Eine Fabel von Maza_e_Keqe ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Der Winterwald lag tief verschneit. Es war bitterkalt an diesem Tag und kein Reh waren auf der kleinen Lichtung zu sehen. Ein Kätzchen war in eine Falle geraten. Ein Hinterpfötchen war von einer Schlinge gefangen, die sich immer stärker zusammen zog, je stärker das kleine Tier daran zog und zerrte. Ängstlich fing es an zu jammern und zu schreien, doch niemand antwortete. Das Kätzchen versuchte die Schlinge mit seinen scharfen Krallen zu zerschneiden, doch das Seil war stark und widerstand allen Befreiungsversuchen. Da plötzlich erzitterte der Erdboden. Die kleine Katze spürte die Bewegungen in ihrem ganzen Körper. Da musste ein riesiges Tier auf dem Weg zu ihr sein. Sie versuchte sich ganz still zu verhalten. Doch die Schlinge ließ kein Entkommen zu und so lag sie wehrlos auf der Lichtung. Um die gefangene Pfote war bereits ein roter Fleck entstanden. Er war deutlich zu sehen und die kleine Katze konnte sich nicht verstecken. Ein Schatten näherte sich. Die Katze sah nicht, zu wem er gehören konnte, aber er war gewaltig und hüllte sie und ihre nähere Umgebung in Dunkelheit. Vorsichtig hob sie den Kopf und erschrak aufs Neue. Ein großer, zottiger Bär stand direkt vor ihr und hob schon eine Tatze. „Gleich wird er mich zertreten und dann auffressen“ dachte das Kätzchen und zitterte vor Angst am ganzen kleinen Leib. „Er ist so viel stärker als ich und ich kann mich mit meinen stumpf gewordenen Krallen nicht wehren. Gleich wird es aus sein mit mir.“ „Guten Abend“ sagte eine tiefe Stimme. Das Kätzchen hatte aus Furcht vor dem Unabwendbaren die Augen geschlossen und öffnete sie nun zögernd. „Gu- guten Abend Meister Petz.“ „Ich sehe, ihr seid in Schwierigkeiten. Erlaubt Ihr, mich eurer Pfote zu nähern?“ Dem Kätzchen verschlug es vor Überraschung die Sprache, so nickte es nur. „Das sieht aber schlimm aus. Ihr habt euer schönes, seidiges Fell bereits aufgerieben. Ich möchte versuchen Euch zu helfen. Mit meinen scharfen Zähnen werde ich die Schlinge zerbeißen.“ „U- und dann wollt Ihr mich auffressen?“ Dröhnendes Gelächter ließ die Äste der Bäume schaukeln. „Nein, Madam Mauz, ich will Euch nicht fressen. Ich habe bereits zu Abend gegessen. Ich möchte Euch aber vor Einbruch der Dunkelheit befreien, ehe der Wolf und der Fuchs auf die Jagd gehen. Haltet Euch nun ganz still, ich möchte Euren Fuß nicht noch mehr verletzen.“ Das Kätzchen tat wie ihm geheißen und der Bär schnappte vorsichtig mit seinen spitzen Zähnen nach dem Seil. Nach wenigen Augenblicken war es entzwei und das Kätzchen konnte nach Hause laufen, etwas langsamer als vorher natürlich, um die Wunde zu behandeln. Mit einem Schnurren bedankte sie sich bei ihrem Retter. Und die Moral von der Geschicht: Verurteile dein Gegenüber nie nach seinem Äußeren, du kannst nie wissen, wie sehr du dich irrst. © Fever 04.09.2009 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)