Yeh Zindagi Hai. von elfogadunk (Neue Chance, neues Leben?) ================================================================================ Kapitel 22: Der Morgen danach ----------------------------- Als Sudhir am nächsten Morgen aufwachte, überfluteten ihn als erstes die Erinnerungen an letzte Nacht. Im Schnelldurchlauf durchlebte er noch einmal alle Emotionen und ein Lächeln begann, sich auf seinen Lippen abzuzeichnen. Mit noch geschlossenen Augen fasste er neben sich, um Shruti zu umarmen, an sich heranzuziehen und erneut ihre Wärme zu spüren, doch die Seite des Bettes war leer. Erschrocken öffnete er daraufhin die Augen und sah sich suchend im Zimmer um, konnte allerdings keine Spur von ihr entdecken. Fahrig stand er auf, zog sich eilig etwas an und suchte die gesamte Wohnung nach ihr ab – ohne Erfolg. Resigniert ließ er sich in der Küche auf einen Stuhl fallen und atmete tief durch. Zum ersten Mal seit gestern Abend holte ihn die Realität wieder ein. Was hatte er erwartet? Dass Shruti nun bei ihm blieb? Es hatte sich nach wie vor nichts daran geändert, dass sie bereits mit einem anderen verheiratet war, zu dem sie natürlich zurückgehen musste. Auch wenn ihm das eigentlich die ganze Zeit klar war, versetzte der Gedanke daran ihm doch immer wieder einen schmerzhaften Stich. Um den Kopf klar zu bekommen, brühte er sich erst einmal einen starken Kaffee. Das Coffein tat ihm gut und belebte seinen Körper und seine Gehirnwindungen ein wenig. Fieberhaft überlegte er, wie es nun weitergehen sollte. War die letzte Nacht eine einmalige Sache gewesen, die Shruti nun schon bereute oder erwiderte sie seine Gefühle in dem Maße, wie er es sich erhoffte? Die zweite Variante empfand er natürlich als die deutlich bessere, doch wenn sie wirklich zutraf, dann mussten sie schleunigst mit Atul reden. Sudhir konnte sich nicht vorstellen, dass man diesem Mann lange etwas vormachen konnte – zumal er ja bereits von Anfang an geahnt hatte, dass sich zwischen Shruti und Sudhir etwas angebahnt hatte. Den ganzen Tag über dachte er nach, versuchte eine Lösung zu finden, doch ihm fiel einfach nichts Brauchbares ein. Wenn er wenigstens noch einmal mit Shruti hätte reden können, bevor sie wieder nach Hause gegangen war, dann hätten sie vielleicht noch das ein oder andere klären können, doch so stand er nun vollkommen ahnungslos da und wusste weder ein noch aus. Zu Shruti zu gehen, hielt er allerdings auch nicht gerade für eine gute Idee, denn wer wusste schon, ob und was sie Atul erzählt hatte. Er entschied sich schließlich schweren Herzens dafür geduldig zu warten bis Shruti sich bei ihm melden würde. ****************** Es war noch dunkel, als Shruti nach Hause kam. Tropfnass waren ihr Körper und ihre Kleidung, da der Sturm zwar etwas nachgelassen hatte, der Regen jedoch weiterhin vor sich hin plätscherte. Während sie ihre Schuhe auszog und anschließend leise und auf den Zehenspitzen in die Küche ging, stiegen Schuldgefühle in ihr auf. Als sie neben Sudhir aufgewacht war, hatte eine plötzliche Panik sie befallen. Ohne ihn zu wecken, war sie aufgestanden, hatte ihre Sachen zusammengesucht und beinahe fluchtartig die Wohnung verlassen. Im Nachhinein bereute sie, dass sie nicht wenigstens einen Zettel hinterlassen hatte, doch in jenem Moment wollte sie nur so schnell weg von dort wie möglich, da sie Angst hatte, dass Atul herausbekommen würde, dass sie dort gewesen war. Sie musste nach Hause, damit er nicht bemerkte, wo sie sich die halbe Nacht aufgehalten hatte. Während sie sich einen heißen Tee kochte, um sich aufzuwärmen, stieg erneut Angst in ihr auf. Seit Sudhir in ihr Leben getreten war, hatte Atul sich radikal verändert. Sicher war er noch nie die liebenswürdigste Person gewesen, doch bis auf ihre Diskussionen zu Anfang ihrer Ehe hatten sie sich die meiste Zeit recht gut verstanden. Sie hatte sich an seine unterkühlte Art gewöhnt und kam damit zurecht – auch wenn sie es natürlich lieber anders gehabt hätte. Sie seufzte kaum hörbar und schloss die Augen nachdem sie den ersten wohltuenden Schluck von ihrem Tee genommen hatte. So schnell wie möglich musste sie aus ihren nassen Sachen heraus, wenn sie sich keine Grippe holen wollte. Ihr war nur nicht klar, wie sie das anstellen sollte, denn ihr Kleiderschrank, in dem sich trockene Kleidung befand, stand im Schlafzimmer und sie traute sich im Moment nicht, dieses zu betreten, da sie nicht einschätzen konnte, wie wütend Atul noch auf sie war – vor allem, wenn sie ihn auch noch mitten in der Nacht wecken würde. Unruhig trat sie von einem Fuß auf den anderen und wusste nicht, was sie tun sollte. Ihr Körper zitterte vor Kälte – und wie sie sich eingestehen musste, auch ein wenig vor Angst. Nachdem sie ihren Tee eilig ausgetrunken hatte, entschied sie sich, sich ihre Kleidung auszuziehen, sich in eine Decke zu wickeln und ihre Sachen zum Trocknen über die Heizung zu hängen, da sie es einfach nicht über sich brachte, ins Schlafzimmer zu gehen. Auch wenn sie hundemüde war, würde sie im Wohnzimmer auf der Couch warten, bis ihre Kleidung trocken war. Mit dieser Entscheidung drehte sie sich um und wollte aus der offenen Küche ins Wohnzimmer gehen, als sie plötzlich wie versteinert stehen blieb. Genau ihr gegenüber saß in der Dunkelheit Atul auf einem der Sessel, die um den Couchtisch platziert waren, und fixierte sie mit einem Blick, den sie selbst wenn es um ihr Leben gegangen wäre nicht hätte entschlüsseln können. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)