Nur ein Stückchen Papier... von DJ-chan ================================================================================ Kapitel 5: Ruhe --------------- Kapitel 5 – RUHE Sportunterricht. Allein die Aussicht darauf konnte einem die Laune verderben. Warum mussten wir an diesem Tag ausgerechnet auch noch Sport haben? Es ist nicht so, dass ich mich nicht bewegen wollte, das auf keinen Fall. Ich selbst fand sogar, ich war ein Mensch, der viel körperliche Betätigung praktizierte. Das war es auch nicht, was mich nervte. Es lag daran WAS wir machten. Ich für meinen Teil liebte ja den Schwertkampf. Kendotraining würde mich jetzt reizen. Muskeltraining. Oder eine Kampfsportart vielleicht. Ich könnte mich wahrscheinlich auch noch überreden lassen, Yoga oder irgendetwas in der Art zu treiben. Aber Fußball?! Die anderen waren wie vernarrt in das Spiel. Ich hingegen konnte Ballspiele schon im Allgemeinen nicht leiden. Ständig dieses Teamworkgerede, endlose Strategiebesprechungen, die sowieso den Bach runtergingen, sobald es erst wurde und dann auch noch das Gekreische dabei. Und nach Deutsch hatte ich sowieso keine Lust mehr. Aber da musste man eben durch. Genervt zog ich mir meine neuen Sportsachen an. Die waren dunkelblau und aus irgend so einem künstlichen Zeug gemacht. Das leichte, lockere T-shirt war etwas heller und die lange luftige Hose fast schwarz. Es war angenehm die Sachen zu tragen, angenehmer, als das, was ich noch vor ein paar Wochen getragen hatte. An dem Kleidungswechsel war Linali schuld. Sie hat mir einen Vortrag darüber gehalten, dass eine dicke Baumwollhose vielleicht sehr hautverträglich, aber für sommerliche Temperaturen ungeeignet war. Deshalb hatte sie mich anschließend – trotz meines Gezeters und gut ein Dutzend tödlicher Blicke – in ein Sportgeschäft gezerrt. Mittlerweile war ich ihr dafür recht dankbar, auch wenn das wahrscheinlich nie über meine Lippen kommen wird. Ich fand das irgendwie peinlich. Dieses „Danke-sagen“ Meine Mutter hatte es schon längst aufgegeben dieses eine, kleine Wort aus mir herauszubekommen. Wozu auch? Veränderte das etwa irgendetwas, diese schnöde Wort? Ich trug die Sachen, das war doch Dankes-Ausdruck genug! Langsam schlenderte ich zum Spiegel und öffnete den Haargummi. Mein dunkelblaues Haar glitt über meine Schultern. Es war sehr lang und unglaublich seidig. In unserer Familie hatte jeder lange Haare und da wo ich herkam konnte man darauf stolz sein. Hier wurde ich dafür eher hin und wieder etwas schief angeguckt. Sorgfältig sammelte ich die Strähnen ein und band sie zu einem straffen, hoch angesetzten Pferdeschwanz zusammen. Normalerweise ließ ich vorne noch zwei Strähnen hinunterhängen, sie waren genauso lang wie die anderen Haare und genau wie sie gerade geschnitten. Ich war eben ein ordentlicher Mensch – selbst bei den Haaren. Jetzt fielen mir nur noch die Ponys in die Stirn und ich vermisste die Strähnen schon jetzt. Aber unser Sportlehrer war der Meinung, ich könnte mich mit den Haaren irgendwo verhängen… Ich war schon viel eher gekommen als die anderen, denn ich konnte das Geschiebe und Gedränge in den Umkleiden nicht leiden. Und ich mochte die Leute aus der Parallelklasse nicht. Viele von denen hatten schon einige Extrarunden gedreht und obwohl sie schon viel älter waren, hatten sie anscheinend vergessen reifer zu werden. Und ausgerechnet gegen DIE mussten wir heute Fußball spielen… Ich machte mich langsam auf den Weg in die Sporthalle, setzte mich auf die kühle Holzbank und genoss die Ruhe vor dem Sturm. … Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)