Out Of Reach von monophobie (Seto x Joey) ================================================================================ Walk on the colourful boardwalk ------------------------------- Teil: 5/6 Widmung: , weil wir auch auf den bunten Wegen laufen. :3 Warning: Alles was ich zu Joeys Eltern sage ist erfunden, auch das mit seinem Nachname war eine Neckigkeit von mir. :D Nicht böse gemein! A/N:Ich hab mich riesig über die ganzen Kommentare zum letzten Kapitel gefreut und dass es trotzdem spannend war, auch wenn ihr wusstet wer dahinter gesteckt hat. :) Ich wünsche allen hiermit einen prallgefüllten Strumpf zum Nikolaus. :D Viel Spaß mit: 5. Walk on the colourful boardwalk Er war regungslos, starrte auf die Seite vor ihm, die Fotos, das Gesicht, dass ihm wohlvertraut war. Zu vertraut. Das musste ein schlechter Scherz sein. Das war nicht möglich. Dieser Zufall wäre zu groß, viel zu groß. Jemand musste ihn beobachtet und hinters Licht geführt haben. Das konnte nicht sein. Nicht er. Wheeler? Sein Masseur? Der Mann mit den weichen Händen, mit dem schönen Gesicht, dem ehrlichen Lächeln und dem undurchdringbaren Charakter. Das konnte nicht sein. Niemals! Kaiba fuhr sich über die Schläfe, die Stirn, schloss die Augen und legte die Hand darauf. Das war ein Traum, ein furchtbar, realer Traum. Wenn er die Augen wieder öffnen würde, wäre dort ein anderes Bild. Vielleicht wäre das auch alles nie passiert? Er öffnete die Augen und dennoch war es niemand anderes als Joseph Wheeler, der dort auf den Fotos abgelichtet war. Vier Jahre später, oh Gott, er hatte ihn komplett verdrängt. Er hatte sich kaum verändert, das Gesicht war erwachsener geworden, länger, deswegen aber nicht männlicher. Kaiba strich sich die Strähnen zurück. Sein Gehirn wollte nicht realisieren, was das hieß. Wheeler. Ein Name den er früher mit allerlei Abscheu ausgesprochen hatte. Heutzutage erschien es ihm fast lächerlich; Er hatte nie einen Grund gehabt, den Blonden zu hassen. Just diesen Moment schien sich aber dafür ein triftiger Grund zu entwickeln. Er fragte sich, was Wheeler wissen müsste. Ob er erkannt hatte, wer dort vor ihm gelegen hatte. Vielleicht hatte es 0001 auch gesagt? Auszuschließen wäre es nicht. Dieser korrupte Haufen verschwor sich sicherlich gegen ihn. Wheeler. Er war zur falschen Zeit, am falschen Ort gewesen. Dieses Talent hatte der Trottel schon immer gehabt. Hätte er doch nur einen anderen Masseur gewählt. Alles wäre so anders gewesen. Das simple Prinzip von Aktion und Reaktion - es hätte nie einen Grund dafür gegeben. Die steigende Spirale, die Zunahme an Spannung zwischen ihnen und das Enden eben dieser in den Situationen... Oh Gott, was hatte er nur getan? Wenn er wusste, wenn Wheeler wusste, dass es Kaiba gewesen war, er könnte ihn bloß stellen. Er besäße Macht über ihn. Wenn er es nicht wusste? Ob diese Möglichkeit bestand? Er dürfte es nie herausfinden, zu groß wäre die Schmach für Kaiba. Viel zu groß. Er biss sich auf die Unterlippe und fuhr sich unruhig durch das Haar. Wheeler. Wie konnte dieser plumpe Raufbold solche zarten Hände besitzen? Wie um alles in der Welt ist gerade er dazu gekommen Masseur zu werden? Diese verspielte Art, die Leichtigkeit des Seins, die er gespürt hatte; Wieso erschien es Kaiba auf einmal so vollkommen klar, dass es niemand anderes als Wheeler hätte sein können? Er hatte sein Gesicht in den Händen gehabt, er hatte seine Hand gehalten und sich selbst halten lassen und ihm war dabei nichts aufgefallen? Wie unsagbar blind muss Kaiba nur gewesen sein? Wheeler. Es war so sonnenklar. Es konnte nur dieser blonde Vollidiot gewesen sein. Von Anfang an. Die Berührungen, der Umgang mit ihm. So unglaublich klar. Wheeler. Kaiba krallte seine Hand in sein Haar, kniff die Augen zusammen. Und verdammt, wieso störte ihn das nicht? Wieso konnte er diesen Mistköter nicht hassen? Regungslos verharrte Kaiba eine Zeit lang so, dann atmete er tief ein, blickte langsam auf zu dem Foto. Er musste an früher denken, an die Zeiten, als er noch zur Schule ging. Wheeler erschien ihm wie eine Schattenfigur daraus. Er hatte ihn nie ernst genommen obwohl er bisweilen amüsant war. Manchmal hatte er ihren Wortgefechten mehr Bedeutung zugemessen als ihren Duellen. Er hätte nie gedacht, dass er diesen Idioten nach vier Jahren noch einmal begegnete und dann auf diese Weise. Hier handelte es sich wohl um die berühmte Ironie des Schicksals. Er rieb sich über die Schläfe. Kopfschmerzen quollen in ihm auf, wenn er nur daran dachte, dass Wheeler vielleicht wissen würde, dass Kaiba sein Patient gewesen war. Er würde wissen, dass Kaiba von sich aus Nähe gesucht hatte, die Nähe zu einem Mann, den er nie kennen gelernt hatte. Er schaute auf das Foto, auf die weichen Züge, die er erfühlt hatte. Er lächelte auf dem Bild nicht, aber Kaiba hatte ihn zum lächeln gebracht. Kaiba hatte ihn dazu gebracht, liebevoll zu sein und er hatte ihn umarmt, aus freien Stücken, zum Abschied. Hätte Wheeler das getan, wenn er gewusst hätte, dass es Kaiba gewesen war? Unwahrscheinlich, sehr unwahrscheinlich. Ihre Antipathie hatte schließlich auf Gegenseitigkeit beruht. Unter einem leisen Seufzen schlichen sich Kaibas Finger zurück zu der Mappe und er zog sie näher, warf einen Blick darauf. Joseph Jay Wheeler, 21 Jahre, geboren am 25. Januar, Blutgruppe B. Das hatte Kaiba schon immer vermutet gehabt. Ein Wassermann mit Blutgruppe B, er hörte seine Sekretärin ihn bereits mahnen, passt eindeutig nicht zu einem Skorpion mit Blutgruppe A. Amüsiert las er weiter. 1,78 Meter groß, da hatte Mokuba ihn ja bald eingeholt. Eine Schwester, Elternteile geschieden. Kaiba zog die Stirn kraus. Daran konnte er sich nicht mehr erinnern. Seit wann dieser Zustand wohl vorherrschte? Er schaute nach den Eltern, über die es aber keinen genaueren Vermerk gab. Seine Mutter schien Amerikanerin gewesen zu sein, sein Vater Japaner. Er hatte erst den Nachnamen Katsuya gehabt, bei der Scheidung aber ebenfalls wie seine Schwester den Mädchennamen seiner Mutter angenommen. Nur wieso? Kaibas Finger wanderte forschend über die Seite. Nach der Schule hatte Wheeler eine dreijährige Ausbildung zum Masseur gemacht und anscheinend in diesem „House Of Silence“ direkt angefangen. Er musste dort also schon mindestens ein Jahr arbeiten. Weiter unten hatte der Detektiv sogar tatsächlich die Arbeitszeiten herausbekommen. Er hatte notierend dazu geschrieben, dass sie stark davon abhingen, wie die Kundschaft für ihn die Termine wählte, allerdings schien es Regelmäßigkeiten mit der Stammkundschaft zu haben. Am Donnerstag, Freitag und Samstag schien er immer 22 Uhr seine letzten Termine zu haben und dies auch nur in Ausnahmefällen zu ändern. Kaiba wollte gar nicht wissen, woher der Detektiv diese Informationen nahm. In dem Zeitplan den Kaiba vorgegeben hatte war schließlich keiner dieser Tage inbegriffen gewesen, doch war er ihm dankbar. Sein Blick glitt zur Uhr. 22.12 Uhr. Kaiba nagte leicht an der Unterlippe, besah sich noch einmal das Bild. Mit schnellen Fingern rief er seinen Terminplan für morgen auf, ließ die ruhelosen Augen darüber wandern. Er hatte morgen bedeutend wenig vor. Vielleicht lag es wirklich an dem, was Mokuba gesagt hatte. Das alle mit ihrem Kopf woanders waren und sich keiner auf ihn konzentrieren könnte, der sündigen Versuchung namens Schokolade sei Dank. Er klickte kurz, zog die Tastatur heran und tippte einen Termin. Es konnte ja nichts mehr schief gehen. Nicht mehr, als sowieso bereits aus dem Ruder gelaufen war. Wheeler. Dieser Trottel hatte schon immer ein Händchen dafür gehabt, Chaos zu stiften. Es wurde Zeit, ihm mal wieder Einhalt zu gebieten. Wenn nicht Kaiba es tat, wer dann? Es wurde Zeit. Die Gasse war dunkel, die Fenster in den Häusern leer. Wenn er den Blick nach oben richtete erblickte Kaiba nur einen winzigen Spalt des Himmels, der bereits dunkel dreinblickte und mit den Fassaden verschmolz. Es musste bedrückend sein, wenn man nie etwas anderes als diesen Abschnitt des endlosen Horizontes sah. Er lehnte still mit dem Rücken an der Wand, den Blick wieder zur Tür gewandt und wartete. Würde er es nicht besser wissen, er würde hinter den verschmutzen Mauern dieses Hauses ein ebenso heruntergekommenes Lokal vermuten, oder eine winzige, vollgestopfte Wohnung, in der es sich nicht lohnen würde zu leben oder zu sterben. Aber Kaiba wusste es besser. Dass hinter diesen Mauern makabere Spiele abgehalten wurden. Spiele in der Stille und Spiele im Dunkeln. Kurz wand er den Blick zum Boden. Seine Schuhe dürfte er wohl morgen wieder putzen. Er wollte gar nicht so genau wissen, in was für eine Art Schmutz er hier stand. Manchmal war Dunkelheit und Nicht-Sehen doch hilfreich. Manchmal. Das ein oder andere Mal jedoch, musste man eben diesen Zustand ausmerzen. Als sein Blick aufwärts wanderte erhaschte er einen erneuten Blick auf seine Armbanduhr. 22.09 Uhr und noch immer keine Regnung. Es konnte wohl doch nicht jeder so pünktlich sein wie Kaiba. Er tippte mit dem Finger an seine Manteltasche, scharrte mit dem Fuß und sah wieder nach oben. Es war lächerlich, was er hier tat. Er verriet sich damit selbst, das war ihm bewusst. Wenn Wheeler nichts gewusst hätte, spätestens ab dann würde er es wohl. Wieso Kaiba es dennoch tat? Vielleicht aus Neugierde, dem berühmten Nervenkitzel wegen, vielleicht auch, aus dem Drang heraus, Gewissheit haben zu wollen. Gewissheit – das war ein Luxus, den man sich heutzutage nicht oft leisten konnte. Keiner machte mehr ehrliche Versprechen, keiner gab es klares „Ja“ oder „Nein“ von sich. Alles war immer vage und halbherzig. Kaiba verachtete es. Menschen, die ihm nicht antworteten, die nicht zu den Dingen, die sie taten standen, sie widerten ihn an. Er wollte nicht so sein. Hatte er etwas begonnen, so wollte er dafür auch kämpfen. Bis zum bitteren Ende. Es war töricht, sicherlich. Er hätte einfach nichts tun können, die Informationen würden vernichtet werden und keiner würde je erfahren, was zwischen ihnen vorgefallen wäre. Kaiba hätte in seinem Alltag fortfahren können. Alles wäre beim Alten geblieben, es hätte nichts neues gegeben. Doch wer einen Neuanfang suchte, sollte ihn sofort nehmen. Nicht die langsame Veränderung sollte man fürchten, sondern den Stillstand. Seine Blütezeit hatte noch nicht begonnen. Er war sich sicher. Ab jetzt konnte nichts mehr schief gehen. Er richtete seinen Blick auf, als die schwere Tür sich langsam öffnete und helles Licht durch den Spalt sickerte. Eine Person trat heraus, die ersten beiden Treppenstufen hinab und schließlich verharrte er, als er Kaiba an der Wand gegenüber erblickte. Ihre Blicke trafen sich, das Türschloss knackte leise und vom Fernen hörte man das Rauschen der Straße. Die braunen Augen weiteten sich einen Moment, überrascht, schockiert und nicht ahnend, was diese Situation bringen würde. Er trat die nächste Stufe hinab und schließlich zierte ein aufgesetztes, schiefes Lächeln die Züge des Blonden. „Kaiba.“, sagte er, stemmte eine Hand dabei in die Hüften, „Was tust du denn hier?“ Besagter löste sich von der Wand und trat einen Schritt nach vorn, verschränkte die Arme und blickte den Anderen von oben herab an. „Wheeler. Ich denke, das weißt du ganz genau.“, sagte Kaiba ruhigen Tones, erntete ein leises, amüsiertes „Tzz“ des Anderen. „Weiß ich das?“, fragte Wheeler ziemlich schlecht geschauspielert, die Hände hob er unverstehend, „Vielleicht hattest du nach all den Jahren Sehnsucht nach mir?“ Kaiba war nicht nach Scherzen zumute. Er hob nur das Kinn ein Stück, erwiderte formlos: „Red keinen Unsinn, Wheeler. Oder sollte ich ‚0009’ sagen?“ Der Ausdruck des Blonden wurde ernst, er zog die Brauen zusammen und sah Kaiba an, nur kurz, dann wand er den Blick langsam beiseite, schmunzelte leicht und zuckte mit den Schultern. „Ertappt. Und nun? Willst du mich verklagen?“, er wand den Blick hoch, sah Kaiba direkt in die Augen, „0235?“ Er hatte es gewusst. Natürlich. 0001 musste es ihm gesagt haben. Was sonst? Sein Gesicht war präsent. Vielleicht wusste sie um ihrer Vergangenheit? Er hatte es gewusst. Was sonst. „Aber ich hätte nicht gedacht, dass du den Arsch in der Hose hast und mir hier auflauerst.“ Kaiba wand den Blick zu Wheeler, der den Kopf gehoben hatte und ihn misstrauisch musterte, dann leicht lächelte und fort fuhr: „Ich hätte es dir zugetraut mich mitten in der Behandlung zu fragen, aber so.“ Er zuckte mit den Schultern. Mitten in der Behandlung? Wieso sollte er so etwas tun? Er hatte erst durch Nachforschung herausgefunden, dass Wheeler hinter der ganzen Maskerade gesteckt hatte. Wäre er da tatsächlich noch einmal zur Massage gegangen? Oder wollte der Blonde tatsächlich behaupten, Kaiba hätte es vorher wissen sollen? Er spürte fragende, bohrende Blicke auf sich, die stärker wurden, als er nach wie vor nichts erwiderte. Leise seufzend schüttelte Wheeler den Kopf. „Als du mir im Gesicht rumgefasst hast, da habe ich wirklich gedacht, du wüsstest es, aber es kam ja nichts und sowieso war dein Verhalten“, Er zog die Brauen hoch, schwenkte die Hand und schien Worte zu suchen, „merkwürdig?“ Kaiba schnaubte abfällig, stemmte die Hände in die Hüften und antworte ein dunkles: „Das möchtest du mir weiß machen? Wenn du wusstest, dass ich dir gegenüber stand, wieso hast du dann nichts gesagt, getan und sogar noch erwidert, Wheeler?“ Ein schmales Schmunzeln breitete sich auf den Zügen des Anderen aus, er neigte den Kopf leicht: „Ich für meinen Teil war mir bis zum Ende nicht sicher und obendrein...“ Er trat einen Schritt dichter an Kaiba, von unten sah er ihn ein wenig verschmitzt an, hob einen Finger erst in die Luft und senkte ihn schließlich bis kurz vor Kaibas Brust. Noch bevor er ihn berührte malte er in de Luft: „Ich weiß.“ Kaiba sah zu dem Finger, schnaubte amüsiert. Sollte das heißen 0001 hatte nichts ausgeplaudert? Das konnte er sich schlecht vorstellen. Hätte Wheeler das erraten können? Hatte Kaiba sich verraten? Ein frischer Luftzug ließ ihre Mäntel wehen. Der Geruch des Frühlings, des Erwachens, war deutlich darin zu spüren. Er brach sich an Kaiba, hielt ihn kurz fest und riss ihn nieder, wie das tosende Meer ein winziges Schiff. Ihre Blicke trafen sich und für einen kurzen Moment schien es lautlos in der Gasse. „Möchtest du etwas essen?“, fragte Kaiba dunkel, leise, aber durchaus mit ruhiger Stimme. Die braunen Augen blinzelten ratlos, dann amüsiert und er erwiderte: „Lädst du mich ein?“ „Sonst würde ich nicht fragen.“ Wheeler legte ein sanftes Lächeln auf: „Egal zu was?“ „Meinethalben.“ „Mister Donut?“ Kaiba griff sich an die Schläfe, rieb sie sich kurz und zuckte nur mit den Schultern. Er öffnete die Lippen um zu antworten, da legte Wheeler seine Finger auf Kaibas, tauchte mit in die Bewegung ein und führte ihn sanft zu größeren Kreisen. „Wenn du es falsch machst verschlimmert sich der Effekt nur noch.“, erklärte der Blonde ruhigen Tones, ließ dann von ihm ab und sah ihn an, sprach weiter, als wäre nichts gewesen: „Also. Eine Runde Mister Donut? Ich muss mich mal weiter durch die Karte probieren.“ Kaiba ließ die Hand sinken, nickte zustimmend. Wheeler deutete die Gasse entlang, anscheinend den Weg zum auserkorenen Restaurant. „Du weißt aber schon, dass wenn du mich jetzt einlädst, ich das schamlos ausnutzen werde?“, erklärte er im Vorbeigehen, den Schulterblick zu Kaiba, der ihm mit großen aber langsamen Schritten folgte. „Ich habe es befürchtet.“, erwiderte der formlos und trat aus der Gasse heraus. Sie befanden sich auf einer Parallelstraße zur sonst breiten Kreuzung, die zum Haus führte. Es prangte zwar kein großes Einkaufszentrum auf der gegenüberliegenden Seite, dafür aber ein kleiner Laden an den nächsten. Die Menschen liefen hier mindestens genauso wirr durcheinander und hetzten sich ihres Weges. Ihre Blicke wanderten umher, aber nicht das Gleiche suchend. Irgendetwas war seltsam an diesem Ort, an dieser Straße. Die Fenster schienen alle gleich hohl, dunkel und er fühlte sich seltsam beobachtet, wenn er hier zu zweit mit Wheeler entlang ging. Den Blonden schien von all dem nichts aufzufallen. „Sieht das nicht toll aus?“, fragte er während sie an der Ampel standen um die Straße zu überqueren. Kaiba wand den Blick in seine Richtung, suchte etwas bestimmtes, fand aber nichts, was aus der Menge stach. „Was meinst du?“, fragte er nach, tat den ersten Schritt als es grün wurde. Zeigend reckte sich der Arm von Wheeler neben ihm vorbei, deutete den Bürgersteig entlang, der aller zwei Schritte in einem neuen Laden mündete. Kaiba besah es sich, doch seine einzige Reaktion war eine kraus gezogene Stirn. Dort waren nur Menschen, viel zu viele von ihnen, Shops, Schilder. Nichts aufregendes. „Ich finde das sieht total toll aus, wie die Farben von den Restaurants sich aneinander reihen. Wenn es so dunkel wie jetzt ist, guck doch mal. Gelb, grün, rosa, rot. Das ist doch total cool.”, lachte Wheeler, ging schnellen Schrittes weiter. Kaiba wand den Blick wieder aufwärts, ließ die Augen über das Bild huschen, über die verzerrten Farben, die für den Anderen so deutlich schienen. Er sah nur Werbung, nur Namen, die alle gleich unbedeutend waren. Im Kopf hatte er nur Verkaufstrategien, die Maskottchen fand er albern und die Farben signallos. Die Hände in den Manteltaschen vergraben folgte er Wheeler, der anscheinend recht zufrieden mit sich, vorausging. Kaibas Blick blieb an ihm hängen, wie er sich den Weg bahnte, durch Menschen und Licht und dabei nichts von dem Übel der Welt mitzubekommen schien. Blendete er es aus? Recht abrupt machten sie halt und den Kopf wendend, besah sich Kaiba das Restaurant. Das gelb-rote Licht ließ ihn blinzeln, von innen strömte ein schmackhafter Geruch langsam zu ihnen heraus und es wurde warm, so unglaublich warm, wenn er hier stand. Von der Seite spürte er einen Blick, ein sanftes Grinsen: „Sag bloß du warst hier noch nie?“ Kaiba wand den Kopf, schnaubte leise und erwiderte: „Ich ernähre mich gesund.“ Glatte Lüge, aber das wusste Wheeler ja nicht. Wieder nach vorn gewandt gingen sie hinein in die umwerfend, gut duftende Wärme. „Auf was hast du Lust?“, fragte Wheeler, während er mit Kaiba näher an die Glastheke trat und sich die ausgestellte Ware anschaute. Kaiba tat es ihm gleich, nur mit dem Unterschied, dass er dafür nicht seine Nase an dem Glas halb plattdrücken musste. Er wusste dass Mokuba diese Doughnuts liebte und auch seine Sekretärin aß hier ab und an, allerdings hatte er keine Ahnung wie ein „Honey Cookie Cruller“ schmecken sollte. Der Blonde schien da weitaus begeisterungsfähiger zu sein. „Hm ‚Pon de Double Chocolate’ hatte ich letztes mal schon. Das war lecker, aber heute darf’s ruhig mal was anderes sein. Erdbeere? Kokos?“, dachte er laut, rieb sich das Kinn und wippte leicht mit den Beinen, besah sich nun wohl schon zum dritten Mal die Ware, „Was nimmst du?“ Kaiba sah auf, musterte die Getränkekarte einmalig und erwiderte: „Kaffe, schwarz.“ Er hörte ein leises Aufächzen neben sich, Protestgemurmel: „Das kann doch nicht wahr sein. Du bist hier und willst nur einen Kaffe? Sag mal, Geldsack, willst du knausern?“ Mit erhobenen Brauen quittierte er den Kommentar, kam aber nicht dazu den Blonden zu unterbrechen: „Hör zu; Ich bestell für uns beide und du suchst einen Tisch, Okay? Kann man ja nicht mit ansehen, wie der verwöhnte Junge das gute Essen verschmäht.“ „Und wie gedenkst du zu zahlen?“, fragte er leicht höhnisch zurück, erntete ein erneutes Ächzen. „Magst du Schokolade?“, fuhr Wheeler unbekümmert fort. „Nur wenn sie nicht süß ist.“ „Erdbeeren?“ “Nein.“ „Azuki?“ “Geht in Ordnung.“ Seufzend atmete der Blonde ein, schüttelte leicht den Kopf in Kaibas Richtung, bevor er sich an die Bedienung wand, die hinter der Kasse ihrem Gespräch belustigt gelauscht hatte. Er hob den Finger, bestellte: „Einmal einen ‚Maple Flocky Chou’, ‚Angel Cream’ und einen Mango Smoothie und für den Herren hier einen ‚Brown Sugar Café Latte’ und einen ‚Pon de Azuki’. Zum hier essen. “ Blinzelnd sah Kaiba zu Wheeler. Seine Noten waren unterstes Niveau gewesen, aber Englisch sprechen konnte er und sich Namen von so etwas unwichtigem wie diesen Doughnuts hier merken. Die Kassiererin hatte eifrig mitgetippt, lud ihnen die Bestellung auf ein Tablett und Kaiba übernahm die Rechnung. Schweigend folgte er dem Blonden zu einem Tisch und seine Beine dankten es ihm, als er sich setzte. Die Augen dagegen waren unruhig, er musterte das Essen nicht, denn er spürte überdeutlich einen fragenden Blick auf sich. „Seltsame Situation, nicht wahr?“ Kaiba sah langsam auf, Wheeler lächelte verlegen. Ein ehrliches Lächeln. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich dich nach vier Jahren noch mal wieder sehe.“, beendete er leise und fuhr unruhig mit den Fingern über das Tablett, zog sich langsam den durchsichten Plastikbecher ran und rührte in der Sahne. Kaibas Gedanken drifteten kurz ins Unzüchtige ab, als er ihm zusah, wie er die Lippen um den Strohhalm legte um den Saft zu trinken. Nichts erwidernd griff er sich das Kaffee-Milch-Gemisch, dass seiner Meinung nach zuviel des Bitteren verloren hatte. Was war es schon für ein Suchtmittel, wenn man nicht etwas deutlicher spürte, was man seinem Körper antat? „Ist übrigens echt nett von dir, aber nicht nötig.“ Kaiba sah langsam auf, zu Wheeler, der den Kopf beiseite gewand hatte und aus dem Fenster sah. Fragend zog er die Stirn kraus, besah sich das Tablett mit dem Gebäck. „Ich hätte schon nichts ausgeplaudert.“, murmelte der Blonde leise zwischen den Fingern, die Augen niedergeschlagen und zu dem Getränk linsend. Nahm der Trottel gerade wirklich an, dass Kaiba ihn hatte bestechen wollen? Kaiba stützte seine Wange in seine Hand, mit einem wohlgefallenem Gesicht sah er Wheeler an, erwiderte ruhig: „Wieso glaubst du hätte ich das annehmen sollen? Ich habe bis gestern nicht gewusst, dass du dahinter steckst.“ Die Lippen lösten sich augenblicklich vom Strohhalm und Wheeler sah Kaiba an, blinzelte unglaubwürdig, nicht sicher, ob das ein Scherz sein sollte. „Du hast es nicht gewusst?“, blankes Entsetzen sprach aus dem Ton: „Verarsch mich nicht. Du hast mich angefasst, du würdest doch nicht...“, sein Gehirn schien auf Hochtouren zu arbeiten. Was für ein Fortschritt. Blinzelnd und mit noch geschockterem Ausdruck fuhr er fort: „Würdest du? Nein. Hör auf. Du legst mich rein. Du willst mir nicht erzählen, dass gerade du nicht eins und eins zusammen hast rechnen können.“ Der sollte mal nicht so überdramatisieren. Kaiba tippte mit dem schlanken Zeigefinger an seine Wange, hob die Brauen stumm. Und wenn es so wäre? Der Blonde grinste leicht, neigte den Kopf, „Du hast es ehrlich nicht gewusst? Das überrascht mich. Aber Okay. Im Gegensatz zu mir hattest du wohl auch nie Grund Parallelen zu ziehen, neh?“ Kaiba rührte in seinem Kaffee, schaute wieder auf das Gebäck, dass noch unberührt da lag. Wheeler folgte seinem Blick und zog leise auflachend das aufgeplusterte, mit weißem Zucker bestäubte Bällchen zu sich. Amüsiert sah Kaiba ihm bei seinem ersten Bissen zu. „Was waren das für Gründe?“, fragte er dunkel, wieder an dem süßen Kaffee nippend, den Blick aber nicht vom Puderzucker nehmend, der an den blassroten Lippen klebte. Schluckend antwortete Wheeler: „Nun, du musst dir mal überlegen, dass ich da ja nicht angefangen hab, ohne zu wissen was auf mich zukommt. Die haben von Anfang an gemeint, dass die Kundschaft wohl exklusiver, prominent sein wird und irgendwie, ich weiß nicht, da hatte ich eben immer dich vor Augen. Du warst ja schließlich so was wie der einzige Prominente, den ich persönlich kannte.“ Kaibas Blick wandelte sich ins amüsierte und er schluckte den Kaffee tonlos. Von Anfang an an ihn gedacht? So war das also. Gut zu wissen. Wheeler brummte: „Bild dir bloß nichts ein, Geldsack.“ „Und wenn doch?“ Er deutete mit dem Strohhalm auf ihn, wedelte damit bedrohlich, fand aber die Füllung des Zuckerzeugs doch interessanter, als Kaiba. Er tauchte den Finger in die weißliche Creme, nuckelte dann an der Kuppe. Er sah ihm zu, interessiert, aber unauffällig. Innerlich versuchte er sich klar zu machen, dass diese Hände in der Dunkelheit zu anderen Dingen berufen waren. „Ich meine, seit ich dort gearbeitet habe und das ist ja schon fast ein Jahr, hab ich mir immer bei einem Kunden gedacht: ‚Und was wäre, wenn da jetzt Kaiba liegen würde?’. Es war ja nicht so, als könnte man dein Gesicht so schnell vergessen. Deine Visage flimmert ja immer in Übergröße über die Monitore der Stadt.“ Spitzbübisch streckte der Blonde ihm die Zunge raus, „Aber in den meisten Fällen war es mir dann einfach klar, das du es nicht hast sein können. Man wird ja feinfühlig für so was und außerdem geben die meisten Laute von sich, dass man bestimmte Stimmen zu ordnen kann.“ Zuviel Information. Kaiba zog die Brauen ein wenig angewidert zusammen, betrachtete sein Gebäck fragwürdig. Hatte er nun noch Appetit? Definitiv nicht. Wheeler lachte. „Schau nicht so. So war das nicht gemeint!“, grinste er, beugte sich dann etwas tiefer und wurde leiser: „Aber die wenigsten sind wirklich still. Ich meine, also, du weißt es ja selbst, wie es sich anfühlt.“ Ohja, das wusste er und mit einem Blick auf die Hände, fragte er sich, ob es wohl das letzte Mal gewesen war. „Normalerweise lockern sich die Leute auch nach fünf Minuten, du hast dafür fast drei Sitzungen gebraucht.“ Kaiba sah etwas stockend auf, machte eine ernste Miene. Was sollte das den heißen? Der Blonde schien nach wie vor amüsiert. „Obendrein kenne ich wohl keinen Menschen außer dir, der äußerlich wie innerlich so kalt ist. Die Haare waren auch verräterisch, deine Statur. Allgemein gesprochen eben alles. Spätestens bei der Gesichtsmassage war ich mir sicher gewesen, so gut wie.“ Kaiba blinzelte, in einer gewissen Form, überrascht. So offensichtlich soll er gewesen sein? Seit wann hatte Wheeler ihn so gut gekannt? Wieso war ihm selbst nichts aufgefallen? Der Blonde hatte sich zurückgelehnt und Kaiba angesehen, hatte bereits den zweiten Zuckerring zu sich gezogen. Kaibas war noch unberührt. „Du solltest wirklich probieren. Mit Azuki ist das unglaublich lecker.“, er deutete auf das Gebäck, aß selbst von seinem und ein wenig Ahornsirup quoll daraus hervor. Kaiba zupfte vorsichtig an dem luftigen Teig, wurde dabei von Wheeler beobachtet, der zufrieden feststelle, dass es doch schmecken musste. Zumindest spuckte Kaiba es nicht wieder aus. Er öffnete die Lippen um etwas zu sagen, da nahmen hinter ihnen zwei Frauen Platz, die eine wohl in Kampf um ihre Beherrschung. Der Blonde nickte mit dem Kopf hinter und Kaiba wand sich kurz um hinsehen zu können. Nebst einem dicken Stapel an Doughnuts und heißer Schokolade, hatte die eine junge Frau ihre Freundin tröstend im Arm. Das Schluchzen konnte sie gerade so noch unterdrücken, sagte aber wohl lauter als gedacht, als sie sich an die Schulter drückte: „Und er hat die Pralinen einfach so weggeschlagen und gemeint, ich sollte bloß mit dem Scheiß weggehen und dass ich doch genau wüsste, was bei ihm jetzt los wäre und...“ Der Rest ging unter. Kaiba wand den Kopf zurück, die Brauen gelangweilt gehoben. Es war Valentinstag, stimmte. Die Schattenseite der Medaille zeigte sich hier wohl. Den Kaffee wieder heranziehend blickte er zu Wheeler, den mitleidsvollen Blick erwartend, doch alles was er sah, war ein sanftes Grinsen. Bildete er sich das ein oder war das Sadismus in den Zügen? „’Lass mal in den Park gehen und glücklich Pärchen vergiften.“ Kaiba hatte den Kaffe an den Lippen, vergaß aber zu trinken und sah stattdessen regungslos zum Blonden, blinzelte –einmal, zweimal. Hatte er gerade gesagt, was er dachte, gehört zu haben? Wheeler sah mit einem sanften Schmunzeln zu Kaiba. „Glaubst du tatsächlich, dass du der Einzige sein darfst, der rumstänkert?“, fragte er ihn und tippte sich mit dem Zeigefinger auf die Nase. Amüsiert hob Kaiba die Brauen, schluckte schließlich den warmen Kaffee um dunkel zu antworten: „Nicht im geringsten. Aber du musst noch viel lernen.“ Als Antwort bekam er ein Lachen: „Und du meinst ich könnte vom Großmeister persönlich, der seine Seele an Satan verkauf hat, lernen?“ „Dafür müsstest du erst einmal mir deine Seele verkaufen.“ Wheeler grinste, nickte leicht, „Solang es nichts mit Hundekostümen ist.“ Kaibas Mundwinkel zuckten amüsiert. Auch das hätte er beinah vergessen. Beinah. Gott sei Dank wurde es ihm so eben in Erinnerung gerufen. „Das kommt anschließend. Nach dem Niederknien und dem Schwur, dass du mich ab sofort nur noch ‚Meister’ nennst.“, erklärte er fachmännisch, zupfte wieder etwas von dem Gebäck mit dem süßen Bohnenmus. Gar nicht so schlecht. „Mit dem Niederknien komme ich ja klar, aber ‚Meister’?“, Wheeler hob die Brauen, sah provokant zu seinen Händen, hob sie, bewegte die Finger leicht kreisend, imaginäre Schultern massierend, „‚Meister’? Ich weiß ja nicht, wer hier, was von wem lernen sollte und wer hier mehr auf wen angewiesen ist und außerdem...“ Kaiba schnaubte dunkel. Wheeler würde ihn damit ewig nachhängen. Typisch. Zu dumm nur, dass der Blonde an der Sache auch nicht ganz so unschuldig war, wie er tat. „Natürlich, du Genie. Willst du für die Erkenntnis eine Umarmung?“, fragte er mit einem süffisanten Ton, erntete ein leises Auflachen. Wheeler nahm den letzten Bissen seines Zuckerrings, nuckelte am Zeigefinger und sah Kaiba an, hielt dem Blick stand, bevor er wieder leicht lächelte. „Wie geht’s Moki?“, fragte er zusammenhangslos , wand sich wieder dem halbgeschmolzenem Getränk zu. Kaiba kannte diese plötzlichen Sprünge in der Konversation, das war nichts Neues für ihn. „Er ist in der Pubertät und dementsprechend anstrengend. Er selbst würde es wohl als gut bezeichnen.“, erklärte er zurücklehnend, den Blick aus dem Fenster richtend. Es fiel ihm ein, worum er ihn gebeten hatte. Letzten Endes war er nicht allein, auch wenn das wohl nicht so im Sinne seines Bruder gewesen wäre. „Erfreu dich noch an ihm, solang du kannst.“, grinste der Blonde, rührte im Saft und der verflüssigten Sahne, trank wieder. Kaiba sah zu ihm. „Deine Schwester. Sie ist wohl weg?“ Er nickte leicht, seufzte hohl. „Sie will im Ausland studieren. Wer weiß warum. Ich hatte ja gehofft sie würde zu mir ziehen, aber daraus wird ja jetzt nichts.“ Kaiba nickte verstehend, rührte in der fast leeren Tasse. „Und der sonstige Idiotenverband?“ Nicht dass er sich sonderlich für die interessierte, aber Wheeler schien durchaus einsam. Was ihm seltsam vorkam, wenn er an den sonstigen ziemlich penetranten Anhang dachte. An diese Labertaschen, die in jedem zweiten Satz ‚Freundschaft’ oder ‚Schicksal’ einbrachten oder dieses blonde Playmate, was sich mal an ihn rangehängt hatte. Er zuckte die Schultern, „Irgendwann setzt jeder seine Prioritäten wo anders.“ Er antwortete nicht, nickte nur erneut und mit dem Fingern wieder etwas Gebäck abzupfend. Es wunderte ihn nicht, dass dieses Gerede von Freundschaft im Endeffekt doch nur heiße Luft gewesen war. Menschen sind so. Daran zu glauben man würde eine Ausnahme treffen, war naiv. Wheeler sah ihm zu, den Kopf in die Handfläche gestützt und leicht grinsend. „Irgendwie ja schon eine seltsame Situation.“, murmelte der Blonde, richtete den Blick auf den Saft in dem er rührte und ab und an daran nippte. Kaiba wartete bis er fortfuhr. Er fragte nicht gern nach; Umso angenehmer erschienen ihm Personen, die von sich aus das wichtigste Erzählten. „Dass nach der ganzen Zeit gerade wir uns so wiedersehen. Ich hab damals gehofft, dir noch mal was sagen zu können, aber unsere Wege trennten sich ja recht schnell.“ Es hätte ihm eigentlich logisch erscheinen müssen, dass Kaiba nicht auf eine Abschlussfeier oder den Ball gekommen ist. Kaiba seufzte lautlos: „Was wolltest du mir denn sagen?“ Wheeler lächelte schwach: „Was du doch für ein aufgeblasener Windbeutel bist, natürlich.“, er schüttelte den Kopf, als Zeichen dass er nur scherzte, „Erinnerst du dich an diesen einen Abend, wo Mokuba eingeladen war, zu Yugi zu kommen? Ich weiß nicht, woran es lag, dass er immer von dir erzählen musste. Am Anfang fand ich es nur lästig und nervig, aber später hab ich gemerkt, dass er nur versucht hat, dass wir dich sympathischer finden, einen besseren Eindruck von dir bekommen.“ Kaiba hob die Brauen ein wenig, amüsiert schnaubend antwortete er: „Da muss er euch ja schöne Lügen aufgetischt haben. Ich bin nicht sympathisch, falls du das noch nicht bemerkt hast.“ Wheeler grinste, hob den Becher um am Strohhalm zu saugen, wurde dabei aufs genaueste beobachtet und schluckend sagte er: „Er hat uns Babyfotos gezeigt. Herrje, warst du niedlich.“ Kaibas Ausdruck wandelte sich in eine Mischung aus Unglauben und Zorn. Wheeler fuhr hastig fort: „Nein, hat er natürlich nicht.“, er grinste, „Aber er hat mir eben erzählt und je mehr ich wusste, desto stärker wurde mir klar, wieso wir uns so verabscheut haben und dass es eigentlich lächerlich war.“ „Du warst lächerlich, ohja.“, Kaiba lehnte sich zurück, „Ich für meinen Teil habe filmreich gekontert.“ Der Blonde ächzte, murmelte etwas von wegen: „Dass dieses Ego hier reinpasst, Wahnsinn.“ Fuhr aber schließlich fort: „Ich meine, na ja du kennst deine Vergangenheit ja selber und mir wurde schließlich bewusst, dass wir uns ähnlicher sind, als wir weiß haben wollten. Deswegen konnten wir uns nicht leiden.“ Und gleichzeitig aber auch nicht voneinander lassen. Was für eine Ironie. Kaiba schloss ungläubig die Augen, atmete tief: „Das ist vollkommen unlogisch, Wheeler.“ Der Angesprochene brummte: „Ist es nicht!“, erklärend hob einer einen Finger, „Sieh es so. Was hasst man mehr, als den Menschen, der einem am ähnlichsten ist und somit die eigenen Schwächen am stärksten verkörpert?“ Kaiba sah ihn an, ausdruckslos und kurz anscheinend wirklich überlegend: „Erstens, sind wir uns nicht ähnlich. Zweitens, habe ich keine Schwächen. Und drittens, wird deine Theorie in sich unschlüssig, da wir ja gerade hier sitzen und weit entfernt davon sind uns zu ‚hassen’.“ Er erntete wieder ein hohles, genervtes Seufzen. Wheeler schien die ersten Punkte zu übergehen –warum nur?: „Sie wird nicht unschlüssig. Schließlich sind seit dem vier Jahre vergangen und wir sind erwachsener geworden.“, Er musterte Kaiba., „Okay, zumindest kann ich das mit Sicherheit von mir behaupten, aber der Punkt ist doch, dass man mit der Zeit lernt, sich zu akzeptieren. Meine Fehler sind mir bei weitem nicht mehr so im Weg wie damals und mit der Erkenntnis hatte ich auch keinen Grund, dich bloß zu stellen, als ich wusste, dass du vor mir liegst.“ Kaiba hatte die Arme verschränkt, erhaschte einen Blick von dem Blonden, der sich leicht grinsend dann langsam zurücklehnte, „Obwohl ich mir das jetzt wohl noch mal überlegen sollte.“ Kaiba schnaubte dunkel durch die Nase. Er würde ja sagen, dass Wheeler es genauso gewollt hatte, allerdings hätte er dann automatisch zugegeben, dass dort von ihm selbst ein Verlangen gewesen war und sich offiziell diese Blöße geben, würde er nicht. Da konnte der Köter noch so oft drohen. „Oder hast du mich aus einem anderen Grund nicht leiden können?“ Kaiba sah auf zu dem Blonden, der ihn von unten fragend ansah, die Stirn dabei zusammengezogen. Ach ja, er hatte ja ihre frühere Problematik erläutert. Sollte er darauf in etwa ein Statement abgeben? Er sah zur Seite, aus dem Fenster und beobachtete die wenigen Menschen auf der beleuchteten Straße. „Es war sinnlos. In der Tat.“, begann Kaiba dunkel, sah den Blonden aber nicht an, „Wir hatten wohl nie einen Grund uns gegenseitig so zu verabscheuen. Allerdings glaube ich nicht, dass es darauf beruhte, dass wir uns in irgendeiner Weise ähnelten oder ähneln. Wir sind grundlegend verschieden.“ Wheeler lachte leise, Kaiba hatte gar nicht bemerkt, wie er sich etwas von dem Azuki-Gebäck geklaut hatte. Die brauen Augen lagen mit einem verschmitztem Blick auf ihm, dann griff er langsam rüber und deutete auf die Kette, die Kaiba trug. „Was ist das?“, fragte der Blonde lächelnd, den anderen Finger mit der Zunge vom Puderzucker befreiend. „Sicherlich ein Armband.“, erwiderte Kaiba, die Augen leicht gerollt. „Da drin ist ein Bild von Mokuba, nicht wahr?“ „Und wenn es so wäre?“ Wheeler zog die Hand zurück, stützte damit wieder seinen Kopf und legte ihn leicht schief, fuhr erklärend fort: „Das Wichtigste für dich ist dein Bruder. Das weiß ich, das weiß jeder. So etwas wie deine einzige Schwachstelle. Warum das aber so ist, wissen nur wenige.“ Kaiba hob die Brauen. Worauf wollte der hinaus? „Ich trage immer ein Bild von Serenity bei mir.“ Darauf. Soso. Kaiba nickte verstehend, erwiderte: „Das ist keine Seltenheit.“ Joey hob die Brauen, seufzte dunkel: „Soll ich weitermachen?“ “Tu dir keinen Zwang an.“ „Dein Vater.“ Kaiba zog die Brauen stark zusammen, verschränkte die Arme abwehrend. „Das geht dich nichts an.“, raunte er, doch der Blonde ließ sich nicht einschüchtern. Er lächelte schwach, die schmalen Schultern hoben sich, als er tief einatmete. Er wand den Blick tiefer, seine Stimme wurde ebenfalls ruhiger, „Als ich noch recht neu an der Schule war, haben mich doch alle ‚Paperboy’ genannt. Weißt du warum?“ Kaiba nickte. Wheeler hatte wie er auch in der Schulzeit gearbeitet. Nur hatten die beiden Berufe wohl unterschiedlichen Stellenwert gehabt. „Mein Vater war ein alkoholabhängiger Glücksspieler. Er hat sich also genauso liebevoll und viel um mich gekümmert, wie Gozaboru um dich.“ Kaiba blinzelte und sah auf. Die brauen Augen fixierten ihn Gott sei Dank fest, da er sonst das Gefühl hätte, den Boden unter den Fußen zu verlieren. Der sanfte Geruch der Backwaren versickerte, die leisen Geräusche um sie herum wurden letztendlich stumm und es schien, als würde es nur sie beide geben und diese Erkenntnis, die wie drohendes Unheil über ihnen stand. Er war nicht schockiert, dafür hatte er zuviel Ungerechtigkeit auf der Welt gesehen; Nur ein wenig angehalten hinzusehen. Er hätte vieles vermutet, ohne sich jemals wirklich Gedanken darüber gemacht zu haben. Natürlich war es auffällig, wenn jemand nie über seine Eltern sprach, doch welche Familien waren heutzutage schon intakt? War es nun ein fanatischer Vater, der seinen Sohn in ein Leitbild zwängte ohne auf Ecken und Kanten zu achten oder einer, der mit seinem Leben nicht im Reinen war und Ausflüchte suchte. Überall gab es diese schwachen Menschen, die ihre Fehler auf andere bügelten. Überall. Es war nichts überraschendes. Das wirklich Überraschende, war die Art und Weise, wie Wheeler es zu verdauen gelernt hatte. Ein unabdinglicher Kampfgeist, der jeden noch so großen Rückschlag standhielt. Nach unzähligen Abstürzen, Demütigungen, kraftlosen Momenten aufzustehen und zu lächeln. Das war etwas, was Kaiba in diesem Moment nicht greifen konnte und das die wirklich große, klaffende Lücke zwischen ihnen bildete. „Hm.“, der Blonde streckte sich geräuschvoll, ließ sich zurücksinken und sah zur Seite, „Das hab ich seit vier Jahren mit mir rumgeschleppt. Die Erkenntnis.“ Immer noch ein wenig paralysiert sah Kaiba zu ihm. Ein Blick der jenseits vom fassbaren war. Wheeler lächelte sanft, lehnte sich nach vorn: „Wie gesagt. Was hasst man mehr als den Menschen, der einen am ähnlichsten ist und der somit die eigenen Schwächen am stärksten verkörpert?“ Kaiba schien nicht anwesend. Er schwebte irgendwo, weit über sich selbst und fasste gerade nicht, dass das, was der dort von sich gab, einen wahren Kern haben könnte. All die Umstände, die sie zu dem gemacht hatten, was sie nun waren. Wie sie sich gegenüberstanden und von Außen zu etwas geformt, was sie vielleicht nie hatten werden wollen. Zu einer anderen Zeit, an einem anderen Ort, wäre vielleicht alles anders ausgegangen. Vielleicht hätten sie sich näher gestanden als sie es nun taten, als sie es damals getan hatten. Damals war aber nicht jetzt und nicht heute. „Aber wir hassen uns nicht.“, sagte er mit dem letzten klaren Gedanken, den er greifen konnte. „Wir haben eben gelernt zu akzeptieren.“ Akzeptieren? Die eigenen Schwächen? Ihre Vergangenheit war der Grund all ihres Übels. Hätte Wheeler in seiner und Kaiba in des anderen Haut gesteckt, wären sie so, wie sie sich nun gegenüberstanden? Hätten sie für das gleiche gekämpft? Das was sie stark machte und gleichzeitig so unglaublich verletzlich. Sie waren sich ähnlich, so ähnlich, dass es fast schon beängstigend war und dennoch gab es keine Menschen, die unterschiedlicher als sie hätten sein können. Sie hatten akzeptiert, nicht nur ihre Fehler, sondern auch einander. Das gespiegelte Bild von einer Zeit, in der sie noch roh und formbar gewesen waren; Nun saßen sie sich gegenüber, vollendet und in stark unterschiedliche Richtungen gewachsen. Das Kind in ihnen war allerdings gleich schwach. Der Blonde musterte ihn kurz, seufzend sah er zur Seite und betrachtete ihr Spiegelbild im Glas. „Schon so spät.“, murmelte er, kratzte sich leicht an der Wange, „Vielleicht sollten wir langsam Heim gehen.“ Kaiba konnte nur zustimmend brummend, warf einen knappen Blick auf die leere Tasse, den kläglichen Rest des Saftes und die Krümel auf dem Tablett. Das war dann wohl das Ende. Wheeler erhob sich und brachte ihren Müll weg, Kaiba ging bereits hinaus und suchte in der Manteltasche seine Zigaretten. Als der Blonde neben ihn trat und er gerade sein Feuerzeug anwerfen wollte, erntete er nur einen verständnislosen Blick. „Wenn du dir jetzt eine Zise anmachst, neh!“, brummte er und klaute Kaiba den Glimmstängel aus den Lippen. „Dann was?“, fragte er brummend, nach der Zigarette greifend. Wheeler zog den Arm immer wieder weg, grinste nur leicht anstatt zu antworten. Schließlich warf er sie einfach achtlos beiseite auf die Straße. Kaiba sah ihr beim Wegrollen nach. Die Autos zogen daran vorbei und das rote Licht blitzte in den Fenstern auf. Das war dann wohl das Ende. „Womit bist du zur Arbeit gefahren?“, fragte Kaiba leise, die Hände in die Manteltaschen wandernd. Wheeler sah zu ihm hoch, „Ganz normal. Bahn.“ Kaiba sah zu ihm runter, „Soll ich dich Heim fahren?“ Lächelnd nickte der Andere. „Gern!“, sagte er und sah sich um, „Wo hast du geparkt?“ Kaiba nickte in die Richtung und ging voraus, der Blonde folgte an seiner Seite. Wenn er zu ihm sah, nahm seine Haut den Ton der Lichter an, die an ihnen vorbei zogen. Als tauchte er mit jedem Schritt in ein anderes Farbenmeer. Die Gesichter der übrigen Menschen waren unscharf und die Schriftzeichen Bedeutungslos, die Töne ausgeblendet; Beinah hätte er vergessen, wo er hin wollte, wenn er den Anderen so ansah. Auf dem Parkplatz zog Kaiba seine Schlüssel, es piepte, blinkte und er öffnete die Tür des silbernen BMW. Wheeler stieg auf der anderen Seite ein, besah sich das Innenleben des Wagens. „Lässt du dich nicht mehr mit der Limousine chauffieren?“, er grinste zu Kaiba, der sich anschnallte und den Motor startete. „Selber fahren hat einen gewissen Reiz.“, antwortete er knapp, wartete, dann fuhr er los. „Weißt du, wie du fahren musst?“, fragte Wheeler und beschaute sich die Ampel, die Kreuzung, anscheinend ohne recht zu wissen, wie er nach Hause kommen würde. Kaiba nickte stumm, erntete einen ungläubigen Blick. „Du weißt wo ich wohne?“, fragte der Blonde verwundert darüber. Als würde sein momentaner Wohnsitz nicht in den Akten stehen. Er war CEO der Kaiba Corp. Diese Stadt gehörte ihm praktisch. Kaiba antwortete nichts, fuhr einfach weiter, einen misstrauischen Blick dabei im Nacken. Wheeler schien zu sehr damit zu beschäftigt aus dem Fenster zu schauen, Kaibas Weg zu verfolgen, als zu reden. Anfänglich schien er sich unsicher mit der Richtung, doch nach einiger Zeit, als es weiter stadtauswärts ging, hatte er doch begründete Bedenken. „Ich fürchte, dass das nicht der Weg zu mir ist.“, murmelte er und sah in Kaibas Richtung. Jener hob amüsiert die Brauen, ließ sich aber sonst nichts anmerken: „Warst du schon immer so schnell, Wheeler? Wer hätte das denn ahnen können.“ Der Blonde brummte dunkel, blies die Wangen auf und motzte: „Du hast gesagt, du weißt, wie du fahren musst.“ „Das weiß ich auch.“, erwiderte Kaiba prompt, ohne Ausdruck. Von außen konnte man wohl wirklich nicht sagen, was er vor hatte. „Und wohin fahren wir dann, wenn ich den Herren Stadtplan fragen darf?“ Kaiba fasste etwas härter ans Lenkrad, die weißen Knochen waren zu sehen, sonst schien er aber ruhig. Die Lippen zuckten einmal kurz, bevor er leise sagte: „Zu mir.“ Wheeler wand den Kopf langsam, musterte Kaiba von der Seite. Die geöffneten Lippen wollten den Unglaube nicht wirklich zum Ausdruck bringen. Schließlich schluckte er langsam die Bedenken hinab, lehnte sich zurück in den Autositz und verschränkte die Hände auf dem Schoß. Die Augen geschlossen murmelte er leise: „Du hättest auch einfach fragen können, ob ich noch mit zu dir gehen möchte.“ Kaiba atmete tief. Fragen waren unbrauchbar. „Hättest du denn ‚ja’ gesagt?“, erwiderte er ruhig, aus den Augenwinkeln blickte er zum Blonden, dessen Brust sich sanft beim Atmen hob, er lächelte langsam und wand den Kopf. Für diesen kurzen Moment trafen sich ihre Blicke. „Siehst du mich schreiend aus dem Auto stürzen? Ich hätte also eher nicht abgelehnt.“, sagte er leise und atmete erneut tief ein, als hätte es ihn genauso viel Überwindung gekostet, wie Kaiba selbst, diesen Umstand zuzugeben. Er wollte nicht allein sein, sie wollten es nicht. Nicht heut Abend und nicht morgen, zu keiner Zeit der Welt mehr. Kaibas Blick war wieder auf die Straße geheftet, Wheeler sah zur Seite aus dem Fenster und besah sich die vorbeiziehenden Häuser. Die Grundstücke wurden größer, die Gebäude höher, die Einfahrten länger und die Autos, die davor parkten, teurer. Er schien amüsiert darüber, mit Kaiba hierher zu fahren. „Ich war noch nie in der Villa.“, seufzte Wheeler lautlos, den Blick weiter nach draußen geheftet. Kaibas Mundwinkel zuckten kurz amüsiert. „Neugierige Hundenasen werden da ja auch nicht reingelassen.“ Der Blonde hob den Finger anmerkend, antwortete grinsend: „Nicht? Aber jetzt nimmst du mich mit rein? Bin ich aufgestiegen zum Wolf, oder was?“ Kaibas Blick blieb amüsiert, aber weiter auf der Straße. Er überlegte leise brummend und erwiderte dunkel: „Aufgestiegen bist du. Vom Straßenköter zum Schoßhündchen.“ Der Blonde knurrte zur Antwort leise, neigte sich näher zu ihm und murmelte dunkel: „Hast du vergessen, dass ich dich in der Hand habe? Sprichwörtlich. Hand. Hände. Du darin. Verstehen wir uns, Mister?“ Kaibas Braue wanderte höher und er sah aus den Augenwinkel zu dem Anderen rüber, der überlegen grinste, sich anschließend wieder zurücklehnte. Er erwiderte nichts. Das Thema war zu intim um es hier und jetzt zu besprechen, es nur anzuschneiden. Vielleicht würde sich der richtige Moment bieten. Irgendwann. Wenn Kaiba nicht neben Wheeler sitzen würde. Eventuell. Sie bogen ein, die Auffahrt hinauf. Die Fenster der Villa waren dunkel, jedes einzelne, das an der aufbäumenden Fassade zu ihnen blickte. Die Türen verschlossen, alles säuberlich geputzt und die Hecken zurecht geschnitten. Die äußere Erscheinung passte perfekt zu Kaiba selbst: Gepflegt, geordnet, leer und einsam. Er parkte in der Garage, neben der Limousine, dem Motorrad und der sportlichen Dodge. Anerkennend pfiff der Blonde beim Aussteigen, sah sich kurz in dem geräumigen Anbau um, bevor er den Kopf wand und Kaiba folgte, der das Garagentor und das Auto abgeschlossen hatte. Er hielt sich nicht auf und ging sogleich die Treppe hinauf in den Flur, der eher einer Eingangshalle glich und ließ dem Blonden kaum Zeit sich wirklich umzusehen, die Details auszumachen. Jetzt, wo sie allerdings hier zu zweit standen und das Licht sich kontinuierlich im Haus ausbreitete, es ihm Farbe und Wärme zurückgab; Was wollten sie da eigentlich tun? Die Schuhe ausgezogen, hängte Kaiba seinen Mantel in die Garderobe, ließ sich auch Joeys Jacke geben und sah schließlich zu ihm. Die brauen Augen sahen ihn nicht minder ratlos an, als er es selbst war, fast ein wenig fragend. Kein Wunder, es war seine Idee gewesen, hier herzu kommen ohne jemals einen Plan gehabt zu haben, was dann passieren würde. Schließlich nahm er äußerst selten Menschen mit in sein Heim und wenn, ging es recht schnell ins Schlafzimmer. Er sah zu Wheeler. In diesem Fall wäre das wohl ausgeschlossen. Seufzend wand sich der Blonde um, besah sich das Vorzimmer. „Hast du alles selber eingerichtet?“, fragte er und ging einige Schritte umher, sich Bilder und Skulpturen ansehen. Kaiba folgte ihm langsam, murmelte dunkel: „So ziemlich.“ Das war Gozaborus alte Villa, er hatte einfach die Tapeten und Böden entfernen lassen und alles neu eingerichtet. Nichts besonderes also. Wheeler drehte sich langsam und sah zu ihm, hob die Braue: „Wo bleiben deine Manieren, Geldsack? Willst du mir nicht was zu trinken anbieten? Oder mir vorschlagen einen Film zu sehen? Oder mir deine Briefmarkensammlung zeigen?“ Kaiba schnaubte amüsiert, nickte in eine Richtung und ging schließlich vor. Der Blonde folgte ihm in das Wohnzimmer, sah sich auch hier mit großen Schritten um. Sein Blick blieb an dem Aquarium hängen, das nebst dem Sofa bis zur Decke ragte und allerlei bunte Fische beherbergte. „Was möchtest du trinken?“, fragte Kaiba, ging zur Tür in Richtung Küche. Wheeler sah ihm nach, „Tee oder Wasser?“ Als Antwort bekam er ein Nicken, bevor der Größere im Nebenzimmer verschwand. Wheeler selbst hatte stattdessen die Möglichkeit sich ungeniert umzusehen, einen kleinen Einblick darin zu erhaschen, wie ein Seto Kaiba sich wohlfühlen musste. Dass dies große, ausladende Räume beinhaltete in denen dieses riesige Ego auch Platz finden musste, war ihm von Anfang an klar gewesen, doch überraschte ihn der viele weiche Stoff, die runden Formen und weichen Farben. Es war unauffällig dezent, keine Besonderheiten stachen hervor, doch im Gegensatz zu seiner Vorstellung, war es nicht kalt oder lieblos. Kaiba kam wieder herein, eine Flasche mit grünem Tee und zwei Gläser in der Hand. Wheeler sah ihm zu, wie er sich auf die breite, lange Couch setzte und ihnen eingoss. Er wirkte verloren auf dem dunklen Stoff , den Blick nach vorn auf einen unbewegten Fernseher und eine Bücherwand, die sich hohl und leer ihnen entgegenreckte. Kaiba nippte gerade am Glas, stellte es ab und wunderte sich für einen kurzen Moment, dass es hinter ihm so still war, da spürte er, wie sich schlanke Finger durch sein Haar schoben und sich die Kuppen an seinen Hinterkopf setze. Welcome to tonight’s phantasm. 5. End TBC. A/N: Hat man dem Umbruch sehr gemerkt? O:< *Angst* Schließlich ist Kaiba jetzt nicht mehr allein und dieses Kapitel beinhaltet deutlich mehr Dialog als vorherige. .o. Ich hoffe das hat sich nicht negativ ausgewirkt? Wäre toll eure Meinung zu hören. Und da es einige Verwirrungen zum "Azuki" gab, hier könnt ihr euch einen Überblick über die Leckerein verschaffen. ;D http://www.misterdonut.com.tw/product/product6.htm Eine schöne Weihnachtszeit! Hosted by Animexx e.V. 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