Die Story zweier Kämpfer... von MitsuruSenpaii (Vorgeschichte zu "Happy School Life") ================================================================================ Prolog: Erstes Treffen... ------------------------- "Ich geh dann zur Nachhilfe!", rief Yoko noch voller Eile in die Wohnung, dann zog sie die Tür hinter sich zu. Sie war schon viel zu spät - schon wieder. Sie würde sich beeilen müssen, wenn sie die Bahn noch rechtzeitig kriegen wollte. Normale Grundschüler gingen nicht zur Nachhilfe, aber normale Schüler hatten es sich auch nicht in den Kopf gesetzt, von einer öffentlichen Grundschule auf deine Elite Mittelschule zu wechseln - entweder, man war schon seit der Grundschule auf einer Elite-Schule, oder halt nicht. Aber Yoko Yamagishi war in der Hinsicht anders. Sie wollte unbedingt auf die Honzo Elite-Mittelschule, und dafür scheute sie auch nicht den halbstündigen Weg in die Innenstadt. Wieso sie dieses Ziel verfolgte? Es war nicht unbedingt in ihrem eigenen Interesse, sie erhoffte sich dafür aber Anerkennung von ihrem Vater. Würde sie eine erstklasissche Schule besuchen, würd er sie wahrscheinlich endlich als Tocher akzeptieren und mit ihr abgeben. Und genau dafür kämpfte Yoko unerbittlich. Ihre Mutter Nojiko war anfangs dagegen gewesen, aber sie mochte Yokos Vater auch nicht. Die beiden hatten sich getrennt - der Grund, wieso ihre Mutter wieder mit Nachnamen Rittona hieß. Doch auch, wenn ihre Mutter Yokos Entscheidung, weiterhin Yamagishi heißen zu wollen und ihren Tatendrang, an die Honzo-Mittelschule zu kommen, nicht billigte, befahl sie Yoko nicht das Gegenteil. Allerdings ließ sie es sich nicht nehmen, bei jeder Gelegenheit über Yokos Vater abzulästern. Ihr Vater, Yamatto Yamagishi, war ein sehr einflussreicher Mann, dem eine riesen Firma gehörte. Doch weil Yoko ein Mädchen geworden war, und weil er sich halt mit Nojiko verstritten hatte, hatte er neu geheiratet. Er besuchte Yoko vielleicht zwei Mal im Jahr, doch sie war immer sehr froh, wenn er da war - auch, wenn seine Besuche immer in Streits um Dinge, von denen Yoko nichts wissen durfte, endeten. Doch dieses Jahr hatte er sie noch kein einziges Mal besucht, wie Yoko schweren Herzens von Tag zu Tag stärker wahrnahm. Oder wusste er vielleicht was? Als Schülerin der recht bekannten Imura-Grundschule müsste Yoko eigentlich keine Prüfungen ablegen, um an die Mittelschule, welche ebenfalls an der Imura war, zu kommen (sie würde nicht mal Prüfungen ablegen müssen, um an die Oberschule zu kommen, denn die Imura-Schule verband alle drei Jahrgansstufen in einem). Doch wollte sie an eine Privat-Schule wechseln, würde kein Weg an den Prüfungen vorbei führen. Und gerade die der Honzo-Schule hatten es in sich. Nachdem sie das letzte Stück hatte rennen müssen, kam sie endlich am Bahnhof an, als auch schon ihre Bahn einfuhr. Sie wohnte weit außerhalb, im Higashi-Bezirk, in dem auch die gleichnamige Oberschule lag, aber sie ging weiter außerhalb zur Schule, und die Nachhilfe-Schule lag im Hauptteil von Honzo, weshalb sie mit der Bahn fahren musste. Doch das alles nahm sie auf sich, um an eine gute Schule zu kommen. Ihr Vater würde sicherlich stolz sein. Für die halbstündige Fahrt nahm sie natürlich ein Lehrbuch raus. Sie hatte nämlich das Gefühl, dass heut ein Test geschrieben werden würde, und sie wollte lieber vorbereitet sein. Nicht, dass das wirklich zwingend von Nöten war, denn Yoko war eine ausgesprochen gute Schülerin, der das Lernen zudem auch noch fließend von der Hand ging, und die nicht lang lernen musste, um etwas zu verstehen - man sagte ihr oft, dass das schon fast an eine übernatürliche Begabung grenzen würde -, doch sie fühlte sich einfach wohler, wenn sie solche Freizeiten, die sie eh nicht abwenden konnte, mit Lernen verbrachte, statt sich die Zeit totzuschlagen. Tief versanken in ihr Buch, bemerkte sie nichts von den Unruhen, die im Zug vor sich gingen, und als sie gerade das 15 Seiten lange Kapitel geendet hatte, war es auch schon Zeit am Aussteigen. "Und, wie fandest du den Test, Yamagishi-san?" Ein rosa haariges Mädchen, ungefähr in ihrem Alter, kam auf sie zu. "Darry-chan!" Yoko stand auf, streckte sich kurz, und begann dann, ihre Sachen zu richten. "Spielend einfach", antwortete sie. "Wirklich?" Darry legte den Kopf leicht schief. "Deinen IQ hätt ich gern, Yamagishi-san.", meinte sie dann seufzend. "Ich fand den Test höllisch schwer." Da musste Yoko lachen. Darry sah auf den ersten Blick aus wie ein Mädchen von höchstens 8 Jahren, und so gab sie sich auch meistens, was bei Aushilfslehrern immer Erstaunen hervorrief. Aber mit Yoko sprach sie seltsamerweise normal, wenn nicht manchmal einen Tick zu erwachsen. "Es heißt Yoko, wir sind doch Freundinnen, nicht wahr?" Darry sah sie mit ihren seltsam leeren und nichtssagend Augen an. Es war selbst für Yoko schwer, zu erraten, was das Mädchen dachte, denn es erweckte nahezu immer den Anschein, dass ihr das, was um sie herum passierte, reichlich egal war, und was wieder den Eindruck, es mit einer 8 Jährigen zu tun zu haben, verstärkte. "Hm...", sagte sie, was so gut wie nichts bedeutete. Yoko seufzte, ehe sie sich verbeugte. "Also, ich muss dann los, sonst verpass ich meine Bahn. Sag deiner Mutter einen schönen Gruß, ja?" Darry nickte. "Danke, werd ich ausrichten..." Daraufhin machte sich Yoko auf den Nachhause-Weg. Von der Nachhilfe-Schule war es Gott sei Dank nicht weit bis zum örtlichen Bahnhof, aber es war schon spät Abends, und Yoko hatte so ganz allein in der Stadt schon ein leicht mulmiges Gefühl, weshalb sie sich lieber beeilte. Im Zug fühlte sie sich zumindest etwas besser, außerdem würde sie dort wieder die Nase ins Buch stecken können. Von diesem Moment, bis sie in den Zug einstieg und nach Higashi fuhr und dort den Zug wieder verließ, geschah auch nichts sonderlich merkwürdiges: Yoko laß wie immer in einem ihrer sehr teuren Lehrbücher - für die ihre Mutter hart arbeitete, wie Yoko immer mit einem starken Schuldgefühl bewusst wurde - und bekam von ihrer Umwelt nichts mit, aber damit verpasste sie auch nichts, denn um die Uhrzeit war in diese Richtung in den Zügen nicht mehr viel los. Am Bahnhof dann ließ sich sie in ein kurzes, belangloses Gespräch mit einer Bekannten ein, in dem es nur um solche Banalitäten wie dem Wohlbefinden ihrer Mutter ging. Danach machte sich Yoko eiligst auf den Weg. Als sie durch den Park kam, bemerkte sie jedoch, das was nicht stimmte. Laute Stimmen und Schreie waren zu hören. Ob hier vielleicht gerade eine Schlägerrei stattfand? Ihre Mutter hatte sie schon öfters zur Vorsicht angehalten, denn die Schüler der Higashi-Oberschule waren ziemlich streitlustig, aber bisher hatte Yoko selbst sowas noch nie erlebt. Den Hauch einer Vorahnung hegend wollte Yoko gerade kehrt machen und zurück zu den Häusern gehen, um dort einen Umweg zu nehmen, der sie zwar durch einige Straßen und Häusergaßen durchführen würde und auch 15 Minuten länger dauern würde, sie aber davor weg vom Spielplatz und der dort lauernden Gefahr bringen würde, doch in dem Moment raschelte es neben ihr im Gebüsch, und ein Typ kam auf sie zugesprungen. "Haben wir dich!" Yoko wollte irgendwie reagieren, doch das alles geschah viel zu schnell - doch einen Augenblick später stand plötzlich ein weiterer Typ vor ihr, der sich schützend vor sich gestellt hatte. "Alles okay?" Die nächsten Ereignisse geschahen rasend schnell: Plötzlich sprangen aus alle Ecken und Enden irgendwelche Typen, und die meisten erkannte sie anhand der Uniformen als Schüler der Higashi-Oberschule an. Diese gingen sogleich auf andere Jungs los, welche die selben Uniform trugen wie jener, der sie eben beschützt hatte. "Hast du was abgekriegt?" Er Junge, der sich schützend vor gestellt hatte, ging auf die Knie - was eigentlich nicht nötig gewesen wäre, dennn so viel größer als sie war er nicht. Stumm schüttelte Yoko als Antwort den Kopf. Nach einigen Sekunden wagte sie es aber doch, den Mund aufzumachen. "N-nein..." Daraufhin lachte der Junge. "Immerhin etwas... Ich dacht schon, du hättest dir vor Schreck auf die Lippen gebissen." Er musterte sie kurz, dann sah er sich. "Was macht eine Grundschülerin - du bist doch Grundschülerin, oder?" Er hielt kurz inne, um Yokos Kopfnicken abzuwarten, ehe er weiterfuhr. "Also, was macht eine Grundschülerin wie du um diese Uhrzeit noch unterwegs?" Yoko wollte gerade antworten, als der Typ gepackt wurde. "Denkst, du könntest dir 'en Kaffekränzchen erlauben, oder was?" Und dann sah Yoko in ihrem Leben zum allerersten Mal eine handfeste Schlägerrei. Und obwohl ihr Kopf ihr ununterbrochen sagte, sie solle schnell abhauen und sich in Sicherheit bringen, konnte sie keinen einzigen Schritt gehen. Stattdessen sah sie wie gebannt dem Jungen von eben zu, welcher sich hitzköpfig, aber irgendwie auch stilvoll durch die Menge kämpfte. Während sie ihm zusah, wurde ihr klar, woher sie seine Uniform kannte: Sie hatte mal vor einiger Zeit zur Hälfte im Fernsehen einen Bericht über Jugendgewalt gesehen, in der auch von dieser Schule, dessen Uniform der Junge trug, erzählt wurde. Doch ihre Mutter hatte dann ausgeschaltet, weil sie nicht wollte, dass sich Yoko sowas ansah. Sie wusste daher nicht den Namen dieser Schule, aber zumindest, dass sie und der Bezirk weit im Süden lagen. Der Junge hatte, obwohl er auf den ersten Blick sehr jung aussah und sicherlich nicht älter als 15 sein konnte, eine sehr tiefe, weit schallende Stimme, mit der er die ganze Zeit rumschrie und all seine Tritte und Schläge mit eigensinnigen Namen versah. Der Kampf dauerte ingesamt nicht länger als 15 Minuten, doch diese 15 Minuten kamen Yoko wie halbe Ewigkeiten vor, und egal, wie sehr sie sich bemühte, sie konnte den Blick nicht von diesem Jungen lassen. Seine ganze Art hatte etwas seltsam anziehendes, auch, wenn sie nicht genau sagen konnte, was. Und dann, von einer Sekunde zur nächsten, war alles vorbei. "Verdammt, das wird sich rächen, ihr Elenden..." Die Higashi-Schüler türmten, und die Gewinner begannen lautstark zu lachen und zu feiern. "Diese elenden Waschweiber haben doch gar nichts drauf!" und "Gott, was für Pussys!" Sogleich umzingelten sie den Jungen, der sie beschützt hatte: Er war zwar nicht sehr groß; viele um ihm herum waren größer, doch er stach schon allein durch seine Haarfarbe und die Frisur hervor. Dieser ließ sich auch wie ein Held feiern. "Yoooosh, denen haben wirs gezeigt! Die sollen sich nochmal mit uns anlegen..." Plötzlich sah er in ihre Richtung, und im nächsten Moment machte er sich von seinen Kameraden los und kam auf Yoko zugeschlendert. "Wie, du bist immer noch hier? Musst du nicht nach Hause? Es dämmert bereits!" Yoko wusste nicht, was sie antworten sollte. Es war, als habe sie ihre Zunge verschluckt. Also zuckte sie nur hilflos mit den Zultern. "Mich interessiert ja immer noch, was eine Grundschülerin um diese Uhrzeit noch draußen verloren hat, vor allem in Schuluniform." "Ehm..." Endlich schien Yoko ihre Stimme wieder erlangt zu haben. "Ich... hatte Vorbereitungskurs..." Das versetzte den Schlägertypen in Erstaunen. "Wie, als Grundschülerin? Schlag mir eine rein, wenn ich falsch liegen sollte, aber ist das nicht ein Stücken seltsam, als Grundschülerin schon 'nen Vorbereitungskurs zu besuchen?" Auf die Aussage mit dem Reinschlagen musste Yoko leicht kichern, was ihr nen verwunderten Blick bescherrte. "Ehm... ich will von der öffentlichen auf eine Private Schule wechseln... auf die Honzo-Mittelschule..." "Boah, leck mich fett!", rief der Typ daraufhin mehr als nur überrascht. "Das ist doch diese total verschrobene und bis in alle möglichen Ecken bekannte Bonzen-Schule, ne?" Yoko nickte. "Genau." "Und da willst du hin? Darf man den Grund dafür erfahren?" "Naja... ich will, dass mein Vater stolz auf mich ist. Wenn ich es auf diese Schule schaffe, erkennt er mich sicher endlich als seine Tochter an..." Daraufhin seufzte der Typ. "Klingt nach 'ner dummen Familien-Geschichte..." Er war vorhin in die Hocke gegangen, stand aber nun wieder auf und sah sich um. "Kommst du, Boss?", wurde ihm zugerufen, doch er winkte nur herrisch ab. "Nen Moment, hai?" Er streckte sich kurz, dann beugte er sich wieder leicht runter (wie schon erwähnt, viel größer als sie war er seltsamerweise eh nicht, da gab es also nicht viel zum Runterbeugen). "Naja, ohne mich allzu sehr einmischen zu wollen kann ich sagen, dass es ein Fehler sein kann, wenn man nur für andere statt für sich selbst lernt..." Er hielt kurz inne, und schien etwas sagen zu wollen. "Okay, zugegeben, ich selbst will eigentlich auch nur für jemand anderes...", fing er an, doch dann brach er wieder ab. "Ach, vergiss das von eben..." Er sah ihr tief in die Augen, und Yoko bemerkte, dass er rote Augen hatte. "Sag... das ist doch gewiss nicht einfach, oder? Das viele Lernen, die ständige Vorbereitungskurse... oder?" Yoko nickte zörgernd. "Schon, aber ich kämpfe weiter, weil ich dieses Ziel unbedingt erreichen will." Plötzlich fing der Schlägerjunge an zu lachen. "Dann bist du also eine Kämpferin, wie?" "Kämpferin... naja, kommt auf den Zusammenhang an. So wie du könnte ich zum Beispiel niemals kämpfen..." "Glaub mir: Ist auch besser so, wenn du es nicht machst. Ich kann dir sagen, das ist kein schönes Leben..." "Wenn das so ist, wieso kämpfst du dann? Wieso kämpfen die Menschen überhaupt gegeneinander? Wieso tun sie sich so schreckliche Sachen an?" Der Stachelkopf seufzte. "Hey, wenn ich das wüsste, würd ich mich sicher nicht selbst prügeln... Und dennoch ist es so, dass du wohl nicht drumrum kommen wirst, dir deinen Weg durchs Leben zu erboxen. Wenn du im Leben etwas erreichen willst, wirst du kämpfen müssen. Du wirst dein ganzes Leben lang kämpfen müssen, und der letzte Kampf ist der gegen den Tod. Aber selbst, wenn du an dieser Stelle angekommen bist, darfst du nicht aufhören, zu kämpfen, okay? Egal, wie scheiße das Schicksal es mit dir meint: Du musst das Kinn immer stolz erhoben tragen und allen, die dir trotzen, allen Deppen und vor allem dem verfluchten Schicksal, frech den Mittelfinger zeigen!" Sie bemerkte, dass er heftigst aus einer Wunde an der Lippe blutete, doch das hinderte ihn anscheinend nicht daran, fett weiter zu grinsen. Doch dann verschwand dieses Grinsen plötzlich, und er wurde noch einen Tick ernster. "Doch wenn ich "Kämpfen" sage, meine ich damit nicht nur den Kampf mit dem Schwert, sondern auch den mit dem Kopf. Du wirst dich immer behaupten müssen im Leben, doch nur halb so oft, wie es dir lieb ist, wirst du dein Schwert zum Gewinnen des Kampfes benötigen." Er schwieg und sah sie ernst an, ehe er fortfuhr. "Es gibt Kämpfe, die lassen sich nicht mit dem Schwert oder mit roher Gewalt gewinnen. Und genau diese Art von Kämpfen mein ich. Wirst du stark genug sein, im richtigen Moment das Schwert liegen zu lassen und den richtigen Weg zu wählen?" Er schien noch was hinzu fügen zu wollen, doch dann brach er in schallendes Gelächer aus. "Pfff, was laber ich heut für sentimentalen Quatsch? Vergiss das grad einfach, denn du wirst wahrscheinlich eh niemals ein Schwert in die Hand nehmen." Doch als krassen Gegensatz zu seinen Worten nahm er plötzlich sein Holzschwert, welches an seiner Seite hing, sah es einige Sekunden nachdenklich an und... - streckte es Yoko plötzlich entgegen. "Hier." Yoko starrte das Schwert einige Sekunden an, als würde es sich dabei um eine giftige Schlange handeln, ehe der Typ es ihr erneut auffordernd unter die Nase rieb. "Ehm... aber hast du nicht eben gesagt, ich würde wahrscheinlich eh niemals ein Schwert in die Hand nehmen? Wo liegt dann der Sinn, dass du mir nun selbst eins in die Hand drücken willst?" Endlich kam das rothaarige Mädchen dazu, auch was zu sagen. Daraufhin zuckte der Typ die Schultern. "Naja, hat keiner gesagt, dass du dich damit rumkloppen sollst. Sieh es stattdessen eher als Erinnerung daran, dass du dir geschworen hast, dir deinen Weg durchs Leben zu kämpfen. Wenn du mal nieder geschlagen bist, nimm das Schwert und denk an mich und daran, wie du niemals enden willst. Und vielleicht wirst du es eines Tages sogar wirklich gebrauchen können... wobei ich hoffe, dass es nicht so ist..." Den letzten Satz sagte er jedoch so leise, dass sie ihn kaum verstand. Dann wandte er sich um. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte, aber sie wollte nicht, dass er ging, sie wollte ihm weiterhin beim Kämpfen zuschauen. Er hatte diesen elanvollen Stil, voll mit Kraft und Energie, aber dennoch nicht nur dumpfes Draufloskloppen, wie es die meisten taten. "W-warte...", rief sie ihm hinterher, aber er drehte sich nicht um, sondern streckte nur den Finger in den Himmel. "Denk dran! Immer mit stolz erhobenem Kinn durchs Leben gehen, dann werden wir uns eines Tages sicher wieder begegnen! Und pass gut auf mein Schwert auf, vielleicht wirst du es mir eines Tages wieder geben müssen!" Yoko stand da und sah diesem Typen hinterher. Sie versuchte sich alles an ihm einzuprägen, wirklich alles: Seine blauen, stachlig frisierte Haare, seine Augenfarbe, seine Stimme, die Art, wie er sprach und seinen Kampfstil. Wie dumm nur, dass sie seinen Namen nicht kannte... "Yoko-chan?" Schnell rannte Yoko auf ihr Zimmer hoch, aber bevor sie darin verschwand, rief sie ein "Ich bin lernen" ihrer Mutter ins Wohnzimmer zu. Im Zimmer angekommen sah sie sich hastig um, wo sie das Schwert verstecken konnte. Wenn ihre Mutter dieses Teil sehen würde, würde sie nämlich sicher einen Herzinfarkt oder so ähnlich bekommen vor lauter Schreck, und das wollte sie ihrer Mutter ersparen. Aber weil sie keinen besseren Ort fand, verkrammte sie es kurzerhand unters Bett - keine Sekunde zu früh, denn dann kam gerade ihre Mutter rein. "Wieso bist du so spät? Ich hab mir wahnsinnige Sorgen gemacht. Und was machst du unterm Bett?" Yoko versuchte, ganz normal zu lächeln. "Frage Nummer Eins: Ich hab eine alte Klassenkameradin getroffen und hab mit ihr ein wenig gesprochen, und außerdem Minashi-san. Und Frage Nummer Zwei: Ich wollte gerade mein altes Klassenbuch rausholen und nachschauen, wie dieses Mädchen nochmal mit Vornamen hieß und wann wir in der selben Klasse waren." Sie holte das Buch, welches direkt neben dem Schwert lag, bevor, und zeigte es lächelnd ihrer Mutter, in der Hoffnung, dass das eine normale Ausrede war, die ihre Mutter glauben würde. Nojiko sah sie noch zwei Sekunden an, dann seufzte sie. "Na denn... ich hab mir echt Sorgen gemacht, den es schien, als hätte es auf dem Spielplatz wieder mal eine Schlägerrei gegeben..." Sie legte den Kopf schief, ehe sie nochmals seufzte. "Wenn das so weiter geht, werd ich dich für den Rest des Schuljahres nicht nur zur Nachhilfe, sondern auch zur normalen Schule bringen müssen." Dann lächelte sie Yoko aufmunternd zu. "Aber sobald du an der Hanzo genommen wurdest, ziehen wir eh nach Hanzo-Mitte!" Yoko sah überrascht auf. "Wirklich?" "Ja, ich hab nächste Woche sogar schon einen Termin, um mir eine Wohnung in Hanzo anzuschauen. Du musst nur noch die Aufnahme-Prüfung im Winter bestehen, dann können wir schon hinziehen." Von Freude erfüllt sprang Yoko auf und ihrer Mutter in die Arme. "Das ist ja wunderbar!" "Naja, mir wärs lieber, du würdest an diese Schule wollen, weil du das selbst willst, und nicht, weil du deinen Vater beeindrucken willst, aber wenn dies dein Wunsch ist, werde ich den Teufel tun und dir im Wege stehen." Sie drückte ihre Tochter an sich und gab ihr einen Kuss auf den Kopf. "Dein Wohlergehen geht über alles, Yoko-chan." Daraufhin drückte Yoko ihrer Mutter einen Kuss auf die Wange. "Du bist die beste Ôka-san der ganzen Welt, weißt du das?" Beim Essen wurde dann die ganze Zeit nur noch über den gepanten Umzu gesprochen, und die Schlägerrei und der blauhaarige Stachelkopf waren fürs erste vergessen. Doch spät in der Nacht, als Yoko schon lange im Bett lag, aber nicht einschlafen konnte, musste sie wieder dauerhaft an ihn denken. Wer er wohl war? Und würde sie ihn jemals wieder sehen? Und wieso er ihr wohl einfach so sein Schwert gegeben hatte? Yoko wusste nur eines: Das er unglaublich cool war und das sie gern selbst so wie er wäre. Doch nichtmal in ihren tiefsten Träumen hätte Yoko sich zu erträumen gewagt, dass dieser Wunsch eines Tages in Erfüllung gehen wird... ------------------- Okay, das mag nun etwas verwirren, aber ich hatte irgendwie totale Lust, Yokos Gesichte in dieser Art noch etwas ausführlicher zu erzählen, deshalb dieses Kapitel nun... Ich hoffe, es gefällt euch : D Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)