Red Lagoon von chaospony (One Shot) ================================================================================ Kapitel 1: Ein typischer Tag in der Stadt der Sünden ---------------------------------------------------- In den ganzen zwei Wochen meines Urlaubs hatte ich Bonapur den Rücken gekehrt. Das Räubernest mit seinen zugedröhnten Prosituirten, die selbst minderjährige noch bedienen würden, mit seinen nächtlichen Schiessereien, der Polizei, die eigendlich nur die Körper einsammelt, die bei Nacht anfallen, und das endlose Laster, das die Stadt über die Jahre verschlungen hat.. Ich war erst zwei Jahre dort gewesen, aber dieser Ort war so einfach zu durchschauen. Deshalb war ich ausser Landes gegangen.. Rio de Janiero war an der Oberfläche das krasse Gegenteil zu dem, was ich sonst gewöhnt war. Nette Menschen, hübsche, glückliche Mädels und insgesamt keinerlei Ärger... darunter wusste ich, das dort Armut, Sklaverei und Drogenhandel zuhauf betrieben wurden... Zwei Wochen... sie waren erholsam, mal nicht von einem Schusswechsel in den nächsten zu stolpern, ständig um das Leben von sich und allen, die man noch seine Freunde schimpfen konnte zu bangen.. Jetzt war ich wieder hier. Der Vordereingang der Lagoon-Company war niemals abgeschlossen.. kein Unbefugter würde es wagen, in Revy`s Reich einzutreten. So verrückt konnte man gar nicht sein. Ich grinste ein wenig bei dem Gedanken. In den zwei Jahren hatten wir schon viele Verrückte gesehen.. von Leuten mit Dachschaden bishin zu völligen Psychopathen war alles dabei. Aber noch nie hatte jemand sowas, an das ich grade gedacht hatte, gewagt. Die gesamte Stadt hatte mächtig Respekt vor Two Hands und ihren Freunden. Manche stellten sich bedingt auf ihre Seite, manche hassten sie offen... aber alle hatten sie Respekt vor ihr und ihren Kampfkünsten. Vermutlich würde sie wieder bis zum Mittag durchschlafen, dachte ich mir, während ich langsam in das sogenannte „Büro“ vordrang. Ein einfaches Apartment in der Stadtmitte, das zum Hauptsitz dieser „Transportfirma“ ernannt wurde. Ich hatte Dutch schon oft gesagt, warum wir eigendlich ein Firmenschild an die Hauswand gepinnt hatten, wo wir doch illegale Geschäfte abwickeln, von denen keiner was erfahren sollte.. Die Anwort darauf war stets die Selbe. Benny hatte das Schild mal als Witz aufgehangen, ist anschliessend mit der Leiter verunglückt und keiner hatte Lust, eine neue zu besorgen um es wieder abzuhängen. So war also die Lagoon Company offiziell. Der Geruch von Zigarettenrauch, Alkohol und zweitklassigem Bohnenkaffee lag in der Luft. Jeder hier war fester Raucher, Revy war jedoch die schlimmste von allen. Man sah sie weniger nicht rauchend als denn anders herrum... vermutlich hatte sie deshalb diese tiefe, bedrohliche Stimme. Während ich meine Jacke in die Ecke warf und mich umschaute, bemerkte ich das ich allein hier war. Keiner da.. seltsam. War etwa was passiert, während ich wegwar? Ich musste mich irgendwie vergewissern. Leider hatte keiner ein Handy mit, womit ich sie hätte erreichen können, also musste ich mich auf die Crew selbst verlassen. Mal überlegen... Dutch schlief für gewöhnlich auf dem Schiff, er würde also dort sein.. Benny hatte ein tatsächliches Apartment und arbeitete nur hier... Revy hingegen hatte sonst kein Zuhause... wenn also die Polizei oder ein Kopfjäger hier nicht aufgeräumt hatte... Letzteres konnte ich ausschliessen. Dafür sah es hier viel zu sauber aus. Hotel Moskau, die Church of Violence oder selbst die Kleinkriminellen in der Gegend hätten keinen Stein auf dem anderen gelassen. Ich erinnerte mich... einmal war das tatsächlich der Fall gewesen. Seitdem waren wir umgezogen, das Schiff war am Pier festgemacht, aber unsere Zentrale war in der Stadtmitte. Aber das tat jetzt wenig zur Sache. Nachdem ich mich vergewissert hatte, das sonst nirgendwo jemand war, ging ich hinüber zu Revy`s Zimmer. Ich wollte dort eigendlich nicht hin. Wenn ein Raum in diesem Loch irgendwie schlimm aussieht, dann ist es ihr Zimmer. Ich versteh ja, wenn sie wegen der Arbeit wenig Zeit hat, aber dieses Mannweib hält so wenig Ordnung das ich kaum verstehe wie Dutch das zulässt, das sie ihren Raum so zumüllt. Langsam öffnete ich die Tür... peilte die Lage ab. Ein Seuftzer entwich aus meiner Kehle.... meine drei Hauptbefürchtungen waren ausgeschlossen. Revy lag im Bett und schlief... es war kein Blut dort und sie atmete. Das war Punkt eins und würde bedeuten das die Lagoon Company völlig in Ordnung war. Punkt zwei, sie war angezogen, all die Sachen, die ich nicht sehen sollte, waren verstaut und sie hatte mich nicht bemerkt... das war auch gut. Und Punkt drei... ihr Pistolenholster lag weit vom Bett entfernt auf dem Boden... offenbar hatte sie ihn einfach von sich geworfen, wo er nun lag, zwischen Bierdosen, benutzer Unterwäsche und diversen Krempel, den ich teilweise gar nicht identifizieren konnte. Schleichend bewegte ich mich auf sie zu, immer den diversen Gegenständen unter mir ausweichend.. zweimal trat ich auf etwas. Einmal war es fest genug, um mir zu wiederstehen, ein anderes Mal fühlte es sich fast lebendig an. Ich wollte gar nicht wissen was es war.... Alles ruhig. Offenbar schlief sie wiedermal einen Rausch aus, wodurch sie absolut ausgeknockt war... woran ich das erkannte? Ganz einfach. Sie war vollständig angezogen und ihr Walkman lag irgendwo anders, wo sie doch sonst immer Musik hörte ehe sie schlafen ging. Es war sowas wie ein Ritual. „Ich hatte mich schon gefragt wann du auftauchen würdest.“ Ich erschreckte mich fürchterlich, stolpterte einen Schritt rückwärts und fiel glatt auf den Boden... schmerzend musste ich feststellen, das eine Bierdose unter meinem Lebendgewicht von 78 Kilo, genauer, meinem Rücken, zerquetscht wurde... Revy war also die ganze Zeit wach gewesen...? „Ist dein scheiss Urlaub endlich vorbei..? Fuck. Sieh es dir nur an hier und frag dich, was ist los...? Ich werds dir sagen. Dutch und Benny sind auf hoher See unterwegs... einen Öltanker karpern. Sie wollten mich nicht dabei haben, weil sie den Tanker in einem Stück brauchten und eine Schiesserei tödliche Folgen haben könnte.“ Langsam richtete sie sich auf, reibte sich die Augen.. offenbar hatte sie doch etwas geschlafen. „Ich frag dich mal was, Rock. Was soll man in dieser verfluchten Gangsterhöhle denn noch machen, um sich zu unterhalten? Soll ich mich auf den Balkon stellen und Tauben abknallen, oder was? Oder noch besser, ich zieh um die Häuser und mach jeden Penner an, der eine Kanone trägt, nur um mich zu amüsieren..!!“ Sie war mal wieder geladen.. wunderbar. Einfach wunderbar. Das heisst, ich konnte mal wieder Hasstriaden über mich ergehen lassen, über die jeder Grundschüler in Tränen ausbrechen würde. „Jetzt komm mal wieder runter. Jetzt bin ich doch hier, komm, lass uns was machen.“ Seltsam. Der Ausdruck auf ihrem Gesicht änderte sich schlagartig. Von Zornerfüllt wandte er sich zu einem breiten Grinsen, ehe sie mir näher kam und wieder auf die Beine half.. wenn auch etwas grob. „Genau das wollte ich von dir hören, Kumpel. Genau das. Besaufen ist nur halb so lustig wenn man es alleine macht..!“ „W-was hast du vor?“ Das war nicht gut. Nicht im Geringsten. Revy hatte einen Einfall gehabt und Einfälle leiten bei ihr meistens zu Konfrontationen mit Gunmen, Kopfjägern oder zumindest dem sogenannten Gesetz. „Wir gehen ins Yellow Flag, Sportsfreund... was dachtest du denn?“ Wenn es noch eine dreckigere, belasterte und ungehobelte Bar wie das Yellow Flag im Hafenviertel gab, dann wollte ich sie lieber gar nicht sehen. Hier hatte ich während meiner Zeit in Bonapur schon viele Abende verbracht, zusammen mit der Crew. Meistens mit allen von ihnen.. und das war auch gut so, denn Benny und Dutch waren immer zur Stelle, um Revy davon abzuhalten weiter Ärger zu machen. Heute war das nicht der Fall. Eigendlich hatte der Barkeeper schon seit langem Hausverbot für die Lagoon Company erteilt, nachdem einmal die gesamte Bar vollständig vernichtet wurde... trotz kugelsicherer Bartheke. Die half eben auch nichts gegen eine Horde Splittergranaten, die aus dem Rock eines Hausmädchens fielen... Leider erging es dem Barkeeper seitdem nicht sonderlich besser. Ständig gab es hier Tote und Verletzte, und einmal wöchendlich machte der Ort Schlagzeilen, als dort wiedermal ein Massaker stattfand. Aber so war es eben in dieser Stadt. Nirgendwo war man sicher, nirgendwo ist es sicher. So war das Leben hier. Revy marschierte gradewegs rein, schliff mich einfach mit und setzte sich an den Tresen, als wäre nichts passiert.. nur langsam fasste ich meinen Mut zusammen, um das gleiche zu tun.. der Blick vom Barkeeper wäre etwas gewesen das ich gerne vermieden hätte. „Hey, alter Freund, schmeiss mal zwei Kühle rüber.. wir haben was zu feiern..!“ Wider meines Erwartens bediente er uns sogar. Auch wenn er Revy`s Glas ihr fast an den Schädel geknallt hätte. „Wie oft muss ich euch Lagoon`s eigendlich Hausverbot erteilen, ehe ihr von meiner Bar wegbleibt..“ „Nimm doch mal einfach den Magneten für alles Gesindel ab, der hier irgendwo hängt, dann komm ich auch nicht mehr!“ witzelte sie noch, ehe sie an ihrem Bier zog. „Seltsam. Nicht viel los heute.“ kommentierte ich, um das Thema vom Barkeeper und damit von einer Diskussion darüber abzulenken. „Sonst ist es hier doch brechend voll.“ „Ist eben helligter Tag. Da kommen nicht soviele Leute wie abends. Schade eigendlich... ich hatte mich auf nen bisschen Ärger eingestellt.“ Der Geschmack von Alkohol betäubte meine Zunge, als ich meinen ersten Zug tat.. er würde sicher nicht der letzte bleiben. So wie ich Revy einschätzte würde sie liebend gern den ganzen Tag hierbleiben bis sie nicht mehr laufen kann. Daher tat ich mein möglichstes, um ihr Hirn lange genug anzustrengen.. dann würde sie sich es zweimal überlegen, ein weiteres Glas zu bestellen. „Ich würd dich gern mal was fragen, wenns dir recht ist.“ Ein schiefer Blick war die Anwort, offenbar war ich etwas zu verschlossen. Sei´s drum. „Frag doch einfach und red nicht um jeden Scheiss erstmal herrum.“ „Revy.. das ist doch nicht dein richtiger Name, oder? Genau wie ich und Dutch früher anders gehiessen haben hattest du doch bestimmt auch mal einen richtigen Namen.“ Ein kleiner Funke sprühte in ihren Augen über, unsichtbar, jedoch mehr als deutlich zu spüren. „Das willst du wissen?“ Sie klang amüsiert, wenn das auch nur Fassade war um den Rest der Leute in der Bar nicht ihrem eigendlichen Wesen zu offenbaren. „Das ist ne scheiss Story. Warum fragst du nicht wie Eda und ich uns das erste Mal begegnet sind, oder irgendwas anderes?“ „Hör mal, wir kennen uns jetzt seit zwei Jahren, und ich weis inzwischen von deinem Lieblingsdrink über die Größe deiner Klamotten bishin zum Kaliber deiner Waffen alles über dich, nur nichts, was vor der Lagoon Company war... ich will ja nicht gleich in deine Vergangenheit bohren, aber dein Name ist doch harmlos genug, oder?“ Ich sollte lieber die Klappe halten. Ich reizte sie nur, das wusste ich.. leider war es so eine Angewohnheit von mir, die Klappe immer viel zu weit aufzureissen.. ich trug nie eine Waffe bei mir, aber trotzdem war ich immer kurz davor einen Kleinkrieg anzuzetteln... mein Fehler. Doch auch diesmal verlief es nicht, und Gott sei dank war es so, nicht nach meinen Berechnungen. Revy blieb ruhig und trank einen weiteren tiefen Zug an ihrem Bier, ehe sie ein neues bestellte, im Vorraus. „Revy...?“ hakte ich nach, wurde aber fast sofort unterbrochen. „Ist ja gut.. Ich erzähl dir diese beschissene Geschichte. Dann hör aber auf zu nerven.“ Eine Spannung, die sich in mir aufgebaut hatte entlud sich in diesem Moment, und ich war wieder etwas ruhiger... ruhig genug, um ihrer Erzählung zu lauschen. „Ganz früher kannten mich alle als Rebecca Saijaki.“ „Halb Amerikanisch, halb Chinesisch, richtig..?“ „Richtig.. mein Vater war Amerikaner, meine Mutter Chinesin... den Nachnamen hab ich von ihr, meinen Vater hab ich hingegen nie gesehen. Ich weis auch nich, wer mir diesen Namen aufgehalst hat, aber ich tippe mal ganz schwer auf den Alten. Egal.. Als Chang mich dann in die Welt der Dunkelheit, sprich der Unterwelt, eingeführt hatte und mir seine Akimbo Tricks beigebracht hatte, musste ich mir in der besagten Welt einen Namen machen.. im wahrsten Sinne des Wortes..“ Ich war immer wieder erstaunt, wie eine Kampftrinkerin, die mit groben Flüchen und unrationalem Verhalten vorging, im Verstand so klar und präzise sein konnte. Sie erinnerte sich an alle Details, ganz gleich wieviel sie trank. Vielleicht hatte sie deshalb das Trinken angefangen... um zu vergessen. „Jedenfalls hast du sicher schon gemerkt, das in der Unterwelt alle einen Spitznamen haben, die was auf sich halten... Dutch, Balalaika, Chang, Rowen... selbst Benny hies früher mal anders. Das du diesen Namen Rock ausgewählt hast ist dagegen eher das Mittel zum Zweck.“ Sie begann an ihrem zweiten Glas zu trinken, während sie ein tiefes grummeln ausstieß. „Ich konnte den Namen Rebecca noch nie leiden. Kannst du dir vorstellen, das jemand der sich mir gegenüberstellt, auch nur ansatzweise soviel Respekt vor mir hätte wenn ich mit so einem niedlichen Namen rumlaufen würde?“ Ich wollte sie grade dort damit aufmuntern, das ich den Namen recht niedlich fand, doch sie schnitt mir das Wort ab. Offenbar hatte sie das schon häufiger gehört.. und mochte es nicht. „Jedenfalls ist das alles.. in den zehn Jahren die ich jetzt für die Lagoon Company arbeite war ich nicht einmal in die Verlegenheit gekommen diesen Namen auch nur zu erwähnen.“ „Zehn Jahre..? Dann warst du ja noch ein halbes Kind als du angeheuert hast!“ „Schlaumeier.“ Ein weiterer Zug folgte. Als ich grade mein erstes Glas halb leer hatte, hatte sie bereits ihr zweites geleert. Verdammt. Von all den Leuten denen wir bisher begegnet waren hatten alle eine schlimme Kindheit, aber Revy war mit Abstand das schlimmste was ich bisher kannte. „Tut mir leid wenn ich ein wenig aufdringlich war.“ „Klappe. Du wolltest die Geschichte doch hören, also behalt deine Beschwichtigungen bei dir. Und du hast gesagt das du aufhörst zu nerven wenn ich´s dir erzähle.“ „Das hast du gesagt.“ Erwiderte ich. „Schon, aber du hast nichts dagegen gesagt, oder?“ Ein langes Schweigen trat ein. Die erste Unterbrechung, die folgte war grademal Revy die ein weiteres Bier bestellte. „Was ist los, Rock? Sonst kannst du immer mit mir mithalten.“ „Ich bin heute nicht in der Stimmung zu saufen.“ Die Geschichte von eben lag mir schwer im Magen... zu schwer, als das ich ihn noch weiter strapazieren wollte. Nach zwei Bieren zu kotzen würde meinem geschundenen Ruf als Pirat nicht grade aufmöbeln. „Na dann gehen wir doch wo anders hin.“ Überrascht sah ich Revy mit großen Augen an. „Was?“ „Bist du taub? Dann machen wir halt was anderes. Hier ist nichts los, genauso wie im Büro.. also wenn du nicht saufen willst, dann schlag was vor.“ „Also ich würde zuerstmal schauen ob die anderen nicht inzwischen wieder hier sind... amsonsten fiele mir auch nicht viel ein, was nicht unglaublich dumm und illegal wäre.“ „Dann machen wir das doch.. in genau der Reihenfolge.“ Das Grinsen auf ihren Lippen gefiel mir nicht. In einem Tempo, das jedem gestandenen Alkoholiker Respekt eingeflösst hätte trank sie ihr Bier und lies einen Zettel zurück, in dem sie es auf Rechnung stellen lies... anschliessend verschwanden wir schnellstmöglich aus Bar und dessen Umgebung, ehe die Luft bleihaltig werden würde. „Scheisse, Rock.. fällt dir was auf?“ Nach dieser Frage hätte ich eigendlich Ja sagen sollen, doch mir fiel spontan nichts auf. „Nein...“ „Das ist es ja eben. Gar nichts fällt auf. Und das ist es, was ich hasse. Heute ist in ganz Bonapur nichts los. Im Yellow Flag wie auch überall sonst. Im Grunde können wir uns im Büro verkriechen und zählen wieviele Leute ich diesen Monat abgeknallt habe, bis Dutch zurückkommt. Hoffendlich ist er das schon.“ „Ich habe da so meine Zweifel..“ erwiderte ich knapp. Karperfahrten dauerten lang, Eskorte, Übergabe und all das verschlangen manchmal Tage. „Verflucht, Ja, ich auch. Aber man kann doch wohl noch hoffen, oder nicht?“ Ich lachte kurz. „Heute sind wir uns ausnahmsweise mal in den meisten Sachen einig. Nette Abwechslung wenn du mich fragst.“ Meine Augen wanderten kurz über Revy`s Rücken. Unter ihren stahlharten Muskeln verbargen sich ihre Pistolen, amsonsten war ihr Outfit wie sonst immer.. der Alkohol spielte Tricks mit mir. Er heiterte Leute an, machte Frauen schöner, lies Sachen einfacher werden... ich merkte das nur allzudeutlich, auch in kleineren Mengen. „Er ist also doch nicht da... so ein verdammter Scheiss. Was jetzt?“ „Ich weis nicht, Revy.. also ich hätte da so eine Idee.“ Die Tür fiel ins Schloss, nachdem Revy sie hastig aufgeschlagen hatte und ich gradewegs ihr folgte. Stille breitete sich aus... Revy drehte sich zu mir um, eine Augenbraune hebend.. Übermütlig und ohne über Konsequenzen nachdenkend tat ich einfach, womit ich schon lange in Gedanken gespielt hatte.. Leider hatte ich ohne das Bier ein gewisses Selbstwertgefühl und wusste wo meine Grenzen waren, Moralisch, Physisch und Zwischenmenschlich. Zwei dieser drei Grenzen überschritt ich, als ich Revy ohne große Vorwarnung direkt auf ihre Lippen küsste. Es war ein seltsamer Geschmack von Bier und Blut, die in diesem Moment vorherrschten.. sie hatte sich vor Ärger auf die Lippe gebissen, nachdem wir bemerkt hatten das Dutch tatsächlich fehlte. Es passte zu ihr. Ich wollte gar nicht wissen, wieviel Blut über ihren schönen Körper geflossen war bis ich an diesem Punkt war.. ich konnte nur hoffen das meines nicht das nächste wäre. Nach der ersten Überraschung trat Revy in Aktion. Sie klammerte sich an meinen Rücken, krallte sich gar fest, während sie rüde meine Lippen spreitzte und mich mit ihrer Zunge konfrontierte. Es war unreal, diese Frau in dieser Weise zu sehen und zu berühren. Jeder andere wäre in diesem Moment tot zusammengebrochen, tot von mehreren Schusswunden in der Brust und im Bauchbereich... nicht ich. Revy´s Pistolenholster fiel von ihren Schultern als sie selbst die Schnalle dazu löste und mir an`s Hemd ging, um es auszuziehen.... ein letzter Funken Verstand hielt mich zurück. „Revy.. warte!“ rief ich schlieslich aus, den Kuss beendend. „Was ist denn? Sag blos du bist noch ne beschissene Jungfrau.“ kicherte sie daraufhin, sich schonmal auf´s Sofa setzend. „Nein, das bin ich nicht. Aber ich war auch nicht darauf aus, mit dir in die Kiste zu steigen. Jedenfalls noch nicht.“ „Ach? Warum dann dieser Überraschungsangriff? Ich hatte mich schon gewundert, soviel Mut hätte ich dir nicht zugetraut.“ „Ich wollte meinen Gefühlen Luft machen, Revy. Nichts weiter. Ich wollte dir zeigen, das du mehr als nur ein Kumpel für mich bist, das ich seit über einem Jahr nun schon auf so einen Moment gewartet hatte und das ich, anders als du vielleicht, noch in etwas anderes als Geld verliebt bin.“ Ihre Gesichtszüge waren zunächst unleserlich, dann waren sie kurz geschockt und empört, ehe sie zu einem Grinsen verliefen, das für sie typisch war. Sie stand wieder auf, ehe sie auf mich zuging. „Du verdammter Scheisskerl.“ fluchte sie, ohne das Grinsen zu verlieren. „Meinst du ich ahne das nicht, du Trottel? Das hättest du mir nicht sagen brauchen.“ Mit ausserordendlicher Wucht drückte sie mich gegen die Wand, ehe sie mir einen weiteren Kuss aufdrückte. „Ich mag es vielleicht nicht auf den ersten Blick gesehen haben, aber Dutch ist schlau. Er hat schon lange gemerkt das du auf mich abfährst. Soweit ich das sagen kann bringt Liebe nur Ärger mit sich. Ärger, Schweiss, Kugeln und Blut. Und genau in der Reihenfolge. Aber weisst du was?“ Sie kam mir so nahe, das ich ihren Atem auf der Haut meines Halses spüren konnte, ehe sie mir etwas ins Ohr flüsterte. „Genau das will ich ja auch...“ Anschliessend ging alles sehr schnell. Ich konnte mich kaum mehr daran erinnern was danach passiert war, nur, das Revy keine Zeit verlor und wir innerhalb von kürzester Zeit in ihrem Raum verschwunden waren. Sie machte ihrem Namen alle Ehre und hatte äusserst gute Ausdauer.. sehr zu meinem Leidwesen, doch das machte mir nichts aus. Ob ich nun eine Runde oder vier im Paradies verbrachte, war mir im Endeffekt gleich... Das entscheidende war, das ich an diesem Abend zum allerersten Mal seit meinem Eintreffen in Bonapur nicht alleine einschlief... eine grausame Killerin schnachte dicht an mich gekuschelt noch für viele Stunden mit. End Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)