Schlaflos von Cookie-Hunter (Der Albtraum endet nie...) ================================================================================ Kapitel 20: Gespräche --------------------- Eifrig werkelte Kyo in der Küche herum, schnitt all das Gemüse, die Pilze und das Fleisch für das Abendessen klein. Nicht zu vergessen den Tofu. Immerhin war auch dieser ein wichtiger Bestandteil des Shabu-Shabu, welches zur Feier des Tages serviert wurde. Ein einfaches, aber geselliges Gericht. Im Wohnzimmer kümmerte sich Toshiya derweil um die bereits eingetroffenen Gäste. Einzig Shinya entschloss sich dem Sänger ein wenig Gesellschaft zu leisten. „Na? Kann man der fleißigen Hausfrau bei ihrem Werk helfen?“ „Pass auf, dass dir die 'Hausfrau' nicht irgendwas an den Kopf wirft“, erwiderte Kyo mit einem breiten Grinsen, ehe er sich wieder dem Gemüse widmete, welches er gerade auf einem Teller drapierte. Das Auge aß ja bekanntlich mit. „Wenn du unbedingt helfen möchtest, kannst du dich gerne um den Reis kümmern. Der müsste jeden Augenblick fertig sein.“ Shinya nickte und machte sich daran, der ihm aufgetragenen Aufgabe nachzugehen. „Warum verkriechst du dich eigentlich hier in der Küche?“ „Ich verkrieche mich doch gar nicht“, nuschelte der Kleinere, merkte aber ganz genau, wie offensichtlich diese Lüge war. Dennoch hielt er an ihr fest: „Ich werde doch gar nicht weiter zum Vorbereiten kommen, wenn ich jetzt da raus gehe. Am Ende gibt es dann vielleicht sogar gar nichts zu Essern.“ Seine Worte waren leise, gedrückt von dem schlechten Gewissen seinerseits. Denn, um Shinya anzulügen musste man schon ganz schön dreist sein. „Feigling.“ Der Drummer seufzte auf. Nein, das was Kyo ihm da erzählte war nur die halbe Wahrheit. Zumal er sich eh fragte, warum sich Toshiya nicht um das Essen kümmerte. Immerhin war der Große der Gastgeber. „Gibt es da draußen irgend wen, den du nicht treffen willst?“ Neugierig schielte er zu Seite, während der Reiskocher das Signal gab, dass seine Arbeit beendet war. Und Kyos Reaktion sprach Bände. In der Bewegung innegehalten, krampfte sich seine rechte Hand um den Messergriff, mit dem dieser gerade den letzten Rest Tofu zerschneiden wollte. Zudem das nervöse Kauen auf der Unterlippe. Also war da jemand, auf den er nicht treffen wollte. Hatte der zierliche Japaner also mal wieder ins Schwarze getroffen. Manchmal hasste er sich selbst dafür. Gerade in Momenten wie diesen. „Wer ist es?“ In Gedanken ging er noch mal die Anwesenden durch, aber da war niemand, den Kyo nicht schon auf seinem Geburtstag begegnet wäre oder von sonst wo her kannte. Der Schwarzhaarige löste sich derweil wieder aus seiner Starre, begann langsam und vorsichtig den Tofu in Würfel zu schneiden. Sollte er es Shinya sagen? Nachher hielt der ihn noch für kindisch. Obwohl... Shinya? Nein, dieser würde Verständnis dafür haben, würde ihn nicht auslachen. „Akemi kommt auch.“ Die Nachricht haute den Drummer jetzt aber doch schon von den Socken. Wie hatte Toshiya denn das hinbekommen? Bei dieser Überraschung vergaß er völlig, dass der Reis auf dem großen Löffel eigentlich in die dafür vorgesehene Reisschüssel gehörte. „Wie jetzt?“ „Du hast mich schon verstanden, Shinya. Akemi kommt hierher. Heute.“ Er schnappte sich einen Lappen und beseitigte den verschütteten Reis, während der Größere ihn immer noch ansah wie das achte Weltwunder. „Ich gebe ja zu, dass das Ganze auf meinen Mist gewachsen ist. Immerhin habe ich Toshiya dazu gedrängt sie einzuladen.“ „Und wieso das?“ So ganz kam der Andere immer noch nicht hinterher. Kyo musste sich ein Augenrollen verkneifen. War der Grund denn nicht offensichtlich? „Damit die beiden sich wieder vertragen. Und auch vielleicht noch wieder ein bisschen mehr draus wird.“ „Heißt das, dass du die beiden wieder verkuppeln willst?“ Irgendwie stand Shinyas Welt gerade Kopf. Natürlich hatten sie mitbekommen wie Toshiya zusehends sein Lachen verloren hatte, nachdem die Scheidung offiziell gewesen war. Obwohl es in letzter Zeit wieder mehr wurde. Ob das an Kyo lag? „Und du glaubst wirklich, dass du das schaffst? Denn ich denke, du hast dir da ein bisschen viel vorgenommen.“ Eine Hand in die Hüfte gestemmt, drehte er sich zu Kyo um, stützte sich mit der anderen auf die Arbeitsplatte. Kritisch musterte er den Älteren, wollte am liebsten hören, dass er es sich anders überlegte. Akemi und Toshiya wieder zusammen zu bringen... das hatten sie alle schon vor einer geraumen Weile hinter sich gelassen. Vor allem, weil Toshiya selbst aufgegeben hatte. Kyo seufzte. Als ob er nicht wüsste, wie schwer dieses Vorhaben war. Es war ja auch nicht gerade schwierig die verhärteten Fronten zu spüren. Unsicher kaute er auf seiner Unterlippe herum. „Aber ein Anfang ist doch schon gemacht. Immerhin kommt sie hierher. Und... Und wenn ich weiß, was der Grund war, dann... dann... Es wird schon klappen.“ Mitfühlend legte der Größere seinem Freund eine Hand auf die Schulter. „Übernimm dich nicht.“ Aber wenn Kyo sich das in den Kopf gesetzt hatte, würde er ihn unterstützen. Da gab es jedoch noch eine Sache: „Warum willst du das machen? Aus heiterem Himmel kann diese Idee doch auch nicht entstanden sein.“ „Na, weil“, druckste der Sänger herum, kam aber nicht weiter, denn in dem Augenblick kam Die in die Küche gestiefelt, um Kyo ebenfalls zu begrüßen. „Hallo, Kyo. Oh man, was zieht ihr Beide denn für lange Gesichter. Heute ist ein Tag zum Feiern. Oder wollt ihr allen ernstes Trübsinn verbreiten?“ Je ein Arm landete um der Schulter von einem seiner Freunde, wobei er grinsend von einem zum anderen sah. „Oder wollt ihr zwei Glucken euch hier verkriechen, während da draußen der ganze Spaß abläuft? Na los, raus hier.“ „Aber... Aber das Essen.“ Kyo versuchte noch sich aus dem Klammergriff zu befreien, jedoch war er gegen die Kraft dieser Gitarristenarme irgendwie machtlos. „Das drücken wir jetzt Toshiya aufs Auge. Du kommst jetzt mit mir mit. Keine Widerrede.“ Und bevor Kyo auch nur einen weiteren Versuch machen konnte, sich dem ganzen Vorhaben zu entziehen landete er kurzerhand auf der Schulter des etwas Älteren, woraufhin sich Shinya ein Grinsen nur schwer verkneifen konnte. Nicht zuletzt, weil Kyo so ungläubig aus der Wäsche schaute. Auf dessen anschließenden nach Hilfe schreienden Blick wurde er dann doch tätig. Jedoch anders, als der Sänger es eigentlich haben wollte. Denn, anstatt ihm aus der Situation zu helfen, machte der schlanke Japaner doch allen ernstes die Küchentür auf, damit der Gitarrist leichter hindurch kam. „Verräter“, knurrte Kyo und verschränkte, so gut es in seiner derzeitigen Lage ging, die Arme. Im vorbeigehen warf er dem vermeintlichen Freund noch einen bösen Blick zu, was den jedoch nur dazu brachte noch mehr zu Lachen. „Schaut mal, was ich Feines in der Küche gefunden habe.“ Noch immer das breite Grinsen im Gesicht drehte Die sich einmal um 180 Grad, damit die anderen auch Kyos Vorderseite betrachten konnten. „Schäm dich Toshiya, dass du ihn uns vorenthalten willst.“ Belustigt drehte er sich noch ein paar Mal im Kreis. Sofort hielt sich Kyo krampfhaft an Dies Oberteil fest, damit er nicht fallen konnte. „Die. Halt sofort an! Bitte, bitte, bitte.“ Denn allmählich wurde ihm richtig schwindelig. Sogar ein wenig mehr als schwindelig. Die schien es jedoch genauso zu gehen. Er kam ins straucheln, stolperte und geriet immer mehr in die Waagerechte. Alle Anwesenden hielten die Luft an und sprangen vor Schreck zur Seite, als der Gitarrist es irgendwie noch schaffte sich und seine Last Richtung Sofa zu dirigieren. Manchmal hatte dieser Mann wirklich mehr Glück als Verstand. Deutlich mehr Glück. Im letzten Moment schaffte Kyo es die Arme schützend vor sein Gesicht und den Oberkörper zu bringen, rechnete er doch fest damit, dass dieses übermütiger Etwas, welches ihn in diese Situation gebracht hatte, auf ihm landen würde. Er spürte den Aufprall auf der Couch, dann wie etwas Schweres auf ihm landete, woraufhin sämtliche Luft aus ihm gepresst wurde. Für einen Moment war es ganz still. „Alles... klar bei euch?“, fragte Kaoru und besah sich das Debakel. Das wäre jetzt eine unschöne Sache, wenn sie noch einen Krankenwagen rufen mussten. Der Erste von den beiden Verunglückten, in den wieder Leben kam, war Kyo, der versuchte den Größeren von sich und dem Sitzmöbel hinunter zu schubsen. Einem Fisch gleich lag er nach getaner Arbeit da, schnappte nach Luft. Warum wollte ihn jeder in letzter Zeit umbringen? Er war ja kein Unschuldsengel, aber leben wollte er im Moment schon noch ein wenig. Auch, wenn Ayaka da weit anderer Meinung war. Den schmerzenden Hinterkopf reibend, richtete sich Die wieder auf, wurde aber von Kyo gleich wieder mit einem nur halb ernst gemeinten Schubs zu Boden geschmissen. „Du Kindskopf“, war dessen einziger Kommentar zu dieser Handlung. Aimi kniete sich hinter ihren Verlobten, vergewisserte sich, ob dieser nicht doch mehr als eine Beule am Kopf hatte. Aber da war wirklich nicht mehr. „Geht's dir gut, Schatz?“ Sie erhielt ein Nicken, worauf hin sie kurz lächelte, dann aber ernst wurde und dem Mann vor ihr einen Schlag auf den Hinterkopf verpasste. „Musst du dich eigentlich immer so unmöglich benehmen? Du hättest dir und Kyo-kun ernsthaft weh tun, wenn nicht sogar was brechen können. Denk doch einmal nach, bevor du so einen Blödsinn machst.“ Schmollend schlang sie ihre Arme um Dies Hals, schmiegte sich an ihn. „Ich hab dich auch lieb.“ Allgemeine Erleichterung machte sich breit. Offensichtlich schien ja nichts ernsthaftes passiert zu sein. So setzten nach und nach wieder die Unterhaltungen ein. Toshiya wurde unterdessen von Shinya in die Küche geschoben, damit dieser sich um die restlichen Vorbereitungen kümmern konnte. Unterdessen hatte sich auch Die aufgerappelt, war damit beschäftigt seine Tochter zu beruhigen, die immer noch größte Angst um ihren Vater hatte. Einzig Kyo hatte sich nicht mehr einem Millimeter bewegt. Wirkte noch wie paralysiert. Dabei wandte er nur all seine Kraft darauf an, Ayaka und ihr dummes Gerede auszublenden. Ihre Todeswünsche und Beleidigungen. „Ist bei dir wirklich alles in Ordnung?“, fragte Kaoru ihn noch Mal, setzte sich neben den Jüngeren. Dessen Starre wirkte nämlich ein wenig beunruhigend auf ihn. „Hast du Schmerzen?“ „Nein“, antwortete ihm der Andere, schüttelte sacht den Kopf. „Ich... fühle mich nur...geplättet?“ Ein missglücktes Lächeln zeigte sich auf seinem Gesicht. „Nein, ich bin einfach nur müde.“ „Sonst nichts?“ „Sonst nichts.“ Ächzend brachte sich Kyo in eine sitzende Position, atmete tief durch. Heute war ein fröhlicher Abend. Da wollte er nicht derjenige sein, der hier miese Stimmung verbreitete. Wenige Augenblicke später hatte er eine kleine Person auf dem Schoss sitzen. „Oh. Hallo Nanami. Wie geht es dir heute?“ „Mir geht es prima, aber was ist mit dir, Onkel Kyo? Hat Papa dir weh getan?“ „Nein, hat er nicht. Aber warum spielst du nicht mit den anderen?“ „Weil ich viel lieber mit dir spiele.“ Die Kleine schenkte ihm ein strahlendes Lächeln und kuschelte sich an ihn. Kaoru streichelte dem kleinen Mädchen liebevoll über den Kopf. „Du bist eine ganz liebe.“ Nanamis Lächeln war eine perfekte Kopie von ihrem Vater. „Was möchtest du denn spielen, Nanami-chan?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)