Schlaflos von Cookie-Hunter (Der Albtraum endet nie...) ================================================================================ Kapitel 21: Umzugsplanung ------------------------- Mit viel Gerede und der Hilfe der anderen drei Dir en Grey- Mitglieder hatte Toshiya es tatsächlich geschafft Kyo noch zu einem weiteren Monat des Bleibens überreden können. Im Gegenzug war er aber auch mit zu jeder Wohnung, die der Ältere in Betracht gezogen hatte. Mit dem Ergebnis, dass er anschließend jede einzeln schlecht geredet hatte. Im Endeffekt hatte er damit nur mäßigen Erfolg, da der Sänger seiner Gewohnheit auf Durchzug zu schalten nachging und sich lieber auf sein eigenes Urteilsvermögen verließ. Er gestand zwar, dass keine von den Wohnungen perfekt war, aber welche war das schon? Man machte immer mal hier und da ein paar Abstriche. Im Prinzip brauchte sein künftiges Heim ja auch nur dieses eine Kriterium einzuhalten: Die Möglichkeit einen der Räume weites gehend zu isolieren. Obwohl er ja dagegen halten musste, dass die Methode mit den Schlaftabletten bisher verdammt gut funktioniert hatte. Vielleicht war dieses entscheidende Kriterium also gar nicht mehr nötig. Nichtsdestotrotz musste er sich auch leider eingestehen, dass ein Großteil der Wohnungen nach seinem Einzug viel Liebe von Nöten gehabt hätten und dem Jüngeren dadurch indirekt Recht gab. Aber dafür fehlte ihm Zeit, Geduld und ja, auch ein wenig an finanziellen Mitteln. Schließlich schluckte so eine komplette Renovierung doch einiges. Zumindest Toshiya freute sich über die Verzögerung, was er auch nicht im Geringsten versteckte. Dennoch suchte Kyo unermüdlich weiter, studierte fleißig die Immobilienseiten. Als er das wieder einmal während einer ruhigen Phase bei der Arbeit machte, riss ihm Nobu einfach die Zeitung aus der Hand. „Mensch, seit Wochen durchstöberst du diese Seiten und findest einfach nichts, was dir zusagt.“ Kritisch beäugte er die Zeitung. „Kein Wunder, dass du nichts findest. Bei dem Mist, der hier angeboten wird.“ „Ach? Und du bist Experte auf dem Gebiet?“ Mürrisch riss Kyo sein Eigentum wieder an sich, glättete es. Dass die Wohnungen nicht die Besten waren, wusste er auch. Dafür hatte er sich schon genug von den Dingern angesehen. Und wenn man sich bei einigen auch noch die Adresse ansah... Vieles davon lag mehr am Rande der Stadt. Was im Endeffekt lange Wege zur Arbeit und seinen Freunden bedeuten würde. Außerdem: Sicher, war garantiert was anderes. Aber alles andere lag einfach nicht in seiner Preisklasse. Vielleicht sollte er aber auch noch mal umdenken. Mit dem was er gespart hatte und dem was er jetzt verdiente... Da konnte er sich in ein paar Jahren auch etwas vernünftiges Kaufen. „Hey, ich habe mein Loft ganz alleine gefunden und hergerichtet. Und das Teil ist ein Traum. Mein Maboroshi war so begeistert davon, dass er mich gleich nach unserem zweiten Treffen nahezu angefleht hat, einziehen zu dürfen. War auch nicht verwunderlich. Bei der winzigen Wohnung, die er da zur Miete hatte. Da hätte nicht mal mein Bett vernünftig rein gepasst.“ Skeptisch zog Kyo eine Augenbraue hoch. Der Hüpfzwerg konnte viel erzählen, so ganz ohne Beweise. „Du glaubst mir nicht, was? Na warte.“ Nobu zog sein Handy aus der Hosentasche und fuhr einige Male mit dem Finger über das Display. „Wo ist denn jetzt...? Die müssten hier doch... Ah. Gefunden!“ Stolz hielt er Kyo sein Telefon unter die Nase. „Guckst du hier. So sah mein Wohnzimmer letzte Woche aus. Das sieht doch genial aus, oder? Wie die aufgehende Sonne alles sanft anstrahlt. Bin ich froh, dass ich da mal so früh wach geworden bin.“ Nobu hatte sich hinter Kyo gestellt und legte seinen Kopf verträumt auf dessen Schulter ab. „Das war so ein schöner Moment.“ Wie gebannt starrte Kyo auf den kleinen Bildschirm. Das Motiv war wirklich atemberaubend. „Und DIE konntest du dir leisten?“ Das Wohnzimmer war groß. Nein, riesig. Mit einer gewaltigen Aussicht durch eine große Fensterwand. Kein Wunder, dass es lichtdurchflutet war. Nobu zeigte noch einige weitere Bilder, die Kyo nur noch mehr zum Staunen brachte. „Wie bist du da ran gekommen? Ich tippe Mal auf geerbt oder reiche Eltern.“ Empört nahm Nobu sein Handy wieder an sich und entfernte sich von dem Älteren. „Weder noch, Kyo-chan. Die habe ich mir selbst gekauft und auch eingerichtet. Na ja, beim einrichten hatte ich schon Hilfe. Alleine streichen dauert so lange.“ Keck streckte er dem Schwarzhaarigen die Zunge heraus. „Und obwohl du so gemein zu mir bist, werde ich mich mal umhören, ob sich für dich was ähnliches finden lässt.“ In dem Moment stieß Toshiya dazu, hatte nur den letzten Teil gehört. „Was will er für dich finden?“ Kyo, ein wenig verblüfft über den Sinneswandel des Jüngeren, stierte planlos vor sich hin, weshalb der Bassist anfing mit der Hand vor dem Gesicht seines Freundes herum zu wedeln. „Eine Wohnung.“ „Wie bitte?“ „Nobu-kun will eine Wohnung für mich suchen.“ Geschockt sah Toshiya zu Kyo und dann zu der Stelle, an der ihr 'Maskottchen' verschwunden war. „Das... Aber... Nobu!!!“ Er flitzte hinter dem Jüngeren her. Soweit kam es noch, dass dieser Flummi den Auszug seines besten Freundes auch noch beschleunigte. Die, der in Toshiyas Laufrichtung geriet machte einen erschrockenen Satz zur Seite. Gut, dass er den Kaffee in einer Kanne mitgebracht hatte. „Was ist denn in den gefahren?“ Statt einer Antwort bekam er nur eine leere Tasse entgegen gehalten. „Ich rede nur gegen Bezahlung.“ Lachend goss der Gitarrist dem Sänger einen Kaffee ein: „Na, dann sprich dich aus.“ Schmunzelnd schilderte ihm der Kleinere die kurze Geschichte, damit sich 'BigRed' auf dem neuesten Stand befand. Seinen Kaffee schlürfend lehnte sich Die gegen die Verkaufstheke, ließ sich das gehörte noch mal durch den Kopf gehen. „Ich persönlich finde es ein wenig... beängstigend, dass du alleine leben willst. Wir wissen beide, dass du noch mit deinem Dämon zu kämpfen hast. Und wir wissen auch den Namen dieses Dämons. Du, alleine mit ihr... Da ist mir nicht wohl bei. Außerdem... Nobu kennt die halbe Stadt persönlich. Sein Telefon platzt bald durch die vielen Telefonnummern, die er schon gespeichert hat. Keine Ahnung, ob er all den Leuten auch noch Gesichter zuordnen kann. Wenn er dir beim Suchen hilft, dauert das keine zwei Tage bis er einen ganzen Katalog an möglichen Wohnungen zusammen hat. Vielleicht solltest du ihn lieber zurück pfeifen.“ Doch Kyo schüttelte den Kopf. „Du weißt genauso gut, wie ich, dass das nicht möglich ist. Und anstatt davor wegzulaufen, sollte ich mich dem stellen.“ Auch, wenn ihm der Gedanke an das allein sein ein gehöriges Herzrasen verursachte. „Ich muss es tun. Für Toshiya. Damit er seine Familie wieder bekommt. Ich bin zweitrangig. Bin eine Belastung.“ „Baka. Wenn du etwas nicht bist, dann eine Belastung. Und um Toshiya brauchst du keine Angst haben. Wenn er dich als Belastung empfinden würde, dann würde er unser Kätzchen nicht quer durch den Laden jagen.“ Nach einem Moment der Stille wuschelte er dem Kleineren kräftig durch die Haare. „Aber wenn du was gefunden hast, dann helfen wir dir gerne beim Einzug.“ „Tja, wenn. Aber ich melde mich dann. Versprochen.“ Plötzlich hörte man laute Schreie aus dem hinteren Bereich des Ladens: „Nobu! Leg sofort wieder auf!“ „Niemals!“ Synchron verdrehten Die und Kyo die Augen, sahen gleichzeitig zur Tür, als die Glocke ertönte. Kundschaft. „Hallo Sachiko-san“, begrüßte Daisuke die junge Dame. „Was können wir für dich tun? Ein neues Mikro vielleicht?“ „Eto... Eigentlich bin ich gekommen, weil ich...“, sie schielte zu Kyo, woraufhin Die ein breites Grinsen im Gesicht wuchs. „Weil ich...“ Nervös spielte sie mit den Henkeln ihre kleinen dunkelblauen Handtasche. Um sie ein wenig zu beruhigen ging Die um die Theke herum, legte ihr freundschaftlich einen Arm um die Schulter. „Also, im Moment ist gerade reichlich wenig los. Wenn du dir unseren Kyo ausleihen willst: Sein Chef gibt ihm gerade grünes Licht für eine längere Pause“, zwinkerte er ihr zu, wobei er beim letzten Teil zu dem Kleineren hinüber sah. Dieser musste betreten zur Seite sehen, fielen ihm bei Dies Gehabe doch wieder Kaorus Worte ein. Ob denn da wirklich was dran war? Hatte sie wirklich so etwas wie gefallen an ihm? Ein seltsames Gefühl. Sollte es wirklich so sein. Zumindest merkte er, wie sein Blut seine Wangen rot färbte. Himmel, er war doch keine 15 mehr. Derweil wurde Sachiko immer nervöser. Sie würde schon sehr gerne mit ihrem Idol weggehen. Es musste ja nichts besonderes sein. Auf einen Kaffee würde ihr schon reichen. Würde sie in allen Wolken schweben lassen. Gedanklich driftete sie bereits zu so einem Treffen ab. Das würde so schön werden. Nur sie und Kyo-san... Bevor ihre Fantasie ein solches Treffen jedoch zu weit ausschmücken konnte, wurde sie von Dai durch ein Rütteln zurück in die Gegenwart geholt. „Sachiko? Alles in Ordnung?“ „Ähm... Ja. Alles in Ordnung.“ Eilig kramte sie in ihrer Handtasche, förderte einen kleinen Notizblock zu Tage, schlug ihn auf und überreichte ihn dem Gitarristen. „Ich brauche dringend ein paar Sachen. Ein paar neue Bass- und Gitarrenseiten, Pleks. Kleinigkeiten eben.“ Fachmännisch las Daisuke sich die Liste durch, nickte. „Ich such dir die Sachen schnell raus. Habt mir ja alles aufgeschrieben hier. Bin gleich wieder da.“ Er ging schon los, blieb aber noch einmal kurz stehen und wandte sich an Kyo: „Kyo, sei lieb zu Sachiko solange ich weg bin.“ Ein Knurren war die Antwort des Angesprochenen. Als ob er diesem Mädchen gegenüber unhöflich sein könnte. Sie war ein nettes, junges Ding, auf dem Weg ihren Traum zu verwirklichen. Außerdem riss Kaoru ihm doch den Kopf ab, wenn er sich nicht benahm. Dennoch fiel es ihm schwer, die peinliche Stille zwischen ihnen zu unterbrechen. Worüber redete man auch als 'alter Knacker' mit einer jungen Frau? Außer, über Musik. Aber darüber musste er sich nicht lange Gedanken machen, da Sachiko das reden übernahm. „Ano... Kyo-san... ich... ano... hätten sie nicht vielleicht doch Lust mit mir...?“ Verblüfft sah Kyo sie an, stellte fest, dass sie ziemlich rot im Gesicht war. War ihr wohl nicht leicht gefallen. Trotzdem: Was sollte er jetzt sagen? Er war da so dermaßen aus der Übung. „Nun... Dai hat ja gesagt... und viel zu tun ist auch nicht... Ich hätte da also nichts gegen...“ „Wohin soll es denn gehen?“ Erschrocken zuckten Kyo und Sachiko zusammen, als Nobu so aus dem Nichts auftauchte. Wenn der das noch öfter machte bekam Kyo noch einen Herzanfall. „Schleich dich gefälligst nicht so an. Da kriegt man ja Zustände.“ „Mou~ Das hat nur so einen Spaß gemacht. Ihr beide steht hier so schüchtern in der Gegend rum, da hab ich gedacht, ich sorge für ein bisschen Stimmung.“ Diese verdammte Grinsekatze. „Komm du noch mal an, dass du Kekse oder dergleichen willst. Das kannst du ab sofort vergessen.“ Beleidigt schmollend setzte Nobu sich an Ort und Stelle auf den Boden. „Wie gemein. Das erzähle ich meinem Schatz. Dann kannst du dich auf was gefasst machen. Und meinen Rundruf wegen der Wohnung, den werde ich auch wieder rückgängig machen. Jetzt kannst du wieder alleine suchen.“ Kyo schüttelte, die Augen verdrehend, den Kopf, ging dann um die Theke herum und auf Sachiko zu. Im Vorbeigehen strich er dem jüngeren Schwarzhaarigen über den dunklen Schopf. „Schmoll du noch ein wenig.“ Reichlich nervös stand er dann vor der jungen Dame, die ihn um wenige Zentimeter überragte. „Ano... ich geh kurz meine Jacke holen und den anderen Bescheid sagen und dann... können wir los?“ Eifrig nickte sie, zu aufgeregt, um auch nur ein Wort über die Lippen zu bekommen. „Gut.“ Der Sänger atmete noch einmal tief durch, drehte sich um und eilte nach hinten. So allmählich fing er an sich zu freuen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)