Koi no Mega Lover von Yuu- ================================================================================ Kapitel 1: Liebe ist die Fähigkeit, Ähnliches an Unähnlichem wahrzunehmen ------------------------------------------------------------------------- Auf diesem großen Planeten gibt es immer nur eine Hand voll Menschen, mit denen du jeden Blödsinn anstellen und denen du wirklich alles erzählen würdest, und wenn es noch so unwichtig und sinnlos erscheint. Und dann gibt es immer einen Menschen, dem du sowohl Körper als auch Seele verschrieben hast. Wenn du Glück hast, dann erwidert diese Person deine Gefühle und ihr werdet glücklich bis an euer Lebensende. Mein Name ist Shougo und ich gehe in die 12. Klasse der Oshienoniwa Oberschule für Jungen. Man erkennt mich an meiner auffälligen Mütze, die zu jeder Jahreszeit mein Haupt ziert und wegen der ich den Spitznamen ‚Bommel’ trage. Zusammen mit meinen Freunden Reita, dessen Markenzeichen dieser ausgefallene Nasentanga ist, SAN mit den blauen Haaren und Genki, der im wahrsten Sinne des Wortes mit gespaltener Zunge spricht, meistern wir unser letztes Schuljahr dort gemeinsam. Von unseren Klassenkameraden werden wir liebevoll als „Freaks“ bezeichnet, womit wir uns aber schon in der Mittelschule abgefunden haben. Momentan ist große Mittagspause und wir befinden uns auf dem Schulhof, wo sich Genki schon wieder mal am laufenden Bande über Reita und SAN beschwert, die an nichts Anderem Interessiert sind, als an der Zunge des jeweils Anderen. Die beiden haben im letzten Schuljahr doch noch zusammen gefunden und sind noch immer in ihrer Frisch-Verliebt-Phase, die sie wohl auch so bald nicht verlassen werden. Ich beneide die beiden. Das war so ein typischer Fall von gesucht und gefunden. Gern würde ich, so wie SAN, auf dem Schoß meines Liebsten sitzen und mit ihm heiße Küsse austauschen. Aber das es dazu niemals kommen wird, brauche ich euch ja nicht zu erzählen. Warum? Weil ich mich in einen Jungen verliebt habe, von dessen Liga ich mich mindestens eine Drillarden Meilen weg befinde. Als mein Blick wieder über den eingezäunten Schulhof schweift, fällt er mir auch sofort wieder ins Auge. Sein Name ist Jui. Er geht in die Parallelklasse, ist Schulsprecher und darüber hinaus Kapitän der Cheerleadertruppe, die unter Anderem aus Miyavi, einem in seiner Kindheit wohl zu oft auf den Kopf gefallenen Spinner, Uruha, der scheinbar gerne die abgetragenen Klamotten seiner kleinen (!) Schwester trägt, die ihm natürlich an allen Ecken und Kanten deutlich zu kurz sind und K.T, einem Katzen liebenden Irren besteht. Das sind die ‚coolen Kids’, welche nicht mit jedem abhängen würden, schon gar nicht mit so einer Freakshow wie uns. „Ernsthaft, könnt ihr euch kein Zimmer nehmen?! Das ist ja widerlich.“ Der Trend zur Homosexualität ist an Genki wohl spurlos vorbei gegangen, und das obwohl wir uns auf einer reinen Jungenschule befinden. Aber er selbst behauptet ja, sich nur für Frauen zu interessieren und das, so sagt er selbst, könne ihm auch kein Trend der Welt austreiben. „Aber Tongue hat Recht. Es wäre wirklich schön, wenn ihr euch mal wieder mehr an unseren Gesprächen beteiligen könntet.“, mische ich mich ein und bekomme verständnislose Blicke zu geworfen. „Ihr seid doch nur neidisch, weil euch keiner will.“, entgegnet Reita zunächst, löst sich aber dann doch Widerwillen von seinem Freund mit den blauen Haaren. Was mich betrifft, hat Reita mit seiner Aussage nicht ganz Unrecht. Ich meine, ich bin tatsächlich ein bisschen neidisch. Liebend gerne würde ich dasselbe mit einem gewissen Kapitän der Cheerleader tun und darüber hinaus noch viel mehr versaute Dinge. Aber darauf, dass er mich überhaupt wahrnimmt, werde ich wohl noch Jahrzehnte warten. Außerdem ist er momentan sowieso mit Daisuke, dem Schönling und Fußballspieler aus unserer Klasse, zusammen. „Du bist aber auch nicht viel besser, Bommel. Jedes mal gaffst du zu den Cheerleadern und ich darf dir dann beim Sabbern zusehen.“ mault Genki mich an. „Dein Rumgemaule geht auf den Keks, Tongue. In meinen Augen gehörst du einfach mal wieder ordentlich durchgefickt!“ entgegnet SAN grinsend und wuschelt durch das helle Haar des daraufhin sehr grimmig Guckenden. „Ach sei ruhig. Ich geh in die Cafeteria. Das ist mir eindeutig alles zu schwul hier.“ Als Genki im Gebäude verschwunden ist, spüre ich auch schon Reitas Ellenbogen unsanft in meinen Rippen. „Willst du uns nicht endlich mal verraten, wer es dir denn genau von den Cheerleadern angetan hat?“ Er grinst mich an und lässt seine Augenbrauen wippen, ehe ich, rot geworden, zu Boden sehe. „Jui…“ Verlegen scharre ich im Boden herum, während ich deutlich spüre, wie mich zwei ungläubige Blicke mustern. „Jui?! Das ist nicht dein Ernst, oder?“ SANs Stimme hätte sich beinahe überschlagen, wenn er noch eine Oktave höher gesprochen hätte. „Aber ehrlich, was willst du denn mit der Bitch? Ich meine, der hat doch schon so ziemlich jeden gutaussehenden 12.-klässler durch.“, meint Reita und hat noch im selben Moment ein zustimmendes Nicken seines Freundes erhalten. „Noseless hat Recht. Außerdem ist er an Freaks sowieso nicht interessiert.“ „Wie schön, dass ihr mich daran erinnert.“, meine ich wütend, beende meine Pause frühzeitig und trample angepisst in das Klassenzimmer zurück, in dem überraschenderweise auch schon Genki zwischen all den Strebern und Daisuke sitzt. Ich setze mich also auf meinen Platz, krame einen Manga aus meiner Tasche und entschließe mich, ihn zu lesen, als sich just in diesem Moment meine Blase als Voll meldet. Also lege ich den Manga auf den Tisch und erhebe mich wieder. Der Idiot, der unser Schulgebäude entworfen hat, muss den Sicherheitsinspektor genagelt oder anderweitig bestochen haben, denn eigentlich haben Klassenzimmertüren nach außen aufzugehen. Das dies hier nicht der Fall ist, ist mir schmerzlich in die Erinnerung zurück gerufen worden, als ich die Tür mit voller Wucht im Gesicht kleben habe und daraufhin zu Boden gefallen bin. „Oh tut mir leid~.“ Diese Stimme kenne ich doch. Ist das nicht? Ich blicke nach oben und traue meinen Augen nicht. Es ist tatsächlich Jui. „Warte, ich helf dir auf.“ Meint er schließlich und reicht mir doch tatsächlich seine Hand. Ich, natürlich unfähig mich zu bewegen, sitze hier unten und gaffe zu dem gut aussehenden Blondschopf nach oben, der heute ausnahmsweise auch noch einen Rock trägt. „Oh Gott, du blutest ja!“ hallt es im nächsten Moment durch das Klassenzimmer, und ich werde knallrot. Glücklicherweise beschuldigst du mein Zusammenprallen mit der Tür an meinem Nasenbluten schuld zu sein, merkst nicht, dass diese Reaktion eigentlich auf dich und deine heiße Unterwäsche zurückzuführen ist. Hastig richte ich mich auf, woraufhin Jui gleich mit einem Taschentuch bewaffnet das Blut von meiner Nase wischt und sich tausendmal entschuldigt. Ich liebe diese Stimme. Sie animiert mich auch zu so einigem, aber weniger zu dem, wozu sie zum Beispiel das Fußballteam animieren will. „Jui, lass den Freak doch verbluten, sag mir lieber, was du hier willst.“ Ich habe es zwar nicht bemerkt, aber Daisuke war aufgestanden und hatte sich eben eingemischt. Ihr könnt euch sicher vorstellen, dass ich ihn dafür gehasst habe. Natürlich habe ich das zu keinem Zeitpunkt laut erwähnt, stehe nun wie angewurzelt zwischen den beiden und sehe hin und her. Ich habe es so im Gefühl, das sich da etwas zusammenbraut. In diesem Moment ertönt aber auch schon die Schulgocke und Jui seufzt entnervt. „Ich erzähl es dir in der Pause, mein Schatz!“ Mit diesen Worten beugt er sich kurz zu dem Schwarzhaarigen hinüber und haucht ihm einen Kuss auf die Wange. „Und noch mal Sorry wegen deiner Nase. Übrigens – ich mag deine Mütze!“ Er zwinkert mir zu und hechtet in das Klassenzimmer nebenan, was sich jedoch als etwas schwerer erweist, als geplant, da ihm ja dutzende von Schüler entgegen kommen. Aber mir ist das ganze Recht, so kann ich meinen Blick wenigstens länger so perplex auf ihm gerichtet lassen. „Alter, du stehst im Weg.“ Noch bevor ich darauf reagieren kann, hat man mich mit einem kräftigen Schubser aus dem Weg geräumt. Zu meinem Glück lande ich nicht gleich wieder auf meinen vier Buchstaben. Dem Unterricht nach so einem Szenario zu folgen ist echt schwer. Immerhin hat mich Jui endlich beachtet. Gut, er hat mir dazu erst eine halbe Gehirnerschütterung verpassen müssen, aber immerhin – er hat mich beachtet! UND er fand meine Mütze toll. Die Mütze, die mich damals offiziell zum Freak abgestempelt hat. Besser kann es doch gar nicht mehr werden, oder? „Wegen einer Lehrerkonferenz entfallen heute die letzten beiden Stunden.“ Oh doch, es kann! „Hört mal Jungs. Wo wir doch schon so zeitig Schulschluss haben, wollen wir den Jungs nicht noch ein bisschen beim Spielen zuschauen?“ schlage ich vor als ich beim Verlassen des Schulgebäudes sehe, dass die Fußballer den Sportplatz belegen. „Das ist eine tolle Idee!“ entgegnen mir Reita und Genki fast zeitgleich, als sie noch im nächsten Moment losrennen und mich mit SAN zurück lassen. Ihr müsst wissen, dass die Beiden große Fußballfans sind, aber leider selbst viel zu unsportlich sind um ein Teil des Teams sein zu können. Natürlich geht es MIR nicht um die Fußballer, sondern um die Cheerleader. Vielmehr um einen Bestimmten. Jui. Das hat natürlich auch SAN gleich begriffen und grinst mich seither blöd von der Seite an. „Blue, wenn du mir was sagen willst, sag es, aber gaff mich nicht so blöd von der Seite an!“ Kaum habe ich meinen Satz beendet, legt der Blauschopf seinen Arm um meine Schulter und schlendert so mit mir gen Sportplatz. „Weißt du, wenn du diese dämliche Mütze nicht tragen würdest, dann wärst du bestimmt eins von den coolen Kids, für das sich Jui interessieren könnte!“ - „Aber er hat doch gesagt, dass er meine Mütze toll findet…“ „Das hat der doch nicht so gemeint. Ernsthaft, sogar ich finde die Mütze irgendwie…blöde, vor allem jetzt im Hochsommer.“ Mittlerweile haben wir den Platz erreicht und stehen neben Genki und Reita, die sich die Seele aus dem Leib plärren. „Glaub mir, ein Tag ohne diese Mütze wird dein Leben verändern!“ Mit diesen Worten ziert meine schöne Mütze plötzlich den Kopf Reitas, der sich erschrocken zu seinem Liebsten umdreht und schon im nächsten Moment von eben diesem ausgelacht wird. „Hey, ich finde das überhaupt nicht lustig!“ keift der Nasenbandträger gleich los und will sich die Mütze wieder vom Kopf reisen, woran SAN ihn allerdings hindert. Ich fahre mir einmal durch das Haar, damit die Frisur wieder richtig steht und sehe mir das Szenario an. Meine arme Mütze. Doch ich sage nichts, sondern warte auf weitere Instruktionen des Blauhaarigen. „Wenn sie die nächste Pause einlegen, gehst du mal rüber. Und verhalte dich gefälligst so cool wie möglich, hast du das verstanden?!“ Ich nicke leicht, ehe ich meinen Blick einmal kurz über das Fußballfeld gleiten lasse und letztendlich bei den Cheerleadern stoppte, die gerade einen ihrer Beifalltänze strampeln und dabei ganz laut schreien. Als Jui dann die Spitze einer Pyramide krönt, mach ich mich schweren Schrittes auf den Weg zu dieser hinüber. Je näher ich ihnen komme, umso schwerer scheinen meine Beine zu werden. Dennoch will ich es durchziehen, vielleicht lohnt es sich ja doch. „Wo hast du geplant, hinzugehen?!“ Uruha hat sich vor mir aufgebaut und sieht zu mir herab, seine Arme verschränkt. „Wollte mit Jui reden…“ brabble ich vor mir her, versuche dabei gezwungenermaßen cool zu klingen. „Siehst du nicht, dass er keine Zeit hat?“ Ich will gerade etwas erwidern, als ein schreiender Miyavi auf uns zugelaufen kommt. „URUHA!“ kreischt er und wedelt wie wild mit den Armen auf und ab. „Schrei nicht so Idiot. Überhaupt, was ist dein Problem?!“ Ich sehe zwischen den Beiden hin und her. Irgendwie machen sie mir ja schon ein bisschen Angst. Sie sind beide locker einen Kopf größer und nicht mehr ganz klar im Kopf. Die könnten mich ohne viel Mühe umhauen. „Da hockt eine fette Spinne auf meiner Jacke!“ „Wieso kommst du damit zu mir?!“ mault Uruha ihn an. „Hab K.T nicht finden können…“ „Mein Gott, stell dich doch nicht so an.“ Zu meinem Glück macht sich Uruha dennoch zusammen mit Miyavi auf den Weg zu besagter Spinnenjacke. Mein Weg zu Jui war somit frei. „H-hey!“, meine ich schließlich und sehe zu Jui hinab, der gerade auf der Bank sitzt und an seinen Stümpfen herumhantiert. Als sie wieder richtig sitzen, sieht er hinauf und mich mit fragendem Blick an. „Ja?“ -„Ich bin’s, Shougo.“ sage ich, lächle ihn verlegen an. „Shougo?“ -„J-ja. Der…mit der Tür im Gesicht, erinnerst du dich?“ „Achso! Ohne deine tolle Mütze hab ich dich gar nicht erkannt! Wie geht es deiner Nase?“ -„M-einer Nase?“ „Du hast doch geblutet~“ Kaum erinnere ich mich daran, steigt mir wieder Unmengen an Blut in den Kopf und ich muss mich verlegen wegdrehen. „A-achso das. Ist halb so wild.“ „Ich entschuldige mich trotzdem noch mal. Zur Entschädigung lade ich dich auf ein Eis ein, ja?“ Ich traue meinen Ohren nicht, noch weniger will ich meinen Augen trauen. Er hat mir tatsächlich zugezwinkert und mich zum Eis essen eingeladen. Ein Date? Ich habe gerade das dringende Bedürfnis, in Ohnmacht zu fallen, aber natürlich reise ich mich zusammen, konzentriere mich darauf, auf meinen puddingweichen Beinen stehen zu bleiben. „Jui, wo bleibst du denn?“ wird er von dem wieder aufgetauchten K.T gerufen, woraufhin er sich mit einem „Also bis nachher, Süßer.“ von mir abwendet und zu den Anderen Cheerleadern zurückeilt. „Was willst du denn von dem Freak?!“ höre ich K.T über mich reden, nehme es allerdings gar nicht wirklich wahr. „Ich finde ihn irgendwie süß.“ Kaum haben sich die Cheerleader weit genug von mir entfernt, trauen sich meine Freunde wieder an mich ran. „Und, wie ist es gelaufen?“ fragt mich SAN gleich mit einem fetten Grinsen im Gesicht. „Ja erzähl schon, was hat er gesagt?“ harkt Reita nach. „Er will mit mir ein Eis essen gehen…“ bringe ich über meine Lippen, deutlich hörbar, dass ich es selbst noch gar nicht fassen kann. Der Traum meiner schlaflosen Nächte möchte mit mir, einem Freak, ein Eis essen gehen. „Na das ist doch toll!“ freut sich der Blauhaarige für mich und nimmt mich in die Arme. Ich bin immer noch zu unfähig, irgendetwas zu tun, deswegen reagiere ich auf diese freundschaftliche Umarmung SANs, als auch auf das Schulterklopfen Reitas nicht wirklich. „Kann ich diese olle Mütze jetzt endlich runter nehmen?!“ höre ich Genki keifen und drehe mich zu ihm um. Bei diesem Anblick kann ich nicht anders, als laut loszulachen. „Ach Tongue, keiner hat gesagt, das du sie tragen musst. Du solltest sie nur halten~“ entgegnet SAN ebenfalls grinsend und verschränkt die Arme. „Ich verstehe nicht, wieso du sie dir überhaupt freiwillig auf den Kopf gesetzt hast.“ Reita kratzt sich fragend an seiner nicht vorhandenen Nase und schmunzelte ebenfalls. Peinlich berührt nimmt er die Kopfbedeckung von seinem Haupt und drückt sie mir in die Hand. „Ich brauche nun mal beide Hände beim Anfeuern!“, erklärt der Blondhaarige knapp, woraufhin wir alle erstmal noch eine Runde über ihn lachen. Es ist immerhin eine Seltenheit, das man den sonst so coolen Genki mit hochrotem Kopf zu Gesicht bekommt. Ich setze mir meine Mütze also wieder auf den Kopf und lächle meine Freunde an. „Ich hab das Gefühl ich, spiele doch nicht so viele Liegen unter Jui.“, meine ich freudig. „Und ich hab das Gefühl, dass das nur daran liegt, dass du deine Mütze nicht getragen hast!“ versichert mir Genki. „Damit auf dem Kopf fühlt man sich wie der totale Oberfreak.“ „Der bist du auch ohne die Mütze.“, meint Reita schließlich und zupft an den blonden Strähnen seines Freundes. „Ach halt die Klappe, Noseless. Nach deiner Meinung hat doch jetzt gar keiner gefragt.“ Bevor das jetzt wieder in einer heftigen Debatte endet, sollte schnell jemand dazwischen gehen. Etwas hilflos sehe ich zu SAN, der sich Reita gleich um den Hals geschmissen hat und ihn nun leidenschaftlich küsst. „Na wenigstens eine gute Sache hat diese Mandelleckerei ja doch.“ Ich sehe Genki fragend an. „Na, Noseless gibt mal Ruhe!“ Einige Minuten Später befinden wir uns schon vor der Eisdiele und warten darauf, dass der von mir so heiß begehrte Kapitän der Cheerleader hier auftaucht. „Aber wenn er kommt, verzieht ihr euch gefälligst!“ Mit einem alles sagenden Blick sehe ich meine Eis essenden Freunde an. „Keine Panik. DAS will ich mir eh nicht antun. Reicht, dass ich mit den beiden Turteltauben hier zu Gange bin.“ Dabei deutet er auf SAN und Reita, die sich gerade gegenseitig füttern und gar nicht wirklich mitbekommen, dass schon wieder über sie gesprochen wird. Die beiden sind wirklich süß. Kaum sitzt Reita auf seinen vier Buchstaben, sitzt SAN auch schon auf seinem Schoß und turtelt mit ihm herum. Die beiden küssen sich manchmal so innig, dass ich Genki schon verstehen kann, wenn er ihnen sagt, sie sollen sich ein Zimmer nehmen. Aber wenn ich anfange zu fantasieren, und in den Beiden mich und Jui zu sehen, dann dürften sie gern mal einen Schritt weiter gehen, auch, wenn ich zusehe. „Hey, was meinst du….haben die beiden schon?“ „Nani?“ Genki hat mich aus den Gedanken gerissen und sieht mich grinsend an. „Na ob die beiden schon…miteinander…?“ „Weiß ich doch nicht. Frag sie doch. Überhaupt, wieso interessiert dich das?!“ „Tut es nicht. Aber du sabberst schon wieder und anders hätte ich deine Aufmerksamkeit ja nicht bekommen.“ „Wie?!“ Ich wische mir demonstrativ mit dem Ärmel über die Mundwinkel, woraufhin Genki lauthals zu lachen beginnt und somit auch wieder die Aufmerksamkeit von SAN und Reita auf sich zieht. „Was ist denn jetzt schon wieder so lustig?“ will Reita wissen und schiebt SAN erstmal von seinem Schoß, was den Blauschopf dazu bringt ein Geräusch des Missfallens von sich zu geben. „Nichts…“, antworte ich ihm murrend, da Genki noch lange keine Anstalten macht, seinen Lachanfall zu unterbrechen. Der Nasenbandträger sieht zwischen mir und Genki hin und her, ehe er seine Augenbrauen hebt und kurz daraufhin aufsteht. „Na ja, ich muss jetzt eh nach Hause.“ Mit diesen Worten beugt er sich noch mal zu SAN nach vorne, um ihm ein Abschiedsküsschen auf die Lippen zu hauchen. Auch Genki erhebt sich – immer noch lachend und wischt sich die Tränen aus den Augen. „Ich bin dann auch mal weg, bis morgen Jungs!“ Mit diesen Worten treten die beiden ihren Heimweg an und lassen uns schon zum zweiten Mal an dem Tag zurück. „Im Übrigen hatten Noseless und ich noch keinen Sex.“ meint der Blauhaarige, kaum das die anderen Beiden um die Ecke verschwunden sind. Ich hebe meine Augenbraue und sehe ihn erstaunt, aber zugegebenermaßen auch neugierig an. „Guck nicht so. Ich weiß selbst nicht warum.“ Ich hätte dieses Gespräch nur zu gerne vertieft, aber in dem Moment kommt Jui um die Ecke und sieht sich suchend nach mir um. „Tya, das ist mein Stichwort. Ich geh dann besser. Viel Glück, Bommel!“ meint SAN, erhebt sich und will gehen, woran ich ihn allerdings hindere. „N-nein bitte…bleib da!“ Ich dachte zwar, ich schaffe es alleine, doch jetzt wo ich ihn mir zuwinken sehe, bekomme ich doch Muffensausen. Natürlich hat SAN das gleich verstanden und setzt sich wieder zu mir, nimmt meine Hand in die seine und drückt sie fest. Das ist genau das, was ich jetzt brauche, eine Hand, die mich auf dem Boden der Tatsachen hält. Beide sehen wir zu Jui, der jemanden zu sich winkt und wir trauen unseren Augen nicht, als er doch tatsächlich einen seiner Cheerleader-Freunde dabei hat. „Sieht so aus, als braucht deine Flamme auch seelischen Beistand.“ meint der Blauhaarige zu mir und bekommt es nun selbst ein bisschen mit der Angst zu tun. „Hey, tut mir leid, dass wir so spät sind!“ meint Jui bevor er sich setzt und meinen Begleiter mustert. „Wer ist das?“ SAN erhebt sich, lässt dabei meine Hand los, um sich leicht und freundlich zu verbeugen. „Ich bin Blue…ich meine, mein Name ist SAN.“, stellt er sich lächelnd vor und setzt sich wieder. „Ah ja…“ entgegnet Jui daraufhin immer noch recht skeptisch und setzt sich. Sein Freund und Partner tut es ihm gleich. „Das ist übrigens Uruha. Uruha, das ist Shougo.“ Uruha verschränkt die Arme und betrachtet uns beide ebenfalls mit diesem eingebildeten ‚Ich bin was Besseres als ihr’-Blick. „Kannst du mir mal verraten, wieso wir uns mit den totalen Oberfreaks treffen, Jui? Ich meine ich fühle richtig, wie meine Beliebtheit in deren Gegenwart sinkt.“ Typische Worte, die man von so jemandem wie Uruha schon gewohnt ist. „Uruha, ich hab dich gebeten diese schnippischen Kommentare sein zu lassen, sobald wir hier sind. Und um deine Frage zu beantworten – ich bin Shougo noch was schuldig, also benimm dich gefälligst, kapiert?“ Wow. Das war schon irgendwie ein cooles Gefühl, wenn sich eines von den ‚coolen Kids’ für uns Freaks einsetzt. Sowohl ich als auch SAN können sich ein überhebliches Grinsen in Uruhas Richtung nicht verkneifen, woraufhin dieser beleidigt die Arme verschränkt und den Blick vorerst abwendet. Nach seiner Ansprache lächelt Jui uns wieder an, woraufhin ich nur spüre, wie mein Herz mitten in der Hose landet. „Also, ich lade euch ein. Sagt mir nur was ihr wollt.“ „Ich hatte schon, aber trotzdem danke für die Einladung.“ reagiert SAN sofort, woraufhin alle Blicke auf mir liegen wovon ich mal wieder nichts mitbekomme. Ich bin schon wieder abgehoben, starre auf die vollen Lippen Juis die ich mir so sehr wünsche zu küssen, zu schmecken. Und diese wahnsinnig tollen Augen, in denen ich mich so gerne verliere, ertrinken möchte um nur von dir selbst gerettet zu werden. Dein- „Au!“ Mir entweicht ein leises Keuchen als ich SANs Ellenbogen in meinem Gerippe spüre und ihn verständnislos ansehe. Dieser deutet mir nur an, dass mir Jui eine Frage gestellt hat, auf die ich besser bald mal antworten solle. „Was du möchtest, will ich wissen.“ Jui lächelt immer noch. Mir ist das Ganze natürlich äußerst peinlich. Ich bin ganz froh, dass es in unmittelbarer Nähe keine Spiegel gibt, denn es reicht vollkommen aus, zu spüren, dass ich schon wieder hochrot geworden bin. „M-melone…“ Jui nickte freundlich und sieht dann zu seinem Begleiter Uruha, der auch ein bisschen neben der Spur wirkt. Seine Brauen waren zusammengezogen und so sieht er mich an, als würde er etwas aushecken. „Uhm…Einen Vanillebecher hätte ich gerne.“ Wieder ein Nicken seitens Jui ehe er sich erhebt und erstmal seinen gefährlich weit nach oben gerutschten Rock wieder nach unten zieht, wobei ich ihm natürlich auffälliger beobachte, als ich sollte. „Ich werde beim Tragen Hilfe brauchen.“ Wieder spüre ich SANs Ellenbogen in meiner Seite und springe quietschend auf, sehe SAN böse an und reibe mir die schmerzende Stelle. SAN selbst grinst mich an und hebt seinen Daumen. Ehe ich verstehe, was überhaupt jetzt schon wieder los ist, greift Jui nach meiner Hand und zieht mich mit in die Eisdiele hinein. Bei dieser unerwarteten Berührung werden meine Knie ganz weich und ich stolpere mehr hinterher, als das ich laufe. „Sag mal, Glue, oder wie auch immer du heißt.“ meldet sich Uruha wieder zu Wort, kaum das wir in der Eisdiele verschwunden waren. „Blue. Aber für dich sowieso SAN.“ „Ja, ja. Wie dem auch sei. Dein kleiner Freund ist ein bisschen in Jui verschossen, kann das sein?“ Der Blauhaarige verschränkt die Arme und sieht sein Gegenüber skeptisch an. „Das ist doch offensichtlich, oder nicht?“ Das Grinsen, das plötzlich Uruhas Gesichtszüge ziert, ist SAN nicht ganz geheuer, weswegen er den Sicherheitsabstand auch um wenige Millimeter vergrößert. „Das ist doch prima. Wäre es nicht wahnsinnig toll, wenn Jui diese Gefühle erwidern würde?!“ Er reibt sich die Hände, wie diese ultimativen Superschurken aus diversen Animes. „Natürlich. Aber Jui ist doch sowieso mit Daisuke zusammen.“ entgegnet SAN. „Ach…DEN lass mal meine Sorge sein!“ Just in diesem Moment unterbrechen Jui und ich die Unterhaltung der beiden dadurch, dass wir die Eisdiele mit dem Eis in unseren Händen wieder verlassen und uns zu ihnen setzen. „Was ist denn los Uru? Was grinst du so?“ will Jui wissen, der ihm gerade seinen Vanillebecher vor die Nase geschoben hatte. „Ach, weißt du, SAN hat mir nur gerade einen wahnsinnigen tollen Witz erzählt.“ „Einen Witz? Lass mal hören.“ Juis Blick legt sich auf den Blauschopf ehe er damit beginnt, genüsslich an seinem Eis zu lecken und damit wieder meine volle Aufmerksamkeit auf sich zieht. „Nun…“ Natürlich hat SAN keine Ahnung, was er Jui jetzt erzählen soll. Gute Witze kennt er nämlich gar nicht. Aber zu seinem Glück und meinem Pech beginnt meine Nase erneut zu bluten. Ich sollte wirklich aufhören, in Juis Gegenwart soviel zu fantasieren. Und vor allem sollte ich endlich damit aufhören, ständig zu bluten. Sofort stehe ich auf und halte mir die Hand vor das Gesicht. „I-ich…Mir ist gerade eingefallen, das ich jetzt ganz dringend nach Hause muss!“ Und schneller, als irgendjemand hätte irgendwie reagieren können, bin ich in der nächsten Seitenstraße verschwunden. Die Zurückgelassenen sehen mir mehr oder minder verwirrt nach. SAN war der erste, der mit den Schultern zuckt und sich mein Eis schnappt, das ich nicht mal angerührt habe. „Hab ich irgendwas Falsches gesagt?“ will der Cheerleader Kapitän gleich wissen und sieht SAN daher fragend an, kratzt sich dabei leicht an seiner Wange. Der Angesprochene schüttelt daraufhin nur seinen Kopf und isst weiter. Uruha kramt unterdessen in seiner Tasche und holt einen Stift und einen Zettel heraus. Mit dem Stift schreibt er SAN seine Handynummer auf den Zettel und schiebt sie ihm vor die Nase. „Wir sollten das bald mal wiederholen, alleine. Dann kannst du mir ja noch mehr deiner tollen Witze erzählen.“ Dann steht er auf, zwinkert SAN noch einmal zu und verabschiedet sich schließlich auch. SAN schiebt den mittlerweile leeren Eisbecher zur Seite und mustert den Zettel mit Uruhas Nummer mit gehobener Augenbraue, ehe er ihn einsteckt. Da Jui keine Anstalten macht, so schnell wieder etwas zu sagen, da er immer noch nicht verstanden hat, was gerade passiert ist, ergreift SAN schließlich das Wort. „Und, wie läuft es so mit Daisuke?“ Jui senkt seinen Blick leicht und lächelt schief. „Eigentlich kann ich mich nicht beklagen.“ - „Aber?“ „Aber er nimmt mich doch ein bisschen ZU selbstverständlich, dabei bin ich doch ein hoffnungsloser Romantiker.“ - „Dann sag ihm das doch.“ „Ich traue mich nicht. Ich weiß ganz genau, dass er auf so was überhaupt nicht steht, leider.“ SAN beugt sich zu seinem Gesprächspartner hinüber. „Vielleicht solltest du dir dann jemanden suchen, der deinem Wunsch nach Romantik nachkommt?“ - „Darüber habe ich auch schon nachgedacht…“ „Mit welchem Ergebnis?“ - „Mit dem Ergebnis, dass kaum ein Kerl aus dem Fußballclub auf Romantik steht.“ „Warum denn auch der Fußballclub? Dass du bei Sportlern keine Romantik findest, ist doch irgendwie klar.“ Jui nickt zustimmend. „Deswegen habe ich mich schon damit abgefunden.“ In diesem Moment klingelt das Handy des Cheerleaders und er betrachtet neugierig das Display. „Ohje. Eine SMS von Miyavi. Er hat schon wieder Streit mit K.T.“ Er drückt die Textnachricht weg, verstaut sein Handy wieder in seiner Handtasche und steht schließlich auf. „Man sieht sich in der Schule, schätze ich. Und richte Shougo liebe Grüße von mir aus.“ „Werd ich machen. Ganz bestimmt sogar.“ So trennen sich die Wege zweier sich eigentlich nicht vertragenden Spezies wieder. Und wir als Freaks sind uns sicher, dass man dieses harmonische Zusammenleben morgen schon wieder vergessen hat. Dann wird man wieder so tun als würde es uns gar nicht geben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)