In the Palm of his Hand von Changes ([Byakuran x Irie Shoichi]) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Shoichi wusste nicht ob das, was er tat, Verrat war. In diesem Augenblick wusste er nicht einmal, wie er es zusammen brachte, einen klaren Gedanken fassen zu können. Das Laken, an welches er sich bereits seit einigen Minuten krallte, gab ihm auch nicht den gewünschten Halt. Es fühlte sich heiß an, voll aufgesogener Körperwärme. Bloß keinen Ton von sich zu geben war die Devise und bisher hatte er es geschafft, dieser Regel zu folgen. Doch je mehr Zeit verstrich, umso schwieriger wurde es für ihn, den Mund geschlossen zu halten, die Lippen aufeinander zu pressen und so zu tun, als würde der Boss der Millefiore gerade nicht über ihm lehnen und dessen Finger über seinen Körper wandern. Byakuran spielte. Shoichi wusste das. Er spielte für sein Leben gern. Alles was er bisher getan hatte, jede einzelne Aktion, war ein einziges, riesiges Spiel, egal wie grausam es auch wirkte. Und Shoichi war eine der Spielfiguren, die Byakuran am liebsten steuerte. Es war keine Herausforderung den jungen Mann zu lenken, aber es schien dem Anführer der Millefiore dennoch sichtlich Spaß zu machen. So wie in diesem Moment. Das Lächeln auf den Lippen des Bosses war das Lächeln eines Teufels in einer engelsgleichen Gestalt, welcher die Menschen um seinen kleinen Finger wickelte. Er besaß sie alle. Auch Sho-chan, wie Shoichi von Byakuran liebevollst genannt wurde, war von dieser Anziehungskraft nicht verschont geblieben. Die Zeit, die er in dem großen Raum mit den riesigen Glasfenstern und dem wundervollen Ausblick verbrachte, war auch jene Zeit in der er sichtlich vergaß, auf welcher Seite er wirklich stand. Er vergaß wer er war. Er vergaß die Umwelt, sein rationales Denken, die Maschinen an welchen er arbeitete und sogar die Grausamkeit mit welcher der selbsternannte Gott vorging. Er war gefangen, und obgleich Byakurans Finger immer unglaublich sanft und zärtlich wirkten während sie ihn berührten, so spürte er mit jedem Mal auch, dass sie die durchsichtigen Fäden die seinen Hals umschnürten und ihm den Atem raubten, mit jeder Berührung enger zogen, solange, bis Sho-chan förmlich nach Luft schnappte und sich dem Boss der Millefiore, ohne einen weiteren Gedanken zu verlieren, hingab in seiner Verzweiflung und seinem Kampf. Shoichi wusste, dass die körperliche Nähe nie hätte sein dürfen, doch noch schlimmer war die seelische Abhängigkeit, das Gefühl nicht mehr loszukommen von dem Charme dieses Teufels. Es fühlte sich an, als würde er eine Droge einnehmen, an welche sich der Körper bereits gewöhnt hatte. Der Zweite formte ihn, so wie er ihn haben wollte. Bis Shoichi dieses Zimmer wieder verließ, und endlich wieder er selbst sein konnte, war er seine Marionette. Er sah Byakuran, besonders in diesen Minuten, als einzigen Boss, obgleich nicht er es war, für den er wirklich arbeitete. Er schwor ihm Treue, und er konnte nicht mehr genau sagen ob es eine Lüge war oder vielleicht doch der Wahrheit entsprach, vor allem, wenn er an ihre gemeinsame Vergangenheit dachte. Er hatte keine Lösung, keine Fluchtmöglichkeit aus diesen Gedanken. Die Zeit würde es ihm zeigen. Das war das einzige Versprechen, welches er sich selbst geben konnte. Das erste Aufeinandertreffen mit den Vongola, seiner Famiglia, würde es ihm zeigen. Er würde, sobald er wieder vor ihnen stand, wissen zu wem er gehörte. Das hoffte er zumindest. „Sho-chan?“ Aus seinen Gedanken gerissen sah der junge Mann hoch, die Lippen noch immer fest aufeinander gepresst. Er hielt noch immer jeglichen Ton zurück, fühlte den warmen Körper des Anderen allerdings schon an seiner nackten Haut. Nackt waren sie beide. Verletzlich waren sie beide. Selbst der Gott vor ihm konnte bluten. Was ihn übermenschlich machte, war dieses Lächeln, diese eindringlichen Augen, die ihn beinahe wissend ansahen, als könne er jeden einzelnen Gedanken hören, als hätte er längst herausgefunden, dass Shoichi als Spion der feindlichen Mafiafamilie arbeitete. Und dann waren da noch diese Finger, die nun, in diesem Augenblick weiter wanderten. Sie brannten wie Feuer. Shoichi wusste, dass er fiel, als sich seine Lippen zum ersten Mal in jener Nacht öffneten, und ihm der erste Ton entkam. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)