Der Lolli danach von Krawallninchen ================================================================================ Kapitel 3: Die Meise -------------------- Mein besonderer Dank gebührt , , , und . Selbstgebackene Kekse für euch. Nicht von Aiji, aber von mir. Ganz unweihnachtlich in Fledermausform, aber mit Zuckerguss. Einen fröhlichen dritten Advent & viel Spaß beim Lesen! ____________________________________________________________________ Nach Hause hatte ich es nicht weit, aber dennoch verbrachte ich die restlichen Stunden des zweiten Advents besinnlich in Dunkelheit und klirrender Kälte zwischen den Bäumen irgendeines kleinen Stadtparks. Mit ein bisschen Fantasie konnte man sogar ein paar Sterne erahnen. Nur langsam sickerte in mein Bewusstsein, was ich heute getan hatte. Eigentlich hatte ich doch nur meinen Kollegen und Freund besuchen und mich mit ihm austauschen wollen, denn ohne meine Musik und Arbeit konnte ich nicht leben. Und ohne die Lerche wohl auch nicht. Maya. Egoistisch hatte ich ihm meine Küsse aufgedrängt, ohne zu fragen, ob er das überhaupt wollte. Verdammte Scheiße, was hatte ich getan und vor allem: warum? Es war doch alles gut, wie es war. Unsere Karriere, unsere Freundschaft… Warum also? Resignierend musste ich feststellen, dass die arktischen Temperaturen meinen Verstand nicht aufzuklären vermochten. Viel mehr froren sie ihn ein, ebenso wie meinen Körper. Es war an der Zeit endgültig den Heimweg anzutreten. Erst weit nach Mitternacht öffnete ich die Tür zu meiner Wohnung. Wann war hier eigentlich das Chaos ausgebrochen? Ich war mir nicht bewusst, dass Meise und Lerche ihr Nest getauscht hatten? In Anbetracht der Jahreszeit erschien mir Glühwein als angemessen, mich wieder aufzuwärmen. Ich hatte keinen im Haus, Sake musste reichen. Bereits nach zwei Gläsern wurde ich schläfrig. Als ich das nächste Mal die Augen öffnete, verriet mir der Blick auf die Uhr, dass es eigentlich schon wieder Zeit zum Aufstehen war. Ich fühlte mich nicht in der Lage dazu. Allem Anschein nach hatte ich mich vergangene Nacht zu lange in der Kälte herumgetrieben und diversen Viren ein neues Zuhause geboten. Zumindest konnte ich alle Symptome dafür spüren: Kopfschmerzen, Halsschmerzen, Husten, Schnupfen. Als ich den Versuch wagte, mich von meinem Sofa zu erheben, gesellten sich noch Gliederschmerzen hinzu. Eine Grippe? Mein Fieberthermometer ignorierte ich, ebenso wie das Blinken meines Anrufbeantworters. Lediglich den Stecker des Telefons zog ich, denn jedes Geräusch würde meinen Kopf zum explodieren bringen. Im Studio erwartete man mich erst wieder im nächsten Jahr, war also nicht wichtig. Als erstes nahm ich ein heißes Erkältungsbad, föhnte im Anschluss mein Haar und rieb mich mit Kräuteremulsionen ein. Lustlos bereitete ich noch einen Tee. Essen mochte ich nicht. Bald darauf lag ich schon wieder im Bett, die Heizung voll aufgedreht. Vielleicht ließ sich das Schlimmste noch verhindern? Als ich wieder erwachte, herrschte in meiner Wohnung bereits Dunkelheit und ich fühlte mich noch elender als zuvor. Meine Bemühungen erwiesen sich als vergebens. Die nächsten Tage vegetierte ich vor mich hin, verlor jedes Zeitgefühl. Meinen Tee bereitete ich nur in der Dunkelheit, wobei ich nicht wusste, ob morgens oder abends. Licht verabscheute ich in diesen Tagen ebenso wie sämtliche Lebensmittel. Meine Vorhänge blieben zugezogen, Telefon und Handy aus. Eines morgens oder abends riss mich ein schrilles Geräusch aus meinem unruhigen Schlaf. Feueralarm? Tsunamiwarnung? Erneut klingelte es. Ach so, nur die Tür. Kam der Weihnachtsmann nicht für gewöhnlich durch den Kamin? Nun gut, ich besaß keinen. Aber war bereits so viel Zeit vergangen? Schon wieder klingelte es. Träge schleppte ich mich durch den Flur, doch kaum öffnete ich die Tür, sprang der Weihnachtsmann an mir hoch und umschlang mich mit Armen und Beinen. Unvorteilhafter weise hatte ich nicht nur meinen Elan und mein Zeitgefühl an die Viren abgetreten, sondern auch meine Kraft. Ich geriet ins Straucheln, taumelte und fiel. Irgendetwas lag schwer auf mir. Ich öffnete die Augen. Das hier war mit Sicherheit nicht mein Flur. Nach einigem Blinzeln erkannte ich mein Schlafzimmer. Das Schwere identifizierte ich als Mayas Kopf. Er hatte ihn auf meine rechte Hand gebettet und sah aus dem Fenster oder schlief. Vorsichtig zog ich sie hervor, um sie gleich darauf auf dem Kopf der kleinen Lerche zu platzieren. Sogleich drehte er den Kopf, musterte mich prüfend, eh er sich an einem vorsichtigen Lächeln versuchte. „Endlich bist du wach. Hast du Durst?“ Ich nickte. Er hielt mir eine Tasse an die Lippen. Lauwarmer Tee. Scheußlich. Auf der Nachtkonsole befand sich noch eine weitere Tasse, aus der Maya einen Schluck nahm. Auch er verzog das Gesicht. Dem Geruch nach zu urteilen lauwarmer Glühwein. Schnapslerche. „Wie lange bist du schon hier?“ Meine Stimme klang so angeschlagen wie ich mich fühlte. „Weiß nicht?“ „Welches Jahr haben wir?“ Maya lachte, legte eine Hand auf meine Stirn. Unvermittelt verstummte er. Sein Gesicht nahm einen besorgten Ausdruck an. „Herrje Aiji, du hast Grippe. Warum hast du dich nicht gemeldet oder wenigstens auf meine Anrufe reagiert?“ Ich blieb ihm die Antwort schuldig. Ein Seufzen, dann schlug er die Decke zurück. Sogleich fröstelte ich. Er schien sich nicht daran zu stören. „Kannst du die Beine anwinkeln?“ „Wieso?“ „Nun, dann kann ich besser Fieber messen.“ sprach’s rotzfrech und zog mir die Schlafanzughose herunter. Wenn möglich, erbleichte ich noch um einige Nuancen. Mayas Augen blitzten. Ohne länger abzuwarten, brachte er meine Beine in die gewünschte Position. Herrgott, was ging hier vor? Und ich dachte, ich sei mit meinen Küssen zu weit gegangen! Maya ließ mir keine Zeit für Proteste und schob das kühle Thermometer in mich. Ich zuckte zusammen und wandte den Blick ab. Zumindest hatte ich wieder Farbe im Gesicht. Mit Sicherheit war ich noch einige Grad wärmer als zuvor. Nach einer gefühlten Ewigkeit zog er das Gerät zurück und stieß einen anerkennenden Pfiff aus. „Wenn du etwas tust, dann richtig. Nur in Beziehungsfragen bist du eine krankhaft feige Ratte. Bleib noch kurz so, ja?“ Ich verstand nicht. Dennoch verweigerte ich dem scheinheiligen Vogel jede Reaktion. Es kramte kurz in einer kleinen Tüte, packte kurz darauf voller Vorfreude ein Zäpfchen aus. Ich stöhne gequält auf. „Himmel, Maya, das kann ich doch selbst!“ Ein letzter Versuch zu protestieren. Er grinste nur. „Ich weiß mein Vögelchen. Doch da du es weder fertig gebracht hast mit mir zu reden, noch dich ordentlich auszukurieren, spiele ich jetzt deine Krankenschwester und zwinge dich zum gesund werden. Weihnachten ist immerhin das Fest der Liebe und ich möchte noch etwas mit dir tun, was wahrlich dem Namen unserer Art entspricht.“ Ende der Diskussion, wenn auch zu kryptisch für meinen Fieberwahn. Er führte das Zäpfchen mitsamt seinem Finger in mich, hauchte einen zarten Kuss knapp unter meinen Bauchnabel und einen weiteren auf meine Körpermitte. Grundgütiger…. „Hast du sonst noch Wünsche?“ Mit unschuldigem Lächeln zog er seinen Finger zurück. Wieder verweigerte ich eine Antwort. Maya nahm mein Schweigen hin, bekleidete mich wieder und breitete die Decke sorgsam aus. „Dann schlaf dich aus. Dein Anblick ist unerträglich.“ Vielen Dank für die Blumen. Mit einem leisen Brummen drehte ich ihm den Rücken zu. Die Decke zog ich bis über die Nase. Sollte ich irgendwann wieder zu Kräften kommen, werde ich dem verdammten Federvieh mit meiner Gitarre eins überziehen. Besagte Lerche schloss die Vorhänge und entblätterte sich. Er legte sich zu mir, umschlang meine Taille von hinten. „Frohen dritten Advent.“ „Gib Ruhe und schlaf!“ Ich wollte träumen. Von unserem Kuss. Und allem anderen… Genau deswegen gehörten wir gar nicht in den Süden. Wir sollten in die Klapse ziehen. Ich schlief ein. Ich glaube, ich trug ein Grinsen auf den Lippen. ____________________________________________________________________ Eine heiße Tasse Glühwein für jeden Leser! Und eine ENS beim nächsten Kapitel an jeden Kommentar. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)