Familienbande von Mir_Rage (Von Vätern, Söhnen und Töchtern) ================================================================================ Kapitel 8: Komm doch mit ------------------------ Die Aufregung herrschte noch den ganzen Tag in dem kleinen Städtchen Alaplage. Kein Stein blieb mehr auf dem Anderen, kein Tür verschlossen. Überall suchten die Marinesoldaten nach den Flüchtigen, doch die waren wie vom Erdboden verschluckt. Keiner hatte bis zum abend auch nur die leiseste Spur entdeckt. Die schlechte Laune schwebte wie eine düstere Wolke über dem Ort als die Sonne sich gen Westen senkte. Denn zu allem Übel, gab es jetzt nicht mal mehr eine Kneipe in der man sich den Frust von der Seele spülen konnte. In den Überresten der Drauned Maiden herrschte immer noch gespenstische Stille. Allerdings, wenn man genauer hinsah (was aber keiner tat) konnte man hin und wieder einen Schatten über die Reling huschen sehen. „Die Luft ist rein. Sie haben keinen Wachposten aufgestellt!“ Mit einem kurzen Satz sprang Ace zurück in die Dunkelheit des Schiffrumpfs. Viel konnte man in dem schummrigen Licht nicht erkennen. Doch das Glimmen von Crystal’ s Zigarillo war ein mehr als deutlicher Wegweiser. Schweigend hockte diese auf einem Fass, den Rücken gegen die Wand gedrückt. Anny und Will saßen unweit von ihr. „Hätte mich auch gewundert! Van Haachen hält sich vielleicht für besonders schlau, aber so sonderlich ist er auch wieder nicht!!“ hörte man die Stimme des jungen Mannes. Erleichterung schwang in seiner Stimme. „Wie hell ist es noch?“ erkundigte er sich kurz darauf. „Noch ein paar Stunden dann ist es dunkel.“ „Gut, dann verschwinden wir sobald wir Gelegenheit haben. Oh, beim Thema Gelegenheit. Vielen Dank für deine Hilfe. Das war sehr... selbstlos!“ Ace sah einen kurzen Moment auf die angebotene Hand, schlug dann aber doch ein. Allerdings meinte er darauf: „Ach, lass stecken. Ich weiß, dass man’ s als großer Bruder nicht leicht hat. Die Kleinen schaffen es immer wieder einem Ärger einzuhandeln.“ „Da ist was dran!“ Ein abfälliges Schnauben ließ die beiden aufhorchen. „Hört, hört, die Machos unter sich!! Seid ihr eigentlich auch schon mal auf den Gedanken gekommen, dass euere so genannte Hilfe absolut fehl am Platz ist!“ Launisch blies Crystal den Rauch in einer dicken Wolken zwischen den Lippen hervor. Auch wenn man es nicht erkennen konnte, spürten die beiden Jungs das sich ihre Augen wieder warnend auf sie gerichtet hatten. Dennoch versetzte Will abfällig: „Hätte ich etwa tatenlos zusehen sollen, wie man Anny umbringt?? Die Alte hätte sie ohne Reue zugrunde gerichtet! Als Bruder hat man die Verantwortung...“ „Geh mir weg mit Verantwortung!“ unterbrach Crys ihn grimmig. „Was dir diese Verantwortung einbringt hast du heut selbst gesehen. Und dann? Kannst du mir mal verraten, wie Anny je lernen soll auf sich aufzupassen wenn du sie ständig beschützt!! Wenn sie nicht endlich beginnt sich selbst zu wehren, ist es nur eine Frage der Zeit bis die Alte sie wieder in den Fingern hat!!“ Das Mädchen war bei dem letzten Satz ängstlich zusammen gezuckt. Jetzt kauerte sie sich enger in den Winkel, in dem sie saß. „Aber ich kann das doch nicht!!“ nuschelte sie dabei leise und sah beschämt zu Boden. „Wenn du dir das noch länger einredest, sicher nicht!“ fauchte Crystal bissig, worauf sich Anny nur noch kleiner machte. „Hör auf! Lass sie in Ruhe!! Das Anny in so einem Zustand ist, verdanken wir allein deiner ach so geschätzten Familie!!“ Drohend baute sich Will vor der dunkelhäutigen Frau auf. Die beäugte ihn kurz, dann seufzte sie und meinte: „Da hast du leider recht!“ Einen Moment lang herrschte beklemmendes Schweigen, dann raffte sich Crystal mit einem Mal auf. „Was hast du vor?“ „Was wohl? Verschwinden, so schnell es geht.“ „Und warum ausgerechnet jetzt! Es ist immer noch hell da draußen!“ „Das kann ich dir sagen, Kleiner!“ zischte Crys warnend. „Weil in etwa zehn Minuten Smiley samt Anhang hier auftauchen wird deshalb!“ Ohne ein weiteres Wort zu verlieren schnappte sie sich die lange Muskete, die an der Wand lehnte, und verschwand in der Dunkelheit. Das dumpfe Pochen ihrer Absätze auf den Holzdielen entfernte sich immer mehr. „Bist du sicher?“ rief Will ihr nach. „Wie lautet mein Nachname?“ kam die herausfordernde Gegenfrage aus der Ferne. Will starrte einen Moment lang in die Finsternis, dann blickte er auf Anny. Die zögerte kurz dann nickte sie schwach. Ein Blick genügte und die Kleine stand langsam auf. „Kannst du mir mal erklären, warum ihr...“ „Ich kann die Familie zwar nicht leiden, aber wenn’s um Vorhersagen geht sind die Baker- Weiber zuverlässig wie ein Kompassnadel. Und ich hab keine Lust mich noch mal von dieser Grinsebacke übern Haufen schießen zu lassen. Wie sieht’ s aus, willst du mit kommen? Mit der ganzen Bande würde ich mich lieber nicht anlegen.“ Im ersten Moment war Ace schon versucht „Nein, danke!“ zu sagen. Egal was vorhin geschehen war oder mit wie viel Mann dieser Dauergrinser hier auftauchen würde, noch einmal würde er sich nicht so vorführen lassen. Aber bevor er den Mund aufmachen konnte, streifte ihn Anny’ s scheuer Blick. Diese ängstlichen, goldbraunen Augen, in die der Schrecken von Jahren eingebrannt war. Sie schienen eins zu sagen: //Bitte! Komm’ mit!// Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)