snowbell von abgemeldet (friends out of the time) ================================================================================ Kapitel 1: Freundschaft ----------------------- „Ich bin allein, nicht das es jemals anders war. Doch wusste ich damals nicht warum. Ich war doch noch so klein und habe noch nicht verstanden. Du bist mein einziger Freund. Ich vertraue nur dir.“ Die Glocken schlugen zwölf mal in einem langsamen gleichmäßigen Takt. Nur die Flammen der Fackeln erhellten den Kirchplatz. Unüberhörbar schallten die Wutendbranden Schreie durch das kleine Dorf. Ein kleines Mädchen nicht älter als zwölf rannte in einem langenschwarzen Mantel gehüllt an der Kirche vorbei. Die wütende Menge rannten mit Mistgabeln hinter ihr her. Es machte ihnen nichts aus, dass die Person, die sie jagten ein kleines Mädchen war. Nein, dies schien die Dorfbewohner nur noch wütender zu machen. Eine kleine schwarze Katze lief zwischen der Menge und dem Mädchen her. Ängstlich wichen die Dorfbewohner ihre Blicke von der Katze, die darauf sofort verschwand. Als die Bewohner wieder aufblickten war das Mädchen verschwunden. Ihre Worte ließen die Flammen ihrer Fackeln noch heller erglühten. „Diese schwarze Katze ist ein Ungeheuer. Es gehört sicherlich ihr, dieser Hexe!“ Das junge Mädchen lehnte mit gesenktem Kopf an einer dunklen Ecke der Kirche die schwarze Katze auf dem Arm. Als das Flackern der Flammen verflog rannte sie aus dem Dorf. „Nozomi beeil dich doch. Es wird bald hell. Wir sollten zurück in den Wald kehren.“ Die schwarze Katze stand auf der Stadtmauer und wartete ungeduldig. Das kleine Mädchen sprang mit einer großen Tüte in der Hand die Mauer hoch. „Ich bin ja schon da. Ist das schön.“ Sie sah auf die Stadt, als die Morgensonne die Spitzen der Dächer erhellte. „Los beeil dich. Oder willst du jetzt schon aus dieser Stadt vertrieben werden. Wir sind gerade mal ein tag hier.“ Beleidigt drehte sich Nozomi Richtung Wald. „Du bist gemein Yasuo!“ Der Wald ist sehr finster und dunkel. Die Bäume sind nah aneinander gerückt. In Mitten dieses riesigen Waldes ist eine kleine erhellte Lichtung und Nozomis und Yasuos neuer Wohnort seit sie aus der alten Stadt vertrieben worden. Es war Frühling und die Schneeglöckchen blinkten im Morgenlicht. Erschöpft ließ Nozomi sich auf die Wiese fallen. Schnurrend legte sich Yasuo an sie. Lächelnd strich sie über das Fell der Katze. „Du bist mein Bester Freund. Wir werden immer zusammen bleiben ja?“ Die Katze schnurrte und schnupperte an den Schneeglöckchen. „Hey Yasuo du magst Schneeglöckchen nicht? Schau mal, was ich für dich gemacht habe. Ich wollte es dir ja schon früher geben, aber wir mussten ja fliehen.“ Die Katze sprang gereizt auf und fauchte.„Wessen Schuld war das denn?“ Das Mädchen lächelte ihn still an und holte ein Band aus einer Tasche ihres Zerfetzten Kleides. Das Halsband baumelte vor der Nase der Katze. Es war unauffällig schwarz und sehr schmal. Die Mitte zierte eine rote Raute bemalt mit zwei Schneeglöckchen. Die Blumen blinkten im Strahl der Morgensonne. Vorsichtig schnupperte die Katze am Halsband und schnurrte. Vorsichtig schnürte das Mädchen das Band um den zierlichen Hals der Katze. Zufrieden lachten die Beiden sich an. Die warmen Strahlen der Sonne kitzelten Nozomi direkt über ihr im Gesicht. Müde streckte sie sich. Yasuo schlief klein im Gras eingerollt neben ihr, das Band am Hals. Gelangweilt stolzierte das kleine Mädchen durch den unbekannten Wald. Sie betrachtete die schönen Lichtspiele der Sonne durch die Blätter der Bäume. Doch dann entdeckte sie einen kleinen Jungen, ungefähr in ihrem Alter, der einem Ball hinterher lief, der in ihre Richtung rollte. Erschrocken blieb das Mädchen stehen. Wenn jetzt auffliegen würde, wer sie ist, dann müsste sie diesen schönen Ort verlassen. Der Ball rollte bis vor ihre Füße. Vorsichtig nahm sie ihn in die Hände. Keuchend stand der Junge vor ihr. Als er aufschaute und seine grau blauen Augen den Ball entdeckten streckte er seine Hände dem Mädchen entgegen. „Danke, das du meinen Ball aufgehalten hast.“ Sein lachen strahlte über sein ganzes Gesicht und die Lichtspiele der Sonne tanzte auf seinem kindlichen Gesicht. Verdutzt und ängstlich hauchte Nozomi die Worte aus ihrem Mund. „Hast du keine Angst vor mir?“ Der Junge lachte immer noch fröhlich das Mädchen an. Er nahm sich den Ball und antwortete mit klarer Stimme bevor er zurück lief: „Nein!“ Erschrocken von den Worten rührte sich das Mädchen nicht und errötete. Es war das erste mal, dass ein anderer Mensch keine Angst vor ihr hatte. Geistesabwesend und glücklich tapste sie zurück zu ihrer Katze. Yasuo hingegen war gar nicht so glücklich. Er hatte sich große Sorgen um sie gemacht. Er regte sich lautstark auf, doch Nozomi schien seine Wut nicht zu realisieren. Sie ging wortlos an ihm vorbei und bemerkte ihn nicht mal. Kurze Zeit war es sehr still, keiner sagte auch nur ein Wort. Dann zog das Mädchen die Katze glücklich an sich und wirbelte ihn durch die Luft. „ Yasuo, ich bin ja so froh. Hier will ich bleiben. Nicht alle Menschen sind so gemein zu mir wie ich dachte.“ Bei dem letzten Satz sprang die Katze erschrocken zurück auf den Boden. „Was hast du gesagt? Was soll das heißen? Du bist doch nicht..“ Mit einem Lächeln legte das kleine Mädchen ihren Zeigefinger auf seinen Mund. „Natürlich nicht. Ich würde doch nicht in die Stadt gehen. Ich bin ihm ganz zufällig begegnet. Er ist ja so nett.“ Er fauchte sie böse an. „Du weist doch gar nicht, was das für folgen hat. Vielleicht hetzt er jetzt alle Dorfbewohner auf dich. Hast du denn gar nichts gelernt. Warum hörst du nicht einmal auf mich? Du wirst ihn hoffentlich nie wieder treffen.“ Jetzt war das kleine Mädchen sauer auf ihre Katze. „Du hast doch keine Ahnung. Ich kann auch sehr gut auf mich selbst aufpassen. Du kannst doch nicht bestimmen, was ich zu tun und zu lassen habe. Ich werde ihn sicher wieder sehen, ob du es willst oder nicht!“ Wütend stampfte sie zurück in den dichten Wald. „Nozomi mach das nicht. NOZOMI!!!“ Den ganzen Tag verbrachte Nozomi an den Ort, wo sie den unbekannten Jungen getroffen hatte, doch er kam nicht. Die Abendsonne schien schwach durch die Blätter der Bäume und der Wald wurde immer dunkeler. Enttäuscht machte sich das Mädchen auf den Weg zurück zu der Lichtung. Doch dann hörte sie Schritte hinter sich. Wenn der Junge sie jetzt doch verraten hatte. Sie drehte sich langsam um und erblickte eine dunkle Gestalt, die einen langen Schatte in ihre Richtung warf. Der Junge lachte sie fröhlich an. Erleichtert lachte sie zurück. Sie hatte nicht umsonst so lange gewartet. „Ich hatte Angst, du würdest nicht zurück kommen.“ Der Junge antwortete grinsend: „Ich auch!“ So trafen die beiden sich fast jeden Tag dort und spielten. Der Junge, sein Name war Jiro, erzählte über das Leben im Dorf und über seine Familie. Gespannt hörte Nozomi ihm zu, doch erzählte sie ihm nicht, wer sie wirklich war. Yasuo war zwar nicht mit diesen Treffen einverstanden, doch wollte er sie auch nicht daran hindern. Nur er wusste wie einsam ihr Leben immer war und wollte ihr nur bestes. Er und Nozomi begaben sich wieder einmal in der Nacht in die Stadt, um Nahrung für die beiden zu besorgen. So jagten die beiden auf den Dächern der Häuser durch die Stadt auf dem Rückweg in den Wald. Da entdeckte sie Jiro in seinem Zimmer. Träumend blieb sie stehen und grinste. Unweigerlich blieb auch Yasuo stehen. Doch bemerkten sie bald, dass er nach Luft schnappend auf dem Bett lag. Besorgt sprang Nozomi in sein Zimmer. Warnend rief die Katze sie leise zurück, doch machte das Mädchen keine Anstallt zurück zu kehren. Jiro war ganz rot. Er war schweißgebadet und keuchte. Ein nasser Waschlappen lag auf seiner Stirn. Nozomi legte es vorsichtig zur Seite und fühlte seine Temperatur. Seine Stirn glühte und brande unter ihrer Hand. Erschrocken zog sie ihre Hand weg. Er öffnete seine Augen und blickte in die besorgten Augen des Mädchens. „Hab ich dich geweckt? Wen du willst kann ich wieder gehen.“ Sie wollte gerade aufstehen, als er ihre Hand fest an seinen Körper hielte. „Geh nicht, bitte.“ Mit geneigtem Kopf setzte sie sich zurück auf sein Bett. Während sie den Waschlappen wieder voll kaltem Wasser sog sprach der Junge weiter. „Du hast mich nicht geweckt. Ich kann nicht schlafen. Seit wir uns das letzte mal gesehen haben liege ich hier und habe kein Auge zugemacht und meine Temperatur steigt.“ Erschrocken blickte Nozomi ihn an. „Wir haben uns vor drei Tagen zu letzt gesehen! Seit dem hast du nicht geschlafen? Du musst schlafen. So wirst du doch nie gesund. Was ist ,wenn dein Fieber nun steigt? Das kann tödlich enden.“ Tränen standen ihr in den Augen. Der Junge setzte sich auf und strich ihr über den Kopf. „Das geht schon, irgendwie.“ Er sackte erschöpft in ihre Arme. Sie war ratlos und verzweifelt. Er musste doch schlafen. So könnte er sich nie erholen. Vorsichtig hob sie seinen Kopf und berührte mit Zeige- und Mittelfinger seine Stirn. Sofort fiel er in einen tiefen Schlaf. Mit gesenktem Kopf stand Yasuo auf dem gegenüberliegendem Dach. Plötzlich sprang die Tür von Jiro Zimmer auf. Entsetzt stand seine Mutter in der Tür. „Du hast ihn umgebracht! Mein Sohn wurde von einer Hexe ermordet!“ Ihre Schreie schallten durch das ganze Dorf. Überall gingen die Lichter an und Menschen strömten aus ihren Häusern auf die Straße. Die Mutter stürmte auf das Mädchen zu. Getroffen von ihren Worten bewegte sich Nozomi nicht vom Fleck. Yasuo sprang verteidigend vor sie. „Los lauf weg!“ Wie aus einer Trance erwacht sprang das Mädchen aus dem Fenster dicht gefolgt von Yasuo und einer wütenden Menschenmenge, die Eltern des Jungen vorne an. Schnell umzingelten die Dorfbewohner das kleine Mädchen. „Du Hexe!“ „Du hast ihn umgebracht“ „Du bist schuld.“ „Wegen dir ist er erkrankt“ Immer wieder ertönten diese Worte durch das kleine Dorf und schmerzten Nozomi. Es war, als würden die Worte wie Messer auf sie einstechen. Zitternd stand sie an der Wand gepresst und vergrub ihr Gesicht. Die Katze stellte sich vor das Mädchen und fauchte lautstark. Die Bewohner kamen mit Mistgabeln und Fackeln auf das Mädchen zu. Plötzlich stellte sich Jiro vor das Mädchen und die Katze. Wütend und ein wenig schwankend vor Erschöpfung breitete er seine Arme verteidigend aus. „Sie hat mich nicht umgebracht. Auch ist sie nicht schuld an meiner Krankheit. Sie hat mich lediglich in einen Schlaf gewiegt, damit ich mich endlich richtig erholen konnte.“ Die Mutter wollte erleichtert zu ihrem Jungen gehen, als ein Mann sie fest am Arm hielt. „Nicht die Hexe hat ihn verzaubert. Traut ihm nicht. Er bringt Schande über uns. Ich muss sie umbringen. Die Hexe und ihren Sohn!“ Er spannte Pfeil und Bogen und schoss auf den Jungen. Die Mutter zog den Mann zur Seite, um ihren Sohn zu schützen, trotzdem traf der Pfeil in den Bauch. Och war es nicht Jiro der getroffen wurde, es war Nozomi. Sie hatte sich schützend vor ihn geworfen. Erschöpft sackte sie zusammen und viel in seine Hände. Besorgt lief Yasuo zu ihr. „Es schmerzt so unnatürlich.“ Die Katze schnupperte an der Wunde. Erschrocken fuhr er hoch. „Das ist gift. Der Pfeil ist mit einem tödlichen Gift versehen!“ Der Mann lachte „Nieder mit der Hexe. Jetzt nur noch der Junge“ „NICHT“ Die Mutter stach ein Messer in seinen Rücken und er fiel tot zu Boden. Ihr Sohn hielt das Mädchen mit tränenden Augen in seinen Armen. „Was können wir nur tun?“ Plötzlich reckte Yasuo sich zu der Wunde und zog den Pfeil hinaus. Dann legte er die Wunde sauber und zog das ganze Gift aus ihrem Körper. Erschöpft stieß das Mädchen seinen Namen durch ihre Zähne. Die Katze schwankte. „Das Gift verbreitet sich ja rasend schnell.“ Die Katze versuchte zu grinsen, doch fiel sie auf den Boden. Voller Angst um die Katze kniete sich das Mädchen vor ihn. Vorsichtig nahm sie die zierliche Katze in ihre Hände. „Yasuo stirb nicht! Wer passt denn sonst auf mich auf, wenn du nicht da bist? Yasuo“ Ihre Tränen liefen ihre Wangen hinab auf die sterbende Katze. „das schaffst du schon“ Atemlos hauchten diese Worte aus dem Katzenmund. Doch da verwandelte sich die Katze in einen kleinen Jungen. Er hatte weiße zerzauste Haare und ähnelte einem Prinzen. Verzweifelt und irritiert schaute das Mädchen in seine blau-grauen Augen. Das Halsband der Katze mit den Schneeglöckchen zierte seinen Hals. „Yasuo?“ Der Junge nahm ihr Gesicht in die Hände und lachte das Mädchen an. „Pass gut auf dich auf Nozomi. Ich werde jetzt aus der Ferne auf dich wachen. Ich werde dich niemals vergessen. Ich werde dich immer lieben!“ Verzweifelte Tränen liefen über Nozomis Gesicht. Sie wollte ihn nicht gehen lassen. Ihre Hände zitterten, doch hielt sie seine Hände so fest sie konnte. Der Junge löste sich immer mehr auf. „Bitte, geh nicht!“ Ihre Stimme brach. Yasuo antwortete nicht und küsste sie auf die Stirn bis er völlig verschwunden war. Tröstend legte Jiro seine Hand um ihre Schulter und auch die Dorfbewohner kamen näher, um das Mädchen zu trösten. Drei Jahre später wanderten Nozomi, Jiro und ihre Freunde durch den Wald. Auf der Lichtung angekommen setzten sich alle erleichtert auf die Wiese und bewunderten den schönen Ort, sie jedoch blieb vor dem höchsten Punkt der Lichtung stehen. Viele Schneeglöckchen blühten an diesem Frühlingstag. „Jetzt bist du schon drei Jahre tot und dennoch sind deine Spuren noch überall zu sehen. Die Schneeglöckchen blühen wunderschön. Es ist so, als hättest du dich hier verewigt. Du bist mein bester und wichtigster Freund. Ich werde dich immer lieben und niemals vergessen.“ Die Schneeglöckchen blinkten im Licht und Yasuo lag zwischen ihnen bis ein Windzug die Blumen bewegte und er wieder lachend verschwand. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)