Das letzte Werk von CaptainCalvinCat ================================================================================ Kapitel 1: Die Party-Crasher ---------------------------- „Sie schmeißen hier eine beeindruckende Party.“, stellte der junge Mann fest und die Gastgeberin drehte sich amüsiert grinsend um. „Tatsächlich?“, erkundigte sie sich und ihr Gegenüber nickte. Die Sternenflottengalauniform stand ihm adäquat gut und sein Glas enthielt braune, sprudelnde Flüssigkeit. Cola. Natürlich hatte sich N’Tschu’Nka für ihre Party über die Gepflogenheiten und Trinkgewohnheiten der Gäste informiert, schließlich wollte sie ja eine vollendete Gastgeberin sein, aber das der Captain, der ihr da gegenüber stand, sich ein Glas Cola gegriffen hatte, das überraschte sie nun doch. Der Rest seiner Crew trank Sekt, manche Orangensaft, aber nur er hatte sein Glas Cola gewählt. „Es freut mich, das die Party Ihnen gefällt, Captain.“, lächelte sie ein märchenhaft schönes Lächeln, „Das Hauptereignis wird noch kommen und es wird sehr überwältigend sein.“ Ihr Gegenüber lächelte, stellte die Cola auf den Tisch neben sich und verschränkte die Hände hinter dem Rücken. „Es is nur ein Bild.“, stellte er stirnrunzelnd fest und sie hatte das Gefühl, als wüsste er nicht so recht, was an diesem Ereignis so ereignisreich sein sollte. „Es wird das Gemälde ‚Sonnenwind’ von Michael Heinz ausgestellt.“, erklärte sie und grinste, „einem deutschen Maler aus dem 20. Jahrhundert. Es ist damals in den Besitz einer interstellaren Piratenbande geraten und wurde erst, nachdem wir dieses Piratennest ausgehoben haben, sichergestellt. Danach mussten wir es ersteinmal bearbeiten, damit wir es der Föderation am heutigen Tag endlich wieder in den terranischen – oder besser föderalen – Besitz zurückgeben können.“ Calvin Nathan Cat hob beide Augenbrauen, griff nach seiner Cola und trank einen Schluck. „Michael Heinz – sagt mir so gar nix.“, stellte er fest und schüttelte den Kopf, „Nö, noch nie von gehört.“ „Er ist einer der wegbereitendsten Maler gewesen, die man sich vorstellen kann.“, erklärte die rauchig-samtene Stimme Agatha Silverbirds neben ihm und die vertraute Gestalt schälte sich aus dem Dunkel. „Huch, wo kommst Du denn her?“, fragte Cal und die erste Offizierin der USS Dragonfly NCC 0815-A grinste, „Ich hab mich mal umgesehen.“ „Okay.“, antwortete der Captain und trank noch einen Schluck Cola, „Sag mal – wie kommt es, das Du dich so mit Erdenmalern aus dem späten 20. Jahrhundert beschäftigst?“ In Agatha Silverbirds Augen stand Unverständnis: „Wie? Habe ich dir nicht erzählt, das das mein geheimes Steckenpferd, meine geheime Passion ist?“ „Hm – wär mir neu.“, entgegnete Cal, „Andererseits wusste ich auch, bis vor kurzem, nichts von deinen anderen, geheimen Passionen, wie beispielsweise Auto- oder Pferderennen, oder an Mopeds herumschrauben.“ Er grinste. Ja, vor ein paar Monaten hatte er sie mal im Holodeck dabei ertappt, wie sie sich am Motor einer Honda-Maschine versucht hatte – das Ding war abgegangen, wie die berühmte Katze der Schmitz, oder Schmidts, oder Schmitts, oder in welchen Varianten man diesen Namen noch schreiben kann. Agatha war seine erste Offizierin, eine wunderschöne Frau, mit feuerroten Haaren, die ihr bis zu den Hüften herunterreichten, von denen manche sagten, wenn Agatha Bauchtanz lernen würde, wären diese Hüften gefährliche Waffen. Was diese Leute nicht wussten, war, das Agatha sowieso Bauchtanz erlernte und das diese Hüften nur halb so gefährlich waren, wie der berühmte Killerblick, den sie jedes Mal aufsetzte, wenn ihr jemand dumm kam. Dann konnte es passieren, das man der Meinung war, der Raum erkalte binnen Nanosekunden auf 0 Grad Kelvin, also immerhin Minus 273 Grad Celsius. Aber Agatha war nicht nur bildschön, eine Wildkatze, wie sie im Buche stand und daher durchaus in der Lage, sich ihrer Haut zu erwehren, sie war auch noch aussergewöhnlich clever. Was eigentlich der Grund sein sollte, weswegen sie die Kommandantin der USS Dragonfly hätte sein sollen, aber da Cal dort eine leicht despotische Ader durchblitzen lies, und sich selbst den Captainssessel gönnte, tat er danach sofort das Richtige und machte Agatha zu seiner ersten Offizierin – damit wenigstens der XO wusste, was er tat. Calvin Nathan Cat bevorzugte es, sich mit „Cal“ ansprechen zu lassen, statt mit „Captain“, war mit 1,83 Metern relativ groß, hatte grüne Augen und kurze, blonde Haare, sowie einen Körperbau, der seine Lebensgewohnheiten (Milchschnitte und Cola zum Frühstück, kaum Mittagessen, dafür abends richtig reinhauen) komplett ad absurdum führte. Er, sowie sein Zwillingsbruder Richard Nathaniel Cat, hatten die USS Dragonfly erdacht, geplant und mit dem Rest der Starfleetacademyklasse, Jahrgang 2378, sowie der Hilfe Admiral Janeways und ihrer Voyagercrew, aus der Taufe gehoben. Aus diesem Grunde hatte er sich zum Captain ernannt, während sich sein Zwilling, der sicherlich mit seinem 1,0-Schnitt besser geeignet und qualifiziert gewesen wäre, als der 3,2er Kandidat Cal, dann doch lieber versuchte, auf ehrlichem Wege zum Captain zu werden und sich den Rang nicht einfach zu „erschwindeln“. Das dies zu einer tiefen Kluft zwischen den Gebrüdern führte, dürfte zu verstehen sein, denn „erschwindeln“ war für den Captain honoris causa ein etwas hartes Wort. Nun jedoch 2 Jahre nach den Ereignissen, die zum Bau der Dragonfly, dem damit einhergehenden „Jungfernflug“ und den ersten interstellaren Problemen führten, bewertete selbst Rick, der zur Zeit als Lieutenant auf der Roswell Dienst tat, die Situation ein wenig anders. Die Dragonfly hatte es tatsächlich geschafft, sich zu behaupten, auch wenn es zunächst Kritiker gab, die die Sache nicht so optimistisch sahen. Doch spätestens seit der Zylonenangelegenheit im letzten Jahr, war das Projekt Teen Squadron recht angesehen. „Ja, genau so.“, lächelte Agatha und riss Cal wieder ins hier und jetzt zurück. Sie waren auf dem Planeten Armadia um dort an der feierlichen Übergabe des Gemäldes „Sonnenwind“ von Michael Heinz beizuwohnen, beziehungsweise um das Gemälde in Empfang zu nehmen. Der „Sonnenwind“ sah für Cal erstmal eines aus. Rot. Der Captain hatte es auf einem Foto aus den 40er Jahren des späten 20. Jahrhunderts gesehen und hielt es für relativ unspektakulär. Ein roter Punkt in der Mitte – die Sonne – von dort wie mit dem Wischfingerwerkzeug der Photoshopversion 3000, die im Speicher der Dragonfly eingelagert war, konzentrische „Spritzer“ um die Sonne herum – und sowas nannte man dann „Kunst“. Mit der Cal es nun erstmal gar nicht wirklich hatte – aber, wie es schien, Agatha um so mehr. Da machte es auch nichts, das er davon nicht viel verstand, solange es seine Erste Offizierin tat, war doch alles in bester Ordnung. Wenngleich – wie schon gesagt – es für ihn neu wäre, das sie ein sehr starkes Interesse an den Heinz-Werken hatte – wobei er ihr einen elaborierten Kunst-Sachverstand nicht absprechen wollte und auch konnte. „Dann wollen wir das Bild einmal enthüllen.“, erklärte N’tschu’Nka. Das Bild hing in seinem schweren Bilderrahmen, mit einem schweren, schwarzen Samtvorhang verhangen, an der Wand, vor einer Bühne, auf die N’tschu’Nka gerade zutrat. Als sie am Rednerpult angelangt war, räusperte sie sich und begann, mit melodiöser Stimme, ihre Rede zu halten. Cal bekam nur das „Sehr geehrte Damen und Herren“ mit, als sein Kommunikator sich mit lauten „Blip“-Lauten bemerkbar machte. Seine Crew, also die Mitglieder, die sich mit nach unten gebeamt hatten, sahen ihn mit finsterer Miene an und Cal wusste, woher er diesen Gesichtsausdruck kannte. Während er sich im 21. Jahrhundert aufgehalten hatte, galt es als eine nahezu unverzeichliche Todsünde, während eines Opernbesuches, sein mobiles Kommunikationsgerät, das sogenannte Handy, auf voller Lautstärke „plärren“ zu lassen – besonders dann, wenn es mehr oder weniger absurde Klingeltöne hatte. Das Blippen von Cals Kommunikator war jetzt zwar nicht gerade ein absurder Klingelton, aber er war laut genug, damit sich die Anwesenden gestört fühlen konnten. Beruhigend lächelnd klopfte er auf den Kommunikator und flüsterte: „Ja, Cat an Dragonfly? Was gibt es?“ „Masterton hier.“, erklang eine gedämpfte, kräftige Männerstimme und Cal musste kurz grübeln. Masterton – Masterton – der Name sagte ihm was. Sollte er auch, schließlich war Masterton ein Mitglied seiner Crew. Dann hatte er es – Angus Masterton, er war der taktische Offizier der Nachtschicht. „Ja, Angus, was gibt’s?“ „Cal, du wirst es nicht glauben.“, raunte Angus, „Eine Transwarpleitung hat sich gerade geöffnet.“ Der Captain schluckte. Eine Transwarpleitung, das konnte nur EINES bedeuten, und DAS war nun gar nicht gut! „Haben wir schon Kontakt?“, fragte er, bereit, die Veranstaltung sofort aufzulösen. „Ja.“, erklang Mastertons Stimme, „Wir haben nur leider keine Möglichkeit, anzugreifen.“ „Warum nicht?“ „Die Sphäre ist schon da.“ Und tatsächlich. Kaum zwei Armeslängen von ihm entfernt, materialisierten, in einem grünlichen Energiegewaber, drei Borg. Nur Drei – aber drei Borg waren ausreichend genug um eine Party zu sprengen. Der Captain hatte sofort den Phaser in der Hand – zielte, doch der mittlere Borg war schneller, nahm Ziel und seine Waffe spie einen massiven, grünen Energiestrahl auf – die Frau neben ihm. Agatha Silverbird. Mit vor Schock aufgerissenen Augen keuchte sie einmal auf, und fiel dann, steif wie ein Brett, zu Boden. Cals Augen waren ebenfalls vor Schock aufgerissen, dann umwölkte Zorn seinen Blick und er erwiderte das Feuer. Der Strahl zerstob am Schutzschirm des Borg, der daraufhin auf ihn feuerte. Doch der Schuss holte ihn nicht von den Beinen. Im Gegenteil, der Strahl passierte ihn, ohne das er irgendeinen Schaden anrichten konnte. Währenddessen nahmen die anderen beiden Borg Ziel und schossen ebenfalls – Jill Menacer und Gina Intrupper fielen zu Boden. ‚Verdammt.’, dachte sich Cal, wieso wirkt der Strahl bei denen und bei mir nicht? Erneut gab er einen Schuss ab, erneut zerstob die Energie des Phasers am Körperschutzschild des Borg. Der schaute ihn kurz an – er konnte das Gesicht nicht erkennen, es war voller Implantate, wohl aber den Körper als solches. Das waren keine Borgdrohnen – jedenfalls keine männlichen. Das Angriffskommando war weiblich. Stirnrunzelnd machte Cal einen Schritt auf die Borg zu, als seine Beine ihm plötzlich nicht mehr gehorchten, sein Kopf voller Bienen zu sein schien und sein Kommunikator – sein Kommunikator Blitze in seinen Körper sandte. Ihm fiel die Geschichte ein, die Seven ihm erzählt hatte, damals, während der Sache mit den Zylonen, wo er, Agatha und Seven in einer Zweckgemeinschaft zusammen wg-ten. Damals hatte eine telepathische Werferpflanze, ein monströses Ding, das aussah wie eine gigantische Wolke, die Crew der Voyager hypnotisiert und sie dazu verleitet, in diese Pflanze zu fliegen, damit sie dort verdaut werden konnten. Die Crew dachte, es wäre ein Wurmloch, das sie zur Erde brachte – nur Seven, der Doktor und die kleine Naomi Wildman waren davon nicht betroffen, da der Doktor ein Computerprogramm war, während Seven und Naomi die Voyager als ihr zu Hause betrachteten. Um Seven nun ruhig zu stellen, sendete Captain Janeway eine starke EM-Entladung an die Konsole, an der die Borg arbeitete, weswegen sie in Stasis fiel. Und Cal spürte, das sein Kommunikator gerade das selbe machte. Seine Beine gaben nach, er sank auf die Knie und sah, das die anderen Sternenflottenoffiziere ebenfalls zu Boden gingen. ‚Verdammt, irgendjemand hatte was mit den Kommunikatoren gemacht.’, schoss es Cal durch den Kopf, als sein Oberkörper nach vorne fiel und seine Augenlider blei schwer wurden und einfach nur zufallen wollten. Was mit den anderen Anwesenden war, die nicht der Sternenflotte zugehörig waren, konnte der Captain nicht erkennen, das Einzige, was er sah, war, wie eine der drei Borg-Damen auf N’tschu’Nka zutrat, ihr einen kräftigen Schlag in die Magengegend verpasste, was die Gastgeberin zu Boden gehen ließ, und eine Art Sender an dem Bild anbrachte. Er wollte seine Hand zur niedergeschossenen Agatha ausstrecken, aus welchem Grunde auch immer, nur merkte er, wie sein Körper ihm nicht mehr gehorchte und wie seine Gedanken zerfaserten. Seine letzten Gedanken kreisten um den Sonnenwind – und um Agatha. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)