Lily und Draco von abgemeldet (Begegnung der Vergangenheit) ================================================================================ Kapitel 1: Begegnungen ---------------------- Da stand sie vor mir. Die Mutter meines größten Rivalen, in ihren jungen Jahren. Schon die Tatsache, dass sie seine Mutter war und natürlich in Gryffindor, sollte ich verabscheuen, doch ihre temperamentvolle Art, wie sie vor mir stand und mich mit ihrem strengen Blick zu durchforschen versuchte, faszinierte mich. "Wenn du mir schon deinen Namen nicht verraten willst, da es dir anscheinend die Sprache verschlagen hat, dann zeig mir wenigstens, was du dort so fest an deine Brust drückst! Vielleicht Diebesgut?" Ich schaute rasch auf den Zeitumkehrer, den ich schützend an mich gepresst hatte und ließ ihn dann hastig in meine Umhangtasche gleiten. "Das ist nur ein Erbstück!", antwortete ich versucht gelassen und machte mich schon auf eine schlagfertige Gegenfrage gefasst, aber es kam nichts zurück. Stattdessen starrte Lily mit zusammengekniffenen Augen auf meine Brust, wo jetzt das Slytherin-Wappen deutlich zu sehen war. "Slytherin?", flüsterte sie. Dann wurde sie wieder lauter: "Verdammt noch mal! Wer bist du? Du trägst eine Schuluniform von Hogwarts, müsstest ungefähr in meinem Alter sein, also in meinem Jahrgang und ich habe dich weder bei den Slytherins, noch in gesamt Hogwarts jemals gesehen! Antworte gefälligst! Ich bin Vertrauensschülerin!" Dieser temperamentvolle Ausbruch hatte mich förmlich an die Wand gehauen, was mich jedoch umso mehr amüsierte. Noch niemand hatte sich getraut, so mit mir zu reden. Ich wollte gerade etwas erwidern, als plötzlich wieder Schritte durch den Gang hallten und eine mir allzu gut bekannte Stimme ertönte: "Miss Evans? Was ist hier los und das um diese Zeit?" Ein deutlich jüngerer Dumbledore war neben Lily getreten und seine Augen richteten sich nun auf mich. "Und wer sind Sie?" Da waren sie. Diese mir verhassten blauen Augen, die über zwei Halbmondgläser mich anblickten und alles zu durchschauen vermochten. Ich war nicht fähig diesem Blick standzuhalten und drehte meinen Kopf weg. "Professor!", unterbrach Lily die Stille. "Ich habe ihn auch schon nach seinem Namen gefragt, aber er antwortet nicht. Und sehen sie: er trägt eine Schuluniform!" Dumbledore blickte nachdenklich auf das Slytherin-Wappen auf meiner Brust und dann auf die Tasche meines Umhangs, in der der Zeitunkehrer scheinbar sicher verstaut war. Dort blieb er kurze Zeit verharren. Konnte dieser Mann etwa durch alles hindurch sehen? Plötzlich hellte sich sein Gesicht auf. "Dann sind sie wohl unser neuer Schüler!", sagte Dumbledore fröhlich und streckte mir seine Hand entgegen, die ich zögernd schüttelte. "Das habe ich wohl vergessen zu erwähnen! Wie war noch gleich ihr Name?" Ich starrte ihn verwundert an, dann antwortete ich vorsichtig: "Draco! Ich heiße Draco Mal... ähm...Mallard!" Bei diesem Namen prustete Lily auf einmal los und musste sich an der Steinwand abstützen, da sie ihr Lachen kämpfend unterdrückte. Doch dann konnte sie sich nicht mehr beherrschen. "Draco Mallard!", lachte sie. "Mallard wie Stockente? Ich krieg mich nicht mehr!" Ich hätte mich dafür treten können, weil mir nichts Besseres eingefallen war. Ausgerechnet eine Gryffindor lachte über mich und sogar Dumbledor schmunzelte. Was für eine Erniedrigung. Als Lily sich allmählich wieder beruhigt hatte, fuhr Dumbledor fort, als hätte es nie eine Unterbrechung gegeben. "Also Mr. Mallard!" (Lilys Mundwinkel fingen dabei wieder verdächtig an zu zucken.) "Wie ich sehe wurden Sie ihrem Haus schon zugeteilt. Sie werden natürlich sofort die nötigen Passwörter erhalten und ihr Bett wird auch hergerichtet. Wurde Ihr Gepäck schon verstaut?" Ich starrte Dumbledore an und schluckte. Da hatte er mir eine fertige Geschichte serviert, die ich beinahe schon selbst glaubte, doch dann fiel mir ein, dass ich doch gar kein Geld dabei hatte. Nur meinen Zauberstab und diesen verdammten Zeitumkehrer. "Ähm... das ging verloren, Sir!" "Was für ein Unglück!", meinte Dumbledor bedauernd. "Auf diese Reisegesellschaften ist aber auch überhaupt kein Verlass mehr. Dann müssen Sie das kommende Hogsmead-Wochenende wohl nutzen, um neue Sachen zu besorgen." "Ähm...", stotterte ich wieder. "Mein Geld ist auch verloren gegangen... und... und meine Eltern können mir momentan nichts zuschicken!" Es war eine lausige Ausrede und ich wusste auch nicht ob man es mir abkaufte, aber ich konnte wohl schlecht erwähnen, dass meine Eltern möglicherweise auf diese Schule gingen. "Oh!", meinte Dumbledore. "Das werden wir schon hinkriegen!" Er zwinkerte mir zu, was ich noch mehr verabscheute. "Nun sollten sie sich aber rasch auf in ihre Schlafräume machen!", sagte er und richtete seine Worte nun auch an Lily, die das Gespräch interessiert, jedoch misstrauisch, verfolgt hatte. "Es ist schon ziemlich spät! Ich werde Sie noch zu ihrem Gemeinschaftsraum begleiten, Mr. Mallard!" Er wandte sich nochmals Lily zu: "Gute Nach, Miss Evans!" "Gute Nacht, Professor!", antwortete diese brav, was mich grauenvollerweise ein wenig an Granger erinnerte. Zu mir sagte sie noch, bevor sie sich umdrehte: "Man sieht sich!" Ich nickte ihr als Antwort nur zu und folgte dann Dumbledore, obwohl dies eigentlich nicht nötig war, weil ich inzwischen genau wusste, wo ich mich befand und wie ich zum Slytherin-Gemeinschaftsraum in den Kerkern kam. Doch ich durfte natürlich mein vorhandenes Wissen nicht offenbaren. Trotzdem wurde ich den Gedanken nicht los, dass Dumbledore irgendetwas im Schilde führte. Er hatte sich die Geschichte mit dem neuen Schüler sichtbar aus den Fingern gezogen. Aber warum? Diesen Mann durfte man einfach nicht unterschätzen. Nicht in meiner Zeit und auch nicht in der damaligen, in der ich mich nun befand. Ich folgte diesem großen Mann still, bis wir uns schließlich in einer Sackgasse befanden an deren Ende ein großes Gemälde eines dicken Mannes hing. "Passwort?", fragte dieser schlaftrunken. "Carpe noctem!", antwortete Dumbledore freundlich und das Gemälde schwang zur Seite. "Da wären wir also!", sagte Dumbledore nun zu mir. "Ab hier wirst du dich sicher alleine zurechtfinden! Ich bitte dich morgen früh bei deinem Hauslehrer Professor Slughorn vorbeizusehen, um deinen Stundenplan abzuholen." Ich nickte stumm. "Dann wünsche ich dir nun eine gute Nacht und morgen einen guten Start auf Hogwarts!" Ich wollte mich gerade umdrehen, als er noch sagte: "Es ist schon erstaunlich, wohin uns das Schicksal manchmal führt, nicht war?" Ich starrte verwundert zu ihm hoch. Er zwinkerte mir zu, dann drehte er sich um und verschwand. Ich ging mit einem merkwürdigen Gefühl in den Gemeinschaftsraum, der genauso aussah wie in meiner Zeit und so spät völlig leer war. Was hatte dieser Mann nur an sich, das mich so nervös machte? Es schien mir, als würde er zu jeder Zeit alles und jeden durchschauen. Ich musste ziemlich vorsichtig sein und auch schleunigst einen Weg finden, wie ich in meine Zeit zurückkam. Ich holte den Zeitumkehrer aus meiner Umhangtasche und starrte ihn an. Aber was suchte ich überhaupt? Dies war ein Zeitumkehrer und nichts was mich hätte zurück in meine eigene Gegenwart hätte bringen können. Mir wurde klar, dass ich richtig heftig in der Tinte saß. Ich erinnerte mich daran, dass ich durch meine Anwesenheit hier auch die Zukunft ändern konnte. Mir lief es eiskalt den Rücken runter. "Wer bist du?", ertönte es plötzlich von der anderen Seite des Gemeinschaftsraumes. Erschrocken drehte ich mich um und sah einen schlanken Jungen mit Hakennase und einem Vorhang aus fettigen schwarzen Haaren vor dem Gesicht. Ich kannte diese Person nur allzu gut und es fühlte sich seltsam an, den eigenen Hauslehrer im gleichen Alter wie ich vor mir zu sehen. "Draco Mallard!", antwortete ich diesmal vorbereitet und setzte meinen arrogantesten Gesichtsausdruck, ganz nach Slytherin-Manier, auf. "Ab heute gehe ich auf diese Schule!" Der Junge sah mich prüfend an, was mir sehr bekannt vorkam. Nun fragte ich auch nach seinem Namen, obwohl ich diesen eigentlich schon wusste. "Severus Snape!", antwortete er finster dreinblickend. "Willkommen im Hause Slytherins!" Dann drehte er sich um und verschwand Richtung Jungen-Schlafsääle. Ich wartete noch einige Sekunden, dann ging ich ebenfalls in diese Richtung. Vorsichtig öffnete ich die Tür und trat in den Schlafsaal. Es dauerte einen kurzen Moment, bis sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Dann erblickte ich ein leeres Bett am anderen Ende des Raumes. Es stand dort ein wenig eingeengt, als ob es gerade eben erst hinauf beschworen worden wäre. Als ich mich langsam und mit leisen Schritten darauf zu bewegte, wurde ich das merkwürdige Gefühl nicht los, von zwei dunklen Augen ganz genau beobachtet zu werden. Ich seufzte leise, als ich mich auf das weiche Bett fallen ließ. Wie würde ich aus diesem Schlamassel nur wieder rauskommen? Und wie würde ich hier überhaupt aufgenommen werden? In diesem Augenblick kam mir wieder Lily in den Sinn. Egal was Dumbledore gesagt hatte, ich war mir sicher, dass es das Misstrauen dieses Mädchens keineswegs eingedämmt hatte. Und auch Snape, der mich nun endlich nicht mehr mit seinen schwarzen Augen beobachtete, würde garantiert nach der Wahrheit Ausschau halten. Ich seufzte nochmals und dachte angestrengt über eine Lösung nach. Doch die Dunkelheit um mich herum betäubte langsam meine Sinne und bald konnte ich der aufkommenden Müdigkeit nicht mehr standhalten. Vielleicht war dies auch wirklich nur ein Traum und morgen würde alles wieder normal sein. Mit diesem Gedanken sank ich weiter in meine Kissen zurück und schlief ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)