Soul von abgemeldet (Murdocx2D) ================================================================================ Kapitel 1: All Mine ------------------- Stu zuckte zusammen, als das schwere Eichentor mit einem lauten Nachhall zurück ins Schloss fiel. Dann war er allein in der weiten Halle. Er sah sich hilfesuchend um, obwohl er nur zu genau wusste, dass er hier keine finden würde. Das war noch nie der Fall gewesen. Hätte es sich einrichten lassen, hätte Stu gewartet bis die Schritte seiner Eltern verklungen, und die Autotüren zugeknallt worden waren, um sich heimlich wieder davon zu schleichen, bevor ihn jemand entdecken konnte. Doch ausgerechnet heute machte ihm das Wetter einen Strich durch die Rechnung. Der Regen donnerte unaufhaltsam auf den asphaltierten Fußweg und die riesenhaften Glasfenster der Kirche. Egal wie aufmerksam er auch horchte, die Laute von auf Stein klappernden Pradas, oder angelassenen Motoren drangen nicht zu ihm durch. Sie könnten genauso gut hinter der nächsten Ecke warten, um ihn zu beobachten. Stu hob den Kopf und blickte direkt in die weinenden Augen der gläsernen Jungfrau Maria, die ihn vorwurfsvoll anzustarren schienen. Er erschauderte. “Ah, Stuart mein Sohn, wie schön dich hier zu sehen!”, erklang eine muntere Stimme direkt hinter ihm. Stu schnitt eine Grimasse, bevor er sich ein falsches Lächeln aufzwang und sich umdrehte. Pater Bug kam mit offenen Armen auf ihn zugeschritten. Stu hatte selten einen Namen gehört, der besser zu seinem Träger passte. Dieser Mann war wahrhaftig eine Nervensäge. “Hallo, Pater”, entgegnete Stu. “Ich freue mich, dass du wieder einmal deinen Weg in das Haus Gottes gefunden hast! Auch wenn ich mir wünschte, du tätest es aus einem anderen Grund… Aber erzähl, wie geht es deiner Mutter?” Was folgte war eine Art Small Talk. Man fragte wie es der Familie so ging und erkundigte sich nach den letzten Einnahmen der Sonntagskollekte. Stu war in solchen Dingen nie besonders gut gewesen, zudem schaffte er es in dieser unbehaglichen Atmosphäre kaum, auch nur Interesse vorzuheucheln. Pater Bug rettete sie schließlich davor, zum Thema Wetter überzugehen, indem er die Frage stellte auf die Stu ungeduldig gewartet hatte, damit er endlich von hier verschwinden konnte. “Also dann… Persönlich oder Beichtstuhl, mein Sohn?” “Bei-” “Ja, Beichtstuhl, habe ich mir schon gedacht”, unterbrach ihn der Priester. Stu nickte. Es war mittlerweile ein halbes Dutzend Sitzungen her, dass seine Eltern ihn das erste Mal hergeschleppt hatten. Gleich nach der zweiten Beichte hatte Stu festgestellt, dass es einfacher war nicht zuzuhören, wenn man nicht beobachtet wurde. “Na dann, komm.” Stu folgte dem Pater durch die hohen Hallen der Kirche. Ihre Schritte hallten durch die leeren Bankreihen, die bis heute Vormittag noch vollbesetzt gewesen waren. Die Kerzen auf den goldenen Kronleuchtern waren entzündet und ließen die Holzfiguren des Gebäudes in finsterem Zwielicht schimmern. Kurz vor dem riesigen Altar, bog der Priester ab. Er führte Stu an der Schulter in den gewohnten Holzkasten und zog die staubigen schwarzen Vorhänge zu. Stu hörte es neben sich klappern. Der schmale Schlitz in der Trennwand wurde zurückgeschoben und entblößte das Profil von Kinn und Mund des Paters. “Du bist gekommen um deine Sünden vor unserem Gott zu beichten und ich bin hier um dir diese Last von den Schultern zu nehmen…” Stu seufzte. Er schloss die Augen und senkte den Kopf. “… also mein Sohn, was hast du getan, das Gott dir verzeihen soll?” “Verzeih’ Vater, ich habe gesündigt. Ich habe mich lieben lassen, von einem Anhänger des Leibhaftigen”, nuschelte er, genau wie es ihm seine Eltern immer wieder eingebläut hatten. Er müsse möglichst unschuldig klingen, sagten sie. Und obwohl Stu diesen Satz nun schon seit mehreren Wochen jeden Sonntag wiederholte, konnte er nicht verhindern jedes Mal von neuem rot anzulaufen. Er biss sich beschämt auf die Unterlippe. Neben ihm seufzte es und Stu konnte deutlich hören, wie Pater Bug für die wöchentliche Standpauke Luft holte, bevor er loslegte: “Es ist wichtig einer Versuchung widerstehen zu können, junger Stuart. Fleischliche Gelüste dürfen uns nicht davon abhalten das wesentliche im Auge zu behalten; nämlich das Einhalten der Zehn Gebote und das ehrfürchtige Leben vor dem Herrn unserem…” Stu verdrehte die Augen, lehnte den Kopf an die hölzerne Wand und stellte die Ohren auf Durchzug. Er fand die gesamte Situation unglaublich unangenehm. Nicht nur das er in einer Holzkiste von etwa ein mal einem Meter eingequetscht dasaß, er wurde von seinen Erzeugern zudem dazu gezwungen, einen Priester alle sieben Tage über sein Sexualleben aufzuklären. Und dann sollte er es auch noch so aussehen lassen, als sei er nur passiv daran beteiligt. Als habe er gar keinen eigenen Willen. “… und Satans Brut ist listig und weiß einen guten Christen mit den richtigen Mitteln zu verführen…” Lieben lassen. Als würde er dazu gezwungen. “… lernen standhaft zu bleiben, indem wir uns stets an die Worte Go-” “Und ich habe zurückgeliebt… Pater… ich… das war… nicht unfreiwillig… äh…”, stotterte er und verstummte. In der beschämenden Stille die daraufhin eintrat, stellte Stu fest, dass es eigentlich unnötig gewesen wäre das zu erwähnen. Wieso sollte es auch sonst jede Woche und ohne polizeiliche Eingriffe passieren? Stu spürte wie seine Ohren begannen zu glühen. “Ja”, sagte Pater Bug endlich und räusperte sich pikiert. “Ja, das… jedenfalls… wo war ich gerade? Ah ja… Wir, wir müssen lernen standhaft zu bleiben indem wir…”, fuhr er fort, doch Stu hörte ihm nicht mehr zu, er wollte nur noch im Boden versinken. “… zum Abschluss, mein Sohn, sprichst du daheim zwanzig Vater Unser und acht Ave Maria, dann möge dir vergeben sein”, endete der Pater und bekreuzigte erst sich und dann Stu. Dieser nickte unterwürfig, obwohl sie beide nur zu genau wussten, dass Stu zu Hause vor dem Schlafengehen, ganz sicher nicht beten würde. “Komm ich begleite dich vor die Tür, Stuart”, schlug der Pater vor. Er legte eine seiner fleischigen Hände auf Stus Rücken und führte ihn zum Ausgang. Das hohe Tor schwang auf. Draußen regnete es nach wie vor, auch wenn es bereits zu einem feinen Nieselregen abgeklungen war. Pater Bug begleitete ihn bis über den Friedhof, hielt Stu jedoch an der Schulter fest, um ihn davon abzuhalten schon nach Hause zu laufen, wie er es sonst nach einer Beichte tat. Seine Eltern warfen ihn für gewöhnlich lediglich vor der Kirche heraus, dann ließen sie ihn den zehn Kilometer langen Heimweg allein antreten. Der Priester drehte Stu zu sich herum. “Hör zu, Stuart, ich sage dir das hier nicht nur als dein Priester, sondern aus ehrlicher Besorgnis… pass auf was für Freunde du dir aussuchst.” Stu kam gar nicht erst zum Antworten. “Oi, 2D!”, rief jemand. Er brauchte sich nicht umzudrehen, um den Rufenden zu erkennen. Es gab nur eine Person der diese tiefe, leicht rauchige und zugleich kristallklare Stimme gehören konnte. Zudem gab es nur eine Person die ihn je bei diesem Spitznamen genannt hatte. “Muds?”, sagte Stu überrascht und wandte sich um. Murdoc Niccals lehnte gelangweilt an seinem riesigen Winnebago, im Mundwinkel eine brennende Zigarette. Stu konnte spüren wie sein Brustkorb vor Aufregung zu Kribbeln begann. “Dämon!”, rief Pater Bug unerwartet. “Was suchst du hier? Hör auf heiligen Boden zu entweihen!” Der Priester schritt energisch auf den Wartenden zu, Stu folgte ihm hastig. “Keine Sorge, ich hatte nicht vor deinen wertvollen Rasen zu betreten, du Pfaffe. Ich bin bloß hier um meinen Kumpel abzuholen. Du weißt schon, der blasse Typ mit der Zahnlücke da”, grinste Murdoc. Er beugte sich vor und schlang einen Arm um Stus Taille. Mit einem Mal fand dieser sich an Murdocs Seite wieder. Stu überlegte einen Augenblick, ob er sich vor den Augen des Paters vielleicht ein wenig wehren sollte, entschied sich aber dagegen. Zum einen aus Trotz, zum anderen weil es in Murdocs Arm viel zu warm war, um sich gleich wieder allein in den Regen zu stellen. “Seine Eltern sind gute Christen, ich lasse nicht zu, dass du seine Seele verführst!”, schimpfte der Pastor. “Ich habe schon was viel besseres verführt, hehe.” Murdoc lachte und leckte sich dabei mit seiner unnatürlich langen Zunge provokant über die Lippen. Ein weiteres Mal an diesem Tag begannen Stus Wangen zu brennen. Pater Bug betrachtete Murdoc mit Ekel, dann suchte sein Blick den von Stu. “Komm her mein Sohn, lass dich nicht verletzen von diesem Gotteslästerer.” Er hielt ihm eine ausgestreckte Hand hin, dabei beäugte er argwöhnisch das umgekehrte Kreuz, dass bereits um Murdocs Hals hing, als Stu ihn das erste Mal gesehen hatte. “Nun aber mal langsam, alter Mann! Von dem was ich bisher gelesen habe, ward es aber immer noch ihr Schweinepriester, die die kleinen Jungs unter ihre Kutte locken, hab ich nicht recht?” Der Pater starrte Murdoc nur fassungslos an. Noch immer reckte er Stu seine offene Hand entgegen, doch dieser ergriff sie nicht. “Stuart, mein Junge, was hält dich bei diesem Monster?!” “Pffft”, machte Murdoc. “Pass auf wen du hier ein Monster nennst Glatzkopf, demnächst sehen wir dich wahrscheinlich die Straßen runterrollen, har har har.” Pater Bug griff sich erschrocken an Kopf und Bauch. Nach dem kurzen Augenblick des Schocks verengten sich seine Augen in Verachtung. Murdoc grinste ihm lediglich unverschämt ins Gesicht. “Steig jetzt ein, D. Ich glaube wenn ich noch eine Minute länger hier stehen bleibe, bespritzt mich dein Pfaffe noch kreischend mit Weihwasser”, feixte er. Stu öffnete sofort die Autotür und setzte sich wortlos. Er blickte Pastor Bug entgegen, machte jedoch keinerlei Anstalten es in irgendeiner Weise entschuldigend aussehen zu lassen. Der Priester schüttelte den Kopf. “Wir sehen uns bei der nächsten Beichte”, sagte er trocken und drehte um. “Sind deine Arschloch-Eltern zu Hause?”, fragte Murdoc sobald er sich neben Stu auf den Fahrersitz schwang. Der Nieselregen hatte auf seinem schwarzen Haar lauter kleine Wassertropfen hinterlassen, ohne es wirklich zu durchnässen. Als die Sonne durch die dicke Wolkenschicht brach, begannen die Tröpfchen zu funkeln wie Strasssteine. “Nein, aber sie könnten gleich wieder zurück ko-” “Wunderbar, dann fahren wir zu dir.” Mit diesen Worten ließ Murdoc den Motor aufheulen und drückte das Gaspedal durch. Stu krallte sich alarmiert an seinen Sitz. Er war nun eigentlich oft genug mit ihm gefahren, um zumindest vorbereitet zu sein, doch Murdocs Fahrweise erschreckte ihn immer wieder aufs Neue. Mit einem Affenzahn jagten sie die nassen Straßen hinunter. Es hörte auf zu regnen. “Es geht mir auf’n Sack, dass deine Alten dich jedes Mal zu diesem Pfaffen schicken”, begann Murdoc nach einer Minute stillen Fahrens. Er nahm den Zigarettenstummel aus dem Mund und drückte ihn genervt in den Aschenbecher hinter der Schaltung. Einige Krümel landeten zwischen den Sitzen. Vielleicht würden sie’s lassen, wenn sie uns nicht dauernd erwischen würden, kommentierte Stu in Gedanken. “Lass mich dir eins verraten D, es gibt keinen Gott, also vergiss den ganzen Scheiß. Und wenn du unbedingt was zum Anbeten brauchst, dann nimm mich, ich bin um längen besser als jeder imaginäre, alte Wolkenhüpfer”, spottete er. Stu lächelte. Sein erstes ehrliches Lächeln an diesem Tag. “Ich glaube auch nicht, dass es einen Gott gibt”, gab er zu. Murdoc drehte ihm überrascht den Kopf zu, was Stu ein wenig nervös werden ließ. “M- Muds, die Straße!”, sagte er stotternd. Murdoc ignorierte ihn. “Du? Als braver kleiner Katholikensohn?” “Muds! Straße!” Sein Nebenmann verdrehte die Augen, richtete den Blick jedoch wieder auf die Fahrbahn. “Pussy”, spuckte er. Stu holte tief Luft. “Ich… ja, ich glaube… es gibt immer wieder ein neues Leben. Nur ein bisschen anders…”, antwortete er dann. “Du meinst Wiedergeburt?”, half Murdoc ihm weiter. “Ja, genau…” “Das ist doch wohl nicht dein Ernst.” Stu zuckte nur die Schultern und blickte aus dem Fenster. Das war eben die beste Möglichkeit die er sich vorstellen konnte. Er wollte nicht glauben das am Ende alles vorbei sein sollte, noch glaubte er an irgendeine Person die im Himmel saß und sie steuerte. Denn dieser Jemand musste ein grausamer Sadist, mit Spaß am Töten sein. Nein, einfach wieder neu anfangen, das war okay. “Ah ja… und was denkst du bin ich im nächsten Leben?”, fragte Murdoc spielerisch. Stu überraschte diese Frage und einen Moment lang zweifelte er, dass Murdoc wirklich eine Antwort darauf erwartete. “Eine Darmbakterie”, meinte er dann unüberlegt. Murdoc warf ihm einen Blick zu der -wäre er tödlich gewesen- Stu in tausend Stücke hätte explodieren lassen. Er gefror vor Schreck auf seinem Sitz. Hastig versuchte er sich etwas anderes zu überlegen. “Nur ein Scherz… Ich meine… vielleicht… ein Ziegenbock…?”, stammelte Stu. Diesmal schien Murdoc belustigt. “Wieso zur Hölle eine Ziege?”, fragte er neugierig. “Ich weiß nicht… ist das nicht das Zeichen des Teufels?”, fragte Stu unsicher. Murdoc lachte laut auf und drosselte den Motor, sie waren an der Wohnung von Stus Familie angekommen. “Du hältst mich also auch für Teufelsbrut? Hast du dann nicht Angst, dass ich dir des Nachts auf Geheiß Satans die Kehle durchschneide, mit anderen Satanisten dein Blut trinke und wir dann bei irgendeinem kranken Ritual auf dem Friedhof schließlich dein Herz essen?” Stus Nackenhaare stellten sich bei dem Gedanken auf. Schnell schüttelte er den Kopf. “Nein, das glaube ich nicht… das würdest du nicht tun…” “Da sei dir mal nicht so sicher”, murmelte Murdoc leise. Er grinste sadistisch und steckte sich eine neue Zigarette an. Stus Augen weiteten sich vor Entsetzen, er starrte Murdoc an. Der Blick des anderen glänzte schalkhaft. “Komm runter, das war nur ‘n Witz”, beruhigte er ihn. Murdoc zog tief an seinem Glimmstängel, dann beugte er sich näher zu Stu. Dank der unverhofften Nähe begann diesem das Herz bis zum Hals zu schlagen. “Wenn irgendwer anders dir auch nur ein Haar krümmt, dann reiß ich ihm alle Gliedmaßen einzeln aus”, schnurrte er, Murdocs Lippen waren nur Millimeter von seinem Ohr entfernt. Plötzlich packte er einen Büschel von Stus Haaren und zog ihn grob zu sich. Murdocs Lippen fühlten sich rau auf seinen an, für einen Augenblick war Stu wie erstarrt. Dann fing er an sich dem Rhythmus anzupassen. Stu ließ sich einfach von einer Welle purer Glückseligkeit davontragen. Der Kuss wurde intensiver, als Murdoc begann mit seiner Zungenspitze über Stus Unterlippe zu fahren. Schnell verwandelte sich die Glückseligkeit in Erregung. Stu verstand die stumme Bitte und öffnete sachte die Lippen. Ein Keuchen entfuhr ihm, als Murdoc daraufhin in seinem Mund entlang strich. Murdocs Zunge berührte die seine nur für den Bruchteil einer Sekunde, doch diese kleine Berührung ließ Stu bereits vor Verlangen erzittern. Er drängte näher an seinen Freund. Seine Zunge suchte nun die des anderen, und als er sie gefunden hatte, revanchierte er sich gierig. Murdocs Mund verzog sich zu einem Grinsen. Er löste sich aus dem Kuss. “Gier ist eine Todsünde 2D, hat dir dein Katholikenverein das nicht beigebracht?”, fragte er spottend. Stu wurde rot. “Wollust auch”, entgegnete er frech. Die Antwort schien Murdoc zu gefallen. Sein Grinsen wurde breiter und Stus Blick fiel auf seine messerscharfen Zähne. Stu hatte bereits Erfahrungen mit diesem Gebiss gemacht und wusste mittlerweile wie man Murdoc am besten küsste, wenn man sich nicht unbedingt die Lippen aufreißen wollte. “Ich weiß ja nicht wie’s dir geht, aber ich hab jetzt Bock auf ein Bier”, verkündete Murdoc und stieg aus dem Wagen. Stu benötigte noch einen Augenblick um sich wieder ein wenig zu fangen. Er fuhr sich verlegen durchs zerzauste Haar und warf einen Blick in den Rückspiegel, bevor er ihm folgte. Rasch stieß er die Autotür zu und eilte die Treppenstufen hinauf. Als er bei der Wohnungstür ankam, steckte Murdoc gerade den Haustürschlüssel zurück in seine Hosentasche. Stu hatte ihm den vor einiger Zeit gegeben, natürlich ohne seine Eltern einzuweihen. Würden sie es je herausfinden, stünde ihm wohl ein dreiwöchiger Kirchenaufenthalt bevor. “Murdoc, ich weiß wirklich nicht ob das eine gute Idee ist… Mom und Dad könnten jeden Augenblick wieder da-” “Ich kapier nicht warum du dich so anpisst, Sonnenschein”, fiel ihm Murdoc ins Wort, während er ohne Umwege in die Küche schlenderte. Wie selbstverständlich öffnete er den Kühlschrank und holte ein kaltes Bier hervor. Stu schloss die Haustür hinter sich. Er und seine Eltern teilten sich eine kleine Wohnung, bestehend aus gerade mal vier Zimmern; Stus Schlafzimmer, dem Schlafzimmer seiner Eltern, einem Bad und der Küche, die mit einem Sofa und einem Fernseher versehen, auch als Wohnzimmer fungierte. Murdoc hatte ihn oft zum Ausziehen überreden wollen, doch dazu fehlte Stu schlichtweg das Geld. Und bei Murdoc einzuziehen kam gar nicht in Frage. Ein Wohnwagen wurde auf Dauer eben doch zu klein für sie beide. “Es wird Zeit deinen Alten klar zu machen, dass es nichts nützt dich zu diesem verfluchten Möchtegernseelsorger zu schicken, weil du mir am Ende ja doch nicht widerstehen kannst, har har”, lachte er. Murdoc machte sich nicht die Mühe einen Flaschenöffner zu suchen, er leckte sich über die Fangzähne und setzte die Bierflasche an. Mit einem Klimpern flog der Deckel zu Boden. Er leerte die Flasche in drei kräftigen Zügen. “Ah… Man D, sag deinem Samenspender er soll das nächste Mal ein vernünftiges Bier besorgen, dieses irische Pisswasser schmeckt wirklich beschissen”, fluchte er und warf die Bierflasche in das Waschbecken, wo sie klirrend zerbarst. Stu seufzte. “Das bedeutet wieder eine Woche Hausarrest”, murmelte er, mehr zu sich selbst, als zu Murdoc. Er begann die Scherben einzusammeln. “Wenn ich dir so zum Hals raushänge, warum schießt du mich dann nicht einfach ab?” Die Frage traf Stu wie einen Schlag, er ließ die Glasscherben fallen. Bei dem Versuch sie wieder einzufangen, drückte er so fest zu, dass sie sich in seine Handfläche gruben. “Au!”, schrie er auf. “Was ist los?”, fragte Murdoc alarmiert und stand sofort neben ihm. “Ich hab mich geschnitten”, wimmerte Stu. Er öffnete die rechte Hand, ein winziges Stück Glas steckte zwischen Ring- und Mittelfinger. “Unbeholfener Trottel”, rügte ihn Murdoc und spreizte Stus Finger. Er führte die Hand des jüngeren zu seinem Mund. Stus Herz raste, als Murdoc die Wunde aussaugte. Anschließend leckte er noch einmal über den Schnitt. “Keine Splitter mehr”, erklärt Murdoc und spuckte in das Waschbecken. “Da- danke, M- Muds”, stammelte er, die Wangen errötet. Murdoc trat einen Schritt auf ihn zu. “Du hast mir noch nicht geantwortet, Dummkopf”, raunte er und drückte Stu an die Theke. “Warum sagst du mir nicht einfach, dass ich mich verziehen soll?” Er begann seinen Hals zu küssen, seine Hände wanderten unter Stus T-Shirt. “Ich, w- will nicht da- das du dich- ah!” Murdoc massierte mit dem Daumen den empfindlichsten Punkt von Stus Brust. “…verziehst”, beendete er keuchend den Satz. “Warum nicht?” “Muds nicht je- jetzt”, brachte er hervor. “Jetzt keinen Sex, oder kein Ausfragen?”, gluckste Murdoc, er öffnete mit der Linken gekonnt den Reißverschluss von Stus Hose. “Fragen”, antwortete Stu. Murdocs schwarzes Hemd störte ihn plötzlich unheimlich und er begann es aufzuknöpfen. “Hab ich mir schon gedacht”, entgegnete er grinsend. “Ich- Ich liebe dich”, flüsterte Stu. Murdoc drückte ihm als Antwort die Lippen auf den Mund. Er schaffte es sie auf dem Sofa zu bugsieren, ohne sich aus dem Kuss zu lösen. Als Stu unter ihm lag, schien seine linke Hand plötzlich unheimlich beschäftigt. “… Nnn, nn… mhm…” Stu krallte sich erregt an Murdoc. Seine Fingernägel hinterließen Kratzspuren auf dessen entblößten Schultern, was ihn allerdings nicht sonderlich zu stören schien. Dennoch zog Murdoc seine Hand zurück und entlockte Stu dabei ein empörtes Stöhnen. “Hey.” “Willst du mir nicht auch meinen Spaß lassen, Schätzchen?”, fragte Murdoc. Stu war einen Augenblick verwirrt, bevor er begriff. Als er verstand, fühlte er sich, als würde er vor Verlangen zerspringen. Ungeschickt schälte er sich aus der lästigen Wäsche. Murdoc küsste sein Schlüsselbein, während er seine eigene Jeans öffnete. “Bereit?”, hauchte er. Stu nickte verlegen. Murdoc stieß zu. Mit jeder Bewegung seiner Lenden, schien er ein Feuerwerk in Stu auszulösen. Ja, sie liebten sich auf dem Sofa seiner Eltern. Das war bisher noch nie vorgekommen. Jedes Mal wenn es, nun ja… “ernst” wurde, zogen sie sich in Murdocs Wohnwagen zurück, der meist direkt vor ihrem Wohnblock parkte, was es seinen Eltern zu allem Überfluss leicht machte zu kontrollieren, ob er wieder bei Murdoc gewesen war. Doch direkt in der Wohnung? Stu fühlte sich schlecht und gleichzeitig großartig. Schlecht, weil er seinen Eltern mehr Ärger bereitete als nötig, großartig, weil er dank Murdoc gerade einen Sinnestaumel erlebte, der ihn so sehr berauschte, dass es ihn sogar den stechenden Schmerz in seiner Hand vergessen ließ. Alle seine Gedanken kreisten um den Mann über ihm. Er presste sich so fest an Murdoc wie er nur konnte. Die Reibung verursachte eine unglaubliche Hitze. Überall da wo Murdoc Stu berührte schien er zu verbrennen. Mit jedem Stoß erzitterte er heftiger. Murdoc fuhr mit der Zunge über seine Brust, bei einer ganz bestimmten Stelle nahm er sich besonders viel Zeit. Stu schrie erstickt auf. Murdoc biss doch tatsächlich zu. Normaler Weise hasste er es wenn Murdoc ihm wehtat, aber diese Art von Schmerz war einfach… etwas… ganz anderes… “Ah!”, keuchte Stu auf, bevor er erschöpft und bewegungsunfähig ins Kissen fiel. Murdoc lachte und zog sich zurück. “Du hältst mit jedem Mal länger durch, aber ich glaube wir müssen noch ein wenig üben, bis das Timing stimmt”, piesackte er ihn. Stus Gesicht nahm blitzartig die Farbe von Karmesin an. Er drehte sich auf die Seite und drückte sich beschämt das Sofakissen aufs Ohr. “Du bist gemein”, nuschelte er kleinlaut. “Komm mal her, hehe”, forderte Murdoc ihn auf und entriss ihm das Kissen. Murdoc packte sein Kinn. “Deine Gedanken gehören mir”, sagte er und küsste seine Stirn, “dein Körper… gehört mir”, fuhr er fort und küsste seinen Hals, “würdest du mir -natürlich nur wenn es möglich wäre- auch deine Seele verkaufen, selbst wenn du dafür in die Hölle kommst, so wie der Schweinepriester behauptet?”, fragte er halb im Scherz. Aber eben nur halb. Stu musste nicht überlegen. „Ja“, antwortete er. „… wenn es möglich wäre“, fügte er hinzu. Murdoc grinste ihn schief an, seine ungleichen Augen leuchteten. „Sicher.“ Er beugte sich vor und gab Stu einen Kuss, der ihn schwindeln ließ. Zuerst schien er ganz zart, ja beinahe unschuldig, doch Murdoc wurde zunehmend drängender, er bewegte die Lippen aggressiver und mit einem Mal schmeckte Stu etwas metallenes, dass seinen Mund zu füllen, und sein Kinn hinabzurinnen begann. Murdoc hatte ihn gebissen. Fest. Doch Stu konnte nicht einmal spüren wo. Wäre nicht Murdoc der jenige mit den Fangzähnen, hätte Stu sogar geglaubt er wäre es, der blutete. Stu fühlte nichts, roch nicht, sah nichts, dass nicht Murdoc war. Das Blut tropfte von seinem Kinn hinab auf seine Brust. Trotzdem wollte er nicht von ihm ablassen. Er packte die Haare in Murdocs Nacken, alles um ihn herum verschwamm. Sie befanden sich plötzlich im Nichts. Ein glühend heißes, begieriges Nichts. Murdoc küsste ihn wild, leckte über seine blutverschmierten Lippen, biss immer wieder zu, was einen nur noch heftigeren Blutschwall beschwor. Stus Sinne schienen zu explodieren, er konnte jedes einzelne von Murdocs Haaren zählen, das Muster des Kranzes seiner Pupille erkennen, seinen herben und doch auf eine Art verführerischen Geruch ausmachen und ihn selbst durch das rostige Aroma seines eigenen Blutes hindurch schmecken. Stu war mit einem Mal so energiegeladen wie nie. Er sehnte sich mit jeder Pore seines Körpers mehr nach Murdoc. Es war einziger Vollrausch, eine noch stärkere Ekstase, als sie Sex je hervorrufen könnte. Und mit einem Mal war alles vorbei. Mit einem Schlag befand sich Stu wieder im Hier und Jetzt. Sein Herz raste, sein Atem ging stoßweise. Murdoc war aufgesprungen. Das atemberaubende Lächeln, das er Stu entgegenstrahlten, entblößte seine blutverschmierten Zähne. Er sah aus wie ein Raubtier, das gerade seine Beute zerfleischt hatte. „Ich glaube ich verzieh mich jetzt, wir sehen uns Sonnenschein“, verabschiedete er sich ausgelassen und verschwand aus dem Zimmer. „Warte Muds, warum…?!“, wollte Stu ihn aufhalten, doch er erfuhr im nächsten Augenblick aus eigener Hand den Grund. „Hey Väterchen, das nächste Mal für mich bitte nur White Light, alles klar? Das andere Zeug schmeckt scheiße“, hörte er Murdoc im Flur sagen. Stu schaffte es in äußerster Panik gerade noch sich die Wolldecke über die untere Hälfte zu ziehen, doch den entsetzten Aufschrei seiner Mutter, die ihn nackt und mit Blut besudelt auf ihrer eigenen Couch fand, nahm er nicht mehr wahr. Mit Murdoc hatte etwas unglaublich wichtiges diesen Raum verlassen. Alles was er spürte war eine unglaubliche Leere, die erst dann wieder gefüllt sein würde, wenn auch Murdoc wieder bei ihm war. Pater Bug watschelte wie jeden Tag nach dem morgendlichen Gebet, als erstes zum Wasserkocher, um sich einen frisch gebrühten Earl Grey zu genehmigen. Mit der Tasse in der Hand schlurfte er zur Haustür. Bevor er das Haus verließ schnürte er sich noch rasch den Morgenmantel enger um die beleibte Brust. Dann machte er sich auf den Weg zum Briefkasten. Wie jeden Morgen begrüßte ihn freudig seine Bulldogge Bartholomäus, die an der kleinen Hundehütte in seinem Garten angebunden war. Pater Bug streichelte ihr hastig über den Kopf und beeilte sich dann die Post reinzuholen. Kam es ihm nur so vor, oder war dieser Morgen wirklich ungewöhnlich kalt für diese Jahreszeit? Es war nicht viel Post gekommen für den alten Priester. Er klemmte sich die Briefe unter den Arm und eilte zurück in die wohlige Wärme seiner vier Wände. Der Pater stellte die Teetasse auf die kleine hölzerne Kommode seines Flurs und ging rasch die Post durch. „Wasserrechnung, Stromrechnung, die neue Ausgabe von Weight Watchers…“, murmelte er vor sich hin, dann stutzte er. Er hielt einen Brief ohne Absender in der Hand. Neugierig riss der gelblichen Umschlag auf und holte einen unsauber gefalteten Zettel hervor. Jemand hatte mit einer Art roter Tinte daraufgeschrieben. Nur einen einzigen Satz. Gib 2D auf Pfaffe, er gehört jetzt mit Leib und Seele mir. Murdoc Gott Niccals ---------------------------------------> Mhm, es ist kürzer als ich gedacht habe... Tut mir wirklich leid, ich glaube das war ein wenig viel Story in ein bisschen zu wenig Text... Könnt ihr mir verzeihen? *mit Wimpern klimper* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)