What is love? von Miyabou (Wie Alice und Jasper damals zusammen kamen...) ================================================================================ Kapitel 5: Der Wolf, der sich vor den Schafen in Acht nehmen muss. ------------------------------------------------------------------ Wo auch immer Jasper hinsah, er war umzingelt von Menschen. Menschen, deren süß duftendes Blut ihm in der Nase brannte, deren Halsschlagadern nur wenige Zentimeter von ihm entfernt waren, wenn sie ihn zur Begrüßung umarmten, und deren pulsierender Herzschlag wie eine rhythmische Musik in seinen Ohren widerhallte. Kurz gesagt: Diese Geburtstagsparty war die reinste Hölle. Edward und Emmett wichen nicht von seiner Seite, um jedes Risiko auszuschließen. Wie Bodyguards standen sie links und rechts von ihm und hielten ihn unmerklich, aber dennoch stark an den Armen fest, wenn ein neuer Gast zu einer Umarmung oder einen Händedruck ansetzte. Die meiste Zeit versuchte Jasper nicht zu atmen. Es war ja im Grunde auch nicht notwendig, da er keinen Sauerstoff brauchte, doch es würde mit Sicherheit auffallen, wenn er stundenlang ohne einen Atemzug dastehen würde, ohne blau anzulaufen. Die anderen schienen keine Probleme mit all den Menschen um sie herum zu haben. Aber Jasper gab sich damit zufrieden, dass sich seine Geschwister wenigstens genau so langweilten wie er. Rosalie war umzingelt von einer Gruppe Männer, die sie mit gierigen Blicken anstarrten. Rose schien die Aufmerksamkeit zu genießen und stellte sich mächtig in Szene. Zu Jaspers Verwunderung blieb Emmett gelassen. (Er hatte ja erwartet, dass er jeden einzelnen von den Herren kastrieren würde…) Alice stand etwas abseits und unterhielt sich mit einer älteren Dame. Sie hatte ein knielanges, schwarzes Abendkleid ohne Träger an. Sie sah umwerfend aus. »Emmett, du wirst von Tag zu Tag größer!« Die Stimme eines älteren Herrn riss Jasper aus seinen Gedanken. Vor ihnen stand ein weißhaariger Mann im Anzug, der Emmett freundschaftlich auf die Schulter klopfte. Emmett lachte. »Nein Mr Diggens, sie werden nur immer kleiner.« Der alte Mann stimmte in sein Lachen ein. »Ja, du magst Recht haben. Das Alter ist eine schreckliche Sache. Genieße deine Jugend, solange du sie noch hast, Junge.« Wenn der wüsste, dachte sich Jasper. »Oh und du musst der neue Sohnemann von Carlisle sein«, sagte Mr Diggens und wandte sie zu Jasper. »Der Gute sucht sich auch nur hübsche Knaben aus, keiner seiner Söhne hat auch nur einen Makel. Das muss ein wirklich gutes Waisenhaus sein.« Jasper versuchte zu lächeln, als er die Hand des Mannes entgegennahm, doch es fiel ihm sichtlich schwer, die pulsierende Pulsader zu ignorieren. »Sehr erfreut Sie kennen zu lernen, mein Name ist Jasper Hale.« Edward legte Jasper eine Hand auf die Schulter. Keiner der Anwesenden hätte darin einen festen Griff erkannt, doch Jasper spürte deutlich den Druck, mit dem sein Bruder ihn ein Stück zurückzog. »Unser neuer Bruder ist etwas schüchtern.« Mr Diggens nickte. »Naja das macht ja nichts. Dann ergänzt er sich ja perfekt zu Emmett. Apropos, komm mal mit Junge, ich muss dir jemanden vorstellen, der dir sehr viel über Baseball erzählen kann, das magst du doch so gerne.« Emmett folgte dem älteren Herrn widerstandslos, doch er drehte seinen Kopf kurz zu seinen Brüdern um und machte ein gequältes Gesicht. Edward lachte. »Mr Diggens ist ganz vernarrt in unseren guten Emmett. Ständig versucht er ihn dazu zu überreden, in seine Baseballmannschaft zu kommen.« »So etwas Ähnliches habe ich mir schon fast gedacht«, sagte Jasper. »Es tut mir leid, dass du dich wegen mir nicht unters Volk mischen kannst. Wenn du willst erfinde ich eine Ausrede und hau ab. Das wäre mir selbst ehrlich gesagt lieber.« »Nichts da«, antwortete Edward. »Es macht mir nichts aus, im Gegenteil. Ich bin auch nicht so gerne umzingelt von Menschen, da dann nämlich all ihre Gedanken auf einmal auf mich einschlagen.« Edward und Jasper verbrachten den Großteil des Nachmittages damit, in der hintersten Ecke des riesigen Gartens zu stehen und die anwesenden Leute zu beobachten. Dabei erzählte Edward ihm alle Details über jede Peron, die er kannte. Ab und an wurden sie von Gästen angesprochen, doch Edward übernahm meistens den Begrüßungspart und stellte auf seine höfliche Art seinen neuen Bruder vor. Jasper war dankbar dafür, denn so musste er wenigstens nicht atmen, was zum betonen mancher Silber leider nötig war, und den Duft der Menschen aufnehmen. Er war erstaunt darüber, wie gut der Tag bis jetzt verlaufen war. Aber das hatte er bestimmt dem intensiven Training zu verdanken, das er sich in den letzen beiden Tagen antun musste. Die ganzen Nächte und Tage verbrachte er im Wald und ernährte sich von den verschiedensten Kleintieren. Natürlich unter Beobachtung von seinen Brüdern. Alice und Rosalie verbrachten ihre Zeit währenddessen in Europa, wo sie für die Geburtstagsparty eine kleine Shoppingtour unternahmen. Zum Leidwesen von Emmett hatten sie auch an Smokings für die Jungs gedacht. An sich verlief das Training aber gut. Kein einziges Mal verlor Jasper die Kontrolle oder spielte verrückt. Die Umstellung schien langsam zu klappen, aber dennoch fiel es ihm schwer, unter Menschen zu sein. Es war seltsam. Er war der Wolf, der sich vor den Schafen in Acht nehmen musste. »Na Jungs.« Alice kam auf die beiden zumarschiert, in der einen Hand ein Glas Sekt, das noch bis oben hin voll war. »Amüsiert ihr euch auch so schön wie ich?« Schweigen sagte eben doch manchmal mehr als tausend Worte, und so gaben Edward und Jasper keine Antwort. Alice kicherte. »Ich habe eben Emmett getroffen, er hat mir ein »Hilf mir!« zugeflüstert. Ich glaube nur Rose hat ihren Spaß.« Sie nickte zu der Traube aus Männern rüber, in deren Mitte man nur Rosalie vermuten konnte. Die Gruppe schien sogar noch größer geworden zu sein. In der Gegenwart von Alice fühlte sich Jasper ein kleines bisschen sicherer. Sie strahlte ständig eine positive Aura aus, was sehr beruhigend auf ihn wirkte. Sie war der erste Vampir gewesen, in dessen Nähe sich Jasper gerne aufhielt. Vielleicht lag es daran, dass die ganzen anderen Vampire aus seiner Vergangenheit stets gestresst und auf der Lauer waren. Ihre Gefühlszustände zu spüren war für ihn nicht immer angenehm gewesen. Alice dagegen hatte eine angenehme Aura. Auf einmal fing das zierliche Vampirmädchen neben ihm an zu fiepen. Er tauschte einen verwirrten mit Edward, der sich nur kopfschüttelnd an die Stirn fasste. »Kommt gar nicht in Frage, Alice.« »Edward!«, fiepte Alice. »Bitte, nur für ein paar Minuten, nur dieses eine Lied!« Sie schaute ihren Bruder mit einem flehenden Dackelblick an und zog eine Schnute. Edward vermied es ihr in die Augen zu schauen und drehte seinen Kopf demonstrativ weg. »Bitte Brudilein.« »Aber ich bleibe in eurer Nähe.« »Ja!«, rief Alice und fiel Edward um den Hals, dann schnappte sie sich Jaspers Hand und zog ihn durch die Menschenmassen hindurch in die Mitte des Gartens. Jasper biss fest seinen Kiefer zusammen und ballte seine freie Hand, um die Konzentration zu bewahren. Inmitten der kleinen Tanzfläche blieb sie stehen. Jasper starrte ausdruckslos in ihr fröhlich lächelndes Gesicht. »Ich hoffe du weiß, was du mir hier gerade antust.« Alice wedelte mit einer Hand ab. »Jeder kann tanzen, Jasper, du wirst schon sehen.« »Nein, das meine ich nicht«, sagt er. »Ich meine…« Er schaute sich um und sog den Duft der vielen herumwirbelnden Menschen ein, die sich auf dem Tanzparkett befanden. Ein Schauer lief seinen Rücken runter und ließ ihn kurz aufknurren. Alice drückte seine Hand noch fester und schaute ihn eindringlich an. »Solange du bei mir bist, wird nichts Schlimmes geschehen.« Sie nahm seine andere Hand und lehnte ihren Kopf an seine Schulter. Dann bewegte sie sich langsam im Takt der Musik. Jasper wusste, dass es äußerst gefährlich für alle um ihn herum war, wenn er sich so nah bei ihnen befand, und die Tanzfläche war nicht gerade leer. Aber irgendwie vertraute er Alice. Er stimmte in ihre Bewegungen mit ein, schloss die Augen und lehnte seinen Kopf an ihre Stirn. Sobald er ihren atemberaubenden Duft einatmete, schwanden alle anderen Gerüche um ihn herum, seien sie für einen Vampir auch noch so verlockend. Er sah und roch die Menschen nicht mehr. Alles was blieb, war Alice’ Duft und ihre Hand in seiner. Er spürte Edward, der ganz in der Nähe stand und sie beobachtete, doch es war ihm egal, wenn er jetzt seine Gedanken lesen konnte. Sollte er eben wissen, was er für Alice empfand, aber jetzt über etwas anderes als über sie nachzudenken, war Jasper schier unmöglich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)