Call Me von -Alec- (Now!) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Ruf mich an~~~! Stille. Alec regte sich nicht. Warum auch? Die Nacht war ruhig und er konnte endlich schlafen! Ruf. Mich. An! Langsam kam Leben in den schwarzhaarigen Shadowhunter mit den stechenden blauen Augen. Unruhig wälzte er sich von einer Seite auf die andere und schlug dabei mit der Hand gegen die Wand, aber er bemerkte es nicht. Auch nicht, dass sein Handgelenk deswegen anschwoll. Du sollst mich anrufen, verdammt! Whoa. Alec schlug die Augen auf. Was war das denn gewesen? Er setzte sich auf und starrte aus dem Fenster. Die Lichter auf der Straße ließen kaum erahnen, dass es eigentlich mitten in der Nacht war. Er ließ die Beine aus dem Bett baumeln und stützte sich ab, um aufzustehen. Blöde Idee, wie er feststellte, nachdem sein Handgelenk mit einer Welle des Schmerzes protestiert hatte. Alec zog die schweren Vorhänge vor seinem Fenster zu, sodass ein Großteil des Lichtes draußen blieb. Anschließend ging er in die Küche, um sich etwas Eis für seine Hand zu holen. Er konnte es sich schließlich nicht leisten, wegen einer, zugegeben sehr schmerzhaften, Schwellung, zu pausieren. Und wo er gerade schon in der Küche war, konnte er sich gleich ein Glas Wasser mit auf sein Zimmer nehmen. Während er im Schrank nach einem Glas kramte, fiel sein Blick auf die Küchenarbeitsplatte, wo Izzys Handy lag. Vollkommen unschuldig. Es starrte ihn nur an. Wie eine Katze. Alec schüttelte den Kopf. Er fing schon an zu halluzinieren! Dennoch erinnerte er sich an das, was ihn geweckt hatte. Eine Stimme hatte ihn aufgefordert, sie anzurufen. Allerdings konnte er sich nicht daran erinnern, wo er sie schon einmal gehört hatte. Müde, aber mit einem Glas kalten Wasser in der Hand, ging er wieder in sein Zimmer. Nachdem er einen Schluck getrunken hatte, stellte er das Glas ab und legte sich wieder hin. Und während er in aller Seelenruhe schlummerte, ging hinter der Skyline von New York langsam die Sonne auf. Ruf mich gefälligst an, du Idiot! Mit einem Schlag war Alec wieder wach. Das Erste, was er bemerkte, war, dass es draußen hell war. Mit einem Blick auf den Wecker stellte er fest, dass er doch tatsächlich noch fünf Stunden geschlafen hatte. Das Zweite, was er bemerkte, war die wirklich ungesunde Farbe seiner rechten Hand. Irgendwie blau. Auch, als er das Kühlkissen einfach auf den Boden fallen ließ, blieb die Hand blau. Gruselig. Alec schüttelte sich, stand auf und ging in die Küche, um das Kühlkissen wieder ins Eisfach zu legen. Izzy würde durchdrehen, wenn er es nicht tat. Er grüßte Jace, der am Esstisch saß und... Zeitung las. Seit wann tat der das denn? Alec zuckte mit den Schultern und ging zum Gefrierschrank. „Deine Hand ist blau, weißt du das?“, fragte Jace, der über den Rand der Zeitung hinwegsah. Alec starrte ihn an – und musste sich ein Grinsen verkneifen. „Du hältst die Zeitung verkehrt herum, weiß du das?“ „Alles Absicht“, wehrte Jace ab, stand auf und ging auf Alec zu. Der wich einen Schritt zurück und erstarrte, als Jace nach dem lädierten Handgelenk griff. „Was hast du denn angestellt?“ „Ich hab mich gestoßen und hab es gekühlt“, erwiderte Alec so sachlich wie es ging. Sein Herz raste und wenn Jace seine Hand nicht bald losließ, würde er einfach dahinfließen. „Sieht eher aus, als hättest du sie gerade aus dem Eisfach geholt. Du solltest aufpassen, nicht dass sie noch abstirbt und abfällt. Das sähe... unschön aus.“ Alec riss die Hand weg und drehte sich schnell um. Damit es nicht nach Flucht aussah, griff er nach dem Wasserhahn der Spüle und drehte das heiße Wasser auf, um seine Hand drunter zu halten. Langsam spürte er, wie das Leben auch diesen Teil seines Körpers wieder erfasste. „Guten Morgen, Jungs!“, flötete Izzy, als sie die Küche mit einer Tüte Brötchen im Arm betrat. Skeptisch musterte sie ihren Bruder, der offensichtlich vorhatte, seine Hand auf niedrigster Stufe durchzugaren und dabei die Küche unter Wasser zu setzen. Mit entschlossenen Schritten ging sie auf ihn zu und stellte das Wasser ab. „Das solltest du lassen, Rot steht dir nicht!“, fuhr sie ihren Bruder an, während sie ihn zum Tisch dirigierte. „Was hast du überhaupt gemacht?“ „Geht dich doch nichts an“, erwiderte er genervt, setzte sich aber an den Tisch und aß ein Brötchen. Nach dem Frühstück verschwand er wieder in seinem Zimmer. Er musste sich eh noch umziehen. Doch er tat es nicht, denn kaum hatte er seine eigenen vier Wände betreten, wusste er wieder, was ihn geweckt hatte. Und dieses Mal fiel ihm auch ein, wem die Stimme gehörte, die er im Traum vernommen hatte. Magnus Bane. Der High Warlock von Brooklyn. Nicht, dass Alec sich jemals mehr mit ihm beschäftigen wollte als nötig, aber was war, wenn er nun jede Nacht wegen sowas wach werden würde? Er würde keine ruhige Nacht mehr haben. Er wäre ein leben lang unausgeschlafen! Und er würde den Zorn eines Warlocks auf sich ziehen! Dass seine Gedanken gerade alles überdramatisierten, verdrängte der Shadowhunter. Stattdessen durchwühlte er seine Schreibtischschublade nach seinem Handy. Er hatte es noch nie benutzt und er hatte auch keine Nummern gespeichert. Eigentlich hatte er es nur, weil Izzy damals, als sie sich ihr Handy gekauft hatte, diesen Partnervertrag hatte andrehen lassen und weil sie deswegen ein Handy zuviel hatte, hatte sie es kurzerhand ihrem Bruder geschenkt. Er klappte es auf und stellte es an. Wow, das Teil funktionierte sogar und der Akku war auch noch voll. Nervös kaute Alec auf seiner Unterlippe. Sollte er etwa wirklich? Nein. Nein, ausgeschlossen! Er hatte die Nummer des Warlocks nicht und wirklich kennen tat er ihn auch nicht. Ganz davon abgesehen würde sein Vater ihm den Hals umdrehen, wenn er rausbekam, dass sein Sohn Kontakt zu einem Warlock hatte. Ein klein wenig frustriert klappte er das Handy wieder zu und ging zu seinem Schrank. Wie er sehr schnell feststellte, sollte er mal wieder waschen, denn bis auf zwei schwarze Hosen und ein dunkelblauer Pullover fand sich nichts mehr in seinem Schrank. Alec seufzte, zog sich an und nahm seinen Wäschekorb. Er hasste Wäsche waschen. Das Waschen an sich war zwar nicht schlimm, das tat die Maschine für ihn, aber er dachte nie daran, die Wäsche wieder aus der Maschine herauszunehmen! Und wenn Izzy nicht ständig daran denken würde, müsste er sich entweder jede Woche neue Kleidung kaufen, in verschimmelten Sachen rumlaufen, oder schlicht und einfach nackt durch die Gegend rennen. Drei Dinge, auf die er aber gut und gerne verzichten konnte. Ohne darauf zu achten, dass man Weißes nicht mit Dunklen wusch und Unterwäsche nicht mit normalen Klamotten, stopfte er alles in die Maschine, tat – wahrscheinlich – viel zuviel Waschmittel dazu und stellte die Waschmaschine an. Er hob seinen Wäschekorb wieder hoch und stockte. Darin lag ein kleines, rechteckiges, giftgrünes Stück Papier. Alec griff in den Korb und zog es heraus. Seine Augen weiteten sich vor Schreck. Es war die Visitenkarte von Magnus Bane. Eine Viertelstunde später und wieder auf seinem Zimmer fragte Alec sich zum wahrscheinlich tausendsten Mal, wie diese Visitenkarte in seinen Besitz gekommen war. Mitgenommen hatte er sie jedenfalls nicht, soviel wusste er. Vielleicht hatte Izzy sie ja mitgenommen. Sie war schließlich hellauf begeistert vom Warlock. Oder hatte am Ende Magnus selbst die Karte irgendwie in Alecs Kleidung versteckt? Unwahrscheinlich, das hätte er gemerkt. Nachdem er beinahe ein Loch in seinen Fußboden gelaufen hatte, beschloss Alec, dass er es wagen sollte. Selbst wenn Magnus sich nicht an ihn erinnern sollte, konnte er immer noch improvisieren und nach einer Umfragenteilnahme fragen. Viele Mundis taten das – sagte zumindest Isabelle, die sich immer wieder aufregte, dass wildfremde Menschen ihre Festnetznummer des Handys anriefen. Mit zitternden Fingern tippte Alec die Nummer und wartete. Und wartete. Und wartete. Gerade als er auflegen wollte, hörte er eine Stimme am anderen Ende der Leitung. Sie klang alles andere als gut gelaunt. „Magnus Bane? Und wenn es nicht wichtig ist, dann gnade Ihnen Gott.“ Alec schluckte und setzte zur Antwort an, als... „Alec? Jace und ich gehen einkaufen, brauchst du noch irgendwas?“ Alec legte schnell auf und starrte seine Schwester an. Die kam näher und beobachtete ihren Bruder. „Seit wann telefonierst du denn?“ „Ich... gar nicht! I-ich hab nur aufgeräumt und getestet, ob es noch funktio-“ „Ahja. Und wem gehört die Visitenkarte, die du in der Hand hast?“ „N-niemandem!“ Alec hatte das Gefühl, das seine Stimme um mindestens eine Oktave höher war, als sonst, aber er hoffte, dass er sich das einbildete. Izzy dagegen kam immer näher und ehe Alec sich versah, hatte sie ihm das Papier aus der Hand gerissen. Alec wich zurück. Seine Schwester hatte dieses Glitzern in den Augen, was ihm schon immer nicht ganz geheuer war. „Oh mein Gott! Du hast wirklich Magnus Bane angerufen? Awww, was hat er gesagt?“ „Ich... nichts. Er schien schlecht gelaunt und...“ „Du hast aufgelegt?“ Alec nickte. Izzy starrte ihn an. „Einfach so?!“ „Nicht ganz. Du bist in mein Zimmer reingeplatzt, da... hab ich mich erschreckt und aus Reflex aufgelegt. Du hättest schließlich auch Mum sein können!“ Izzy schenkte ihm einen „das-glaubst-du-doch-wohl-selbst-nicht!“-Blick. „Dann ruf ihn noch einmal an!“ „Ich glaub nicht, dass das eine so gute Idee ist... wie gesagt, er schien schlecht gelaunt...“ Izzy gab ein undefinierbares Geräusch von sich, ehe sie ihrem Bruder auch noch das Handy aus der Hand riss und auf „Wahlwiederholung“ drückte. „Hallo? Magnus Bane? Hier ist Isabelle Lightwood... Ja, wir kennen uns... Nein, ich möchte mich nicht bei dir beschweren... Nein, ich will auch nicht deine Dienste in Anspruch nehmen... Eigentlich will ich gar nichts von dir, aber vielleicht erinnerst du dich an meinen Bruder Alec. Er war auf der Geburtstagsparty deiner Katze und sollte dich anrufen... Ja, genau der... Ja mit den schwarzen Haaren... Ja und seine Augen sind immer noch blau... Hey, das ist kein Grund mir so ins Ohr zu quietschen! ... Natürlich ist er da, er sitzt neben mir wie so'n Kaninchen vor der Schlange... Klar, das mach ich gerne.“ Alec fand es gruselig, wie das Glitzern in Izzys Augen immer stärker geworden war. Auch, dass sie einfach so über ihn redete, fand er nicht wirklich lustig. In Gedanken überlegte er schon, wie er seiner Schwester die Meinung geigen konnte, als diese ihm plötzlich das Telefon unter die Nase hielt. „Hier. Er würde lieber mit dir sprechen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)