Familienbande von Mir_Rage (Von Vätern, Söhnen und Töchtern) ================================================================================ Kapitel 12: Verzweifeltes Herz und funkelnde Augen -------------------------------------------------- Mit einer Stinkwut stolperte Ace voran. Es war mittlerweile stockdunkel und man hatte Mühe den Weg zu erkennen. Aber das war dem jungen Piraten im Moment so was von schnurz. Er wollte nur noch zurück auf seinen Striker und dann dieser Insel ein für allemal den Rücken kehren!! ER hatte es geahnt, nein gewusst!! ER hätte nicht mitgehen sollen!! Das roch doch vom ersten Moment an nach Ärger!! Aber nein! Er musste ja den Helden spielen, hatte sich von diesen traurigen Unschuldsaugen einwickeln lassen. Und jetzt hatte er die Bescherung!! Einen Haufen wüster Beleidigungen und Beschimpfungen. Ein pochendes Veilchen auf dem rechten Auge. Und den schlimmsten Zorn aller Zeiten im Magen. Zum Teufel mit diesen Geschwistern!! Zum Teufel mit dieser verfluchten Crystal!! Egal ob sie nun Paps Tochter war oder nicht. Scheiß drauf, was für einen Groll sie hegen mochte. Diese Zicke konnte ihn kreuzweise!! Mannohmann, tat das weh! Zischend fuhr Ace immer wieder über die schmerzende Stelle. Dabei war es nicht der Schmerz, der ihn so aufregte. Das war ihm seit Jahren nicht mehr passiert, das ihn jemand so kalt erwischt hatte. Und dann auch noch eine Frau!! Hoffentlich hatte sie sich ordentlich die Finger verbrannt!! Und zum Teufel mit dieser Kleinen und ihren Unschuldsaugen!! Egal, wie hart und ungerecht ihr Leben auch war. Keiner hatte ein leichtes Los. Davon konnte er selbst ein mehrstimmiges Lied singen. Aber ihrem Bruder wollte Ace nach wie vor den selbstgefälligen Arsch flambieren. Ein solcher Widerling und Großkotz war ihm noch nie untergekommen. Das schlug schier dem Fass den Boden aus, dass... „WARTE!! Bitte, warte doch!“ //Geh weiter!! Geh einfach weiter!! Ignorier sie!!// befahl die zornige Stimme in seinem Inneren. Dennoch lauschte Ace den Geräuschen und Rufen, die ihm folgten. Anny hastete mit schnellen Schritten den Abhang hinunter. Sie klang bereits völlig außer Puste- trotzdem rannte sie ungebremst weiter. Immer wieder wehte ihr der von hinten kommende Wind Haarsträhnen ins Gesicht. Daher war es auch nur eine Frage der Zeit bis das Folgende geschah. In ihrer Hast, von einer Haarsträhne abgelenkt, stolperte Anny über einen Stein und schlitterte mit einem Aufschrei unbeholfen nach vorn. Alles verlief so blitzschnell und bevor auch nur einer wusste wie ihm geschah, da hing Anny auch schon in Ace’ Armen. Verlegen blinzelte sie zu ihm empor. Alles was sie in diesem Moment heraus brachte war ein scheues: „Ups!“ „Alles in Ordnung? Hast du dir was getan?“ „Nei...Nein. Nichts... nichts passiert! Alles...alles...“ stotterte Anny und brach dann ab. Sie traute ihrer Stimme nicht mehr. Die piepste nämlich mit einem Mal ganz eigenartig. „Ich... ich... es tut mir leid, was da gerade passiert ist. Glaub mir, dass... dass ist sonst nicht Will’ s Art...“ „WAS?!“ fiel Ace dem Mädchen harsch ins Wort „Die eigenen Schwester jahrelang zum Narren zu halten?!“ Anny schluckte schwer. „Das...das...“ begann das Mädchen stockend „Das ist was anderes.“ „Blödsinn!! Anny, er hat dich um zwei Jahre deines Lebens beschissen und dafür gesorgt das du völlig von ihm abhängig bist. Er hat dich angelogen!! Und du willst mir erzählen, das dich das nicht kümmert. Das es dir egal ist!!“ Ace konnte die Kleine vor sich nur ungläubig anstarren. Besaß sie denn überhaupt keinen Funken Selbstachtung mehr? Hatte man sie so sehr gegängelt, das von ihrem Ich nichts mehr übrig war?? Nein, sonst wäre das versteckte Funkeln in ihren Augen schon längst erloschen. „Mein Leben ist mir in der Tat scheissegal!“ verkündete Anny dennoch düster. „Je eher ich von dieser Welt für immer verschwinde desto besser.“ „Deshalb also?“ Erstaunt hob das Mädchen den Kopf. „Deshalb bist du in der Kneipe nicht weggerannt. Und deshalb bist du vor mich gesprungen als der Kerl auf uns angelegt hatte. Das waren weder lähmende Angst noch hochschießender Beschützerinstinkt, nicht wahr. Du wolltest die Kugel abgekommen.“ Als die Kleine kurz darauf stumm nickte, stieß Ace fassungslos die Luft aus. „Mann! Ich hab jetzt wirklich schon einiges gesehen und erlebt, aber du schlägt wirklich alles!“ „Wie würde es dir denn gehen, wenn du an meiner Stelle wärst!“ Zum ersten Mal hatte Anny’ s Stimme an Fahrt und Lautstärke gewonnen. Darüber schien sie selbst am meisten erschrocken zu sein. Hastig schlug sie die Hände vor den Mund und wand scheu den Blick zur Seite. Ace aber grinste. Das Funkeln in ihren Augen war zum Leben erwacht und es stand der Kleinen verdammt gut. „Überleg’ doch mal!“ wisperte Anny „Meine Mutter ist vielleicht nicht tot, aber ich würde sie immer in Gefahr bringen wenn ich zurückkehren würde. Mein Bruder ist deshalb zwischen Hass und Liebe zu mir hin und her gerissen. Und für den verdammten Baker- Clan, da bin ich doch nichts weiter als ein kleiner Goldesel, den man bis zu seiner letzten Minute schröpft und dann entsorgt. Für was sollte ich da leben wollen?“ Hände packten das Mädchen plötzlich bei den Schultern. Mit sanfter Gewalt zwang Ace sie ihm in die Augen zu blicken. „Wie wäre es mit: Für dich selbst!!“ Auf diesen Satz folgte gebanntes Schweigen. Wortlos blickte Anny zu dem jungen Piraten auf. Sie wagte kaum Luft zu holen, noch etwas zu erwidern. „Anny, hör mal. Ja, du hast kein einfaches Leben gehabt und deine Zukunft mag alles andere als rosig sein. Aber wenn du nichts daran änderst, dann bleibt alles wie es war. Und ich glaube nicht das du das willst. Es muss nicht immer das Schlimmste eintreten. Man kann auch Glück haben. Und das Leben kann verdammt schön sein. Wenn du tot bist, hast du jede Chance auf Glück verspielt. Willst du wirklich darauf verzichten? Wieder verstrichen einige Minuten, in denen keiner etwas zu sagen wagte. Ace konnte sehen, wie das Mädchen mit sich kämpfte. Schließlich beendete ihr Seufzen die Stille. „Wenn ich das nur könnte.“ „Ach wie anrührend!! Was für eine herzergreifende Szene!! Findest du nicht, Schwesterherz?“ flötete da plötzlich eine Stimme. „In der Tat! So anrührend und kitschig, dass ich gleich das Kotzen kriege!!“ antwortete eine zweite Stimme. Sie hatte lag zwar auf gleicher Höhe wie die Erste, klang aber um Längen abgebrühter. „Emerald! Du bist in etwa so romantisch wie ein Stück Holz!!“ beschwerte sich da die Erste. „Und du so emotional wie ein Rudel Hyänen, Ruby!“ „Selber Hyäne!“ keifte die Angesprochene zurück. Angestrengt suchte Ace die Umgebung ab. Das versprach nichts nicht gutes!! Anny’ s Körper hatte sich beim ersten Laut sofort wie ein Drahtseil angespannt. Als zwei Gestalten aus dem Dämmerlicht heraustraten, schob Ace die Kleine sofort hinter sich. Den beiden Frauen, die auf sie zukamen, folgte eine sprichwörtliche finstere Aura. Es waren Zwillinge, nur das eine rubinrote die andere smaragdgrüne Augen hatte. Beide hatten einen leichten Bronzeteint, ähnlich dem von Crys, und beide trugen das gleiche bittersüße Grinsen im Gesicht. „Hallo Cousinchen, lange nicht mehr gesehen nicht wahr?“ meinte die grünäugige mit der nüchternen Stimme. Die rote kicherte daraufhin vergnügt und erwiderte: „Nicht das wir dich vermisst hätten!“ „Dann... dann lasst mich doch einfach in Ruhe!!“ wisperte Anny halbherzig. „Tja, das könnten wir!“ „In der Tat das könnten wir tun?“ stimmte Ruby ihrer Schwester zu. Doch das unheilvolle Funkeln in ihren Augen sprach ein gänzlich andere Sprache. „Nur leider....“ „... haben wir keine Lust dazu, Schätzchen. Wir hatten deinetwegen schon genug Ärger am Hals. Jetzt ist entgültig Schluss mit Lustig!!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)