Die Wiedergeborenen der Peverell von abgemeldet (- I - Der schwarze Magier -) ================================================================================ Prolog: Die Versammlung ----------------------- “Harry! Schön dich zu sehen!”, sagte Kingsley Shacklebolt und schüttelte Harrys Hand. Es war ein gewöhnlicher Arbeitstag im Zaubereiministerium - nein, so ganz gewöhnlich war er wohl doch nicht, denn es war ein Tag der monatlichen Versammlungen, die Shacklebolt immer wieder abhielt, unter anderem um ehemalige Ordensmitglieder des Ordens des Phönix auf dem Laufenden zu halten. “Ganz meinerseits!”, lächelte Harry herzlich und begegnete ihm mit einem festen Händedruck. Kingsley nickte ihm zu, dann auch Harrys Partner aus der Aurorenabteilung. Niemand wusste genau wie, aber Draco Malfoy hatte es geschafft, einen Posten im Ministerium zu bekommen. Die Wahrheit war, dass dieser es ohne Harry niemals geschafft hätte und somit stand er schon wieder in dessen Schuld. Ein Gutes hatte es allerdings: Harry konnte ihn im Auge behalten. Sie nahmen am runden Tisch der Auroren-Versammlung Platz. Auch die Lehrer aus Hogwarts und Professor Minerva McGonagall, deren Haare schon langsam begannen, weiß zu werden, waren anwesend. Es war der Schulleiterin und dem angehenden Zaubereiminister wichtig, sich jetzt besser abzusprechen. Natürlich würde die Regierung sich nicht mehr wie zu Zeiten von Dolores Jane Umbridge in die Angelegenheiten von Hogwarts einmischen. Dennoch war es klug auf dem Laufenden zu bleiben - was Harry eigentlich nur recht war, auch wenn er sich schmerzhaft an seine eigene Schulzeit erinnert fühlte. ‘Ich soll keine Lügen erzählen’, prangte auf seiner Hand. Er hoffte, dass dies auch für andere an diesem Tisch galt. Das geisterhafte Licht der blauen Lampe über dem runden Tisch erhellte den Raum, ließ alles ein bisschen fahler und blasser wirken. Shacklebolt erkundigte sich, wie es den Kindern der Todesser ging, die jetzt die Schule besuchten und McGonagall antwortete, dass sie auf zunehmende Abneigung bei den anderen Schülern stießen. Es war also durchgesickert. Jemand hatte Wind davon bekommen, wessen Kinder da zur Schule gingen. Harry taten sie irgendwie Leid … Zum Zeitpunkt von Voldemorts Fall waren sie noch Babys oder Kleinkinder gewesen. Genau wie Teddy, der in gut zweieinhalb Jahren nach Hogwarts gehen würde. Er sah hinüber zu Draco Malfoy, drei Plätze weiter, der zuerst genau so in Gedanken versunken war, dann jedoch stutzte und auf jemanden sah, der bei den Lehrern von Hogwarts saß. Erschrocken bemerkten alle, wie das Licht der blauen Lampe flackerte und eine kühle Brise sie alle umspielte. Niemand wusste, woher sie kam, doch Draco Malfoy sah an Harry vorbei, auf die Person, die neben ihm saß! Professor Sybill Trewlaney wurde schwarz vor Augen. Der Nebel der Prophezeiungen legte sich um ihr Innerstes, zwang sie, die Bilder - die Worte laut auszusprechen, die er ihr einflößte. Es war immer schon selten bei ihr gewesen, aber jedes Mal schrecklicher - als würde sie ertrinken. “EIN ZAUBERER WIRD KOMMEN UND DIE MACHT ERGREIFEN - ER WIRD DIENER GEWINNEN UND KEINEN VERLIEREN - BIS IN DEN TOD WIRD ER SICH IHREN STOLZ ZU NUTZE MACHEN - DEN STOLZ DES LÖWEN!” Alle Anwesenden der Versammlung starrten die Seherin an und Harry Potter war vor Schreck aufgesprungen. “ER WIRD ALL JENE DIE GEGEN IHN SIND VERNICHTEN - DIE MACHT DES SCHWARZEN LORDS WAR KEIN VERGLEICH …” Trewlaney zitterte am ganzen Leib und Harry - er tat es nicht aus Mitleid sondern aus dem Bedürfnis heraus dieses Wackeln zu unterdrücken - schloss seine eigenen Hände um die ihren. Er versuchte sie zu beruhigen, bis plötzlich eine Kristallkugel in sein Sichtfeld geriet. Jemand anderes stand nun neben ihr - jemand aus der Mysteriums-Abteilung und hielt die Kugel vor Trewlaneys Gesicht. Harry fragte nicht, woher dieser Zauberer - dieser Unsägliche - kam. Er wusste, er tat nur seinen Job. Im ganzen Raum wurde es nun totenstill, nur Trewlaney sprach noch und ihre Stimme wurde in einer Art silbern leuchtenden Nebel in die Kugel hineingesogen. “SEID GEWARNT! DIE ÜBERNAHME DER MACHT ERFOLGT STILL UND LEISE … NUR DREI KÖNNEN IHN BESIEGEN - NUR DREI ZAUBERER MIT VERSCHIEDENEM BEZUG ZUR VERGANGENHEIT - UNBEEINDRUCKT VON DEM GOLDEN STRAHLENDEM WAPPEN - ZU FINDEN, VEREINT AN DEM ORT, DEM NUR NOCH VERACHTUNG GESCHENKT WIRD. DER ERSTE - MIT EINEM NAMEN VON DER STERNE ZELT - DER ZWEITE - MIT DEM NAMEN VON ALTEN MEISTERN DER ZWEIEN … UND DER DRITTE …” Trewlaney schlotterte. Ihre Augen weiteten sich vor Schreck, gaben das Weiße ihrer Augäpfel preis. Harry hatte das untrügliche Gefühl, dass sie keine Luft mehr bekam. …”DER DRITTE … DARF … NICHT … … …” Harry konnte das nicht mehr mit ansehen. Er tat es seinem Instinkt folgend und nicht weil er das schon immer mal tun wollte - sie war ja immerhin seine ehemalige Lehrerin. Er löste seine Hände von den ihren und gab ihr eine Ohrfeige - worauf Trewlaneys Augen tatsächlich zufielen und sie kurz darauf wieder verwirrt um sich blickte. Die kühle Brise legte sich. Die Lampe hörte auf zu flackern. Jemand schickte Feuerbälle aus seinem Zauberstab heraus und entzündete Kerzen. Professor McGonagall hatte die Lage gut eingeschätzt und sorgte mit dem warmen Licht der Flammen dafür, dass sich alle etwas wohler fühlten. Auch sie gesellte sich nun an die Seite von Sybill Trewlaney und hielt nun ihrerseits die schweißnassen Hände der Seherin. Harry war sich sicher, dass viele verstört waren. Er wusste, ohne hinzusehen, dass Hermine skeptisch und Ron verdutzt dreinschaute. Auch diese beiden waren anwesend. “Hey! Sie war noch nicht fertig!”, durchbrach der Unsägliche die Stille. Entrüstet ließ er die Prophezeiung in seinem marineblauen Umhang verschwinden. “Das ist egal, Windsburn! Haben Sie denn nicht gesehen, dass sie nicht mehr atmen konnte?” Harry sah den Unsäglichen trotzig an. Er kannte seinen Namen nur vom Hörensagen, obwohl er schon ein paar Jahre im Ministerium arbeitete. Sein Trotz war kurz davor in Wut überzugehen. “Ja, aber wenn wir herausfinden, wie der Name des Dritten ist, dann …” Harry schüttelte den Kopf und machte seinem Ärger Luft, in dem er das erste Wort seines Satzes betonte, um sich Gehör zu verschaffen. “WENN diese Prophezeiung wirklich eintritt, meine werten Kollegen …” Er wandte sich an die Personen im Raum, mit nun wesentlich ruhigerer Stimme. Draco Malfoy, sein Partner in seiner Abteilung, der angehende Zaubereiminister Kingsley Shacklebolt, seine beiden Freunde Hermine und Ron, der bald seinen Platz im Ministerium kündigen und mit seinem Bruder bei Weasleys Zauberhafte Zauberscherze arbeiten würde. Und noch andere Mitglieder des Phönixordens, so wie Mitarbeiter des Ministeriums und der Aurorenabteilung. Sie alle lauschten seinen Worten. Für diesen einen Moment waren sich alle einig, dass Harry Potter nicht mehr der Junge der überlebte, war, sondern ein erwachsener Zauberer, der sich durchaus den Respekt ihm gegenüber verdient hatte. “… dann werden diese drei Zauberer irgendwann auftauchen und sich ihrer Bestimmung stellen … Aber ich bitte Sie alle - und ich spreche aus Erfahrung - messen Sie dieser Prophezeiung keine großartige Bedeutung bei.” Trewlaney wollte protestieren. Jetzt ging doch allgemeines Gemurmel durch die Versammlung. “Wenn wir das tun, dann geben wir diesem Zauberer, der angeblich neue Macht erringen wird, keine Chance ihn für wahr zu erachten. Denn das letzte Mal hat sich Voldemort seinen Feind selbst geschaffen …” Niemand zuckte mehr bei diesem Namen zusammen und Draco Malfoy sah Harry schon beinahe mitleidig an. “Immer wieder diese alten Geschichten …”, sagte er so leise, dass es nur für Harry hörbar war. “Mister Potter hat Recht …”, meinte Professor McGonagall und erntete einen beleidigten Blick von ihrer Kollegin. “Gehen wir zur Tagesordnung über.” “Sie können gehen, Windsburn. Ich denke, ihre Abteilung wartet schon sehnlichst auf ihre Rückkehr. Schließlich haben sie nicht viel zutun, nicht wahr?”, schmunzelte Kingsley Shacklebolt. Windsburn schwieg, nickte jedoch und zu aller Verwunderung verneigte er sich sogar ein wenig vor Kingsley, bevor er wieder verschwunden war. Als die Versammlung sich auflöste, begleitete man Trewlaney sogar nach Hogwarts zurück. Nur für den Fall., dass wieder eine Prophezeiung aus ihrem Mund eintreffen sollte. “Aber Harry …”, wollte Hermine einwenden und hielt ihn an der Tür zurück. Er sah zu ihr, lächelnd. Er hatte erwartet, dass sie Widerworte geben würde. Ron stand neben ihr. Als sie alleine waren, sagte Hermine: “Du weißt, dass ich von Prophezeiungen und so nicht sehr viel halte. Schon gar nicht von Trewlaney … Aber das hier war eine ECHTE!” Sie hielt inne, als würde sie auf ein “Ja und?” von Harry warten. Aber da Harry Hermine schon seit der ersten Klasse kannte … “Nur zu, Herm …”, lächelte Harry. “Sag, was du denkst.” “Du sagtest, wir sollen die Prophezeiung ignorieren … dabei hast du sie nicht ignoriert. Du bist auf sie zu sprechen gekommen. Du hast darum gebeten, dass man sie ignoriert.” “Herm .. ”, quengelte Ron. “Drück dich klarer aus.” “Die Worte lauteten: SEID GEWARNT! DIE ÜBERNAHME ERFOLGT STILL UND LEISE … Das klingt danach, als ob wir es nicht bemerken würden. Und dazu hast du jetzt beigetragen, Harry!” Die Drei tauschten beunruhigende Blicke aus. Harry wurde plötzlich ein bisschen mulmig und sein Lächeln schwand etwas. Hatte er nicht nachgedacht, als er auf die Prophezeiung reagierte? Stirn runzelnd berührte er das Zeichen, was er sein Leben lang mit sich rumgetragen hatte, welches aber über die Jahre kaum noch zu sehen war. All die Jahre hatte sie keinen Laut von sich geben, seine Narbe. “Aber das Beste ist doch, dass wir auch schon drei Zauberer haben oder nicht?”, grinste Ron. “Hm?”, Hermine sah ihn irritiert an. “Na, uns!”, lachte Ron und legte beiden die Arme um die Schultern. “Wir waren doch schon während des letzten Krieges ein gutes Team. Warum sollten wir es nicht noch einmal …” Es lachte jemand. “Weasley, das glaubst du doch wohl selber nicht.“ Draco Malfoy war noch im Raum geblieben und hatte sich hinter der Lehne seines Sessels verborgen gehabt. Nun war er aufgestanden. “Und warum sollte ich das nicht glauben?”, brachte Ron mit halb geschlossenen Lidern und zusammengebissenen Zähnen hervor. “Es gibt viele Dinge, die dagegen sprechen”, meinte Draco und stellte sich nur ganz kurz dazu. Er war immer noch schlank. Immer noch besaß er dieselbe schleimige Präsenz. Aber Harry hatte sich daran gewöhnt und belächelte diese Erscheinung. Er konnte ihn selbst nicht mehr provozieren. “Zum Beispiel dass sie hier”, Draco deutete mit seiner blassen Hand auf Hermine, berührte mit dem Zeigefinger bei Nahe ihre Nasenspitze “… kein Zauberer ist. Da fehlen entscheidende Anlagen für.” Und nach diesen Worten war auch er aus dem Zimmer verschwunden, bevor ihm Ron an die Gurgel gehen konnte. “Dieser schleimige … diese Beleidigung wird er noch teuer bezahlen!” “Ach, Ron, das meinte er doch gar nicht!”, sagte Hermine, wenn auch unsicher. Aber Harry war umso mehr überzeugt von Dracos Worten. Es war keine Beleidigung gewesen. Es war einfach nur die Tatsache, dass Hermine nun mal nicht männlich war. Aber die Prophezeiung enthielt Hinweise … Wer also konnten dann diese drei Zauberer sein? Vielleicht war es klug, sich nachher doch noch mal mit diesem Windsburn zu unterhalten. Kapitel 1: 1. Im Waggon ----------------------- Albus Potter schloss die Tür zum Abteil hinter sich. Wenn er schon das erste Mal mit dem Hogwarts-Express fuhr, wollte er alles erkunden. Und außerdem ging ihm sein Bruder James auf die Nerven. Er machte dauernd blöde unterschwellige Kommentare, als erwartete er, dass Albus ihm zustimmte. Also ging er in die entgegensetzte Richtung der Fahrt. Er kam am Süßigkeitenwagen vorbei, kaufte sich eine Tüte Bertie Botts Bohnen und einen Schokofrosch und ließ sich Zeit, das alles zu genießen. Er suchte einen ruhigeren Ort, wo keine Schüler aus Hogwarts waren, die sich laut über irgendwelches Schulgeschehen unterhielten, dabei lachten und sich viel Glück, für das nächste Examen wünschten - oder so. Albus jedoch, der noch nie auf Hogwarts war, war bei der Vorstellung nicht zum Lachen zu Mute. Was wäre, wenn er wirklich nach Slytherin kam? Egal, was sein Vater gesagt hatte? Albus fand nur ein Abteil fast ganz am Ende des Zuges, wo nur ein einziger Junge in seinem Alter saß und - wie es aussah - Zeitung las! Albus stutzte und verschluckte sich an einer Bohne, die nach Metallrost schmeckte. War das nicht langweilig? Der Junge in dem Abteil bewegte sich nicht, sein Gesicht war hinter der Zeitung verborgen - er blätterte ja nicht mal um! Albus beobachtete ihn eine Weile. Er konnte sich nicht helfen, aber dieses Verhalten passte nicht zu einem gewöhnlichen Jungen seines Alters. Es wirkte so … erwachsen. Die Koffer des Jungen waren ordentlich oben im Gepäckträger verstaut, ganz akkurat als hätte er Angst gleich würde der Schaffner hereinkommen und das kontrollieren. Vielleicht konnte er ja Gesellschaft brauchen? Neugierig öffnete Albus die Tür und fragte. “Ist hier noch frei oder ist alles besetzt?” Der Junge antwortete nicht. Albus stutzte und trat ein. Wenn die anderen Schüler wiederkamen, dann konnte er ja wieder gehen. Vorsichtig, um den Jungen nicht zu stören, setzte er sich ihm gegenüber. Er konnte das Gesicht seines Gegenübers durch die Zeitung nicht sehen, nur einen ordentlich gekämmten dunklen Haarschopf. So eine Frisur hätte Albus auch gerne gehabt, aber seine Haare waren genau so zerzaust wie die seines Vaters. Er selber hatte noch nie Zeitung gelesen. Trotzdem versuchte er unter dem Titel des Propheten ein paar Zeilen mitzulesen, während das Rattern des Zuges weiter fortwährte und die Lock in der Ferne auspfiff. Es war die Rede von einer Ordensverleihung - Orden der Merlin erster Klasse für einen Kerl namens Germ Stuart, weil er einen neuen Heiltrank erfunden hatte. Albus steckte das Gähnen schon nach wenigen Minuten im Halse fest, aber er wollte so leise wie möglich bleiben. Jemand öffnete die Abteiltür und schlug sie so heftig hinter sich zu, sodass der lesende Junge Albus gegenüber streng aufblickte. Ein blonder Junge ihres Alters war in das Abteil gestürzt. Heftig nach Luft ringend lehnte er sich unterhalb des Fensters der Tür an, wo man ihn von außen nicht sehen konnte. Ansonsten machte er keinen Mucks. Als Albus ihn ansah, schüttelte der Blonde eifrig den Kopf und formte mit den Lippen tonlos die Worte: Tu so als wäre ich nicht da, bitte! Aus irgendeinem, aberwitzigen Grund wusste Albus, was gemeint war und wollte wieder den Tagespropheten ihm gegenüber lesen, aber der war beiseite gelegt worden und er schaute in ein Paar dunkler Augen, die ihn musterten. Albus erschrak. Hätte er sich vielleicht nicht hierhin setzen sollen? Aus irgendeinem Grund mochte er diesen Blick nicht. War es Wut? War es Überheblichkeit, die darin lag? Der Blick änderte sich so schnell, dass Albus hätte schwören können, dass er sich geirrt hatte. Draußen hörte man plötzlich ein paar Schüler vorbeirennen. Dumpf hörte man einen beleibteren Jungen sagen: “Wo ist Malfoy jetzt?! Der kann doch nicht so einfach verschwunden sein.” “Aus dem Zug gesprungen ist er wohl kaum. Wenn dann versteckt er sich in irgendeinem der Abteile …” “Und wenn er doch gesprungen ist, dann hat er der Zaubererschaft einen großen Dienst erwiesen.” Die drei Jungs lachten. Ein Mädchen schien auch dabei zu sein. “Naja, solange er sich von uns fern hält … spätestens in Hogwarts werden wir ihm das Fell über die Ohren ziehen können …” “Wieso das Fell?”, fragte der Zweite. “Mein Vater hat erzählt, dass ein Lehrer seinen Vater mal in ein Frettchen verwandelt hat. Ist ihm bestimmt ins Blut übergegangen.” Sie lachten, das Mädchen stimmte mit ein und sie gingen in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Erst als eine ganze Weile lang nichts mehr von ihnen zu hören war, atmete der Blonde auf. “Alles klar?”, fragte Albus. “Es geht schon …”, murmelte der Blonde und sah Albus entgegen. Albus erinnerte sich an dieses spitze Gesicht. Er hatte diesen Jungen und seinen Vater auf dem Bahnsteig gesehen. Wie ähnlich sie sich sahen. Nur die Frisur war ein bisschen anders, mit einem Pony, das ihn - den Sohn - sehr gewitzt aussehen ließ. “Du bist doch der Sohn von … diesem Draco Malfoy oder? Scorpius.” Scorpius Malfoys Blick verfinsterte sich kurz und er nickte. Albus lächelte ihn unsicher an, um ihm zu zeigen, dass er hier willkommen war. Auch wenn sein Onkel Ronald Weasley bestimmt jetzt schon einige Schimpftiraden dem entgegenzusetzen hätte. Er bemerkte außerdem, dass Scorpius ziemlich kraftlos schien. Anscheinend war er durch alle Abteile bis hierher hindurchgejagt worden. Albus griff in die Tasche seines Kapuzenshirts, zog die angedellte Schokofroschpackung hervor und reichte sie Scorpius. “Hier. Damit du wieder zu Kräften kommst.” Scorpius stutzte, dann wich das Misstrauen aus seinem Blick und er nahm sie entgegen. “Danke”, lächelte er, ebenso unsicher wie Albus und öffnete die Packung. Albus nickte, sah dann zu dem anderen Jungen rüber, dessen Kopf schnell hinter der Zeitung verschwand. Erwischt dachte Albus freudig. So uninteressant sind wir also doch nicht! Er wandte sich wieder an Scorpius. “Ach … ich bin übrigens Albus”, sagte er dann und stolperte in seinen Worten ein bisschen, weil ihm einfiel, dass er sich ja noch gar nicht vorgestellt hatte. Wieder hörte man das Rascheln der Zeitung. “Ich weiß”, sagte Scorpius schmunzelnd. Ihm schmeckte der Schokofrosch, trotzdem saß er immer noch auf dem Boden. Aber der Platz schien ihm zu gefallen. Inzwischen saß er im Schneidersitz da mit seiner Jeans und - zu Albus Verwunderung - barfuß. “Wo sind deine Schuhe?”, fragte er. Scorpius ließ sich gerade den Schokofrosch schmecken und schmatzte. “Ich hab versucht sie damit zu bewerfen, als sie mich gejagt haben. Was anderes hätte ich schlecht nehmen können. Meine Sachen sind jetzt drüben.” “Hm… kannst du sie … nicht irgendwie herzaubern?”, fragte Albus. “Hast du wenigstens deinen Zauberstab?” “Klar, aber der wird mir nicht viel nützen”, schmunzelte Scorpius. “Ich kann noch nicht viel. Nur Leute mit meinen Schuhen und Socken bombardieren, das kann ich …” Bei diesen Worten musste er unsicher lachen und Albus fiel mit ein. Er hatte das unweigerliche Gefühl in Scorpius etwas entdeckt zu haben, was andere in den Malfoys über die sich so viele das Maul zerrissen, nicht sehen konnten. Alle sagten immer, es sei eine schwarzmagische Familie, reich zwar, aber furchtbar hochnäsig. Außerdem hatte sein Dad angedeutet, dass sie etwas mit dem Krieg zutun hatten, der vor ein paar Jahren noch in England für Aufruhr gesorgt hatte. Aber mehr wusste Albus auch nicht, denn sein Vater unterhielt sich nur ungern über damals. Es dauerte nicht lange und sie plauderten so viel, lernten sich näher kennen, sodass Albus es schade finden würde, würden sie später in Hogwarts gegeneinander antreten. Die Hausrivalitäten, von denen hatte sein Bruder James schon viel erzählt. Und nach Slytherin wollte kein Schwein. Alle wollten sie nach Gryffindor, in das Haus, wo viele glorreiche Zauberer und Magier, die ihren Mut bewiesen hatten, ein und aus gingen, während sie noch Schüler waren. “Wie siehst du eigentlich die Sache mit den Häusern von Hogwarts?”, fragte Albus schließlich vorsichtig. “Weißt du schon, wohin du willst?” ”Hm … Ich weiß nicht. Sagen wir so, mein Vater hat mir geraten lange darüber nachzudenken. Aber ehrlich gesagt, da meine ganze Familie in Slytherin war, wieso sollte ich nicht auch dahin?” Albus klappte der Mund auf. “Du willst freiwillig nach Slytherin?” “Ja”, sagte Scorpius. “Ich weiß, dieses ganze Gefasel, von wegen die Slytherins wären gemein und listig und schwarze Magier … schön alles in einen Topf geschmissen und … weißt du irgendwie … will ich beweisen, dass es nicht so ist! Ich habe schon so viel darüber hören müssen und ich sage dir … am liebsten würde ich denen zeigen, was die guten Eigenschaften von Slytherin sind.” “Eigenschaften?”, fragte Albus. Scorpius nickte und zählte auf. “Nach Ravenclaw kommen diejenigen, die besonders wissbegierig sind, aber gleichzeitig sehr zurückgezogen sind. Interessieren sich nicht viel für das, was um sie herumgeschieht.” Scorpius beugte sich flüsternd zu ihm hinauf. “Würde vielleicht zu unserem Freund hier passen, der scheint mit dieser Zeitung ja verheiratet zu sein.” Albus schmunzelte und hörte weiter zu, als Scorpius wieder laut weiterredete. “Dann ist da noch Hufflepuff, ein Haus, was eine gute Alternative zu Gryffindor ist, seit dieser Longbottom dort Hauslehrer ist. Er ist der Ehemann der Wirtin aus dem tropfendem Kessel. Und Gryffindor, naja … seit Harry Potter dort gewesen ist, wollen alle dahin.” Albus hielt inne. “Moment … wir reden hier von meinem Vater …” “Ich weiß. Jedenfalls, seit er dort war, wollen alle dahin.” Da musste Albus erst mal verdauen. Was war an seinem Vater denn schon so Besonderes? Gut, er war sehr gefragt im Ministerium … aber er war immer da, wenn seine Familie ihn brauchte. Ob es nur daran lag, dass sein Vater so ein netter Kerl war? Wohl kaum … Und jetzt fielen ihm auch wieder die vielen Leute ein, die sie alle auf dem Bahnsteig beobachtet hatten … “Hörst du mir überhaupt zu?”, fragte Scorpius. “Klar!”, log Albus und hätte sich selbst ohrfeigen können, weil er merkte, dass Scorpius beim letzten Haus angekommen war. “Jedenfalls, Slytherin ist halt das Haus, was die meisten schwarzen Magier hervorgebracht hat … halt, weil es ein Haus ist, … indem die Leute sehr viel Ehrgeiz haben, denke ich. List und Tücke … die böse Schlange … das ist jedenfalls das Wappen von dem Haus.” Albus nickte. “Ich weiß. Hat James mir erzählt …” Ein Aufstöhnen ertönte hinter der Zeitung und sie wurde wieder weggelegt. Albus blickte zu dem Jungen herüber. “Schlangen sind nicht böse …”, sagte dieser leise und gleichzeitig so deutlich, als hätte er geschrien. “Sie sind fast wertvoller, als jedes andere Lebewesen …” Scorpius verließ seinen Platz auf dem Boden und setzte sich neben Albus. “Das meinte ich auch nicht so… es war eher …wie sagt man? Ironisch …” Albus blickte zwischen beiden hin und her. “Eine Schlange kann sehr nützlich sein … aus ihrem Gift, das sonst so viel Schaden zufügt, kann man bei wohl bedachter Dosierung viele Heiltränke herstellen. Selbst die Muggel haben das erkannt und melken Schlangen an den Giftzähnen.” “Ich hab’s ja kapiert”, grinste Scorpius. “Und ich werde nach Slytherin gehen … denn das Wichtigste habe ich noch vergessen zu erwähnen.” “Und das wäre?”, fragten Albus und der Junge mit der Zeitung. “Es ist das Haus, in dem man wahre Freunde findet”, vollendete Scorpius sein Bild von dem Haus. “Und wenn man mal von dem Ehrgeiz und dem Drang sich zu beweisen absieht und gut damit umzugehen weiß … warum soll man dann nicht nach Slytherin gehen?” “Um nicht durch den Hogwarts-Express gejagt zu werden”, sagte der fremde Junge. Alle drei lachten. “Du willst also unbedingt in das Haus, ja?”, fragte er. “Nicht unbedingt … aber ich würde es nicht ablehnen so wie andere”, meinte Scorpius. “Und du?”, fragte der Junge an Albus gewandt. Dieser senkte den Blick - sehr nachdenklich. “Also mein Onkel wäre dagegen. Meinem Vater ist das völlig gleich, das hat er mir versichert. Mein Bruder würde mich auslachen und …” “Das ist nicht wichtig!”, unterbrach ihn der Junge. “Wichtig ist nur, was du willst.” “Na ja …”, gab Albus geistlos von sich. “Momentan warte ich es einfach nur ab. Aber … wenn das so weitergeht, wie jetzt …” Er sah zu Scorpius. “Dann weiß ich nicht, ob ich mich großartig gegen Slytherin sträuben sollte. Mein Bruder hat da so einige Schauermärchen über das Haus erzählt, aber … wenn es das Haus für wahre Freunde ist …” Scorpius grinste breit. “Heißt es das … was ich denke? Du willst Freundschaft mit mir schließen?” “Klar, wenn du nichts dagegen hast?” “Nö. Überhaupt nicht! Einen Potter zum Freund zu haben wird sicher noch spannend. Mein Vater wird ausflippen …” “Meiner auch”, grinste Albus und streckte Scorpius die Hand hin. Sie wurde erfreut entgegengenommen und geschüttelt. Als hätten sie sich gesucht und gefunden. “Da fällt mir ein … wie heißt du eigentlich?”, fragte Albus und sah zu dem Jungen mit der Zeitung herüber. Der sah ihn aus einer Mischung aus Skepsis und Überheblichkeit an. “Willst du mir auch das Patschehändchen schütteln?” “Ehm …”, machte Albus. Ein wenig enttäuscht war er schon. Sein Gegenüber seufzte. “Tim … Tim Adler.” “Albus Potter” “Scorpius Malfoy” Sie schwiegen eine Weile, als wollten sie dem Nachhall ihrer Namen lauschen. Tim zögerte lange, bis er ihnen die Hand reichte. Albus spürte eine Spur von Widerwillen. “Wir sind gleich da”, sagte Tim dann plötzlich. “Ihr solltet euch umziehen.” “O.k., dann geh ich mal zu meinen Koffern zurück”, meinte Albus. “Sehen wir uns dann nachher?” “Ich komm mit”, sagte Scorpius schweren Herzens, da er wieder in die Nähe seiner Verfolger musste. “Wir haben dieselbe Richtung.” Das wusste offenbar auch Tim: “Warte, Scorpius, wenn du nicht zurück willst zu diesen Idioten … du kannst meinen Zweit-Umhang haben für eine Weile. Wir müssten in etwa dieselbe Größe haben.” Verwundert starrten sie Tim an. “Wenn es keine Umstände macht …?”, fragte Scorpius. Tim schüttelte den Kopf. Es dauerte eine Weile, bis sich der rechte Mundwinkel des Jungen hob. Ein recht misslungener Versuch zu lächeln, als hätte er es seit Jahren nicht mehr getan. Kapitel 2: 2. Entscheidung -------------------------- Das ist nett, dachte Albus lächelnd, als er die Abteiltür hinter sich schloss. Er hoffte, die beiden, nachdem sie ausgestiegen waren, wieder zu treffen. “Wo warst du denn?!”, fragte Rose, als er wieder bei ihnen im Abteil war. Sie und James hatten schon die Uniformen angezogen. “Wir hatten schon daran gedacht, den Vertrauensschülern bescheid zu sagen.” “POTTER ÜBER BORT!”, sagte James laut und lachte. “Das ist nicht witzig!”, meinte Rose. “Also, wo warst du?” “Ehm … im Zug?” versuchte Albus auszuweichen.Rose ließ eine Mischung aus Knurren und Seufzen hören. “Wo, im Zug?” Albus seufzte. Er hatte nicht das Bedürfnis ihr mitzuteilen, mit wem er gesprochen hatte. Nicht nur das - und sei es nur Intuition - er hatte das Gefühl, dass er ihnen vorerst nicht von Scorpius und Tim erzählen sollte. “Du bist nicht meine Mutter, Rose”, sagte er und holte seinen Koffer von der Gepäckablage, um die Uniform herauszuholen. “Aber …” “Ríchtig so, Albus! Zeig es ihr!” Rose verdrehte die Augen. “Jungs …”, murmelte sie. Tim Adler sollte Recht behalten. Gerade dann, als Albus seinen Umhang angezogen hatte, hielt der Zug an. Albus wollte seinen Koffer nehmen, aber James sagte: “Das musst du nicht, die Koffer werden automatisch per Zauberei auf das Schloss gebracht. Ich weiß auch nicht wie sie das hinbekommen, aber sie schaffen es immer wieder, die Koffer auf die richtigen Häuser zu verteilen.”Als sie ausgestiegen waren, sah Albus sich sofort um. Und da hatte er sie auch schon gefunden! Scorpius und Tim standen neben einem Vertrauensschüler, der gerade ein paar Zweitklässler dazu nötigte, dass reißzähnige Papiertüten nicht zu den Schulutensilien zählten. Tim schien auf etwas zu warten und Albus beeilte sich, zu ihnen zu gelangen. Endlich war es ihm gelungen, sich durch die Schülerschar zu drängeln. Scorpius grinste. Tims Miene blieb verschlossen. “Wen hast du denn da mitgebracht?”, fragte Scorpius. Albus schaute verwirrt, dann sah er hinter sich und sah Rose an, die ihm gefolgt war. “Was ist? Was machst du hier?”, fragte Albus. “Dasselbe könnte ich dich fragen? Warum machst du dich so einfach davon?” “ERSTKLÄSSLER ZU MIR! ERSTKLÄSSLER HIER LANG!” Albus ging dieser laute Ruf durch Mark und Bein und schaute sich um. Dabei bemerkte er nicht, wie Tims Miene beunruhigt wurde. Es war nicht schwer zu übersehen, von wem dieser Ausruf kam. Ein riesenhafter Kerl mit zottigen, grauen Haaren und einer Augenklappe und Narben im Gesicht arbeitete sich durch die Schülerschar. “Hi Hagrid!”, hörte Albus James rufen. “Alles klar?”, grinste der Riese. Albus atmete auf. Jetzt sah er schon weniger Furcht einflößend aus. “Von dem habe ich gehört. Er soll Wildhüter und Lehrer für Pflege magischer Geschöpfe sein”, sagte Scorpius. “Mein Vater hält allerdings nicht viel von ihm …” “Ist doch egal!”, sagte Rose unwirsch, die langsam begriff, was für ein Junge da überhaupt vor ihr stand. “Er hat gesagt, wir sollen ihm folgen, also folgen wir ihm!” Und das taten sie. Tim ging ein wenig langsamer, um bewusst nicht in die Nähe der riesenhaften Gestalt zu landen. Albus gesellte sich zu ihm. “Alles in Ordnung?” “Hm? Ja ja …” “Du magst keine Riesen?”, fragte Albus. “Na ja, …” Bei Nahe wären sie in Hagrid hineingelaufen, der sie tatsächlich gehört hatte. Freundlich schlug er Tim die Hand auf den Rücken, sodass dieser unter dem Gewicht fast auf die Knie gehen musste. Aber er hielt sich. Albus sah, wie Tim dem Blick des Riesen auswich.“Du brauchst keine Angst vor mir zu haben. Ich beiß schon nicht. Es stimmt, Riesen sind sehr wildlebende und gefährliche Wesen aber ich bin nur ein Halbriese.” “Ich weiß …”, sagte Tim und sah mit einem kalten Blick auf, der Albus schon fast Angst einjagte. Und irrsinniger Weise schien auch Hagrid beunruhigt.“ Öh … wer …?” Ohne sich auf ein Gespräch einzulassen, ließ Tim Albus und Hagrid stehen. Albus wollte ihm folgen, doch Hagrid sah zu Albus hinunter.“Naja … er scheint ‘n biss’n einsam zu sein, dein Freund, nicht wahr? Du bist doch Harrys zweiter Sohn oder?” “Ja”, sagte Albus und sah in hinauf in das Paar käferschwarze Augen, das in der Nachtdämmerung freundlich funkelte. “Hab deinen Vater gut gekannt. Hab dafür gesorgt, dass er überhaupt nach Hogwarts konnte, weißt du? Nicht, dass wenn ich es nicht geschafft hätt‘, jemand anderes dafür gesorgt hätte, aber so habe ich ihn kennen gelernt. Du siehst ihm und deinem Großvater übrigens sehr ähnlich … ” “Danke”, sagte Albus, der sich ein wenig wie bei einem Besuch bei einem Verwandten fühlte, aber er hörte geduldig zu. “Oh, wir sollt’n langsam weiter geh’n. Die warten schon auf uns. Wie is’ eigentlich dein Vorname?” “Albus”, antwortete er. “Hoho …”, lachte der Halbriese. “Eine gute Wahl!” “Wieso?”, fragte Albus. “Wirst du noch früh genug herausfinden. SO! JETZT ALLE MAL HERHÖREN! IMMER JEWEILS VIER SCHÜLER IN EIN BOOT.” Sie waren an einem See angekommen. Albus hatte schon davon gehört, dass die Erstklässler der Tradition nach in einem Boot nach Hogwarts überfahren sollten. Er sah sich um, und entdeckte, dass Rose, Scorpius und Tim schon in einem Boot saßen. Der Platz für den Vierten war noch frei. Scorpius schien nicht sonderlich begeistert von Albus’ Cousine zu sein, denn sie plapperte munter und besserwisserisch drauf los. Albus seufzte und beeilte sich, bei ihnen mit einzusteigen. Tim hielt sich aus dem Gespräch von Scorpius und Rose heraus, selbst als Albus sich neben ihn setzte, grüßte er nicht. Er beobachtete Hagrid, wie er ein ganzes Boot für sich beanspruchte. “Also dann“, hörte er ihn. “Los geht’s!”Als Albus das erste Mal Hogwarts erblickte, verschlug es ihm den Atem. So etwas Schönes und Magisches hatte er schon lange nicht mehr gesehen. Scorpius drehte den Kopf grinsend zu ihnen herum. “Mein Dad hat ja viel von dem Schloss erzählt, aber … nicht, dass es so riesig ist.” Albus nickte und Scorpius Aussage entlockte selbst Tim ein Lächeln. Am anderen Ufer angekommen führte Hagrid sie zum Schloss herauf. Er stellte sich vor sie auf die Schlosstreppe, versicherte sich, dass alle ihm zuhörten. Er erzählte ihnen, dass sie gleich in die große Halle gehen würden und die Erstklässler einer Auswahlzeremonie unterzogen werden würden. Albus und Scorpius sahen sich an. Das würde der Moment der Entscheidung sein. “Wir können dann!”, sagte Hagrid und zwinkerte Rose aufmunternd zu, die ihm ein Lächeln schenkte. Die Schüler sahen sich aufmerksam um, als sie die Eingangshalle betraten. Doch als die Tore zur großen Halle geöffnet wurden, war vereinzelndes Getuschel zu vernehmen. Als Albus eintrat, sah er die berühmten vier Haustische. Er versuchte auszumachen, welcher zu welchem Haus gehörte. Er suchte einzelne Gesichter ab. Endlich entdeckte er James wieder, ganz weit vorne, der ihm breit grinsend winkte. Vorne vor den Haustischen war der Lehrertisch. Albus konnte sich einen ersten Eindruck von der Schulleiterin Professor McGonagall machen:Sie war eine ältere Hexe, die nicht minder streng als Tim durch ihre viereckige Brille von einem Erstklässler zum anderen schaute. Sie trug einen schwarzen Spitzhut auf ihrem Kopf, der graue Haare mit schwarzen Strähnchen bedeckte. Diese waren zu einem strengen Knoten hochgesteckt. Der smaragdgrüne Umhang aus schwerem von Mustern durchzogenem Samt glänzte im Licht der Kerzen, die über den Tischen schwebten und ließ sie dabei sehr erhaben aussehen. Sie nickte Hagrid zu, der zwischenzeitig weg war und nun etwas wie einen alten Zaubererhut in seiner riesigen Hand trug. Er rollte ein Pergament auf, nachdem er den Hut auf einen Schemel gesetzt hatte. “Ich werd’ gleich eure Namen aufrufen. Derjenige, der aufgerufen wurd’, wird von mir diesen Hut aufgesetzt bekommen. Der Hut wird euch dann auf die Häuser aufteilen. Aber zuerst ….” Er wandte sich dem Hut zu und dieser begann sich auf einmal zu bewegen. Ein Mädchen, die ein paar Schüler vor Albus stand, kreischte auf. Ein Mund bildete sich oberhalb der Krempe des Hutes. Er begann ein Lied über Hogwarts und ihre Häuser zu singen. Albus lauschte ihm und zu seiner aller größten Freude hörte er endlich eine neutrale Antwort, was die vier Häuser zu bedeuten hatten, wofür sie standen und warum sie da waren. Er hörte, wie Hogwarts entstand, nämlich durch vier Gründer, deren Namen durch die Häuser in Hogwarts verewigt waren. Der Hut beschrieb Godric Gryffindors Haus, als das Haus der Mutigen. Das Haus, wo Tapferkeit vorherrschte. Rowena Ravenclaws Haus beschrieb er als das Haus der Denker, der Dichter und der Wissbegierigen. In Helga Hufflepuffs Haus sollte Gerechtigkeit ihren Platz haben und man sollte mit Fleiß glänzen. Und in Salazar Slytherins Haus, so sagte der Hut zwar, dass List und Tücke einem nicht fremd sein sollten, aber man echte Freunde finden würde. Albus aber hörte heraus, dass Slytherin bei dem Lied am schlimmsten wegkam, wie ein Fußabtreter. Scorpius hatte Recht gehabt. Das durfte nicht sein. “Andersen, Muriel”, rief Hagrid ein Mädchen auf. Der Hut wurde ihr aufgesetzt und es dauerte nur kurz, bis der Hut plötzlich rief: “HUFFLEPUFF!”Der Tisch der Hufflepuffs applaudierte. So läuft das also?, dachte Albus. Scheint ja nicht schwierig zu sein. “Adler, Tim!” Albus beobachtete, wie der Junge, der ihm im Zug begegnet war, aufstand und so würdevoll, wie es nur denkbar war, auf dem Schemel Platz nahm. Für Albus war es unbegreiflich, wie man in so einer Situation so ruhig bleiben konnte. Als der Hut auf Tims Kopf war, verging eine ganze Weile und Albus hätte einiges darum gegeben, zu wissen, warum der Hut so lange zögerte. “SLYTHERIN!”, sagte der Hut schließlich laut, nachdem fast 5 gefühlte Minuten verstrichen waren. Und Albus hätte schwören können, dass dieser Junge nach Ravenclaw gehörte. Aber er nahm am Tisch der Slytherins Platz. Albus ließ den Blick dorthin schweifen. Die Schüler dort sahen nicht sehr glücklich aus, aber sie hatten höflich für Tim applaudiert. Und dennoch schien eine große dunkle Regenwolke über dem Tisch zu hängen und ihr Werk zutun. “Malfoy, Scorpius!” Albus sah auf zu seinem neuen Freund. Er drückte ihm die Daumen. Der Hut schien sich auf dem Kopf von Scorpius auf einmal akrobatischen Übungen hinzugeben. Er wand sich und zerzauste das silberblonde Haar ordentlich, bis er plötzlich verharrte. “SLYTHERIN!” “War ja klar”, sagte Rose neben Albus und sah Scorpius hinterher. Albus konnte sehen, wie er sich Tim gegenübersetzte. Dieser behielt aufmerksam die Auswahl im Auge und erwischte Albus bei seinen Beobachtungen. Albus sah schnell wieder weg. Er sah nicht, wie Tim ein kaltes Schmunzeln von sich gab. “Potter, Albus!” Die ganze Halle verstummte, so schien es zumindest für Albus. “Noch ein Potter?”, hörte er jemanden flüstern. “Der kommt bestimmt nach Gryffindor, wie sein Bruder James.” Ganz bestimmt dachte Albus und nahm langsam auf dem Schemel Platz. Das werden wir noch sehen … Hagrid setzte ihm den Hut auf und Albus Sicht wurde kurz bedeckt. Ihm war komisch zumute, ganz mulmig. Immerhin saß er nun hier und erfuhr endlich, wohin er gehörte. “Huch?”, hörte Albus die Stimme des Hutes in seinem Ohr. “Was haben wir denn da? Ein helles Köpfchen … freundlich und vorsichtig gegenüber Fremden … aber auch Neugierde und … hmmm…. das erfordert Mut. Und doch, ha!, ist da dieser Drang sich zu beweisen … und du scheust dafür vor keiner Tat zurück … Wo also hin mit dir?”Vor ein paar Monaten noch, als James ihn damit aufgezogen hatte, dass er nach Slytherin kommen würde, hätte er jetzt noch gesagt: Ich will nicht nach Slytherin. Aber jetzt, wo Albus dort Freunde hatte und er zudem noch an die Worte seines Vaters dachte, da war ihm plötzlich klar, wohin er wollte. Er spürte tief in seinem Inneren, dass etwas Großes für ihn bevorstand und als er daran dachte, kitzelte es in seinem Bauch. “Wenn du dir sicher bist?”, flüsterte der Hut versonnen. Ja!, dachte Albus entschlossen und ein breites Grinsen trat auf sein Gesicht. “Also gut … dann nach SLYTHERIN! Und noch viel Glück, mein Junge.” In der ganzen Halle starrten sie Albus an. Niemand klatschte. Niemand sagte etwas. Hagrid zögerte, ehe er den Hut abnahm. “Was? Ey, das glaub ich jetzt nicht …”, sagte James am Gryffindortisch und beugte sich entsetzt vornüber. Beinahe wäre er aufgestanden und hätte seinem Bruder den Hut noch mal aufgesetzt. Das war der Beginn einer großen Diskussion, die die gesamte Halle erfüllte, bis jemand am Tisch der Slytherins klatschte. Albus sah hinüber und sah, wie Tim und Scorpius ihm Beifall klatschten. Die Regenwolke über dem Tisch des Slytherins schien sich zu verziehen, als die Slytherins realisierten, dass er, Albus zu ihnen kommen würde. Und sie klatschten nicht nur, sie jubelten! Das hatte Albus noch nie erlebt. Es war ein wundervolles Gefühl, als seine Schritte ihn wie automatisch zu Scorpius führten, der ihn freudig empfing und ihm auf die Schulter klopfte. Albus grinste, als er hörte, wie jemand neben ihm sagte: “ Ein Potter in unserem Haus! Na, wenn das kein Grund zum Feiern ist!” Aber was war an dem Namen Potter schon so besonders? Egal, dachte Albus und lächelte breit, als Tim Adler ihm zunickte. “Willkommen in Slytherin”, sagte der, als wäre er schon viele, viele Jahre vor ihm in diesem Haus zu Hause gewesen und lächelte dabei anerkennend. Aber das konnte natürlich nicht sein und Albus tat es als die übliche Überheblichkeit Tims ab, die er schon auf der Zugfahrt kennen lernen durfte. Aber es störte ihn nicht - noch nicht. Nur für einen Menschen tat es ihm Leid, an diesem Abend und das war Rose, die ihn immer noch mit offenem Munde anstarrte. Endlich wurde der Rest der Schüler aufgerufen und somit auch sie. Sie wurde eine Gryffindor. Aber Albus bemerkte im Laufe des Abends immer mehr, wie sie ihm immer wieder einen suchenden Blick zuwarf. Trotz dessen, dass ein bisschen Freude in die Gesichter der Slytherins zurückgekehrt war, wusste Albus gleichzeitig, dass er heute Abend viele Leute enttäuscht hatte. Das wurde ihm schlagartig bewusst. Er war so sehr mit diesem Gedanken beschäftigt, dass er nicht mal die Willkommensrede der Schulleiterin bemerkte und ihr auch nicht zuhörte. Er wirkte auch nicht im Mindesten erstaunt, als das Essen auf den goldenen Tellern erschien und schlug sich nicht den Bauch voll. Irgendwas hatte er trotzdem falsch gemacht. Oder? “Hey, was ist denn Albus?”, fragte Scorpius. “Wieso bläst du so Trübsal?” Albus sah auf. “Ich … ach nichts …” Schlagartig wurde ihm bewusst, welche herrlichen Düfte ihm da in die Nase stiegen. Pommes Frites! Sein Leibgericht! Und Hühnchen … Nudeln, Spaghetti … Butterkuchen! “Wo kommt das alles her?”, fragte Albus. Scorpius lachte. “Warst wohl ein bisschen weggetreten wie? Macht nichts.” Albus ließ es sich schmecken, redete mit den anderen Slytherins, die ihm bereitwillig alles über Hogwarts und den Verlauf des Schulalltags erklärten. Und viele beobachteten ihn dabei. Die Schulleiterin, Minerva McGonagall, die darauf vertraut hatte, dass noch ein Potter in ihrem ehemaligen Haus sein Zuhause finden würde. James, der sich Vorwürfe zu machen begann, weil er ihn die ganze Zeit damit getriezt hatte, dass er nach Slytherin gehörte. Rose, die darüber nachdachte, ob man Albus vielleicht verhext hatte und hatte dabei genau die Leute im Verdacht, zu denen er nach der Zugfahrt gegangen war. Tim Adler behielt Albus besonders im Auge … Kapitel 3: 3. Nachtgespräch --------------------------- “Dich kenn ich doch …”, hatte der sprechende Hut gesagt, als Tim Adler ihn aufgesetzt hatte. Natürlich kennst du mich! Ich habe dich schon mal auf dem Kopf gehabt. Na los, schick mich dahin, wo ich hingehöre! “Ich weiß nicht recht, du wirkst verändert …” Nein! “Oh doch!” Tim Adler seufzte, leistete aber keinen Widerstand mehr. “Dann lass mal sehen … jaja, du bist es, ich weiß … viel passiert, nicht wahr mein Junge? Du hast ganz schön viel Tumult angerichtet. Viel Böses … Wieso bist du wieder hier?” Tim zögerte. Man hat mir … eine zweite Chance gegeben. Ich darf noch einmal von vorne beginnen. “Sehr interessant”, kicherte der sprechende Hut. “Wer hat dir dabei geholfen?” Du weißt es auch nicht?, dachte Tim. “Doch … aber … es scheint mir so unglaublich. Aber deine Gedanken lügen nicht … Nutze die zweite Chance gut, Tom! Denn noch einmal …” Tim!, unterbrach er ihn. Tim Mollodov Adler! “Denn noch einmal werde ich mich nicht auf deinen Kopf setzen lassen, zumindest nicht zum selbem Zweck! SLYTHERIN!” Und nun lag Tim Mollodov Adler in jenem Haus, in dem er sich zu Hause fühlte. Oh ja, er würde seine Chance nutzen. Und seine Namens-Änderung … die war nicht sehr originell, das musste er zugeben. Wenigstens klang es ein bisschen so, als würde sein Großvater aus Russland stammen, statt aus England. Man würde nie vermuten, dass er wieder da war und er konnte sein Glück immer noch nicht fassen. Natürlich, es stimmte, er würde wieder von vorne anfangen müssen. Aber es würde nicht lange dauern, dann hätte er die Schulzeit hinter sich und … Ja, er hatte ja schon angefangen, sich neue Verbündete zu suchen oder nicht? Tim richtete sich auf, blickte durch die Vorhänge zu den anderen Betten herüber. Leise schlüpfte er in seinen Morgenmantel und in seine Hausschuhe. Er hielt inne und sah zu den Betten von Albus Potter und Scorpius Malfoy, die vergessen hatten die Vorhänge zuzuziehen, weil sie sich in den Schlaf gesabbelt hatten. Tim sah in ihnen nichts weiter, als eine weitere Möglichkeit, sich Helfer zu schaffen. Und doch, Potters Sohn und auch der Enkel von Lucius hatten seine Aufmerksamkeit mehr geweckt, als irgendjemand anderer in letzter Zeit. Zumal Tim sich sicher war, wenn Harry Potter davon erfahren würde, dass sein Sohn in Slytherin war, wie lange würde er brauchen, um herauszufinden, dass er selbst immer noch am Leben war? Tatsächlich war die Sache mit seinem Namen immer noch gleich geblieben, nur eben … ein bisschen verschoben. I am Lord Voldemort - Ich bin Lord Voldemort, und das wird sich niemals ändern, dachte Tim … nein, Tom. Aus dem stockdunklen Schlafsaal schlich sich Tom Riddle hinaus, darauf achtend seine Mitschüler, darunter auch die anderen Schüler mit Nachnamen Terence, Blacksmith und Greenstock nicht zu wecken. Es fiel ihm leicht, weil er es schon so viele Male getan hatte, ohne die Hauspunktzahl seines Hauses zu gefährden - auch wenn es ihm in Wahrheit völlig egal war. Er sah den riesenhaften Gemeinschaftsraum vor sich, der immer noch mit seinen Fenstern aus grünem Glas in ein heimliches Licht getaucht wurde. Angenehm kühl, so hatte Tom es schon immer empfunden und er widerstand der Versuchung sich auf seinen alten Lieblingsplatz - einem großen Sessel in einer sehr zurückgezogenen Ecke zu setzen. Das war alles einmal sein Zuhause. Und das würde es wieder sein, wenn er es dieses Mal richtig anstellte! Als die Steinmauer sich hinter Tom schloss, zuckte er nicht mal bei dem Geräusch. So vertraut war das alles und lautlos und unheimlich schnell, wie eine Schlange, kroch er unbemerkt durch die Schatten. Das alles würde letztendlich doch ihm gehören. Er hatte den Tod überlistet! ER ALLEINE! Und dieses Gefühl der Macht durchströmte ihn, fachte seine Entschlossenheit nur noch mehr an. Es gelang ihm durch einen Geheimgang in den Innenhof zu schleichen, in dem der fast vollendete Mond sein weißes Licht auf den grünen Rasen warf. Ein einzelner Apfelbaum stand auf diesem Hof. Tom erinnerte sich jetzt wieder klarer, wie er damals, um den anderen Schülern fern zu bleiben, dort oben Platz genommen, einen Apfel gegessen und ein Buch gelesen hatte. Er hatte in jeder Hinsicht immer versucht höher zu stehen, als die anderen und ein kaltes Schmunzeln verdunkelte seine Züge. Er genoss die kühle Nachtluft, atmete tief ein, spürte dem Leben nach, das in seine Glieder zurückgekehrt war. Atmete, spürte nach, atmete, spürte nach … Plötzlich fiel ihm ein Apfel auf den Kopf. Er sah sich um. Er hörte, wie jemand kicherte …, obwohl es eher wie ein Zischeln klang. Tom sah zum Baum hinauf und genau dort, wo er immer gesessen hatte, saß ein weiterer Zauberer, der zwar sehr junge Züge aufwies, doch durch sein weißes Haar uralt wirkte. Er wirkte mit seiner hellen Haut noch blasser als Tom, fast wie Porzellan. Tom kannte diesen Albino-Zauberer mit seinen roten Augen nur allzu gut. Er war der erste, mit dem er gesprochen hatte, nachdem er wieder auferstanden war. Er war es gewesen, der ihm erklärt hatte dass er wieder in der Gestalt des Jungen leben würde, der er einmal gewesen war. Die Demütigung hätte nicht größer sein können! “Apfel?”, fragte der Zauberer, als er elegant vom Baum hinunter glitt. “Danke …”, sagte Tom mit leicht gerümpfter Nase und nahm eine der beiden Früchte aus den weißen, langfingrigen Händen entgegen. “Was willst du hier? Wie ist es möglich, dass du …” “Ganz einfach, Grünschnabel. Ich habe mir Sorgen um dich gemacht … Etwas, was du noch lernen musst.”, sagte der Zauberer und biss herzhaft von der Frucht ab. “Ich mag es nicht, wenn du mich so nennst …”, knurrte Tom und seine Fingernägel krallten sich in das Fleisch der Frucht, was er sogleich bereute, denn das süße, klebrige Zeug lief sein Handgelenk herunter. Unsanft schmiss er den Apfel bei Seite. “Du hast es nicht anders verdient, Tom! Und das weißt du auch. Du denkst an nichts anderes, als deine Fehler zu wiederholen. Dafür haben wir deine Seele drüben nicht wieder zusammengeflickt”, sagte der Zauberer und jedes Lachen war aus seinem Gesicht gewichen. Drüben. Tom mochte nicht daran denken, wie es drüben war. Er hatte drüben die Konsequenzen seiner Taten beinahe zu spüren bekommen. Doch es bedeutete ihm wenig, denn seine Seele selbst hatte schon fast kein Bewusstsein mehr gehabt, also wäre die Bestrafung definitiv nicht sinngemäß gewesen. Natürlich, es hatte noch andere außer ihm da drüben gegeben. Jeder würde einmal nach drüben gelangen und er hatte selbst dabei nachgeholfen, dass dies bei vielen Menschen schneller geschah, als nötig. Ins Jenseits. Eine geheimnisvolle Welt, mit Möglichkeiten die er nicht einmal zu Träumen gewagt hätte. Deswegen mochte er auch nicht daran denken … denn es machte all das, was er hier im Diesseits vertreten hatte, sinnlos. Er wollte nicht mehr daran denken! Und nun kam diese unmögliche Seele ins Diesseits rüber, nur um ihn daran zu erinnern? “Wer glaubst du eigentlich, wer du bist?”, fragte Tom. “Du wusstest wohl nicht, wem du geholfen hast zurückzukehren! Dass du dich erdreistest, noch einmal vor meinen Augen zu erscheinen!” “Große Klappe, für einen Schüler untersten Ranges …”, schmunzelte sein Gegenüber. Tom hielt inne. “Was soll diese altmodische Bezeichnung von Erstklässlern? Und du weißt genau, dass es nicht stimmt …” Wieder ein Kichern. Ein zischelndes Kichern durch die Zähne hindurch … gefolgt von einem Zungenschnalzen und der Zauberer wandte sich im Mondlicht dem Schloss zu. Sein helles Profil wirkte so perfekt, wie eine der alten antiken Statuen. Überhaupt war seine Kleidung sehr altmodisch. Eine hellgrüne Toga, wie aus dem alten Griechenland trug er über einem schlichten gewöhnlichen Umhang, ähnlich, wie Tom ihn als Lord getragen hatte. “Wer hätte gedacht, dass dieses Schloss so lange stehen würde. Es tut gut, die alten Steine wiederzusehen”, sagte der Zauberer verträumt. “So viele Erinnerungen … so viel Schicksal … so viel Zeit … so viele Veränderungen … Und man hat Recht gehabt. Ich konnte ihm nicht fern bleiben … Genau wie du.” Er wandte sich wieder an Tom. “Wieso hast du mir geholfen zurückzukehren?”, fragte Tom jetzt. “Was hast du davon? Viele Menschen würden dich dafür hassen!” “Der Grund? Nun … ich kann dir nur die halbe Wahrheit sagen. Für alles ist es noch ein wenig früh, fürchte ich, denn noch … ist alles friedlich”, lächelte der Zauberer. ”Aber ich denke, dass es dir reichen wird, dir zu sagen wer ich bin. Weißt du noch, wie viele Personen du gehört hast, während deine Seele langsam wieder ganz wurde?” Tom stutzte. Woher wusste der Fremde das nur wieder? “Es waren … fünf … dich mit eingeschlossen”, sagte er und ballte die Fäuste, weil er im Grunde diesem Zauberer nichts tun konnte. Er fühlte sich zum ersten Mal seit vielen Jahren unterlegen! “Nein, es waren Sechs … aber gut, der eine musste Schweigen”, lachte der Zauberer und sah ihn erwartungsvoll an. “Erzähl weiter … Beschreibe, was du gehört hast.” “Die Stimme von Dumbledore …”, sagte Tom griesgrämig, was seinem Gegenüber ein weiteres Lachen entlockte. “Ja, richtig … einen ausgezeichneten Schulmeister hattest du. Jaja … eigentlich wollte er das hier übernehmen, weißt du? Aber da du ihn nicht besonders mochtest … habe ich das für ihn übernommen.” “Wie kommst du darauf, dass ich dich mögen könnte, du Ausgeburt des Wahnsinns!”, schrie Tom, hielt jedoch inne und sah sich um. Er war zu laut gewesen. “Keine Sorge Junge. Du träumst nur … Das hier ist nicht real und niemand hat dich gehört.” “Was?!”, entsetzt sah er den Fremden an. Das durfte doch nicht wahr sein. Es konnte nicht wahr sein! Er hatte schon ewig nicht mehr geträumt! “Wer um alles in der Welt bist du?!” “Du weißt es wirklich nicht? Du weißt es nicht? Welchem Ebenbild hast du denn nachgeeifert, als du dich in dieses Monster verwandelt hast? Mit roten Augen und weißer Haut?!” Tom erstarrte. Er sah den Zauberer an und schüttelte den Kopf. “Nein …” Und er spürte einen stechenden Schmerz in der Brust. Und war das die Möglichkeit? Es fühlte sich, wie sein schon lange verstummtes Herz an. Der Zauberer sah ihn plötzlich ganz anders an, wie einen Sohn, so väterlich und gütig und unter diesem Blick sackten Tom die Knie weg. Kraftlos sackte er auf den grünen, kühlen Rasen seines Traumes ein. “Das kann nicht sein …” “Doch … ich bin es, Tom …”, lächelte der Zauberer und kniete sich vor ihm nieder, um auf derselben Ebene mit ihm zu reden. Tom sah zu Boden, erblickte gerade noch, wie die Füße des Zauberers unter dem Umhang barfuss waren. “Wie kommt es, dass ich dir erst jetzt begegne?!”, fragte Tom dann plötzlich. “Wieso … hast du mich so lange allein gelassen?! Das war das einzige, wonach ich mich gesehnt hatte!” Er wunderte sich, dass ihm diese Worte so leicht fielen. Er tat es ohne nachzudenken. Früher hätte er so etwas sich niemals eingestanden. Früher hätte er es nicht gekonnt. Tränen liefen sein Gesicht hinunter. “Das einzige …..”, murmelte er und spürte, wie sein Gegenüber ihn in den Arm nahm. “Es war zu spät, als ich dich aufsuchen wollte”, sagte der Zauberer nach einer Weile. “Du, als mein Erbe, hättest das nur als Bestätigung empfunden, weiter zu morden und hättest mir nicht wirklich zugehört. Jetzt, wo deine Seele nicht mehr die eines Steines ist, wo du wieder Gefühle empfinden kannst … da war es mir erst wieder möglich zu dir zu gelangen. Natürlich, ich hätte vieles verhindern können, wäre ich dir nur einmal in deinen Träumen begegnet. Aber es hätte eigentlich nichts geändert. Du warst schon skrupellos, als du nach Hogwarts gekommen warst …” “Salazar Slytherin …”, wimmerte Tom und murmelte den Namen immer wieder. Lange Zeit ging das so, bis Tom endlich seine anderen Worte wiederfand. “Dann … dann waren die anderen Stimmen, die der anderen Gründer?”, fragte Tom und spürte plötzlich Neid in sich aufsteigen. Er war neidisch auf die Toten, die mit den Gründern reden konnten, dem Ursprung seiner ganzen Geschichte. “Ja, das waren sie”, lächelte Salazar Slytherin. “Sie haben mich so großartig unterstützt, wie schon lange nicht mehr. Und Albus Dumbledore genau so. Wir haben mit dem Tod selbst verhandeln müssen, um dich wieder zusammenzuflicken. Das war übrigens der sechste, der anwesend war …” “Der Tod selbst …”, sagte Tom … und blickte Salazar verwundert an. “Die Legende der Peverell … sie ist also wahr? Sie sind ihm wirklich begegnet?” “Natürlich. Und die Gegenstände, die man ihnen gegeben hat, sollten eigentlich Beweis genug gewesen sein”, schmunzelte Salazar. “Das ist ja wie in einem Märchen”, sagte Tom und Salazar lachte. “Das bist du doch schon längst, findest du nicht?” Langsam nickte er. “Ooooaaaahh!!! Dieser Hahn! Ich hasse ihn!”, schrie der Zauberer Slytherin plötzlich! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)