Schlaflos von Cookie-Hunter (Der Albtraum endet nie...) ================================================================================ Kapitel 39: Déjà-vu ------------------- „Hey, Kyo. Was machst du gleich nach Feierabend?“ Mit einem neugierigen Blick stellte sich Die neben die Leiter, auf der Kyo stand und sah zu ihm nach oben, weil jener damit beschäftigt war in den Regalen Staub zu wischen. „Wieso fragst du?“, antwortete der Sänger stattdessen mit einer Gegenfrage, ließ sich aber nicht von seiner Tätigkeit abbringen. „Reine Neugier. Es ist immerhin Samstag. Könnte ja sein, dass du irgendwas geplant hast.“ „Ich hatte eigentlich vor, die Briefe, die mir Kaoru vor drei Tagen vorbeigebracht hatte zu lesen.“ Und Kaoru brachte regelmäßig einen bis zwei Säcke an neuen vorbei. „Warte, ich kann dir vorhersagen, was da überall drin steht.“ Grinsend sah Die nach oben zu seinem Freund. „Kann ich dir auch. Aber ich kann die unmöglich ungeöffnet in den Säcken lassen. Das wäre nicht fair.“ Zugeben, dass er bereits Briefe mit weitaus weniger netten Worten erhalten hatte, würde er aber nicht. Schließlich lief es zur Zeit so gut. Seine Freunde machten sich nicht so viele Sorgen, er selbst fand sein Leben auch wieder ganz okay und solche Vorfälle, wie den Einbruch hatte es auch nicht mehr gegeben. Was machten da schon ein paar Briefe? War doch normal, dass nicht jeder begeistert von ihm war. „Was machst du denn heute Abend?“, stellte er stattdessen die Gegenfrage. „Och, ich wollte mit Rika, Kensuke, Nobu und Toshiya zum Karaoke. Nobus Freund kommt auch, soweit ich weiß. Der lässt sein Kätzchen ja so ungern alleine. Ich hab gedacht, ich frag dich einfach, ob du nicht Lust hast mit zu kommen.“ „Zum Karaoke?“ Skeptisch hob Kyo eine Augenbraue. „DU willst singen? Und die Anderen wollen sich das freiwillig antun?“ „Pass auf, dass ich dich nicht von der Leiter hole, Giftzwerg.“ Schmollend und schmunzelnd zugleich sah Daisuke zu seinem Freund. „Und? Kommst du jetzt mit?“ Nachdenklich wischte Kyo über das oberste Regalbrett, stellte anschließend alles wieder an seinen Platz. „Jetzt antworte doch.“ Auf Antworten warten hasste er. So lange brauchte man doch nicht, um festzustellen, ob man mit wollte oder nicht. Doch Kyo ließ sich jetzt erst recht Zeit. Gemütlich stieg er die Leiter zwei Sprossen tiefer und machte sich an dem nächsten Brett zu schaffen, schwieg dabei beharrlich. „Du ignorierst mich jetzt absichtlich, hab ich recht?“ „Nein, ich denke einfach nur nach.“ „Kommst du denn zumindest zu einer Antwort?“ „Ja.“ „Verrätst du mir die Antwort auch?“ „Ähm... Nein“, kam es neutral von dem kleineren Schwarzhaarigen, der sich augenscheinlich voll und ganz auf seine Tätigkeit konzentrierte. In Wahrheit versuchte er einfach nur nicht jeden Moment los zu lachen. Unterdessen war Daisuke es Leid weiter zu warten. Ganz offensichtlich hatte Kyo kein Interesse daran etwas mit seinen Freunden zu unternehmen. „Gut, wenn du nicht willst. Es zwingt dich keiner.“ Kyo seufzte. „Du bist ganz schön empfindlich geworden, weißt du das?“ Er stieg noch zwei Sprossen hinunter, damit er mit dem Anderen auf Augenhöhe war. „Ich würde gerne mit euch zum Karaoke gehen. Ich kann mir vorstellen, dass das sehr lustig wird.“ Jetzt konnte Die wieder Lachen. „Und für diese Antwort musst du mich so ärgern? Du hast zu lange mit Toshiya zusammengelebt. Aber dann ist ja alles geklärt. Du kannst bei mir mitfahren. Da ist noch ein Platz frei. Geht gleich nach der Arbeit los.“ „Dann sollte ich mich beeilen mit dem Regal, was?“ „Ja, solltest du.“ Das Mikro wanderte fleißig durch die feucht-fröhliche Runde. Gesungen wurden Klassiker, aber auch viele Songs, die Kyo noch nie gehört hatte. Nicht einmal vom Namen her. Wen wunderte es. Irgendwann bestand Dai dann aber auch darauf, dass Kyo einen alten 'Dir en grey'-Song zum Besten gab. Mit tatkräftiger Unterstützung der Anderen stellte sich der Sänger dann endlich auf die Bühne. „Und welchen muss ich singen?“ „Was heißt denn muss? Sei doch froh, dass du jetzt einen Song hast, den du kennst und kannst“, erklärte Nobu, wandte sich dann jedoch gleich seinem Liebsten zu, dessen Lippen er fleißig in Beschlag nahm. Ihr Kätzchen hatte morgen früh bestimmt einen Kater. „Ich hätte trotzdem gerne eine Antwort auf meine Frage.“ „Es geht doch gleich los. Und da wir ja in der letzten Zeit nahezu unsere ganze Diskografie durchgespielt haben, solltest du ja auch textsicher sein.“ „Wo Textsicherheit beim Karaoke ja auch so wichtig ist.“ Spöttisch rollte Kyo mit den Augen, da erklangen auch schon die ersten Töne von 'THE IIID EMPIRE'. Wie kam Daisuke denn auf diesen Song? Jetzt musste er zu so später Stunde auch noch so herumbrüllen. Gut, dass sie es bei einer ihrer letzten Proben schon mal wieder durchgegangen waren. Dann mal los. Stunden später: Gemeinsam mit Maboroshi und Nobu, der vom vielen Feiern so müde war, dass er kaum noch die Augen offen halten konnte, nahm Kyo die U-Bahn, um nach Hause zu kommen, da sie ja in etwa den gleichen Weg hatten. Allerdings bekam der Jüngste unter ihnen schon gar nichts mehr mit, da er irgendwann in der Bahn eingeschlafen war. Man hatte ihn auch gar nicht mehr wach bekommen, weshalb sein Freund ihn jetzt den Rest des Weges trug. Aber bei einer derart süßen, anschmiegsamen Fracht hatte er da natürlich nichts gegen. Außerdem bekam man den Anderen einfach nicht mehr wach. Sie schwiegen, doch es gab für keinen der beiden einen Grund etwas zu sagen. Maboroshi musste sich darauf konzentrieren seinen Freund nicht fallen zu lassen - denn nüchtern war er auch nicht mehr - und Kyo fluchte innerlich, dass er doch ein kleines Schälchen Sake getrunken hatte. Dieses eine hatte gereicht, um ihm einen Schwips zu verpassen. Dabei hatte er doch auf der Hochzeit fleißig durchgehalten und es geschafft einen großen Bogen um jeden Tropfen Alkohol zu machen. In Gedanken versunken trottete er neben dem Größeren her, wich instinktiv den wenigen entgegen kommenden Passanten aus. Weshalb er umso geschockter war, als er plötzlich niedergerissen wurde und sich auf dem Gehweg wieder fand. Im ersten Moment zu verwirrt, um Schmerz zu empfinden beobachtete er wie in Trance, wie die Person, die ihn umgerannt hatte, ein kräftiger Mann mit breiten Schultern, einfach aufstand und sich davon machte ohne ein Wort der Entschuldigung, wobei er das Gefühl nicht los wurde, dass ihm die Szenerie bekannt vor kam. „Alles in Ordnung, Kyo-san?“ Besorgt sah Maboroshi zu dem Kleineren. Gerne wollte er ihm aufhelfen, aber mit seinem Liebling auf den Armen ging das schlecht. Kyo nickte. Ächzend rappelte er sich wieder auf. So allmählich setzte der Schmerz ein. Gerade war er dabei, seine Klamotten ein wenig sauber zu klopfen, da erregte eine junge Frau seine Aufmerksamkeit. Sie rannte in ihre Richtung und schien völlig verzweifelt. „Meine Handtasche!“ Kyo sackte in sich zusammen. Jegliche Farbe wich aus seinem Gesicht. Das dumpfe Gefühl von vorhin hatte ihn nun mit solcher Wucht getroffen, dass ihm die Beine weg geknickt waren. Natürlich war ihm das alles bekannt vorgekommen. Genau so hatte es das ganze Dilemma doch angefangen. „Ja, auf offener Straße. Und ansprechbar ist er seitdem auch nicht“, seufzte der Blonde ins Telefon und sah zum Sofa, wo Kyo saß, die Beine an den Körper gezogen und die Arme darum geschlungen, den Blick ins Leere gerichtet. Daneben Nobu, der den Versuch, den Älteren zu einer Tasse Tee zu bewegen, aufgegeben hatte. Seit dem kleinen Zwischenfall vor einer halben Stunde stand der kleinere Japaner völlig neben sich. Weil er allein völlig überfordert gewesen war, hatte der Geschäftsmann seinen Liebling wecken müssen, in der Hoffnung, dass dieser wusste, was los sein könnte. Aber auch er war völlig ratlos. Gemeinsam beschlossen sie deshalb Kyo in seine Wohnung zu bringen, damit er eine vertraute Umgebung hatte. Doch sie schafften es nicht, auch nur ein Wort aus ihm heraus zu holen. Ihn alleine zu lassen kam erst recht nicht in Frage. Nicht in diesem Zustand. Deswegen hatte Maboroshi bei Daisuke angerufen. Vielleicht hatte der eine Idee, was los war und was man dagegen machen konnte. „Hey, Kyo! Was machst du denn da?“ Erschrocken stürzte sich Nobu auf seinen 'großen Bruder' der anfing seine Fingernägel tief in das Fleisch seiner Unterarme zu rammen. So, als wolle er es sich in Streifen vom Körper reißen. „Was passiert da bei euch?“, fragte Daisuke nervös, während er sich zum Aufbruch bereit machte. „Du solltest dich besser beeilen.“ Damit legte er auf und stürmte zu seinem Freund, der völlig damit beschäftigt war den Älteren in seinem Tun aufzuhalten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)