I'll be there for you von CurlyHair (-Neues Kapitel online!-) ================================================================================ Kapitel 5: High Society ----------------------- Im Krieg gab es Fronten. An Fronten trafen sich die erbitterten Feinde. Feinde bekriegten sich. Das Klassenzimmer für Zauberkünste war eine hochexplosive Front geworden. Auf der linken Seite hatten sich alle Gryffindors niedergelassen, zu ihrer Rechten hatten sich ihre Feinde, die Slytherins, gesetzt. So saßen sie sich gegenüber und versuchten einander mit Blicken zu erdrosseln. Penelope betrachtete sorgfältig das gegenüberliegende Lager, prüfte jede Gestalt mit einer grün-silbernen Krawatte. Severus Snape versuchte James mit Blicken zu töten. Robin Bale grinste Sirius höhnisch an. Sein bulliger Freund Rick Skandel schaute Remus an, als wolle er gleich auf ihn losgehen. Jeder Slytherin durchbohrte einen Gryffindor, die dann zurückbohrten. Nur ein Mädchen, mit langen blonden Haaren, blauen Augen und von einer zierlichen Gestalt, blickte aus dem Fenster. Man hätte annehmen können sie bewundere die Landschaft, aber ihr Blick war leer, ging in eine Ferne, die man nicht sehen konnte. Als Professor Flitwick mit dem Unterricht begann, versuchte Penny sich auf die Stunde zu konzentrieren, aber ihre Augen glitten immer wieder zu der blonden Slytherin, die verloren in das Unendliche sah. Penelope beobachtete sie. Das Mädchen war blass, viel blasser als sie es sonst schon war, ihr Augen hatten den Glanz verloren, mit denen sie früher verzaubert hatte, ihr Körper war mager und Penny fürchtete, ihr Gegenüber würde jeden Moment auseinander brechen können. Der Unterricht nahm ein Ende und Penelope überlegte, ob sie die andere ansprechen sollte. Die blonde Slytherin packte langsam ein, so war sie die letzte im Raum. Alle waren ohne sie gegangen, denn sie ertrugen ihre deprimierte Anwesenheit nicht. Als sie auf den kühlen Korridor trat stand sie auf einmal Penelope gegenüber. "Du sieht müde und krank aus. Fehlt dir etwas Narcissa?", fragte sie besorgt. Narcissa Black sah die Gryffindor verwirrt an, als hätte sie seit langer Zeit zum ersten Mal eine menschliche Stimme gehört. "Es ist so wie es sein soll. Es ist alle ganz normal", antwortete sie leise und schritt dann einfach an Penny vorbei. "Cissy? Jetzt warte doch", die Gryffindor gab nicht nach und ging hinterher, "Cissa, du hast doch etwas. Was ist los?" "Nein, nein, mir geht es gut. Ich muss mich gut und glücklich fühlen. Bitte, lass mich in Ruhe. Ich... ich muss noch etwas erledigen." Narcissa eilte davon und ließ Penelope verwundert stehen. Was bei Merlins Bart war los? "Wo warst du denn Penny? Gerade warst du noch hinter uns und im nächsten Moment verschwunden", erkundigte sich Lily, als Penelope den Gemeinschaftsraum betreten und sich zu ihren Freundinnen gesetzt hatte. "Ich... hatte etwas vergessen", antwortete das Mädchen geistesabwesend. Sie machte sich Sorgen um Narcissa, die so unglücklich dreinschaute und nicht mehr lachte und scherzte wie früher. Narcissa war immer eine frohe Natur gewesen. Sie war offenherzig und liebenswürdig, damit war sie das genaue Gegenteil ihrer älteren Schwester Bellatrix, die grausam und bösartig war. Die Jüngste der Black-Schwestern war nie gemein, auch nicht zu Gryffindors, im Gegenteil: in der Vergangenheit hatte sie sich in der Bibliothek öfter zu Penelope und Lily gesetzt, war auf dem Korridor mit einem Lächeln auf ihren Cousin Sirius zugegangen und sie war sogar so nett gewesen, Peter Hilfe bei den Hausaufgaben anzubieten. Das alles hatte sie stets mit einem wunderbaren Lächeln getan, welches jedes Herz erwärmte. Wo war nur dieses Lächeln hin? Schweigend machten die Mädchen ihre Hausaufgaben, aber Penny spürte die besorgten Blicke ihrer Freundinnen. Sie wussten nicht, dass nicht sie es war, der es schlecht ging. Jedoch wunderte sich Penelope, warum niemanden Narcissas Niedergeschlagenheit aufgefallen war. "-ny? Penny? Hey, hörst du zu?", schreckte sie Apollines Stimme aus den Gedanken. Sie blinzelte verwirrt. "Was? Oh tut mir Leid ich war wohl woanders", entschuldigte sie sich leise. "Wir wollten zum Essen. Es ist schon sieben Uhr. Also, kommst du mit?" Penelope nickte nur und stand auf. Ihre Sachen ließ sie ausgebreitet auf dem Tisch liegen, sie war noch nicht fertig mit ihrem Zaubertrank-Aufsatz. "Dir liegt etwas auf dem Herzen", stellte Lily auf dem Weg zur Großen Halle fest, aber Penny reagierte nicht. Ihre Gedanken waren wieder bei der blonden Slytherin. Apolline und Lily tauschten einen weiteren besorgten Blick, versuchten aber nicht weiter, etwas aus ihrer Freundin rauszuquetschen. Sie würde reden, wenn sie wollte. Beim Abendessen schwieg Penelope noch immer und ignorierte Remus Anstupsen und Zureden. Sei rührte ihre Suppe nicht an, trank ihren Kürbissaft nicht und blickte gedankenverloren durch die Halle. Immer wieder schweifte ihr Blick zum Slytherintisch an dem Narcissa etwas abgerückt von den anderen saß und betrübt in ihrem Essen stocherte. "Penny, Mund auf." Erschrocken drehte sie sich zu Remus, der ihr mit einer Gabel Gemüse vor dem Gesicht herumfuchtelte. Sie öffnete abwesend den Mund und kaute das Essen langsam. Kaum hatte sie den Bissen geschluckt, wartete schon der nächste. "Braves Mädchen", lobte ihr bester Freund sie, als sie den letzten Bissen angenommen hatte. "Möchtest du Nachtisch?", fragte Sirius grinsend und hielt ihr einen Löffel Pudding hin. Penelope schob seine Hand weg. "Nein, danke. Ich hab keinen Hunger." Sirius zuckte die Schultern und schob sich den Schokoladenpudding selbst in den Mund. Sie betrachtete ihn und auf einmal fiel der Groschen. Wenn Narcissa nicht antwortete, fragte sie einfach ihren Cousin. "Du Sirius?", begann sie und der Angesprochene lächelte sie breit an, froh darüber, dass sie endlich wieder Leben bekam. "Ja, Penelope?" "Narcissa sieht so traurig aus. Fehlt ihr irgendetwas?" Sie hatte nur den Namen genannt, da erstarrte das Gesicht von Sirius und verzog sich zu einer schmerzvollen Miene. Auch die anderen lauschten jetzt, sahen hin und wieder zum Slytherintisch, aber Narcissa war bereits hinausgeeilt. "Fehlen tut ihr nichts, im Gegenteil", meinte Sirius verbittert und betonte "fehlen" sehr stark. "Aber sie hat etwas oder? Sie sieht unglücklich aus", hakte Penelope weiter. "Sie ist auch unglücklich, sehr unglücklich. Zuhause hat sie zumindest versucht zu lächeln, da sie glücklich sein soll, aber hier kann sie gut unglücklich sein. Nicht einmal Bellatrix würde es wagen das zu petzen", erklärte Sirius. "Was ist denn los?", fragte jetzt auch Remus. Sein Freund schwieg und ballte die Hände zu Fäusten. Apolline beobachtete sein Gesicht genau. Plötzlich jappste sie erschrocken nach Luft. "Nein!", flüsterte sie entsetzt. Sirius Augen trafen die ihren und sein trauriger Blick lies keinen Zweifel daran, dass Polly mit ihrer Vermutung voll im Recht war. "Ja, Cissy wurde verlobt", bestätigte er nur leise. James und Lily ließen ihr Besteck fallen, Remus starrte ihn fassungslos an und Penelope musste sich an ihrem besten Freund festhalten um nicht umzukippen; vor ihren Augen drehte sich alles. "Verlobt?", hauchte sie leise. "Mit wem?", fragte James, war sich aber innerlich klar, dass er die Antwort nicht hören wollte. Sirius Gesicht wurde grimmig und bekam einen wilden Ausdruck. "Lucius Malfoy." Lily schlug entsetzt sie Hand vor den Mund, James riss die Augen auf und Penelope fiel in Ohnmacht. Als sie die Augen aufschlug, schaute sie an die verzauberte Decke der Halle. Remus Gesicht tauchte auf und lächelte erleichtert. "Penny, alles okay?", fragte James. Sie musste sich einen Moment sammeln, alle Informationen zusammenfassen. Narcissa Black war mit ihren 15 Jahren verlobt worden, verlobt mit Lucius Malfoy, der jetzt etwa 19 Jahre alt war. Cissy war unglücklich! Penelope hatte nicht realisiert, dass sie weinte, bis Remus ihr eine Träne wegwischte und sie in den Arm nahm. "Warum?", flüsterte sie heiser, das Gesicht an seine Schulter gepresst. Sirius sah aus, als wolle er sogleich einen Mord begehen. Grimmig sah er beiseite, während er zischend antwortete: "Willkommen im Leben der magischen High Society." Apolline schnaubte verächtlich. "Du meinst wohl: Willkommen in der Welt der Vollbekloppten." Er lachte. "Ja, genau die meine ich." "Ich glaub mir ist schlecht", meinte Lily, "Können wir bitte an die frische Luft?" Die anderen stimmten zu und Remus zog Penelope auf die Füße. Zusammen gingen sie nach draußen und spazierten über die Ländereien. "So etwas widerwärtiges, wie kann man sein Kind nur mit 15 Jahren verloben?", regte sich Lily auf. Sie verstand den Bluterhaltungstrieb der magischen Familien nicht. "Was ich mich frage, warum ausgerechnet Narcissa und nicht Bellatrix oder Andromeda?", fragte Remus. "Dromeda hat Mist gebaut. Sie wurde aus der Familie gestrichen", erklärte Sirius und seufzte betrübt. Andromeda Black, seine älteste Cousine, hatte er stets am meisten geliebt aus seiner Verwandtschaft, da sie keine Abneigungen ihm gegenüber zeigte, weil er in Gryffindor war, weil sie ihn nicht hasste wie die anderen. Sie stimmte ihm zu - der ganze Wahn der Familie Black war gequirlter Mist! "Was hat sie denn getan?", fragte Lily. "Erinnert ihr euch noch an den guten Ted Tonks? Sie hat ihn geheiratet und ein Kind bekommen", erzählte er und grinste. Ihm gefiel es, dass seine Cousine den Blacks so die Stirn geboten hatte. Sie liebte einen Muggelstämmigen und war einfach mit ihm durchgebrannt. James lachte. "Super, ich wusste deine Cousine ist eine tolle Frau!" Polly stimmte ihm zu. "Die beste Black, die die Welt je sah, außer dir vielleicht Blacki-Boy." "Danke für die Blumen, Malloy", erwiderte er kurz, "naja jedenfalls hatte meine liebste Tante Druella Angst, da ihr das herzallerliebste Bellalein erzählte, die kleine Cissa hätte Interesse an Jacob Bishop." "Moment! Die Bishops sind doch auch... reinblütig", fiel Lily ein und stolperte über das letzte Wort. Es war ihr zuwider Hexen und Zauberer nach ihrem Blut zu klassifizieren. "Ja sind sie, aber sie gelten als Muggelfreunde, ähnlich wie meine Familie", sagte James. "Du bist auch mit den Blacks verwandt", mischte Apolline dazwischen. "Natürlich, in den magischen Familien treibt es sowieso jeder mit jedem", lachte Sirius. "Meine Eltern sind auch näher verwandt. Ihre Großeltern waren Geschwister." Darauf schwiegen alle einen Moment. Penelope kam selbst aus einer halbblütigen Familie. Ihre Großmutter mütterlicherseits war ein Muggel und die Eltern ihres Vaters waren beide muggelstämmig. Es erschreckte das Mädchen schon ein Leben lang, wenn sie von den harten Sitten, wie einer Zwangsheirat, der reinblütigen Familien hörte. "Also büßt Narcissa für den Fehler ihrer Schwester", fasst Remus es grob zusammen. "Und dafür dass sie Jacob zu sehr mag", fügte Lily hinzu. "Ja so ungefähr", bestätigte Sirius seufzend. Er wusste, dass Cissy nie wieder die alte sein würde. "Malfoy hat sich bestimmt gefreut, der blöde Drachenmist", knurrte James. "Freuen ist untertrieben. Ist bei der Verlobungsfeier rumgerannt wie eine Grinsekatze und hat Narcissa einfach hinter sich hergezogen. Sobald sie mal nicht lächelte hat er sie sogleich gescholten, dass sie gefälligst stolz zu sein hat, jemanden wie ihn zu bekommen", erzählte Sirius. "Mieser kleiner Drachenschwanz", fluchte Apolline, alles andere als damenhaft. Sie wollte gerade eine ganze Parade Schimpfwörter über Malfoy loslassen, als sie zwei Gestalten am See sah. "Da ist Narcissa", sagte sie überrascht und deutete auf die größere, blonde Person. "Cissy!", erleichtert rannte Penelope auf sie zu und fiel ihr um den Hals. "Es tut mir so Leid für dich. Oh, Cissy, wenn ich etwas für dich tun kann, wenn ich dir irgendwie helfen kann, ich würde alles tun", weinte Penny. Narcissa drückte die Gryffindor von sich. Ihre Augen waren rot und gequollen von langem Weinen. Sie schüttelte den Kopf. "Du kannst mir nicht helfen, niemand kann das." Erneute Tränen bahnte sich den Weg über ihre blassen Wangen. "Nicht wieder weinen, Cissa", sprach die andere Person. Penny schaute verwundert auf die kleine Schwester von Remus. "Jodie?", erklang die Stimme des Bruders, der mit den anderen am See ankam, "Was tust du hier?" Jodie schaute ihn an und erzählte: "Ich wollte einen Spaziergang machen, nach dem Abendessen und als ich hier unten am See ankam, da sah ich Cissa hier sitzen und weinen." Narcissa lächelte matt und strich der Kleinen übers Haar. "Du hast eine wunderbare kleine Schwester, Remus." Sie schaute zu ihrem Cousin. "Du hast es ihnen erzählt." "Ja, es tut mir leid, aber Penny war so besorgt deinetwegen. Sie war selbst schon völlig neben sich", antwortete er mit gesenktem Blick. Seine Cousine nickte still und schaute auf den See hinaus. Jodie griff nach ihrer Hand und drückte diese. "Du darfst nicht völlig aufgeben. Du heiratest nach deinem Abschluss, das sind doch noch drei Jahre. Magst du nicht dein Leben noch genießen wollen?" Die Slytherin lächelte das Mädchen an. "Natürlich möchte ich das, es gibt soviel, was ich noch tun will, eh man mich an dieses Flubberwurm kettet." "Egal was du wünscht, Madame, wir helfen dir", bot James lächelnd an und Lily stimmte ihm zu. "Natürlich, also was möchtest du am liebsten tun." Narcissa kaute auf ihrer Unterlippe. "Also am meisten... am liebsten hätte ich mehr zeit mit Jacob. "Das kriegen wir hin", meinte Apolline sicher. "Daran zweifle ich nicht, aber naja... meine Familie...", wandte die junge Black ein. "Ja, Spitzel überall. Aber wir wären nicht die Rumtreiber, wenn wir dieses Hindernis nicht umgehen könnten. Oder Jungs?", fragte Sirius in die Runde. Seine Freunde stimmten ihm zu. James grinste breit. "Endlich wieder Slytherins ärgern. Das Schuljahr kann losgehen!" Narcissa lachte leise und wischte sich die letzte Träne fort. "Danke sehr." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)