Shadows of the NewMoon von Darklover ================================================================================ Kapitel 21: 21. Kapitel ----------------------- Irgendwann am späten Nachmittag war sie aufgewacht und hatte selbst dann noch über eine halbe Stunde gebraucht, um sich dazu aufzuraffen, aus dem Bett zu klettern. Als sie zum Fluss lief, um dort ein kurzes Bad zu nehmen, dachte sie über so viele Dinge nach, dass sie schlussendlich gar nicht mitbekommen hatte, wie sie genau zu dem kleinen, breiteren Stück des Flusslaufs gekommen war. Ihr ging so viel durch den Kopf, das sie bereinigen oder erledigen musste. Vielleicht würde ihr das kalte Wasser helfen, etwas klarer zu werden. Da sich hier alle ihrer Nacktheit alles andere als schämten, beschloss Amanda ebenfalls auf Bedecktheit zu pfeifen. Sie zog sich vollständig aus und sprang mit einem Satz ins Wasser, das ihr kurz den Atem nahm, als die Kälte wie viele kleine Nadelstiche auf ihrer Haut explodierte. Leicht prustend kam sie an die Oberfläche und ließ sich schließlich, als sie sich an die Temperatur gewöhnt hatte, ein wenig treiben.   ***   Ausnahmsweise wachte Nataniel erst lange nach Sonnenaufgang auf, da ihn auch niemand weckte und er offenbar nicht gebraucht wurde. Jetzt erst konnte er im hellen Tageslicht erkennen, was für ein Durcheinander er letzte Nacht angerichtete hatte. Offenbar mehr als das, woran er sich erinnerte, denn nicht nur auf dem Bett, sondern auch überall auf dem Boden lagen weiße Federn herum. Das Kissen war fast völlig zerfetzt und somit unbrauchbar geworden. Weshalb er sich erst einmal säuberte, sich anzog und danach das Chaos beseitigte. Die Federn und das Kissen warf er in die Mitte des zerwühlten Lakens und knüllte danach alles zusammen, ehe er es in eine Ecke in seinen Schrank stopfte, bis er die Gelegenheit bekam, es richtig wegzuräumen. Erst dann machte er sich auf die Suche nach etwas Essbarem. Bestimmt waren noch Reste von gestern Nacht übrig geblieben, an denen er sich satt essen konnte. Sex machte ihn immer so verdammt hungrig, selbst wenn es nur mit sich selbst war. Zum Glück begegnete er in dieser Zeit Amanda nicht, da er sich nicht sicher war, wie er ihr ungerührt in die Augen sehen konnte, ohne dabei wieder an beide Teile von gestern Nacht zu denken. Zuerst diese heißen Küsse und danach seine Fantasien.   ***   Amanda hatte sich schon lange nicht mehr so gut gefühlt. Das Wasser, das um ihre Ohren spielte, während sie auf dem Rücken lag und sich nur ab und zu bewegte, um nicht zu weit abgetrieben zu werden, schloss jedes Geräusch aus ihrem Kopf. Es umgab sie kühl und hüllte sie ein wie ein schützender Kokon, den sie gerade nur allzu nötig brauchte. Zwar war ihr vermeintlich schützender Ort durchsichtig, aber selbst diese Tatsache war Amanda nach einer Weile egal. Sie dachte nicht einmal daran, dass sie irgendjemand beobachten könnte. Vielleicht war es unvorsichtig, aber hier in der Nähe des Lagers würden schon keine Feinde herumlaufen, ohne dass es irgendjemand bemerkte und Alarm schlagen würde. Das Sonnenlicht glitzerte durch die Baumkronen golden auf die sich bewegende Wasseroberfläche und ließ Amanda genauso durchatmen wie der Duft nach Pflanzen, frischer Luft und dem Waldboden. Im Gegensatz zum kühlen Nass war die Sonne wärmend und die beiden Elemente spielten angenehm um Amandas Körper. Sie fühlte sich auf eine ungewohnte Art frei und glücklich. Als wäre zumindest für einen Moment alles so, wie es sein sollte. Lächelnd breitete sie die Arme aus und planschte ein wenig mit den Zehenspitzen an der Wasseroberfläche, verursachte sanfte Wellen, die sich mit der Strömung des Flusses vermischten und leise geschluckt wurden, wie alles Andere, was diesen stillen, perfekten Ort hätte stören können.   Nataniel nahm an, dass sie in ihrem Bungalow war, oder bei Eric, da er sie nirgendwo sehen konnte, als er sich auf den Weg zum Fluss machte, um sich die Hände von dem fettigen Fleisch zu waschen, das er zu sich genommen hatte. Als er zwischen ein paar Büschen hindurch ans Ufer trat, blieb er wie angewurzelt stehen. Ach du heilige Scheiße!, fluchte er lauthals in seinem Kopf, während der Panther zustimmend knurrte. Jetzt wusste er, warum er Amanda bisher nicht angetroffen hatte. Sie badete im Fluss. Nackt. Augenblicklich schwand der Platz in seiner Jenas nur so dahin, was er dieses Mal mit einem noch derberen Fluch zur Kenntnis nahm. Das hatte ihm gerade noch gefehlt.   Ein Lied drängte sich in ihren Kopf, das zu ihrer Stimmung passte und sich mit den Bildern von letzter Nacht übereinanderlegte. Es war eigentlich gar nicht ihre Art, sich Träumereien hinzugeben, aber mit einem kleinen Summen auf den Lippen ließ sie den Fantasien freien Lauf. Amanda konnte sogar Bilder heraufbeschwören, die sie und Nataniel in friedlichen Zeiten zeigten. Wie sie irgendwo auf einer großen Wiese saßen, zusammen lachten. Wie er sie umarmte und sie küsste. Wie sie zusammen glücklich waren. Nichts und niemand hätte Amanda in diesem Moment davon abhalten können leise zu lachen. Sie konnte sich selbst nur gedämpft hören, aber es reichte aus, um wieder in die Realität zurückzukehren. Nichts war perfekt. Eigentlich war alles um sie herum dabei zu bröckeln und zu Staub zu zerfallen. Und dennoch lächelte Amanda weiter zu den Blättern der Bäume hinauf, die sich sanft im Wind wiegten und das Licht der Sonne nur in dünnen Strahlen zum Fluss hindurch ließen. Eigentlich wollte Amanda diesen Zustand, der sich wie leichtes Schweben anfühlte, nie wieder verlassen, aber nach einer Weile riss sie sich doch los und drehte sich wieder auf den Bauch, um zu ihren Sachen zurückzuschwimmen. Sie wollte sich noch die Haare waschen, bevor sie sich anzog. Heute würde garantiert ein guter Tag werden. Diese unerwartete Wärme in ihrem Inneren konnte ihr niemand mehr nehmen. Sie strahlte so viel Wohlbehagen und gute Laune aus, dass die Stimmung bestimmt um sich greifen würde. Zwei Schwimmzüge brachten sie wieder ein Stück stromaufwärts auf die Stelle zu, wo ihre Kleider, ein Handtuch und Shampoo im hohen Gras am Ufer lagen. Ihre braunen trafen seine eisblauen Augen mit völlig ruhigem Blick. Amanda hielt inne und auch Nataniel bewegte sich keinen Zentimeter von dort weg, wo er an der kleinen Böschung stand, die zum Fluss hinunter führte. Die Arme weit ausgebreitet, paddelte Amanda mit den Beinen unter Wasser, um an Ort und Stelle zu bleiben und nicht wieder abgetrieben zu werden. In ihrem Inneren war der Nachhall ihrer Tagträume noch so stark, dass sie gar nicht auf die Idee kam, in Scham oder gar Panik auszubrechen. Sie sah ihn nur an, als wäre es nur natürlich, dass er dort stand und seine Augen vielleicht schon eine Weile auf ihrem nackten Körper geruht hatten. Das Lied spielte immer noch auf ihrer Zunge, während sie ihn leicht herausfordernd anlächelte und sich unter Wasser mit einem Schlag ihrer Beine nach hinten bewegte. Die Geste besagte nur zu deutlich, was ihr Lächeln vielleicht nicht deutlich genug gemacht hatte. Komm spielen.   Nataniel versuchte sich einzureden, dass er sich nur deshalb nicht umdrehte, um zu gehen, weil Amanda in diesem Augenblick absolut nichts mitzubekommen schien und hier jeder sie angreifen könnte. Oder ungeniert anstarren, so wie er es tat. Mann und Tier knurrten synchron bei der Vorstellung, ein anderer Kerl könnte sie gerade in diesem Moment beobachten. Sofort ließ er seinen Blick über die Umgebung schweifen. Da war niemand. Aber verdammt, er würde hier stehenbleiben, bis sie wieder aus dem Wasser gekommen war und sich anzogen hatte! Nataniel musste hart schlucken, als er Amanda erneut ansah, wie sie ausgelassen das Wasser genoss, mit einem absolut zufriedenen Ausdruck auf dem Gesicht, und wenn er sich nicht verhörte, summte sie sogar. Das Spiel der Lichtreflexe der Sonne und des Wassers auf ihrer Haut machte ihn fast wahnsinnig. Genauso wie der Anblick ihres Haares, wie es ihre Haut liebkoste und sich mit der Strömung bewegte. Er glaubte, noch nie jemals etwas so wunderschönes in seinem Leben gesehen zu haben. Sie war … vollkommen. Keineswegs perfekt, aber für ihn absolut vollkommen. Denn obwohl er noch immer die Spuren des Gepardenbisses auf ihrer Haut deutlich sehen konnte, die vermutlich auch Narben hinterlassen würden, so tat das ihrer Schönheit keinen Abbruch. Ihm sackte das Herz in die Magengegend, nicht nur, da sie sich umgedreht und sich in Richtung Ufer aufgemacht hatte, sondern weil er sich beim Anblick ihrer Verletzungen nur zu deutlich seiner Natur bewusst geworden war. Sein Gesicht wurde vollkommen ausdruckslos. Wie konnte ein normaler Mensch, wie sie es war, es jemals mit einem Tier wie ihn aufnehmen? War das zerstörte Kissen von heute Morgen kein offensichtliches Zeichen dagegen gewesen? Und dennoch, obwohl er sich des Unterschieds ihrer Arten nur zu deutlich bewusst war, begehrte er sie mehr denn je. Als Amanda ihn schließlich erblickte, schwiegen sie beide. Nataniel machte keinen Hehl daraus, dass er hier schon länger stand und sie beobachtet hatte, auch wenn er das niemandem sonst gestatten würde. Seltsamerweise war Amanda ihm deshalb nicht einmal böse, was er irgendwie erwartet hätte, da sie sonst immer etwas peinlich berührt wirkte, wenn sich die Gestaltwandler in ihrer Nähe, besonders er, schamlos entblößten, um sich zu verwandeln. Gerade als Nataniel vermutlich die Kraft besessen hätte, sich umzudrehen, um Amanda ihre Privatsphäre zu lassen, gab sie ihm ein deutliches Zeichen, er solle zu ihr ins Wasser kommen. Das Lächeln war ein Wink mit dem Zaunpfahl gewesen, doch es war ihr Entschluss, noch einmal vom Ufer weg zu schwimmen, der die Einladung offiziell machte. Nataniel wollte zögern, doch der Panther trieb ihn vorwärts, was er ausnahmsweise zu ließ. Alles war besser, als Amanda hier so schutzlos alleine zu lassen. Weshalb er sich von der Böschung löste, zu ihren Sachen ging und sich mit einer geschmeidigen Bewegung das Shirt über den Kopf zog. Er ließ Amanda dabei keine Sekunde lang aus den Augen. Fixierte ihr Gesicht, als wäre es das Einzige, was er wahrnehmen konnte, obwohl er sehr genau wusste, was er sehen würde, sollte er seinen Blick weiter hinab unter die Wasseroberfläche wandern lassen. Es war jedoch, als hätte sie ihn vollkommen in ihren Bann gezogen. Seine Hände wanderten zum Bund seiner Jeans, hielten selbst dann nicht in ihrer Bewegung inne, als er sich wieder seiner Erektion bewusst wurde, die er in diesem Augenblick niemals vor Amanda verbergen könnte. Vorausgesetzt, er hätte es wirklich gewollt. Nataniel zog sich die Jeans von den Hüften, in dem Bewusstsein, dass sie ihn ansah. Wie jede Katzenart genoss er es sehr, Aufmerksamkeit zu bekommen, was den Panther dazu brachte, sich in Pose zu werfen, auch wenn der Mann es nicht tat. Seine Bewegungen waren ohnehin von geschmeidig kraftvollerem Naturell als die von menschlichen Männern. Das lag an dem gewandten Jäger dicht unter der menschlichen Oberfläche. Nackt in all seiner Größe watete Nataniel schließlich ins Wasser. Er spürte jeden einzelnen Zentimeter, den es seinen Körper entlang wie eine Liebkosung nach oben glitt. Wie sehr er doch dieses Gefühl auf seiner Haut genoss! Er liebte das Wasser so sehr, kam aber leider nur selten in den Genuss, schwimmen zu gehen. Als das kühle Nass seine Erregung erreichte, und schließlich vollkommen umspülte, biss sich Nataniel auf die Unterlippe. Das Gefühl war einfach zu köstlich, noch dazu, da seine Augen dabei unablässig an Amanda hingen. Nachdem das Wasser selbst für ihn zu tief geworden war, begann er geschickt wie ein Otter zu schwimmen. Dabei hatte er seinen ganz eigenen Stil. Menschen sahen dabei wie überdimensionale Frösche aus, er bewegte sich jedoch größtenteils wie eine Raubkatze und durch seine menschlichen Möglichkeiten doch noch etwas anders. Noch immer ohne ein Wort zu sagen, glitt er mit zwei Meter Abstand um Amanda herum, auf eine Art, als wäre er im Wasser zuhause. Seine Beine gaben ihm mit der Auf- und Abbewegung den nötigen Schwung, während seine Arme an seinen Seiten die Richtung vorgaben. Er tauchte dabei immer wieder unter, wirbelte unter Wasser seinen Körper herum, als wäre er ein verspielter Delphin und hatte großen Spaß daran. Bis er schließlich dicht vor Amanda wieder auftauchte und sie leicht keuchend ansah. Sein Gesicht war immer noch fast als ernst zu bezeichnen. Nataniel wusste nicht genau, wieso er Amandas fröhliche Ausstrahlung nicht erwidern konnte, obwohl er sich dadurch fast wohl fühlte. Vielleicht, weil ihm da am Ufer etwas Entscheidendes klar geworden war. Am Ende hatte Amanda doch Recht behalten. Er war ein Tier und war sogar zu Schlimmeren fähig, als die Spuren des Bisses auf ihrem Körper es vermocht hatten. Wenn er wollte, könnte er jeden Knochen im menschlichen Körper auf die eine oder andere Weise brechen. Seine Kiefer zermalmten schließlich Schildkrötenpanzer wie knusprige Cornflakes! Ja, wenn er wollte, könnte er gewaltigen Schaden anrichten. Das war der entscheidende Punkt. Als müsste er sich selbst etwas beweisen, streckte er seine Hand nach Amandas Gesicht aus, um mit seinen Fingerkuppen über ihre Schläfe die Wange hinab zu ihren Lippen zu streichen. Dort verharrte er einen Moment, bis er seine Handfläche wieder auf ihre Wange legte und sich nach vorne beugte, um sie sanft zu küssen. Die Empfindung strich wie seidige Weichheit über ihn hinweg und ließ ihn einen Moment lang schnurren, bis er sich langsam wieder löste und Amanda wortlos anblickte. Er hatte sie nicht verletzt. Das würde er nie, und wenn er sich selbst in Ketten legen müsste, er könnte ihr nicht wehtun. Niemals.   Milde überrascht sah sie Nataniel zu, wie er sich vor ihr auszog. Es war nicht die Tatsache, dass er sich entkleidete, die sie irritierte. Das war sie inzwischen schon fast gewohnt, obwohl sie immer noch nicht so natürlich damit umgehen konnte, wie es hier wohl angebracht gewesen wäre. Seine Nacktheit und sein lässiger Umgang waren es nicht, sondern, was unter seiner Jeans zum Vorschein kam. Ihr war durchaus bewusst gewesen, dass er wohl schon länger am Ufer gestanden und sie beobachtet hatte, aber mit seiner körperlichen Reaktion hatte sie nicht gerechnet. Kurz breitete sich so etwas wie Angst in ihr aus. Angst davor, was er von ihr erwartete. Und wie prompt er es von ihr wollte. Es schien Nataniel auch überhaupt nichts auszumachen, dass Amanda sah, in welcher Stimmung er sich gerade befand. Natürlich machte es ihm nichts aus. Das wäre das erste Mal gewesen, dass Nataniel sich wegen irgendetwas vor Amanda peinlich berührt gefühlt hätte. Diesem Ego konnte wohl wirklich überhaupt nichts etwas anhaben. Sie schluckte einen winzigen Kloß hinunter, der sich in ihrem Hals gebildet hatte, und zwang sich dazu, sich wieder zu entspannen. Sie war doch kein kleines Mädchen mehr. Amanda wusste sehr gut, wie man 'nein' sagte. Und zwar so nachdrücklich, dass es jeder verstand. Als er geschmeidig auf sie zuschwamm, sich aber nicht direkt zu ihr gesellte, sondern sie in enger werdenden Kreisen umrundete, machte sich Amanda das erste Mal Gedanken darüber, was sie empfand. Nicht für Nataniel im Allgemeinen. Dass sie in der Frage nicht weiterkam, hatte sich in ihrer durchwachten Nacht gezeigt. Nein, es ging ihr darum in sich hinein zu hören, was dieser Mann, den sie erst ein paar Wochen kannte, der zu den Gestaltwandlern gehörte, die sie ihr Leben lang als ihre Feinde angesehen hatte und der jetzt mit einem körperlich nur zu deutlich demonstrierten Ziel um sie herum schwamm, für einen Eindruck auf sie machte. Er machte sie eindeutig nervös. Aber Amanda konnte beim besten Willen nicht sagen, ob das daran lag, dass er sie offensichtlich wollte oder daran, dass er sie jederzeit mit einer fast nebensächlichen Geste hätte töten können. Ihr Verstand schwieg eine Weile, als er sich ihr doch bis auf einen halben Meter näherte, seine Hand ausstreckte und sie berührte. Er war sanft, beließ es aber nicht dabei über ihre Wange zu streicheln, sondern lehnte sich ihr entgegen, um sie leicht auf die Lippen zu küssen. Bereits jetzt war sein Geschmack ihr vertraut und ließ das Rauschen der Bäume klarer werden und ihre innere Freude, die hier an diesem Ort bereits so groß war, fast überschäumen. Was war nur los mit ihr?   Amanda musste sich gezwungener Maßen auf das Paddeln ihrer Füße konzentrieren, um nicht unterzugehen. Sie hätte Nataniel sehr gern berührt, aber im Gegensatz zu ihm war es ihr durchaus unangenehm, zu wissen, dass er offensichtlich mehr wollte, als nur die Berührung ihrer Lippen oder ihrer Hände. Es war wohl sein inneres Tier, das sie schließlich mit dem schnurrenden Laut besänftigte und dazu brachte, ihre Hände auf seine Seiten zu legen und sich ein wenig an ihm festzuhalten. Ob er so sanft sein konnte, wie es sein Schnurren vermuten ließ? Gerade solche Dinge, die für ihn ganz natürlich waren und ihn so stark von Amanda als Menschen unterschieden, ließen ihn in ihren Augen umso interessanter erscheinen. Und es warf so viele Fragen auf. „Nächstes Mal verlange ich Eintritt, wenn du vorbei kommst, um mich so anzustarren.“ Ihre Daumen strichen unter Wasser über seine Haut und sie lächelte ihn ein wenig schelmisch an. „Und glaub nicht, dass es da mit einem Kuss und ein paar Süßigkeiten als Bezahlung getan ist.“ Nein, er machte ihr keine Angst. Nicht in diesem Augenblick, wo er sich mit ihr im Wasser befand und genauso nackt und schutzlos wirkte wie sie selbst. Es war nicht so, wie es den Anschein hatte, aber es beruhigte Amanda trotzdem ungemein. Sie konnte nicht mit Sicherheit sagen, ob sich an seinem körperlichen Zustand etwas geändert hatte, aber Amanda wusste, was sie wollte. Und zwar da weitermachen, wo sie gestern unterbrochen worden waren. Wie weit sie gingen, würde sich zeigen. Ein Stück weiter den Fluss hinunter, ragte ein großer Findling aus dem Wasser und bot gleichzeitig Schutz vor der Strömung und neugierigen Blicken. Um Nataniel zu necken, drückte Amanda ihren Körper kurz an seinen und küsste seinen Hals, bevor sie sich von ihm abstieß und in Richtung Felsen davon schwamm. Sie blickte sich nicht einmal um, da sie sich sicher war, dass er ihr folgen würde.   „Gerne, wenn ich der einzige Zuschauer bin. Ansonsten muss ich Türsteher und Rausschmeißer gleichzeitig sein“, gab er mit sanftem Knurren zurück, da ihn die Tatsache immer noch aufregte, dass sie hier jeder sehen könnte. Keiner außer ihm sollte sie so sehen. Was das anging, war er mehr als nur besitzergreifend. In diesem Fall könnte er tatsächlich auch als Mann zum Tier werden. Aber Amandas Berührungen an seiner nackten Haut besänftigten ihn etwas. Weshalb er nicht gar so verkrampft war, als sie sich an ihn drückte, um seine Kehle zu küssen, ehe sie auch schon von ihm weg schwamm.   Der Findling war noch kühler als das klare Wasser, das ihn umspülte und in aufgeregten Wirbeln um ihn herum floss. Aber die Blätter und das wenige Moos, die ihm seine kantige Form ein wenig nahmen, ließen ihn beinahe einladend aussehen. Amanda fand einen kleinen Vorsprung, auf den sie ihre Füße stellen konnte und Halt bekam. Kaum dass Nataniel um den großen Stein herum geschwommen kam und neben ihr auftauchte, griff sie seine Schultern und zog ihn zu sich heran. Der Auftrieb des Wassers machte es ihr leichter mit seiner sonst wesentlich überlegenen Körperkraft mitzuhalten. Ihre Nasenspitzen berührten sich fast und ihre Blicke bohrten sich ineinander. Ich mag dein Schnurren. Sie hätte es ihm gern gesagt, aber es kam ihr nicht über die Lippen, die im nächsten Moment wieder seine berührten.   Der Panther übernahm die Führung, als er die Verfolgung aufnahm. Sie wollte wohl spielen und er hatte im Augenblick nichts dagegen, jetzt, da er wusste, er könnte sich beherrschen, wenn es sein musste. Aber vielleicht kam es gar nicht einmal so weit. Vielleicht musste er bei ihr nie die Beherrschung verlieren. Obwohl er gestern nahe dran gewesen wäre. Heute aber zeigten sich ihre Verletzungen nur zu deutlich, weshalb Tier und Mann umsichtig bleiben würden. Man umsorgte seine Gefährtin mit all der Hingabe, die man aufbringen konnte, da sie wichtiger als sein eigenes Leben war. Nur war Amanda nicht seine Gefährtin … oder? Während Nataniel ihr folgte, überlegte er sich, was sie eigentlich für ihn war. Zuallererst war sie sein Feind gewesen. Dann hatte sie ihn von seiner Amnesie befreit. Sie hatte ihm zweimal das Leben gerettet. Hatte ihm Nahrung gegeben und sich um seine Wunden gekümmert. Nun war sie ein Mitglied seines Rudels, seiner Großfamilie sozusagen und seit dem Kuss gestern, war sie sogar mehr als das. Allein seine Begierde nach ihr stellte sie höher als alle anderen Clanmitglieder. Sie hatte besondere Privilegien. Amanda könnte ihn bedrohen, ihn verletzen, seine Befehle missachten und ohne weiteres seine Führung anzweifeln und trotzdem würde sie niemals eine Strafe dafür erwarten. Solange er es akzeptieren würde, dürfte niemand anderes gegen sie vorgehen. Egal wie loyal seine Leute zu ihm standen. Als Nataniel bei Amanda ankam, war er zu der Erkenntnis gekommen, dass sie sein Vertrauen hatte. Vielleicht nicht in allen Dingen, aber auf jeden Fall in denen, auf die es ankam. Zum Beispiel wenn es um Leben und Tod ging. Es war egal, ob sie noch bei der Organisation war, immerhin hatte sie bewiesen, dass sie seiner Rasse nicht schadete. Zumindest nicht den Leuten, die ihm wichtig waren. Überrascht ließ er sich von ihr heranziehen und wischte somit sämtliche seiner Gedanken restlos fort. Er hatte auch noch später Zeit, darüber nachzudenken. Hoffte er zumindest. Selbst wenn nicht, er würde die Zeit niemals gegen Amandas Kuss eintauschen. Egal was sie sagte, dieser war einfach unbezahlbar. Um ebenfalls Halt zu finden, schob er sein Bein unter Wasser an ihres heran, so dass er auf dem Vorsprung zumindest einbeinig zum Stehen kam und dabei ihre Zehen berührte. Mit einer Hand hielt er sich am Stein fest, während er mit der anderen Amanda näher an sich heranzog, um den Kuss spielerisch zu erwidern. An seinem Zustand hatte sich nicht im Geringsten etwas geändert, lediglich die Tatsache, dass er im Augenblick nicht gar so hungrig war wie gestern Nacht, als er sich Erleichterung hatte verschaffen müssen, um zur Ruhe zu kommen. Ob das heute wieder sein Abendprogramm sein würde? Oh Gott, hoffentlich nicht! Schließlich war einsame Handarbeit nichts im Vergleich zu dem Vergnügen, mit Amanda zu knutschen. Denn dass sie hier nichts anderes taten, war offensichtlich. Während sich seine Zunge um ihre schlang und er ihren Geschmack voll auskostete, schob er seinen Körper gegen ihren, so dass sie schließlich mit dem Rücken am Felsen lehnte und er auch sein zweites Bein abstellen konnte. Damit der Stein ihr nicht ins Kreuz drückte, hatte er seinen Arm der Länge nach ihren Rücken hinauf gelegt, damit das Gestein sie gar nicht einmal berührte. Zumindest nicht dort, wo sie verletzt war. Seine Hand legte er dabei auf ihr Schultergelenk und strich zugleich mit seinen Fingern über ihre weiche, warme Haut. Sein Becken kippte er etwas nach hinten, damit sie sich nicht zu sehr von ihm bedrängt fühlte, denn ab und zu konnte er es nicht verhindern, dass seine Härte gegen ihren Bauch strich, was ihn immer wieder kurz aus dem Rhythmus brachte. Dafür genoss er umso mehr das Gefühl ihrer Brüste an seinem Oberkörper und wie sich ihre Brustwarzen an seiner Haut rieben. Sie waren hart. Ob vom kühlen Wasser oder anderen Dingen, es war nicht wichtig. Die Wirkung zählte und die fühlte sich wahnsinnig sinnlich an. Der Panther schnurrte wie wild, warf sich auf den Boden, rollte sich hin und her, wollte unbedingt noch mehr gestreichelt werden. Nataniel verstand ihn nur allzu gut. Seine andere Hand musste ihm nun nicht mehr als Halt dienen, weshalb er sie wieder in Amandas Haar vergrub und dabei ihre Kopfhaut massierte, als wäre er eine Katze, die so ihr Wohlbefinden ausdrückte nur ohne die ausgefahrenen Krallen. Wieder schnurrte er in den Kuss hinein, ließ kurz seine Augenlider hoch flattern, ehe er den Kopf auf die andere Seite neigte und wieder Amandas Mund in Beschlag nahm, um so viele Küsse und Berührungen zu erhaschen, wie sie ihm geben wollte. Was das anging, war er vollkommen auf ihre Gnade angewiesen.   Wo sollte das nur hinführen? Sie standen im Wasser, aneinander geschmiegt, verborgen vor neugierigen Blicken und küssten sich. Nicht zu vergessen: beide vollkommen nackt. Aber gerade Nataniel gab ihr nicht das Gefühl, dass das hier zu mehr führen musste. Wahrscheinlich wäre es nicht anders gewesen, wenn sie beide durch Kleidung voneinander getrennt gewesen wären. In gewissem Sinne hielt er Amanda sogar auf Abstand. Ihre Haut lag nur oberhalb der Gürtellinie wirklich aufeinander und selbst dort ließ er ihr so viel Freiraum, wie sie wollte. Er bedrängte sie keineswegs und doch waren die Zeichen eindeutig, dass er mehr als einem Kuss nicht abgeneigt gewesen wäre. Oder unterschied er sich so weit von einem Menschen, dass Amandas Sinne sie diesbezüglich trügen konnten? Gerade die Tatsache, dass sie es nicht wusste, stachelte Amanda an. Aber letztendlich war es wieder Nataniels Schnurren, das Amanda dazu verleitete, einen winzigen Schritt weiter zu gehen. Bis jetzt hatte sie ihre Arme um seinen Nacken geschlungen und sich von ihm lediglich an der Schulter und in den Haaren kraulen lassen. Jetzt ließ sie ein wenig von seinen Lippen ab, um Sauerstoff zu tanken und den Mann zu erforschen, mit dem sie hier leidenschaftliche Küsse austauschte. Dafür war so eine Gelegenheit doch wie gemacht, ja dafür war sie sogar gedacht, oder nicht? Noch mit geschlossenen Augen ließ Amanda ihre Lippen über Nataniels Wange zu seinem Ohr gleiten. Seine Haare, die ihm tief in die Stirn hingen, kitzelten ihren Nasenrücken, was sie kurz innehalten ließ. Das Rauschen des Wassers und das Säuseln der Blätter über ihnen drangen zu Amanda genauso leicht und klar, wie der Duft, den Nataniels Haare und seine Haut verströmten. Er roch ungewöhnlich, ganz anders als jeder Mann, dem sie bis jetzt so nahe gekommen war. Der beruhigende Geruch, den schon der Pullover, den er ihr gebracht hatte, verströmte, haftete auch an ihm. Ihre Wange schmiegte sich kurz an seine, bevor sie ihre Lippen über sein Ohrläppchen zu seinem Hals wandern ließ. Während sie dort eine Weile verharrten, um seine Haut zu schmecken, ergriffen ihre Hände die Gelegenheit sich von seinem Nacken zu lösen. Um seinen Hals herum streichelte sie vorn über seine Brust und seinen Bauch. Dabei fuhr sie mit den Fingerspitzen leicht die Konturen seiner Muskeln nach, bis sie einen Punkt besonderen Interesses gefunden hatten. Die Haut seiner Brustwarzen hatte sich zusammengezogen und die Spitzen standen hervor. Vielleicht ein weiteres Zeichen seiner Erregung, denn noch hatte sich am Zustand seiner Lendengegend wohl nichts geändert. Gerade streifte der Beweis dafür ihren Bauch und Amanda schob sich unbedacht ein wenig an Nataniel heran. Die Berührung, die seine Erektion nun zwischen ihren Körpern ein wenig einklemmte, brachte Amanda dazu, von seinem Hals abzulassen und wieder seine Lippen in Beschlag zu nehmen. Heute würde sie zwar ihr Geruch nicht verraten, da das Wasser um sie herum jegliche Duftspur ihrer Erregung verwischte, aber es würde Nataniel auch durch andere Zeichen nicht entgehen, dass ihr leichtes Erzittern nicht nur an der Kühle des sie umgebenden Elements lag. Fordernd tanzte ihre Zunge um seine und ihre Zähne knabberten an seinen Lippen.   Mit gespannter Neugierde wartete Nataniel ab, was Amanda vorhatte, nun da sie ihre Lippen von seinen gelöst hatte und ihm somit die Möglichkeit gab, etwas durchzuatmen. Nicht, dass er deswegen ruhiger atmen würde, das auf keinen Fall. Erst recht nicht, da er sie zuerst an seiner Wange, dann an seinem Ohrläppchen spürte, was ihn erschaudern ließ. In dem Bewusstsein, dass das für einen Jäger nicht sehr leicht war, legte er seinen Kopf etwas zur Seite und in den Nacken, um seinen Hals vor ihr zu entblößen. Sowohl wachsam als auch genussvoll schnurrend streckte sich der Panther aus, um sich dem Gefühl vollkommen hinzugeben. Nataniel würde es nicht zugeben, aber er brauchte Amandas Initiative, was die Berührungen anging. Klar könnte er sie einfach packen, gegen den Felsen drücken und sie sofort auf verschiedenste Arten zum Höhepunkt bringen. Sollte das hier was werden, würde er es irgendwann sicher noch tun, aber der Anfang war oft zerbrechlich und zwischen ihnen herrschte ohnehin eine besonders empfindliche Verbindung. Würde er seinem Verlangen ungezähmt nachgeben, könnte er sich gleich 'wildes Tier' auf die Stirn tätowieren lassen. Gerade weil er ihr beweisen wollte, dass er nicht immer so war, obwohl das beim Sex des Öfteren vorkam, hielt er sich an das Tempo, das sie ihm vorgab. Sie war keine Gestaltwandlerin und kannte somit nicht die Leidenschaft der Männer seiner Art. Ebenso wenig hatte er bisher mit einer menschlichen Frau geschlafen. Einer Frau, die vermutlich nicht auf sinnliche Bisse und genussvolles Kratzen stand. Es war alles in allem eine mehr als schwierige Situation. Ob sie sich dem bewusst war oder nicht. Er musste selbst für Sicherheit sorgen. Also ließ er sich fallen, wo er konnte und würde sich zurückhalten, wenn es knapp wurde. Mehr konnte er nicht tun. Was aber seiner Meinung nach auch schon ausreichte. Immerhin waren ihre Liebkosungen an seinem Hals verdammt lustvoll. Bestimmt konnte sie das wohlige Vibrieren in seinem Brustkorb spüren, während sie ihre Hände darüber gleiten ließ. Es wurde deutlicher, als sie seine Brustwarzen berührte, die ihr alleine entgegen kamen. Nicht etwa dem kühlen Nass. Kalt war ihm auf gar keinen Fall. Amanda machte eine Bewegung nach vorne, was seine Erregung nicht nur gegen ihren Bauch reiben, sondern auch daran entlang hochgleiten ließ. Nataniel gab einen zischenden Laut von sich, als er das spürte, kam aber gar nicht mehr dazu, erregt zu knurren, da Amanda ihn nicht nur zwischen ihren Körpern einklemmte, sondern auch wieder über seinen Lippen herfiel. Ihr fordernder Kuss stand dem seinen in nichts nach. Zwar konnte er nur den Geruch ihrer Haut riechen, nicht aber den Duft ihres Verlangens, doch das machte kaum einen Unterschied. Er war nicht zu seinem eigenen Vergnügen hier, wenn dann war das lediglich ein Nebeneffekt davon. Er war hier, weil er sich nur zu deutlich an die Botschaft von Amandas Körper gestern Nacht erinnern konnte und was diese ihm mitgeteilt hatte. Sie konnte immer noch nein sagen. Das Risiko bestand jederzeit, aber bis es so weit war, würde er für sie da sein. Die Hand in ihrem Haar glitt ihren Nacken hinab, um ihren Hals herum, über das zarte Schlüsselbein, was sie noch zerbrechlicher unter seiner großen Hand erschienen ließ und stoppte schließlich bei der Außenseite ihrer perfekt an seine Handfläche angepassten Brust. Ein anerkennendes Knurren übertrug sich in den Kuss, als er das weiche Fleisch erst nur mit seinem Daumen erkundete, dann aber mit seinem ganzen Handballen leicht anhob, um ihre harte Brustwarze gegen die Haut seines Brustkorbs reiben zu lassen. Neckend biss er ihr dabei zärtlich in die Unterlippe, ehe er seine Zunge um Vergebung bettelnd über die geschändete Stelle gleiten ließ, obwohl nichts zu sehen war. Immerhin war er nicht grob gewesen. Seine Hand auf ihrer Brust erforschte jeden Millimeter von dieser, ehe er langsam ihre Rippenbögen hinab streichelte, so fedrig leicht, als wolle er sie kitzeln und doch auch etwas ganz anderes. Sein Daumen zog Kreise um ihren entzückenden Bauchnabel herum und versuchte dabei ihren Verletzungen zwar nicht auszuweichen, sie aber besonders vorsichtig zu behandeln. Sie waren noch sehr frisch und bestimmt taten sie weh, wenn man sie ganz normal anfasste. Bei seinen Kratzern war es nie anders gewesen. Doch inzwischen war fast alles vollkommen verheilt, so dass sie nur ein paar weitere Narben in seinem ganzen Sammelsurium davon auf seinem Körper geworden waren. Er trug jede einzelne mit Stolz, bis auf die über seinem Auge und den langen Schnitt seinen rechten Arm hinauf. Diese entstammten reiner Dummheit, waren dabei aber die Schlimmsten. Was für eine Ironie. Zwecks Atemnot ließ nun Nataniel von Amandas Lippen ab und ließ die seinen über ihr Kinn hinab wandern. Seine andere Hand bog ihr sanft aber auch ein bisschen fordernd, den Kopf in den Nacken, damit er leichter an ihren Hals kam. Damit sie nicht gleich auf den Gedanken kam, er wolle ihr die Kehle durchbeißen, obwohl er das durchaus gekonnt hätte, schloss er seinen Mund vollkommen und ließ nur seine Lippen über die weiche Haut ihres Halses hinab wandern. Sein Mund folgte der Spur ihrer Sehnen und der Halsschlagader, die unter seinen Lippen deutlich pochte. Er konnte es sogar hören, wenn auch nur ganz schwach. Besonders an dieser Stelle ging er behutsam vor, da er ihr klarmachen wollte, dass er nicht gefährlich war. Nicht in diesem Augenblick und nicht wegen ihr. Er hatte die Angst immer noch nicht vergessen, die sie an jenem Tag im B&B empfunden hatte, auch wenn nichts davon im Augenblick an ihr haftete. Trotzdem küsste er genau jene Stelle, die ihm damals die Kraft zum Weitermachen gegeben hatte. Ohne diese Empfindung wäre er vielleicht in der Nähe von Menschen vollkommen ausgetickt. Er wollte sich gar nicht ausmalen, was in diesem Fall alles hätte passieren können. Beruhigend schnurrte er gegen ihren Hals, ehe er nun doch wagte, den Mund zu öffnen, um seine raue Zunge über ihre Haut gleiten zu lassen. Ein genießerisches „Mhmmm“ entkam ihm, als er ihren Duft nicht nur roch, sondern nun auch auf seiner Zunge schmeckte. Einfach köstlich!   Aus Nataniels nassen Haaren fielen einzelne, kühle Wassertropfen auf Amandas Schultern. Sie bildeten einen so starken Kontrast du seinen warmen Lippen an ihrem Hals, dass sie diese nur noch intensiver zu spüren schien. Seit Nataniel ihr den Kopf mit sanfter Gewalt nach hinten gebogen hatte, verharrte Amanda abwartend und leicht verkrampft zwischen ihm und dem Felsen hinter ihr eingeklemmt. Sie erinnerte sich nur zu bildlich an die Nacht in seinem Zimmer, als er sie ebenfalls gegen die Wand gedrängt hatte. Allerdings nachdrücklicher als jetzt, um allein einen Kuss auf ihren Hals zu hauchen. Damals hatte sie Angst gehabt und auch jetzt mischte sich ein wenig Unwohlsein in die Erregung, die durch ihren Körper lief. Amanda war sich sicher, dass er sie nicht verletzen wollte. Woher sie das wusste, war ihr nicht klar. Vielleicht lag es an dem neuerlichen Schnurren, das ihre Haut kitzelte, bevor er mit einem zufriedenen Laut über ihren Hals leckte. Aber ihr Verstand warnte sie trotzdem vor ihm. Er hatte sich damals auf sie gestürzt und ihr mit ausgefahrenen Krallen einen einzigen, flüchtigen Kuss abverlangt. Was würde passieren, wenn er sich noch mehr von Leidenschaft mitreißen ließ? Obwohl es ihr selbst wahnsinnig zuwider war, rollten sich Informationen über sein Tier in ihrem Verstand aus. Würde er sie im Taumel des Verlangens mit seinen Krallen und einem Biss in ihren Nacken dazu zwingen, das zu tun, was er wollte? Sie war nur ein Mensch und noch dazu nicht besonders scharf auf Verletzungen der Art, die sie bereits auf ihrem Bauch und ihrer Seite mit sich herumtrug, auch wenn diese aus Boshaftigkeit entstanden waren. In Amanda entbrannte ein innerer Kampf zwischen dem, was sie gern tun wollte und ihrer Angst, dass genau das dazu führen konnte, dass Nataniel sie ungewollt verletzen würde. Eine Saite in ihr schien zu zerreißen, als sie beide Handflächen auf Nataniels Brust legte, um sich von ihm weg an den Felsen zu schieben. Er hatte sofort von ihr abgelassen und sah sie mit einem Blick an, der ihr Herz rebellieren ließ. Sie wollte nicht aufhören. Das sollte er bloß nicht denken. Aber sie musste es einfach zuerst wissen. Um die Verbindung zu ihm nicht zu unterbrechen, ließ sie ihre Hände auf seinem Körper ruhen. „Ich lass euch beide ganz sicher nicht gern hier so stehen …“ Ihr freches Grinsen misslang ein wenig, was Nataniels Augen nicht entging und sie einen Hauch von Besorgnis annehmen ließ. Mein Gott, wie fing man denn bitte so ein Gespräch an? Noch dazu mit einem Mann, dessen – nicht nur sexuelles – Ego einen mehr in die Enge trieb, als es sein durchaus gefährlicher Körper hätte tun können. „Ich hab verstanden, was du letztes Mal zu mir gesagt hast.“ Ihr Ton war ernst und aufrichtig und Amanda brach den Blickkontakt nicht ab, denn er schien es nur leichter zu machen. „Ich halte dich nicht für ein wildes Tier. Und ich weiß, dass du mir nicht willentlich wehtun würdest.“ Seine Lippen verzogen sich leicht. Wahrscheinlich hätte er in der nächsten Sekunde dieses lauernde 'aber' selbst ausgesprochen, um die Situation endlich auf den Punkt zu bringen. Amanda nahm es ihm ab. „Aber ich bin nun mal anders als du. Ich weiß nicht, wie das bei dir ist, aber ich hatte noch nie Sex mit jemandem, der nicht von meiner Art war. Ich würde gern wissen, ob und zu was du deine Krallen und Zähne einsetzen willst, wenn wir es denn so weit kommen lassen.“ Würde er jetzt wieder an die Decke gehen und sich gekränkt fühlen? Er musste doch sehen, dass ihr das nicht leicht fiel. Konnte er nicht durch ihre lässige, bestimmte Fassade sehen? Verdammt, immerhin stand sie nackt vor ihm. Verletzlicher konnte sie nicht sein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)