Familienbande von Mir_Rage (Von Vätern, Söhnen und Töchtern) ================================================================================ Kapitel 1: Willkommen in der Drauned Maiden ------------------------------------------- Es war ein sonniger Vormittag auf der Grand Line. Ein stetiger Passatwind fuhr über das Wasser und kräuselte die Oberfläche des unendlichen Ozeans. Glitzernd brach sich das Licht auf dem unergründlichen Tiefblau. Ein Striker schaukelte sacht auf den Wellen und folgte dem Wind gen Nordwesten. Das einzelne Segel warf einen breiten Schatten über das schmale Deck des Schiffs. An dessen Bord befand sich lediglich eine einzelne Person. Diese lag faul in der Sonne, die Beine über die Reling gestreckt. Der breitkrempige Hut war tief ins Gesicht gezogen und das einzige Geräusch, das man auf dem Boot hörte, war ein tiefes Schnarchen. Wie üblich verließ sich Puma D. Ace blind darauf das der Wind ihn schon in die richtige Richtung wehen würde. Sein Vertrauen in die Fügung des Schicksals war beachtenswert. Andererseits blieb ihm auch gar keine andere Wahl. Schließlich döste er schneller ein als der Wind sich drehen konnte. Glücklicherweise dauerten seine Nickerchen nie sehr lange. So auch jetzt. Gemächlich wanderte die freie Hand nach oben und hob die Hutkrempe etwas an. Wortlos blinzelte der Pirat in den azurblauen Himmel über sich. Wie lange hatte er wieder gepennt? Soweit Ace sich erinnern konnte, waren vorhin noch ein paar dünne Wolkenschleier über ihm gewesen. Demnach konnten es ein paar Minütchen oder aber auch einige Stündchen gewesen sein. War aber auch nicht weiter wichtig. Ein Schwarm Möwen kreiste laut zankend über dem Striker. Wo diese fliegenden Ratten waren, war Land nicht weit. „Wurde auch Zeit!“ murmelte Ace leise vor sich hin. In der Tat war es schon mehrere Wochen her seit er das letzte Mal festen Boden unter den Füßen gehabt hatte. Und in seinem Magen klaffte ein metertiefes Loch. Langsam richtete Ace sich auf seinem Sitzplatz auf und ließ den Blick ringsum schweifen. Am südlichen Saum des Horizonts zeichnete sich die scharfe Shilouette einer größeren Insel ab. Wie ein gigantischer Schildkrötenpanzer wölbte sie sich dem Himmel entgegen. Raue rotbraune Felsen stachen aus dem Kranz der Palmenbewachsenen Sandküste heraus. An der Westseite kringelten sich eine Handvoll Rauchschwaden empor. Dort befand sich sicher eine Siedlung. Und wie der Zufall es wollte, blies der Wind den Striker genau auf diesen Teil des Eilands zu. Der Hafen von Coral- Island bestand lediglich aus einer langgestreckten Kaimauer, die sich wie eine graue Zunge ins Meer hinausstreckten. Eine Handvoll kleinerer Fischerboote lag hier vertäut. Genauso wie eine schnittige Barkasse der Marine, die auf der heranrollenden Brandung stolz tanzte. Das Gebäude der Marine- Kaserne war neben dem Handelsstützpunkt der Highlow- Company das höchste innerhalb des Dorfes Alaplage. Die anderen Häuser, die sich um die beiden Giganten drückten, waren allesamt kleiner. Sie alle hatten die gleiche kalkweiße Außenfassade und rote Ziegeldächer, die von der salzhaltige Seeluft immer mehr ausgebleicht wurden. Ein Wall aus grob behauenen Steinen sicherte die Westseite des Dorfs vor höherer Brechern. Etwas weiter südlich ging der Wall in eine weite Landzunge aus senfgelbem Sand über. Und auf jener Sandbank thronte der gesellschaftliche Mittelpunkt von Alaplage. Vor einigen Jahren war hier ein stolzer Schoner auf Grund gelaufen und war trotz unzähliger Versuche nicht mehr flott zu bekommen. Ein gewiefter Geist hatte die Gunst der Stunde genutzt, dem unglücklichen Eigner einen Stange Geld geboten und das Schiff zur örtliche Kneipe umgewandelt. So führte heute an steuerbord ein schmaler Steg in den Bauch des Schoners. Über dem Eingang hing ein Schild mit dem Namen des ehemals stolzen Schiffs. »Drauned Maiden« - Ersoffene Jungfrau. Wie passend! Jener gewiefte Geist von damals hörte auf den Namen Murph Chest, ein kleinwüchsigen Kerl Mitte vierzig. Die fehlende Größe schien er in vollem Maß in die Breite umgesetzt zu haben. Murph glich einer unförmigen Billardkugel, die auf viel zu kurzen Beinen durchs Leben watschelte. Daher hatte der Kneipenbesitzer schon vor Jahren das einzig Vernünftige getan. Wie ein Despot thronte er auf einem hohen Schemel vor den Zapfhähnen an der Theke, zapfte das Bier, schenkte Rum aus und scheuchte mit lautem Geschrei die Mädchen zwischen den Tischen herum. So auch jetzt. „Beweg deinen faulen Hintern, Mona! Ich bezahl’ dich nicht fürs Schöne- Augen- machen. Vorwärts, vorwärts, vorwärts!! Lotte, wird das heute noch was!! Mach endlich, das Bier wandert nicht freiwillig an den Tisch. Hey, Anny! Ich hab das genau gesehen!!“ Das Geschrei des Wirts war die ständige Hintergrundmusik in der » Drauned Maiden«. Es war noch früh fürs Geschäft und nur wenige Gäste saßen an den zu Tischen umfunktionierten Fässern. Davon waren die meisten altbekannte Gesichter. Umso neugieriger starrten der Wirt und seine drei Kellnerinnen daher den Fremden an, der plötzlich durch die Schwingtür eintrat. Zielstrebig schritt dieser auf einen der Tische zu, ließ sich auf den wackligen Stuhl fallen und trommelte dann ungeduldig auf das Holz. Im nächsten Moment kippte sein Kopf zur Seite und lautes Schnarchen war zu hören. Verblüfft sah sich das Kellnerinnen- Trio an, nur um geschlossen erschrocken zusammen zufahren als eine Stimme kurz darauf ungeduldig: „Bedienung!“ rief. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)