Ein Sommerabend von die81 (die unbekannte Schöne) ================================================================================ Kapitel 1: Alice ---------------- „Es war sehr nett mit dir die letzten Tage, doch ich muss jetzt gehen.“, sagte sie und strich mir dabei zärtlich eine Strähne aus dem Gesicht, „Du weist das ich nicht länger bleiben kann.“ Mit getrübtem Blick ging sie zu ihren gepackten Koffern die schon vor der Tür standen. Sie drehte sich noch einmal zu mir um und schenkte mir eines ihrer unvergesslichen Lächelns. Und ich ging zu ihr um noch ein letztes Mal die Augen zu betrachten in die ich ständig versank. Dann machte ich die Tür auf und sie verschwand. Wahrscheinlich werde ich sie nie wieder sehn. Sie hatte recht damit, dass ich wusste dass sie nicht länger bleiben konnte. Aber durch ihr ging ein Teil von mir fort. Ich hab geglaubt das mit uns könne ewig so weitergehen. Nun muss ich doch in die Realität blicken und feststellen dass ich gescheitert bin mit dem Versuch sie für immer an mich zu binden. Trotz ihres jetzigen Verschwindens, oder gerade deswegen, muss ich ständig an den Sommertag denken an denen ich sie das erste Mal küsste. Doch war es nur halb so schön wie die Worte die sie an jenem Tag zu mir sagte, die Worte die sie nun wahrscheinlich einem anderen sagen wird. Ob du sie ernst gemein hast? Oder hast du sie nur gesagt weil es nun mal dazu gehört? Damals habe ich mir selber eingeredet, dass es so sein muss. Hast du das auch getan? Wahrscheinlich, nur bringt es jetzt nicht mehr viel sich darüber Gedanken zu machen. Du bist fort und hast mich allein gelassen. Vielleicht werden wir uns ja irgendwann wieder sehen. Und bis dahin bleibt mir immer noch der Gedanke an diesen wunderschönen Sommerabend. Jetzt kann ich es nicht mehr bestreiten, dass es schön war. -Flashback- Zufrieden seinen Job getan zu haben, ging er eine Landstraße entlang auf der Suche nach einem geeigneten Platz sich den Weg nach Hause zu eröffnen. Durch eine Tür wollte er die Märchenwelt verlassen, um sich in seiner Hütte den verdienten Feierabend zu gönnen. Er rückte seinen Zylinder noch einmal zurecht und wollte gerade die Türklinke berühren, als er plötzlich ein nahes Geräusch hörte. Dieses Geräusch klang als würde jemand versehendlich auf einen am Boden liegenden Zweig treten, der vermutlich aus verschiedenen Gründen vom Baum gefallen sein könnte. Er drehte sich bedächtig um, damit er die Landschaft hinter sich etwas genau betrachten konnte. Da die Sonne schon dabei war unterzugehen, hüllte es den schmalen Sandweg in etwas dunklere und doch warme Farben ein. Man konnte sagen es war eine Landstraße wie im Märchen beschrieben. Selbst er, der schon fast Täglich in der Märchenwelt herumspazierte, musste bei diesem Gedanken lächeln. Als er seinen Blick weiter über die häuserlose Weite schweifen ließ, viel ihm auf das der Baum, der ein paar Meter entfernt von ihm stand, der erste ist den er seit geraumer Zeit gesehen hat. Und da dieser der einzige Baum hier in der Gegend zu sein schien, viel es ihm auch nicht gerade schwer zu erraten, von wo aus das Knacken des Zweiges herkam. Nun ließ er dem grün, braunem Gewächs seine ungeteilte Aufmerksamkeit zukommen, da er jetzt gespannt darauf wartete, was wohl hinter ihm hervor kommen würde. Es würde wahrscheinlich ein Tier sein, das sich von der einzigen passablen Pflanze, auf annähernd einem Kilometer, etwas Futter für sich erhoffte. Oder vielleicht auch ein armes Bauern Kind das aus dem letzten Dorf entstammte und ihm nun gefolgt war. Was es auch immer war, es schien sich zu bewegen und würde vermutlich gleich vor ihm stehen. Doch es verschlug ihm glatt der Atem, als er sah was genau sich da vor ihm platzierte. Dabei war er eigentlich gar nicht der Typ der sich so leicht überraschen lässt. Er hatte schon wirklich vieles gesehen, doch das was er nun erblickte, konnte man nur mit dem Wort umwerfend beschreiben. Die führwahr bezaubernste Frau die er je in seinem Leben gesehen hatte. So elegant und graziös, und gleichzeitig verrucht und wild. -Wahnsinn- dachte er nur als sich seine Augen weiteten. „Guten Tag, sind sie der Traumhändler?“ fragte sie und er konnte die Ungläubigkeit nicht nur aus ihrer Stimme heraushören, auch ihre Augen verrieten eine leichte Skepsis. „Ja der bin ich. Und mit wem habe ich das vergnügen?“ – „Oh. Mein Name ist Alice. Ich bin hier um eine Inspektion durchzuführen. Na ja und vor allem bin ich aber ihre neue Nachbarin.“ Und ihr zuckersüßes Lächeln verzauberte ihn so sehr, das er erst nach ein paar Sekunden mitbekam, das er sie mit offenem Mund anstarrte. Schnell schüttelte er seinen Kopf, um seine geistige Standfestigkeit wieder zu erlangen. – Das kann doch nicht sein. Was ist das? Dieses komische Gefühl…und diese wunderschönen Augen…- Verträumt versank er in ihren himmelblauen Augen. Und im nächsten Moment spürte er auch schon eine weiche Hand auf seiner Wange, die ihm zärtlich darüber strich. „Ich hätte nicht gedacht, dass der legendäre Traumhändler so jung ist. Vor allem aber konnte ich ja nicht ahnen das er so unglaublich süß ist wie Sie.“ Kicherte sie beschwingt. Es hörte sich an wie von einem Kind, doch schien sie gewiss keines mehr zu sein. Sie nahm seine Hand und eine Welle von Gefühlen durchströmte seinen Körper. Er spürte wie sich die röte in seinem Gesicht breit machte. Doch es störte sie anscheinend nicht, denn sie Zog ihn mit sich, in eine Tür die sie an irgendeinen Platz in der Märchenwelt führen würde. Auf der anderen Seite der Tür machte sie halt und drehte sich, ihm in die Augen schauend, um. „Möchten Sie vielleicht eine Tasse Tee?“ Er wusste ganz genau wo sie waren, denn nicht weit von hier stand seine geliebte Hütte, die nur auf seine Heimkehr wartete. Doch anstatt sich zu verabschieden, nickte er nur und begleitete sie in ihr kleines Häuschen das nicht weit von seinem zu erkennen war. Jetzt saß er in einer ihm unbekannten Küche und war so nervös wie schon seit Ewigkeiten nicht mehr. Das einzige was er im Moment überhaupt machen konnte, war die schöne Frau am Herd beim Wasser aufsetzten zu beobachten. Er hoffte inständig, dass ihn jetzt sein Kater nicht so sehen konnte, denn dann würde er sich Jahrelanger Schmach aussetzen müssen, da er ja sonst immer den coolen Typen vorspielte. Doch dieses Gefühl wurde auch sogleich von einer Hitze überschattet die er nicht einordnen konnte. Eine Tasse ging unvermittelt zu Bruch, als Alice mit ihrem Arm daran stieß. Ein kleiner spitzer Schrei untermalte das Szenario. Sie beugte sich in ihrem hautengen kaminrotem Kleid, das das Blut in seinen Adern zum kochen brachte, um die Scherben aufzuheben. Wie von einer Tarantel gestochen stand er auf und versuchte ihr zu helfen, was aber ziemlich in die Hose ging, als er sich an einer Scherbe schnitt. „Lass nur. Ich mach das schon. Setz dich wieder. Ich hol ein Pflaster.“ Sagte sie so nah an seinem Gesicht, das er ihren heißen Atem auf seiner Haut spüren konnte. Als sie wieder kam setzte sich die Schönheit, mit einem Pflaster bewaffnet, unmittelbar neben ihn und nahm wieder einmal seine Hand in Anspruch. Sie führte den verletzten Finger zu ihrem roten Schmollmund und leckte genüsslich das Blut ab, als wäre es Honig der von einem Löffel tropfte. –Oh Gott. Langsam halt ich das nicht mehr aus.- Auch diesmal wieder wurden seine Gedanken weggewischt, als sie, nachdem sie ihn verarztet hatte, wieder aufstand und zwei Tassen auf den Tisch stellte. Dabei beobachtete sie ihn aufs Genaueste. Sie musterte ihn von oben bis unten und so wie es schien gefiel ihr was sie sah. Es lag eine angespannte Stille in der Luft, die etwas Vibrierendes mit sich brachte. Der Wasserkessel pfiff und sie wandte ihr Antlitz von ihm ab. Ein oder Zwei Minuten später, er konnte es nicht mehr einschätzen, saß sie ihm direkt gegenüber und trank so voller Behaglichkeit ihren Tee, ohne dabei auch nur einmal ihre Augen von ihm zu wenden. Als sie damit endete stand sie wieder auf und ging diesmal direkt auf ihn zu. „Ich denke über Geschäftliches können wir uns auch ein andres Mal unterhalten.“ Diese Worte sprach sie so gekonnt aus wie es keine andere Frau jemals könnte. Sie schwang sich, leicht wie eine Feder, auf seinen Schoß und schnurrte ihm, wie eine wollige Katze, in sein Ohr. Das war sein Stichwort und er konnte das tun was er schon die ganze Zeit im Sinn hatte. Er zog sie so zu sich das er ihre Lippen geschmackvoll berührte und damit seinen Gefühlen für diesen Augenblick Ausdruck verlieh. Nach dem sie sich wieder von einander gelöst hatten staunte er nicht schlecht, als er ihren Gesichtsausdruck sah. Sie zog eine Augenbraue hoch und grinste ihn verschmitzt an. So wie es aussah war sie überrascht und gleichzeitig begeistert von diesem Kuss. „Das hätte ich nicht erwartet.“ Sagte sie ihn mit großem Interesse anblickend. „Was kannst du denn noch so alles?“ War die letzte Frage die er von ihr zu hören bekam. Sie stand auf und nahm ein letztes Mal seine Hand und zog ihn abermals durch eine Tür, die sie aber gewiss nicht an irgendeinen Platz in der Märchenwelt führen würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)