Juushin Enbu von Fufu (Wäre es in Kapitel 8 anders gekommen...) ================================================================================ Prolog: Gefangennahme --------------------- Es war Abend und Taitou Shirei stopfte sich gerade Manju in den Mund. Laila seufzte. Warum musste dieser blöde Bruder bloß immer so verfressen sein? Männer waren einfach hoffnungslos… Und so würde es immer bleiben… Besonders bei ihm. Sie konnte nicht glauben, dass es er sich tatsächlich in den Kaiserpalast geschlichen hatte! Aber irgendetwas schien dort vorgefallen zu sein, denn Taitou verhielt sich auffällig fröhlich. Taitou hatte vorhin im Palast schon viel gegessen, doch er hatte schon wieder Hunger und Manju konnten nie schaden. Der Palast… Er dachte an sein Versprechen mit dem derzeitigen Kaiser Kenryuu Taigi. Er spürte, dass sie irgendetwas verband und er ihm vertrauen konnte. Er war kein schlechter Kerl und würde sein Versprechen sicher halten. „Warte nur, Kenryuu! Auch ich werde mir Mühe geben!“, dachte Taitou und schob sich einen weiteren Manju in den Mund. „Laila-chaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaan!!!“, schallte es durch den Raum. Nur einem Idioten konnte diese Stimme gehören: Housei… Er versuchte Laila zu umarmen, die wehrte ihn aber erfolgreich ab. Erst jetzt bemerkte er Taitou und fragte spöttisch: „Na, wie war es im Palast?“ Scheinbar war er immer noch sauer, dass Taitou einfach abgehauen war. Zu allem Überfluss hatte er Laila und Rinmei auch noch helfen müssen, die Einkäufe zu tragen… Wenn er ihm jetzt auch noch von dem Aufruhr erzählte, den er verursacht hatte, weil er entdeckt wurde, würde er wohl noch saurer werden… Nach dem Essen ging er raus auf den Hof, um zu trainieren. Er musste unbedingt stärker werden, um Keirou zu besiegen. Er erinnerte sich an den riesigen Krater, den der geschaffen hatte, als er Naiden eingesetzt hatte und schauderte. Er konnte gerade mal einen Krater von halber Größe, wenn überhaupt, schaffen! Später in der Nacht sprach ihn Ryuushou-san an und fragte, ob er mal kurz mitkommen könne, weil er etwas mit ihm besprechen wollte. Er führte ihn zu dem Ort, an dem das Ken-Reich gegründet worden war. Dort erzählte er Taitou, dass es einst Hagun war, der es gegründet hatte. Keirou versuche wohl das Ken-Reich zu zerstören, eben aus diesem Grund, weil Hagun das Reich gegründet hatte. Taitou winkte aber ab mit den Worten, dass er dem jetzigen Kaiser versprochen habe, ihm mit seiner Kraft beiseite zu stehen, ab. „Ach, so ist das…“, sagte Ryuushou mit einem Lächeln. „Waaaaaaaaas?! Ein Versprechen mit seiner Majestät dem Kaiser?!“ „Ja, ich hab’ mich heute Mittag in den Palast geschlichen“, erwiderte Taitou. Ryuushou murmelte etwas, was Taitou nicht verstand, als Rinmei aufgeregt hereinstürmte und ihm mitteilte, dass die Genrotou am Tempeltor wären. „Was wollen sie hier?“, fragte er sie. „Sie wollen… Taitou-kun… verhaften…“, brachte sie mit einem Seitenblick auf den Betroffenen heraus. „Na, wenn das so ist, lass sie rein!“ Er konnte es gar nicht erwarten, sie fertig zu machen. „Nein, Taitou, lass das!“ Ryuushou wollte ihn aufhalten, doch er war schon losgestürmt. „TAITOU!“ „TAITOU-KUN!“ Erwartungsvoll stand Chouka mit der Genroutou-Armee vor dem Tempeltor. Gerade hatte sie die Nachricht überbringen lassen, dass sie das Hagun-Gör haben wollten. Sie glaubte nicht, dass der Tempel ihn freiwillig hergeben würde, aber immerhin hatten sie dann einen Grund den Tempel anzugreifen und einen Gegner auszuschalten! Sie staunte nicht schlecht, als sie den Jungen tatsächlich erblickte. Er trat aus dem Tempel heraus und schien sich auf einen Kampf mit ihnen gefasst zu machen. Sie grinste. Wenn er glaubte, diese Armee besiegen zu können hatte er sich schwer getäuscht! Sie wusste, dass normale Soldaten keine Chance hatten gegen ihn anzukommen, weshalb sie auch mehrere erprobte Kämpfer zwischen das Heer gemischt hatte. Schon hatte der Kampf begonnen und der Junge machte einen Soldaten nach dem anderen fertig. Er konnte nicht ahnen, dass die anderen nur ein Ablenkungsmanöver darstellen sollten, damit die eigentlichen Kämpfer die Chance hatten, ihn kampfunfähig zu machen. Wenn er es schaffen sollte die auch zu besiegen, sollte noch eine weitere Überraschung auf ihn warten… Taitou wurde gerade erst richtig warm. Waren das wirklich Soldaten? Er war bis jetzt noch keinem starken Genrotou begegnet – außer Keirou natürlich, aber dem war er ja noch nie begegnet und Shimei, wenn man den wirklich dazuzählen konnte. Auch diese Schar schien nichts drauf zu haben. Er konnte Ryuushous Einwände nicht verstehen, wusste nicht warum er hätte fliehen sollen. Klar, langsam wurde es echt viel mit den Gegnern und es schien kein Ende zu nehmen, aber zusammen konnte man es doch schaffen! Dann bemerkte er mehrere starke Gegner. Er sah wie Ryuukou, Rinmei, Housei und Laila von weitem angerannt kamen. Sie stürzten sich ebenfalls in den Kampf. So sollte es sein! Zu Fünft würden sie sie besiegen können! Wenn jetzt noch die Mönche helfen würden, wäre ihnen der Sieg so gut wie sicher. Doch er hatte keine Zeit sich länger darüber Gedanken zu machen, als ihn ein harter Schlag in die Seite traf. Kurz sackte er zusammen, raffte sich aber gleich wieder hoch, um den nächsten Schlag zu parieren. Er sammelte seine Kraft, um mit Naiden einen Schlag bei ihm zu landen. Sein Gegner wurde nach hinten geschleudert und riss eine ganze Schar Soldaten mit sich. „Huii, schon mal ein paar weniger…!“, pfiff Taitou Dem nächsten Schlag wich er aus und schlug wieder mit Naiden zu. So fuhr er fort, bis er bald keine Kraft mehr hatte. Die Gegner wollten einfach nicht weniger werden! „Jetzt!“, hörte er eine Frau schreien. Im nächsten Moment fühlte er einen Schmerz in seinem Arm, als ihm plötzlich schwindelig wurde und er kopfüber auf dem kalten Steinboden landete. Er versuchte wach zu bleiben, doch unerträgliche Müdigkeit überkam ihn und wenige Sekunden später, wurde alles um ihn herum schwarz… Laila, die ebenfalls gegen die Genroutou kämpfte, sah sich immer wieder nach Taitou um. Dieser blöde Bruder! Es wäre besser gewesen, auf Ryuushou-san zu hören! Lange würden sie das sicher nicht mehr durchhalten und die Gegner schienen kein Ende zu nehmen. Rinmei-san neben ihr kämpfte mit voller Kraft. Laila wünschte sich, auch so stark zu sein wie sie… Sie konnte den Männern locker das Wasser reichen und konnte sich gegen sie durchsetzen. Ihr nächster Blick auf Taitou ließ sie nichts Gutes sehen. Vorher hatte er sich wacker geschlagen, doch nun war er einem Bogenschützen zum Opfer gefallen. Ein Pfeil steckte in seinem Arm. Laila wollte sich wieder ihrem Kampf zuwenden. Ein einziger Pfeil war zwar schmerzhaft, aber nichts, was Taitou vom Kämpfen abhalten würde oder ihn in Lebensgefahr brachte. Doch dann sah sie wie Taitou zusammenbrach. War an dem Pfeil etwas Gift gewesen?! „TAITOU!“, schrie sie, als einer der Soldaten drohte, ihn mitzunehmen. Nun wandten sich auch die andern zu ihrem Kameraden und wollten ihm zu Hilfe eilen, doch wurden sie von anderen Soldaten aufgehalten. Auch sie selbst musste hilflos mit ansehen, wie Taitou von den Genroutou verschleppt wurde… Dröhnende Kopfschmerzen waren das erste, das Taitou mitbekam, als er wieder zu Bewusstsein kam. Langsam öffnete er die Augen nur um zu bemerken, dass er in einer Gefängniszelle saß… Seine Handgelenke waren mit Handschellen an die Wand gekettet. Es war dunkel und feucht hier. Die Tür vor ihm quietschte kurz und als sie sich öffnete konnte er einen Blick auf den Gang dahinter werfen. Er wurde von Fackeln erleuchtet, ansonsten war er leer. Schon wurde ihm die Sicht von einer Frau mit langen blauen Haaren versperrt, die sich auf ihn zu bewegte. Sie erklärte ihm, dass Keirou ihn töten würde, sobald er wieder da sei. Keirou also? Der sollte ruhig kommen! Sobald er sich von den Handschellen befreit hätte würde er ihn fertig machen! „Versuch erst gar nicht, dich zu befreien! Wir haben ein Auge auf dich!“, bemerkte die Frau, als hätte sie seine Gedanken gelesen. Dann ging sie wieder. Taitou hörte nicht auf sie und versuchte die Ketten zu lösen, aber es war vergebens. Aus irgendeinem Grund schien er keine Kraft zu haben… Sollte er hier wirklich warten bis dieser verdammte Keirou hier auftauchte und ihn umbrachte?! Nein, er würde es wieder versuchen! Doch auch weitere Versuche, zu entkommen scheiterten. Was zum Teufel war hier los?! Warum fühlte er sich so schlapp?! Mehrere Tage vergingen und nur um ihm Essen zu bringen kamen um die Mittagszeit immer Soldaten in die Kammer. Es musste 2 Tage nach seiner Gefangennahme sein, als erst ein Quietschen, dann ein Scheppern ertönte. Fürs Essen war es noch zu früh, war Keirou etwa zurückgekehrt?! Laila machte sich unheimliche Sorgen um Taitou. Sie hatten es geschafft, die Genroutou zurückzuschlagen, viele waren abgezogen bevor sie überhaupt gekämpft hatten. Kein Wunder, sie hatten ihr Ziel erreicht, nämlich Taitou festzunehmen… Die anderen waren nur da geblieben, um sie aufzuhalten… Taitou… Wo war er bloß? Und wie ging es ihm? War er womöglich schon tot? Housei war auch krank vor Sorge, allerdings um Laila. Seit Taitou verschleppt wurde, hatte sie kaum etwas gegessen. Dieser Idiot! Was machte er bloß so lange?! Ein paar Genroutou hatten ihn bis jetzt doch noch nie aufgehalten! „Laila-chan… Mach’ dir keine Sorgen, er ist bestimmt schon wieder auf dem Weg zurück hierher. Du kennst ihn doch! Er lässt sich nicht so einfach überrumpeln!“ Hoffnungsvoll sah sie zu ihm hoch. „Ich hoffe, du hast Recht…“ „Ich denke auch, dass Taitou sich nicht so leicht unterkriegen lassen wird!“ Das war Ryuukou. Sie fühlte sich schon etwas besser, aber die Zweifel ließen sich nicht komplett verstreuen… Kapitel 1: Rettung und Tod -------------------------- Chouka ging auf dem Gang auf und ab. Jetzt könnte jederzeit Keirou-sama kommen. Sie überlegte, wie sie ihm am Besten von Haguns Gefangennahme berichten könnte, wurde aber von einem Soldaten unterbrochen, bevor sie zu einem zufrieden stellenden Ergebnis kommen konnte, der ihr sagte, dass Keirou-sama eingetroffen war. Schon einige Minuten später füllte seine mächtige Gestalt den Türrahmen aus. Taitou machte sich darauf gefasst, gleich seinen Widersacher Keirou in der Tür stehen zu sehen. Wie gebannt starrte er auf die schwere Eisentür, doch nichts rührte sich. War es nur Einbildung gewesen? Nein, bestimmt nicht, dafür war es zu deutlich gewesen. „Wo starrst du denn hin?“ Die Stimme kam von direkt neben ihm und er konnte nicht anders, als sich tierisch zu erschrecken. Als er sich zur Seite wandte, konnte er schwach die Silhouette eines Mädchens ausmachen. Er konnte nicht genau erkennen, was sie da tat, aber sie musste zuvor den Schlüssel für seine Handschellen gestohlen haben, denn im nächsten Moment rasselten die Ketten seine Arme entlang und fielen klimpernd zu Boden. Er stand auf und rieb sich die Handgelenke, nur um gleich wieder einzuknicken. Kurz wurde ihm schwindelig, aber das Mädchen half ihm auf. Sie erklärte ihm, dass sie dem Essen ein Gift beigemischt hatten, das ihm die Kräfte raubte. Das hatte sie von den Wachen gehört, die sie belauscht hatte. Sie vermutete, dass es bald nachlassen müsste. Taitou wollte wissen, wer seine Retterin überhaupt war, doch sie schnitt ihm das Wort ab und schickte ihn in den Lüftungsschacht, durch den auch sie gekommen war, es wäre noch genug Zeit sie zu fragen, was er wissen wollte, wenn sie erst einmal draußen waren. Es war ziemlich dunkel und muffig im Schacht und er konnte kaum seine Hand vor Augen erkennen, doch das Mädchen schickte ihn unbeirrt weiter und wies ihm zwischendurch eine neue Richtung. Bald konnte er Tageslicht erkennen und er blinzelte ein paar Mal, bis er etwas erkennen konnte. Der Schacht endete an einer Klippe. Seine Retterin wies ihn an, nach draußen zu gehen, damit auch sie endlich wieder frische Luft atmen konnte und so setzte er behutsam seinen rechten Fuß auf einen Stein, der weit genug hervorstand, um auf ihm stehen zu können. Sich vorsichtig an der Schlossmauer entlang tastend erreichte er sicheren Boden unter den Füßen. Er wandte sich zu der Fremden um, nur um zu sehen wie sie leichtfüßig am Abgrund entlang lief. Sie gesellte sich zu ihm und zum ersten Mal hatte er die Gelegenheit, sie sich genauer anzusehen. Ihre Haare waren wohl das Auffälligste an ihrer gesamten Erscheinung, sie waren lang und feuerrot, was ihre lapislazuliblauen Augen noch verstärkte und trug Kleidung, die er noch nie zuvor gesehen hatte. Insgesamt war es recht freizügig, aber sie schien das nicht im Geringsten zu stören. Plötzlich fiel ihm seine Frage wieder ein: „Wer bist du überhaupt?“ Sie lächelte kurz und antwortete: „Ich heiße Fuuka Himukai, nenn mich einfach Fuuka!“ Fuuka? Ein seltsamer Name, der aber gut zu diesem seltsamen Mädchen passte. „Warum hast du mir geholfen?“ Sie hielt kurz inne, anscheinend etwas überrascht. „Naja… Ich hab mit angesehen wie du ins Schloss geschleppt wurdest und weil diese dunkelhaarige Frau das Kommando hatte wurde ich misstrauisch. Sie steht immerhin in einem engen Verhältnis mit dem Shogun Keirou und wenn der seine Finger im Spiel hat… will ich ihm die Suppe lieber versalzen, denn etwas Gutes plant er sicher nicht…“ Man konnte ihr ansehen, dass es ihr etwas peinlich war, darüber zu reden. Er beschloss es erstmal dabei zu belassen und ihr zu vertrauen, sie schien kein schlechter Mensch zu sein und auch keine Hintergedanken zu haben. Da sie sich immer noch zu sehr in der Nähe des Schlosses befanden und die Gefahr bestand, dass schon nach ihm gesucht wurde gingen sie zum Tempel zurück, achteten aber immerzu darauf, nicht von Soldaten entdeckt zu werden. Taitou war immer noch etwas schwach auf den Beinen, aber er wollte auch keine Pause machen. Dort angelangt erwartete sie eine Überraschung: An dem Ort, wo vorher noch der Tempel gestanden hatte war jetzt nur noch ein riesiger Haufen Schutt. Teile der Mauer waren zerstört worden, anderes, wie das Dach war angezündet worden. Wut stieg in ihm auf. Er schlug auf den Boden, weil er nicht wusste, was er anderes tun konnte. Wo waren Laila und die anderen? Waren sie beim Einsturz noch innerhalb des Gebäudes gewesen? Verzweifelt suchte er nach einem Anhaltspunkt, konnte aber keinen finden. Er konnte nicht glauben, dass sie noch dort gewesen waren, wollte es auch nicht. Wo konnten sie sein? Die einzige Möglichkeit war… Taizan… Ihr Heimatdorf, der Tempel. Dorthin sollte er gehen, sicher waren sie dort. Wenn er sich beeilte würde er sie vielleicht auch noch einholen können? Ein Krachen ertönte und als er sich umdrehte, sah er Fuuka den Trümmerhaufen erklimmen. „Was machst du da?! Das ist gefährlich!“ Doch sie beachtete ihn gar nicht kraxelte munter weiter. Er folgte ihr, um sie wieder zur Vernunft zu bringen. Was wollte sie da bloß? Als sie stehen blieb, schien sie etwas entdeckt zu haben, denn im nächsten Moment sprang sie hinunter. „Was zum-“, fing er an, unterbrach sich aber, als er sie einen kleinen Zettel in der Hand halten sah. Sie deutete darauf. „Sie sind in Taizan.“ Aus einem ihm unerklärlichen Grund musste er anfangen zu lachen. Das Mädchen sah ihn nur verwirrt an. „Glaubst du, Taitou bekommt unsere Nachricht?“, fragte Laila an Housei gewandt. Er schwieg kurz. „Sicher. Wenn er wieder aus dem Schloss draußen ist und nach uns sucht, wird er sie bestimmt entdecken.“ Das Feuer, um das sie herum saßen, um sich zu wärmen prasselte und tauchte ihre Gesichter in ein dunkles orange. Ein Rascheln ging durch den Wald, in dem sie Rast machten. Wachsam sahen sie sich um. Plötzlich hörten sie Schritte, waren sofort alarmiert und machten sich kampfbereit. Ein mittelalter Mann stolperte auf die Lichtung. Er hatte keinerlei Waffen bei sich und wirkte auch ansonsten eher unsicher als gefährlich… Ein leichtes Zittern - wohl aufgrund der Waffen, die die Gruppe gezückt hatte - war zu bemerken, als er sprach: „Entschuldigung… Ich habe mich verlaufen und als ich hier Licht gesehen habe, wollte ich um Hilfe bitten.“ Langsam fing es Fuuka an peinlich zu werden, mit Taitou zu reisen. Sie kam sich aufdringlich vor. Eigentlich hatte sie nur vorgehabt, ihn aus Shogun Keirous Gewalt zu befreien, weil sie dem Besagten nicht über den Weg traute und Taitou ihr Leid tat. Aber sie mochte ihn und wollte ihn besser kennenlernen. Sie kannte den Weg nach Taizan nicht, da sie aus einem anderen Land stammte und erst vor einem Jahr ins das Ken-Reich gekommen war. Sie sah Taitou an, der stumm ein paar Schritte vor ihr ging. Dann blieb er stehen. Fuuka folgte seinem Blick und sah einen alten Mann auf einem Baum sitzen. Er trug ein Schwert und ein breites Grinsen auf dem Gesicht. „Shimeeeeeeeei!!“ Taitou raste vor Wut. „Was willst du hier?!“ „Yo! Du bist also entkommen… Ansonsten wäre es aber auch zu schnell schon vorbei gewesen.“, begrüßte er ihn. „Ich muss dir danken, Mädchen, dass du Hagun befreit hast.“ Hagun? Wer war Hagun? Er hieß doch Taitou? Der Mann namens Shimei sprang vom Baum und trat ein paar Schritte auf sie zu, während Taitou sich kampfbereit machte. Einen halben Meter vor ihr blieb er stehen und betrachtete sie von den Haaren bis zu den Zehenspitzen. Vorsorglich machte sie einen Schritt zurück, sie traute dem Kerl nicht, doch als sie weiter zurückweichen wollte ging es nicht. Sie blickte in ein weit aufgerissenes Auge an dem Schwertknauf, es kam ihr vor, als würde es sie hypnotisieren. Sie wehrte sich mit Leibeskräften, schaffte es aber nicht, sich mehr als ein paar Millimeter zu bewegen. „Aber du bist nichts Besonderes…“ Er holte mit dem Schwert aus, bereit, sie damit zu spalten. Es rauschte auf ihren Kopf zu, wurde aber kurz vor seinem Ziel aufgehalten. Taitou hatte sich zwischen die beiden gestellt. „Ich lasse nicht zu, dass du noch mehr Unschuldige umbringst!“ Mit den Worten rammte er seinem Widersacher den Ellenbogen in den Bauch. Ein Hagel von Schlägen prasselte auf Shimei nieder, doch dem schien das ganze nichts auszumachen. Auch, als ein lautes Knacken den Bruch seiner Wirbelsäule kenntlich machte, streckte er sich nur genüsslich und stand, als wäre nichts passiert. „Du bist kein Mensch!“, rief Fuuka aus und bekam ein Grinsen als Antwort. „Gut erkannt, Mädchen…“, gab er zu. „Du solltest dich beeilen, Hagun, ansonsten weiß ich nicht, ob deine Freunde noch lange überleben…“ „Was hast du ihnen angetan, Shimei?!“ „Ich habe nichts getan.“, antwortete er, doch sie wussten beide, dass das eine Lüge war. Er bedeutete Fuuka, sich zu beeilen und ihm zu folgen. Den Unsterblichen beachtete er keines weiteren Blickes, seine Freunde waren ihm wichtiger als ihm eine Abreibung zu verpassen. Fuuka wandte sich noch einmal um und sah Shimei ihnen grinsend hinterhersehen… Woher kamen nur diese ganzen Untoten?! Der Mann hatte sich im Nachhinein doch als Feind herausgestellt. Er hatte sie in Sicherheit gewiegt, aber sobald er eine Lücke in ihrer Verteidigung gesehen hatte, waren diese Untoten aufgetaucht. Rinmei hatte noch nie gegen solche Gegner gekämpft. Sie schienen gar nicht zu spüren, dass sie angegriffen wurden. Egal wie schwer die Verletzung war, sie standen immer wieder auf, als würden sie keine Schmerzen spüren. Vermutlich war dem auch so. Sie benahmen sich nicht wie Menschen, diese leeren Blicke konnten keinem Menschen gehören… Sie hieb mit einem ihre Dolche nach einem heranstürmenden Untoten und schaffte es, ihm den Kopf abzuschlagen. Langsam wurden es weniger Gegner und noch war auch keiner von ihnen ernsthaft verletzt worden… Aus den Augenwinkeln sah sie Ryuukou gegen eins dieser Monster kämpfen. Er benutzte seinen Stab in Perfektion, seine Gegner hatten keine Chance gegen ihn. Als Rinmei einen Schrei hörte, wirbelte sie herum. „Laila-chan!!“, rief Housei. Einer der Monstermenschen hatte ein Messer dabei gehabt, das jetzt zwischen Lailas Rippen steckte. Sie keuchte und Blut floss ihr Kinn hinunter und durchnässte an der Stelle, an der das Messer sie getroffen hatte ihre Kleidung. Housei schoss einen Pfeil auf den Täter, so schnell wie sie es noch nie bei ihm gesehen hatte. Er blieb zitternd in dessen Brust stecken, an genau der Stelle, an der sich sein Herz befinden musste. Kurz zuckte er noch bevor er auf dem Boden zusammensackte… Ryuukou erledigte den Letzten der Untoten und Rinmei stürzte auf Laila zu, kam nur wenige Sekunden nach Housei an. Sie blutete sehr stark, Housei riss sich sein Kopftuch vom Kopf und schlang es so fest es ging um die Wunde, aber es reichte nicht aus, die Blutung zu stoppen. Laila wurde immer blasser und atmete schwer. „Laila-chan, kannst du ich hören?!“, rief Housei, dem schon Tränen in die Augen traten. „Ho-Housei-kun…“, flüsterte sie. „Mach dir keine Sorgen, das wird schon wieder…“ Rinmei betete zum Himmel, dass sie Recht behielt, aber im Moment sah es alles andere als gut für sie aus. Sie wusste nicht, wie sie die Blutung stoppen sollten, immer mehr Blut tropfte auf den Boden, die Wunde war einfach zu tief…! Housei hielt Lailas Hand fest umschlossen, als würde er ihr Leben festhalten. Doch es half nichts, weder das Hoffen noch das Handhalten. „Housei-kun… Sag Taitou, er soll nicht traurig sein…“, sagte Laila mit einem letzten entschuldigenden Lächeln auf dem Gesicht… Taitou rannte so schnell er konnte, er wollte nicht zulassen, dass einer seiner Freunde starb. Dass Fuuka kaum noch hinterherkam bemerkte er gar nicht, sie war ihm im Moment auch ziemlich egal. Er hörte eine Stimme von etwas weiter vorne, die sich verdächtig nach Housei anhörte. Er kam auf einer Lichtung an und sah die anderen, um sie herum massenhaft Tote. Anscheinend war ihnen nichts passiert und sie waren spielend mit Shimeis Handlangern fertig geworden. Dann bemerkte er eine zierliche blauhaarige Gestalt auf dem Boden zwischen den anderen liegen. „LAILA!!!“, brüllte er. Taitou rannte zu dem kleinen Körper hin, während sich die anderen erschrocken umdrehten. Aus den Augenwinkeln bemerkte er, dass seine Freunde weinten. Hieß das etwa, Laila war… Nein, er wollte nicht glauben, dass Laila tot war und stürzte sich vor ihr auf die Knie. Houseis Kopftuch war um eine tiefe Wunde gewickelt worden, aus der immer noch Blut troff. Ihr Gesicht war bleich wie das einer Toten, ihre Augen geschlossen und atmen konnte er sie auch weder hören noch sehen… Er konnte es nicht glauben, er WOLLTE es nicht glauben! Heiße Tränen liefen seine Wangen herunter. Wie konnte das nur passieren? „Taitou…“, sprach Ryuukou ihn an. Er hörte nicht hin. Warum musste sie sterben? Er wusste die Antwort. Weil Shimei seinen Spaß daran hatte, seine Freunde umzubringen und seine Verzweiflung zu sehen. Es war seine Schuld! Wäre er nicht da, wäre das nicht passiert! Oder wäre er zumindest an ihrer Seite gewesen, um sie zu beschützen! Warum hatte er Idiot sich auch fangen lassen?! Wut gegen sich selbst brodelte in ihm auf. Warum hatte er sich nicht befreien können?! Er schrie so laut bis seine Kehle wehtat. „Es ist meine Schuld! Warum bin ich nicht hier gewesen?!“, murmelte er. Fuuka war ein wenig weiter hinten stehen geblieben, sie kam sich fehl am Platz vor. War das Mädchen seine Freundin gewesen? Was sollte sie sagen? Sie war eine absolute Niete im Aufmuntern, außerdem kannte sie keinen der Beteiligten, nicht einmal Taitou kannte sie wirklich… Zudem fühlte sie sich auch noch mies, weil sie als Einzige nicht um die Unbekannte weinte. „Meinetwegen musste sie sterben! Weil ich existiere hat Shimei sie angreifen lassen! Weil ich nicht bei ihr war, um sie zu beschützen, musste sie sterben!!!“, schrie Taitou. Sie zuckte zusammen. Wieso seine Schuld? Es machte sie wütend, ihn so reden zu hören. Sie ging zu ihm, zwang ihn, ihr ins Gesicht zu sehen und versicherte ihm, es sei nicht seine Schuld gewesen. Er wandte seine Augen ab und wiederholte: „Es ist meine Schuld…“ Zitternd vor Wut schrie sie ihr Gegenüber an. „Es ist NICHT deine Schuld, verdammt noch mal!! Wie solltest du Schuld sein?! Was kannst du dafür, dass diese verdammten Schweine aus dem Schloss, dich in den Kerker gesperrt haben und dir irgendetwas Komisches zu essen gegeben haben?! Was kannst du dafür, dass dieses unsterbliche Schwein ein Mistkerl ist?! Und außerdem: Du solltest froh sein, dass du sie noch einmal sehen konntest! Was wäre denn gewesen, wenn du auch nur ein bisschen länger da geblieben wärst? Genau! Shogun Keirou wäre gekommen und hätte dich umgebracht! Hättest du das besser gefunden? Hätte es dann eine Garantie gegeben, dass sie am Leben bleibt?! Nein! Der Mistkerl hätte sie oder irgendeinen anderen bestimmt auch so umgebracht! Hör auf dich selbst zu bemitleiden und sorg lieber dafür, dass so etwas nicht noch einmal passiert! Während du hier betrübt in der Gegend rumsitzt könnte sonst was passieren! Es wird auch noch mehr Tote geben, aber das ist der Lauf der Dinge! Es liegt nicht an dir! Du kannst nicht jeden verdammten Menschen auf der Welt, der dir wichtig ist, beschützen! Nimm das lieber als Grund, an dir zu arbeiten und dir mehr Mühe zu geben, anstatt als Grund hier resigniert aufzugeben!“ Er sah sie verdattert an. Verdammt! Sie war schon wieder viel zu unsensibel gewesen… Er hatte gerade eine ihm wichtige Person verloren und sie fuhr ihn so an. Sie ließ ihn los und versuchte der Situation zu entkommen, wusste aber nicht wohin… Im Endeffekt entschied sie sich dazu, wegzulaufen, in den Wald hinein. Was sie da wollte, wusste sie selbst nicht, aber sie hatte sich unmöglich benommen. Wie konnte sie es sich nur anmaßen, einen fast Fremden so zu belehren?! Sie verstand sich selbst nicht mehr… Ein Rascheln ließ sie aufschrecken. Es war Taitou, der sie betrübt ansah. „Ich habe geschworen, sie mit allen Mitteln zu beschützen! Ich wollte gar nicht, dass sie mitkommt, weil es zu gefährlich war, aber sie wollte nicht auf mich hören…“ Fuuka hörte ihm ruhig zu. Zuhören war das Einzige, was sie in solchen Situationen tun konnte. Wie sie so seiner Stimme lauschte und sein deprimiertes Gesicht sah, verspürte sie das Bedürfnis, ihn zu umarmen… Was dachte sie da eigentlich?! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)