un.expected von Schnie (Scorpius und Rose) ================================================================================ Kapitel 8: Herz über Kopf ------------------------- Meine Lieben, dieses Mal möchte ich euch gar nicht lange mit meinem Geplapper aufhalten und euch einen freien Weg zu meinem neuen Kapitel ermöglichen^^ Aber es gibt ja auch noch einen Schluss...muhaha. ;] Also, viel Spaß und bis später ^___^ Kapitel 8: Herz über Kopf „Meinst du diese Schleife passt besser?“ „Nein, nimm lieber die andere.“ „Wieso? Dieses Rot ist doch sehr schön.“ „Und welchen Lippenstift soll ich auftragen?“ „Den neuen, der ist klasse.“ „Ja, find ich auch.“ Woran man merkte, dass ein Ball anstand? Etwa an der Dekoration, der Arbeit, oder gar den Einkäufen? Falsch. Am Geschwätz. Denn das Gerede der Mädchen ganz Hogwarts’ drehte sich den ganzen Tag um nichts anderes als um jene Festivität. Passende Haarschleifen, Unterröcke, Schuhe, Halsketten, Armbänder, Strümpfe –ja, Strümpfe-, Ohrringe, Hüte, Masken und vielleicht auch noch das passende Toilettenpapier zum Lippenstift? Alles nur heiße Luft. Das war die Meinung von Rose Weasley, die schon an jenem Morgen von solch monotonen Dialogen aus dem Schlaf gerissen wurde. Die Weasley war von Beginn an nicht gut auf diesen Ball zu sprechen, schließlich musste sie härter arbeiten denn je. Doch der gestrige Vorfall trieb ihre Lustlosigkeit, ihren Frust und ihre Unfreundlichkeit so sehr nach unten, dass sie befürchtete, sogar China würde sie zu spüren bekommen. Den ganzen Tag wurde sie mit Rüschchen, Bändern und Schmuck konfrontiert. Sie sollte ihren Rat abgeben, ihre Meinung äußern, oder einfach nur bewundern. Doch nicht in einem der genannten Punkte reagierte die Gryffindor wie es von ihr erwartet wurde. Sie fauchte Erstklässler an, stauchte Zweitklässler zusammen und schenkte den Outfits einiger Hufflepuffs nur ein abfälliges Gelächter. Okay, sie übertrieb vielleicht etwas mit ihrer Feindseligkeit, aber diese Schnepfen provozierten es doch. Was interessierte es Rose, ob Michael Spark die Ohrringe von Jenna Spring gefielen? Oder ob es Lars Thornton wohl auffiel, dass Elisa’s Unterrock nicht den gleichen Gelbton wie ihre Haarschleife hatte? Natürlich gab es auch Notfälle, wie verlorengegangene Schuhe, kein passender Lidschatten, oder gar ein abgebrochener Nagel. Skandalös. Zum sterben. Es war eine Qual für Rose, sich den ganzen Tag über durch diese Tortur von Schminke und Haarklammern durchzuquälen. Erst in der Bibliothek hatte sie Ruhe gefunden, denn diese war vollkommen leer gewesen. Dort konnte sie all ihre vernachlässigten Pflichten erledigen, Hausaufgaben korrigieren und sogar schon etwas vorarbeiten. Bis sie schließlich am späten Nachmittag wirklich nichts mehr zu tun hatte und die Bibliothek wieder verließ, um in die nächste Folter zu geraten. Denn nun, nur noch wenige Stunden vor dem Ball, brach unter der weiblichen Gemeinschaft Hogwarts das Chaos aus. Ein verlorener Schuh war nun das geringste Problem. Nervöse Rötungen an Dekolleté und Hals, Schweißausbrüche und ein kleiner Mutmacher namens Feuerwiskey, der die ersten schon vor dem Ball aus den Schuhen kippen ließ. Da Rose ihre Bitterkeiten gegenüber Bällen während der Arbeit in ausgiebigem Maße überwunden hatte, half sie also doch den Mädchen, die reihenweise zum Opfer der geballten Kraft der Nervosität wurden. Sie hexte Pickel weg, richtete Haare neu und gab hier und da ein paar Tipps. Bis sie sich schließlich unter einem Dutzend hübscher und aufgeregter Mädchen davon stahl und sich im Schlafraum versteckte. Ja, sie hatte gedacht, sie wäre aus dem Gröbsten raus, hätte das Schlimmste überstanden. Doch gegen die größte und wirkungsvollste Waffe konnte sogar Rose Weasley nicht bestehen: Die Tatsache, dass auch sie nur ein Mädchen war. Und so saß sie da, einsam und alleine im Gryffindorgemeinschaftraum. Das Feuer fackelte munter im Kamin und passte so gar nicht zu ihrer Stimmung, die trüber denn je war. Das neue, schwarze und traumhafte Kleid, welches sie sich extra für diesen Abend gekauft hatte, schmiegte sich scheinbar noch eleganter um ihren Körper als beim ersten Mal. Die braun-roten Locken hatte sie, nach einer ausgiebigen Haarkur, zu einem lockeren Seitenzopf gebunden, der nun in sanften Wellen über ihre nackte Schulter hing. Der alte Hexenhut ihrer Mutter verzauberte das schlichte Kleid in ein Kostüm, wenn auch in ein eher einfallsloses. Selbst mit ihrem Make-Up hatte sich Rose Mühe gegeben und sogar die wenigen Schmerzen, die ihr die schwarzen Pumps zufügten, nahm sie in Kauf. Doch was waren schon ein paar Schürfwunden oder Blasen an den Füßen gegen den Schmerz in ihrem Herzen? Nichts. Genau. Mit fast schon irrem Blick starrte sie in das Feuer, vor dem sie saß. Ihr Körper war zur Salzsäule erstarrt, die Arme ruhten angewinkelt an ihren Seiten und die Hände waren zu Fäusten geformt. Ein merkwürdiger Anblick, in dessen Genuss niemand kommen würde. Denn sie war alleine und einsam und dumm. Sie hockte einfach nur auf diesem Sessel, in ihrem hübschen Kleid, frisiert, gestylt und einem theatralischen Tränenausbruch nahe. Würde Rose Weasley wirklich so enden? Gut… vielleicht dramatisierte sie die Situation etwas, aber warum konnte nicht auch sie einmal ihren Gefühlen freien Lauf lassen und wütend, traurig, verletzt und gleichzeitig hibbelig sein? Doch Rose kniff die Augen zusammen und schüttelte energisch den Kopf, sodass ihr Zopf im Takt hüpfte. Mit einem Ruck stand sie auf ihren Beinen und stürmte aus dem Gemeinschaftsraum, durch die Korridore, so schnell sie ihre Stöckelschuhe trugen. Warum sie sich nicht von ihren Gefühlen zu einem Häufchen Elend machen ließ? Eben weil sie Rose Weasley war. Und Rose Weasley vegetierte nicht einfach an einem Ballabend alleine vor sich hin. Sie handelte, und wenn es nur banale Dinge waren. Das klackende Geräusch ihrer Schuhe war das einzige was man in den leeren Gängen hörte und kam erst zur Ruhe, als sie vor einer Tür stand. Der Raum für Vertrauensschüler. Gegen etwas Ablenkung hatte sie nun bestimmt nichts einzuwenden und was war eine bessere Ablenkung als Arbeit? Jedoch vergaß sie bei ihrem Entschluss, sich im Vertrauenschülerraum nieder zu lassen und mit Arbeit zu überhäufen, dass sie besagte Arbeit schon am Mittag erledigt hatte. Und so saß sie nun da, einsam und alleine im Raum der Vertrauensschüler. Hatten wir das heute nicht schon mal…? Seufzend lehnte sich Rose in dem großen Sofa zurück, ließ sich tiefer in den Stoff sinken, sodass der Hut auf ihrem Kopf verrutschte. Doch es war ihr egal. Es war ihr egal, ob der Hut ihre Frisur ruinierte, ob sie dalag wie eine Heimatlose auf der Straße oder ob ihr Kleid zerknittern könnte. Es war ihr einfach alles- „Interessante Art, sich für einen Ball vorzubereiten.“ Zu Tode erschrocken und fast panisch sprang Rose auf, versuchte auf ungeschickte Weise ihr Gleichgewicht wieder zu finden und richtete hektisch ihren Hexenhut, als sie ihren Blick endlich hob und die Person erkannte, die sie sich beim Klang dieser Stimme erhofft hatte. Scorpius. Er lehnte lässig am Türrahmen, die Hände in den Hosentaschen vergraben, und ein schiefes Grinsen zierte seine Lippen. Er trug lediglich einen schwarzen Smoking und eine, wer hätte es gedacht, grüne Krawatte. Rose’ Augen weitete sich auf unermessliche Größe und ihr Herz nahm wieder diesen seltsamen Takt an, den es in letzter Zeit immer schlug, wenn er in der Nähe war. Irgendwann hatte sie sich wohl daran gewöhnt… Oder auch nicht. „W-was machst du denn hier?“, fragte Rose und ihre Stimme schien es sich noch auf dem Sofa gemütlich zu machen. Ohne sein Grinsen abzulegen betrat Scorpius den Raum und blieb wenige Meter vor ihr und dem Sofa stehen. „Das selbe könnte ich dich auch fragen“, sagte er und hob die Augenbrauen. Ha, als wüsste dieser verdammt gutaussehende Idiot nicht, warum sie hier war. Mit verschränkten Armen ließ sie sich wieder auf das Sofa plumpsen und schnaubte so heftig, dass sich eine Haarsträhne aus ihrem Zopf löste. Die Augen richtete sie wieder auf das Feuer, sodass sie das kehlige Lachen des Malfoys nur hören konnte. Doch der Klang genügte schon um ihr einen wohligen Schauer über den Rücken zu jagen und in ihren Mundwinkeln zuckte es. Sogar in ihrer dunkelsten Stunde schaffte es dieser Slytherin ihr ein Lachen zu rauben. Die Welt war wirklich verrückt geworden. Aber das wusste sie ja schon… „Also, wieso bist du nicht auf dem Ball?“, fragte er und Rose bemühte sich, den Blick nicht zu heben. „Und wieso bist du nicht bei Nathalie?“, war ihre Antwort und das Grummeln hinter ihrer Stimme konnte sie nicht verhindern. Sofort bereute sie ihre Worte und aus Scham rutschte sie tiefer in den Sessel. Von Scorpius war wieder nur ein mattes Lachen zu hören. Rau und unwiderstehlich. „Okay, ich sage dir, warum ich nicht bei Nathalie bin, aus welchen Gründen auch immer du darauf kommst, und du verrätst mir, warum du hier sitzt und nicht in der Großen Halle das Tanzbein schwingst“, sagte er und Rose konnte förmlich hören, wie seine Augenbrauen in seine Stirn wanderten. Sie biss sich auf die Unterlippe, während sie überlegte. Seine Worte steigerten ihren sowieso schon vorhandenen Argwohn und weckten zusätzlich noch die Neugierde in ihr. „Abgemacht“, sagte sie schließlich und einen Moment sahen sie sich beide nur erwartungsvoll an, bis Rose ein „Du fängst an“ hören ließ und sich ein Grinsen auf ihre Lippen stahl. Scorpius’ Blick wanderte durch den Raum, bevor er antwortete. „Ich sag’s mal so. Nathalie hatte noch nie eine wirkliche Chance. Und unter den Mädchen, die mich gefragt haben, war die Richtige nicht dabei.“ Rose schielte ihn an, unsicher, was genau sie nun mehr beunruhigte. Die Tatsache, dass er Mädchen im Plural erwähnte, oder der Ausdruck die Richtige. Doch viel weiter kam sie mit ihren Gedanken auch nicht, denn da sprach er auch schon weiter. „Jetzt du.“ Mit einem resignierten Seufzen löste Rose ihre strenge Haltung und hob endlich den Kopf. „Na ja, während ich mich heute hübsch gemacht habe ist mir plötzlich eingefallen, dass ich gar keine Begleitung habe. Also hab ich mir gedacht, verbringe ich meinen Abend eben im Raum der Vertrauensschüler. Mir gefällt’s hier nämlich so gut, weißt du?“ Dass ihre Stimme nur so in Ironie schwamm, konnte sie nicht unterdrücken. Mit hochgezogenen Brauen blickte sie ihn an und erkannte wieder das schiefe Lächeln in seinen scheinbar perfekten Zügen. „Aha“, machte er und seine Augen huschten über ihren Körper, was die Schmetterlinge in Rose’ Magen geradezu in den Wahnsinn trieb. „Dir ist aber schon klar, dass das ein Kostümball ist, oder?“, sagte er frech und verkniff sich ein breiteres Grinsen. Scheinbar hatte er in Rose wieder die alten Eigenarten geweckt, denn sie ging ungeniert auf seine Neckereien ein. Mit einer eindeutigen Geste zeigte sie auf den Hut auf ihrem Kopf. „Ich bin verkleidet“, sagte sie höhnisch und kräuselte gespielt die Lippen. Scorpius lachte auf. „Ja, als Hexe. Sehr kreativ.“ „Wenigstens etwas. Ganz im Gegensatz zu anderen Personen in diesem Raum“, entgegnete sie. „Hey, unterschätze nicht den Glanz der Schlichtheit“, sagte er und grinste überlegen. Rose beobachtete irritiert, wie seine Hand zu seiner Krawatte wanderte, sie berührte und kurze Zeit später der grüne Stoff zu blinken und leuchten begann wie ein übertrieben geschmückter Tannenbaum. Überrascht und vielleicht sogar etwas überwältigt von dem tatsächlichen Glanz der Schlichtheit prustete Rose los. „Ein Muggel-Kleidungsstück“, verriet Scorpius und betrachtete Rose, die ihr Lachen noch immer nicht stillen konnte. Wenige Momente war der Raum nur von Rose’ hellem Lachen gefüllt, welches Scorpius mit einem Lächeln aufnahm. Ein Lächeln, hinter dem sich so viel mehr verbarg. Mühsam wandte er den Blick ab und sagte nur „Du solltest zum Ball gehen.“ Rose verstummte langsam und sah ihn belustigt an. „Ja, klar. Und mit wem? Timmy ‚Pickelface’ Diggs vielleicht? Nun ja, frei wäre er bestimmt noch…“, flötete sie und dieses Mal war es das Lachen Scorpius’, welches durch den Raum drang. „Auch eine Möglichkeit. Aber nein, den meinte ich nicht“, sagte er und obwohl seine Stimme noch in die Lustigkeit getränkt war, ließ sie Rose verstummen. Sein Blick ruhte wieder auf ihr und in ihm spiegelte sich das Feuer des Kamins, welches in dem Grau seiner Augen ein Farbspiel auslöste, das Rose ganz in seinen Bann zog. Das Rot des Feuers durchzog das eisige Blau seiner Augen, als hätte es nie einen anderen Weg gegeben und erschien nahezu vollkommen. Ihr wild tanzendes Herz lähmte sämtliche Funktionen in ihrem Körper, inklusive Stimmbänder, sodass sie das Folgende nur krächzen konnte. „Und wen meintest du dann?“ Er trat nur wenige Schritt auf sie zu, doch es schien als hätte er mit dieser geringen Veränderung etwas zu Fall gebracht. Und mit einem Mal schienen sich sämtliche Unklarheiten und Wirrungen aufzulösen. Scorpius hatte mit dieser kleinen, vielleicht banalen Handlung, etwas ausgelöst, das auf beide einschlug wie ein eiskalter Wasserfall, der sich nur als solcher tarnte. Denn keine Naturgewalt konnte eine solche Wirkung auslösen. Nein, möglich war dies nur der Einsicht. Denn das Unmögliche wurde gerade zur einzigen Möglichkeit. Und so verrückt und anormal es auch sein mochte, es war gut so. Seine Hand fuhr durch sein Haar. „Mich.“ ~ „Bist du sicher, dass wir das tun sollten?“, flüsterte Rose nervös und schluckte. Die riesige Tür der Großen Halle zeigte sich in ihrer vollen Pracht vor Rose und Scorpius, und im Gegensatz zu ihm, schien ihr die Wucht und Größe des sich dahinter befindenden Raumes jegliche Tapferkeit zu rauben. Nur ein kleiner Spalt ermöglichte es den beiden Außenstehenden einen Blick in das Innere der Großen Halle zu werfen und die Lichter und Geräusche, die hinaus drangen verrieten eine gute Stimmung. „Na ja“, sagte Scorpius. „Du kannst natürlich auch wieder zurück in den Vertrauensschülerraum gehen.“ Rose verrollte die Augen. „Schon gut“, piepste sie. Ihre Finger fummelten an dem Stoff ihres Kleides, während sie auf ihrer Unterlippe kaute. Ihre dunklen Augen waren nur auf das Licht des Festes gerichtet. Der Grund für ihre Nervosität war nicht die Tatsache, dass sie gleich im Mittelpunkt stehen würde, denn das würde sie zweifellos, wenn sie mit Scorpius Malfoy auftauchte. Nein, es war eher der Grund, dass in diesem Moment einfach alles zu perfekt war. Irgendetwas musste schief laufen. Irgendetwas musste passieren. Etwas schlimmes, etwas unangenehmes, etwas… Und wie aus dem Nichts umfasste plötzlich eine warme Hand ihre flinken Finger. Ihr Kopf wandte sich zur Seite und Scorpius lächelte sie an. „Bleib mal ruhig, du machst mich auch noch ganz nervös“, sagte er und seine Finger umschlossen etwas kräftiger die ihren. Nun völlig überfordert lachte Rose hysterisch auf, was Scorpius ebenfalls ein Lachen entrang. „Merlin, ich hab dich ja noch nie so nervös erlebt“, sagte er unter seinem Gelächter. Sofort verhärtete sich Rose‘ Mimik und mit grimmigem Blick sah sie ihn an. Doch bevor sie irgendetwas sagen konnte, schnappte er sich ihre Hand und legte sie auf seinen Unterarm, sodass sie sich automatisch bei ihm unterhakte. Die plötzliche Nähe zwischen ihnen ließ Rose kurz nach Luft schnappen und ein bekannter, längst vergessener Duft stieg in ihre Nase. Die schattenwerfende Sonne am späten Sommerabend, ein fröhliches Fest unter herbstlich bunten Eichen, die Unbeschwertheit in den Ferien und die dazu passende, faule Hitze… Natürlich ging er von Scorpius aus. Sie hatte es gewusst, seit sie ihn das erste Mal vernahm. Noch einmal atmete sie tief ein, ließ seinen Geruch durch all ihre Glieder strömen und spürte, wie er sie von innen wärmte. „Wenn du immer so reagierst, sollte ich dich öfter ausführen", flüsterte er und sein Atem kitzelte ihr Ohr. "Wenn du nervös bist, kannst du ja richtig niedlich sein…“ Ohne es wirklich zu bemerken zog Scorpius sie durch die Tür und als wäre dies die höchste Form der Selbstverständlichkeit betraten sie zusammen den Ball. ~ Oh wow. So war es also, wenn die Aufmerksamkeit jeder Person im Raum auf einem ruhte. Wenn gefühlte eine Millionen Augenpaare einen anstarrten, wenn man befürchtete, jeden Moment würde die Musik verstummen und jeder in seiner Bewegung inne halten. So, nur noch viel schlimmer. „Du weißt schon, dass uns jeder anstarrt?“, sagte Rose, während Scorpius sie über die Tanzfläche führte. „Das liegt bestimmt an meiner umwerfenden Krawatte“, war seine Antwort, während es auf seiner Brust noch immer in grünen Lichtern blinkte. „Weil sie so dezent ist?“, fragte Rose ironisch und Scorpius verkniff sich ein Grinsen. Die Blicke ihrer Mitschüler verfolgten die beiden seit sie die Große Halle betreten hatten. Rose wäre am liebsten wieder hinausgerannt, doch Scorpius’ starker Arm gab ihr Halt. Sie würde ja sagen, ohne ihn hätte sie das nie durchgestanden, doch ohne ihn wäre sie auch gar nicht in einer solchen Situation. Seltsam jedoch, dass sie sich ein ohne ihn schon gar nicht mehr vorstellen konnte. Lange verweilten sie nicht an der Bar, denn diese schien der perfekte Platz zu sein, um wirklich alle Blick anzuziehen, sodass sie sich kurze Zeit später unwillkürlich auf der Tanzfläche wieder gefunden hatten. Und Rose gefiel dieser Fundort, an dem sie sich nun immer noch befanden. Seine linke Hand ruhte auf ihrem Rücken, während seine rechte ihre linke umschloss. „Oh Mann“, sagte Rose und ihr Blick schweifte durch den Raum um die Dekoration genauer zu betrachten. Die Große Halle war förmlich in goldenes Lametta getränkt und an jeder Ecke hingen riesige Kürbisse, die Rose, Albus und Scorpius bei ihrer Strafarbeit angefertigt hatten. „Das ist echt ganz schön kitschig“, stöhnte sie schließlich und schüttelte grinsend den Kopf. Scorpius lachte. „Ja, wir haben ganze Arbeit geleistet, was?“ Es herrschte einen Moment Ruhe zwischen ihnen, bevor er sie sanft, aber dennoch bestimmend, etwas näher an sich drückte. „Gefällt es dir?“, flüsterte er. Durch ihre Nähe konnte sie ihn genau verstehen. „Ja“, hauchte sie zurück und auch, wenn sie sich in diesem Moment nicht ansahen, so fühlten sie doch das Lächeln des anderen. „Sag mal“, begann Rose. „Woher wusstest du eigentlich, dass ich im Raum der Vertrauensschüler war?“ Sie hob den Kopf, um ihn ansehen zu können, jedoch ohne sich aus seinen Griffen zu befreien. Schmunzelnd beobachtete sie, wie sich ein fast schon ertappter Ausdruck in Scorpius’ Miene bildete. „Na ja…“, sagte er. „Das war ehrlich gesagt etwas merkwürdig. Ich habe in einem Korridor auf Albus und Fallon gewartet, um mit ihnen zum Ball gehen zu können. Und dann tauchte plötzlich Lily aus dem Nichts auf und meinte ‚Rose ist im Raum der Vertrauensschüler’. Dann war sie auch schon wieder hinter der nächsten Ecke verschwunden. Und ja, den Rest kennst du ja…“ Rose seufzte lange, konnte sich aber ein Grinsen nicht verkneifen. Ja, Lily war eindeutig ihre Galleonen wert. „Jetzt musst du mir aber auch verraten“, sagte Scorpius. „Was dieser Spruch mit Nathalie sollte?“ Rose konnte genau sehen, wie er sich ein freches Schmunzeln verkniff und sie spürte, wie in ihre Wangen wieder die allbekannte Hitze stieg. „Ähm…“, machte sie und senkte den Blick um ihre erröteten Wangen zu verbergen. „Also ich hab euch gestern bei den Vorbereitungen gesehen... Wie sie dich gefragt hatte und als du genickt hast, ist sie dir um den Hals gefallen und-“ „Warte“, unterbracht sie Scorpius belustigt. „Du meinst, sie hätte mich gestern nach einem Date für heute Abend gefragt?“ In Rose stieg die Hitze noch mehr und sie schien sich in ihren Wangen zu sammeln. „Ja, also… es sah danach aus“, sagte sie, verstummte jedoch gegen Ende des Satzes, als Scorpius zu Lachen begann. „Also da muss ich dich enttäuschen“, sagte er. „Sie bat mich lediglich um die Hausaufgaben für Zaubertränke.“ „Oh“, machte Rose und nun hatte ihr Hitzefaktor einen neuen Rekord erreicht. „Und deshalb fällt sie dir gleich um den Hals?“ Dass ihre Stimme alles andere als begeistert klang, war eigentlich nicht ihre Absicht gewesen. Wieder lachte Scorpius. „Ja, sie ist etwas temperamentvoll.“ „Etwas, ja…“, sagte sie leise und plötzlich spürte sie, wie sich der Druck seiner Hand auf ihrem Rücken verstärkte und er sie noch näher zu sich zog. Sein Atem streifte ihre Locken und eine Gänsehaut bildete sich auf ihrer Haut, als ihre Becken sich berührten. Ganz sanft strich seine Hand über ihre Wirbelsäule, fast schon harmonisch passten sich all ihre Bewegungen der langsamen Melodie an, die sie umgab. Rose’ Atmung wurde etwas unkontrolliert und die zarte Luft kitzelte stoßweise seinen Nacken. Sie war nervös. Er machte sie nervös. Unwillkürlich bildete sich ein Lächeln auf seinen Lippen. „Ich glaube, ich werde heute Abend sehr viele Neider haben“, sagte er und Rose blinzelte verwirrt über seine Schulter hinweg. „Du hast nicht gerade wenige Anwärter“, schmunzelte er und der matte Unterklang in seiner Stimme ließ Rose grinsen. Sie spürte, wie sein Kopf sich näher zu ihr neigte, bevor er sprach. „Du siehst sehr hübsch aus“, sagte er leise und seine raue Stimme streichelte ihr Ohr. „Und ich meine nicht nur heute Abend.“ Rose schnappte stumm nach Luft. Während sie sich bemühte, ihr derzeitiges Glück in ein einfaches Lächeln zu quetschen, verspürte Scorpius ihren Atem nicht mehr in seinem Nacken. „Atmen, Rosie“, sagte er belustigt und Rose verstummte in jeglicher Bewegung. Er hatte sie Rosie genannt. Das hatte er noch nie getan. Unglaublich, wie gut es sich anfühlte. Und obwohl sie sein Gesicht nicht sehen konnte und den Schalk in seinen Worten nur heraushörte, so war es doch eine Art des Zusammenseins, welche beide nicht gewohnt waren. Eine Art, die beide nicht kannten. Eine Art, die ihnen jedoch so vertraut war, dass es einfach nur richtig sein konnte. „Ich würde dir gerne etwas zeigen“, sagte Scorpius und Rose hob fragend die Augenbrauen. „Jetzt?“, fragte sie verwirrt. „Ja“, war seine einfache Antwort und mit einem schiefen Grinsen umschloss er ihre Hand, um sie aus der Großen Halle zu leiten. Natürlich folgte sie ihm. ~ „Der Astronomieturm?“, fragte Rose überrascht und belustigt zugleich, als sie zusammen mit Scorpius besagten Ort betrat. Nur wenig Licht erreichte diesen höchsten Turm des Schlosses, denn Laternen oder Lampen gab es hier nicht. Lediglich große, runde Fenster an Decken und Wänden, die nachts natürlich kein Licht spendeten, außer dem Schimmer der Sterne, weshalb dieser Ort auch sehr beliebt bei frisch verliebten Paaren war… „Ja, ich weiß. Ganz schön klischeehaft, was?“, sagte Scorpius und lachte matt, während er weiter in die Dunkelheit trat. Rose folgte ihm und wunderte sich im Stillen über die Leere hier. Sie hatte eigentlich erwartete, dass an dem heutigen Tag die Paare hier Schlange stehen würden. „Das kannst du aber laut sagen“, antwortete sie grinsend und lehnte sich neben ihn an eine Brüstung, welche den Blick über das gesamte Gelände Hogwarts’ preisgab. „Kommst du jetzt auch noch mit Sprüchen wie ‚Hey Baby, deine Augen funkeln wie Sterne’“, witzelte sie, doch Scorpius’ Miene wurde ernst und mit einem Schritt war er ihr so nah, dass sie nur noch wenige Zentimeter trennten. „Und wenn es so wäre?“, fragte er rau und die Ernsthaftigkeit blieb in seiner Mimik bestehen. Zum wiederholten Male stieg in Rose die Röte hoch. Doch diese war anders: Unentschlossen, ob sie aus der Tatsache entstand, dass Scorpius diesen albernen und kitschigen Spruch wirklich aussprach oder ob Rose, trotz der Peinlichkeit dieses Satzes, sich wünschte, Scorpius würde es ernst meinen. „War nur ein Scherz“, sagte er schließlich knapp und musste sich ein Lachen verkneifen. Erleichtert, dass er nicht auf einen solchen Spruch zurückgriff und froh, dass sie niemals herausfinden würde, ob sie ihm wegen einer solchen Albernheit verfallen wäre, lachte Rose auf und versuchte, ihre Stimme nicht allzu hysterisch klingen zu lassen. „Ich komme oft hierher um nachzudenken. Der Ausblick befreit irgendwie die Gedanken, finde ich…“, erklärte Scorpius und lachte matt über seine eigene Wortwahl. Rose lächelte über seine Verlegenheit und ihr Blick schweifte über das Gelände. Der Kontrast zwischen der Schwärze des Waldes und der hellen Wiese verwandelten den Anblick in ein Gemälde. Die Sterne zierten die passende Beleuchtung, nicht aufdringlich und dennoch eindringlich. Der Mond, von einem Hauch Nebel verdeckt, schenkte dem Betrachter eine Art Intimität, die jedes Geheimnis hütete und jeder Unsicherheit Zuflucht bot. Der leichte Wind, der durch die Baumkronen tanzte verlieh der stummen Nacht eine Seele, die über die Lebewesen wachte und ihnen als Geist ihrer selbst Wohlmut und Zuversicht zuflüsterte. „Es ist wirklich schön“, sagte Rose und seltsamerweise trübte ihre Stimme die Schönheit des Anblicks nicht. „Aber immer noch klischeehaft“, fügte sie schmunzelnd hinzu und Scorpius verrollte belustigt die Augen. Eine Weile verging, in der niemand etwas sagte. Sie standen einfach nur da, nebeneinander, und genossen die äußere Stille. Denn in ihrem Innern brach ein Feuerwerk an Gefühlen aus, welches wütete, tobte und forderte. Zu schön war der Augenblick um ihn zu zerstören, doch gab es einen der passender hätte sein können? Aber passender für was? „Rose?“, sagte Scorpius in die Stille und wandte sich zu ihr um. „Ja?“, sagte sie und sofort ruhte ihr Blick auf ihm. Er näherte sich ihr nur einen Schritt, doch der genügte, um die Spannungen zwischen ihnen ins unerträgliche zu steigern. „Ich glaube…“, begann er zögernd. „Ja?“ „Ich glaube, ich…“ Wieder zögerte er. Rose nickte ermutigend auf seine stummen Worte. „Ja?“ Er wusste nicht, ob es ihre großen Augen waren, in denen er zu versinken drohte, oder das einfache Gefühl der Glückseligkeit, das ihm ein Lachen in sein Herz trieb. Und er wusste auch nicht, ob es einfach nur die momentane romantische Stimmung war, oder ihre bloße Anwesenheit, oder die Art wie sie sich bewegte, wie sie lachte, wie sie sprach und wie sich dabei ihre Lippen formten, oder ob es an diesem Gefühl lag, welches jeden Moment drohte aus ihm zu brechen, das Gefühl der unendlichen Zuneigung und Vertrautheit. Ein Gefühl, das er noch nie in diesem Maße fühlen durfte. Vielleicht war es auch lediglich der Drang in seinem Herzen, den er schon so lange verspürte und zurückhielt. Nein, er wusste nicht, was ihn in diesem Moment dazu verleitete, auf sie zuzugehen, ihr Gesicht zu umfassen und ihre zarten, geröteten Wangen zu berühren, bevor er sich mit einem ehrlichen Lächeln zu ihr beugte um ihre warmen und weichen Lippen mit den seinen zu vereinen. ~ Endlich. Er konnte aus diesem albernen Umfeld flüchten, welches er so lange dulden musste und welches ihm jeden Nerv raubte. Doch er ist entkommen und nun war er bereit, seinen Plan in die Tat umzusetzen. Nur noch wenige Vorbereitungen mussten getroffen werden, denen er sich nun widmen wollte. Nun, so weit von seinem Ziel entfernt und doch so nah daran, es endlich zu erreichen. „Es sind alle da, Meister“, ertönte eine Stimme in dem dunklen Raum. Ach, wie oft hatte er es ihnen gesagt, gepredigt, eingebläut. Es war einfach hoffnungslos. „Was habe ich gesagt? Wie sollt ihr mich nennen? Trottel!“ Er schwenkte seinen Zauberstab und die Hand dieses Dümmlings fasste Feuer. Unter seinen Schreien hörte er Entschuldigungen und Gebettel. Zwar wollte er nicht den Eindruck erwecken, gnädig zu sein, doch wollte er seinen restlichen Anhängern die Regeln erklären und zeigen. Sie würden nun wissen, was ihnen bevorstand, hielten sie sich einmal nicht daran. Ein weiterer Schwenker seiner Hand und das Feuer erlosch. „Also?“, sagte er mit kühler Stimme. „M-mein Lord“ war die Antwort dieses Nichtsnutzes. Doch sie entsprach der Wahrheit. Natürlich gab es nur einen einzigen Lord, der diese Anrede verdiente. Doch er, als sein Nachfolger, hatte auf das gleiche Recht bestanden. Der dunkle Lord war ein Genie, ein Dichter, ein Gott. Ein Gott, der seinem eigenen Tod entgegenblicken musste. Was ihn zu einem Gott machte? Zu einem düsteren Gott? Seine schwarze Seele. Und diese besaß er auch. Er würde vollenden, was der dunkle Lord nicht vollenden konnte. Er würde die töten, die der dunkle Lord nicht töten konnte. Er würde das vernichten, was der dunkle Lord nicht vernichten konnte. Es hatte seine Zeit gedauert und es würde seine Zeit dauern. Schließlich hatte er nur Anfänger als Unterstützung gewählt. Doch sie waren die richtigen. Die richtigen für naive Tate, für unüberlegte Pläne und für voreilige Flüche. Perfekt. Er müsste sie trainieren. Womöglich lange. Doch es würde seinem Zweck dienen. Schließlich hatte er noch genügend Zeit. Ob sie überlebten, ob sie in ihrer niedrigen, magischen Entwicklung überhaupt die Chance hatten, zu überleben? Was interessierte es ihn. Er würde sein Ziel erreichen. Er würde vollenden, was dem dunklen Lord nicht bestimmt war. Er würde ihn töten. Und er wusste genau, wie. Der Schwachpunkt, das war die Lösung. Und den hatte er entdeckt. Welch eine einfache und doch glorreiche Entdeckung. Er hatte lediglich ein paar Jahre warten müssen. Nur ein paar Jahre. Oh, wie lange entwickelte er nun schon diesen Plan. Und nun war es so weit. Die Schwachstelle würde sich bald offenbaren, angreifbar machen. Schon bald. Er musste also nur noch etwas länger warten. Ah, wie ihn dieses Warten verrückt machte. Er wollte ihn umbringen. Diesen Menschen, der dem dunklen Lord in die Quere kam. Nur warten, er musste nur warten. Und dann würde er ihn töten. Am besten gleich alle. Die ganze Familie des Gezeichneten. Dies war die einzige Rache, die dem dunklen Lord zu ehren war. Die einzige. Und er würde sie vollführen. ~ „Rose, da bist du ja!“, rief Lily und ihre Stimme übertönte nur schwach die Band, die in der Großen Halle spielte. Rose und Scorpius hatten gerade erst wieder die Große Halle betreten, als die kleine Potter schon auf sie zugestürmt kam. Mit immer noch erhitzten Wangen warf Rose Scorpius einen Blick zu. Das Schmunzeln zeichnete immer noch seine Lippen und auch auf seinen sonst so blassen Wangen lag ein Rotschimmer. „Rose, ich muss mit dir reden“, rief Lily aufgeregt, verstummte jedoch, als sie Scorpius entdeckte. „Lily, ich kann jetzt nicht“, zischte Rose und sah ihre Cousine mit vieldeutigem Blick an. „Ich weiß“, sagte Lily gehetzt. „Aber es ist wirklich wichtig!“ Rose verrollte die Augen. „Lily, ich-“ Doch sie wurde von der Kleineren unterbrochen. „Es geht um Alice.“ Und mit diesen Worten packte die Potter Rose’ Arm, um sie aus der Großen Halle zu schleifen. Die Weasley blinzelte Lily an. Es ging um Alice? Aber… Ihre dunklen Augen huschten zu Scorpius. Er erwiderte ihren Blick und sie konnte erkennen, wie er leicht nickte. „Geh nur“, sagte er. „Ich komme alleine klar.“ Er grinste schief und mit einer flüchtigen Geste berührte er ihren Arm, bevor Rose von Lily weggezerrt wurde. „Wehe es ist nicht wirklich wichtig“, schimpfte Rose, während sie Lily durch die Gänge hinterher stampfte. „Ist es aber“, sagte Lily und ein gefährliches Grinsen stahl sich auf ihre Lippen. „Außerdem hattest du ja schon deinen Spaß.“ Rose lief sofort tomatenrot an und ließ als Antwort nur ein Schnaufen hören. Wären sie doch nur dort oben geblieben und…. Doch weiter kam Rose mit ihren Gedanken nicht, denn Lily blieb abrupt stehen, sodass Rose geradewegs in sie hineinlief. Die Potter strafte sie mit einem genervten Blick, den Rose nur mit einem unschuldigen Schulterzucken abtat, bevor sie sich umsah. „Das Mädchenklo?“, fragte Rose irritiert und Lily nickte. Doch bevor Rose weitere Fragen stellen konnte, packte Lily ihren Arm und schupste sie durch die Tür. Kaum hatte die Weasley den Schreck überwunden und wieder Halt auf ihren Schuhen gefunden, wollte sie sich schon wieder umdrehen um ihrer Cousine die Leviten zu lesen, doch ein Geräusch ließ sie in ihrem Vorhaben innehalten. Eine Art Schluchzen und Wimmern, welches sie aus der hinteren Ecke des Mädchenklos vernehmen konnte. Neugierig spähte Rose um eine Kabine und entdeckte Alice, die auf dem Boden kauerte. Ihr rotes Kleid war zerknittert, ihre Frisur zerzaust und ihre Schminke verlaufen. „Bei Merlin, Alice“, rief Rose und stolperte auf die Longbottom zu. Zuerst zuckte die Schwarzhaarige vor Schreck zusammen und ihre Augen weiten sich, doch als sie Rose erkannte brach Alice in weiteren Tränen aus. Kaum saß Rose neben ihr, fiel Alice ihr auch schon schluchzend um den Hals. „Oh Rosie, es tut mir so leid“, weinte sie. „Es tut mir alles so, so leid! Bitte, du musst mir verzeihen, bitte…“ Die weiteren Worte wurden von wilden Schluchzern begraben und Rose tätschelte Alice’ zerzauste Haarmähne. Sie kauerte sich auf Rose’ Schoß zusammen, vergoss Tränen und weinte in Rose’ Kleid. Doch es war der Weasley egal. Es hätte der teuerste Stoff der Welt sein können, es wäre ihr egal. Alice war wieder da. Nachdem sich die Schwarzhaarige etwas beruhigt hatte, wagte Rose die ersten Worte. „Alice? Was ist passiert?“ Zwar hatte Rose eine leise Ahnung, wer der Grund für diese Verschwendung an Tränen war, doch schließlich konnte sie sich auch irren. „Marcus“, krächzte Alice und erhob sich. Okay, sie irrte sich nicht. „Er…er“, stammelte die Longbottom unter ihren Tränen. „Er kam einfach nicht. W-wir waren verabredet. Heute Abend. A-aber er kam nicht.“ Ein Schluchzen. „Ich hab so lange gewartet, so verdammt lange. Er kam einfach nicht. Er hat mich sitzen lassen.“ Ein neuer Sturzbach an Tränen, der einige Minuten dauerte. „D-dieser arrogante Idiot“, stotterte Alice und wischte sich mit der Hand über die Augen. Noch immer lag Rose’ Arm um ihre Schultern. „Er war so cool, am Anfang. Doch dann…“ Alice schüttelte den Kopf und die Tränen wurden langsam weniger. „Er saß nur noch stumm und blöd herum. Hat kaum etwas geredet. U-und wenn, dann,… dann…“ Ein weiteres Schluchzen. Und noch eines. „Was, Alice?“, hakte Rose nach. „Dann hat er nur über dich geredet“, sagte die Schwarzhaarige schließlich und fiel sofort wieder in Rose’ Arme. Diese war so verblüfft, dass sie die nächsten Worte erst gar nicht realisierte. Marcus redete über Rose? „Rosie, es tut mir einfach so leid. Ich war so sauer, dass er mich nur Sachen über dich gefragt h-hatte, dass ich automatisch auch a-auf dich wütend war. Es tut mir so leid.“ „Schon gut“, sagte Rose und streichelte über Alice’ Kopf. „Nein, nichts ist gut“, jammerte Alice und setzte sich wieder aufrecht hin, bevor sie in ein Stück Toilettenpapier schnäuzte. „Ich war so dumm“, sagte sie schließlich leise und ihre Stimme war von den Spuren der Tränen befreit. Sie sah Rose mit großen Augen an. „Ja, ein Beispiel für glanzvolles Verhalten war das nicht gerade“, grinste Rose und Alice stimmte in das Lachen mit ein. „Ehrlich Rosie, es tut mir unendlich leid. Du hattest ja so recht, er war ein Idiot. Ich habe es leider zu spät bemerkt...“ Rose nickte und reichte Alice ein weitere Stück Toilettenpapier, welches diese gleich zu verwenden wusste. „Kannst du mir verzeihen?“, fragte Alice nach einer Weile und sie sah dabei so bemitleidenswert aus, dass Rose sich nur schwer ein Lächeln verkneifen konnte. Das letzte Mal als Alice so sehr weinen musste, war an ihrem sechsten Geburtstag, als sie die gewünschte Zelda-Puppe nicht bekam. „Mh“, machte Rose und dachte gespielt über eine Antwort nach. „Natürlich kann ich“, sagte sie schließlich und erwiderte die Umarmung von Alice. „Aber glaub mir, das werde ich dir dein ganzes Leben lang vorhalten“, witzelte Rose und Alice kicherte. „Du wirst es kaum glauben, aber das darfst du sogar.“ Da saßen sie nun, auf dem kalten Fußboden, zusammen, mit verrutschten Frisuren und zerknitterten Röcken. So, wie es sein sollte. Denn sie waren zusammen. Und wahrscheinlich konnte dieser überaus glückliche Moment von nichts übertrumpft werden. Außer vielleicht von einer Kleinigkeit… „Also, wieder Freundinnen?“, fragte Rose. „Klar! Für immer“, antwortete Alice und blinzelte fragend auf das plötzlich entstandene Grinsen auf Rose’ Lippen. „Gut“, sagte Rose. „Ich muss dir nämlich etwas erzählen.“ _._ So, da bin ich auch schon wieder :D Also ich hoffe, dass das Kapitel euch gefallen hat und es nicht zu kitschig war. Ich bin zwar der Meinung, dass ein gewisser Grad an Kitsch einfach sein muss, allerdings hoffe ich, dass ich diesen gewissen Grad nicht überschritten habe ^^' Außerdem möchte ich gleich noch etwas klarstellen. Und zwar handelt es sich bei dem "bösen und geheimen Pläneschmieder" nicht um einen Nachkommen oder vergessenen Todesser Voldemorts. Das wäre ja völlig absurd u.u Nur um diese Sache an dieser Stelle mal zu erklären^^ Und sonst, wie gesagt, hoffe ich inständig, dass ich den lange ersehnten Ball und dessen Folgen nicht total versaut habe. Gleiches gilt natürlich auch für die Versöhnung von Alice und Rose, die ja nun endlich eintraf^^ Ich selbst bin im Großen und Ganzen eigentlich ganz zufrieden mit dem Kapitel, wobei die Selbstkritik mal wieder überwiegt. Aber dafür hab ich ja euch und freue mich schon jetzt auf eure Kommis :) Bis Bald! Eure Schnie-bel-di Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)