Ai shite iru von HiYasha (Eine Reise, die ihr Leben veränderte) ================================================================================ Kapitel 21: Erwachen -------------------- Wie ihr seht wiederlholen sich die Kapitelüberschriften. Das ist Absicht. Denn die Dinge begingen sich für Sarah zu wiederholen... Erwachen Sie stöhnte. Sie stöhnte weil sie erkannte…ihre Umgebung, worauf sie lag, die Kühle des Stoffes unter ihr, die Wände, die Decke, weiß gestrichen, die Aussicht aus dem Fenster, die Sonne, die sie blendete, die Berge, auf die sie blickte. Sie erkannte diese Umgebung, die gleiche, die sie schon einmal für Tage betrachten musste. Sie lag im gleichen Bett, im gleichen Zimmer, in der gleichen Stadt, ihrer Heimatstadt, wie wenige Wochen zuvor. Ihr Körper schmerzte, jede Bewegung, der Kopf war ein einziges Pochen und Dröhnen, die endlosen Bandagen konnten das Hämmern nicht mildern. Ihre Beine hingen in Gestellen, an Seilen, baumelten leicht herum wenn sie sich bewegte. Sie war nicht mehr Herr dieses Körpers, sie lag nur hier, gefangen, in diesem Zimmer, in diesem dröhnenden Kopf. War sie Herr ihrer Gedanken? Was war geschehen? Die Freundin hatte eine Erklärung. Sie sei in den Brunnen gesprungen wie eine Verrückte, hätte nichts anderes im Kopf gehabt als zu diesem Brunnen zu rennen und rein zu springen. Einfach so! Ob sie denn völlig durchgeknallt sei? Der Urlaub wäre vermasselt gewesen, sie hätte sie im Jet begleiten müssen, notfallmedizinischer Rücktransport, wieder hierher, in dieses Zimmer, in ihrer Heimat. Also war sie dieses mal wenigsten in Japan gewesen. Offiziell. Die Psychiaterin hatte eine Erklärung. Selbstmordgefährdung wegen teilweiser Schizophrenie. Wahnvorstellung von einem Freund, herführend aus völliger Vereinsamung, aus Phantasien, die sie sich erkoren hatte um den traurigen Alltag zu entfliehen. Ein seltsamer Freund in Pelz gewandet, ein Art Tarzan, ein ganzer Kerl, hübsch, attraktiv, verführerisch. Nur leider nicht echt. Sie solle weiter in die Praxis kommen, Sitzungen nehmen bei ihr, wenn sie wieder gesund wäre. Sie sei gefährdet! Die Eltern hatten auch eine Erklärung. Lauter Unfälle seinen ihrem Liebling passiert, ausgerutscht in den Bergen, gestürzt am Brunnen. Das könne doch einmal vorkommen. Der Beruf sei anstrengend, der Alltag lauge sie aus. Da kann so etwas doch mal passieren. Sie solle sich keine Gedanken machen, solle gesund werden, wieder nach Hause kommen, alles einfach vergessen. Sarah wusste selbst nicht mehr, was sie glauben sollte. Das Bild des dunkelhaarigen Mannes verblasste. Was war er gewesen? Wirklich ihr Freund? Die Wirklichkeit war der Krankenhausalltag, Verbandswechsel, Untersuchungen und viel, viel Stille. Langeweile, Blicke aus dem Fenster, ewig gleich. Die Landschaft wechselte nur langsam, das Licht wurde etwas fahler, die Blätter bekamen gelbe Spitzen, sonst war nichts passiert. Der Gips wurde entfernt, Schmerzen die einzige Abwechslung. Die Krankengymnastik, moderne Folter mit High-Tech-Geräten, auch sie ging vorüber und sie stand mit ihrem Bündel vor dem Eingang des Krankenhauses und konnte gehen. Die Eltern holten sie ab, die Freundin war nie mehr gekommen, nachdem sie eines Tages mit einem kleinen Buch ins das Zimmer hereingebraust gekommen war. Die Psychiaterin hätte mit ihr geredet, sie nach Sarahs Gewohnheiten gefragt, ihre Manga-Sammlung habe sie erwähnt. Und die Frau habe einen Manga gefunden, den sie nun dabei hatte…’Rumiko Takahashi’ stand auf dem Einband, ‚Inu Yasha’ war der Titel, Sarah konnte sich nicht erinnern. Aber in diesem Band, auf Seite 12, das war er, Kouga, in Pelz und mit Pferdeschwanz und Stirnband, ihr Kouga, der Mann aus ihren Träumen. Sie hatte ihn sofort erkannt, und musste sich die bohrenden Fragen der Freundin anhören, ob sie sich in ihrem Wahn in eine Mangafigur verknallt hätte, deswegen so total gesponnen hätte, ihr den Urlaub so total versaut hätte? Sie sei einfach nicht ganz bei Trost…und dann war sie gegangen…für immer. Den Band hatte sie in ihrer Tasche, die sie verkrampft festhielt, als sie vor dem Eingang des Krankenhauses stand. Die Eltern brachten sie in ihre kleine Wohnung, feierten eine Willkommensparty mit ihr, ein ruhiges Essen, vorsichtige Zukunftsplanung, Hinweise auf die beginnende Arbeit. Vorräte im Kühlschrank, die Wohnung blitzblank geputzt, die Pflanzen gesund und grün. Sarah fühlte sich wohl, freute sich, war froh, endlich wieder alleine zu sein, Privatleben zu haben, eine geschlossene Tür, die nicht jeden Augenblick aufgehen konnte, keine Menschen die etwas im Schilde führten, ob es eine Spritze war oder eine Untersuchung oder ein Geständnis, dass sie ihr entlocken wollten. Einfach Ruhe! Die Liebe ihrer Eltern! Keine bohrenden Fragen! Sie kam ihrer Arbeit nach, erfüllte ihre Pflichten, lebte zurückgezogen. Sie konnte der Psychiaterin glaubhaft machen, dass sie in Ordnung sei, sich gefangen hatte, keine Hilfe mehr benötigte. Sie legte den Manga weit hinten in den Schrank, vermied Partys und Treffen, ging nach der Arbeit nach Hause und zog die Türe zu. Sie vergrub sich, in ihrem Bett, vor dem PC. Sie hatte ein paar Kontakte, weit entfernt, sie schrieb im Chat mit ihnen, unerkannt, unpersönlich. An ihrem Arbeitsplatz war sie unauffällig, freundlich, die Nachbarn kannten sie als höflich und still, sie galt als ruhige Person, völlig normal, keine Auffälligkeiten, keine Sorgen, die man sich machen müsste. Sarah konnte alle überzeugen, dass es ihr gut ging: die Kollegen, die Eltern, die Psychiaterin. Und irgendwann auch sich selbst. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)