Rockin' Heaven von _Sky_ ================================================================================ Kapitel 16: ------------ 16 Stimmen. Von überall strömten Worte auf sie ein. Unverständlich und leise. Alles war dunkel oder irrte sie sich? Wo war sie? Was war passiert? Langsam öffnete Marika ihre Augen. Es war hell, fast unerträglich. „Was ist denn?“, fragte sie die Stimmen in ihrem Kopf mit kratzender Stimme. „Sie ist wach.“, sprach eine. „Marika, hörst du mich?“, fragte eine ihr sehr vertraute. „Ja.“ Die Bilder vor ihr wurden langsam klarer. Ein heller Raum erstreckte sich vor ihr. Alles weiß. Der Himmel? „Marika! Liebling! Ein Glück.“ Eine warme Hand legte sich auf ihre Wange. Das Gesicht vor, eindeutig ihre Mutter. Doch nicht der Himmel, nur ein kleines Krankenzimmer im Stadt Hospital. „Wie geht es dir?“ „Ganz gut.“, meinte sie nur trocken mit einem stummen Lächeln. Vorsichtig richtete sie sich auf. Ihr Stiefvater stützte sie leicht. Er war also auch da. Jeder Knochen in ihrem Körper schien zu streiken. Alles tat weh, jede Bewegung war gehemmt. Auch ihre Lunge schien noch eine Weile zu brauchen, um sich wieder zu erholen. Ihre Mutter hatte sich zu ihr auf das Bett gesetzt und betrachtete sie ganz genau. Irgendwie schien Marika immer noch wie in Trance. Vielleicht träumte sie das alles ja nur. Ein Klopfen riss das Mädchen jedoch aus dieser Traumwelt. „Hey! Dir geht’s anscheinend schon besser. Ich hab mir total Sorgen gemacht.“ Ginger ging zu ihrer Freundin ans Bett und nahm ihre Hand. Auch ihr Vater hatte den Raum betreten. Er lächelte nur stumm von Weitem. Auch, wenn er es nicht zeigte, er war genauso froh und erleichtert wie der Rest der Familie. Marika fühlte sich wohl. Alle Leute, die sich sorgten und die sie liebte, waren dort. Nein, nicht alle. „Wo ist Chris?“, fragte sie ihren Vater erschrocken. Sein Blick wurde ernster. „Wir lassen euch besser mal allein.“, warf Gino ein und nahm Kira bei der Hand. Sie wollte ihre Tochter nicht allein lassen, auch wenn ja nun nichts mehr passieren konnte. „Ich komm dich morgen noch mal besuchen.“ Ginger umarmte ihre Freundin und verließ dann auch den Raum. Ihr Vater nahm sich einen Stuhl und setzte sich an ihr Bett. „Was ist? Sag schon!“, forderte sie. „Ruhig. Du darfst dich nicht aufregen.“, versuchte er seine Tochter zu beruhigen. „Die Feuerwehrmänner konnten ihn aus dem Haus holen. Er wurde notoperiert. Bis jetzt scheint alles okay, aber es steht noch nicht fest…“ „Nein, er wird gesund. Ist er hier? Ich will zu ihm.“ Sie wollte aufstehen, merkte aber schnell ein starkes Schwindelgefühl. „Nicht. Du musst dich noch ausruhen. Außerdem könntest du jetzt eh nicht zu ihm.“ Sie nickte schweren Herzens. „Und sein Bruder?“, erkundigte sie sich im nächsten Moment. „Er konnte nicht mehr gerettet werden.“ „Gut so…“, flüsterte sie. „Ich bin müde.“, fügte sie nach wenigen Momenten noch hinzu. „Okay. Du brauchst die Ruhe. Wir sehen uns dann morgen.“ Sie spürte einen leichten Kuss an ihrer Stirn und hörte dann nur noch das leise Klicken des Türschlosses. Dicke Tränen rollten über ihr Gesicht. Sie hatte einen Menschen umgebracht und fand das auch noch toll. Aber er hatte es ja auch verdient schließlich hatte er seine gesamte Familie umgebracht und seinem Bruder das gesamte Leben versaut. Hoffentlich hatte er sein Ziel nicht doch noch erreicht. Chris muss wieder gesund werden. Dies waren die einzigen Gedanken, die in ihrem Kopf umher schwirrten bevor ihr vor Müdigkeit endgültig die Augen zu vielen. Es war drei Uhr nachts als die Stationsschwester in ihr Buch vertieft in einem Hinterraum die Zeit totschlug. Obwohl Marika eigentlich eine Woche hätte durchschlafen können, war sie schon gegen zwei Uhr wieder wach gewesen. Eine Stunde hatte sie sich im Bett herumgewälzt und den Kopf einfach nicht frei bekommen. Sie musste jetzt einfach nach ihm sehen. Leise schlich sie durch das Gebäude in dem alles schlief. Er musste auf der Intensivstation sein, also eine Etage nach unten. Jeder einzelne Stufe der Treppe war die Hölle, den Fahrstuhl wollte sie jedoch nicht benutzen. Zu viel Angst hatte sie bemerkt zu werden. Im Flur zu den Zimmer hing eine Liste mit den Namen der Personen, die sich gerade in dieser Station befanden. Ihre Finger glitt langsam die Liste hinunter. Name für Name, bis der Richtige gefunden war. Chris Kailen. Sie kannte ja nun auch seinen Nachnamen, musste aber trotzdem gleich wieder an seinen Bruder denken. Dieser Name hatte sich schon von Beginn an in ihr Gehirn gebrannt. Sie las die Zimmernummer ab und ging dann vorsichtig weiter. Zwischendurch musste sie sich öfters an der Wand abstützen und kurz stehen bleiben. Dann drehte sich der Gang und es war auch schon wieder weg. Zimmer für Zimmer schritt sie voran. Das Vorletzte der Station war es dann. 305.b stand dort und sein Name. Es musste also wirklich das Richtige sein. Kurz sah sie noch einmal den Flur zurück. Niemand war zu sehen also drückte sie vorsichtig die Klinke und betrat den Raum. Ein leises Piepen durchdrang die Stille des Raumes. Dieser war kleiner als ihr Zimmer, hatte aber trotzdem einen kleinen Tisch und drei Stühle gegenüber vom Bett. Als Marika sich ihn betrachtete überkam sie wieder Übelkeit. Zu groß war die Angst ihn doch noch zu verlieren. Sie nahm sich einen Stuhl und setzte sich zu ihm ans Bett. Er war bleich und an die verschiedensten Geräte angeschlossen. Seine Hände waren nun nicht mehr bandagiert sodass die Narben vom Brand gut sichtbar waren. Sie legte ihre Hand auf seine und streichelte ihm mit dem Finger immer wieder über Stirn und Gesicht. „Du wirst wieder gesund, ja? Du kannst jetzt nicht einfach gehen...jetzt wo alles anders werden kann.“ Sie konnte die leichten Tränen, die ihr über das Gesicht rollten, nicht verhindern. Eine ganze Weile saß sie noch so da, beobachtete ihn und die Geräte gegenüber von ihr. Jede Auffälligkeit wäre ihr sofort aufgefallen, aber da war nichts. Alles blieb unverändert. Seine Hand hatte sie nun fest umschlossen. Er musste sie einfach spüren, sie war da und würde ihn auch nicht allein lassen. Jedoch übermannte sie wieder diese Müdigkeit. Schnell war sie eingeschlafen, nachdem sie ihren Kopf auf das Bett herabgelegt hatte. Eine große Wiese mit vielen Blumen und Schmetterlingen erstreckte sich vor ihr. Eindeutig ein Traum...oder doch nicht? Marika wanderte langsam über das weiche Gras und genoss die schöne warme Luft. Sie fühlte sich leicht wie eine Feder und schon die kleinste Brise brachte sie ins wanken. Aber sie fiel weich. Es duftete nach allen möglichen Blumen und da! Leises Vogelgezwitscher. Spatzen und Finken, die ihr etwas erzählen wollten. Sie lauschte und versuchte zu verstehen, was sie ihr sagten. Sie schloss die Augen und war völlig entspannt. Doch da! Worte drangen an ihr Ohr. Ihre Augen öffneten sich wieder und sie richtete sich auf. Sprachen die Vögel nun doch so klare Worte? Sie hörte genauer hin. „Wachen sie auf!“ Marika schreckte hoch. Es war hell draußen und auf der Uhr standen nun die Zahlen acht null null. Neben ihr stand ein Krankenpfleger und sah sie verdutzt an. „Was machen sie denn hier? Sagen sie nicht, dass sie hier übernachtet haben. Das geht wirklich nicht.“ „Tut...mir Leid. Ich wollte nur…“ „Ja, sorry aber sie müssen jetzt auf ihr Zimmer zurück. Der Doktor macht gleich Visite und wenn sie da noch da sind, ist Polen offen.“ Marika nickte nur und stand auf. Sie gab Chris noch einen leichten Kuss auf die Stirn bevor sie zusammen mit dem Pfleger den Raum verließ. „Soll ich sie noch zu ihrem Zimmer begleiten?“ Sie schüttelte sacht den Kopf. „Nein, aber sie können mir sagen, wann ich ihn besuchen darf.“ „Mmmh, na ja. Ist schwer zu sagen. Sie gehören nicht zur Familie, oder?“ „Er hat hier in der Nähe keine Familie mehr. Ich bin seine Freundin.“ „Das ist schwierig.“ Marika sah traurig zum Boden. Sie wollte doch nur bei ihm sein, das war alles. Wieso war das schwierig? Der Pfleger musterte sie genau. „Vielleicht kann ich ja was machen.“ Sie sah ihn stutzend an. Hatte sie das jetzt wirklich gehört. „Ja, aber ich kann nichts versprechen. Vielleicht ist ihr Freund ja auch schnell wieder auf den Beinen.“ „Ich hoffe es. Danke noch einmal.“ „Ach komm. Nimm’ s nicht so schwer.“ Marika zuckte die Schultern und starrte aus dem Flurfenster. Ginger war, wie angekündigt vorbei gekommen und versuchte mit allen Mitteln sie auf andere Gedanken zu bringen. Es war schon Nachmittag und sie wusste immer noch nichts Neues. Anscheinend hatte der Krankenpfleger nichts erreicht oder es wahrscheinlich vergessen. Am Morgen hatten ihre Eltern sie schon besucht. Ihre Mutter wollte sogar Urlaub nehmen, um sich um ihre Tochter kümmern zu können. Marika versicherte ihr aber, dass es ihr schon wieder viel besser ginge und sie keine Betreuung brauche. Ihr Vater schien immer noch sehr besorgt. Es waren aber nicht die physischen Verletzungen, die das Mädchen hatte, die ihm Gedanken machten. Eher die psychische Situation seiner Tochter. Gegen Mittag waren beide gegangen und schon am frühen Nachmittag stand ihr ihre beste Freundin zur Seite. Einerseits war sie froh, nicht allein zu sein, jedoch war es ihr auch unangenehm. Sie wollte und konnte nicht mit ihr über die Dinge sprechen. Sie wollte mit ihm reden. Im Keller hatte sie nicht die Chance bekommen, nachzufragen oder auf die ganze Sache zu reagieren. Sie wollte nur dort raus und ihren Freund retten. Jetzt war sie sich aber nicht mal mehr sicher, ob sie es auch wirklich geschafft hatte. Ginger stand grübelnd neben ihr. „Wollen wir ein Eis essen?“, fragte sie unbeholfen. Marika sah sie vielsagend an. „Wie kommst du jetzt darauf? Willst du Unmengen Geld für nichts ausgeben?“, fragte sie zynisch. „O-kay, dann nicht.“ „Entschuldige.“ Ginger lächelte nur. Sie wusste, dass alles sehr schwer für ihre Freundin war. Sie hakte sich bei Marika ein und die beiden schlendert langsam Richtung ihres Zimmers. Von Weiterem erkannte sie, wie jemand aus dem Raum, sich kurz umsah und dann lächelnd in ihre Richtung ging. Marika erkannte sofort, um wem es sich handelte. „Da sind sie ja. Ich hab sie schon gesucht.“ „Wer ist das?“, fragte Ginger leise. „Er ist Krankenpfleger in der Intensivstation. Haben sie was erreicht?“ „Brauchte ich nicht. Herr Kailen ist wieder wach. Sie können ihn besuchen gehen. Er wurde heute Mittag in diese Station verlegt.“ Sie klopfte leicht an der Tür. Keiner bat sie herein. Wahrscheinlich hatte sie einfach zu leise geklopft also öffnete sie vorsichtig die Tür und sah hinein. Es war ein Zimmer an der Südseite. Der gesamte Raum war in warmes Licht getaucht und durch das offene Fenster strömte frische Luft. Chris saß auf dem Bett und sah hinaus. Er schien in seine Gedanken versunken und bemerkte seine Freundin, die gerade den Raum betreten hatte, nicht. „Hey.“, sagte sie leise. Chris fand aus seiner Erstarrung und sah sie an. Ein warmer, wohltuender Blick für Marika. Sie stürzte zu ihm und viel ihrem Freund um den Hals. „Ich bin so froh, dass jetzt alles vorbei ist.“ Chris strich ihr sanft über das Haar. Langsam beruhigte sie sich wieder und setzte sich ihm gegenüber. Er wischte ihr die Tränen von der Wange und ließ seine Hand darauf liegen. Sie genoss die Berührung, nahm dann aber seine Hand und strich über die Narben. „Du trägst deine Handschuhe gar nicht mehr.“, bemerkte sie. Er schüttelte den Kopf. „Die Vergangenheit ist abgeschlossen. Für mich zählt nur noch die Zukunft.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)