Der Vergewaltiger von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 5: Echte Gefühle ------------------------ „Warst du die ganze Nacht hier?“ Mac lächelte noch immer und kam nicht drum herum, es niedlich zu finden, so wie Danny ihn im Moment anblickte. Dieser war wirklich sehr verwirrt und vor allem auch erstaunt über die Geste, welche Mac hatte sich einfallen lassen. Es dauerte einige Minuten bis Danny seine Stimme wieder gefunden hatte und das Geschehene verdaut war. Er löste sich unwillkürlich von Mac und erhob sich von dem Stuhl, um ein paar Meter Abstand zu seinem Boss zu nehmen. „Ja, ich war die ganze Nacht hier. Hab an dem Fall weiter gearbeitet. Nachdem Linds keine geeigneten Speichel und Fingerabdrücke auf dem Umschlag und den Briefen gefunden hatte, hab ich sie nach Hause geschickt. Es reichte, dass einer von uns hier weiter gemacht hat.“ Eigentlich wollte Danny nicht rechtfertigend klingen, aber sein Gefühl sagte ihm, dass er es einfach musste. Auch wenn Mac eigentlich nicht böse sein durfte. Schließlich hatte er wirklich die ganze Nacht an dem Fall gearbeitet. „Stört es dich etwa, dass ich schon hier bin? Oder vielmehr, dass ich die ganze Zeit hier war? Du bist doch auch eher mit deiner Arbeit verheiratet, als mit deinem Privatleben“, gab Danny ein wenig schroff von sich. Mac seufzte leise. Das hatte er wohl verdient. Er sah einen Moment kopfschüttelnd auf seinen jungen Kollegen, bevor er die Hände auf Dannys Schultern legte. „Es stört mich nicht. Ich finde es sehr lobenswert von dir, das du selbst die Nacht durchgearbeitet hast, um neue Beweise zu finden. Und eigentlich dachte ich immer, dass ich der Einzige bin, der so früh im Labor ist.“ Sachte strich er mit den Fingern über Dannys Schultern, während er diesen weiterhin liebevoll anblickte. „Was soll das, Mac? Wieso benimmst du dich so komisch?“ Es war dem blonden CSI unangenehm, wie sein Vorgesetzter sich gerade benahm. Danny hatte eigentlich mit einer Standpauke oder sonst was gerechnet, aber nicht, dass Mac so liebevoll zu ihm war. Und schon gar nicht, dass dieser das an ihrem Arbeitsplatz war. „Ich hab die letzte Nacht viel nachgedacht. Nachdem du nicht zu mir gekommen bist, hab ich viel über uns nachgedacht. Danny, ich hab dich heute Nacht vermisst.“ Mühsam versuchte Mac seinen Blick auf Danny zu heften. Es war nicht seine Welt, so offen über seine Gefühle zu reden. Aber Danny hatte endlich eine Erklärung für sein Verhalten verdient. Der junge CSI lächelte erleichtert, aber auch traurig. Er konnte Mac genaustens ansehen, wie schwer es diesem fiel, so direkt zu sein. „Du bist nicht der Einzige, der nachgedacht hat. Nachdem wir uns gestern wieder mal gestritten hatten, war ich wirklich kurz davor einen Schlussstrich unter unsere Beziehung zu ziehen. Ich hab es nicht mehr ausgehalten. Meine Gefühle zu dir sind wirklich aufrichtig. Ich liebe dich und das schon länger als drei Monate. Aber als von dir nicht wirklich was von meiner Zuneigung zu dir zurückkam, sondern nur diese Küsse und das Kuscheln, da hab ich mich ernsthaft gefragt, wieso ich diese Beziehung eigentlich aufrecht erhalte. Wieso ich mir das antue. Hast du eigentlich eine Ahnung, wie es für mich ist, wenn du mich hier im Labor wie Luft behandelst? Ich hab nie erwartet, dass du mir freudig um den Hals fällst oder mich in aller Öffentlichkeit vor unseren Kollegen küsst, aber ein klein wenig mehr Zärtlichkeit hatte ich irgendwie doch erwartet. Vielleicht einen kleinen Kuss, wenn wir alleine waren oder einfach nur eine kleine Berührung. Aber nichts. Du hast mich hier nur spüren lassen, dass du mein Boss bist und ich dein Mitarbeiter. Mehr aber auch nicht. Und zu Hause? Welches wir nicht mal gemeinsam haben, passiert auch nichts. Wir treffen uns jede Woche abwechselnd in unseren Wohnungen, damit niemand was mitbekommt. Aber was sollten unsere Kollegen auch mitbekommen? Es passiert ja nichts. Aber nach langem hin und her und vielem Kopfzerbrechen, ist mir bewusst geworden, dass du dich wirklich nicht ändern wirst. So wie ich gestern schon sagte. Es schmerzt mich zwar, aber ich werde damit leben müssen. Auch wenn diese Beziehung weiterhin einseitig sein wird, möchte ich mich nicht von dir trennen. Ich liebe dich wirklich, aus tiefsten Herzen und insgeheim hoffe ich, dass du vielleicht irgendwann mal auch aufrichtige Gefühle für mich haben wirst. Ich akzeptiere dich, so wie du bist. Verschlossen, in dich gekehrt und nicht wirklich bereit irgendwas von dir preiszugeben. Wenn das der Preis dafür ist, um ein paar Stunden mit dir verbringen zu können, dann nehme ich diesen in Kauf. Aber bitte unterlass es, mich so am Arbeitsplatz zu behandeln, wie du es eben gemacht hast. Das bringt meine Gefühle nur durcheinander und ich fange an, mir Hoffnungen zu machen, dass du mich vielleicht doch liebst.“ Danny hatte sich während seiner ganzen Erklärung nicht gerührt. Er stand noch immer vor Mac, hatte den Kopf aber weit gesenkt. Unbemerkt von Danny selbst, zitterte dieser ein wenig. Mac stand ebenfalls nur da. Die Worte seines jungen Freundes surrten wie kleine Bienen durch seinen Kopf. Danny hatte soeben wirklich all seine Gefühle und Ängste preisgeben, die dieser hegte. Es traf den brünetten Ermittler tief im Herzen. Lange Zeit sagte keiner ein Wort, bis Mac seinen Druck auf Dannys Schultern ein wenig festigte. "Danny. Ich...ich weiß nicht so gut mit Gefühlen umzugehen. Seit Claire tot ist, habe ich niemanden mehr wirklich an mich rangelassen. Niemand hat mich so verstanden, wie Claire.. Meine Angst, einen mir lieben Menschen noch mal zu verlieren, war einfach zu groß. Dieser Verlust im Herzen, der ist kaum zu schließen und ich hab doch erst durch deine Zuneigung, durch deine Gefühle zu mir wieder angefangen, zu Leben. Ich hab sogar befürchtet, dass ich diese Gefühle gar nicht mehr in mir habe. Aber ich habe mich geirrt. Ich weiß, dass ich nicht immer korrekt zu dir war und dich vielleicht das eine oder andere Mal schlecht behandelt habe. Aber es war ein Schutz. Ich wollte diese Gefühle einfach nicht zulassen. Wusste ich doch damals nicht, dass du auch so empfindest. Danny es tut mir leid. Es tut mir wirklich leid, was ich dir in den letzten drei Monaten getan habe. Bitte, sprich wieder mit mir und komm mich besuchen. Die letzte Nacht war einfach schmerzhaft. Ich hab dich so vermisst." Leicht schluckend versuchte Mac einen Blick auf Dannys Gesicht zu bekommen. Dieser aber hatte den Blick noch immer gen Boden gerichtet und zitterte noch stärker. "Danny....bitte..." Es war Mac so schwer gefallen, seine Gefühle, seine eigene Welt zu offenbaren, dass er Angst hatte, Danny würde es ihm vielleicht nicht glauben. Wahrscheinlich war es für den jungen CSI ein kleiner Schock, dass Mac überhaupt so offen sprechen konnte. Selbst Mac hatte keine Ahnung, dass er zu solchen Äußerungen im Stande war. "Ich...Mac...das..."; unsicher hob Danny seinen Kopf an und schaute Mac mit leicht geröteten Augen an. In diesem Moment war es Danny ziemlich egal, das er ein paar Tränen vergossen hatte. Sein Herz schlug noch immer schnell in seiner Brust, während das Zittern sich nur sehr langsam einstellte. Nie im Leben hätte Danny mit diesen Worten gerechnet. Nie. Macs Äußerung klang fast wie eine Liebeserklärung in Dannys Ohren und das ließ seinen Bauch nur noch mehr kribbeln. Gerade als Danny weiter zum Reden ansetzen wollte, wurde die Tür zum Labor geöffnet und Lindsay trat hinein. Hastig löste Danny sich von Mac und fuhr sich rasch über die Augen, damit diese die Tränen nicht sah. "Guten Morgen", begrüßte die junge Frau ihre Kollegen und sah ein wenig verwundert auf Danny. "Alles ok, Danny? Hast du etwa die Nacht hier verbracht?" fragte sie mit gehobener Augenbraun. Danny nickte und flüchtete an Linds vorbei. "Ja...hab ich. Entschuldige mich. Ich mach mir nur kurz frisch, dann können wir mit dem Fall weiter machen. Auf der Tafel hab ich schon einiges zusammengetragen", erklärte der blonde CSI schnell, als er das Labor auch schon verlassen hatte und die nächste Toilette aufsuchte. Mac sah seinem jungen Freund besorgt hinterher. Es schien Danny wirklich in Aufruhr versetzt zu haben, sodass dieser kaum zu einem klaren Wort im Stande war. Aber Mac war sicher, wenn Lindsay nicht reingekommen wäre, hätte sein Freund noch was gesagt. Er hatte Danny sehr genau angesehen, dass diesem noch was auf der Seele lag. >Ob ich ihm nach soll? Er sah doch ziemlich verwirrt aus.< Kurz strich Mac sich durch die kurzen Haare, bevor auch er sich auf den Weg zur Tür machte. "Lindsay fang schon mal an. Ich werde in meinem Büro noch was erledigen, komme aber nachher wieder zu euch", ordnete Mac seine kleine Lüge an. Die junge Ermittlerin nickte verwirrt und machte sich an die Arbeit. Nun hieß es für Mac, seinen jungen Freund zu finden. Aber da Danny so ziemlich durch den Wind war, hatte dieser sicher die nächstliegende Toilette aufgesucht. Und genau zu dieser machte Mac sich nun auf den Weg. TBC Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)