Dust in the Wind von Phoenix_Frost (Alles ist vergänglich) ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 1 -------------------- „Was meinst du, Syaoran-kun, wie weit ist es noch bis zu der Stadt?“ „Sicherlich nicht mehr allzu weit! Sie kommt immer näher – wir sollten weitergehen! Vielleicht finden wir dort Schutz für die kommende Nacht…“ Zuversichtlich nickte der Nachwuchsarchäologe seinen Freunden zu und setzte tapfer einen Fuß vor den anderen. Es war schwer, sich hier draußen zu verständigen. Der Sturm riss nicht nur an ihnen, er war so laut, dass man sein eigenes Wort kaum verstand. Um miteinander zu reden hatten sie sich angewöhnt, dem Sturm den Rücken zu zudrehen, um keinen Sand schlucken zu müssen – was Kurogane, seines Zeichens Idiot für alles, schon gründlich getestet hatte. Oder sagen wir: vorgekostet. Nun klammerte Mokona sich an seinen Hals, während sie Schutz im hohen Kragen seines Umhangs suchte und auch noch ein anderes Gewicht auf seinem Rücken, die Prinzessin, sorgte letztendlich dafür, dass er das Schlusslicht ihrer kleinen Karawane bildete. Sie alle ließen sich von Syaoran führen, welcher solche Reisephasen laut eigener Worte gewöhnt war – es war nichts anderes übrig geblieben. Fay zog sich die Kapuze seines Mantels ins Gesicht und hob kurz die Hand darunter, um sich den Sand aus den Augen zu wischen. Er hatte sich eine Trockenwüste ähnlich vorgestellt, doch hatte er nicht mit solch starken Stürmen gerechnet. » I close my eyes « Vor zwei Tagen waren sie in dieser Dimension angekommen und gleich von einem heftigen Sandsturm begrüßt worden. Diese zwei Tage fühlten sich an, wie Wochen. Wochen, in denen sie orientierungslos umher irrten, um einen Unterschlupf zu finden, in dem sie vor dem grausamen Frost der Nacht und dem reißenden Sturm des Tages sicher waren. Vor einigen Stunden hatte Syaoran seinen Gefährten entgegengeschrien, dass er in nicht allzu weiter Ferne eine Stadt sehen konnte – vielleicht waren sie dort sicher? Selbst, wenn es eine Geisterstadt war, so würden sie wenigstens einen Windschutz finden. Seit diesem Moment gingen sie schnurstracks auf die Stadt zu, doch in Kuroganes Augen wollte sie sich einfach nicht nähren und auch Prinzessin Sakura, deren Füße schließlich zu streiken begonnen hatten, hatte wenig Hoffnung entgegen des Ninjas Vermutung, dass alles nur eine Halluzination war. Doch Syaoran blieb stur und Fay blieb stumm – er vertraute dem Jungen und ließ sich von ihm leiten. Er würde schon das Richtige tun. Wenn nicht, mussten sie das Beste aus der Situation machen. Stumme Stunden vergingen, wie auch an den letzten beiden Tagen. » only for a moment and the moment's gone « Kurogane hatte den Kopf geneigt und seinen Blick auf den Boden verbannt. Er wollte das Elend vor sich nicht weiter betrachten. Sie alle kämpften mit schmerzenden Gliedern, Durst und Müdigkeit. Viel zu sehr, als dass große Hoffnung auf das Konto der angeblichen Stadt zu verbuchen war, bis die Stimme des Jungen vornan wieder an ihre Ohren drang, „Kommt, kommt! Seht es euch an!“ Mit einem Funken Zuversicht hoben die Schlusslichter ihre Köpfe. Eine tote Stadt lag vor ihnen. Alte Holzbaracken. Die Türen, sogar ganze Wände fehlten, die Fensterläden klapperten und alles wirkte wirklich wie tot. Eine Geisterstadt. Mitten in der Wüste. „Syaoran-kun! Schau, ob du ein heiles Haus findest!“ wies der zierliche Magier an zweiter Stelle ihrer kleinen Karawane an und ließ den Jungen vorlaufen, während er einen besorgten Blick hinter sich warf. Es war nicht seine Art, allzu ernst zu schauen – auch in dieser Situation hob er die Mundwinkel zu einem zerbrechlichen Lächeln und sein Blick ruhte auf den letzten Gliedern ihrer Gruppe, die hinter ihm zum Stehen gekommen waren. Kurogane schien ziemlich müde zu sein. Auch, wenn er ständig mahnte, dass es für niemanden Gründe gäbe, zu jammern, so sah er doch aus, als wenn er selbst nur zu gern einstimmen wollte. Auf seinem Rücken, in der Haltung doch eher einem Sack Reis gleichend, hing die junge Prinzessin. Ihre Füße hatten den Geist aufgegeben und die ungewohnten Schmerzen hatten ihr das Laufen erschwert. So hatte der Shinobi sich erbarmt, sie zu tragen. Ihr müder Blick stolperte Fays wachen, hellblauen Augen entgegen. Das Mädchen brauchte dringend Ruhe und Schlaf. » all my dreams pass before my eyes - a curiosity « “Fay-san! Fay-san, hier!” Endlich. Der ersehnte Ruf Syaorans. Er hatte einen sicheren Platz gefunden – so konnten sie die langersehnte Pause endlich einlegen, ohne zu erfrieren oder als Sandhäufchen zu enden. Ein Energieanschwall, ausgelöst von der puren Hoffnung, erfasste den Magier und sein Lächeln schien so viel heller als zuvor. Er lief einige Schritte zurück, griff in den Soff von Kuroganes Umhang, „Komm Kuro-rin! Wir haben’s gleich geschafft!“ sein heiseres Lachen verhieß Grund zu guter Laune. Dennoch sank Sakuras Kopf zurück auf Kuroganes Schulter, um dort zu ruhen. Das Mädchen würde nicht viel mitbekommen von den nächsten Stunden – genauso wenig wie von den bereits vergangenen. Stumm, ergeben, wie ein Zuchttier, ließ der Shinobi sich von Fay in eine Richtung leiten. Er ließ sich aus seiner Trance ziehen und erwachte schließlich vollständig, als er hörte, dass er auf Holzbohlen trat und spürte, dass der Sturm abnahm. Er hob wieder den Kopf und folgte dem anderen einige Treppenstufen auf eine kleine Veranda hoch. Als er der Hauswand nah genug stand, hörte der Wind auf, an ihm zu reißen und auch Mokona, die kleine, weiße Begleiterin der Gruppe, lockte dies aus ihrem Versteck. Lebhaft kroch sie aus seinem Umhangkragen hervor und sprang zu Boden um Fay in das alte Haus zu folgen, welches Syaoran als Bleibe ausgewählt hatte. Sakura bemerkte trotz ihres Zustandes, dass sich irgendetwas um sie herum tat. Doch trotzdem wollte sie noch in ihrer Haltung verharren und erst langsam aus ihrer Starre erwachen. Sie hatte sich an die unbequeme Haltung gewöhnt. Erst hatte es etwas an den Schenkeln gezogen und es war anstrengend gewesen, sich an den Körper des Mannes, dessen Nähe sie vorher eigentlich nie ansatzweise erfahren hatte, zu klammern, doch hatte sie gemerkt, dass sie die „Arbeit“ Stück für Stück hatte ihm überlassen können und ließ sich halten. Sie hatte gemerkt, dass der Sturm, wenn sie sich richtig an seinen Rücken krallte, sie nicht von ihm reißen konnte. Die plötzliche Windstille brachte das Mädchen dazu, schließlich die Augen zu öffnen und den Kopf zu heben, um die neue Umgebung zu betrachten. » dust in the wind « Sie lauschte den schweren Schritten, mit welchen ihr Träger das Haus betrat. Unter ihrem gemeinsamen Gewicht knarrten die morschen Holzdielen, welche den Boden bildeten. Sie sahen zertreten und abgenutzt aus, das Holz verzeichnete Schrammen, Risse und sah faserig aus. Überall standen große Splitter ab und unter dem Holz schien sich ein nicht allzu tiefer Hohlraum zu befinden, der sich zwischen es selbst und den Boden drängelte, um das Haus etwas höher stehen zu lassen. Die Wände glichen dem Boden, doch schienen sie besser verarbeitet und dichter gesetzt zu sein. Sie wurden hin und wieder mit Querbalken verstärkt und die meisten der Fenster, deren Rahmen teilweise noch zu sehen waren, waren mit Brettern zugenagelt worden. Auf dem Boden unter diesen Bretterflächen lagen Glasscherben. Die Fenster schienen dem Sturm oder vielleicht auch Schüssen und Steinschlägen nicht standgehalten zu haben. Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie in einem Gasthaus zu sein schienen. Sie hörte die knarrenden Schwingtüren noch hinter sich und im großen Eingangsraum, in dem sie sich alle befanden, waren Tische und Stühle verteilt. Oft war einer der Stühle kaputt, Lehnen oder Beine waren abgebrochen und auch Tische lagen umgedreht auf dem Boden. Von der Decke, welche sich strukturös dem Boden und den Wänden anglich, hingen alte Petroleumlampen. Auch ihre kleinen Fensterchen schienen so demoliert wie die des Hauses. » all we are is dust in the wind « Im Hinteren Teil des Raumes schien sich das Leben der vorigen Hausbesitzer abgespielt zu haben: Links an der Wand stand ein altes Klavier, auf dem sichtbar Tasten fehlten und davor lag ein umgekippter Hocker. Das Klavier sah reichlich mitgenommen aus, der Kasten war aufgeklappt und auch um den Hocker herum lagen Glasscherben. Neben diesem zerstörten Musikgespann waren Türen zu sehen, die in eine Art hinteren Hausflur führten und eine Tür war eingerahmt von einem breiten, langen, gebogenen Tresen, der sicherlich irgendetwas zwischen einem Viertel und einem Drittel des großen Raumes einnahm. Nicht zu groß und nicht zu klein. Eben so, wie es passen musste. Auf dem Tresen waren Schmutz, Sand und Schimmelflecken und auch hier hatten sich die Glasscherben wieder hingeschlichen. Vor dem Tresen standen in unregelmäßigen Abständen hohe Barhocker und hinter dem Tresen waren an der Wand große Regale angebracht, in denen Fässer, Kisten und Unmengen von kaputten, wie heilen Gläsern und Flaschen mit und ohne Inhalt standen. Es schien, als wenn die Besitzer lange „vergangen“ waren. Einfach weg. Fort. So, wie der Sand, den der Wind draußen mit sich Trug und gegen die Holzwände peitschte. „Ist das nicht eine wahre Goldgrube?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)