Children's Games von Ryourin ================================================================================ Kapitel 1: Five Kids, Five Lives -------------------------------- So what is this I see? There is nothing but anger Burning inside of me Do you wish to feel complete? (They know no God) Say you want it, you need it (They have no voice) We are the sound We don’t belong So raise up your hands And sing along ~ Sein Name ist Jack, er ist 16, und gerade richtet er eine Waffe auf den Kopf eines Ladenbesitzers. Er ist umstellt von vier anderen Jungen in seinem Alter und jünger, und es ist eine Szene, die sie gewohnt sind. Schließlich ist es für eine Gruppe wie sie nicht ungewöhnlich, Leute auszurauben. Es ist nur nicht so üblich, dass diese Dinge schiefgehen. „Bleib ruhig, Jack“, sagt Jeff, ein kleiner Kerl mit braunen Haaren und rastlosen, dunklen Augen. Er bemüht sich, ruhig zu klingen, aber er versagt kläglich. Den nervösen Ton seiner Stimme kann er nicht verstecken. Es ist nicht die Waffe am Kopf des Ladenbesitzers, die ihn ängstigt. Der tote Körper in einer Ecke des Raumes ist dagegen eine völlig andere Sache. „Klappe”, murmelt Jack und kämpft gegen das Zittern seiner Hände an. Eine Waffe ist nicht besonders einschüchternd, wenn die Hand, die sie hält, erbärmlich zittert. Es würde dem bedrohten Ladenbesitzer höchstens mehr Zuversicht vermitteln, und das Letzte, was er jetzt braucht, ist eine rebellische Geisel. Auf dem Boden ist eine Pfütze aus Blut, und sie ist riesig. Jack weiß, dass es viel zu viel Blut für eine einzige Person sein müsste, schließlich war er derjenige, der den toten Körper durch die Blutlache in die verdammte Ecke geschleift hat. Wie zu erwarten war jeder seiner kleinen Anhänger zu feige dazu. „An der Wand ist… Blut, und... und...“ Gehirn, will Mike sagen, ein weiterer seiner Mittelsmänner – oder Mittelsjungen, was das betrifft, immerhin sind sie alle nur ein Haufen Kinder, die ein schiefgelaufenes Spiel spielen. Seine Stimme ist tonlos, sein Gesicht blass, und er sieht aus, als müsste er kotzen. Er ist wahrscheinlich kurz davor, denkt Jack, und seufzt, seine Hände noch immer um den Griff der Waffe verkrampft. „Und?“, gibt er kühl zurück, und der Junge wirft ihm einen schockierten Blick zu. Er steht Todesängste aus, bemerkt Jack. Er versteht es auch, denn eigentlich war der Körper in der Ecke niemals Teil des Plans. Aber sie können es nicht mehr ändern, und er wird sich nicht ergeben, niemandem. „Was machen wir jetzt?“, fragt Brian. Brian ist gut, denkt Jack, immer rational. Niemals zu ängstlich, nie zu emotional, ganz im Gegensatz zur Hälfte der anderen Idioten; aber er ist ein Denker, kein Anführer, und darum ist Jack der Alphawolf und nicht etwa er. Jack wüsste jedoch nicht, was er ohne ihn tun sollte. Brian wird es wissen. „Er hat unsere Gesichter gesehen”, murmelt Kyle. Kyle ist der Älteste, 17, und er ist womöglich auch der Furchterregendste unter ihnen. Er ist vermutlich der Einzige neben Brian, den Jack respektiert. Die Art, wie Kyle seine Worte betont, deutet jedoch etwas an, das sie bisher noch nie getan, nie gewagt haben. „Und?“, fragt Jeff stur. Er weiß, worauf Kyle anspielt, und egal wie die Umstände aussehen, er will nicht. Er kann keine weiteren, herumspritzenden Organe mehr ertragen, und Mike nickt hektisch. „So kommen wir hier nie raus.“ Jack sieht jeden von ihnen für einen kurzen Moment an und dreht sich dann wieder zu ihrem Gefangenen. „Wir müssen“, bestätigt Kyle. Brian wirkt nervös, ruhelos, und hält seine Augen auf den Boden gerichtet, um den Ladenbesitzer nicht anzusehen, doch er weiß, dass sie Recht haben. Schließlich sind sie keine Kinder mehr. Hier kommen sie nicht mehr raus, wenn sie einen Zeugen am Leben lassen. Am Leben lassen, denkt Jack, und grinst für einen Moment. Das Zittern scheint vergessen. Das ist neu. Die Hälfte von ihnen ist verstört, entsetzt, aber er kann nicht leugnen, dass es ihn irgendwie aufregt. In der Ecke liegt ein toter Körper und bis jetzt stört es ihn nicht. Tatsächlich ist diese Kontrolle über so viel wie ein anderes Leben vielleicht genau das, was Jack immer brauchte. Er hat jedoch nicht das Gesicht des Körpers gesehen. Das des Ladenbesitzers ist voller Angst, mit geschlossenen Augen und zitternden Lippen. Er sieht aus, als würde er gleich in Tränen ausbrechen. Nichts, wofür er sich schämen muss, denkt Jack, er hat nur noch ein paar Minuten. „Ich habe eine Frau“, wimmert der Kerl plötzlich. „Und zwei kleine Mädchen.“ Das winzige Flackern verzweifelter Hoffnung in seinen Augen lässt Jack für einen Moment schaudern, aber er fängt sich augenblicklich wieder. „Und?“, fragt Jack ruhig, und der Funken Hoffnung verschwindet. Jeff sieht ihn und den Kerl unruhig an. Er gehört nicht zu uns, versteht Jack. Er glaubt immer noch an Märchen. „Sie... brauchen mich.“ Die Stimme des Kerls bricht und Tränen laufen über seine geröteten Wangen. Er steht Todesängste aus, wortwörtlich, und Jeff fühlt mit ihm. „‘Nen armseligen Kerl wie dich, der um sein erbärmliches Leben bettelt?“ Jack weiß, dass er grausam ist. Es ist sein eigener, armseliger Drang, sein Handeln zu rechtfertigen, dessen er sich nicht bewusst ist, und das ist, was Jeff und Mike wissen. Der Unterschied zwischen den beiden und ihrem Alpha ist die Existenz eines Gewissens irgendwo tief im Innern ihrer verdrehten Köpfe. „In Ordnung.“ Jack sieht ihrem Gefangenen direkt ins Gesicht. Er fühlt seine Angst, seine Unruhe, seinen Schmerz beinahe körperlich, und obwohl die Kontrolle ihn erregt wie nicht anderes, bemitleidet er den Kerl für die Schmerzen, die er erleidet. Dass es seine Schuld sein könnte, daran denkt er nicht; doch er macht es sich zur Aufgabe, ihn davon zu befreien. „Mach’s gut, Kumpel“, murmelt er, hebt die Waffe an seine Schläfe und drückt ab. „Nein nein nein nein“, wispert Jeff, und Mike übergibt sich nun wirklich. Das plötzliche Fehlen des panischen Keuchens, des verängstigten Zitterns des Ladenbesitzers macht Jack irgendwie zappelig, aus einem Grund, der ihm noch nicht ganz klar ist. Ich hab’s getan, denkt er, und das ist nicht, was an ihm nagt. Es ist kein „Oh Gott, wie konnte ich sowas tun“, sondern ein „Gottverdammt, ja, ich hab’s getan.“ Andererseits ist da auch kein Gewissen in seinem Kopf, an dem irgendetwas nagen könnte. In Jacks Kopf sind nur Langeweile und das verzweifelte Bedürfnis, irgendetwas zu fühlen, gebraucht zu sein. Wenn er gebraucht wird, um erbärmliche Kreaturen davon abzuhalten, die Welt zu belästigen, ist er damit völlig zufrieden. Er erinnert sich nicht mehr, dass die Gründe für diese Aktion in erster Linie Geld waren. 200 Kröten und ein paar Zigaretten, das ist alles, was das Leben des Ladenbesitzers wert ist, und er denkt, dass er zumindest einen höheren Preis dafür hätte zahlen können. Einen Preis, der mehr wert ist als nur einen flüchtigen Blick, mehr als nur ein paar Sekunden des Lebens für Jack. „Er ist tot”, flüstert Jeff. Mike sitzt würgend auf dem Boden. Die Leiche liegt vor Jacks Füßen, liegt in einer weiteren Pfütze von Blut und Gehirn auf dem Boden. Jack tritt ihr leicht gegen den Brustkorb. „Offensichtlich“, antwortet er gelangweilt. „Was – was jetzt?“, fragt Jeff. Er ist kurz davor, in völlige Panik auszubrechen, und das ist wirklich das Letzte, was Jack im Moment braucht. „Verschwinden“, brummt er. „Und die Spuren?“ Brian sieht ihn erwartend an. „Zerstören wir.“ Kyle sieht sich in dem Chaos, das sie verursacht haben, prüfend um. „Ich geb‘ zu, das wird ‘ne Weile dauern.“ „Und – er?“ Natürlich ist es Mikes Stimme. Mike ist der einzige Idiot, der dämlich genug wäre, sich über die sterblichen Überreste des Kerls zu kümmern, den sie gerade umgebracht haben. „Wir lassen ihn hier“, zischt Jack. „Halt einfach die Klappe und sei nicht so dämlich. Einmal.“ Er ist wirklich genervt, will sich nicht um die toten Körper kümmern und vor allen Dingen nicht daran erinnert werden. Mike ist dumm genug, das nicht zu bemerken. „Wir können ihn nich‘ hierlassen.“ Jetzt ist es Jeff, der spricht – widerspricht. „Ihn. Beide. Die Männer.“ „Das sind keine Männer, das sind Tote.“ Jacks Antwort ist angespannt. Jeff kapiert nicht, dass er gerade jetzt einem Vulkan vor dem Ausbruch gleicht, und er verdammt nochmal Kohle dazu scheffelt. „Aber – das is‘ – ich weiß nich‘, unmenschlich oder so“, meint Jeff leise. Das ist es für Jack. Er bricht in sadistisches Gelächter aus. „Und Raubüberfälle sind’s nicht? Das ist, was wir sind, Kumpel. Unmenschlich. Grausam. Abschaum der Gesellschaft. Wir haben’s uns ausgesucht.” “Keine Wahl, die ich treffen wollte”, nuschelt Mike. „Was war das, Kumpel?“, fragt Jack kühl. „Ich sagte“, er schluckt bevor er fortfährt, „Ich sagte, das war nicht meine verdammte Entscheidung, Mann.“ „Soll heißen?“ Das ist Kyle, und seine Stimme ist noch kälter als die ihres Alphas. „Wir haben dich gezwungen?“ „Irgendwie“, gibt Mike schüchtern zurück. Gottverdammt, denkt Jack, Mike ist der einzige verdammte Idiot, der schüchtern sein kann, nachdem er zugesehen hat, wie wir einen Kerl umlegen. „Weißte was“, sagt Kyle. „Wir fackeln den Schuppen ab. Wir – halt’s Maul, Jeff –“, unterbricht er, als er sieht, wie Jeff zum Sprechen ansetzt. “Wir können das alles eh nicht loswerden.” Er deutet mit einem Kopfnicken auf die Körper. „Stimmt.” Brian sieht Jack an. Dieser nickt. “Los geht’s”, stimmt er zu. „Ich hab Benzin in der Karre“, sagt er und grinst. „Glücktreffer, was?“ „Mit ihnen?“ Mike schielt wieder auf die beiden Leichen, sieht dann zu Jack. „Du kannst sie nicht einfach verbrennen, das ist –“ „Unmenschlich?“ Jack hebt eine Augenbraue und grinst selbstgefällig. Mike errötet, beinahe wütend. „Wir... müssen das melden. Der Polizei. Die verdienen ‘ne Beerdigung oder sowas.” „Und wir verdienen den Knast“, beendet Jack seine Ausführung. „Zumindest im Auge der Öffentlichkeit. Bock auf Knast?“ „Oder ‘ne Todeszelle?“ Kyle spricht aus, was alle von ihnen denken. “Willst du wie unsere beiden Kumpel enden?“ „Nein“, brummt Jeff. „Aber... es geht nicht.” Er steht neben Mike, und beide versuchen, selbstbewusst dazustehen, aber sie versagen jämmerlich. Die Atmosphäre ist plötzlich noch gespannter; Kyle und Jack, ebenso nebeneinander stehend, sehen den beiden Rebellen, ihren Eben-noch-Freunden, in die Augen. Es ist eine stumme Herausforderung, doch niemand ist sich sicher, wie diese enden wird. Brian steht abseits. Gerade jetzt sind sie gleich, noch, und das Gewicht der endgültigen Entscheidung wiegt schwer auf Brians Schulter. Doch nach einem Leben voller falscher Entscheidungen versteht er, dass es zu spät ist, weil auch er weiß, wie die Angst sich anfühlt. Angst vor dem Tod, der Strafe, dem Verlust von Freunden; Angst, dem Ursprung so vieler falsch gelaufener Dinge. Brian tritt neben Jack. Dieser grinst nur. „Wir gewinnen“, sagt er. Der Klang des Triumphes ist unüberhörbar, und Mike erbleicht sichtbar. In diesem Moment verschwindet all seine Ehre. Alles, was übrig ist, ist der erbärmliche Trieb der Selbsterhaltung, der ihn zum größten Opportunisten macht, den Jack je gesehen hat. Wenigstens kenn‘ ich meine Seite, denkt Jack. Nach Jack ist das mehr wert als auch nur ein egoistischer Bastard, der sich „gut“ schimpft. „Warte warte warte“, wirft Mike hastig ein. Den Funken Angst, der sich wie ein Lauffeuer in seinem Inneren ausbreitet, kann er nicht verbergen. „Vergiss es. Ich hab nicht’s gesagt, okay? Ich halt’ die Klappe.” „Ich nicht“, meint Jeff müde. “Macht, was ihr wollt, aber ich bin raus. Ich – das vorher war eine Sache, aber ich bin kein Mörder.“ Jetzt klingt sein Tonfall stark, kein Zittern verrät ihn. Er ist zweifellos ebenso verängstigt, aber im Gegensatz zu Mike korrumpiert ihn die Angst nicht. „Okay.“ Das ist alles, was Jack sagt. Und es braucht nicht mehr als dieses Wort, damit die anderen ihn verstehen. Jeff ist erst 15, und egal, wie sehr er sich wehrt, er kann es nicht mit Kyle aufnehmen. Jack rührt sich nicht von der Stelle, er sieht nur zu; Mike beobachtet ängstlich das Schauspiel; und Brian ist weiterhin still, doch er beobachtet ebenfalls. Der erste Schlag in die Magengrube lässt ihn vornüber kippen und schmerzhaft zusammenzucken. Der zweite Schlag bricht seine Nase. Der dritte Schlag lässt ihn zu Boden sinken. Ohne zu zögern zermalmt Kyle mit seinen schweren Stiefeln seine Gliedmaßen. Er bricht ihm regungslos beide Hände. Jeff ist zu fassungslos, zu geschockt, und vor allem so sehr vom Schmerz überwältigt, um auch nur ein Wort zu sagen, geschweige denn zu schreien; alles, was zu hören ist, ist das schmerzerfüllte Keuchen. Tränen strömen über sein Gesicht, auch wenn er keinen Ton über seine Lippen bringt, nicht schluchzt, aber das ist kein Zeichen seines Mutes. Er will nur, dass es endlich vorbei ist. Selbst in seinem Zustand weiß er, dass jedes Zeichen des Schmerzes Jack nur dazu bringt, Kyle zu ermutigen. Er kennt Jack lange genug. Plötzlich lässt der Schmerz nach. Nur das dumpfe Pochen in seinen Händen bleibt. Kyle hat von ihm abgelassen, aber die Erleichterung dauert nur eine Sekunde. Was jetzt kommt, lässt seine Eingeweide voll Panik verkrampfen, auch, wenn es seine Entscheidung war. Der Ladenbesitzer hatte keine. Und in dem Moment, in dem er sieht, wie Jack Kyle seine Waffe in die Hand drückt, versteht er Mike, zumindest ein wenig. Aber er ist nicht Mike, und jetzt, jetzt ist es zu spät. Was dann folgt, ist ein lauter Knall, eine Explosion seiner Knochen, Muskeln, Sehnen, die wie ein Vorschlaghammer seinen Unterschenkel zertrümmert und das Fleisch in blutige Teile zerfetzt. Es wird schwarz um ihn herum, aber irgendwie, irgendwie bleibt er bei Bewusstsein, auch wenn eigentlich alles, was er will, die Dunkelheit ist. Es ist Kyles erster Schuss. Es folgt sein anderes Bein, dann seine Arme; er verursacht systematisch Wunden, wie es nur möglich ist, ohne ihn tatsächlich umzubringen. Jeff ist nicht mehr als ein blutiger Brei aus geschundenem Fleisch, kein Mensch, nur Schmerz. Und endlich, endlich hält Kyle die Waffe an seine Schläfe. Blut rinnt über sein Gesicht, über seine Lippen, aber er fühlt nicht, wie er langsam verblutet; er ist ein Fleischklumpen, nur Schmerz. „Letzte Worte?“, fragt Jack amüsiert, nein, fasziniert. Jeff versucht, irgendetwas über seine Lippen zu bringen, aber er ist nicht mehr als eine unmenschliche Masse aus pochendem, hämmerndem, brennendem Leid. Er krächzt, versucht Worte aus seiner Kehle zu stoßen, aber das Krächzen ist alles, was er hervorbringt, hervorbringen kann. „Fr..eu...“ „Freunde?”, wirft Jack hilfsbereit ein. „Stimmt“, meint er nickend. „Und du bist der Verräter, Brutus.“ Alles, was von Jeff übrig bleibt, ist ein weiterer, blutiger Körper und Hirn auf dem Boden. Mike sieht aus, als stände er kurz vor der Ohnmacht, als Kyle sich zu ihm umdreht. „Was ist mit ihm, Jack?“, fragt er und deutet auf ihn. „Ich sag nichts, wirklich“, versichert Mike hektisch, panisch. „Nie, ich schwöre, nur – bitte, tut mir das nicht an, wir – wir sind Freunde, Freunde!“ „Stimmt.“ Jack nickt wieder. „Wie auch immer, ich kann keinen Bastard wie dich ausstehen. Du weißt nicht, wo du hingehörst.“ „Ich weiß es, ich –“ Jeffs Worte sind flehend, bettelnd, und es fehlt nicht viel, um ihn auf die Knie zu zwingen. „Ich sag nichts, ich mach, was du sagst – bitte, Gott, nein – Ich schweig wie ‘n Grab – Jack, bitte –“ Sein Gestammel wird von Kyle unterbrochen. Er bricht auch Mikes Nase, nur, damit er endlich den Mund hält. Kyle kann erbärmliche Versager wie ihn nicht ausstehen. Mike stolpert, versucht, sein Gleichgewicht zu halten, aber ein weiterer Schlag schickt ihn auf den Boden. „Nein nein nein, bitte, Jack, nur – Fuck, Mann, tut mir leid – wollte nicht –“ Jack hört nicht zu. „Ich weiß, wo du hingehörst, und ich scheiß drauf, ob’s dir gefällt.” Er blickt flüchtig zu den beiden, die noch übrig sind. „Kyle, fessel ihn. Brian, hol das Benzin aus meiner Karre.“ Er wirft Brian die Schlüssel zu und wendet sich wieder Mike zu. Er weiß, dass dies die vierte Person ist, die er töten wird, und es stört ihn nicht im Geringsten. Da ist nur die verdammte Faszination, das Adrenalin. Niemand interessiert sich für diesen Abschaum, denkt er, zumindest sollte niemand. Er erinnert sich nicht an Mikes Mutter, die allein sein wird, weil sein Vater lange abgehauen ist, an Jeffs Geschwister, die keinen großen Bruder mehr haben, oder die Eltern, die sie niemals hatten, oder die Familie des Ladenbesitzers, oder wem-auch-immer der erste Kerl in der Ecke des Raumes wichtig war. Da ist nur Adrenalin. Mike ist an den Stuhl gefesselt und heult hemmungslos. Weder Jack noch Kyle bemitleiden ihn; und jetzt ist Brian mit dem Benzin zurück, das Jacks Aufmerksamkeit auf sich zieht. „Kipp’s über alles“, befiehlt er. „Und über ihn.“ Mike stößt einen lauten, verzweifelten Schrei aus. Kyle lässt ihn sofort mit einem Kinnhaken verstummen. „Halt’s Maul“, kommandiert er barsch, aber Mike hört nicht. Er schreit, schreit vor Angst, vor Schmerz, vor allem. Ein weiterer Hieb schlägt ihn bewusstlos. Die plötzliche Stille klingt seltsam in allen sechs Ohren, die noch übrig sind, doch das Geräusch von Benzin, das die Einrichtung, den Raum, die Leichen tränkt, holt sie aus dieser befremdlichen Situation. „Fertig“, murmelt Brian. „Gut.“ Jack sieht sich um und tritt dann zur Tür. „Leute, raus hier. Ich erledige den Rest.“ Beide tun, was ihnen gesagt wurde, und sie verschwinden zum Auto ohne zu zögern. Jack wirft einen letzten Blick auf Mike. „Liar, liar, pants on fire“, summt er vor sich hin, entzündet ein Streichholz und wirft es in Richtung des bewusstlosen Freundes. Ohne sich umzudrehen, ist er wieder zurück auf der Straße. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)