Nameless Liberty von abgemeldet (Kuroi (Reituki)) ================================================================================ Kapitel 1: ... I tell you what distress means … ----------------------------------------------- Die Musik dröhnt laut und er fühlt sich immer ausgelaugter. Er hat vor ein paar Stunden eine dieser wunderbaren rosa Pillen geschluckt um sich alles zu versüßen, doch wahrscheinlich hat er seinem Körper das in der letzten Zeit einmal zu oft zugemutet. Ihm wird schwindlig und das Atmen fällt ihm immer schwerer, als er sich auf einem Barhocker niederlässt. Hauptsache, nicht umkippen. Vermutlich würde Uruha ihm eine Szene machen, wenn er ihn jetzt so sieht. Aber sein größtes Hobby ist ja ohnehin sich Sorgen um Reita zu machen. „Alles klar, Reita?“ vernimmt er Aois Stimme. „Passt schon.“ Gibt der Blauhaarige nur knapp von sich. „Sicher? Willst du heim?“ Ach Gott, fängt Aoi jetzt auch noch an sich Sorgen um ihn zu machen? Langsam nervt es. „Nein, alles im grünen Bereich.“ Sagt Reita, konzentriert darauf seine Stimme ruhig wirken zu lassen. „Okay, aber mach keine Dummheiten. Wenn wir wegen dir mit Satoshi Probleme bekommen, bist du dran.“ Hm. Nun gut. Das ist natürlich ein Argument. Aber weniger wegen Aoi. Vor Satoshi hat immerhin sogar Reita Respekt. Der Jüngere nickt jedoch nur und geht an dem Schwarzhaarigen vorbei. Er steuert die Toiletten an, um sich etwas abzukühlen. In der Hoffnung, dass er sich nachher wieder etwas besser fühlt. Er schiebt die Tür auf, bevor er zu dem Waschbecken geht und gerade dabei ist den Wasserhahn aufzudrehen, als er Stimmen hört. „Hey, Kleiner.“ Ein dumpfer Knall. „Scheiße! Fass mich nicht an!“ hört er dann eine aufgebrachte Stimme. Unwissend was ihn gleich erwartet, entfernt er sich von dem Waschbecken und wendet sich den Kabinen zu die seitlich davor stehen. Jedoch so, dass er von seinem früheren Standpunkt aus, die Türen nicht sehen konnte. Er kann sehen wie ein großer Typ mit kurzen blonden Haaren einen Anderen in eine Kabine zurückschubst. Der Blonde wirkt irgendwie angetrunken. „Verpiss dich!“ hört er wieder die gleiche aufgebrachte Stimme. Ohne lang zu überlegen, greift er nach dem Arm des Blonden und zieht diesen von der Kabine weg. „Hey!“ ist das Einzige was Reita rausbekommt um auf sich aufmerksam zu machen. Der Blonde sieht ihn geschockt und verwirrt zugleich an, als in diesem Moment ein kleiner zierlicher Typ die Kabine verlässt und anfängt seine Klamotten zu richten. „Was mischst du dich überhaupt ein?!“ fragt der Blonde laut. „Halt die Klappe, du perverses Arschloch.“ Spricht der Kleinste von ihnen. Der Blonde verstummt. „Halt dich zurück. Mit so einem wie dir kann ich mich heute nicht auch noch befassen.“ Meint Reita scharf zu dem Blonden gewandt, der nur an den beiden vorbeigeht und die Toilette verlässt. Der Kleinere erwidert den prüfenden Blick des Blauhaarigen. „Danke.“ Nuschelt er. „Schon gut.“ Reita geht mit dem Braunhaarigen wieder zu den Waschbecken zurück und fängt an sich die Hände zu waschen, was der Braunhaarige ihm gleich tut. Dieser Typ ist ihm an diesem Abend schon des öfteren aufgefallen. Er sieht wirklich gut aus, für Reitas Geschmack. „Wie heißt du?“ fragt er kurzerhand. „Ruki.“ Erwidert der Andere, während er sich mit Papiertüchern die Hände trocknet. „Danke noch mal.“ Flüstert er, bevor er durch die Tür verschwindet. Reita sieht Ruki kurz hinterher, bevor er anfängt sich das kalte Wasser ins Gesicht zu spritzen. Besser, denkt er. Er greift ebenfalls zu den Papiertaschentüchern und trocknet sich sein Gesicht ab. Der Nasenbandträger ist froh, gerade in diesem Moment hier gewesen zu sein. Sonst wäre der Braunhaarige wohl noch vergewaltigt worden. Am liebsten hätte er den Blonden gleich zusammengeschlagen, doch er fühlt sich gerade einfach nicht in der Verfassung. Wo ist Miyavi? Verdammt, wenn man ihn braucht ist er nie da. Ruki hält nach dem Großen Ausschau und hat ihn auch bald gefunden. „Hey Miya.“ Sagt er immer noch etwas in Trance. So was wie eben auf der Toilette ist ihm noch nie passiert. Er hat diesen Wichser noch nicht mal gekannt. „Was guckst du so? Stimmt was nicht?“ fragt der Schwarzhaarige recht emotionslos. „Auf der Toilette hat gerade einer versucht mich in die Kabine zu drängen und...was weis ich mit mir zu machen.“ Seine Augen werden groß. Am liebsten will er jetzt nur mit Miyavi nach Hause und sich an ihm kuscheln oder sonst was. Ruki will sich einfach nur von ihm beschützt wissen, nichts weiter. „Wie jetzt? Wer war das?“ fragt er, wohl doch etwas bestürzt. „Ich kannte ihn nicht. Aber es ist nichts passiert. Da war so ein Typ mit Tuch im Gesicht, der hat ihn von mir weggezogen.“ Es kommt dem Braunhaarigen so vor, als würde Miya nachdenken. „Reita?“ fragt er dann, mit leicht verengten Augen. „Keine Ahnung.“ Erst jetzt fällt Ruki auf, dass er noch nicht mal nach seinem Namen gefragt hat. Hätte er tun sollen...schon allein der Höflichkeitshalber. „Wahrscheinlich er. Aber wenn mit dir alles in Ordnung ist, geht es ja noch.“ Rukis Blick senkt sich dem Boden. Ein bisschen mehr Mitleid hat er schon erwartet. Immerhin ist er Miyavis Freund und eben fast vergewaltigt worden. Aber es ist Miyavis Art, alles was nicht mit ihm selbst zu tun hat runterzuspielen. Ruki ist es doch eigentlich gar nicht anders gewohnt. „Miyavi? Küss mich.“ Sagt er, fast schon flehend. Der Schwarzhaarige fixiert ihn kurz mit seinem Blick, bevor er sich zu ihm runterbeugt und ihm einen zärtlichen, langen Kuss gibt, welcher Ruki zum lächeln bringt. Es sind diese kurzen Momente, die Ruki daran erinnern, dass er mit Miyavi wirklich zusammen ist. Den von dem Größeren selbst bleiben Zärtlichkeiten aus. Immer noch benommen geht er wieder auf die Tanzfläche. Hier müsste doch irgendwo Aoi rumspringen... Jedoch wird er gerade in dem Moment wo er zu einem Schwarzhaarigen will, der Aoi ähnlich sieht, zurückgezogen. „Hey, suchst du mich?“ fragt Aoi schmunzelnd und hält ihm ein Glas mit Alkohol hin, welches der Blauhaarige auch annimmt und erst mal einen großen Schluck davon trinkt. Mittlerweile hat er schon jegliche Vernunft vergessen und ihm wird immer schwindliger. Sein Pensum ist erreicht, doch das bekommt er gar nicht mit. Etwas später lehnt er an der Wand und ist sich nicht sicher, was jetzt besser ist. Frische Luft schnappen, einfach einschlafen oder kotzen. Hier mitten in dem Club einzuschlafen kommt ganz unpassend. Und wenn einer seiner Truppe ihn sehen würde und es Satoshi stecken würde, wäre Feierabend. Diese Option fällt durch. Kotzen ist ekelhaft. Vor allem auf Clubtoiletten. Also, fällt für ihn persönlich auch durch. Mit holprigen Schritten geht er aus dem Club. Es ist draußen dunkel und nur ein paar Laternen erleuchten die Umgebung. Es ist fast als würden sie die Straße mit Licht fluten. Er atmet ein paar Mal tief ein und aus und geht ein paar Schritte. Auf einmal fängt sein Kopf an zu dröhnen und seine Beine werden schlaff. Er läuft schnell in eine Seitenstraße und lehnt sich dort an die kalte Wand. Mit geschlossenen Augen lässt er sich schließlich doch auf den Boden sinken... Die Beine ausgestreckt liegt er auf einem weichen Sofa. Die blaue Decke bis zum Hals hochgezogen und unbewusst die Hände hineinkrallend. Ein wenig frierend. Langsam öffnen sich seine Augenlieder und dies empfindet er schon als Anstrengung. Er gewöhnt sich an die Lichtquelle die über seinem Kopf an der Decke hängt und dreht seinen Kopf leicht zur Seite um das Zimmer erblicken zu können. Er hat keine Ahnung wo er ist und zum ersten Mal seit langem verspürt er wieder Angst. Seine Augen sind schon verräterisch mit diesem Gefühl gefüllt, als er eine fremde Person vor sich sieht, die ihm den Rücken zugewandt hat. Reita versucht seinen Kopf ein wenig mehr zu heben, jedoch kostet ihn das zuviel Kraft. Was hat er nur angestellt? Sein Mund öffnet sich ohne, dass ein einziger Laut ihn verlässt. Er ist ganz trocken und sein Hals brennt. Der Fremde dreht sich um und sieht ihm genau in die Augen, so als ob er genau mitbekommen hätte, wann er aufgewacht ist. „Ruki?“ bekommt er mit krächzender Stimme heraus. Ein kurzes, beinah nur angedeutetes Nicken des Kleineren. Was macht er hier? Ist das seine Wohnung? „Ich hab dich in der Nähe vom Sound in einer Gasse gefunden. Bei dieser Kälte und dem Regen hättest du sterben können. Sei froh, dass du dir wie es aussieht nur eine Erkältung eingefangen hast.“ Spricht Ruki zu ihm. Er hört sich gelassen an. Fast wie ein Arzt, der gerade nur eine seiner täglichen Diagnosen abgeliefert hat. „Du...du hast mich mitgenommen?“ Diese Frage erübrigt sich zwar, dennoch wollte Reita sie einmal gestellt haben. „Richtig. Wie geht es dir?“ Die Frage klingt zaghaft. Als ob er sich nicht sicher ist, ob er sie stellen darf. „Ganz gut. Danke. Bin ich in deiner Wohnung? Warum hast du mich hierher geschleppt?“ Letzteres hört sich etwas vorwurfsvoll an, auch wenn er es nicht im Geringsten so gemeint hatte. Sein verdammtes Mundwerk. Er hat schon zu oft negatives ausgesprochen, als das dieser Unterton jemals völlig aussterben wird. „Ich wollte dich nicht erfrieren lassen.“ Dem Blauhaarigen ist nicht bewusst, was er darauf hin erwidern soll. Er lässt den Kopf sinken. Wieder auf das weiche Kissen zurück. „Ich kann dich jeder Zeit nach Hause bringen, falls du das möchtest. Von mir aus kannst du noch bleiben.“ Reitas Blick schweift wieder zu dem Braunhaarigen. Seine Augen sind größer geworden und er scheint auf eine Antwort zu warten. „Ich will dir nicht zur Last fallen oder so. Ich kann mich auch gut selbst versorgen.“ Sagt er bestimmt. „Du würdest mir nicht zur Last fallen.“ Reita ist sich nicht sicher ob das Schmunzeln das er auf Rukis Gesicht gesehen hat nur Einbildung war und so verwirft er den Gedanken. Trotzdem sieht er in seinen Augen etwas das ihm sagt, das der Kleinere sich freuen würde, wenn er sagen würde, er würde nicht gehen. „Dann bleib ich noch. Ich schaff es gerade wohl noch nicht mal in mein Bett.“ Obwohl er nicht lächelt, sieht Reita das seine Zusage seine Wirkung nicht verfehlt hatte. Der Andere wirkt zufrieden. Aber es ist wirklich die Wahrheit. Er ist sich sicher, dass jedes Unterfangen schon daran scheitern würde, aufzustehen. „Soll ich dir was zu trinken bringen?“ Ein abwesendes Nicken des Blauhaarigen. Irgendwie empfindet er die Situation als komisch. Es vergehen nur Sekunden, nachdem Ruki sein Blickfeld verlassen hat und mit einem Glas Wasser zurückkommt. Reita bedankt sich, nippt an dem Wasser und spürt wie er sich sofort besser fühlt. „Was war mit dir los? Hast du zu viel getrunken?“ Reitas dunkle Iriden sind auf sein Gegenüber gerichtet, welcher jetzt unmittelbar in seiner Nähe in einem Sessel sitzt. Was sollte er darauf antworten? Das er zu viele Drogen eingeschmissen und sich überanstrengt hatte? Na dann, Prost Mahlzeit. „Ja, das war es.“ Sagt er kurz angebunden und glaubt sich selbst nicht wirklich. Von dem Anderem wird es jedoch vorerst ignoriert. Er kennt Reita noch nicht lange und sieht sich deshalb auch nicht in der Lage ein Urteil über alle seine Reaktionen zu fällen. Der Braunhaarige ist sich selbst nicht sicher warum er den eigentlich Fremden so leichtfertig in seine Wohnung gebracht hat. Er hat etwas an sich. Er mag ihn einfach und bohrt nicht länger in seinen eigenen Gefühlen nach. Naiv? Ein bisschen. Aber das ist er schon immer... Ist es Reita unangenehm hier zu sein? Er sieht zwar nicht so aus, aber ausstrahlen tut er es. Jedoch könnte das auch normal an dem Fremden sein. Schon im Club hat er nicht bestens gelaunt ausgesehen und dies ist wohl auch weniger seine Art. Rukis Wohnung ist sehr schön eingerichtet. In eher kalten Farben. Das Wohnzimmer ist groß und das Sofa aus schwarzem Leder. „Du bist nicht oft dort, oder?“ Ruki reißt ihn aus seinen Gedanken. „Wo?“ fragt er leicht überfordert. „Nun, in dem Club. Ich habe dich dort, außer heute noch nie gesehen.“ Kurz senkt Rei wieder seinen Blick. „Nein, ich war das erste Mal da. Es ist normalerweise nicht meine Art so über die Strenge zu schlagen. Hast jetzt wohl einen ziemlich schlechten ersten Eindruck von mir?“ Ein leichtes Schmunzeln erstreckt sich über das Gesicht des Blauhaarigen. „Nein, ist doch nichts dabei.“ Eigentlich ist es sehr wohl Reitas Art über die Strenge zu schlagen. Warum lügt er jetzt? Ist es ihm nicht eigentlich gleich, was andere über ihn denken? Der Grund liegt wahrscheinlich darin, dass er den Kleineren so interessant findet. Da sollte man es sich nicht von Anfang an verderben. „Okay.“ Reita fängt an zu husten. Anscheinend hat ihn die Erkältung wirklich voll erwischt. Ruki steht ohne eine Wort zu sagen von seinem Sessel auf und läuft zu einer nicht weit entfernten Kommode. Der Braunhaarige greift nach einer weißen Packung und holt eine Tablette raus. „Nimm erst mal so eine. Die helfen immer.“ Sagt er lächelnd und hält ihm die Tablette hin. Etwas länger ist es schon her, dass Reita eine Tablette zum ‚gesund werden’ genommen hat. Es ist beinah schon ein komischen Gefühl, doch der Blauhaarige greift nur zum wiederholten Mal zu seinem Glas Wasser und nimmt erst einen Schluck, bevor er die Tablette hinunterwürgt. Ein leises „Danke.“ Verlässt noch seinen Mund. Kurz herrscht Stille. „Wie spät ist es eigentlich??“ Reita ist verwundert, dass es ihm nicht früher eingefallen ist, die doch so nahliegende Frage zu stellen. „Kurz nach 5. Du bist seit ungefähr ein und halb Stunden bei mir. Am Besten du schläfst erst mal ne Runde.“ Rukis Stimme klingt fürsorglich. Er kennt ihn gar nicht richtig. Und trotzdem...er ist so fürsorglich. Reita ist es nicht gewohnt, dass sich fürsorglich um ihn gekümmert wird. Dennoch genießt er das Gefühl. „Du hast wahrscheinlich recht.“ Sagt er. „Das Badezimmer ist da drüben.“ Ruki zeigt nach rechts auf eine Tür. „Falls irgendwas ist, weck mich einfach, in Ordnung?“ Sagt er noch mit einem leichten Lächeln auf dem Gesicht, bevor er einen kleinen Flur entlang geht und einen Raum betritt, der anscheinend sein Schlafzimmer ist. „Warum hast du eigentlich nicht mal nach meinem Namen gefragt?“ rutscht es Reita noch raus. „Weil ich ihn kenne, Reita.“ Der kleine Japaner betätigt noch einen Lichtschalter, der alles in Dunkelheit hüllt. Sodass die einzige Lichtquelle der Mond ist, der durch das Fenster scheint. Über die Aussage des Kleineren ist er jetzt doch verwundert. Woher wusste er seinen Namen? Egal. Vielleicht würde er ihn morgen fragen. Oder hat er vielleicht sogar etwas vor dem Anderen zu befürchten? Eher unwahrscheinlich. Wenn Rei jemanden würde umbringen wollen, würde er ihn nicht zuerst auf seiner Couch schlafen lassen. Reita lässt bevor er einschläft noch mal alles Revue passieren. Er ist total fertig mit der Welt, in einer Gasse neben dem Club eingepennt und Ruki hat ihn zu sich mit nach Hause genommen. Plötzlich kommt es dem Nasenbandträger so vor, als ob er sich daran erinnern könnte in ein Taxi gezerrt worden zu sein. Wäre zumindest plausibel. Seine Gedanken drehen sich gerade nur um den Braunhaarigen. Anscheinend haben sie sich heute gegenseitig gerettet... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)