji ließ sich auf mich sinken. Ich nutzte die Gelegenheit, streichelte ihn, küsste sein Haar. Konnte man an Glückseligkeit sterben? Ein Grinsen schlich sich auf meine Lippen. ‚Aiji?‘ ‚Mh?‘ ‚Es ist Weihnachten.‘ Er stöhnte gequält. ‚Maya, ich habe dich eben geliebt und tue es noch immer. Was willst du noch?‘ ‚Nun, zu Weihnachten schenkt man sich etwas.‘ Kurz hob er den Blick, musterte mich fassungslos. Dann entwich ihm ein Seufzen. ‚Du bist kein liebliches Singvögelchen sondern ein elender Aasgeier.‘ Dennoch beugte er sich zur Nachtkonsole, schob mir kurz darauf einen Lolli in den Mund. Selig angelte ich nach einer Decke, warf sie über uns. ‚Maya?‘ ‚Mh?‘ ‚Und ich?‘ Erneut musste ich grinsen, zog Aiji in einen sanften Kuss. Nur leise nuschelte ich gegen seine Lippen. ‚Nun, du hast einen Vogel mehr.‘ Ich fühlte ihn lächeln. ‚Gut, dann ist die Meise nicht mehr einsam.‘ ____________________________________________________________________ Ich danke allen, die diese Geschichte bis zum Ende begleitet und gelesen haben. Ganz besonderer Dank gilt allen, die sich einen oder gar mehrere Kommentare abringen konnten. Ebenso , die dieses Gesülze zwar nicht liest, sich aber tapfer mein Gejammer und Gefluche angehört hat. Stolz kann ich behaupten, auf eingegangen zu sein: die Meise war gesund. Die Frage zum Finale: ‚Ist das Kunst oder kann das weg?‘ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)