Rockin' Heaven von _Sky_ ================================================================================ Kapitel 7: ----------- 7 „Guten Morgen Marika!“ Ginger setzte sich wie jeden Morgen neben ihre Freundin. Marika schien abwesend. Sie blickte die gesamte Fahrt aus dem Busfenster und schien gar nicht realisiert zu haben, dass sie angesprochen wurde. „Und, ist noch irgendwas interessantes gewesen?“ Erst jetzt schien sie wach zu werden. „Wie? Was soll schon gewesen sein?“, fragte sie verunsichert. Daraufhin stutze Ginger und wurde aufmerksam. Sie sah ihre Freundin fragend an. „Was denn?“ „Nichts.“, schüttelte Ginger den Kopf. Marika hasste diese Reaktion, dass wusste Ginger. Früher oder später würde sie schon mit der Sprache herausrücken. Sie irrte sich jedoch. Marika hatte ihr auch eine Woche später noch nichts erzählt. An sich benahm sie sich nun auch wieder völlig normal. Aber man merkte doch, dass irgendetwas anders war. Es war Samstagnachmittag und Marika wusste vor Dummheit nicht, was sie machen sollte. Sie hatte keine Lust auf Schule. Davon sollte sie in den nächsten Wochen noch genug bekommen. Sie stand auf und ging hinunter in die Küche, um etwas zu trinken. Während sie sich ein Glas Cola eingoss, klingelte es an der Tür. „Ich geh schon!“, rief sie ins Wohnzimmer. Sie öffnete die Eingangstür und hatte ihre Freundin vor sich. „Ginger! Hey, was machst du denn hier?“ „Hatte Langeweile und dachte deshalb ich komm mal vorbei.“ „Ach, du bist es. Los rein, ich mach euch was zu knabbern.“, kam es aus dem Flur hinter Marika. Kira war neugierig und freute sich immer auf Besuch. Die Freundinnen verschwanden nach oben in Marikas Zimmer. Dort schmiss sich Ginger in den Sitzsack auf dem Boden und Marika ließ sich auf ihr Bett fallen. Es dauerte keine zehn Minuten und Kira brachte die versprochenen Knabbereien und etwas zu trinken nach oben. So schnell, wie sie aufgetaucht war, verschwand sie auch wieder. Die Beiden waren nun allein und da keiner ein Wort sprach, war im gesamten Raum sogar das Blubbern der Kohlensäure in der Cola zu hören. „Erzähl schon.“, forderte Ginger nun. Marika hob den Kopf und sah ihre Freundin stutzend an. „Ich merk doch, dass du was hast. Ich dachte wir sprechen über alles!?“ „Ja, schon.“ Sie überlegte, setzte sich auf und lehnte sich an die Wand. „Na ja, du kannst dich noch an den Kerl erinnern, der mich verfolgt hatte?“ „Chris hieß der, oder? Was’n mit dem? Belästigt der dich immer noch?“ „Quatsch. Ich wollte mich doch mit ihm treffen.“ „Was du nicht gemacht hast.“ Marika sah vielsagend zur Seite. „Du bist doch hingegangen. Hätte ich mir ja denken können.“ Sie zuckte nur mit den Schultern. „Und da ist was passiert?“ „Nicht wirklich...“ „Nu lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen.“ „Okay, also wir haben in einem Café gesessen und ein bisschen erzählt. Na ja, wirklich erzählt haben wir eigentlich nicht. Er ist sehr verschlossen und zurückhaltend. Aber im Gegenzug hat er einen ziemlich durchdringenden Blick.“ „Und was will er von dir?“ „Keine Ahnung. Er wollte mir nichts über sich oder so sagen.“ „Merkwürdig. Auch wenn er nett schien, ganz ehrlich, mit dem stimmt was nicht.“ „Weiß nicht.“ „Sei froh, dass nichts passiert ist.“ „Das ist es ja irgendwie.“ „Hä?“ „Seit diesem Abend hab ich gar nichts mehr von ihm gehört. Ich hab ihn nicht gesehen und gemeldet hat er sich auch nicht.“ „Und das ist schlimm, weil...? Ich dachte er macht dir Angst.“ Als Ginger sich ihre Freundin betrachtete, bemerkte sie gleich was los war. „Du willst was von ihm.“ „WAS? Nein...“ „Ach komm schon. Du stehst doch auf geheimnisvoll und so. Und jetzt machst du dir Gedanken, ob du irgendwas Falsches gesagt oder getan hast, weil er sich nicht mehr meldet.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Du weißt doch gar nichts über ihn. Vielleicht hat der sich nur nett gestellt und wenn du ihm das nächste Mal begegnet dann hält er dir das Messer an die Kehle.“ Marika antwortete nicht mehr. Sie wusste nicht was richtig oder falsch war oder was sie denken sollte. Ginger hatte recht. Sie wusste eigentlich nichts über ihn, nur dass er nicht in der Stadt arbeitet und daher erst abends nach Hause kam. Sie sah auf die Uhr. Es war kurz nach acht. „Äh, Ginger war echt schön, dass du hier warst. Und echt toll, dass du dich so um mich sorgst, aber ich muss noch was tun.“ Während sie dies aussprach, schob sie ihre Freundin zur Haustür. Als Ginger sie daraufhin fragend ansah, fügte sie noch hinzu. „Für die Schule. Die Ausarbeitung. Du weißt doch, ich brauch meine Zeit.“, lachte sie. „Also dann, bis Dienstag!“, und noch bevor ihre Freundin etwas sagen konnte, schloss sie die Tür und rannte dann die Treppe wieder hoch um sie keine zehn Minuten später wieder hinunter zu hetzten. „Was denn los, Süße. Ginger war so schnell weg.“ „Ja, ihr war eingefallen, dass sie noch etwas vor hat und ich muss jetzt auch los.“ „Ach so.“ Ohne ein weiteres Wort schloss sich die Tür vor der völlig verdutzten Kira. Sie drehte sich und ging ins Wohnzimmer. „Gino? Ich glaub Marika bekommt der Prüfungsstress nicht.“ Marika lief im Schnellschritt hinüber zum Hauptbahnhof. Sie hörte von weitem die Bahnhofsuhr neun schlagen. Ihre Schritte wurden unbeachtet immer schneller. Einmal, weil er die Gestalten am Bahnhof immer noch suspekt waren und andererseits, weil sie befürchtete Chris zu verpassen. Kurz bevor sie den Bahnhof erreichte, packte sie jemand am Arm. „Wo soll’s denn hingehen?“ Einer der pöbelnden Spinner hatte anscheinend nichts Gutes vor. „Lass mich los und verzieh dich.“ „Sonst was?“ Sie versuchte sich loszureißen. „Na na, wir wollen doch wohl nicht zimperlich werden.“ Sie versuchte weiter von ihm loszukommen, er hielt sie jedoch an beiden Armen und drückte sie nach hinten gegen einen Baum. Als sie ihren Kopf zur Seite wand, erkannte sie Chris, der gerade aus der Bahnhofshalle kam. „Chris.“, flüsterte sie. „Was meinst du, Püppi.“ Sie wand sich wieder zu ihm, lächelte kurz und hob dann mit voller Kraft ihr Knie. Als er sie dann ruckartig los ließ, rannte sie so schnell sie konnte. Chris war schon fast am Parkplatz angekommen, als sie ihn erreichte. „Chris!“, rief sie. Erschrocken sah er hinter sich. „Marika...“ „Ein Glück, dass ich dich gesehen hab.“ „Was..“ Hinter Marika war das laute Gepöbel von dem Kerl zu hören. „Lass uns woanders reden.“ Fünf Minuten später saßen sie in seinem Auto und fuhren...ja, wo fuhren sie eigentlich hin? Marika hatte ihn nicht gefragt und die Gegend kam ihr so im Dunkeln auch nicht bekannt vor. „Was wolltest du am Bahnhof?“ Marika erschrak. Sie rechnete nicht damit, dass er sie ansprechen würde. „Ich wollte zu dir.“ Er machte ein ungläubiges Gesicht. „Warum?“ „Ich hab dich seit dem Abend nicht wieder gesehen und auf meine SMS hast du auch nicht geantwortet.“ Er reagierte nicht auf diese Aussage. Marika ließ den Kopf wieder sinken und hielt sich am Sicherheitsgurt an ihrem Hals fest. Ihr wurde langsam doch mulmig zu mute. Wo wollte er bloß mit ihr hin? Sehr bewohnt sah es ja nicht aus. Nach wenigen Minuten hielt er auf einem Schotterboden und stieg aus. Mari sah verunsichert aus dem Fenster des Wagens. Alles war stockfinster und die zwei Laternen links und rechts machten es nicht besser. Chris öffnete ihre Tür, worauf sie fürchterlich zusammenzuckte. „Steig aus.“, forderte er. Sie versuchte keine Anstalten zu machen, schließlich hatte sie in den verschiedensten Filmen schon gesehen worin dies enden konnte. Er schloss das Auto ab und ging dann in Richtung eines Trampelpfades, der in der Dunkelheit kaum zu erkennen war. Marika hingegen stand immer noch verängstigt am Wagen und traute sich kaum einen Mucks zu machen. „Du brauchst keine Angst haben. Ich will dir nur was zeigen.“ Sie wusste, dass sie auf keinen Fall mit ihm in diesen Wald gehen durfte. Und wenn ihre Mutter dort gewesen wäre. Die hätten einen Aufstand gemacht. Auch die Worte ihres Vaters kamen ihr wieder in den Sinn. ‚Versprich mir nur, dass du dich in nächster Zeit nicht abends oder nachts draußen aufhältst.’, hatte er gefordert und sie hatte zugesagt. Sie sollte sich am besten umdrehen und so schnell es ginge weglaufen. Einen sicheren Ort suchen und dann ihren Vater anrufen. Als sie jedoch in Chris Gesicht, in seine Augen sah, waren diese Gedanken wie weggeblasen. Sein Blick zeigte keine bösen Absichten, aber vielleicht konnte er sich auch nur gut verstellen. Nach langem Hin und Her folgte sie ihm schließlich doch. Den gesamte Weg über war sie nur am Stolpern. Überall knackte und raschelte es, was nicht gerade Glücksgefühle in ihr freisetzte. Es war auch schwer für sie Chris nicht zu verlieren. Er kannte den Weg anscheinend sehr gut und hatte daher weniger Probleme. Nach einem langen Aufstieg lichtete es sich und der klare Sternenhimmel war zu erkennen. Als sich Marika genauer um sah, wurde ihr klar, wo sie sich befand. Sie waren auf der Aussichtsplattform am Rande der Stadt. Von dort aus hatte man eine unwahrscheinlich gute Sicht über den gesamten Ort und da keine einzige Wolke am Himmel zu sehen war, strahlten der Mond und die Sternen aus vollen Züge auf sie herab. Öfters war sie schon dort gewesen, aber der Ausblick auf die Stadt war noch nie so atemberaubend wie zu diesem Zeitpunkt. Im glänzendem Licht ähnelte dieser Anblick einer Postkarte von L.A.. Marika stand am Rand auf das Geländer gelehnt und vergaß fast, dass sie nicht alleine dort war. Plötzlich bemerkte sie Chris direkt hinter sich und drehte sich um. Sie erschreckte sich fürchterlich, denn so nah, wie in diesem Moment, war er ihr noch nie. Sein Blick war ernst und starr und durchdrang sie förmlich. Marika wich zurück und hatte nun das Geländer direkt im Kreuz. Chris stützte sich mit beiden Händen rechts und links am Geländer ab und blickte Marika nun direkt in die Augen. In diesem Moment wünschte sich das Gothic-Mädchen zum ersten Mal, dass sie auf ihre Freundin gehört hätte. Was hatte er jetzt nur vor? Sie begann zu zittern und schwer zu schlucken. Sollte sie sich wehren und wegrennen? Aber wohin? Er kannte sich anscheinend viel besser aus als sie. „Du solltest nicht mehr allein um diese Uhrzeit draußen herumlaufen. Das ist viel zu gefährlich.“ Sie sah ihn überrascht an. „Am besten wir fahren dann wieder.“ Er ließ von ihr ab und ging in Richtung des Pfades. Marika war so verdutzt, dass sie sich erst gar nicht rührte. Dann aber folgte sie ihm schnell. Auf keinen Fall wollte sie alleine bleiben. Schnell lief sie den Trampelpfad hinunter. Chris war schon fast am Auto angekommen. „Chris!“ Marika hatte ihn eingeholt und stand nun hinter ihm. Als er sich zu ihr drehte, sah er in ein verunsichertes Gesicht. Er stutzte. „Warum machst du das alles? Warum sorgst du dich so um mich? Wir kennen uns doch eigentlich gar nicht. Ich meine, ich weiß nichts von dir und...“ „Ich weiß, dass es dir schwer fällt, aber versuch einfach mir zu vertrauen.“ „Aber wieso?“ „Tu es einfach.“, forderte er sie mit ernstem Blick auf. Marika lächelte leicht und nickte. Er öffnete ihr die Autotür und fuhr sie dann wieder bis vor ihre Haustür. Als sie gerade aussteigen wollte, ergriff er das Wort. „Ich bin die nächsten Wochen nicht in der Stadt.“ „Oh. Okay. Du kannst dich ja bei mir melden, wenn du wieder da bist.“ Sie öffnete die Tür. In dem Moment, wo sie aussteigen wollte, hielt er sie an der Hand fest. Überrascht sah sie ihn an. „Versprich mir, nicht wieder allein im Dunkeln herumzulaufen.“ Sein ernster und gleichzeitig besorgter Blick machte Marika klar, dass er es wirklich ernst meinte. Sie nickte. „Ja.“ Er sah beruhigt aus und schreckte dann zurück, als er bemerkte, dass seine Hand immer noch an Marikas Arm war. Wie zuvor schien ihm die Nähe immer noch sehr unangenehm zu sein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)