I'll be there for you von CurlyHair (-Neues Kapitel online!-) ================================================================================ Kapitel 11: Im Mondlicht ------------------------ Diese Kapitel widme ich -LynnieUnbreakable- Ganz einfach, weil es ohne sie nicht entstanden wäre, da ich in einem KreaTIEF gesteckt habe. Die Grundidee ist von ihr und ich danke ihr an dieser Stelle nocheinmal ganz herzlich. --------------------------------------------------------------------------------- Can't fight the moonlight... Müde strich sich Penelope eine Strähne hinters Ohr, die sich rebellisch aus ihrem Zopf gelöst hatte. Immer wieder warf sie nervöse Blick an die Tafel oder betrachtete niedergeschlagen ihren Aufmunterungstrank, der ein trübes Blau anstatt eines satten Gelbs hatte. "Das sieht aber nicht ganz richtig aus, Miss O'Shea", stellte der Zaubertrankmeister fest. Horace Slughorn hatte einen Nachhilfekurs eingerichtet, auf Drängen von Professor Dumbledore, welcher der Meinung war, dass jeder Schüler ein Recht auf eine gute Ausbildung in allen Bereichen habe. Die Gryffindor seufzte betrübt. "Ich weiß einfach nicht was ich falsch mache", meinte sie kopfschüttelnd. "Nun, so wie es aussieht haben sie zu wenig Saft von Kicherbohnen hineingetan", mutmaßte der Lehrer und quetschte eine weitere Bohne aus, deren Saft er dem Gebräu hinzufügte. Ein helles Orange - das war auf jeden Fall ein Fortschritt. Penelope lächelte erleichtert. "Danke, Professor." "Dafür sind wir hier meine Liebe und nun halte die Temperatur konstant, ihr Feuerchen ist viel zu schwach." Das Mädchen nickte und folgte den Anweisungen. Tatsächlich färbte sich der Trank gelb, auch wenn es matter war, als es sein sollte. "Wunderbar, Miss O'Shea, wunderbar!", freute sich der Lehrer und klopfte ihr auf die Schultern. Zufrieden mit ihrem heutigen Erfolg verließ Penelope den Kerker. "Miss O'Shea, was tun sie zu so später Stunde hier unten?", wurde sie von Professor McGonagall in der Eingangshalle abgefangen. "Oh, guten Abend Professor. Ich war bis eben bei der Zaubertrank-Nachhilfe, unten bei Professor Slughorn. Hier bitte", sagte sie und reichte ihrer Hauslehrerin ein Notiz des Zaubertranklehrers, welche ihre Entschuldigung stützte. Die Lehrerin nickte und es schien fast, als würden ihre Mundwinkel etwas nach oben gehen, nur einen kleinen Millimeter. "Nun gut, es ist wirklich schön zu wissen, dass sie ihre Ausbildung so ernst nehmen und sich wirklich Mühe geben. Nun aber Schluss. Nur ein ausgeschlafener Geist kann im Unterricht glänzen." "Gute Nacht Professor McGonagall", verabschiedete sich Penny lächelnd und eilte nach oben, nicht sehend, dass ihre Lehrerin tatsächlich lächelte. Minerva McGonagall mochte streng und hart erscheinen, aber im Inneren war sie mit Leib und Seele Lehrerin, der nichts mehr Freude bereitete, als junge Menschen streben und lernen zu sehen. Penelope hatte bereits das 6. Stockwerk erreicht, als sie Schritte hörte, die sich ihr näherten. "Bitte, lass es nicht Filch sein", betete sie innerlich und nahm wieder ihre Erklärung von Slughorn zur Hand. Überrascht war sie, als sie ihren besten Freund erkannte, der rasend durch den Korridor eilte. Er schien sie nicht zu bemerken, als er nach links abbog. Sie beschleunigte ihre Schritte und ging ihm nach. "Remus!? Warte!", rief sie und konnte froh ausatmen, als er tatsächlich stoppte und sich umdrehte. Ihr Lächeln erstarb. Remus starrte sie wütend an. Seine Augen waren kritisch zusammengekniffen und sein Lächeln war einer harte Linie um den Mund gewichen. Penelope war geschockt. Sicherlich, ihr bester Freund hatte ab und zu mal eine Phase in der er schneller aus der Haut fuhr als sonst, aber der Junge, der ihr jetzt gegenüber stand, konnte nicht ihr sanftmütiger, lieber Remus sein. "Al... Alles in Ordung?", fragte sie zögerlich und ging langsam näher. "Es ist alles Bestens", meinte er und wollte sich umdrehen, um zu gehen, aber Penny hatte ihn erreicht und seine Hand genommen. "Aber dich ärgert doch etwas", sagte sie. Schnaubend reiste er seine Hand los. "Es ist alles okay, Penelope", versicherte er ungehalten. Sie schüttelte lächelnd den Kopf. "Ach komm, du kannst mir nichts vormachen", sagte sie und nahm ihn in den Arm. Normalerweise beruhigte er sich durch diese einfache Geste schnell, nahm Vernunft an. Aber an diesem Abend schien nichts normal zu sein. Er stieß sie grob von sich und Penny landete unsanft auf dem Boden. "Es ist nichts", sagte er und seine Stimme knurrte. "Jetzt lass mich in Ruhe!", herrschte er sie an und lief davon. Verwirrt verweilte Penelope auf dem Boden. Sie zitterte und ihr Augen sahen Remus ängstlich nach. Er hatte sie angeschrieen, er hatte geknurrt. Sein Auftreten und vor allem sein Blick war wütend gewesen, richtig wild und animalisch. Langsam kam das Gefühl wieder in ihren Körper und sie rappelte sich langsam hoch. Der Gang erhellte sich und ihr Blick suchte nach der Ursache. Am Fenster verharrten sie, starrten den Mond an, der leuchtend hell durch die Wolkendecke dran. Er war voll, aber noch nicht ganz, eine kleine Ecke des runden Erdtrabanten war noch im Dunkeln. Morgen würde auch dieser letzte Rest erstrahlen. Vollmond. Einmal in Monat. Die hellen Nächte waren begleitet von Heulen und wurden untermalt von Schauergeschichten über animalischen Bestien. Remus Stimme hallte in ihrem Kopf, sein Knurren schien im nachhinein um einiges lauter. Es traf sie wie ein Schlag. Vollmond. Knurren. Remus. Werwolf. Entsetzt suchte sie Halt, taumelte zurück und lehnte sich an die Wand. Panisch schüttelte Penelope den Kopf. Das konnte nicht sein! Nein, nein, nein! "Nicht Remus", hauchte sie leise in die Stille. Remus hetzte durch die Gänge. Den Vorfall mit Penny hatte er schon wieder verdrängt, in ihm brodelte etwas anderes. Er hatte immer gewusste, dass es ein Fehler war sich mit irgendjemandem einzulassen, ja überhaupt auf diese Schule zu kommen. Seine Mutter hatte ihn ermutigt und auch Dumbledore hatte ihn bestärkt. Gutmütig wie er war hatte er sich breitschlagen lassen und eigentlich war er sehr glücklich darüber. Er hatte nie auf das Glück einer richtigen Ausbildung gehofft. Aber er hatte ja nicht genug bekommen können! Egoistisch war er gewesen, als er als sich mit den anderen angefreundet hatte. Jeden Tag schaute er in den Spiegel sah die einzelnen Narben an seinem Körper und verachtete sich, das Monster, das er war. Doch heute war es nicht der Selbsthass, der ihn aufgebracht hatte, sondern der neuste Plan seiner Rumtreiber! "Hey Moony, wir müssen reden", sagte James und zog den Vertrauensschüler in den Schlafsaal, wo bereits Sirius und Peter warteten. Tatze lehnte lässig an der Wand und grinste. Wurmschwanz saß auf James Bett und schaute nervös umher. "Was gibt es?", fragte Remus und versuchte ruhig zu bleiben. In den letzten Tagen war er unruhig, wurde schnell misstrauisch und vor allem war er aggressiv und streitlustig. Aber das musste er verbergen, wenn er sich nicht verdächtig machen wollte. "Wie du weißt, wissen wir von deinem kleinen pelzigen Problem", sagte James. Kleines pelziges Problem - so nannte er es immer und grinste dabei. Remus schnaubte. Er hatte nicht gewollt, dass sie es erfuhren, aber Sirius war einfach zu clever in den dümmsten Situationen. Ausgerechnet er hatte eins und eins zusammen zählen können, als Remus einmal im Monat verschwand, um angeblich eine kranke Großmutter zu besuchen oder selbst im Krankenflügel landete. Einmal in Monat, bei Vollmond. Sie hatten ihn in die Enge getrieben und er hatte es nicht mehr leugnen können. Er war überrascht, als seine Freunde nur grinsend mit den Schultern zuckten und meinten, das würde nichts ändern. Danach hatten sie ihn an solchen Tagen in Ruhe gelassen und dafür gesorgt, dass niemand anderes in die Nähe ihres pelzigen Geheimnisses kam. Jetzt zog Remus verwundert die Augenbrauen nach oben. "Morgen ist es soweit, ja und?" "Wir werden dabei sein", platzte Sirius heraus und seine Augen glänzten voller Vorfreude. Remus klappte wortwörtlich die Kinnlade herunter. "Nein", sagte er laut und ballte die Hände zu Fäusten. "Ihr wisst genau, dass..." "Dass das gefährlich ist?", ergänzte James und winkte lässig mit der Hand, "Ja, das wissen wir, aber hey, wir lieben die Gefahr, außerdem kennen wir eine Methode, wie du uns gar nicht verletzen kannst." Verächtliches Schnauben war zu vernehmen. "Vergesst es! Sofort!", widersprach Remus laut. Er wollte gar nicht wissen, was für einen dämlichen Plan sie wieder ausgeheckt hatten. Nichts würde funktionieren, denn Menschen waren nicht sicher in der Nähe eines Biestes wie ihm. "Glaub uns, Moony. Diese Idee ist super gewesen, die Beste die wir je hatten und es ist absolut und zu hundert Prozent sicher", meinte Sirius selbstsicher. Remus sah sie verächtlich an. "Achja?", herrschte er sie laut an, "Nichts ist so sicher, wie die Tatsache, dass ich euch zerfetzen würde! Und jetzt hört auf mit diesen Kindereien!" Er drehte sich herum und rauschte hinaus. Wie in einem Trance taumelte Penelope in den Gryffindorturm und ging auf direktem Weg zu den Schlafsälen. Lily und Apolline wechselten einen kurzen, irritierten Blick und eilten ihr sofort nach. "Penny?", fragte Lily und betrat den Raum, wo Penny apathisch aus dem Fenster starrte. Ihr Gesicht war blass, sie wirkte geisterhaft. Polly ging langsam auf sie zu, schüttelte sie sanft an der Schulter. "Penelope? Ist alles okay?", fragte sie leise. Die brünette Hexe drehte sich um und blinzelte fragend. "Was?", fragte sie verwirrt und schaute sie um. Sie hatte gar nicht mitbekommen, wo sie hingegangen war; im Grunde hatte sie gar nichts mitbekommen. Remus. Werwolf. Remus. Werwolf. Remus. Werwolf. Mehr gab es gerade nicht in ihrem Kopf. Innerlich schrie sie sich an, sie solle nicht so dumm sein, da das nicht wahr sein konnte. Wie konnte Remus eine so dunkle Kreatur sein? "Komm schon Pen, rede mit uns. Was ist los?", fragte Polly. "Ist dir bei dir Nachhilfe irgendein Trank explodiert?", hakte Lily nach. Penny schüttelte den Kopf. "Alles gut, Peeves hat mich erschreckt", meinte sie mit monotoner Stimme. "Ich geh ins Bett. Es ist spät", sie nahm ihren Schlafanzug und verschwand im Bad. Lily sah ihr besorgt nach und Polly stürmte in den Gemeinschaftsraum. "Potter! Wo ist Remus?", fragte Apolline, aber James zuckte nur die Schultern. "Vorhin ist er raus gerannt, seit dem ist er nicht wiedergekommen", meinte er. "Was ist los?", fragte André, der mit Frank eine Partie Schach am nächstgelegenen Tisch spielte. Seine Schwester sah besorgt und verwirrt aus, etwas das er selten bei ihr sah. "Penelope verhält sich so komisch", meinte sie, "Sie war total lethargisch und hat nicht auf uns reagiert, dann ist ausgewichen." "Und wieso suchst du dann nach Remus?", fragte James verwirrt. Apolline sah ihn ungläubig an und blinzelte. Ja, warum eigentlich? "Ähm, ich dachte, er könnte uns vielleicht helfen. Er ist ihr bester Freund." Lily kam die Treppe hinunter und eilte zu Polly. "Sie hat sich erbrochen", flüsterte sie der anderen zu. Eigentlich sollte es niemand hören, aber James hatte es gehört. "Wir sollten sie in den Krankenflügel bringen." Die Mädchen sahen sich an und nickten. Apolline ging nach oben und fand ihre Freundin im Badezimmer, wie sie sich verzweifelt an das Waschbecken klammerte. Ihre Zahnbürste lag im Becken, Tränen benässten ihre Wangen. "Hey, Penny", sagte Apolline sanft und nahm sie in den Arm. Vorsichtig führte sie sie nach unten, während sie mit dem Zauberstab ihr Gesicht ein wenig säuberte. James wartete unten an der Treppe. "Penelope, nicht erschrecken", warnte er sie vor und nahm sie auf die Arme. Sie reagierte nicht. Widerstandslos ließ sie sich raus tragen unter den besorgten und schockierten Blicken der Gryffindors, begleitet von ihren zwei Freundinnen. Madame Pomfrey sah die vier Gryffindors verwirrt an. "Um Himmels Willen, was ist denn passiert?", fragte sie und wies James an, Penelope auf eines der Betten zu legen, während Lily und Polly erklärten was passiert war. Die Krankenschwester schüttelte nachdenklich den Kopf und untersuchte dann die Kranke. Sie gab ihr einen Schlaftrank und trat hinter den Vorhängen, die Penelope von den anderen abgrenzte, hervor. "Miss O'Shea hat einen Schock. Haben sie eine Ahnung, was sie derart in Angst versetzt haben könnte?" Die Mädchen schüttelten den Kopf. "Naja, sie sagte, Peeves hätte sie erschreckt", erzählte Lily nachdenklich. "Nun, ich glaube ein Streich des Poltergeistes hätte keine so starke Reaktion auslösen können. Hat sie erwähnt, das sie jemand anderem begegnet ist oder etwas anderes gesehen hat?", fragte Madame Pomfrey nach. Polly schüttelte den Kopf. "Sie hat gar nicht viel gesagt, nur den Mond angestarrt." In diesem Moment hätte man das Klicken in James Kopf beinahe hören können. Er drehte sich um und eilte nach draußen. "Potter?!", rief Lily ihm nach, aber als sie ebenfalls nach draußen lief, war er bereits verschwunden. James hatte keine Ahnung wo er suchen sollte, aber er kannte dennoch sein Ziel. Remus. Er hatte den Turm nach dem Streit verlassen und streifte verbittert durch die Gängen. Der junge Potter kannte seinen Freund gut genug, um das zu wissen. Penny kam von der Nachhilfe, davon wusste er auch. es war also höchstwahrscheinlich, dass sie sich begegnet waren. Zwar wusste er nicht wie, aber James war sich sicher, dass Penelope hinter das Geheimnis gekommen war oder zumindest eine sehr genaue Ahnung hatte, die sie nur noch nicht wahrhaben wollte. Er bog in einen dunklen Korridor und hörte ein Klopfen aus einem Raum zu seiner Linken. Leichtes Geschimpfe war zu hören. James trat ein und sah Remus an einem Pult sitzen, den Kopf auf die Bank gelegt und mit der Faust wütend auf den Tisch pochend. "Was hast du getan?", fragte James und versuchte seine Wut zu unterdrücken. Remus schaute auf. "Was willst du hier?", stellte er eine Gegenfrage, aber James ging nicht darauf ein. "Bist du von allen guten Geistern verlassen, verdammt?! Was hast du mit Penelope gemacht?", schrie er und baute sie vor dem anderen auf, der ihn verwirrt ansah. "Penny? Was ist mit ihr?" Remus Stimme zitterte leicht. "Madame Pomfrey sagt, sie habe einen Schock." "Pomfrey? Sie ist im Krankenflügel", stellte Remus fest. "Ja, Kumpel und ich bin mir ziemlich sicher, dass es nicht an Peeves lag, sowie sie es ihren Freundinnen versucht hat glaubhaft zu erklären. Polly sagte sie habe den Mond angestarrt. Sie weiß es Remus." "Nein!", rief Remus entsetzt und schüttelte den Kopf, "ich habe nichts gesagt, ich... sie darf es nicht wissen!" James schnaubte und fuhr sie durch das schwarze Haar. "Aber du bist ihr begegnet, also erzähl schon. Was ist passiert?" Remus seufzte und erzählte brüchig, denn seine Raserei hatte ihn so geblendet, dass er sich an keine genauen Details erinnerte. James seufzte. "Wir mussten damit rechnen. Am besten du redest mit ihr", meinte er, aber sein Freund schüttelte den Kopf. "Ich tue etwas, was ich schon vor langer hätte tun müssen. Ich werde mich von ihr fernhalten." "Damit wirst du es schlimmer machen", erklang eine Stimme von der Tür her. Sirius trat ein und winkte mit der Karte des Rumtreibers, eine Erfindung, die die Freund jede Menge Zeit gekostet hat. Aber es hatte sich gelohnt, denn nun hatten sie einen vollständigen Plan der Schule, der zudem jede Person anzeigte. "Lily hat geweint, als sie zurück in den Turm kamen. Dein Glück, dass die Mädchen bisher vermuten, dass Penelope im Kerker einem angriffslustigen Slytherin begegnet ist. Du tätest besser daran, Penny beiseite zu nehmen und mit ihr zureden, nicht, dass sie etwas ausplaudert", erklärte er. Remus knurrte. "Sie würde nichts sagen, darum muss ich sie nicht mal bitten. Außerdem wird sie ihre Mutmaßungen bald fallen lassen, wenn ich mich ganz ruhig verhalte und mich von ihr fernhalte." James und Sirius wechselten einen Blick. Beide waren sich sicher, dass Remus Logik noch traurige Konsequenzen haben würde. Am nächsten Morgen gingen Lily und Polly in den Krankenflügel und fanden eine lächelnd Penelope, die sie überschwänglich begrüßte. Sie zog die beiden nach unten zur großen Halle und summte munter. Selbst einen dummen Spruch von Robin Bale tat sie mit einem wink ab und lachte glücklich. Ausgelassen genoss sie ihr reichliches Frühstück. Ihre Freundinnen beobachteten sie skeptisch. Die gute Laune konnte nicht normal sein, ganz und gar nicht. "Hör auf damit!", brach Lily laut heraus und knallte ihre Gabel auf den Tisch. "Du brauchst nicht so zu tun, als ob alles in Ordnung wäre, verdammt!" Penelope sah sie erschrocken an. Die Erinnerung durchzuckte sie schmerzhaft, das Bild ihres knurrenden besten Freundes raubte ihr den Atem. Sie ballte die Hände zu Fäusten und lächelte matt. "Mir geht es gut. Wirklich Lils", sagte sie und stand auf. "Ich geh nach oben. Ich muss mich dringen umziehen", meinte sie und ging davon. Sie eilte die Stufen nach oben und in der Nähe des Krankenflügels kamen ihr die Jungs entgegen. "Hey, Penny. Alles klar bei dir?", fragte Sirius. Lächelnd bejahte sie und sah zu Remus, der sie allerdings ignorierte und seinen Weg nach unten fortsetzte. Besorgt sah sie ihm nach. Irgendwas in ihrem Inneren wollte ihn umarmen, sagen, dass wirklich alles okay war. Aber da war diese kleine Stimme der Angst, die ihr einflüsterte, Remus würde sie vermutlich nur erneut zurückweisen. James klopfte ihr aufmunternd auf die Schulter und folgte dem mies gelaunten Freund. Auch Sirius und Peter gingen ihm nach. Leise seufzend setzte das Mädchen ihren Weg fort. Sie ging duschen und das Warme Wasser hüllte sie ein, lies ihre Sorgen für einen Moment verpuffen. Hoffnung breitete sich in ihr aus. Ihre Angst erschien ihr plötzlich sinnlos, schließlich war Remus ihr bester Freund, der immer für sie da gewesen war. Wie konnte sie ihn im Stich lassen? Selbst wenn er ein Werwolf war, was machte das für einen Unterschied? Remus blieb Remus - einer der wunderbarsten Menschen, den sie kannte. Aber im Verlauf des Tages wurde ihr klargemacht, dass es vermutlich nicht mehr wie früher wurde. Ihr bester Freund war kalt und abweisend. Jeder Versuch mit ihm zu reden schlug fehl und Penny musste sich eingestehen, dass sich eine Mauer zwischen ihrem Freund und ihr über Nacht erbaut hatte. Sie wollte das nicht! Sie konnte es doch nicht einfach dabei belassen! Grübelnd schlenderte sie über die Ländereien, am See entlang. Die Sonne färbte den Himmel bereits in ein warmes orangnen Lichtes, aber das störte Penelope nicht. Sie ließ sich auf einem großen Stein am Ufer nieder und schaute gedankenverloren auf den See hinaus. Lächelnd erinnerte sie sich an ihren besten Freund, an ihre erste Begegnung in der Winkelgasse. "Mummy, bekomm ich jetzt meinen Umhang? Bitte, bitte, lass uns zum Kleidungsgeschäft gehen", bettelte die kleine Penelope ihre Mutter an. Mrs. O'Shea lachte und nickte. "Natürlich mein Hase, aber vorher müssen wir noch deine Bücher besorgen, okay?", erklärte sie und führte ihre Tochter in den Laden 'Flourish & Blotts'. "Schau dich doch ein bisschen um, Penny. Ich geh und lass mir deine Schulbücher bringen." Das Mädchen nickte und verschwand in der kleinen Welt voller hoher Regale, die voll gestopft Büchern waren. Sie schaute sich staunend um und blieb in der Abteilung über Verwandlungen stehen. Beinahe ehrfürchtig zog sie eines der dicken, in Leder gebundenen, Bücher heraus. 'Menschliche Transformation' stand in hellen Lettern auf dem Umschlag. Penelope schlug es auf und bewunderte die Bilder, auf denen Menschen ihr Gesicht veränderten oder sich gar in Tiere verwandelten. "Das Buch ist wirklich toll", sagte jemand und sie drehte sich überrascht um. Ein Junge mit braunen Haaren und einem sanften Lächeln stand neben ihr. "Du kennst es? Magst du Verwandlungen auch?", fragte sie ihn und er nickte. "Natürlich, ich kann es nicht abwarten, das alles zu lernen", sagte er. "Ich bin Penelope, aber nenn mich Penny", stellte sie sich. "Freut mich, ich bin Remus." Sie trafen sich im Zug wieder und freundeten sich schnell an. Begeistert waren sie von Hogwarts und heilfroh im gleichen Haus zu sein. Ab dem ersten Tag in Hogwarts waren sie so gut wie unzertrennlich gewesen. Es war dunkel geworden und Penelope erhob sich streckend von ihrem kalten Stein, als sie plötzlich ein tiefes Knurren hinter sich vernahm. Erschrocken drehte sie sich um und stolperte einen Schritt rückwärts. In ihrer Nähe bäumte sich ein riesige Silhouette auf. Der Mond tauchte aus den Wolken auf und gab den Blick auf den großen Werwolf frei. Er heulte, ehe sein Blick auf ihr hängen blieb. Seine Augen so schwarz wie die Nacht und wild funkelnd. Es herrschte eine gefährliche Stille und die Sekunden erschienen wie Minuten. Penelope war entsetzt, konnte sich nicht rühren. Ihre ängstliche Miene spiegelte sich in den Augen des Wolfes. "Remus?", hauchte sie leise. Die Ruhe der Nacht wurde durch ein erneutes Heulen des Wolfes durchbrochen. Wie in Zeitlupe nahm sie wahr, wie der Werwolf auf sie zusprintete. Ihr schriller Schrei hallte durch die Dunkelheit und schreckte die Vögel von den umliegenden Bäumen auf. Immer weiter stolperte sie rückwärts, bis sie das Wasser fühlte, das um ihre Knöchel spülte und in ihre Schuhe eindrang. Panisch blickte sie sich um, aber es gab keinen Ausweg. Hinter ihr lag der See und vor ihr war der Werwolf, der es auf sie abgesehen hatte. Der Wolf setzte zum letzten Sprung an, mit dem er das Mädchen niederreißen würde. Penelope kniff die Augen zusammen, wartete auf das Gewicht, dass sie ins Wasser schmeißen würde. Es blieb aus. Stattdessen hörte sie ein lautes Bellen und einen dumpfen Aufprall. Ängstlich öffnete sie die Augen und schnappte nach Luft. Ein zweiter Wolf? Nein, ein Hund, ein großer schwarzer Hund, kämpfte mit dem Wolf, zog und zerrte an ihm, wobei er jedoch vorsichtig zu sein schien, als wolle er den Wolf nicht verletzen. Dennoch war es brutal und Penny hätte dem Hund am liebsten zu geschrieen, er solle Remus ganz in Ruhe lassen. Arme umschlangen sie und zogen sie Weg. "Penny, los komm schon, wir müssen hier weg!", hörte sie James Stimme und drehte sich perplex zu ihm um. "Was tust du hier?", fragte sie atemlos. "Dich retten, komm schon!", sagte er und zog an ihrer Hand, aber Penny schien wie angewurzelt. "Aber Remus...", sagte sie. "Überlass das Sirius", sagte er und zog sie auf seinen Rücken. Er schien nach vorne überzukippen, aber anstatt eines Aufpralls fühlte Penelope plötzlich kurzes Fell und als sie sich vom Schreck erholt hatte und die Augen öffnete, bemerkte sie, dass sie sich nicht auf James Rücken sondern auf dem eines großen Hirsches befand. Panisch klammerte sie sich an den dicken Hals, als das Tier los galoppierte. Sie hörte ein schmerzverzerrtes Heulen, aber traute sich nicht den Blick zurückzuwerfen. Der Hirsch rannte schnell über die Wiesen und hielt erst an, als sie den schützenden Hof des Schlosses erreicht hatten. Penelope rutschte vom Rücken des Tieres und lehnte sie mit zittrigen Beinen an eine Säule. Vor ihren Augen schien der Hirsch sich aufzustellen und zu schrumpfen. Das Geweih wich zerzausten dunklen Haaren und die Schnauze Mund und Nase von James. Auch der Junge lehnte sich erschöpft an. "Was für ein Ritt", meinte er und grinste leicht. Penelope sah ihn mit großen Augen an. "Du bist ein Animagus", stellte sie fest. Er nickte nur. "Ja, genauso wie Sirius und Peter." Sie sah ihn an und ihre Augen weiteten sich. "Der Hund, das ist -" "Sirius", bestätigte er ihre Vermutung. Es schien als hätte sie plötzlich wieder genug Kraft um loszulaufen. James hielt sie fest und drückte sie an die Wand, damit die nicht entkam. "Lass Sirius das machen. Er wird aufpassen." Panisch schüttelte sie den Kopf. "Remus", hauchte sie leise. Der Animagus seufzte. "Du hast recht. Dieser Wolf ist Remus, aber bitte hör mir zu. Lass es mich einfach erklären. Wir, also Peter, Sirius und ich, wissen seit der zweiten Klasse, dass Remus ein Werwolf ist. Sirius hatte einmal in seinem Leben wirklich gedacht und erkannt, dass Remus Geschichte von einer kranken Großmutter Unfug ist. Natürlich habe wir Remus sofort zur Rede gestellt und er hat gestanden. Gegen seine Angst, haben wir trotzdem weiter zu ihm gehalten, weil es uns egal war. Remus mag einmal im Monat ein bisschen wild sein, aber er ist trotzdem ein prima Kerl. Weil er unser Freund ist, wollten wir uns was einfallen lassen, wie wir ihm helfen konnten. Anfangs haben wir ihn während seiner aggressiven Tage abgeschirmt, damit niemandem auffiel, dass er anders war als sonst. Dann hat Sirius in den Ferien eine Entdeckung gemacht. Eigentlich verdanken wir dir diese Sache, denn in einem Buch, dass du ihm für Verwandlungshausaufgaben geliehen hast, fanden wir die Lösung. Es stand geschrieben, dass ein Mensch in Tiergestalt, also ein Animagi, nicht ernsthaft von einem Werwolf verletzt werden kann." "Und darauf hin habt ihr euch zu Animagi ausbilden lassen?", fragte Penelope. James schaute etwas verlegen zu Boden. "Naja, nicht direkt. Wir haben uns die nötigen Informationen besorgt und uns sozusagen selbst ausgebildet." "Ihr habt das ganz allein geschafft?", erwiderte sie und schien ziemlich verwundert, aber auch stolz zu sein. Er nickte. "Ja, jetzt können wir bei Remus sein und ihm helfen, diese Nächte zu überstehen." Sie war gerührt und fiel ihm um den Hals. "Oh, James", sagte sie. "Bessere Freunde kann er sich gar nicht wünschen." Er lachte. "Danke". Prüfend sah er sie an. "Bist du in Ordnung?" "Ich denke schon", antwortet sie. Er lächelte leicht. "Das ist gut." Dann seufzte er. "Remus wird sich das nie verzeihen. Hoffen wir, dass er sich morgen nicht mehr daran erinnert." Penelope sah ihn an, sah den Kummer in seinen Augen und ihr wurde klar, das James schon wusste, dass Remus sich mit Sicherheit erinnern würde. Tränen krochen hervor und liefen ihre Wangen hinab. "Jetzt wird alles anders. Es wird nie wieder normal sein", sagte sich schluchzend. James schüttelte den Kopf und nahm sie in den Arm. "Es tut mir Leid, Penny." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)