Pale Hunter von _Delacroix_ (eine "Hollows"-Fanfiction) ================================================================================ Pale Hunter ----------- Pale Hunter Mein Atem wurde schneller, als ich durch den leeren Altarraum unserer Kirche rannte, um in den Garten zu kommen. Die hölzerne Veranda, die zu den Wohnräumen im hinteren Teil der Kirche führte, knackste verdächtig und ich nahm die Beine in die Hand. Hier gab ich ein viel zu leichtes Ziel ab. Ich lief, doch obwohl ich durch meine Arbeit als freischaffender Runner relativ fit war, konnte ich nicht mit ihr konkurrieren. Noch bevor ich die Ausgangstür erreicht hatte, wurde ich mit eisernem Griff gepackt und gegen die Wand gedrückt. Der Aufprall presste mir die Luft aus den Lungen, aber Ivy wirkte, als hätte sie lediglich ein Buch in der Hand und würde nicht gerade eine 70 kg schwere Hexe gegen eine Wand pressen. Ihre Augen waren fast schwarz, doch noch schien sie sich zu beherrschen. Ihr ebenmäßiges Gesicht kam näher und ihre schwarzen Haare harmonierten hervorragend mit ihren hungrigen Augen. Jetzt nur keine Angst zeigen, sonst würde sie die Kontrolle endgültig verlieren und ein unkontrollierter Vampir war selbst am hellen Tag ein ernsthaftes Problem. Dabei war Ivy noch nicht einmal richtig tot. Sie war ein so genannter lebender Vampir und bedeutend schwächer als ihre untoten Verwandten, die man nur Nachts antraf und die einen Menschen mit einem einzigen Blick unter ihre Kontrolle bringen konnten. Einen Augenblick erinnerte ich mich an Piscary, Ivys ehemaligen Mentor und untoten Vampir, und ich musste unwillkürlich schaudern, was Ivy ein sehnsüchtiges Seufzen entlockte. Vamp-Pheromone heizten die Luft auf, was mein Dämonenmal zum Prickeln brachte. Jeder Vampir war in der Lage meine Narbe dazu zu bringen und das machte mich zu einem potenziellen Opfer für jeden daher gelaufenen Vamp auf der Suche nach einem kleinen Abenteuer, aber Ivy hielt sie für gewöhnlich davon ab mir zu Nahe zu kommen und auch wenn es - zugegeben - nicht ganz einfach war mit einem Vampir in einer Kirche zusammen zu leben, wollte ich sie um nichts auf der Welt verlieren. Sie war meine beste Freundin, auch wenn ich das Gefühl hatte, dass ich für sie weit mehr war als nur das. Ich zappelte ein wenig herum, obwohl ich wusste, dass ich gegen Ivy so keine Chance hatte, aber was sollte ich sonst tun? Als Erdhexe brauchte ich meine Amulette um mich zu verteidigen und die lagen längst vergessen im Wohnzimmer auf Ivys teurer Ledercouch und selbst wenn ich sie erreichen könnte, die drei Sekunden, die ich brauchte um ein Amulett zu aktivieren, würden Ivy ausreichen um mich endgültig zu erledigen. „Gib es mir!“ forderte sie und ich konnte die Anstrengung in ihrem Gesicht sehen, die es sie kostete mich nicht sofort zu beißen. Mein Atem war noch immer schwer, doch ich presste ein verzweifeltes „Nein“, hervor. „Nein?“ Ivys Stimme war ein paar Lagen höher als zuvor und ihre Finger kamen meinem Hals immer näher. Die Narbe prickelte, als gäbe es kein Morgen und ich konnte ihren Körper spüren, der sich gegen meinen drückte. Eine Flut der Erregung durchströmte mich, als ihre Lippen meinen Hals fanden. Federleicht strichen sie über meine Narbe und ich glaubte den Verstand zu verlieren. „Nein, es gehört Glenn, ich lasse nicht zu, dass du es zerstörst.“ Ich konnte ein Keuchen nicht mehr unterdrücken, während ich meinen Geist öffnete und versuchte die Kraftlinie zu ertasten, die unter unserer Kirche entlang floss. Obwohl ich eigentlich eine Erdhexe war und Kraftlinienmagie verabscheute, war sie wieder einmal meine einzige Chance meinen Hals zu retten. Ein Energiestrom ergriff mich, als ich nach der Linie tastete und die Energie in mich aufnahm. Sie durchflutete mich, verbrannte meine Innereien und ich schrie, als ich sie unkontrolliert gegen Ivy richtete. Es knallte und als ich mich von der Linie los riss, konnte ich Ivy sehen, die gegen die nächste Wand flog und dort unbewegt liegen blieb. Hoffentlich hatte ich sie nicht verletzt. Erleichtert atmete ich auf, obwohl mein Körper noch immer auf die Pheromone reagierte. Das Kribbeln ließ langsam nach und ich wollte gerade in Richtung Wohnzimmer fliehen, als die Tür zur Kirche aufgestoßen wurde und eine entsetzte Ceri in den Raum gerannt kam. Vermutlich hatte sie den Lärm bis auf die andere Straßenseite gehört. „Rachel? Was ist passiert?“ fragte sie nach einem Blick auf Ivy, die sich noch immer nicht bewegte. In Ceris blauen Augen glaubte ich Sorge zu erkennen und ich fühle mich sicher in ihrer Gegenwart. Wohl wissend, dass Ceri mit den Kraftlinien viel mehr Schaden anrichten konnte, als ich es je schaffen würde, blieb ich wo ich war und zeigte auf ein kleines Buch, dass ich noch immer wie einen Schatz umklammert hatte. „Ivy wollte Glenns Buch zerstören“, erklärte ich und kam mir dabei irgendwie dämlich vor. Hatte ich wirklich gerade mein Leben wegen einem Buch riskiert? Nein, ich hatte mein Leben wegen einem Buch riskiert, dass ich für ca. zehn Dollar in jedem Laden hätte kaufen können, ohne das Glenn den Unterschied auch nur bemerkt hätte. „Ist das wahr?“ fragte Ceri und strich über das große, silberne Kreuz an ihrem Hals, das ihr Ivy einst geschenkt hatte. Erst jetzt bemerkte ich, dass sie nicht mit mir, sondern mit Ivy sprach, die sich so eben wieder aufgerappelt hatte. Ihre Augen waren wieder braun und Ivys Bewegungen waren deutlich weniger raubtierhaft als zuvor. Anscheinend war sie wieder sie selbst. „Du würdest es auch vernichten wollen, wenn dir Rachel den halben Vormittag einen Vortrag über glitzernde Vampire gehalten hätte“, murrte sie schmollend und stolzierte in Richtung Küche davon um sich vor ihrem Computer zu vergraben. Ceri warf mir einen misstrauischen Blick zu. Erst als sie mein Grinsen bemerkte, griff nach dem zerknickten Buch und murmelte mit ihrer leisen, melodischen Stimme den Titel: „Bis(s) zum Morgengrauen?“ Ende Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)