Broken Darkness von LucyCameronWeasley ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Es war dunkel. Beinahe erdrückend. Ich konnte nichts sehen, nichts hören, nichts fühlen. Alles was ich konnte, war es, diesen Duft wahrzunehmen. Er zog mich magnetisch an, ich sträubte mich dagegen. Doch es war stärker. Ich hatte jahrelang dagegen angekämpft und ausgerechnet jetzt passierte es. Ich hielt die Luft an und versuchte mich abzuwenden. Aber der Geruch hatte sich festgekrallt. Ich fuhr herum und wusste nicht mehr, was ich tat. Ich spürte, wie meine Zähne sich durch die Haut bohrten und schmeckte das heiße Blut, das durch meine Kehle rann... Kapitel 1: Ein Tag wie jeder andere Untertitel: Mit düsteren Gedanken --------------------------------------------------------------------- Der Sommer neigte sich dem Ende zu und die Wolken zogen sich über dem Meer zusammen. Der Wind war schon recht kühl und ich schlang mir die Jacke etwas enger um. »Ist dir kalt?«, fragte Jacob neben mir. Ich schüttelte den Kopf: »Nicht so richtig.. Es wird wirklich Herbst, was?« Er grinste: » Na klar. Heute ist schon der 2. September.« »Und das ist gut, oder wie?«, kicherte ich belustigt. »Hey, immerhin hast du in acht Tagen Geburtstag und in elf Tagen deine Mum.« »Danke für die Information, ich hätte es bestimmt vergessen.«, erwiderte ich und verdrehte die Augen. Er war wirklich wild darauf, hatte sich mit Alice zusammengetan und die beiden planten eine gemeinsame Geburtstagsparty. Ich wusste nicht, wer weniger begeistert war- Mum oder ich. Wir waren beide keine Partyfans, schon gar nicht wenn sie von Alice ausgerichtet wurden. Sie übertrieb gerne. Jacob nahm meine Hand: » Ich weiß gar nicht, was wir auf deine Torte schreiben sollen. Eine fünf oder eine sechzehn..« »Das sollte vielleicht meine Mum entscheiden..«, murmelte ich und drückte seine Hand. Seit ich denken konnte, war er an meiner Seite. Am Anfang war er mein Spielgefährte gewesen, dann war er ein großer Bruder. Und jetzt war er mein bester Freund- etwas mehr- und er war immer mein Beschützer. Ich kicherte. Manchmal war Jacob kindischer als man es von ihm erwartete. »Was ist so lustig, Nessie?«, fragte er verwirrt. Ich schüttelte nur den Kopf und schmiegte mich an ihn. Wie auf Kommando summte mein Handy und wir wussten schon wer es war, bevor ich aufs Display schaute. » Bella!«, sagten wir wie aus einem Mund und wir behielten recht. Ich hatte kaum abgehoben, da tönte ihre melodische Stimme ungeduldig heraus: »Nessie, wo bist du so lange? Es ist nach neun!« Ich stand widerwillig auf: »Ja, ich weiß. Ich wollte gerade aufbrechen.« Jacob verkniff sich ein Lachen. »Schatz, du solltest um neun schon zu Hause sein.«, antwortete sie tadelnd. »Ich bin gleich da, versprochen.« » Jake soll dich begleiten, aber wehe ihr fahrt mit den Motorrädern!«, warnte sie noch, dann legte sie auf. » Typisch, Bella. Besorgt wie eh und je.«, lachte Jake und zog mich mit. Ich folgte ihm bereitwillig, als ich sah, dass er das Auto nehmen wollte. Zu Fuß wären wir doppelt so schnell gewesen, aber ich freute mich noch etwas Zeit mit ihm zu haben. »Das Auto?«, fragte ich gespielt erstaunt. »Bella sagt doch immer, wir sollen nicht auffallen. Das hat sie davon.«, lachte er und quetschte sich auf seinen Sitz. Was ganz sicher nicht einfach war, immerhin war er über zwei Meter groß. Ich rutschte auf den Beifahrersitz und musterte ihn von der Seite. Eigentlich wäre er jetzt fast dreiundzwanzig, sah von der Größe aus wie siebenundzwanzig, war jedoch im Alter von siebzehn Jahren stehengeblieben. Da kam mir eine Frage in den Sinn über die ich nie nachgedacht hatte: » Gehst du eigentlich noch zur Schule?« Jacob prustete los: » Zur Schule? Ich müsste seit 4 Jahren in der gleichen Klasse sein, Dummchen.« Ich wurde rot. Das war ja vollkommen logisch. Er hörte auf zu lachen und fragte besorgt: » Aber du würdest gern zur Schule gehen, oder?« Ich nickte langsam: » Es würde mich schon reizen. Stell dir vor, ich würde mich sogar auf Tests und Arbeiten freuen.. Aber ich weiß, dass es unmöglich ist. Ich würde zu sehr auffallen.« Jacob legte mir seine rechte Hand auf meine: » Ich weiß, was du meinst. Aber du bist auch so sehr klug, du brauchst keine Schule.« Er lächelte mich an. Ich verdrehte die Augen: » Darum geht's nicht.« »Ich weiß. Du willst einfach etwas Normales in deinem Leben, was?« Wieder hatte er recht. »Du bist bald...erwachsen, dann kannst du wenigstens die Highschool besuchen.«, sagte Jacob beruhigend und ich sah schon das Haus über die Bäume ragen. »Vielleicht hab ich dann ja gar keine Lust mehr. Sehen wir uns morgen?« Mit gerunzelter Stirn schaute er nach draußen: » Nein, leider nicht. Seth, Leah und ich haben..etwas zu besprechen und das könnte dauern. Ich könnte mir auch besseres vorstellen..« »Seit dein Rudel sich vergrößert, krieg ich dich ganz schön selten zu sehen..«, erwiderte ich mürrisch. »Übertreib nicht. Es ist nicht „mein“ Rudel und wir sind auch nicht sehr viel größer geworden.«, gab er zurück und sträubte sich. Ich kicherte: » Jake, die anderen hören auf dich und ihr seid mittlerweile zu neunt. Wenn ich daran denke, dass alles nur mit Seth und Leah angefangen hat.« Das verdüsterte die Stimmung. Als Jake sich vor fast fünf Jahren von Sam's Rudel trennte und die Clearwaters ihm folgten, diente das alles zur Vorbereitung gegen das Auftauchen der Volturi. Obwohl das alles vergangen war, hing diese Tatsache immer noch wie dunkle Wolken über uns. »Wir sind da.«, drang Jacobs Stimme zu mir durch und ich erschrak darüber, wie sein Ton sich verändert hatte. Knapp und ungewohnt kühl. Ich beugte mich zu ihm und küsste ihn wie üblich auf die Wange: » Gute Nacht. Wir sehen uns..ruf einfach an.« Er drückte mich kurz und schaute mich weich an: » Ja, schlaf gut. Und pass auf dich auf.« Ich stieg aus, lächelte ihm noch mal zu und schlug die Tür zu. »Da bist du ja endlich.«, tadelte meine Mum als ich in die Küche kam. »J-ja..Wir sind mit dem Auto gekommen.«, ich warf ihr einen Blick zu und wartete ihre Reaktion ab. Sie nickte zufrieden: » Wenigstens tut ihr alles, um nicht aufzufallen, das ist beruhigend.« Ich holte mir ein Joghurt aus dem Kühlschrank und fragte so beiläufig wie möglich: » Jacob und Alice fragen sich, welche Zahl sie für die Torte verwenden sollen..was sagst du dazu?« Sie versteinerte. »Mum, jetzt tu doch nicht so. Es ist nur ein Geburtstag. Und auch wenn du nicht älter wirst- ich werde es. Lass ihnen doch die Freude.«, versuchte ich sie zu überreden, doch ich klang nicht sehr überzeugt. Sie lächelte mir nachsichtig zu: » Jaah, lassen wir ihnen den Spaß. Und was dein Alter angeht- sie sollten das einfach auslassen. Und jetzt geh ins Bett, es ist längst Schlafenszeit.« »Mum..«, erwiderte ich nur, aber ihr strenger Blick ließ mich verstummen. » Ich geh ja schon..Gute Nacht.«, murmelte ich. »Warte noch mal kurz. Gehst du morgen wieder zu Jake?«, fragte sie forsch. Ich war ziemlich verdattert. Sie schlug selten so einen Ton an, wenns um Jacob ging. »Nein, er hat morgen was vor..wieso?« Sie setzte sich aus reiner Gewohnheit und bedeutete mir, das selbe zu tun. Also ließ ich mich neben ihr nieder. » Du bist ziemlich viel mit Jacob zusammen..«, fing sie an. Ich unterbrach sie: » Ja, aber Mum, das war doch schon immer so!« Sie seufzte: » Das weiß ich auch, Liebes. Aber du bist langsam kein Kind mehr und ich glaube, das was du für ihn empfindest...ist auch nicht mehr dieses geschwisterliche Gefühl.« Langsam dämmerte mir, was meine Mutter sagen wollte und ich reagierte vermutlich gleich, wie sie es damals getan hatte. Ich lief knallrot an, rutschte widerstrebend hin und her und wollte am liebsten versinken: » Mum, bitte! Tu mir das nicht an! Sag nicht, dass du mich aufklären willst!« »Lass es uns einfach hinter uns bringen, ich bin auch nicht scharf drauf, aber ich bin deine Mutter.« »Mum, ich weiß, du willst deinen Pflichten nachkommen, hälst es für nötig, oder was auch immer. Aber ich bin intelligent und vernünftig und ich werde so schnell nichts tun, was dem entspricht, das du dir vorstellst.«, ich war aufgestanden und wollte so schnell wie möglich weg. »Du hast vielleicht recht. Also, gute Nacht.«, sie war mindestens so erleichtert wie ich. Als ich in mein provisorisches Zimmer geflohen war (provisorisch deswegen, weil meine Eltern das Zimmer im Häuschen für mich umbauten und ich solange hier schlief), überkam mich erst richtige Erleichterung. Normalerweise war es alles andere als leicht, einem Gespräch zu entgehen. Nur gut, dass meine Mum darüber auch nicht gerne redet, dachte ich mir und kicherte. Dann wurde ich mürrisch. Ich konnte mich selbst nach fünf Jahren nicht damit abfinden, die einzige in der Familie zu sein, die schlafen musste. Schlafen war reine Zeitverschwendung. Ich verpasste den ganzen Spaß, den meine Familie nachts hatte..Doch wenn ich es mir recht überlege, dachte ich, ist es besser so. Denn alle Tätigkeiten musste ich nun wirklich nicht mitkriegen, um Himmels Willen. Ich zog mich um und machte es mir auf dem Bett bequem. Meine Gedanken wanderten zu Jacob und zu unserem Gespräch, das wir vor einiger Zeit geführt hatten. »Jacob, wieso bist du eigentlich immer bei mir?«, hatte ich gefragt als wir einen unserer Strandausflüge gemacht hatten. Er hatte mir zögernd geantwortet: »Das, liebe Nessie, ist eine lange Geschichte.« »Wir haben den ganzen Tag Zeit.«, hatte ich ihm gesagt. Er hatte gelacht: » Da hast du recht. Und so lang ist sie eigentlich auch gar nicht.« Ich hatte ihn neugierig angesehen und er war gezwungen, mir zu antworten: » Wir sind aufeinander geprägt.« »Geprägt? Das heißt genau?« »Wir sind Seelenverwandte..nein, mehr noch. Wir sind füreinander geschaffen. Nichts kann uns trennen. Wir gehören für immer zusammen.«, hatte er grinsend erklärt und mir anschließend einen Kuss auf die Stirn gedrückt. Geprägt..Konnte man die Prägung umgehen? Ich mochte Jacob, zweifellos. Doch es tat mir irgendwie weh zu wissen, dass dafür diese Prägung verantwortlich war. Ich werde gezwungen ihn zu mögen, resignierte ich und seufzte. Man hatte keine Wahl..oder vielleicht doch? Ich konnte nicht ahnen, wie schnell ich eine Antwort darauf bekommen würde. Bevor ich jedoch noch weiter darüber nachdenken konnte, war ich auch schon eingeschlafen. Kapitel 2: Neue Ansichten ------------------------- Ich schlang die Decke enger um meinen Körper und fragte mich, warum es so kalt war. Ich hatte die halbe Nacht kein Auge zugetan, weil ich mal wieder zu viel nachdachte. Ich wartete nur noch darauf, dass es Zeit war zum Aufstehen. Endlich erhellte sich der Himmel und ich sprang sofort aus dem Bett. Oh, das Fenster stand offen. Deswegen die Kälte. Ich zog mich an, wohl wissend, dass Alice einen Aufstand machen würde, da ich die Klamotten gestern getragen hatte, und ging nach unten. »Morgen!«, sagte ich und gähnte. »Morgen, Nessie. Du wirkst aber nicht gerade ausgeschlafen.«, bemerkte Emmett lachend. Ich streckte ihm die Zunge raus: » Du auch nicht.« »Sehr lustig. Du solltest mal am deinen Witzen arbeiten, Kleine.«, gab er zurück. Ich bewarf ihn mit Weintrauben. »Hey, sei nett zu deinem Onkel!«, tadelte er belustigt. »Niemals!«, erwiderte ich und setzte mich auf seinen Schoß. »Nessie, wirst du dafür nicht allmählich zu alt?« »Nicht doch. Ich werde nie zu alt dafür zu sein, dich lieb zu haben.«, antwortete ich ernsthaft. Emmett tätschelte mir den Kopf: » Ich hab dich doch auch lieb, Nessie.« » Was läuft denn hier?«, erklang Alice' Stimme amüsiert. »Morgen, Tantchen.«, kicherte ich und rutschte von seinem Schoß. Alice schaute mich stirnrunzelnd an: » Nessie..hast du das nicht schon gestern getragen?« Ich seufzte: »Jaa, aber ich hatte Lust es heute nochmal anzuziehen.« »Schätzchen, so geht das nicht. Du hast einen vollen Schrank mit tollen Klamotten und du ziehst zweimal das gleiche an.«, sagte sie streng. Ich verdrehte die Augen und holte mir ein Glas Milch. »Was macht ihr heute?«, fragte ich nach einer Weile. » Rosalie und ich gehen jagen.«, antwortete Emmett glucksend. »Jasper und ich..er sagte irgendwas von Arizona also gehen wir da wohl hin. Wahrscheinlich hat er erfahren, dass dort Neugeborene rumlaufen.«, gab Alice zurück. »Dann habt ihr also alle was zu tun..«, jammerte ich. »Wieso, was ist denn los?«, wollte Alice wissen. »Ich weiß nicht, was ich machen soll..Jake hat heute keine Zeit..«, murmelte ich. »Du fixierst dich einfach zu viel auf ihn. Kaum bist mal einen Tag alleine, weißt du nicht was du machen sollst. Das ist auch nicht gut.« »Jaja..wo sind Mum und Dad?« Emmett lachte: » Die sind beschäftigt.« »Ich geh in die Garage..«, ich drängte mich an Emmett vorbei zur Tür. Ich hörte, wie Alice erstaunt fragte: » Was will sie in der Garage?« »Ich glaub, Jake und Rose haben ihr ein bisschen was beigebracht und jetzt schraubt sie an einer alten Karre rum.«, erklärte Emmett. Und so war es auch. Jake hatte mir eine uralte Schrottkarre besorgt, weil ich wild darauf war, mich damit auszukennen. Rose und er hatten mir dann abwechselnd ein bisschen was beigebracht und mittlerweile war ich ganz gut. Also schnappte ich mir den Werkzeugkasten und fing an rumzubasteln. Ich hatte die Zeit ganz vergessen, als plötzlich die Tür aufging und mein Dad reinkam: » Na, was machst du, Nessie?« »Hi, Daddy. Nur ein bisschen schrauben.«, lächelte ich und ging auf ihn zu, um ihn zu umarmen. Er drückte mich an sich: »Wir bekommen Besuch.« Ich schaute ihn überrascht an: » Besuch? Wen?« Er lachte leise: » Benjamin und Tia.« Bei den Namen klingelte etwas in meinem Hinterkopf: » Die beiden vom ägyptischen Zirkel?« Er nickte. »Cool! Ich hab sie zwar ewig nicht mehr gesehen, aber ich mag die zwei.«, grinste ich. »Ich weiß. Deswegen kommen sie ja. Die beiden sehnen sich nach dir.«, er klang sehr amüsiert. »Jaja..Wann kommen sie?«, fragte ich aufgeregt. »Heute Nachmittag. Sie wollen erst nach der Geburtstagsfeier wieder abreisen. Ist das was?« Ich nickte heftig. Soweit ich mich erinnern konnte, hatte Benjamin erstaunliche Fähigkeiten, er konnte die Elemente beherrschen. Und DAS war wirklich was. Ich verräumte das Werkzeug und knallte die Motorhaube zu. Mein Vater beobachtete mich dabei: » Sag mal...wozu soll das gut sein? Reicht es nicht, wenn Jacob und Rosalie sich mit Autos auskennen?« »Dad, ich brauche auch ein Hobby. Ich kann nicht immer nur in der Gegend rumsitzen.«, stöhnte ich. »Du könntest mit deiner Mum und mir mal wieder auf einen Ausflug mitkommen.«, schlug er vor. »Ich liebe euch zwar, aber ich bin kein Kind mehr. Es ist nicht mehr so wie früher, als ihr mich um halb neun ins Bett stecken konntet.«, fügte ich etwas verlegen hinzu. »Stimmt auch wieder. Aber irgendwann machen wir wieder was zusammen.« »Ist das eine Drohung?«, kicherte ich. »Werd nicht frech, Nessie.«, erwiderte er, doch ich sah ihm an, dass er sich ein Lachen verkniff. »Daddy? Ist es nicht..merkwürdig für euch? Ihr seht beide immer noch aus wie früher und habt eine fast erwachsene Tochter..« »Ja, das ist wirklich etwas merkwürdig. Aber du kennst ja die offizielle Geschichte.«, gab Edward zurück und ich nickte. Ich sollte seine Nichte sein. Und bis auf Charlie, die Cullens, die Quileute, die Denalis, die anderen Vampirzirkel und die Volturi (seufz), kannte mich ja auch niemand. Und in gut zwei Jahren würde ich selbst schon erwachsen sein und dann gabs wenigstens das Problem mit dem schnellen Wachstum nicht mehr. Und ich würde mich endlich Menschen zeigen können. »Ich spring schnell unter die Dusche.«, ich deutete auf meine Ölverschmierten Klamotten und verließ die Garage gut gelaunt. Es wäre eigentlich unnötig gewesen, unter die Dusche zu gehen, da meine Haut Schmutz abstieß, aber es gab mir ein wenig das Gefühl von Normalität. Und die wollte ich haben, denn das Übernatürliche, obwohl ich da hineingeboren wurde, konnte manchmal nerven. Und Jacob war auch froh, über etwas Normalität. Ich zog mir ein fliederfarbenes Kleid an; es ging bis zu den Knöcheln, hatte lange Ärmel, die am Ende breiter wurden und eine kleine Schleife in dunklem violett an der Seite. Alice hatte mir von dem Kleid vorgeschwärmt, also dachte ich mir, wieso ihr nicht eine Freude machen. Und mir gefiel es auch ganz gut. »Nessie, du siehst..bezaubernd aus«, strahlte Alice als ich in die Küche kam. Edward warf ihr einen Blick zu: »Das tut sie immer.« »Du weißt, was ich meine!« Ich lachte über die beiden und ihre Zankereien. »Hast du dich für Benjamin so aufgedonnert?«, grinste Rosalie, die mit Emmett auf der Couch saß und ein Baseballspiel verfolgte. »Aufgedonnert? Ich hab mich lediglich angezogen.«, murrte ich und spürte, dass mir eine sanfte Röte ins Gesicht stieg. Kurz darauf wehte ein starker Wind auf, der so gar nicht zum Wetter passte. »Benjamin!«, rief Alice überrascht. Alice, überrascht? Meine Verwunderung ging in Vorfreude über und ich sauste zur Tür. Just in dem Moment, als ich die Hand auf die Klinke legte, klingelte es. Ich öffnete die Tür und sah zuerst Tias perfektes Gesicht, deren Lächeln verblasste als sie mich staunend musterte. Und plötzlich stand Benjamin direkt vor mir: »Renesmee, du siehst umwerfend aus!« »Und du hast dich gar nicht verändert.«, grinste ich. Er umarmte mich, dann wandte er sich an meine Familie: » Hey Leute! Alles klar?« Bella und Edward gingen auf ihn zu. »Benjamin, was für eine Freude dich zu sehen. Und auch Tia.«, Edward lächelte ihnen zu. Er hatte nicht vergessen, was wir ihnen zu verdanken hatten. Bella umarmte die beiden herzlich und schließlich taute auch Tia auf. Sie schüttelte uns die Hand: » Hi. Wo sind denn die anderen?« »Jagen.«, antwortete Alice von der Treppe aus und schwebte jetzt langsam in unsere Richtung. »Hallo Hellseherin.«, grinste Benjamin und Tia kicherte. »Wieso konnte ich euch nicht sehen?« , fragte Alice nur unglücklich. »Es hat also geklappt? Cool!«, rief Benjamin begeistert. Alle schauten verwirrt zu ihm. »Wir haben uns erst im letzten Moment entschieden früher zu kommen und gehofft, dass wir Alice austricksen können.«, erklärte er zufrieden. »Wow, wirklich gute Arbeit.«, lächelte Edward. Alice warf ihm einen grimmigen Blick zu. Er lachte nur noch lauter. »Wir wussten nicht, dass ihr so früh kommt..jetzt haben wir nichts vorbereitet.«, unterbrach Bella seine Lachsalve. »Wir wollten euch eben überraschen. Und wegen uns müsst ihr euch nun wirklich keine Umstände machen.«, diesmal war es Tia, die antwortete. »Ist euer Schoßhündchen heute gar nicht da?«, fragte Benjamin, doch es lag keine Spur Feindseligkeit in seiner Stimme. »Er muss seinen Pflichten nachgehen.«, seufzte ich. „Also ist das jetzt richtig ernst?“, fragte er neugierig. Ich wollte gerade sagen, dass ihn das nichts anginge, doch mein Dad kam mir zuvor. „Leider ja..“, knurrte er. 'Dad, lass das! Ich dachte, ihr kommt miteinander klar!', protestierte ich in Gedanken. „Ja, aber ich will dich trotzdem keinen dahergelaufenen Hund überlassen. Du verdienst etwas besseres..“, sein Blick lag für einen Moment auf Benjamin, „Einen von uns.“, fügte er dann hinzu. Ich verdrehte die Augen, machte mir aber keine Mühe darauf zu antworten. Benjamin starrte Edward ungläubig an, dann grinste er spitzbübisch. „Jacob ist mir aber ähnlicher als ihr..“, murmelte ich. „Wie soll das denn gemeint sein? Du bist halb Vampir und er ist ein Hund!“, ertönte Rose's Stimme missmutig, und ich sah, dass sie die Nase rümpfte. Mit einem Seufzen ließ ich mich aufs Sofa fallen, dann schaute ich in die Runde: „ Er hat einen Herzschlag, einen warmen Körper, Blut- er ist ein Halbwesen, wie ich es bin!“ Edward und Rosalie knirschten mit den Zähnen. Diese Offensichtlichkeiten gefielen ihnen nicht. Dann sagte Benjamin etwas, das mich zum Wanken brachte: „ Aber er versteht dich nicht auf die selbe Weise wie wir es tun, liebe Renesmee.“ Alle blieben stumm. Eine Stunde später lag ich im Gras und starrte in den Himmel; ich war so durcheinander. Ich konnte Benjamin gut leiden, in seiner fröhlichen Art ähnelte er Jacob sogar ein wenig. Mit welchem Klang er meinen Namen gesagt hatte, welchem Feuer in den Augen..Der Blick mit dem Tia ihn daraufhin bedacht hatte..war es Wut gewesen? Wenn ja, worüber war sie dermaßen aufgebracht? Ich wollte nicht darüber nachdenken und sog die Luft ein. Ganz in der Nähe war eine Rehherde, doch ich wollte mich nicht mit derartigem Kleintier abgeben und mein Durst hielt sich noch in Grenzen. Ich konnte die Fährte von Emmett und Jasper aufnehmen und folgte ihr. Die beiden Jungs jagten immer „gefährliche“ Beute, zum Spaß. Bären, Raubkatzen und- ich schauderte- Wölfe. Natürlich nicht solche, wie unsere in La Push, aber trotzdem kein angenehmer Gedanke. Jedenfalls hatte ich jetzt das Bedürfnis so etwas zu jagen und ich spürte, dass ich meinen Onkeln näher kam. „Red keinen Blödsinn! Du hast ihn verjagt!“, grollte Emmett und ich hörte Jasper zischen. Unwillkürlich musste ich grinsen. Es war immer amüsant, wenn die beiden zusammen jagten. „Du hast doch in der Gegend rumgejohlt.“, erwiderte Jasper ruhig. „Und du hast- Nessie, was machst du denn hier?“, Emmetts überraschter Gesichtsaudruck war phänomenal. Ich ärgerte mich darüber, entdeckt worden zu sein, doch mit seiner Fähigkeiten Stimmungen zu spüren, hätte Jasper mich ohnehin bald bemerkt. Also trat ich aus dem Schutz der Bäume und antwortete grinsend: „ Wollte nur ein bisschen Spaß.“ Jasper zog die Augenbrauen zusammen: „Wieso bist du verwirrt?“ „Bitte keine Psychoanalysen. Darauf hab ich jetzt keine Lust.“, stöhnte ich. „Lass das Mädchen doch, als Tochter von Bella ist es sowieso verwunderlich, dass sie so normal ist.“, gluckste Emmett. Ich achtete nicht mehr auf ihr Geplänkel- mir war ein Duft aufgefallen, der nicht hier sein dürfte. „Leah und Jacob?“, murmelte ich an mich selbst gewandt, doch natürlich hörten die Jungs das. „Was ist mit ihnen?“, fragte Emmett erstaunt. „Das war nicht für eure Ohren bestimmt.“, gab ich zurück. Jasper runzelte die Stirn. Ich stöhnte, natürlich hatte er meinen Stimmungsumschwung sofort gespürt. „Lasst uns endlich jagen.“, sagte ich zähneknirschend und versuchte meine Gefühle unter Kontrolle zu bringen. Die beiden willigten ein, doch ich spürte Jaspers Blick auf mir. Die Jagd lenkte mich ab und machte Spaß. Da ich Wettkämpfe liebte- so auch die Jungs- wurde daraus auch immer einer. Triumphierend hielt ich Emmett einen Puma entgegen, der um einiges größer war als seiner. Er ärgerte sich darüber und ich lachte- und verstummte, als Jasper einen noch größeren anschleppte. Als wir zu Hause ankamen, war bis auf Rosalie niemand da. Sie umschlang Emmett und küsste ihn leidenschaftlich. Ich schaute weg, es versetzte mir einen Stich. Alle um mich herum waren so glücklich- Emmett und Rosalie, Carlisle und Esme, Alice und Jasper und Edward und Bella. Sollte ausgerechnet ich Pech in der Liebe haben, wo man sich doch angeblich nicht gegen eine Prägung wehren konnte? Sollte diese Geschichte ausgerechnet bei uns eine Ausnahme machen? Oder hatte das Schicksal (ich schnaubte) beschlossen, dass ich nun doch nicht gut genug für meinen Jake war und die Prägung rückgängig gemacht? War so etwas möglich? War er jetzt auf Leah geprägt worden? Eine leise Panik ergriff mich und ich fröstelte. Was für ein grauenvoller Gedanke! Doch langsam beruhigte ich mich. Ich schaute zu Jasper und seine Augen durchbohrten mich. Normalerweise hasste ich es, wenn er das machte, würde an die Decke gehen. Aber jetzt war ich dankbar. Emmett, der düstere Stimmungen sowieso immer ignorierte, schreckte mich mit einem polterndem Lachen auf. Ich drehte mich zu ihm um und stellte erstaunt fest, dass er und Rose auf der Couch saßen und sich eine Sitcom anschauten. Das hatte ich nicht einmal mitbekommen. Jasper folgte mir wie ein Schatten, als ich in mein Zimmer ging. „Was willst du?“, fragte ich genervt. Er musterte mich nachdenklich: „ Du bist sehr instabil...deine Stimmung wechselt so schnell, dass meine Fähigkeit nicht zu wirken scheint.“ „Sie wirkt schon, aber ich habe zurzeit so viel im Kopf..“, antwortete ich schulterzuckend. Er setzte zu einer Erwiderung an, doch ich schob ihn nach draußen: „ Darüber rede ich nur mit Mum, also bye.“ Ich erteilte meinem Onkel nur ungern eine Abfuhr, aber ich brauchte Ruhe..Ruhe und Zeit. Ich saß auf einem Felsen und hörte das Rauschen der Wellen, die sich an ihm brachen. Nach genauerem Umsehen erkannte ich, dass es der Strand von La Push war. Ich spürte eine sehnsüchtige Erwartung. Dann hörte ich ganz leise Schritte, die auf mich zukamen. Ich erkannte Jacobs gleichmäßigen Atem. Und stutzte, als ich einen weiteren vernahm. Ich wandte mich um und schluckte, als mich ein brennender Schmerz durchzuckte. Leah. Und sie hielt Jacobs Hand. Ich zitterte und spürte, dass meine Augen feucht wurden. Jacob näherte sich mir, ließ ihre Hand jedoch nicht los. „Nessie, hör mir bitte kurz zu.“, bat er behutsam. Ich wollte nichts hören, doch mein Körper gehorchte mir nicht mehr. „Es tut mir leid, Nessie. Meine Gefühle haben sich leider geändert. Ich liebe Leah. Das ist mir nun klar.“, fuhr er ruhig fort. Leah lächelte. Ich konnte nicht mehr denken, die Wellen sahen jetzt sehr verlockend aus. Alles schien verstummt zu sein. Der Wind, die Vögel..nur mein eigenes unregelmäßig schlagendes Herz war zu hören. „Du wirst für mich immer wichtig sein. Du kannst Patentante werden.“, grinste er. Patentante? Nein! Mein Blick glitt schockiert zu Leah, die sich mit der freien Hand sanft über den Bauch fuhr. NEIN! Der Schmerz wurde unerträglich, er brannte und gleichzeitig machte er meinen Körper taub. Alles wurde dunkel. Mein Hals war heiß und trocken und rau. NEIN!!!, schrie ich ein weiteres Mal. Dann schreckte ich hoch. „Schatz, alles okay?“, ich blickte in die besorgten Augen meiner Mutter. Es war nur ein Traum gewesen! Ich nickte erleichtert. „Was war denn los? Du hast wieder so unruhig geschlafen und ständig nein geschrien..War es ein Albtraum?“, sie strich mir beruhigend über die Wange. „Ja..“, presste ich zwischen den Zähnen hervor, dann holte mich der Traum mit voller Wucht wieder ein und ich konnte meine Verzweiflung nicht unterdrücken. „Ich werde ihn verlieren..Ich werde Jake verlieren!“, schluchzte ich aufgelöst und lehnte mich haltsuchend an Bella. Eine halbe Stunde später war die ganze Familie in der Küche versammelt. Ich hatte mich soweit beruhigt, aber starrte nur in die Leere. „Aber es war doch nur ein Traum.“, sagte Esme. Im Hintergrund hörte ich jemanden Klavier spielen- Dad. Er spielte mein Wiegenlied in der Hoffnung mich irgendwie aufmuntern zu können. Normalerweise tat es das immer, aber jetzt...nicht einmal Jasper war in der Lage gewesen, etwas zu tun. „Jacob würde dir so etwas nicht antun.“, flüsterte Alice und ich wusste, dass ihr Blick in die Zukunft gerichtet war. „Kümmert euch bitte nicht um mich. Ich komme klar.“, flehte ich. Ich hasste es, wenn sich andere um mich sorgten. „Ja, das sieht man.“, gab Emmett leicht spöttisch zurück. „Sieh nur was dieser Hund mit Nessie macht! Sie ist völlig fertig, ich bring ihn um!“, zischte Rosalie. Carlisle legte ihr beruhigend die Hand auf die Schulter. Ich schüttelte den Kopf: „ Es war nur ein blöder Traum. Er hat mir nichts getan.“ Als ich aufstand, tat das auch Benjamin. Er und Tia waren bisher schweigend neben Carlisle verweilt, auch sie waren in Sorge. Ich fluchte leise. Noch jemand mehr den ich da reinzog. „Danke, dass ihr für mich da seid. Aber es geht mir gut, wirklich. Ich liebe euch.“, ich lächelte sie alle dankbar an und berührte Dad's Schulter als ich vorbeiging. „Hey, soll ich dir mal zeigen, wie gut ich geworden bin?“, fragte Benjamin fröhlich und erst jetzt merkte ich, dass er mir gefolgt war. „Lass mal stecken, Ben..“, murmelte ich. Doch etwas neugierig war ich schon. »Oder doch, zeig mir was du gelernt hast.«, sagte ich dann. Er strahlte- es war leicht zu sehen, dass ihn diese Aufmerksamkeit freute. »Gern. Aber wir sollten vielleicht wohin, wo so schnell nichts kaputt gehen kann, was jemandem wichtig ist. Ich wette, Esme hängt an ihrem Garten.«, lachte er. Ich nickte: » Sie wäre unglücklich. Ich sag nur mal schnell bescheid.« »Dad, ich geh mit Benjamin in den Wald. Er will mir seine Fähigkeiten demonstrieren.«, rief ich Edward zu. Er nickte nur. Es hatte ihn nicht wirklich überrascht, immerhin kannte er unsere Gedanken. Ich fragte mich verärgert, wieso ich mir überhaupt die Mühe gemacht hatte, ihm direkt zu sagen, was ich vorhatte. »Komm aber nicht zu spät zurück!«, rief Bella aus der Küche und ich verdrehte die Augen. Als ob ich in die Schule müsste. »Jaja, ich komm nicht nach neun.«, murmelte ich und war schon wieder draußen. Ich hörte Emmetts belustigtes Kichern und grinste. Nach ein paar Minuten hatten wir die passende Lichtung gefunden und Benjamin wollte gleich loslegen: » Weißt du was, setz dich dort auf den Baum. Ist sicherer.« »Na hör mal! Ich kann auf mich aufpassen!«, erwiderte ich empört, doch ich folgte seinem Ratschlag und sprang leichtfüßig auf einen Ast. Er lachte und zog ein Streichholz hervor: »Jaah, sicher. Pass auf.« Ich schaute ihm aufmerksam zu- er machte alles mit einer Sicherheit und Eleganz, dass mir der Mund offenstand. Ich war unter Vampiren aufgewachsen, neben Alice, die zweifelsohne die Anmutigste unter uns war, doch Benjamin schlug sogar sie- und das als Mann. Jetzt legte er die Hände auf den Boden, der kurz darauf leicht erzitterte und ein kleiner Riss tat sich auf. An diesen Trick konnte ich mich noch erinnern, nur in größerem Ausmaß. Er hatte damals so eine Schlucht zwischen meiner Familie und den Volturi entstehen lassen. Lächelnd griff er nach seinem Streichholz, entzündete es und warf es in den Riss. Er machte eine geschmeidige Handbewegung und die Flamme stieg in die Höhe. Ich riss staunend die Augen auf. Benjamin merkte, wie fasziniert ich war und lachte leise: » Das war noch gar nichts. Ich fange gerade erst an.« Während er mit der linken Hand immer noch das Feuer steuerte, führte er die rechte Hand leicht nach oben und dann in spiralischen Bewegungen über die Flamme. Im Bruchteil einer Sekunde glitt ein eleganter Wasserstrahl in drehender Bewegung darüber. Durch den Schein des Feuer funkelte das Wasser richtig. Ich war nicht nur beeindruckt- ich war wie gebannt. Jetzt ließ Benjamin vom Feuer ab und machte eine rasche Bewegung von oben nach unten, woraufhin ein Luftstoß das Wasser und die Flamme durch die Hälfte teilte und das Werk jetzt aussah, wie ein Schmetterling. Ein kurzer Sandwirbel ließ ihn nocheinmal kurz auffunkeln, dann erlosch es. Ich war verblüfft, verwundert, erstaunt..was auch immer. Ich bewunderte Ben mehr denn je. »Das war..wow..wundervoll und gleichzeitig so..stark!«, hauchte ich. Ein zufriedenes Lächeln machte sich auf Benjamins Gesicht breit: » Freut mich, dass es dir gefallen hat, kleine Renesmee.« »Hey, so klein bin ich auch nicht!«, schimpfte ich grinsend und sprang von meinem Ast herunter. Tatsächlich war ich mehr als einen Kopf kleiner als er, aber das kümmerte mich nicht sonderlich. »Aber im Ernst, das was du da gemacht hast, war wirklich toll! Du hast sicher lange trainiert!« Er nickte: »Nachdem wir damals abgereist sind, war ich so beeindruckt von Bellas Fortschritten, dass ich auch mehr geübt hatte, als sonst. Amun war davon nicht ganz so begeistert.« Ben kicherte. Ich stimmte ins Kichern ein. Amun war der Anführer seines Zirkels und ein etwas missmutiger Zeitgenosse. Er war frustriert darüber, dass Benjamin sich nicht zu seiner Waffe formen ließ. Aber dennoch versuchte er es immer noch. Was ich jedoch nicht verstand, wieso war er nicht begeistert davon, das Benjamin besser wurde? War das nicht sein Ziel? Ich musste wohl sehr verwirrt dreingesehen haben, denn Ben fing an zu erklären: » Natürlich findet er es gut, dass ich stärker werde. Aber er hat Angst, dass ich mich ganz von ihm abwende oder mich gar gegen ihn stelle. Das gefällt ihm nicht.« Ich ließ mir die Worte nocheinmal durch den Kopf gehen. »Und..wirst du es tun?« Er überlegte: »Ich werde mich nicht gegen ihn stellen- das würde ich nicht wollen. Immerhin hat er mich aufgenommen. Aber ich habe nicht vor, irgendjemandes Waffe zu sein. Wie Garrett damals sagte, die Freiheit ist etwas, das niemand kampflos hergeben wird.« Ich musterte ihn und zum ersten Mal seit ich ihn kannte, sah er müde aus und irgendwie...mitgenommen. Er hatte es wirklich nicht so leicht, wie er tat. Tröstend nahm ich seine Hand und schaute ihn ernst an: » Niemand wird dir deine Freiheit rauben. Und du weißt, dass du bei uns willkommen bist, solltest du wirklich einmal in Schwierigkeiten geraten.« Er lächelte mich an: » Das ist wirklich lieb von dir. Danke, Nessie.« Ich lächelte zurück: » Du gehörst doch praktisch zur Familie. Außerdem hab ich dich gern.« »Du machst mich ja ganz verlegen!«, lachte er und ich grinste. Wenn ich so darüber nachdachte, war ich gern mit ihm zusammen. Als wir nach Hause kamen, ich hielt immer noch Bens Hand, schaute Bella uns überrascht an: »Hey ihr beiden! Schon zurück?« Ich nickte und ließ seine Hand los um meine Mum zu umarmen. »Gehts dir besser?«, flüsterte sie besorgt. »Mir geht's gut.«, versicherte ich ihr. Dann löste ich mich von ihr: » Tut mir wirklich leid, dass ich euch Sorgen gemacht habe.« Sie fuhr mir übers Haar: » So ein Unsinn, Liebes. Du weißt, dass wir dich lieben und wollen, dass du glücklich bist.« »Ich weiß. Und manchmal übertreibt ihr damit.«, grinste ich. »Dein Dad muss auf mich abgefärbt haben.«, lachte Bella und warf einen verstohlenen Blick aus dem Fenster. Ich folgte ihrem Blick: » Geh nur. Ich weiß, er wartet auf dich. Manchmal bin ich wirklich froh, dass ich vorrübergehend hier wohne.« Sie schaute verlegen auf den Boden. Ich lachte. Manchmal war sie wirklich süß und noch so wie damals, als sie noch ein Mensch war. Bestimmt wäre sie rot geworden, als ich das sagte. »Ich bin wirklich froh, dass ihr euch immer noch so liebt. Und das soll sich nie ändern.«, sagte ich ernst zu ihr, dann gähnte ich. Langsam machte sich die Müdigkeit breit, der Tag war schon sehr lang. Bella lächelte warm und küsste mich auf die Stirn: » Geh jetzt schlafen, Schatz. Und lass dich nicht von schlechten Träumen quälen.« »Ich versuchs. Ich liebe dich. Und Daddy auch.«, erwiderte ich, dann wandte ich mich zu Ben: » Danke dir für heute Nachmittag. Es hat echt Spaß gemacht.« »Immer wieder gern!«, grinste er. Ich kämpfte gegen den Drang an, Jake anzurufen. Bestimmt war er noch in der Versammlung oder schlief schon, immerhin war es halb zwölf. Ich rief mir die Bilder vom Nachmittag in den Kopf und schlief darüber ein, diesmal ohne einen schlechten Traum. Kapitel 3: Ich liebe dich ------------------------- >>Nessie, Jake ist da!« Dieser Satz löste alles zugleich aus: Ich war auf einen Schlag hellwach, außer mir vor Freude und gleichzeitig panisch, weil ich noch in Schlafanzug war. Ich sprang aus dem Bett und rief drohend nach unten: » Wehe dir, du kommst hoch, bevor ich dir das erlaube!« Ich hörte ihn lachen. Eine Sekunde später sagte er leise: » Ach komm schon! Ich weiß du bist noch im Bett und das ist nicht schlimm.« » Bleib draußen!«, fauchte ich und suchte mir hektisch etwas aus dem Schrank. Ich verfluchte Jacob dafür, dass er so früh aufkreuzte, gehetzt zu werden mochte ich gar nicht. Genau das würde ich ihm jetzt sagen: »Jake, kannst du nicht bis nach neun warten bis du hier aufkreuzt? Oder wenigstens vorher anrufen?« »Tut mir leid, ich war bis halb sechs in der Versammlung und..ich hab dich eben vermisst.«, antwortete er aufrichtig. Sofort kriegte ich Gewissensbisse: » Sorry..« Nachdem ich endlich einigermaßen annehmbar aussah, öffnete ich die Tür. Er grinste mich an: » Du siehst hinreißend aus..wie immer natürlich.« Ich verdrehte die Augen und schlang meine Arme um seine Taille, an den Hals kam ich nicht ran: » Du hast mir gefehlt.« Er lachte. »Lachst du mich da etwa grade aus?«, fragte ich vorwurfsvoll. »Nein, ganz und gar nicht. Ich lache, weil es uns so gleich ging.«, er strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Ich schmiegte mich erneut an ihn: »Dann ist ja gut.« So verharrten wir eine Weile schweigend, bis ich mich dann widerwillig von ihm löste: »Du warst bis halb sechs in der Versammlung? Dann musst du ja hundemüde sein!« Er zuckte die Schultern: » Eigentlich nicht, hab dazwischen immer wieder geschlafen. Außerdem gefällt es mir nicht, wie sich dieser Blutsauger an dich heranmacht.« Ich schaute ihn verwirrt an. Wie konnte er behaupten, dass sich einer meiner Familie an mich ranmachen würde? Ich brauchte eine Minute bis ich es richtig verstand, dann musste ich lachen: »Ben? Meine Güte, Jake! Spinnst du?« Er schaute mich ernst an: » Nein, er versucht wirklich dich für sich zu gewinnen.« Ich runzelte die Stirn: » Denkst du wirklich, er denkt, ich würde dich für ihn aufgeben?« Ich schüttelte den Kopf: » Wie albern.« Doch in meinem Inneren tobte ein Kampf, der Traum von vorletzter Nacht kam wieder hoch. Bevor ich in Panik ausbrechen konnte, nahm Jacob meine Hand: » Ich weiß. Und du weißt, dass ich das auch niemals könnte.« Ich nickte. Hand in Hand gingen wir schließlich nach unten und wie erwartet, waren alle auf den Beinen. Benjamin winkte mir fröhlich zu und ich hörte, wie Jacob leise knurrte. Ich drückte warnend seine Hand. Bella kam gleich zu mir: » Morgen, Schatz! Hast du gut geschlafen?« Sie warf einen kurzen Seitenblick auf Jacob und ich wusste, was sie meinte. »Ja, besser als die ganze letzte Woche.«, gestand ich. Jacob zog die Augenbrauen zusammen: » Du hast mir nicht gesagt, dass du schlecht schläfst.« » Du bist ja nicht mein Kummerkasten.«, erwiderte ich und ging zum Kühlschrank. » Wir Mädels gehen heute jagen, kommst du auch mit, Nessie?«, fragte Alice vergnügt. Ich schüttelte den Kopf: » Ich war gestern mit Emmett und Jasper.« Rosalie warf ihrem Mann einen erstaunten Blick zu. Emmett zuckte die Schultern: » Sie hat uns aufgegabelt.« » Dann werde ich euch begleiten.«, sagte Edward ruhig und trat an Bellas Seite. Ich seufzte. Jahre waren vergangen und er ließ sie immer noch ungern alleine jagen. Ob sich das je ändern würde? Er warf mir einen tadelnden Blick zu. Ups. Ich vergaß gern, dass er Gedanken lesen konnte. Das war wirklich peinlich. »Begleitet ihr sie?«, wandte ich mich an Tia und Ben. Die beiden nickten und auch Esme würde mitgehen. Jasper wollte mit Carlisle ins Krankenhaus und Emmett sagte etwas von einem Livespiel. So schnell war das Haus noch nie leer gewesen. »Und, was machen wir?«, fragte Jacob und zog mich wieder zu sich. »Worauf hast du denn Lust?«, fragte ich zurück. Er schaute mich mit schiefgelegtem Kopf an: » Das sag ich lieber nicht laut.« Ich schaute ihn fragend an, worauf wollte er hinaus? Er schüttelte lächelnd den Kopf: » Nicht jugendfrei.« Das verstand ich. Ich lief knallrot an und brachte nur ein vorwurfsvolles »Jake!« hervor. Er küsste mich aufs Haar: »Du wolltest es doch wissen. Aber du weißt auch, dass ich nur will, dass du glücklich bist.« »In deiner Nähe bin ich das.«, antwortete ich aufrichtig und schaute ihm tief in die Augen. »Das ist schön.«, er lächelte mein Lieblingslächeln und ich legte meinen Kopf an seine Schulter. Eine Weile war nur unser Atem zu hören, während mir etwas bewusst wurde: Wir waren allein. Richtig allein. Zum ersten Mal seit drei Jahren. Keine Vampire, keine Wölfe, keine Menschen. Gar nichts. Nur Jacob und ich. Plötzlich wurde ich nervös. » Was ist?«, fragte Jacob besorgt. »Gar nichts..«, ich mahnte mich zur Ruhe. »Nessie..«, er drückte sanft meine Hand. » Ich bin nur...also..weißt du...ist dir klar, dass sie uns zum ersten Mal ohne..Aufpasser hier gelassen haben?« Jacob schaute mich kurz überrascht an, dann breitete sich ein Grinsen auf seinem Gesicht aus: » Hey, stimmt! Sie haben wohl was vergessen!« »Oder sie sehen endlich ein, dass ich bei dir genauso sicher bin, wie bei ihnen.«, lächelte ich überzeugt. »Das wär sogar noch besser. Ich werde dich sowieso immer beschützen, egal ob vor einem wildgewordenen Blutsaugern oder vor verwirrten Werwölfen.«, versprach er feierlich und ignorierte den Blick den ich ihm beim Wort „Blutsauger“ zugeworfen hatte. Der ernste Unterton in seiner Stimme war mir jedoch nicht entgangen. »Jake..die Versammlung..was ist los? Worum gings da?«, fragte ich, doch eigentlich kannte ich die Antwort schon. »Du weißt, dass ich dir das nicht sagen darf.«, gab er tonlos zurück. »Aber ich mache mir Sorgen!«, protestierte ich. Jacob nahm mein Gesicht in seine warmen Hände und schaute mich mit einer Intensität an, die mich stocken ließ: » Renesmee. Hör auf dir wegen Kleinigkeiten Sorgen zu machen. Ich liebe dich und ich werde immer dafür sorgen, dass dir nichts zustößt. Und ich versichere dir, dass für dich und deine Familie keine Gefahr besteht. Verstanden?« Ich nickte, aber dann breitete sich eine andere Sorge in mir aus. Er hatte nur meine Familie gesagt und ich wusste, dass er sich da nicht mit einschloss. »Und was ist mit euch? Ihr-«, ich kam nicht weiter, denn plötzlich lagen seine Lippen auf meinen. Ich war so überrascht, dass ich erst nicht reagieren konnte. Das hatte er noch nie getan! Dann wurde mir heiß- das war mein, nein auch unser, erster richtiger Kuss! Zu allem Überfluss wurde mir dann auch noch schwindelig- teils vor Freude, teils weil ich aufs Atmen vergaß. Ich befahl mir, mich zusammen zu reißen und erwiderte den Kuss zaghaft. Für all diese Empfindungen hatte ich nur eine Sekunde gebraucht. Als er sich viel zu schnell wieder von mir löste, strahlte er. Mein Herz raste wie verrückt und ich schnappte nach Luft. »Jetzt weiß ich, wie ich deine Sorgen im Keim ersticken kann!«, lachte er amüsiert. »Nicht..fair!«, gab ich zurück als ich langsam wieder Luft bekam. »Bin ich wirklich so gut?«, stichelte Jacob. Ich gewann meine Fassung wieder: » Weiß nicht, vielleicht brauche ich einen Vergleich.« »Nein, nein..Andererseits..wir könnten es auch wiederholen, dann hättest du immerhin einen Vergleich zum ersten Kuss.«, seine Augen blitzten bei diesem Vorschlag. Zur Antwort zog ich ihn wieder näher zu mir. Es wurde Abend und Jake hatte sich verabschiedet, als meine Familie zurückgekommen war. »Du strahlst ja richtig! Dir geht's wirklich wieder gut, was?«, freute sich Bella. »So gut, wie schon lange nicht mehr.«, stimmte ich zu. Ich spürte Alice' Blick im Nacken. Klar, sie hatte gesehen warum. Aber das war mir egal. Sie wussten, dass es irgendwann so weit kommen musste. Und ich war glücklich. Der Albtraum hatte keine Bedeutung mehr für mich. Allerdings gab es noch etwas, das ich unbedingt wollte. Ich drehte mich zu Benjamin: » Hey, Ben! Ich hab ne Frage an dich.« Er schaute mich verwundert an. » Sag mal..könntest du mir helfen, meine Fähigkeit zu trainieren?« Dafür kassierte ich von allen erstaunte Blicke. »W..wieso denn ich?«, stotterte Ben unbeholfen. » Ganz einfach. Du kannst mir wirklich etwas beibringen, du bist unvoreingenommen. Du kannst mir wirklich sagen, wann ich Fehler mache.«, erklärte ich. » Aber Kleines, wir können dir das genauso beibringen.«, wandte Esme ein. Ich schaute erst sie an, dann meine Eltern: » Mal im Ernst. Ihr seht mich mit anderen Augen. Ich kenne euch genau und ich weiß, dass ihr mir immer sagen würdet, dass ich Fortschritte mache, nur um mich nicht zu verletzen. Aber genau das kann ich nicht gebrauchen.« Edward runzelte die Stirn: » Da hast du allerdings recht...« Ich hörte, wie hinter mir Rosalie zischte. Ich verdrehte die Augen: » Hast du jetzt auch noch ein Problem mit Benjamin, Rose?« »Nein, aber die Tatsache, dass du anscheinend kämpfen willst, gefällt mir nicht.«, antwortete sie. »Sei nicht lächerlich, ich will nicht kämpfen, sondern nur meine Fähigkeit erweitern.«, sagte ich besänftigend. »Sie hat Recht, Rosalie. Ich kann keine Verletzungen in naher Zukunft sehen.«, grinste Alice. Ich warf ihr einen dankbaren Blick zu. » Ich halte das auch für keine gute Idee..«, murmelte Bella zögernd. »Mum, nicht du auch noch..«, stöhnte ich. Edward legte ihr einen Arm um die Schultern: » Liebste, Nessie hat recht. Es wird ihr nicht schaden, wenn sie an sich arbeitet.« Ich verkniff mir einen ungeduldigen Laut. Wann hatte ich gesagt, dass ich eine Familienangelegenheit daraus machen wollte? Aus so etwas..Kleinkariertem? » Na gut..wenns sein muss..«, Bella gab sich geschlagen. Ich grinste breit. »Freu dich nicht zu früh, es kann immer noch sein, dass Benjamin das nicht will.«, funkte Jasper dazwischen. »Wie sollte ich das nicht wollen? Macht sicher Spaß.«, grinste er. Das freute mich wiederum. »Wann geht's los?«, fragte ich aufgeregt. »Morgen. Du brauchst deinen Schlaf.«, lachte er. Ich musste zugeben, dass ich wirklich müde war. Als ich im Bett lag, fiel es mir schwer, ruhig zu werden. Ich war aufgeregt und neugierig, was das Training morgen bringen würde. Und ich konnte meine Gedanken nicht von heute Nachmittag abwenden. Jacobs warmer Körper, der mich nicht losließ, als er mir versprach, für immer bei mir zu bleiben. Sein süßer Atem der mich beruhigte..seine sanften Lippen, die meine Sorgen im Keim erstickten..Ich konnte nicht mehr klar denken und alles drehte sich. Ich wunderte mich über mich selbst. Reichten jetzt schon bloße Gedanken an Jake aus um mich so durcheinander zu bringen? Ganz offenbar.Es war irgendwie beunruhigend, welche Kontrolle er über mich hatte, aber es machte mir nichts aus. Ich liebte ihn. Kapitel 4: Zerbrechliches Herz.. -------------------------------- Ich streckte mich genüßlich und schaute aus dem Fenster. Das Wetter hätte nicht besser sein können. Heute würde das Training mit Benjamin beginnen und ich freute mich schon unheimlich darauf. Dann fiel mir ein, dass ich Jake noch nichts davon erzählt hatte. Ich schwang mich fröhlich aus dem Bett und sang vor mich hin, als ich mir hübsche, aber robuste Klamotten rausholte und mir die Haare zu einem Pferdeschwanz band. Manchmal war es wirklich nervig, dass sie so schnell wuchsen. »Guten Morgen, alle miteinander!«, sagte ich strahlend als ich in die Küche kam. Meine Eltern schauten überrascht auf. »Du bist ja gut drauf.«, wunderte sich Bella. »Sie freut sich aufs Training.«, kicherte Edward. »Dahad! Hör auf meine Gedanken zu lesen!«, jammerte ich. Dann glitt mein Blick durch die Küche und durch das danebenliegende Wohnzimmer. »Ist Benjamin gar nicht da?«, fragte ich verunsichert. » Er ist draußen und unterhält sich mit Tia.«, antwortete Bella und schaute mir aufmerksam ins Gesicht. »Oh..achja, ich ruf mal eben Jacob an!«, ich flüchtete mich zum Telefon. Bereits nach dem zweiten Klingeln wurde abgehoben und Jacob gähnte ins Telefon: »Bei den Blacks, hallo?« Ich lachte: »Guten Morgen, Schlafmütze!« Sofort änderte sich sein Tonfall: »Morgen, Nessie-schatz! Du klingst gut gelaunt!« »Das bin ich auch. Hör mal, ich werde mit Benjamin meine Fähigkeit trainieren.«, erzählte ich sprühend vor Begeisterung. »Oh..na, wie schön.«, grummelte er. »Jake-« »Nein, schon gut. Viel Spaß.«, schnitt er mir das Wort ab. »Leg jetzt nicht auf, Jake!«, bat ich ihn, doch es war bereits zu spät. Ich starrte entgeistert auf den Hörer. Das konnte doch jetzt nicht sein Ernst sein! Ich schnaubte wütend. »Macht Jake dir Probleme?«, fragte Edward und runzelte die Stirn. »Nichts weiter..«, murmelte ich. >Nur dass er ein Problem damit hat, dass ich auch andere Freunde habe.<, fügte ich in Gedanken hinzu. »Etwa mit Benjamin?«, bohrte er nach. »Würdest du bitte aufhören meine Gedanken zu lesen?«, erwiderte ich mürrisch. »Damit musst du leben.«, erwiderte er lächelnd und fuhr mir übers Haar. »Aber manchmal ist es nervig.«, sagte ich kleinlaut. Er legte mir den Arm um die Schultern: »Nessie, wenn es Schwierigkeiten gibt, werden wir für dich da sein, wir sind doch deine Familie. »Dad, ich weiß. Aber..«, ich zögerte, »es gibt auch Dinge, die ich selbst regeln muss. Und obgleich ich Jake wirklich liebe..zieh nicht so ein Gesicht..« Ich unterbrach mich,als er das Gesicht verzog, eine Mischung aus Ungläubigkeit und leichter Anwiderung. Er und Jake vertrugen sich zwar, doch die Tatsache, dass er ein Werwolf..nein, falsch, ein Gestaltwandler war, war schon immer ein Dorn im Auge meiner Familie gewesen. Ich seufzte zunächst kurz und fuhr dann fort: »Ich liebe ihn, aber ich lasse mich nicht einsperren. Auch nicht von ihm.« »Du tust auch recht daran.«, sagte er ernst und dann wandte er sich ab. Plötzlich glitt ein Grinsen über sein Gesicht: »Sieht so aus, als würde Benjamin dir den Hof machen wollen!« Ich spürte, wie ich errötete: »Dad, das ist nicht witzig!« »Oh doch.«, lachte er und verschwand aus der Küche. Ich blieb grummelnd zurück. »Also gut, Nessie. Was genau willst du erreichen?«, fragte Benjamin als wir uns gegenüberstanden. Ich kaute an meiner Unterlippe herum: »Ich weiß es wird schwierig, aber..du weißt ja, ich teile anderen meine Gedanken durch Berührung mit.« Er nickte. »Nun..vorerst will ich erreichen, dass es funktioniert, ohne Berührung.«, fuhr ich fort. Er nickte erneut: »Verstehe. Du bist talentiert, ich glaube, das wird gar nicht so schwer. Aber du sagtest „vorerst“, das ist also nicht dein richtiges Ziel oder?« Ich lächelte: »Du merkst auch alles. Naja, vielleicht schaffe ich es irgendwann mehrere Personen zu erreichen.« Nicht übel. Was sagt Jake dazu?« Ich meinte ein wissendes Funkeln in Ben's Augen zu sehen. »Er ist nicht glücklich darüber, aber er muss damit leben.«, antwortete ich knapp. Ich wollte nicht darüber sprechen. Er spürte es und nickte nur: »Dann lass uns anfangen.« Als die Sonne hoch am Himmel stand, kam Rosalie zu uns: »Und wie läufts?« Ich antwortete nicht und versuchte noch einmal angestrengt meine Gedanken zu übertragen. Rosalie erstarrte. Dann starrte sie mich an: »Warst du das?« Ich lächelte: »Hat es geklappt?« Ich musste ein paar Mal durchatmen um wieder zur Ruhe zu kommen, es war sehr anstrengend. »Du machst wirklich Fortschritte.«, verkündete Benjamin stolz wie ein Vater, dessen Kind sein erstes Wort gesagt hat. Ich grinste glücklich: »Das habe ich dir zu verdanken.« Ach, Unsinn. Du bist einfach talentiert, wie ich gesagt hatte.«, gab er zurück. Rosalie lächelte: »Klasse, Nessie! Achja, ich bin eigentlich von Bella geschickt worden.« Ich schaute sie fragend an. »Du sollst was essen. Sie hat Angst, dass du umkippst.«, erklärte sie und verdrehte die Augen. Ich seufzte. Typisch Mum. Sie übertrieb es gern mit ihrer Fürsorge. »Geh nur. Du hast hart gearbeitet.«, sagte Ben grinsend. Auch er noch! Widerwillig aß ich das Omlett, das mein Vater mir gekocht hatte. Na gut, ich musste zugeben, dass seine Kochkünste unwiderstehlich waren. Erst jetzt merkte ich, wie ausgepowert ich eigentlich war und das Essen tat gut. Aber was viel größer war, als der Hunger, war mein Durst. Nachdem ich meine Fähigkeit so oft eingesetzt hatte, war ich direkt ausgezehrt und in meiner Kehle brannte ein Feuer, heiß und trocken. Dennoch war meine größte Sorge eine andere: Mir schwirrte die Sache mit Jacob im Kopf herum und auch wenn ich immer noch sauer war; ich wusste, dass er mir nichts böses damit meinte. Aber er hatte ja gar keinen Grund so eifersüchtig zu sein, sagte ich mir mit bitterer Miene. Wir waren aufeinander geprägt, nichts konnte uns trennen! Ich zuckte unwillkürlich zusammen, als sich der Traum wieder in meine Gedanken schob. Ich musste mich ermahnen, um nicht in seinen Bann zu geraten. Schließlich stand ich auf und ging zum Telefon. Zuerst rief ich bei den Blacks zu Hause an. Doch da ging nur Billy dran, der mir mitteilte, dass Jacob mit Embry und Quil unterwegs war. Danach versuchte ich es auf seinem Handy. Er ging nicht dran und beim dritten Mal, sprach ich ihm auf die Mailbox: »Jacob Black! Wenn du nicht bald zurückrufst, dann erlebst du ein Donnerwetter! Mein Vater ist nichts dagegen! Richte dich schonmal darauf ein!« Ich versuchte, so streng und wütend wie möglich zu klingen. Ich legte auf und hörte Emmett begeistert glucksen: »Das Donnerwetter will ich nicht verpassen, du sagst doch vorher bescheid oder?« Ich warf ihm einen vernichtenden Blick zu und er verzog sich lachend. Und schon meldeten sich Gewissensbisse. Ich seufzte und wählte die Nummer erneut, um wieder auf die Box zu sprechen: »Hey, Jake. Vergiss die erste Nachricht. Sei bitte nicht sauer, ich vermisse dich so sehr...Jake, es tut mir leid. Ich liebe dich.« Ich zögerte noch ein paar Sekunden, dann legte ich auf. Ich hatte mir eigentlich vorgenommen, niemals flehen zu müssen, wenn es nicht um das Leben einer mir wichtigen Person ginge. Er war einfach alles für mich, auch wenn es selbstsüchtig von mir war. Ich konnte nicht anders. Bella lehnte sich an Edward und seufzte. »Was ist los, Liebste?«, fragte er und schaute sie besorgt an. »Mir geht's gut..es ist nur wegen Nessie..«, antwortete Bella zögernd und schlang ihre Arme fester um ihn. Er hob die Braue. »Ich mache mir Sorgen, wegen der Sache mit Jake. Und Benjamin. Und dass sie so bald erwachsen sein wird. Ich frage mich..was uns so entgeht, wenn sie so still vor sich hin schweigt.«, sie sah ihm wissend in die Augen. Er strich ihr sanft eine Strähne aus dem Gesicht und sagte mit seiner Samtstimme: »Schatz, du weißt, sie mag es nicht, wenn ich ihre Gedanken lese.« »Was du aber trotzdem tust. Verrate mir bitte was sie denkt.«, bat sie ihn. Er rückte ein Stück von ihr ab um sie ansehen zu können. »Bella..Na gut, aber du weißt es nicht von mir.«, sagte er nach einer Weile. Bella nickte: »Ehrenwort.« »Sie denkt fast nur an Jacob. Natürlich. Sie versteht seine Eifersucht Benjamin gegenüber nicht, die in ihren Augen völlig unbegründet ist. Sie hat große Angst ihn zu verlieren, ich glaube, der Traum macht sie fast verrückt. Jasper sagt, sie wäre sehr verwirrt und unsicher- und vorallem instabil. Und sie macht sich außerdem Sorgen über etwas, was Jake ihr nicht sagen will. Nessie glaubt, dass etwas vor sich geht, etwas gefährliches und das Rudel sie da raushalten will. Und sie fürchtet, dass uns etwas zustoßen könnte. Aber, Bella..«, er legte ihr den Zeigefinger auf die Lippen, da sie gerade etwas einbringen wollte: »Sie ist im Grunde ein Teenager und nicht mehr verunsichert wie du damals, du erinnerst dich doch noch daran?« Sie nickte mit zusammengepressten Lippen. »Wieso..ist sie verwirrt?«, fragte sie nachdenklich. »Wegen Benjamin.« Ich schaute Benjamin auffordernd an: »Machen wir weiter?« Er schüttelte den Kopf: »Für heute ists genug.« Ich ließ den Kopf enttäuscht hängen. Das hieß also, ein Jacob-freier Nachmittag und auch noch zum Langweilen..Ich kontrollierte den Anrufbeantworter und mein Handy. Kein Anruf. Ich biss die Zähne zusammen- bestimmt war er einfach nur beschäftigt. »Er wird auch nicht in der nächsten Stunde anrufen.«, sagte Alice. Ich schaute sie an: »Du kannst ihn doch gar nicht sehen!« »Ihn nicht, aber dich.«, erinnerte sie mich. »Achja..Na gut, du hast gewonnen. Ich blockiere das Telefon nicht weiter.«, seufzte ich und ging zur Wohnzimmercouch. Noch vor ein paar Stunden war alles so..perfekt gewesen. Ich hörte, wie Alice plötzlich zischend Luft holte. Sofort wandte ich mich ihr zu: »Was hast du gesehen?« »Nichts..wichtiges..schon gut..«, murmelte sie leise. Jetzt war ich alarmiert. »Alice, was wird passieren? Sag es mir bitte?«, redete ich auf sie ein. Ich versuchte, nicht in Panik zu geraten, was aber in Anbetracht von Alice' Miene nicht leicht war. Sie wich meinem Blick aus. »Nichts von Bedeutung.« Ich starrte sie ungläubig an und langsam begriff ich. Alice musste das gesehen haben, was Jacob ir verschwieg. »Gut, dann rede ich eben mit Jake..«, murmelte ich beleidigt. Dann hätte ich beinahe aufgestöhnt. Er sprach ja auch nicht mit mir. Ich hatte es aufgegeben, etwas aus Alice rauskriegen zu wollen, in der Hinsicht war sie unglaublich stur. »Mum?«, rief ich durchs Haus und ein paar Sekunden später stand sie vor mir: »Was gibt's, Schatz?« Ich schaute sie erst prüfend an, ehe ich mit der Sprache rausrückte: »Fährst du mich nach La Push?« Sie war überrascht: »Wieso kommt Jake nicht einfach her?« Edward hatte ihr offenbar nichts erzählt. »Er will nicht mit mir reden und er meidet es ans Telefon zu gehen..«, erklärte ich traurig. »Was ist denn passiert?«, wollte Bella wissen. »Ich weiß auch nicht, was er hat. Als ich ihm gesagt habe, dass ich mit Ben trainiere, hat er völlig übertrieben reagiert.«, schloss ich und seufzte. »Typisch Jake. Also gut, ab ins Auto. « Kurze Zeit später stand ich vor dem Haus der Blacks, unschlüssig, was ich tun sollte. Im Grunde hatte ich doch nichts unrechtes getan und das sollte er auch wissen..Ich schüttelte den Kopf und klopfte. »Es ist offen!«, hörte ich Billy's Stimme. Also ging ich rein: »Hi, Billy! Tut mir leid, dass ich so unangemeldet hier aufkreuze..Ist Jacob da?« Billy zögerte, in seinen Augen spiegelte sich Besorgnis: »Er ist schon da..aber ein paar aus dem Rudel sind bei ihm.« Das war mir nur recht. »Wo sind sie?« »Garage..«, nuschelte er. Ich nickte ihm dankbar zu und ging rüber. Bevor ich reinging, beschloss ich ein wenig zu lauschen. »Bist du sicher, dass das richtig ist?«, das war Leah. Ich biss die Zähne zusammen. »Ich weiß, was ich tue.«, erwiderte Jake gelassen, doch ich meinte einen traurigen Unterton zu hören. »Du weißt, was es damals mit Bella angerichtet hat.« Ich stutzte. Sam war auch da? Und was meinte er damit? Ich legte den Kopf an die Tür. »Das ist etwas anderes..«, murmelte Jake. »Bei beidem geht's ums beschützen.«, sagte Quil tonlos. »Es hat doch bisher auch so funktioniert! Machen wir doch weiter wie bisher!«, sagte Seth und ich erschrak bei seinem flehenden Tonfall. Zu spät bemerkte ich, dass ich einen Schrei losgelassen hatte, leise nur, aber laut genug für Wolfsohren. »Wir haben wohl einen Spion.«, lachte Embry und die Tür ging auf. Jacob starrte mich an und seine Ausdruckslosigkeit wich der Wut: »Was tust du hier?« Ich zuckte zusammen und spürte einen Kloß im Hals: »Wir müssen reden.« »Wir sind in einer Besprechung.«, gab er harsch zurück. Hinter ihm hörte ich die anderen beunruhigt murmeln. »Ja, aber-« »Jetzt nicht!«, zischte er. Jetzt wurde auch ich sauer: »Wann denn dann? Du reagierst ja nicht, wenn ich anrufe!« »Ich habe andere Sorgen als eine nervige Klette wie dich!« Das war wie ein Schlag mit dem Baseballschläger ins Gesicht. Auch das Rudel hatte die Luft angehalten, selbst Leah. In meinen Augen brannte es wie verrückt. Ich verstand gar nichts mehr. Gestern war die Welt noch in Ordnung gewesen..Was war nur passiert? »Gut!«, rief ich unter Tränen, »dann bleibe ich dir ab jetzt fern!« Ich machte kehrt und stürmte davon. Ich war schnell zu Hause, obwohl der Rückweg tückisch war, da ich kaum die Hand vor Augen sah. Ich war wie betäubt, doch gleichzeitig tat mir das Herz höllisch weh. Ich mied den Kontakt zu meiner Familie und ging geradewegs ins Zimmer. Ich wollte mich beruhigen. Doch stattdessen wurde alles schwarz, mein Traum war real geworden. Hemmungslos fing ich an zu weinen. Kapitel 5: Launenhaft --------------------- Kapitel 5 »Nessie, Schatz! Komm wieder raus!«, hörte ich Bella bitten. »Geh weg, lass mich allein!«, rief ich heiser. Ich hatte mein Zimmer seit zwei Tagen nicht verlassen und ich verspürte auch nicht das Bedürfnis danach. Wozu auch, er war ja nicht mehr da. »Jetzt komm schon, Kleines! Wir machen uns Sorgen um dich!« »Mir geht's gut.«, erwiderte ich und zuckte zusammen. Das Sprechen tat weh. Ich hörte sie leise lachen: »Das glaube ich nicht. Du hörst dich an wie ich, wenn ich das behaupte und es nicht stimmt. Und Jasper hat gesagt, dass du total am Ende bist. Ich nehme an, es hat mit Jake zu tun?« Ich gab einen erstickten Laut von mir- eine Mischung aus Schluchzen und Schrei. »Schatz..«, flehte sie jetzt. Ich schluckte und gab meine Sturheit auf. Also machte ich ihr die Tür auf. Ihr Gesicht war erschrocken. Sah ich echt so schlimm aus? »Meine Güte, Nessie! Was hat er dir angetan?«, flüsterte sie. »Mum, er..mag mich nicht mehr.«, antwortete ich und bei den letzten Wörtern brach mir die Stimme weg. »Ich bringe diesen Hund um!«, sagte Edward tonlos, doch kalte Wut lag in seinen Augen. »Ich fass es nicht, dass er das getan hat!«, selbst Bella war außer sich. »Irgendwie hat er ja Recht..«, warf ich leise ein. Er hatte mich zwar verletzt, aber ich mochte es nicht, wenn sie schlecht über ihn redeten. »Pah!«, machte Rosalie abfällig, »er wollte dich doch unbedingt!Und du warst so selbstlos, dass du ihm nachgegeben hast!« Ich sagte darauf nichts. Wenn es um Jacob ging, war es zwecklos mit Rose zu streiten. »Hör bloß auf, dich selbst zu beschuldigen, Nessie! Das hat Jacob ganz allein zu verantworten.«, sagte Jasper vorwurfsvoll. »Müssen wir jedesmal, wenn ich ein kleines Problem haben, eine Familiensache daraus machen?«, murmelte ich missmutig. »Da hast du natürlich Recht.«, sagte Edward plötzlich und alle schauten ihn an. »Alice meinte gerade, der Hund soll gefälligst eine anständige Erklärung abgeben.« »Die hab ich doch bekommen: Ich bin eine nervige Klette.«, wiederholte ich seine Worte unglücklich. »So ein Unsinn, das kann ja nicht sein Ernst sein.«, widersprach Bella energisch. Im Stillen stimmte ich ihr zu, das konnte auch ich nicht glauben. Ich schaute Alice an: »Du hast uns da etwas zu erklären.« Alle wandten sich nun überrascht ihr zu. »Achja?«, fragte sie schnippisch zurück. »Du hast etwas gesehen und Jacob verheimlicht etwas. Das hängt doch sicher zusammen.«, meine Stimme war höher als gewöhnlich, vermutlich vor Aufregung. »Ihr wollt wissen, was ich gesehen habe? Genau das. Jacob verlässt dich, um dich vor einer Gefahr zu schützen.«, antwortete sie. Bella und Edward wechselten einen schnellen Blick, Rosalie machte ein ungläubiges Geräusch und auch Jasper war überrascht. »Ich glaub das nicht..«, murmelte Benjamin. Auch für mich ergab das keinen Sinn. Welche Gefahr? Ich verstand das nicht. »Alice..du kannst ihn sehen. Woher willst du das wissen?« Jetzt druckste sie herum, den Blick unsicher auf Edward geheftet. Ich sah, wie seine Miene versteinerte. Reglos hörte er Alice zu, dann wurden seine Augen plötzlich schmal. Kurz darauf lagen seine Augen ängstlich auf mir. »Alice!«, schrie ich fast, ich konnte mich nicht mehr halten, »Was ist?!« Den anderen war Edwards Mienenspiel ebenfalls nicht entgangen. Bella legte ihm ängstlich die Hand auf den Unterarm. Selbst Jasper war beunruhigt, man sah ihm an, wie er hektisch versuchte, die Gefühle im Raum zu ordnen. »Die Volturi sind erneut auf dem Weg hierher.«, presste Edward zwischen den Zähnen hervor. Wir schauten ihn verständnislos an. Das war nicht weiter schlimm, sie schauten regelmäßig vorbei, um meine Entwicklung zu kontrollieren. »Was verschweigst du uns?«, zischte Rosalie. Edward schaute wieder nervös zu mir: »Sie bringen jemanden mit um..die Wölfe zu vertreiben.« Ich schnappte nach Luft: »WAAS? Das kann doch nicht deren Ernst sein! Die Wölfe haben nichts getan, verdammt!« »Es ist noch nichts zu hundert Prozend sicher, Nessie.«, meinte Alice beruhigend. »Das stimmt. Ich glaube, dass es nur ein Vorwand ist, um an dich, Mum, Dad, Jasper und mich zu kommen.«, grummelte ich. »Ist das wahr?«, fragte Esme erschrocken. Edward schürzte die Lippen. Bella war nervös, sie kannte seinen Blick zu gut:»Da ist noch etwas, nicht wahr?« Es war jedoch Alice, die antwortete: »Ich hab gesehen..dass Nessie an seiner Seite stehen wird, wenn es zum Kampf kommt.« »Niemals!«, riefen Edward, Bella und Rosalie, und zu meiner Überraschung auch Benjamin, gemeinsam. Ich war wie betäubt. Es würde also bald zum Kampf kommen? Und ich würde den Quileuten zur Seite stehen. Das war gut, das hieß, Jake würde bald wieder mit mir reden. Ich lächelte grimmig. »Sollen sie nur kommen.«, murmelte ich angriffslustig. Edward flüsterte Bella etwas zu und sie nickte. Mir schwante Böses. »Also gut, dann wollen wir mal weitermachen, oder?«, grinste Benjamin. Ich runzelte die Stirn: »Du willst jetzt trainieren?« Er grinste immer noch: »Klar, wieso denn auch nicht?« Ich knirschte mit den Zähnen. War das die Theorie meiner Eltern? Ablenken, bis die Sache vorbei war? Andererseits war es auch gut...Der Kampf würde sich bald anstehen und etwas trainieren konnte ohnehin nie schaden. »Na gut, dann lass uns doch loslegen.«, antwortete ich nun etwas begeisterter. Wir verzogen uns wieder auf die Lichtung und bevor ich etwas sagen konnte, erhob er das Wort: »Willst du da weitermachen wo wir aufgehört haben? Oder willst du lieber etwas entspannen?« Ich war überrascht: »Was heißt da entspannen? Wir sind zum Training hier, also los.« Er seufzte: »Nessie...das Training war doch erfolgreich und du verdienst etwas Ruhe vor dem Alltag.« Meine Augen wurden schmal: »Ruhe vor dem Alltag? Ich habe keinen Alltag.« Benjamin verdrehte die Augen: »Ich wusste, dass du das sagen würdest. Aber es würde dir sicher gefallen, etwas anderes zu machen, als trainieren und sich Sorgen machen.« »Ich mache mir keine Sorgen.«, gab ich zurück, doch ich merkte, dass es nicht gerade überzeugt klang. Benjamin lachte. Dann schüttelte er den Kopf: »Nessie, du bist wirklich eine schlechte Lügnerin. Na los, komm!« Er griff nach meiner Hand, als wäre es das selbstverständlichste der Welt und zog mich mit. »Wo sind wir?«, flüsterte ich ehrfurchtsvoll. Wir befanden uns auf einer Wiese und unter uns hörte ich das Meer rauschen. Ich ging einige Schritte nach vorne und unter uns bäumten sich die Wellen auf. Dann drehte ich mich um. Die Wiese war von vielen bunten Blumen bedeckt und das Gras ging mir fast bis zu den Knien. Benjamin lächelte zufrieden: »Ich dachte mir, dass dir dieser Ort gefällt. Ich hab ihn gesehen, als ich das letze Mal hier war.« »Es ist wunderschön!«, gab ich begeistert zurück. Ich konnte mich nicht sattsehen. Er setzte sich an den Rand der Klippe und beobachtete das Meer. Ich zögerte einen Moment, dann ließ ich mich neben ihn nieder. Es tat gut, nur hier zu sitzen und die Natur bei ihrem Schauspiel anzusehen. Ich lehnte mich leicht an Benjamin und alle meine Sorgen waren vergessen. Zumindest für den Moment. Ich prägte mir jede Kleinigkeit dieses Ortes ein. Ich war entschlossen, Jake einmal hierher zu bringen. Ein kleiner Schmerz durchfuhr mich und zuckte etwas zusammen. »Alles okay?«, fragte Benjamin besorgt. Ich nickte stumm. Er zog mich ein wenig näher zu sich und legte den Arm um meine Schulter. Eigentlich würde ich ihn abschütteln, doch in diesem Moment gefiel es mir. Er gab mir Halt und sorgte dafür, dass ich nicht wieder in Schmerz versank. »Denk nicht daran. Hier ist denkfreie Zone.«, flüsterte er. Ich lächelte leicht und nickte. Dann wandte ich den Blick wieder übers Meer. Nach vielen Stunden löste ich mich von dem Anblick und aus Benjamins Umarmung: »Wir sollten jetzt wirklich trainieren.« Er lächelte: »Wenn du das möchtest.« Ich nickte und stand auf. Ich war vom Sitzen ganz steif und streckte mich. Ich schaute Benjamin zu, wie er sich mit Schwung hochrappelte und noch einen kurzen Blick über das Wasser unter uns warf. Mir war jedoch nicht entgangen, dass seine Augen dunkler geworden waren, er musste schon großen Durst haben. Ich schauderte leicht. Ich war vegetarisch erzogen worden, nur als ich ganz klein war, durfte ich Menschenblut, Spenderblut, trinken. Doch schon bald darauf wurde ich an Tierblut gewöhnt und obwohl ich anfangs nicht gerade begeistert davon war, war es sinnvoll in meinen Augen. Aber ich wusste, dass Benjamin und Tia keine Vegetarier waren. Ich fuhr mit dem Finger leicht über seine Augenringe: »Du hast Durst..« Er nickte leicht: »Aber nicht schlimm.« Dann schwieg er einen Moment, bevor sich sein Mund zu einem Lächeln verzog. »Wir könnten gemeinsam jagen gehen.«, schlug er vor. Ich starrte ihn entgeistert an. Jetzt lachte er lauthals: »Oh, ich kenne deine Bedenken. Aber keine Sorge. Tia und ich haben uns auf Tierblut umgestellt.« »Wow!«, mehr brachte ich nicht heraus. Nach so vielen Jahren? »Es ist immer noch ziemlich schwierig.«, gestand er verlegen, »aber wir tun unser bestes.« »Das ist klasse! Wirklich stark!«, gab ich zu. Er lächelte: »Danke. Nun, was sagst du?« »Dann sag ich nichts dagegen. Ist bestimmt lustig.«, grinste ich nun. »Jetzt gleich?« Ich zuckte die Schultern. »Ich hoffe, hier gibt's etwas anständiges zu futtern.«, scherzte er. »Rehe, Puma's und kleinere Bären sollten doch reichen.«, erwiderte ich gelassen. »Klingt besser als bei uns.«, lachte er und rannte dann los. Ich folgte ihm. Ich vernahm den Geruch eines jungen Bären und wies Benjamin darauf hin. Er nickte und flüsterte: »Viel Spaß, ich such mir einen Puma.« Ich zuckte die Schultern und schlich mich an den Bären ran. Das Bärenjunge schaute mich mit großen, überraschten Augen an. Wie süß!, fuhr es mir durch den Kopf. Neugierig tappste das Kleine näher heran. Ich gab meine Angriffstellung auf und ging in die Hocke, um auf gleicher Höhe mit ihm zu sein. Als es etwa einen Meter vor mir stehen blieb, streckte ich die Hand nach ihm aus: »Na du? Komm doch mal her, Kleines.« Es blinzelte mich an und eine Sekunde später schmiegte es seinen Kopf in meine Hand. Ich lächelte. Es fiel mir leicht, das Brennen in meiner Kehle zu ignorieren, ich wollte diesem süßen Wesen nichts antun. Ich setzte mich im Schneidersitz auf den Boden und vergaß, dass ich eigentlich auf der Jagd war. Das Kleine sprang leichtfüßig auf meinen Schoß und rollte sich darauf zusammen. Ich streichelte es unablässig und hörte auf seine gleichmäßigen Atemzüge. »Nessie? Nessie, was machst du da?«, hörte ich Benjamins Stimme nach einer Weile. Ich schreckte auf und bemerkte, dass das Sonnenlicht nur mehr schwach durch die Kronen der Bäume fiel. Ich schaute auf meinen Schoß. Das Bärenjunge war weg. Hatte ich mir das alles nur eingebildet? Ich musste ohnehin eingeschlafen sein, anders konnte ich mir diese Lichtveränderung nicht vorstellen. »Was ist los? Du wirkst verwirrt..«, stellte Ben fest und schaute mich fragend an. Ich lachte kurz auf und antwortete: »Alles okay! Bin wohl eingeschlafen.« Er schüttelte den Kopf: »Also wirklich..« Ich schaute ihn schulterzuckend an: »Hast du bekommen, was du wolltest?« »Jaah, aber du doch nicht..« »Ist nicht schlimm, ich hab eh keinen Durst.«, gab ich zurück und rappelte mich auf. Plötzlich war ich angespannt. Was hatte ich in der Abwesenheit verpasst? Was könnte Alice gesehen, was Edward gehört haben? »Lass uns zurück! Wer weiß, was uns entgangen ist!«, meinte ich und lief sogleich los. Zu Hause erwartete uns angespannte Stille. Alice versuchte, etwas zu sehen und Edward schaute ihr stumm dabei zu. Als wir hereinkamen, hellte sich seine Miene ein wenig auf. Er kam zu mir und drückte mich. »Es geht dir gut.«, flüsterte er erleichtert. »Dad..natürlich geht es mir gut. Wieso auch nicht?«, fragte ich und löste mich aus seiner erdrückenden Umarmung. »Schon gut. Öh..Jake hat angerufen.«, erwiderte er mit einem unsicheren Blick. Mein Herz machte einen Sprung. Ich lief sofort zum Telefon und wählte. Kapitel 6: Gefahr im Dunkeln ---------------------------- Ich wählte seine Nummer und trommelte ungeduldig mit den Fingern auf das Telefontischchen. Einmal, zweimal, dreimal..dann hob jemand ab. »Bei den Blacks, hallo?« Es war Seth. »Seth? Hier ist Nessie, ist Jake da? Er hat vorhin angerufen.«, sagte ich ohne Umschweife. »Moment.«, ich hörte, wie er mit dem Hörer durchs Haus ging. Seth murmelte etwas unverständliches, dann knackste es kurz und ich hörte Jacobs Stimme: »Nessie.« In diesem einem Wort lag so viel Erleichterung, dass es mich fast umhaute. Ich versuchte gelassen zu klingen: »Du hast angerufen. Was gibt's?« »Oh, Nessie, es tut mir so leid! Das was ich gesagt habe..ich hab's nicht so gemeint! Ich dachte, du würdest dich von mir fernhalten, wenn ich kalt und abweisend bin, aber..ich halte das nicht aus. Bitte verzeih.«, er klang ziemlich fertig. »Jake..«, ich musste mich räuspern, »Jake, ich bin dir nicht böse. Es ist alles okay.« »Danke..«, flüsterte er beschämt. Kurz schwiegen wir beide. Dann fragte ich leicht gequält: »Wieso willst du, dass ich mich von dir fernhalte?« »Es ist nichts gegen dich, ganz und gar nicht. Ich will dich beschützen.«, antwortete er. »Wovor?«, flüsterte ich angespannt. »Es..weißt du was, ich komm vorbei.«, sagte er und ehe ich etwas erwidern konnte, hatte er aufgelegt.Okay, dann eben so. »Konnte sie schon etwas sehen?«, fragte ich leise, als ich zurück ins Wohnzimmer kam. Edward schüttelte den Kopf: »Entweder versperrt ihr irgendwas die Sicht oder es gibt einfach nichts zu sehen..« »Das ist schlecht.«, erwiderte ich. »Ja. Darum hoffe ich, dass Jacob Nachrichten für uns hat.« Ich fasste es nicht. Selbst in einer Situation wie dieser, schaute er mir in den Kopf. Aber das war jetzt mein kleinstes Problem. »Vielleicht solltest du nicht suchen, sondern dich überraschen lassen, Alice.«, sagte ich kurz angebunden. Sie starrte mich entgeistert an. Ich zuckte die Schultern. Dann setzte ich mich ans Klavier und fing an zu spielen, um mir die Zeit zu vertreiben. Doch schon ein paar Sekunden später schaute Edward auf: »Oh, er war schnell.« Ich sprang sogleich auf und lief zur Tür. Es klingelte und schon hatte ich sie offen. »Jacob!«, brachte ich atemlos hervor. Er lächelte mich etwas unsicher an. Er hatte immer noch ein schlechtes Gewissen. Ich schlang meine Arme um ihn und flüsterte: »Ich bin so froh, dass du hier bist.« »Ich auch.«, gab er zurück, dann hob er mich hoch um mich zu küssen. Es war immer noch neu für mich und mein Herz wollte mir aus der Brust springen. Und doch konnte ich mich einfach nicht von ihm lösen. Erst als mein Vater sich räusperte, ließ Jacob mich grinsend runter: »Hi, Edward.« »Jacob.«, erwiderte er mit einem Nicken. Ich tastete nach Jacob's Hand und verschlang meine Finger mit seinen. Alice kam hinter Edward her und schaute Jacob vorwurfsvoll an: »Wegen dir kann ich nichts sehen!« »Was? Ich bin doch gerade erst gekommen!«, gab Jake empört zurück. »Warst du in der Nähe?«, zischte sie. Er schüttelte den Kopf. »Dann verstehe ich das nicht..«, murmelte Alice. »Was ist überhaupt los?«, fragte Jacob irritiert. »Wir hatten gehofft, dass du uns das sagen könntest.«, antwortete Edward. »Ich.«, wiederholte Jacob tonlos. Er schien Edward still eine Frage zu stellen, denn dieser nickte langsam. »Oh..aber Nessie..«, sagte Jake unsicher. Ich wurde hellhörig. Edward warf mir einen widerwilligen Blick zu, bevor er antwortete: »Sie wird ohnehin einen Weg finden um es in Erfahrung zu bringen.« »Ich weiß..«, sagte Jacob darauf unglücklich. »Vielleicht wäre es gleich besser, wenn wir die ganze Familie einweihen.«, meinte Alice. Kurze Zeit später, waren wir alle (mal wieder) in der Küche versammelt. Selbst Emmett und Rosalie hatten ihre Jagd unterbrochen. Aller Augen waren auf Jacob gerichtet und obwohl er meine Familie seit Jahren kannte, sah ich es ihm an, wie unangenehm es für ihn war. Ich ging zu ihm und drückte aufmunternd seine Hand. Er lächelte mich kurz an, dan wandte er sich an meine Familie: »Ihr wollt wissen, was Alice nicht sehen kann. Die Sache ist die...wir wissen es auch noch nicht genau.« Von Rosalie kam ein wütendes Zischen. »Du könntest mich ausreden lassen, Blondie.«, fuhr Jake sie an. Ich schaute ihn tadelnd an. »Stimmt doch.«, sagte er kleinlaut. »Ihr könnt euch später immer noch die Köpfe einschlagen.«, sagte Bella schneidend. Ich schnaubte missbilligend. Jasper seufzte und sorgte für Beruhigung. Jacob fuhr fort: »Euch sind sicher die neuen Spuren aufgefallen, die genau auf der Grenze verlaufen.« »Ja. Neugeborene.« Ich schaute irritert zu Jasper. Neugeborene? Wieso wusste ich nichts davon? Warum war mir in letzter Zeit dermaßen viel entgangen? »Das bestätigt unsere Theorie. Sam und ich dachten uns das schon. Jemand scheint dem selben Muster zu folgen, wie damals diese Rothaarige.«, erwiderte Jacob nachdenklich. »Moment mal..eine Armee?«, fragte Bella ungläubig. »Sieht so aus.«, stimmte Jasper zu. »Aber Victoria ist tot.«, murmelte Jacob ausdruckslos. Eine Sekunde schwiegen alle, dann fiel mir etwas ein:»Was, wenn Forks jetzt Kriegsgebiet ist?« Edward nickte: »Schon möglich. Aber das ist nicht alles.« »Tatsächlich sind die Neugeborenen das kleinere Übel. Sam ist auf einen anderen Vampirzirkel gestoßen.«, er betonte das Wort Zirkel und schürzte die Lippen. Bis auf Edward verstand jedoch niemand, was daran die Tragik war. Jake überließ ihm die Erklärung: »Sie sind nicht wie wir. Oder die Volturi. Sie ernähren sich von menschlichem Blut, haben aber auch niemanden wie Chelsea, die dafür sorgt, dass sie sich verbunden fühlen. Sie sind dennoch ein Zirkel zu zwanzig Vampiren. Mir stockte der Atem. Zwanzig. Das war viel, sehr viel. Selbst unsere Familie war schon übernatürlich groß, obgleich wir „nur“ zu neunt waren. Drei waren normalerweise schon viel. »Und bisher scheint es die Volturi nicht zu stören.«, schloss mein Vater Jacobs Gedanken. »Das erklärt aber nicht, warum ich nichts sehen kann.«, machte Alice ihren Ärger Luft. »Wir vermuten, dass sie über eure Fähigkeiten bescheid wissen. Und dass sie einen Werwolf bei sich haben.« Ich hörte, wie Jacob mit den Zähnen knirschte. »Das ist doch lächerlich..«, grummelte Emmett. Bella rang um Beherrschung: »Haben sie es auf etwas bestimmtes abgesehen?« Edward und Jacob verzogen unglücklich das Gesicht. Jacob schluckte hart, bevor er antwortete: »Auf eure Familie. Aber vor allem...auf Nessie.« Er zog mich fester zu sich. »Das habe ich mir schon gedacht.«, gab ich leise zu, doch ich konnte ein Zittern nicht unterdrücken. Die anderen hatten angefangen zu diskutieren. Jacob zog mich schweigend nach draußen und ließ sich auf die Gartenbank sinken. Dann hob er mich auf seinen Schoß. »Dir wird nichts passieren.«, flüsterte er überzeugt. »Ich will aber nicht..die anderen..du..«, stammelte ich nur. Er strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht, grinste und sagte mit selbstgefälligem Tonfall: »Wir haben einen Plan. Sie kommen nicht einmal in die Nähe des Hauses. Wir erledigen sie in ihrem eigenen Gebiet.« »Du gehst weg?!«, rief ich entsetzt. Jetzt grinste er nicht mehr, seine Miene war säuerlich: »Deswegen wollte ich, dass du mich nicht mehr magst.« Mein Herz setzte aus: »Heißt das..du glaubst, ihr kommt nicht mehr zurück?« Er küsste mich auf die Stirn: »Liebes..wir sind zwar stark, aber es sind zwanzig Vampire, die sehr wohl wissen, wie man kämpft. Ich bin realistisch.« »Nein. Das lasse ich nicht zu. Ihr könnt euch nicht in so eine Gefahr stürzen!«, protestierte ich panisch. »Ich lebe dafür, um dich zu schützen.«, sagte er schlicht. »Du bist ganz schön selbstüchtig.«, erwiderte ich piktiert. Er starrte resigniert an: »Wie bitte?« Ich schaut ihn an: »Du wirst mich für krank halten.«, flüsterte ich.. »Werwolf, Vampir. Was könnte schlimmer sein?«, versuchte er zu scherzen. »Gestaltwandler und Halbvampir «, verbesserte ich ihn, »aber im Grunde hast du recht. Warum du selbstsüchtig bist? Du würdest sterben, aber ich soll ohne dich weiterleben. Das geht nicht. Und wenn du mich damit rettest auch noch, kann ich dir nicht folgen, weil dein Tod dann umsonst wär.« Er schaute mich schockiert an. Dann knurrte er: »Nessie, ich will so etwas nie wieder von dir hören! Nie wieder! Verstanden?« Er sah so bedrohlich aus, dass ich etwas zurückzuckte, doch meine Meinung ließ ich nicht ändern. Stattdessen versuchte ich es ihm sanft zu erklären: » Versetz dich doch mal in meine Lage. Meine Welt dreht sich nur um dich. Du bist meine Sonne. Wenn du verschwindest, ist auch jedes Licht und jede Wärme weg. Ich würde alles so vermissen..Deinen Duft, dein selbstsicheres Lächeln, sogar wie du dich mit Rosalie zankst. Ich würde es so sehr vermissen, dass es außer Schmerz nichts anderes mehr geben wird. Mein Leben wäre leer. Oh, und ich will kein „Halt dich eben an Benjamin“ hören. Ich will nicht Ben. Ich will niemand anderen als dich.« Ich war selbst verblüfft über mich, aber froh, dass ich es gesagt hatte. Auch Jake bracht erst keinen Ton heraus und starrte mich nur an. »Du machst mich noch verrückt.«, murmelte er dann und als nächstes spürte ich nur noch seine heißen Lippen auf meinen, so leidenschaftlich, dass ich atemlos war. »Wie konntest du nur glauben, du würdest es schaffen, dass ich dich nicht mehr mag?«, fragte ich fassungslos. Wir saßen auf der Wohnzimmercouch und arbeiteten einen Schlachtplan aus. Dabei war es so laut, dass außer Edward niemand unser Gespräch mitbekam. »Wunschdenken.«, antwortete er, dann verzog er das Gesicht. »Aber ich wollte dir nicht weh tun.« »Ich weiß. Es war notwendig, doch wirkungslos.«, grinste ich. »Hier spielt die Musik.«, erinnerte Edward uns. Ich rollte mit den Augen. »Im Moment sieht es so aus: Alice, Rosalie, Bella und ich halten nach den Neugeborenen Ausschau. Das Rudel, Jasper und Nessie, «, er verzog das Gesicht unglücklich, »bleiben auf der Spur des Zirkels. Carlisle und Emmett halten hier die Stelle, sowie Esme.« Ich nickte. Damit konnte ich gut leben. »Und was ist mit uns?«, ertönte Benjamins Stimme. Ich schaute zur Tür. Er und Tia waren unbemerkt hinzu gekommen. »Ihr seid davon nicht betroffen. Von daher werden wir euch nicht einer solchen Gefahr aussetzen.«, gab Edward ruhig zurück. »Ihr seid für uns eine Familie. Wir wollen an eurer Seite stehen.«, sagte Tia ebenso ruhig, die Entschlossenheit spiegelte sich in ihren Augen. »Ihr müsst das nicht tun.«, protestierte ich aufgebracht. Wieso noch mehr Personen in Gefahr bringen? Benjamin sah mich einen langen Moment an: »Wir wollen es aber.« Jasper und Edward stießen einen Seufzer aus. »Sie ändern ihre Meinung nicht.« Benjamin grinste triumphierend: »Ich schließe mich der Zirkel-Gruppe an.« Ich stöhnte. Das wurde ja immer besser. »Ich würde lieber bei Carlisle und den anderen bleiben.«, erklärte Tia. »Naja, das ist ohnehin nur ein Notfallplan. Im Moment ist doch noch alles friedlich.«, sagte Bella nervös. Als niemand antwortete, fügte sie ein leises »Oder?« hinzu. Jacob war es, der aussprach, was wir alle dachten: »Bella, die Gefahr ist direkt vor uns. Der Kampf hat längst begonnen.« Ich weigerte mich strikt, Jacob von der Seite zu weichen und so verbrachten wir die Nacht damit, uns Taktiken zu überlegen. »Du wirst jedenfalls nicht kämpfen.«, sagte er streng. »Aber du schon? Wo bleibt dabei der Spaß?« gab ich unzufrieden zurück. »Nessie, das ist kein Wettkampf. Das ist purer Ernst.« Ich starrte ihn entgeistert an: »Denkst du, das weiß ich nicht? Aus dem Grund will ich doch dabei sein! Ich will auch etwas dazu beitragen!« »Aber es ist zu gefährlich..«, murmelte er leise, doch langsam schien er zu verstehen, warum ich darauf beharrte. Er war genauso verletzlich wie ich, zumindest fast. Sein Vorteil war nur die Wolfsgestalt, die beinahe 2 Meter groß war. Und dass seine Wunden extrem schnell heilten, sofern er einen Moment Ruhe hatte. Doch was, wenn er diesen kurzen Augenblick nicht bekommen würde? Die Vampire ihn unaufhörlich angriffen? Ich konnte ein Schaudern nicht unterdrücken, obwohl ich es mit aller Kraft versuchte. »Mach dir keine Sorgen, es wir alles gut gehen.«, sagte er ruhig und legte mir seinen Arm um dich Schulter. Tatsächlich beruhigte mich das ein wenig. »Du solltest ein bisschen schlafen, der Tag ist schon so lang.«, flüsterte er. »Dann musst du das aber auch tun.«, gab ich tadelnd zurück. Jacob lachte: »Ich bin doch gar nicht müde!« »Ich auch nicht.«, erwiderte ich und schmiegte mich an seine warme Brust. Ein paar Minuten schwiegen wir und ich lauschte auf seinen Atem. »Nessie..versprich mit etwas. Sollte mir etwas passieren- nicht, dass ich das annehmen würde, «, lenkte er ein, als ich ihn böse anschaute, »- dann musst du weiterleben. Gib nicht auf, nur weil ich nicht da bin. Sei fröhlich und genieße dein Leben.« Ich wusste nicht, was ich antworten sollte. Ich biss die Zähne zusammen, um meine Tränen vor dem überlaufen zu hindern. Hatte er keine Ahnung, wie unmöglich das für mich wäre? Er schaute mich beinahe flehend an. Um ihn zu beruhigen nickte ich langsam: »Wenn du mir das gleiche versprichst.« »Aber dir wird nichts passieren.«, er grinste überzeugt. »Versprich es.«, forderte ich ungeduldig. »Von mir aus.«, stöhnte er widerstrebend. Ich nickte zufrieden. Es war ein heikles Thema, aber die Gefahr war groß, auch wenn es mir nicht gefiel. Langsam kam die Müdigkeit doch und die Augen fielen mir zu. »Wir sollten wohl beide etwas schlafen, was?«, lächelte Jacob. »Wenn du bei mir bleibst..«, murmelte ich, schon halb im Schlaf. »Sicher.«, gab er zurück und küsste mich leicht auf die Wange. Er sagte noch etwas, aber ich verstand nichts mehr. Ich war schon eingeschlafen. Kapitel 7: Der andere Zirkel- Hinterhalt oder Warnung? ------------------------------------------------------ Kapitel 7 Der Wind blies mir durch die Haare, der Mond stand hoch am Himmel. Etwas entfernt hörte ich einen Wolf heulen. Ich erkannte, dass es Jacob war. Ich schluckte. Dann wandte ich mich um: »Ich bin soweit.« Benjamin nickte: »Solltest du eine Pause brauchen, sag bescheid.« Ich presste die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf: »Sollte es wirklich zum Kampf kommen, so bezweifle ich, dass man uns eine Pause gönnen wird.« Seine Augen wurden schmal: »Wir sind hier aber im Training.« Ich schüttelte den Kopf genervt. Er wurde bestimmt von meiner Mutter geimpft, es gefiel ihr immer noch nicht, dass ich mich auf den Kampf vorbereitete. Trotzdem, ich war in den letzten Tagen ziemlich gut geworden und war sehr vertieft in Strategien. Zeit hatte für mich keine Rolle gespielt, umso überraschter war ich, als meine Eltern heute Morgen in mein Zimmer gekommen waren und mir freudestrahlend zum Geburtstag gratuliert hatten. Erst ein Blick auf den Kalender versicherte mir, dass tatsächlich schon der 10. September war. Kurz danach war mir eingefallen, dass die Party wohl bald anstand. Ich hatte nicht die geringste Lust darauf, in dieser Situation noch weniger als sonst. Doch Alice versicherte mir beim Frühstück, dass nichts die Party aufhalten könne. Um mir die Langeweile zu vertreiben, hatte ich Benjamin zu einer weiteren Trainingsstunde rausgefordert. Wir waren darüber hinaus, meine Gedanken auf eine Person zu übertragen, aber da niemand Zeit hatte, uns zu helfen die Sache auszubreiten, waren wir zu körperlichem Training übergewechselt. Benjamin dazu zu bringen, hatte mich viel Anstrengung gekostet. Es widerstrebte ihm, mich so kämpfen zu sehen. Doch ich konnte ihn von der Wichtigkeit überzeugen. »Okay, gestern haben wir das Ausweichen geübt, heute nehmen wir den Angriff durch. Du musst darauf achten, dass deine Angriffe nicht vorhersehbar sind, aber auch nicht überstürzt. Und vergiss dabei trotzdem nicht deine Deckung.«, erklärte er sachgemäß. Ich wiederholte seine Worte und prägte mir sie ein. »Alles klar. Nicht vorhersehbar, nachdenken, Deckung nicht vergessen.« »Sehr gut. Dann versuchen wir es jetzt in der Praxis.«, er wich zurück und ging in Verteidigungsstellung. Ich überlegte einen Moment. Dann sprang ich nach oben in die Bäume und beobachtete seine Reaktion. Er war etwas überrascht und das machte mir den Weg frei. Leichtfüßig und leise glitt ich zum nächsten Baum und landete einen Augenblick später hinter ihm, doch ehe ich seine Handgelenke ergreifen konnte, war er herumgefahren und einen Satz zurückgesprungen. Er lächelte: »Das war gar nicht so schlecht. Ich hätte eher mit einem direkten Angriff gerechnet.« »Ich weiß.«, grinste ich triumphierend. »Jasper hat dich schon darauf vorbereitet, oder?« Ich nickte und er ging wieder zur Verteidigung über. Diesmal entschloss ich mich, es zu versuchen meine Fähigkeit einfließen zu lassen. Ich konzentrierte mich auf meine Gedanken und dachte an die ägyptischen Frauen, die ich vor einiger Zeit im Fernsehen gesehen hatte. Sie waren sehr hübsch gewesen und ich hoffte, mit diesem Trick Benjamin durcheinander zu bringen. Und es schien tatsächlich zu wirken, denn er starrte plötzlich verträumt in die Gegend. Ich grinste kurz und machte einen kurzen, schnellen Satz auf ihn zu. Ich packte seine Handgelenke und wollte sie ihm auf den Rücken drehen, doch plötzlich war ich an den Baum hinter mir gedrängt. Er hatte so schnell reagiert, dass ich es nicht gesehen hatte. Ich war verwirrt und hörte nur seine Stimme an meinem Ohr: »Gar keine schlechte Idee, deine Fähigkeit einzusetzen. Aber denkst du wirklich, solche Bilder könnten mir gefallen, wenn ich dich vor Augen habe?« Ich spürte seinen kühlen Atem im Nacken und seine rauhen Hände hielten meine Hände fester als nötig. Gegen meinen Willen hatte sich mein Herzschlag etwas beschleunigt. »Sollten sie aber.«, antwortete ich gepresst. Er lachte, es klang leicht bitter: »Du verstehst es nicht, was?« »Ben..« Er ließ meine Hände los und wandte sich ab: »Schon gut.« »Hör mal, ich will nicht-«, fing ich an, doch er schnitt mir das Wort ab. Er nahm wieder seinen üblichen belehrenden Tonfall an: »Du hast deine Deckung vernachlässigt. Achte mehr darauf.« Ich hatte es so satt. Aufgebracht drehte ich ihn zu mir herum: »Jetzt hör mir endlich zu, Benjamin!« Er sah mich mit zusammengekniffenen Augen an, nickte dann aber. »Gut, ich möchte nämlich etwas klären. Ich mag dich, du bist nett und hilfsbereit, aber mir scheint, du erwartest zu viel.«, sagte ich sanft. »Vielleicht. Ja, ich mochte dich von anfang an, die Sache ist die..meine Gefühle haben sich verändert. Du bist mir nicht nur wichtig, du bist mir sehr wichtig. Ich liebe dich und ich weiß, dass ich besser für dich wäre, als Jacob. Nicht, dass er schlecht wäre, aber ich bin dir ähnlicher.«, antwortete er ernst. Obwohl ich damit gerechnet hatte, verschlug es mir die Sprache. Und es tat mir weh, dass ich ihm wehtun musste. »Ben, du weißt, dass das nicht stimmt. Und ich liebe ihn. Und nichts auf der Welt kann das ändern, es ist...vorherbestimmt.«, erwiderte ich bedrückt. Überraschenderweise lächelte Benjamin mich an: »Ich weiß. Und ich will dir dein Glück nicht zerstören. Ich wollte nur, dass du es weißt und du kannst auch immer zu mir kommen, wenn es Probleme gibt.« Ich bekam kaum noch Luft. Wieso war er nicht wütend, schrie mich an? Das wäre besser gewesen. Wieso machten alle das? Ich tat ihnen weh und sie nahmen so große Rücksicht auf mich! Das war unerträglich. Benjamin sah mir meinen Konflikt wohl an: »Hör auf, dir Sorgen zu machen.« »Tut mir leid, ist wohl angeboren.«, gab ich tonlos zurück. Dann schüttelte ich diese Gedanken ab und bekam mich wieder in den Griff: »Los, wir machen weiter.« Er schaute mich zweifelnd an: »Nessie, bist du sicher, dass-« »Ja, ich bin sicher.«, unterbrach ich ihn ungeduldig. Er seufzte, sprang zurück und brachte sich in Verteidigungsposition. Ich war nach wie vor durcheinander und zwang mich zur Konzentration. Diesmal machte ich einen direkten Sprung auf ihn zu, er hob abwehrend die Hände und ich wechselte nach links, um ihn da anzugreifen. Zu meiner Überraschung gelang es mir. »Hey, super! Das war perfekt!«, lobte Benjamin. »Jaaaah, war nicht schlecht. Aber einmal ist keinmal.«, gab ich zurück, aber ein Grinsen konnte ich mir nicht verkneifen. »Nächster Versuch.«, lächelte er und war nun etwas aufmerksamer. Ich sprang erneut hoch in die Bäume, er schaute mir nach. Ich lachte leise, mein Plan ging auf. Lautlos glitt ich hinunter zwischen die Büsche. Ben suchte immer noch die Bäume ab. Ich wartete noch einen Moment, dann machte ich einen leisen Sprung, landete hinter ihm und schlang meine Arme um seine Taille: »Hab ich dich.« Er lachte, drehte sich um und wirbelte mich zu Boden, sanft um mich nicht zu verletzen, aber ich war so perplex, dass ich mich nicht wehrte. »Hab dich.«, grinste er und berührte mit seinen Lippen meinen Hals. Ich schauderte. Eigentlich sollte ich wütend, sauer sein, ihn anschreien. Doch ich war nur irritiert. Er sprang von mir runter und gab meine Hände frei: »Nicht übel, du verstehst die Grundlagen.« Ich nickte benommen. Benjamin lachte: »Hat dich das jetzt so aus der Bahn geworfen?« Jetzt funkelte ich ihn wütend an: »Du bringst mich ganz durcheinander.« Er grinste breit: »Gut, das heißt ich bin dir nicht völlig egal.« »Bist du auch nicht. Du bist ein guter Freund, vielleicht mein bester, aber nicht mehr.«, antwortete ich nachdrücklich. Ich wollte ihm klar machen, dass da keine anderen Gefühle waren. »Ich wette, wenn du dich nicht so an diese Prägungssache klammern würdest, hättest du keine Angst die Wahrheit zu sehen.«, sagte er in nüchternem Ton. Ich schwieg und ging zum Haus. »Was ist los, Nessie? Du verbreitest ganz schön schlechte Laune.«, fragte Jasper als wir allein waren. »Es ist wegen ihm.«, antwortete ich zischend und deutete mit dem Kopf auf Ben. »Benjamin? Was hat er getan?«, wollte er wissen. Ich hatte keine Lust alles zu erzählen, also wiederholte ich es in Gedanken. Er schaute stumm zu und als ich fertig war, runzelte er die Stirn: »Das ist nicht gut.« »Mir musst du das nicht sagen.«, sagte ich sarkastisch. »Also, so schlimm finde ich das nicht.« Edward betrat das Wohnzimmer und hatte gelauscht. Er konnte es einfach nicht lassen. Oft genug machte er mir deutlich, dass er- obgleich er Jake mochte- Benjamin für die bessere Wahl hielt. »Dad, bitte misch dich da nicht ein. Du weißt, ich kann es ohnehin nicht ändern. Was ich ja auch gar nicht will.«, ich verdrängte das Bild, das sich mir aufgezwungen hatte sofort. Meinem Vater war das natürlich nicht entgangen: »Du wünscht dir manchmal eben doch, dass es ginge.« Ich biss die Zähne zusammen. So hatte ich mir meinen Geburtstag nicht vorgestellt. Es war halb sieben, als es klingelte. Ich ignorierte es, war bestimmt nur Charlie. Umso überraschter war ich, als Jacob sich in mein Zimmer stahl. Ich riss mir die Kopfhörer herunter und umarmte ihn stürmisch: »Du bist doch gekommen!« Er lachte und hob mich hoch: »Natürlich, ich lasse es mir nicht nehmen, dich an deinem Ehrentag zu besuchen, Schatz!« Glücklich strahlte ich ihn an. Jacob küsste mich- mal wieder so, dass ich atemlos wurde- dann flüsterte er mir ins Ohr: »Alles Gute, mein Schatz.« Wir hatten es uns auf dem Bett bequem gemacht, er hielt mich in seinen Armen: »Gefällt's dir?« Er spielte mit den Bändern des grünen Armbandes, das er mir geschenkt hat. »Es ist wunderschön. Danke.«, flüsterte ich. »Gut, ich hatte schon Sorge gehabt, dass du enttäuscht bist, weil keine Diamanten dabei sind.«, grinste Jacob. »He, du weißt, dass ich selbstgemachtes bevorzuge.«, schimpfte ich. »Ja, sicher. Das hast du von Bella.«, lachte er jetzt. Da hatte er vermutlich recht. »Aber weißt du, was das schönste Geschenk ist?«, fragte ich lächelnd. »Nö, was denn?« »Dass du gekommen bist. Es gibt nichts besseres.«, strahlte ich. Er wurde leicht rot, das war sehr selten: »Nessie, du übertreibst.« »Gar nicht.« Er schwieg. »Aber wie hast du es geschafft?« »Ich bin abgehauen. Sie wissen zwar sicher, wo ich bin, aber egal.«, antwortete er gelassen. Ich kicherte. Eine Weile sagten wir beide nichts, dann schnaubte er plötzlich. Ich schaute ihn fragend an. »Dieser Parasit behauptet, ihr wärt euch näher gekommen.« »Para...sit?«, wiederholte ich. Jake blickte mir durchdringend in die Augen. »Oh..«, sagte ich dann tonlos. Er meinte Benjamin. »Wieso, was ist los?«, fragte ich vorsichtig. »Er redet mit Edward.«, zischte er, ich spitzte die Ohren. Ich hab sie nur zum Spaß auf den Boden geworfen, aber ihr schien es zu gefallen, sagte Benjamin gerade und ich hörte das Grinsen in seiner Stimme. Sei vorsichtig, Benjamin. Mir ist natürlich aufgefallen, dass sie dich mag. Und Jacob ist ein netter Junge, aber er ist so...unvernünftig. Ich hab das Gefühl, dass Renesmee sich nur allzu leicht von ihm beeinflussen lässt. Sie macht jeden Blödsinn mit, den er macht und...wenn er nicht da ist, bläst sie nur Trübsal, antwortete Edward besorgt. Ich hatte die Luft angehalten und schaute zu Jacob. Ich bemerkte, dass seine Hände zitterten und er lautlos vor sich hin fluchte. »Jake..hör nicht darauf.«, sagte ich vorsichtig. »Ich wusste, dass er nicht glücklich damit ist, aber dass er so denkt..«, knurrte er wütend. »Hör mal, Jacob. Er hat doch gesagt, ich würde mitmachen, nicht du.«, wollte ich ihn beschwichtigen. Er schaute mich an: »Ich bin unvernünftig.« »Das stimmt doch gar nicht. Immerhin beschützt du mich doch immer.«, erwiderte ich. »Ach, Nessie-Schatz. Du versuchst immer, mir die Schuld zu nehmen. Lass das doch.«, gab Jacob sanft zurück. »Aber es ist wahr. Jacob, es ist mir egal. Es ist mir egal was meine Eltern sagen, zumindest in diesem Punkt. Meine Liebe zu dir, kann niemand verändern.«, versicherte ich ihm. Schweigend umarmte er mich. Ich lauschte seinem Herzschlag. Es war das wichtigste Geräusch für mich. Plötzlich schreckte Jacob auf und ein Knurren kam aus seiner Brust. Ich erkannte sofort was der Grund war. Ein fremder Vampirgeruch wehte bei meinem offenen Fenster herein. Ohne ein Wort sprangen wir auf und liefen nach unten. »Was ist passiert?«, fragte ich alarmiert. »Bis jetzt noch nichts..«, antwortete Alice geistesabwesend. Sie versuchte also in die Zukunf zu schauen. >Sind es die Neugeborenen?<, fragte ich mich in Gedanken. »Nein. Das sind erfahrene Vampire.«, beantwortete Edward meine stumme Frage. »Der andere Zirkel.«, presste Jacob hervor. »Wahrscheinlich.«, sagte er knapp. Ich wechselte einen Blick mit Jacob und er nickte. »Dad, Jacob und ich sehen uns das an.« »Was? Kommt gar nicht in Frage! Ich werde mit Emmett und Jasper gehen.«, widersprach mein Vater heftig. »Ach, komm schon Edward! Vertraust du mir nicht?«, zischte Jacob. Edward schaute ihn stumm an, dann reagierte er auf eine Frage, die Jake nur in Gedanken stellte: »Es hat damit nichts zu tun. Ich will nicht, dass Nessie verletzt wird.« »Ich pass schon auf sie auf.«, gab Jake trocken zurück und griff nach meiner Hand. Ich zuckte entschuldigend die Schulter und ging mit ihm nach draußen. »Bist du sicher, dass wir einfach so gehen sollen? Womöglich..«, ich brachte den Satz nicht zu Ende und blickte zum Haus. Jacob lachte lauthals: »Komm schon, das Haus ist voller Vampire! Wem soll da was passieren?« Ich blieb still, er kannte die Angst um meine Familie nicht auf diese Weise. Für ihn waren sie unsterblich. Was ja auch stimmte. Er und ich waren sterblicher, dennoch..Es war sehr still, nur der Wind bewegte die Äste der Bäume und das Gras unter unseren Füßen. Doch der fremde Vampirgeruch war nur allzu deutlich. Unwillkürlich entkam mir ein Knurren. Jacob drückte meine Hand beruhigend. Wir schoben uns langsam vorwärts. >Ich bin mir nicht sicher, ob sie noch hier sind..<, sagte ich ein paar Minuten später zweifelnd, aber sicherheitshalber nur in Gedanken. Er runzelte die Stirn, schnupperte und verzog angewidert das Gesicht: »Doch.« Plötzlich raschelte es über uns. Ich riss den Kopf hoch, während Jake mich näher zu sich zog. Mit einem fließenden Sprung landete jemand vor uns. Ein überraschter Laut entfuhr mir. Vor uns stand zweifellos ein Vampir. Doch das Mädchen sah aus als wäre sie gerade erst vierzehn oder fünfzehn, höchstens sechzehn. Sie lächelte uns an. Gefährlich wirkte sie nicht, aber ich wusste, dass es täuschen könnte. Jacob dachte wohl genauso, denn er ließ sie nicht aus den Augen, sprach jedoch ganz normal zu ihr: »Wer bist du?« Sie schaute ihn eine Sekunde an, ehe sie antwortete: »Mein Name ist Selen. Ich wurde geschickt um..euch kennenzulernen.« Ausspionieren triffts wohl eher, dachte ich. Jacob grinste leicht. »Wurdest du vom anderen Zirkel geschickt?«, fragte ich barsch. Ihr Blick huschte zu mir, ihre Augen weiteten sich: »Du hast Herzschlag? Ich dachte außer diesem Hund wären hier nur Vampire!« Ich hielt es für besser nicht auf diese Frage einzugehen. Nachdem sie keine Antwort erhielt, kam sie auf meine Frage zurück: »Ja. Aber mehr darf ich nicht sagen.« Wir starrten uns eine Weile an, die Stille wurde unangenehm. »Würdest du das Grundstück jetzt wieder verlassen?«, Jacobs Stimme war voller Ungeduld. Selen kicherte: »Wie ihr wollt.« Sie lief zurück in den Schutz der Bäume. Einen Augenaufschlag später waren wir umzingelt. Fünf Vampire standen im lockeren Kreis um uns, die beiden Mädchen, Zwillinge wie mir schien, verzogen angeekelt das Gesicht, während die Jungs, allesamt von Emmett's Statur, mich anstarrten. Ich spürte Jacobs Hände beben. >Es ist ein Hinterhalt gewesen, Mist. Aber Leute- wir kriegens alleine hin. Bleibt drin.<, dachte ich und hoffte, dass Edward zuhörte. Ich wandte mich an Jacob: »Wäre besser.« Er wusste was ich meinte, schob mich etwas zur Seite und verwandelte sich. Der Größte unter den Vampiren duckte sich. Er wollte angreifen. Ich hatte damit gerechnet. Dann biss ich die Zähne zusammen. Edward, Jasper und Bella waren aus dem Haus gekommen. Jacob rollte mit den Augen. Wir waren einer Meinung. Edward ignorierte unsere Gedanken und wandte sich an die anderen Vampire: »Wir sind nicht gastunfreundlich, aber es würde uns interessieren, was euch zu uns bringt.« Er sprach ruhig und sachlich. »Wir sind hier um die Gefahr abzuschätzen.«, zischte der Große. »Seid versichert, dass wir euch nichts tun..sofern ihr die Menschen und unsere Familie nicht gefährdet.«, antwortete Edward. Eines der Mädchen prustete los: »Die Menschen? Sie sind unsere Nahrung!« Jacob knurrte bedrohlich. Normalerweise hätte ich ihn beruhigt, doch ich war ebenso aufgebracht wie er. Jasper grollte, woraufhin Edward ihn ungläubig anstarrte. >Was? Was ist los?<, fragte ich panisch. Doch ehe ich eine Antwort erhielt, stürzten sie sich auf uns. Nicht mehr fünf, nein..Fünfzehn waren es jetzt. Fünfzehn gierige, schwarze Augenpaare.... Kapitel 8: Unglücklicher Jahrestag ---------------------------------- Obwohl sie noch sehr jung schienen, spürte man ihre Kampferfahrung. Ich wich aus, wollte angreifen, wurde zurückgedrängt. Das selbe Muster, immer wieder. Aus dem Augenwinkel beobachtete ich besorgt meine Familie. Jasper hatte keine Probleme, doch sein Gesicht war angespannt. Edward versuchte überall zu sein, er wollte sowohl Bella als auch mich beschützen. Typisch. Bella hatte ihr Schutzschild ausgedehnt. Was für eine Kraftverschwendung, wo er doch nur vor geistigen Angriffen schützte. Edward nickte Jacob widerstrebend zu, woraufhin dieser sich neben mir positionierte. Ich machte einen Satz zurück, knapp bevor mich ein weiblicher Vampir verletzen konnte. Ihr Haar war rotgolden und sogar als Vampir hatte sie goldene Sommersprossen. Ihre Augen waren etwas heller, als die der anderen. In ihrem Blick lag etwas flehendes. Ich brachte es nicht über mich, sie anzugreifen. Stattdessen wandte ich mich ab. Jacob schaute das Mädchen an und winselte leise. Sie starrte ihn an- dann warf sie den Kopf in den Nacken und schrie schmerzvoll auf. Dieser Schrei fuhr mir in die Glieder. Mir blieb keine Zeit zu fragen, denn die nächsten Vampire kamen auf uns zu. Ich schauderte. Es ging mir gegen den Strich, unseresgleichen zu bekämpfen. Hinter mir hörte ich einen zerrissenen Schrei. Erschrocken fuhr ich herum. Starr vor Entsetzen hörte mein Herz auf kurz zu schlagen. Jacob kämpfte mit vier Vampiren zugleich. Zwei von ihnen saßen auf seinem Rücken und drückten ihn zu Boden, während die beiden anderen versuchten, ihn zu beißen. Hilft ihm doch jemand!, wollte ich schreien, doch ich brachte keinen Ton über die Lippen. Ich setzte mich selbst in Bewegung, strauchelte jedoch, als plötzlich der Boden unter mir erzitterte. Die Vampire sprangen bestürzt auf. Jake lag jedoch reglos in die Erde gedrückt. Im Hintergrund hörte ich mehrere Stimmen erleichtert Benjamins Namen sagen, doch das hatter keinerlei Bedeutung für mich. Ich sank vor Jacob auf die Knie. Der Kloß, den ich im Hals hatte, ließ meine Worte schwach und heiser klingen: »Jake? Hörst du mich? Bitte, Jake! Bleib bei mir!« Ich flehte zum Himmel, sogar zu den Volturi, wenn es nur Jake gut ginge. Doch natürlich erhielt ich keine Antwort. Ich hörte etwas knacksen, dann rasche Schritte, die sich entfernten. Dann war es ganz still. Ich hörte Jacobs Herz und die Erleichterung durchfuhr mich. Danach erst registrierte ich, wie schwach er war. Ich zählte mit. Eins, zwei, drei...vier, fünf..sechs..Sechsmal in der Minute, wo es normalerweise fünfzig oder sechzig Mal schlug. Als würde mir jemand Eiswaser über den Kopf schütten, kam ich mir vor. Jacob wurde hochgehoben, vermutlich von Edward. Seine Schritte trugen ihn zum Haus. Aus weiter Ferne vernahm ich Bella's Stimme: »Nessie, lass uns reingehen.« Ihre zarte Hand lag auf meiner Schulter. Die Bitte in ihrer Stimme ließ mich gehorchen. Sie machte sich auch Sorgen. »Es wird ein wenig dauern, aber Jacob kommt wieder auf die Beine.«, teilte Carlisle uns erschöpft mit. Ich war so erleichtert, dass mich die Kraft verließ und ich kein Wort sagen konnte. Schweigend schlang ich meine Arme um Carlisle's Hals. »Hey, Schätzchen. Wein doch nicht.«, sagte er sanft. »Ich bin..nur..s..so..er..erlei..erleichtert..«, stammelte ich unbeholfen. Er tätschelte mir tröstend den Kopf. Nachdem ich verzweifelt gebettelt hatte, erlaubte mir Bella bei Jacob zu bleiben. Als ich das kleine Zimmer betrat, brannten meine Augen wieder. Er sah so..verletzt aus. Sein Arm war von oben bis unten in Gips verpackt, sein Kopf war in Verband gewickelt. Aus seinem rechten Arm ragten vier Schläuche. Sein Herz schlug nun etwas regelmäßiger, aber immer noch sehr schwach. Er war noch bewusstlos. Ich zog einen Stuhl zum Bett und ließ mich darauf nieder. Sanft legte ich meine Hand auf seine und schrak zurück. Wie kalt er doch war! Vorsichtig ließ ich meinen Kopf neben ihm ins Kissen sinken und strich ihm die Haare aus der Stirn. »Oh, Jake! Es tut mir so leid! Hätte ich dich doch nur ferngehalten!«, schluchzte ich, eine Mischung aus Wut und Verzweiflung. Ich hörte die Tür ins Schloss fallen. Esmes besorgte Stimme: »Was ist passiert?« »Einige aus dem anderen Zirkel haben Nessie und Jake angegriffen.«, antwortete Bella aufgelöst. »Wir sind zu ihnen gestoßen, doch Jacob wurde schwer erwischt.«, ergänzte Edward zerknirscht. Esmes Atem stockte, sie flüsterte: »Wie schlimm?« >Mehrere gebrochene Knochen, darunter vier Rippen. Eine leichte Gehirnerschütterung. Das schlimmste ist das Vampirgift. Wir konnten nicht alles rausholen, obwohl die Vampire das Gift nichteinmal verteilen konnten. Ich hoffe, dass sein Körper den Rest verarbeiten kann.«, Carlisle sprach tonlos. »Vampirgift..«, echote ich ängstlich. Mein Blick blieb an Jacob hängen. Als die Sonne unterging, kam Carlisle ins Zimmer: »Renesmee, du musst total erschöpft sein. Leg dich doch schlafen.« Ich schüttelte den Kopf: »Es geht mir gut.« »Er wird heute Nacht nicht aufwachen.«, erwiderte er. »Ich bleibe.« Er seufzte und ließ sich neben mir auf den Stuhl fallen. Er sah kraftlos aus, müde und...menschlich. Mit traurigem Blick schaute er mich an: »Liebes, ich will dir nichts vormachen. Sein Zustand ist sehr schlecht. Ich weiß, er ist stark, aber ich mache mir Sorgen. Das Gift scheint seine Regenerationsfähigkeit zu beeinträchtigen. Und wir wissen nicht ob sein Körper das verarbeiten kann.« »Aber du hast doch gesagt, er wird wieder.«, gab ich heiser zurück. »Deine Eltern hätten mir nicht erlaubt, dir die Wahrheit zu sagen. Doch ich bin der Meinung, du sollst es wissen. Wir hoffen alle.« Ich richtete meinen Blick wieder auf Jacob: »Du wirst es schaffen, hörst du? Wir haben noch eine Rechnung offen. Ich lass nicht zu, dass du dich davor drückst.« Meine Stimme bebte, meine Gedanken kreisten nur um ihn. Jede Erinnerung teilte ich mit ihm. Ja, wir hofften alle. Eine kleine Stimme in meinem Hinterkopf sagte sarkastisch: »Hey, super Geburtstag, gratuliere!« Ich stieß einen Fluch aus und verdrängte sie. Mich wunderte es, dass Jasper nicht gekommen war, um mich zu beruhigen. Umso besser. Durch einen weiteren Herzschlag wurde ich kurz abgelenkt. Ich stöhnte. Charlie. Ihn hatte ich komplett vergessen. Meine Familie würde ihn schon abwimmeln. Ich konzentrierte mich wieder auf Jacob's Herzschlag. Eins..zwei, drei..vier, fünf, sechs, sieben..acht.. Was ich als nächstes mitbekam, waren Sonnenstrahlen. Ich ärgerte mich, eingeschlafen zu sein. Ich öffnete die Augen und war schlagartig wach. Jemand hatte mich in mein Zimmer gebracht! »Na, endlich wach?«, Bella kam lächelnd ins Zimmer. »Jake.«, sagte ich nur. »Es geht ihm besser. Er ist munter.« Jetzt war ich verwirrt: »Aber Carlisle hat doch gemeint, er wird heute Nacht noch nicht aufwachen.« Bella schwieg einen Moment. »Du hast zwei Tage geschlafen, Schatz.«, sagte sie dann. »Zwei Tage?!«, rief ich fassungslos. Wie konnte das denn sein? »Du hast in den letzten Tagen so viel durchgemacht. Das hast du gebraucht.« Ich achtete schon gar nicht mehr auf sie. Jake ging es besser. Das war die Hauptsache. Ich kämpfte mich aus dem Bett und holte meine Lieblingsjeans und ein passendes Shirt raus. »Ich mach dir Frühstück.«, Bella ging nach unten, ihre Füße berührten die Treppe kaum. Ich hatte es eilig, band meine Haare nur zu einem lockeren Zopf. Im selben Moment lief ich aus der Tür. An der Treppe hielt ich kurz inne und lauschte. Tatsächlich, sein Herzschlag war fast wieder normal. Ich spürte eine Welle der Erleichterung und als ich ihn erblickte, konnte ich mir ein Grinsen nicht vernkneifen. »Jake!«, brachte ich atemlos hervor. Er schaute auf und lächelte: »Nessie.« Er sah müde aus, aber Carlisle hatte ihm Gips und Verband abgenommen. Als ich zu ihm rüberging, bemerkte ich, wie Alice mürrisch grollte. >Ich weiß, ich hatte die Klamotten schon viel zu oft an.<, meinte ich zu ihr, doch sie schüttelte den Kopf. Im Moment war's mir sowieso egal, was ihr nicht passte. Ich sah nur mehr Jacob. Ich quetschte mich neben ihm aufs Sofa (Seth hatte erst den Platz neben ihm beschlagnahmt) und umarmte ihn glücklich: »Ich bin so froh, dass es dir gut geht!« Er drückte mich schweigend an sich. Dann kamen Gewissensbisse in mir hoch: »Jake, es tut mir so leid! Ich hätte dich da nicht reinziehen sollen, dann wäre das alles nicht passiert!« Er legte mir zwei Finger auf die Lippen, schaute mich ernst an: »Hör auf. Hör auf, dir Schuld für Dinge zu geben, für die du nichts kannst, verdammt! Ich wollte doch raus, oder nicht?« »Ja und damit hast du Nessie in Gefahr gebracht, Flohsack!«, zischte Rosalie verärgert. Jacob wandte sich ihr zu: »Ich weiß.« Edward und Alice wechselten einen unglücklichen Blick. »Es ist egal. So oder so wären sie gekommen.«, wandte ich ein. Ein Geistesblitz mischte sich in meine Gedanken: »Jake, dieses Mädchen..kennst du sie? Es schien mir danach..« Jake richtete sich ein wenig auf und nickte langsam: »Ich hab sie einmal getroffen. Da warst du noch nicht geboren, aber es war nachdem Edward das erste Mal deine Gedanken gehört hatte. Ich hab mich da ziemlich ausgeschlossen gefühlt und bin in den Park in der Hoffnung geprägt zu werden.« Er grinste: »Edward hat mir den Austin Martin Vanquishe geliehen. Dann kam sie auf mich zu- „Hey, du da! Du mit dem geklauten Wagen!“, hatte sie gerufen. Ihr Name ist Lizzie, sie ist ..oder ich sollte besser sagen, war, eine Autokennerin mit Sinn für Humor. Ich war total überrumpelt.« Jake schüttelte den Kopf: »Es ist so ungerecht.« »Arme Lizzie..«, murmelte ich. Sie hatte mein Mitleid, sie schien heute noch mit sich und dem was sie war zu hadern. »Ja, es trifft immer die Falschen..«, erwiderte Jacob leise. »Aber sie hat dich erkannt!«, warf Bella ein. »Jaaaahhh..« Edward schaute ihn durchdringend an, die Zähne zusammengebissen und schüttelte leicht den Kopf. Alice seufzte und flüsterte Jasper etwas zu, das ich nicht verstand. Er nickte. »Nessie..wir sollten reden. Draußen.«, flüsterte Jacob und ein gequälter Ausdruck trat auf sein Gesicht. Ein schlechtes Gefühl beschlich mich. Mein Körper bereitete sich auf Schmerzen vor, als ich aufstand und ihm aus der Tür folgte. Kapitel 9: Abruptes Ende ------------------------ Okay, für alle die schwache Nerven haben, warne ich vor. Ich hab beim Schreiben selbst heulen müssen, weils so traurig ist...Nyan, lasst euch überraschen^^ Lg Nessie/Emalie Eine Weile standen wir schweigend im Garten. Ich hatte fast Angst, etwas zu sagen. Da rührte Jacob sich endlich. Er atmete tief durch und drehte sich mit schmerzverzerrtem Blick zu mir: »Nessie, das was an deinem Geburtstag passiert ist, war unverzeihlich.« »Aber Jake, dafür konntest du nichts!«, protestierte ich. Schließlich hatte er die Vampire doch nicht eingeladen! »Das sehe ich anders. Ich hätte auf Edward hören sollen und dich nicht mitnehmen sollen. Ich habe dich in unsägliche Gefahr gebracht.«, sein Blick ließ keine Widerworte zu. Der Zorn trieb mir die Tränen in die Augen. »Das ist nicht wahr!«, zischte ich. Er hingegen blieb ruhig: »Doch ist es und du weißt es genauso gut wie ich.« Sein Blick schweifte in die Ferne. >Jake, es war meine Entscheidung. Also lass gut sein!<, dachte ich nachdrücklich. Er schüttelte den Kopf: »Ich habe dich in Gefahr gebracht.« »Hast. Du. Nicht!« Er ignorierte meine Worte einfach nur: »Und deshalb gibt es nur Eines, was ich tun kann, damot so etwas nicht nochmal passiert. Du weiß, ich werde dich immer lieben-daran wird sich nichts ändern.« Er verstumme, als würde er überlegen. Plötzlich schob sich eine Erinnerung in meine Gedanken. Meine Familie war versammelt gewesen, als Jacob sich vor kurzer Zeit extrem wortkarg gab. Alice hatte eine Vision gehabt. Und ich quetschte es aus ihr heraus. »Ihr wollt wissen, was ich gesehen habe?«, hatte sie gefragt. »Genau das. Jacob verlässt dich, um dich vor einer Gefahr zu beschützen.« Doch in ihrer Vision war es doch um die Volturi gegangen... Unbewusst hatte ich meine Erinnerung offen präsentiert, Jacobs Lippen waren zu einem dünnen Strich verzogen. >Ist es das was du willst?<, fragte ich ihn entsetzt. »Mein Rudel und ich werden gehen. Wir werden dafür sorgen, dass euch niemand schaden kann. Am wenigsten ich. Das sind wir euch schuldig.<<<, antwortete er seltsam distanziert. >Nein! Wie sellst du dir das vor? Wie soll ich..? Ich liebe dich!<, ich traute meiner Stimme nicht und flehte ihn in Gedanken an. Meine Sicht war durch einen Tränenschleier getrübt. Jacob ging auf mich zu, jetzt war seine Stimme wieder wärmer: »Schatz, du weißt doch was für ein Versprechen du mir gabst.« »Ja, aber..nicht so!« »Es ist zu deinem Besten.«, erwiderte er sanft. Er täuschte sich. Wie sollte es gut für mich sein? Ich schüttelte den Kopf. Zu mehr war ich nicht im Stande. Er nahm mein Gesicht in seine Hände und scahute mir in die Augen. Sein Blick war weich: »Du hast mich verändert. Jede Sekunde die ich mit dir verbringen durfte, war ein Geschenk. Doch dann wurde es zu Selbstverständlichkeit und ich wurde unvorsichtig. Ich zweifle unsere Gefühle keinen Moment lang an. Aber es ist einfach besser für dich. Sicherer. Sei fröhlich und verliebe dich, weil du es willst und nicht aus Pflichtgefühl.« Ich starrte ihn an, wollte ihm sagen, dass ich ihn liebte, weil er war, wer er eben war, doch kein Wort brachte ich heraus. Meine Kehle war verschnürt. »Ich weiß ich tue dir weh und es tut mir unendlich leid. Aber du wirst darüber hinweg kommen. Eines Tages.« Er küsste meine Stirn, dann meine Nasenspitze. Zum Schluss küsste er meine Lippen. Leidenschaftlich und doch sanft. Ein letzter Kuss. Dann war er weg. Nur mehr sein Duft hing in der Luft. Ich war erstarrt, zu benommen, um zu verstehen, was geschehen war. Ich wiederholte die Szene in meinem Kopf. Einmal, zweimal. Beim dritten Mal begriff ich. Die Luft blieb mir weg. Mein Herz fühlte sich an, als würde jemand es zerquetschen und gleichzeitig tausend Nadeln hineinstoßen. Ich sank zu Boden. Ich spürte, dass es diesmal endgültig war. »Nein!«, stieß ich hervor. Ich fühlte mich leer, wie eine seelenlose Puppe. Ich erinnerte mich an mein Versprechen, dann wurde ich wütend. »Jacob Black! Wie zum Teufel konntest du es wagen, mir das anzutun?!«, mein Geschrei schreckte die Vögel auf. Es war mir egal. Es interessierte mich nicht, dass ich ihre Nester zerstörte, als ich die Bäume verbog. Es war mir gleich, dass ich die Kaninchen unter der Erde verängstigte, wenn ich einen Felsen warf. Ich war ein fünfjähriges, wütendes, verzweifeltes Kind. Dann hielten mich zwei Hände im eisernen Griff. Langsam beruhigte ich mich ein wenig. In meinem Wutausbruch hatte ich Jasper nicht kommen hören. »Nessie, ruhig. Es ist alles in Ordnung.«, sagte er leise und bestimmt. »Wie kannst du das behaupten? Er ist weg und kommt nicht wieder! Er hat mich für immer verlassen!«, ich erkannte meine eigene Stimme nicht wieder, sie war viel zu hoch und erdrückt. Jasper erwiderte nichts, eine neue Woge der Ruhe durchfloss mich. Das Atmen fiel mir schwer, doch ich war mir zumindest sicher, nicht wieder auszurasten. Der Ansicht war wohl auch Jasper, er ließ mich langsam los: »Es tut mir so leid, Renesmee. Dass du so leidest, sollte nicht sein.« Ich schaute ihn an, ohne ihn zu sehen. Welch eine Ironie, dachte ich bitter. Vor ein paar Tagen hatte ich mir noch Gedanken über die Prägung gemacht, darüber, ob sie vergehen konnte. Hier hatte ich das Ergebnis. Jasper begleitete mich zum Haus. Als ich ins Wohnzimmer kam, standen meine Eltern und Rosalie sofort auf, doch ich hob abwehrend die Hände. Das sollte nicht ihre Sorge sein. Auch Benjamin und Tia schauten mich mitfühlend an. Natürlich, unsere „Auseinandersetzung“ war niemandem entgangen. »Es geht...mir gut.«, brachte ich mühsam hervor. Okay, diesmal zog es nicht, alles klar. Also die Wahrheit: »Es geht mir scheiße. Aber ich will allein sein.« Ich würde auch allein bleiben. Bella sah mich ernst an. Sie wusste, wie ich mich fühlte. Sie hatte mir im Vertrauen erzählt, dass Edward sie auch einmal verlassen hatte- zu ihrem Schutz. Ich wollte aber nicht reden. Weder mit ihr noch mit sonst jemandem. Ich ging schnurstracks in mein Zimmer, verschloss die Tür und drehte die Musik so laut es ging. Kaum war ich aus Jaspers Nähe, hatte mich der Schmerz wieder. Der Bass der Musik betäubte ihn ein wenig. Es war eine schlechte Idee gewesen, ins Zimmer zu gehen. CD's, die uns beiden gefielen; Bücher, aus denen wir uns gegenseitig vorgelesen hatten; Fotos..alles erinnerte an ihn. Als ich die Ärmel meines Shirts nach oben schob, streifte ich das Armband. Noch so eine Erinnerung. Ich nästelte am Verschluss herum, meine Finger zitterten so. Ich warf es in die leere Schachtel meines tragbaren DVD-Players und die Fotos gleich dazu. Wie ein wütender Tornado fegte ich durch den Raum und als ich alles greifbare in die Schachtel verbannt hatte, war er ziemlich kahl und leer. Ich setzte mich aufs Bett um zu verschnaufen. Die Luft brannte in meiner Lunge wie Feuer. Jetzt traf es mich erneut, diesmal mit voller Wucht. Ich ließ meinen Tränen freien Lauf und sank in die brennende, schwarze Leere. Kapitel 10: Das Wichtigste -------------------------- Hier beginnt Teil 2 der Fanfic. Erzählt wird hier aus Jacobs Sicht. Da es mir etwas schwer fällt aus der Sicht eines Jungen, vorallem eines Wolfes zu erzählen, ist es wohl nicht so gut geworden. Und ich brauche um einiges länger *drop*. Ich hoffe ihr habt Nachsicht mit mir xD. Und nun viel Spaß ^^ ------------------------------------------------ Das Richtige tun? Nächstes Mal pfeif ich drauf. Kapitel 10 Ich atmete kurz durch und ignorierte den schmerzhaften Stich, als ich mich zu meinem Ein und Alles umdrehte: »Nessie..wir sollten reden. Draußen.« Ich sah, wie sie erstarrte. Es widerstrebte mir, das zu tun, was ich vorhatte. Doch es musste sein. Als wir draußen waren, brauchte ich mehrere Anläufe um anzufangen. Ich wog noch einmal die Möglichkeiten ab, doch dummerweise deutete fast alles auf die Richtigkeit meines Vorhabens hin. Wie oft hatte ich bei Bella diese Entscheidung schon getroffen und war immer zurück gekehrt? Nessie fernzubleiben würde wie verbrennen sein. Ich dachte an Edwards Gesichtsausdruck, damals, als er glaubte, Bella würde Nessie nicht überleben. So würde es auch mir gehen. Aber ich durfte nicht zurück. Nie wieder. Ich riss mich am Riemen: »Nessie, das was an deinem Geburtstag geschehen ist, war unverzeihlich.« Sie verzog das Gesicht wie immer protestierend: »Aber Jake, dafür konntest du nichts!« Ich stöhnte innerlich. Wie immer wollte sie mir jede Schuld absprechen. Natürlich. »Das sehe ich anders. Ich hätte auf Edward hören sollen und dich nicht mitnehmen sollen!«, erwiderte ich heftig. Ich sah Tränen in ihren Augen und hasste mich dafür. Sie zischte mich an- ziemlich untypisch für sie: »Das ist nicht wahr!« Ich bemühte mich um Ruhe: »Doch ist es und du weißt es genauso gut wie ich.« Unwillkürlich dachte ich daran, wie Lizzie, halb wahnsinnig vor Blutdurst, sich auf Nessie stürzte. Das durfte sich einfach nicht wiederholen. >Jake, es war meine Entscheidung. Also lass gut sein.<, sie verlieh ihren Gedanken Nachdruck, sie weigerte sich die Wahrheit zu sehen. Beinahe genervt schüttelte ich den Kopf: »Ich hab dich in Gefahr gebracht.« Ich sah die Ungeduld in ihrem Blick, als sie fast knurrte: »Hast.Du.Nicht!« Aber ich tat so als hätte ich sie nicht gehört und fuhr unbeirrt fort: »Und deshalb gibt es nur eines, was ich tun kann, damit so etwas nicht nocheinmal passiert.« Wieder pochender Schmerz. Verzweifelt suchte ich nach einer anderen Möglichkeit, fand jedoch nichts. Die Erinnerung traf mich wie ein Keulenhieb. Nessie und ihre gesamte Familie waren versammelt, ernste Statuen. Alle schauten zu Alice- sie musste wohl etwas gesehen haben. Nessie redete auf sie ein, bis die Schwarzhaarige sich schließlich geschlagen gab: »Ihr wollt wissen, was ich gesehen habe? Genau das. Jacob verlässt dich, um dich vor einer Gefahr zu schützen.« Aua. Ich presste die Lippen zusammen, es entsprach so sehr der Wahrheit. In ihrem Gesicht spiegelte sich blankes Entsetzen: >Ist es das was du willst?!< Ich wählte meine Worte sorgfältig: »Mein Rudel und ich werden gehen. Wir werden dafür sorgen, dass euch niemand schaden kann. Am wenigsten ich. Das sind wir euch schuldig.« >Nein! Wie stellst du dir das vor? Wie soll ich..? Ich liebe dich!<, schrie sie mir entgegen. Ich zuckte leicht. Ihr Kummer schmerzte mehr als mein eigener. Ich schaffte es nicht, diese abweisende kalte Maske aufrecht zu erhalten, denn ich liebte sie zu sehr: »Du weißt doch, welches Versprechen du mir gabst, Schatz.« »Ja, aber..nicht so!« »Es ist zu deinem Besten.«, versicherte ich ihr sanft, aber bestimmt. Denn dessen war ich mir sicher. Für mich war es unerträglich, doch für sie würde es gut sein- auf lange Sicht. Nessie schüttelte den Kopf. Ich nahm ihr Gesicht in meine Hände; sie war schon immer wunderschön: »Du hast mich verändert. Jede Sekunde, die ich mit dir verbringen durfte, war ein Geschenk. Doch dann wurde es zu Selbstverständlichkeit und ich wurde unvorsichtig. Ich zweifle unsere Gefühle keinen Moment lang an. Aber es ist besser für dich. Sicherer. Sei fröhlich und verliebe dich, weil du es willst und nicht aus Pflichtgefühl.« Sie starrte mich mit großen Augen an. Bestimmt lag ihr eine Erwiderung auf der Zunge, also redete ich schnell weiter: »Ich weiß, ich tue dir weh und es tut mir unendlich leid. Aber du wirst darüber hinweg kommen. Eines Tages.« Ich küsste leicht ihre Stirn, dann ihre Nasenspitze. Verdammt. Dann warf ich meine Regeln über Bord, ich wollte ein letztes Mal ihre weichen, süßen Lippen schmecken und küsste sie intensiv. Ich wünschte mir, die Zeit würde stehenbleiben. Dann riss ich mich widerwillig von ihr los und verschwand. Mein Herz ließ ich zurück. Noch während ich mich durch die Bäume schlängelte, verwandelte ich mich. Ich wusste nicht, wohin ich wollte. Ich lief einfach nur. Plötzlich riss Seth mich aus dem Konzept. >Jake, du hast es wirklich getan?!< >Du weißt, dass ich es musste, Kleiner. Mir blieb keine Wahl.< >Das zerstört sie. Sie braucht dich. Sollen wir die Cullens jetzt schutzlos dastehen lassen?<, fragte er vorwurfsvoll. Ich schluckte. >Sie sind Vampire. Denkst du wirklich, sie können nicht auf sich aufpassen?< >Du bist auf sie geprägt!< Ich knurrte. Musste sich jetzt auch noch Leah einmischen? >Das weiß ich selbst. Aber es ändert nichts!< >Jake, überleg es dir noch einmal.<, bat Seth. >Ich habe überlegt. Oder glaubst du, ich habe diese Entscheidung aus heiterem Himmel getroffen?< Eine Weile war es ruhig. Ich hörte nur das rhytmische Aufkommen meiner Pfoten und das Zwitschern der Vögel über mir. Ich hätte ewig so weiterlaufen können. >Willst du sie jetzt Benjamin überlassen?<, fragte Leah dann. >Was soll ich sonst tun? Weiterhin ihr Leben riskieren?<, gab ich trocken zurück. Aber ich war überrascht. Leah hatte sich noch nie viel aus den Cullens gemacht. Darauf hatte sie eine Antwort: >Es schmerzt das gesamte Rudel.< Ich vernahm so etwas wie Schuldgefühle in ihrem Tonfall. Ja, vor einigen Jahren hatte sie das selbst durchgemacht. Zumindest..so ähnlich. >Ich werde aber meine Gedanken nicht darauf verwenden, Leah.<, ich wusste, dass der Vorwurf in meiner Stimme deutlich war, aber das war mir jetzt egal. >Und was hast du jetzt vor?<, fragte Seth vorsichtig. >Mein Versprechen einzulösen. Die Neugeborenen auftreiben und loswerden.<, antwortete ich leichthin und klar. >Das ist zu gefährlich!< >Das ist der Grund, weshalb ich es alleine mache.< >Bist du verrückt? Du willst wohl draufgehen!< >Vielleicht.< >Volltrottel! Ich komme mit!<, verkündete Leah hitzig. Ich wollte etwas erwidern, doch Seth kam mir zuvor. >Ich bleib auch nicht hier!< Ich verlangsamte meinen Schritt. Die Lichtung war mir zu vertraut. Unweigerlich glitten meine Gedanken in die Vergangenheit. »Na los, beeil dich!«, kicherte Nessie mit ihrer hellen Sopranstimme. Sie ging mir kaum bis zur Hüfte und musste sich recken, um mir auffordernd in die Augen zu sehen. Ich lachte: »Also gut, Kleine. Drei, zwei, eins..los!« Sofort rannte Nessie los. Sie war sehr schnell, doch ich hätte sie mit Leichtigkeit überholen können. Doch ich tat es nicht, dafür sah ich viel zu gern ihr glückliches Gesicht, wenn sie gewann. Sie war zwei Jahre alt und sah aus wie sieben oder acht. Schon des öfteren hatte sie Bella nach der Schule gefragt, aber es wäre nicht möglich gewesen. Geschweige denn nötig. Die Kleine konnte bereits Brüche rechnen und drängte ihren Vater, ihr Spanisch beizubringen. »Gewonnen!«, rief sie freudestrahlend vom anderen Flussufer aus. Ich sprang neben sie. »Nicht schlecht, Kleine.«, grinste ich und hob sie hoch. Sie kicherte vergnügt und schmiegte sich an meinen Hals: »Jake, wir bleiben doch immer zusammen, nicht wahr?« Darauf nickte ich. Und dann hatte mich die Gegenwart wieder. Ich war wortbrüchig geworden. Leah und Seth hatten mir schweigend zugesehen. >Jake, du kannst nicht gehen.<, bemerkte Seth schroff. >Ich muss.<, korrigierte ich ihn, sprang über den Fluss und nahm Menschengestalt an. Ich schnappte nach Luft, doch sie füllte meine Lunge nicht. Der brennende Schmerz vernichtete sie. Ich schmeckte Blei in meinem Mund. Musste mir wohl in die Zunge gebissen haben. Egal. Vergleichen zu den anderen, war dieser Schmerz unbedeutend. Kapitel 11: Neuer Wolf? ----------------------- Kapitel 11 Als ich am nächsten Morgen aufwachte, glaubte ich, noch zu träumen. Alles war weiss. Mitten im September. Na super. Ich sprang auf die Pfoten und schüttelte mein Fell, es war ganz nass vom Schnee. >Endlich wach?<, fragte Leah sarkastisch. Ich erwiderte genauso bissig: >Was gibt es besseres, als in aller Früh deine liebliche Stimme zu hören?< Sie kicherte. >Hey! Morgen, Jake! Ich hab in der Nähe eine Wapitiherde gefunden, habt ihr Hunger?<, rief Seth begeistert. Ich konnte seine Schritte hören, er näherte sich. >Leah, Seth. Geht nach Hause.<, sagte ich ruhig. >Waaas? Aber wieso denn?< >Seth, es ist nichts gegen euch, okay? Das was ich vorhabe, ist gefährlich und vermutlich ziemlich weit weg. Es ist meine Sache. Nein, mein Kampf.<, fügte ich hinzu. >Sei nicht albern! Wir haben immer zusammen gekämpft, oder?< >Ich weiß.< Ich seufzte. Leah und ihr Bruder standen wirklich von Anfang an hinter mir. Naja, Leah eigentlich hinter Seth. Und dafür war ich ihnen ja auch dankbar. >Jemand muss La Push beschützen.<, wandte ich ein. >Und was ist Sam? Ein Staubwedel oder was?<, gab Leah tonlos zurück. >Nein, aber-< >Kein aber, Jake. Du wirst uns nicht los.<, fuhr Seth dazwischen. >Seth! Ich will das nicht!<, zischte ich erzürnt. >Du kannst uns zwingen.<, bemerkte Leah trocken. Diese..sie wusste, dass ich das nie tun würde. Merkten die beiden nicht, dass ich sie nicht dabei haben wollte? Ich wollte sie schließlich nicht in den Tod laufen lassen. >Tust du auch nicht. Außerdem glaube ich kaum, dass Quil und Embry sehr glücklich darüber wären, oder?<, unterbrach Leah meine Gedanken. >Embry und Quil sind bei Claire. Und sie wissen was zu tun ist.< Ich begann zu laufen. Diese Diskussion wollte ich nicht unbedingt weiterführen. Es war schwer, sich in den dichten Schneemassen zu bewegen, ich versank bis zur Schnauze. Aber es tat auch gut, die Muskeln mal wieder richtig zu benutzen. Der Geruch der Neugeborenen stieg mir in die Nase. Er brannte abscheulich und ich musste mich beinahe übergeben. Aber dafür wusste ich, dass ich auf dem richtigen Weg war. Meinetwegen könnten sie direkt vor mir aus dem Busch springen, das würde mir den Weg ersparen. Eine Sekunde blickte ich erwartungsvoll in den Wald neben mir, doch natürlich kam nichts. War ja auch lächerlich von mir, zu denken, dass sie ausgerechnet jetzt, wo ich wollte, dass sie kamen, wirklich auftauchten. Ob Neugeborene sich von uns fernhalten würden? Oder würden sie es gar nicht erwarten können uns zu zerreißen? Wolfgeruch gegen Blutdurst, was wäre eher ihr Fall? Ich konnte mich nicht mehr ans letzte Aufeinandertreffen vor 7 Jahren erinnern. Mit ziemlichem Erfolg hatte ich diese Geschehnisse im Sommer verdrängt..Doch das Training der Cullens war mir noch sehr gut in Erinnerung, das würde ich so schnell wohl nicht vergessen. Jasper hatte damals gesagt, Neugeborene würden sich nur auf ihre Kraft verlassen. Das war doch schon mal gut, oder? Ich brauchte also nur eine gute Strategie. Wenn da nur nicht das Problem wäre, dass ich niemand war, der sich Strategien ausdachte, ich hatte andere Hobbies. >Collin, bist du in der Nähe?<, fragte ich widerwillig. >Klar Boss. Was gibt's?<, ich hörte ein Grinsen in seiner Stimme. Gerne gab ichs nicht zu, aber die Not drängte mich: >Ich brauche einen guten Plan. Dazu brauche ich dein Wissen.< >Okay, wo treffen wir uns? Ich bringe alles Notwendige mit.< Collin war sofort bei der Sache, das gefiel mir sehr gut. >Wir treffen uns zehn Meilen nördlich vom Baseballfeld.<, legte ich fest. >Alles klar. Ich beeile mich!< Ich wechselte die Richtung und lief ein Stück zurück. >Hat etwas von Deja-vu.<, dachte ich unwillig, während ich mich ans erste Treffen mit den Volturi erinnerte. Das war eine Nacht voller Ängste, Wut und Unsicherheit gewesen. Diese Erinnerung ließ sich nicht so leicht verbannen. Sie wollten mir Nessie nehmen, weil sie anders war. Ohne zu zögern hätte ich für sie gekämpft und mein Leben gelassen. Nur um sie dann zu verlassen? Eine plötzliche Sehnsucht überkam mich und ich wollte nichts mehr, als meine Nessie wieder in die Arme zu schließen. Ich dachte wirklich daran. Die Neugeborenen und der Zirkel würden sowieso ihr Unwesen treiben, egal wo ich war. Ich könnte Renesmee doch viel besser beschützen, wenn ich bei ihr wäre. Ich müsste mich nur zusammenreißen und aufpassen. Ihr nicht alles durchgehen lassen, was sie wollte. Mich zu begleiten zum Beispiel. Ich schüttelte den Kopf. Ich würde ihr immer geben, was sie haben wollte. So war das nun einmal. Ich war am Treffpunkt angelangt und verwandelte mich in einen Menschen. Bereits wenige Minuten später hörte ich Collin kommen. Doch er war nicht allein. »Leah, Seth! Was zum Teufel macht ihr hier?«, fragte ich verärgert. »Wir haben gehört was du vorhast und haben unterwegs Collin getroffen.«, antwortete Leah grinsend. »Sorry, Jake. Die beiden haben sich mir buchstäblich aufgedrängt.«, sagte Collin entschuldigend. »Mann, du siehst echt fertig aus!«, sagte Seth zu mir. Ich zuckte die Schultern: »Mit einem Taschenspiegel lauf ich nicht durch die Gegend.« Er und seine Schwester wechselten einen Blick, dann sagte Leah: »Ist ja auch egal. Vielleicht schreckst du die Vampire ja ab?« Über diesen Witz lachte niemand. »Gibt es eine Möglichkeit euch loszuwerden?«, fragte ich genervt. »Außer es zu befehlen? Nein.«, gab Seth zurück und Leah schnaubte. Ich seufzte widerwillig: »Also gut, legen wir los.« Die Strategie war einfach, doch die Chancen, dass sie funktionierte standen gut. »Danke dir, Collin. Genauso werden wir es machen.«, sagte ich aufrichtig. Im Nachhinein hatte ich zugeben müssen, dass ich ohne Leah und Seth keine Möglichkeit gehabt hätte, sie zu überrumpeln. Aber es widerstrebte mir immer noch, die beiden mit hineinzuziehen, in mein..Selbstmordkommando. Seit ich Nessie nicht mehr in meiner Nähe hatte, neigte ich zu Schwachsinnigkeiten, das war mir bereits aufgefallen. Also redete ich mir ein, dass ich es für ihre Familie tat und wenn ich dabei draufging, war es nur ein Pluspunkt für mich. Ich vermisste sie so sehr..jeder Gedanke an sie, versetzte mir einen schmerzhaften Stich, doch ich wollte auch nichts vergessen. Jede kleine Macke, jede ihrer Gesten..alles wollte ich in meiner Erinnerung halten, solange ich lebte. Ich schluckte und konzentrierte mich auf das Blatt Papier vor mir. Es war ziemlich kindisch von mir, mich so zu verhalten. Ich wollte es so. Aus. Schluss. Ende. Finito. »Jacob. Du siehst wirklich nicht gut aus.«, bemerke Leah mit merkwürdig weicher Stimme. »Es geht mir hervorragend.«, gab ich finster zurück. Die Geschwister warfen sich einen zweifelnden Blick zu. »Es macht dich kaputt, Alter. So wie es damals Bella kaputt gemacht hat.« Ich schaute Seth finster an: »Das ist immer noch meine Sache. Es war das einzig richtige und jetzt ist genug.« Er verstummte und fing an, mit den Fingern in den Boden zu zeichnen. »Hört zu, ich..ihr müsst das nicht machen. Geht zu Sue.«, fing ich nochmal an. »Ich lasse mir von dir doch nichts sagen, ich bin fünfundzwanzig, Mann!«, zischte Leah. Ich verdrehte die Augen. Wenns danach ginge, wäre ich zweiundzwanzig und es ist mir egal. »Darum geht's nicht. Auch Seth-ja, ich weiß, du bist auch schon zwanzig- ihr beide solltet einfach heim gehen. Das wäre besser für euch und besser für Sue.«, fuhr ich fort. »Mum kommt gut alleine zurecht. Außerdem sind wir genauso deine Familie. Und so leichtsinnig wie du bist, muss jemand auf dich aufpassen.«, erwiderte Seth grinsend. »Auch ich gehe nicht ohne dich zurück.«, sagte Leah leise. Wenn ich nicht so genervt gewesen wäre, hätte wohl meine Überraschung Überhand gewonnen. »Was habt ihr Clearwaters nur, dass ihr euch in alles einmischen müsst?« »Wir haben wohl nen Narren an Idioten gefressen.« Ich stöhnte und wandte mich ab. Eine Stunde war es still. Ich starrte nur ins flackernde Feuer vor mir und dachte an..ich dachte an nichts. Dann begann ich mich zu fragen, was Billy machte und was er wohl dachte, wo ich war. Auch er machte sich wahrscheinlich Sorgen, wenn auch nicht solche, wie andere Väter. Und Nessie? Ob sie sich bei Benjamin ausweinte? Oder bei ihrer Familie? Ich war noch nie gut auf die Cullens zu sprechen gewesen, bis auf Nessie und Carlisle. Und Bella natürlich. Aber jetzt würden mich alle drei genauso hassen wie Blondie. War doch gut. Ich hatte es verdient. Und doch..ich war der Familie noch einiges schuldig. Ob die Schuld beglichen sein würde, wenn ich tot wäre? Ich hörte ihre Stimme an meinem Ohr, wenn sie nach mir rief. Ich musste mich mit aller Kraft dagegen wehren, den Rückweg anzutreten. Es zog mich mit einer Macht zu ihr, der ich mich nur schwer entgegenstellen konnte. Ich fühlte mich leer und..taub. Und dennoch als würde ich brennen. Ich versuchte die Gedanken, die Gefühle abzuschütteln, ich brauchte einen klaren Kopf. Es wollte nicht gelingen. Stattdessen verschwamm alles um mich herum. Der Atem von Leah und Seth war nur noch ein schwaches Flüstern, das Knistern der Flammen kaum hörbar, der Wald, der Boden, alles nur noch in Umrissen zu erkennen. Ich konnte es nicht. Ich musste zurück. Es ging nicht. Ich war zu schwach. Ein Knurren riss mich aus meinen Gedanken und ich schaute überrascht auf. Ein schwarzer Wolf stand plötzlich an unserem Lager, er knurrte Leah bedrohlich an, die sich verwandelt hatte. Ich konnte Seth nirgends sehen. »Leah, was ist passiert? Wo ist Seth?« Leah deutete mit dem Kopf auf den Wald hinter mir und ließ den fremden Wolf dabei nicht aus den Augen. »Gehts ihm gut?« Sie schüttelte den Kopf und in ihren Augen spiegelte sich jetzt Besorgnis. Ich zögerte kurz. Dann verwandelte ich mich: >Schaffst du das allein?< >Ja! Sieh bitte nach Seth, er ist verletzt!< Kaum war die letzte Silbe verklungen, war ich schon auf und davon um ihn zu finden. >Seth, wo bist du?<, rief ich aufgebracht. Ich hielt Augen und Ohren offen. Dann hörte ich sein Wimmern. Ich sprang über einen Busch, was in dem Schnee gar nicht so einfach war, und da lag er. Unter einem Baum und schaute mich entschuldigend an: >Tut mir leid, Jake. Ich war zu langsam.< >Was redest du da? Was ist überhaupt passiert?<, fragte ich ungeduldig. Er starrte mich ungläubig an: >Du hast das wirklich nicht mitgekriegt?< Ich schüttelte den Kopf. >Jacob, langsam wird's wirklich schlimm mit dir.<, bemerkte er besorgt. >Seth..< >Ja, schon verstanden. Naja, Leah und ich haben uns gezankt und dann taucht plötzlich dieser schwarze Wolf wie aus dem Nichts auf und knurrt uns an! Leah ist sofort aufgesprungen und wollte ihn zurückdrängen, aber der Wolf ging auf sie los und wir verwandelten uns beide. Zuerst mal hat der ganz schön blöd aus der Wäsche geguckt. Hat sich überraschend schnell gefangen und ist dann auf Leah losgegangen. Ich bin vor sie gesprungen und da hats mich eben erwischt.<, er seufzte. >Und dann bist du abgehauen?<, fragte ich ungläubig. Er wich meinem Blick aus. >Weißt du..meine Heilungskräfte sind zurzeit wirklich miserabel..< >Achja?< Jetzt wurde ich wütend: >Siehst du? Genau solche Sachen ist der Grund, warum ich euch nicht dabei haben will! Heute sind es „nur“ gebrochene Knochen, aber was ist beim nächsten Mal? Ihr könntet sterben! Wollt ihr das etwa? IST DAS EUER ZIEL?!< Seth zuckte zusammen. Dann hob er trotzig den Kopf: >Nein, das ist nicht unser Ziel. Wir wollen einfach dir beistehen, und zusehen, dass du da wieder heil aus der Sache rauskommst. Weil dir dein Leben ja offenbar egal geworden ist. Aber uns nicht.< Ich knurrte wütend. Waren denn jetzt alle zu Märtyrern geworden? >Wisst ihr was? Macht was ihr wollt!<, setzte ich nach und sprang dann mit einem Satz wieder über den Busch. Ich machte mich auf dem Weg zu Leah, sie brauchte vielleicht meine Hilfe. Als ich am Lagerplatz ankam, stockte ich erstmal. Von Kampf keine Spur mehr, Leah saß neben der Feuerstelle über etwas gebeugt. Ich verwandelte mich wieder in einen Menschen und näherte mich leise: »Was ist?« Leah schaute auf und rückte ein wenig zur Seite, wodurch ein Mädchen zum Vorschein kam, etwa sechzehn oder siebzehn Jahre alt. Ihr langes, braunes Haar ging ihr in leichten Locken über die Schulter, sie war in Leahs Ersatzsachen gekleidet und schaute mich mit ihren grünen Augen leuchtend an. Ich schaute verwirrt zwischen ihr und Leah umher. Leah stand auf und kam auf mich zu. »Sie ist der Wolf.«, flüsterte sie. Ein überraschter Laut entfuhr mir. »Es tut mir leid, dass ich euch angegriffen habe.«, meldete sie sich mit kräftiger, aber warmer Stimme. Ich war zu perplex um etwas zu sagen. Leah schob mich rüber: »Das ist Jacob Black, er leitet unser Rudel, weißt du.« Das Mädchen schaute mich großäugig an: »Du siehst noch viel zu jung aus, um ein Rudel zu leiten. Naja, egal. Mein Name ist Cathleen.« Ich nickte nur, immer noch verwirrt. Ich ließ mich auf den Boden sinken, ich war durcheinander und vollkommen überrumpelt. »Cathleen..würdest du uns erzählen, woher du kommst?«, fragte Leah neugierig. Cathleen nickte: »Es ist eine lange Geschichte.« Ich stöhnte innerlich. Ich war total kaputt und jetzt durfte ich mir auch noch eine Märchenstunde reinziehen. Wuhu. Ich machte es mir bequem. »Na dann, leg los..« Kapitel 12: Zuwachs ------------------- In diesem Kapitel kommt ein neuer Chara dazu, sie ist ein Blutwolf. Bei Gelegenheit werde ich mal die beschreibungen tippsen ^^ Und jetzt viel Vergnügen --- Kapitel 12 »Wartet, ich hole Seth.«, sagte ich und sprang auf. Ich lief zurück zu ihn und stubste ihn an. Er war eingeschlafen. »Hey, Kleiner!«, rief ich laut und er schreckte auf. Dann schaute er mich vorwurfsvoll an. »Willst du etwa nicht zurück?« Seth seufzte und verwandelte sich wieder in einen Menschen. »Ist es Leah? Hat sie dich geschickt?«, fragte er ziemlich genervt. »Nein. Ich bin gekommen, weil es etwas zu besrpechen gibt.«, antwortete ich und Seth warf mir einen entschuldigenden Blick zu. »Na los, komm.«, ich ging voraus und er folgte mir. »So, sind wieder da. Seth, das ist euer Wolf, Cathleen.«, sagte ich grinsend zu ihm. Seth starrte sie verblüfft an: »Ein Mädchen?« Sie grinste ihn an: »Da schaust du, was?« »Das kannst du laut sagen.«, erwiderte er. »Können wir jetzt weitermachen?«, fragte Leah ungeduldig. Sie sprach meine Gedanken aus. Cathleen nickte. »Ich bin in Portugal geboren und kurz danach hat uns mein Vater verlassen. Sie hat mich allein großgezogen und ich hab es ihr nicht gerade leicht gemacht. Als ich zwölf war, bekam ich total seltsame Anwandlungen. Ich..«, sie zögerte unsicher. Sie schaute uns abwechselnd unglücklich an: »Es war wirklich merkwürdig. Also..im Sportunterricht bin ich zusammengeklappt. In der Krankenstation bin ich aufgewacht und in dem Moment kam eine Freundin rein, sie hatte sich beim Kochen in den Finger geschnitten.« Sie legte eine Pause ein und schluckte. Wir anderen wechselten einen Blick. Cathleen atmete tief durch, dann fuhr sie fort: »Jedenfalls..zuvor war mir immer schwindelig, wenn ich Blut gesehen habe. Aber diesmal war es anders. Ich..hab mich auf sie gestürzt. Wie so eine Irre.« Sie wartete unsere Reaktion ab. Ich musste erstmal verstehen, was sie gesagt hatte. Aber das hörte sich doch mehr nach einem Vampir an, oder? Zum selben Schluss waren wohl auch Seth und Leah gekommen, denn sie schauten sich verstört an. Cathleen presste die Lippen zusammen und wandte sich ab. »Und dann?«, fragte Seth gespannt. Ihre Stimme war leiser und klang gepresst, als sie weitersprach: »Von da an veränderte sich alles. Ich schoss in die Höhe, wurde schnell und stark. Ich konnte sogar den Mannschaftskapitän des Karateclubs schlagen. War ziemlich lustig. Ich war eigentlich Vegetarierin, doch ich fing an auf blutige Steaks zu stehen.« Sie schüttelte den Kopf: »Es war wirklich komisch. Meine Mutter hat mich zu verschiedenen Ärzten geschleppt, aber niemand hatte eine Erklärung.Als ich dreizehn wurde, verwandelte ich mich zum ersten Mal. Ich war schockiert und durcheinander und bin ein paar Wochen abgehauen. Unterwegs habe ich ein paar Nomaden getroffen, die mir von Wolflegenden erzählt haben. Ich fand mich auch langsam damit ab, aber es erklärte nicht die Sache mit dem Blut. Also bin ich nach Spanien gegangen. Und dort erfuhr ich dann von blutsaugenden Wolfen. Ich blieb eine Weile bei ihnen, denn in der Nähe war ein Stamm von Wölfen, die mir geholfen haben, mich unter Kontrolle zu bringen.« Ihr Blick schweifte in die Ferne. >Sie hat ganz schön was durchgemacht. Ähnlich wie Sam...<, grübelte ich betroffen. »Das ist ja ganz schön heftig. Und du warst so jung, als du das durchgemacht hast? Wie hast du das nur geschafft?«, fragte Seth beeindruckt. Sie zuckte die Schultern: »Ziemlicher Dickkopf.« Er lachte. »Und was machst du jetzt hier?«, fragte Leah verwundert. Auch ich war neugierig. »Nachdem ich in Europa nichts mehr rausfinden konnte, bin ich zurück zu meiner Mutter. Nach dem ersten Schock hattte auch sie angefangen zu recherchieren. Und herausgefunden, dass man hier vielleicht mehr Informationen kriegen würde.«, antwortete sie. »Du bist ganz schön offen.«, bemerkte ich erstaunt. Cathleen lachte: »Ich sehe keinen Grund meinesgleichen etwas zu verheimlichen. Nunja..fast meinesegleichen.« Ich nickte, das war eine gute Erklärung. Eine Weile sagte niemand etwas. Ich ließ mir Cathleens Geschichte durch den Kopf gehen. Mit zwölf Jahren aus dem Leben gerissen und trotzdem so nett und optimistisch. Na gut, sie hatte Leah und Seth angegriffen. Warum eigentlich? »Du..Cathleen..wieso hast du uns angegriffen?«, fragte ich also. »Das war..ich hatte Hunger und dachte mir, wieso nicht Menschen etwas zu futtern abnehmen?«, gestand sie verlegen. Seth lachte lauthals los: »Oh manno! Du bist echt witzig!« Sie grinste. Leah war skeptischer: »Und du fällst einfach so Menschen an?« »Ich hatte nicht vor euch etwas zu tun.«, ihr Blick glitt zu Seth: »Das mit der Schulter tut mir leid.« »Achwas, schon okay. Ist ja schon wieder verheilt.«, winkte er ab. Cathleen lächelte ihn an. »Und, konntest du denn schon etwas herausfinden?«, wollte ich wissen. »Nicht so wirklich. Ich habe nur eine weitere Legende gehört.«, seufzte sie. »Eine weitere Legende?«, fragte Seth neugierig. »Angeblich sollen Blutwölfe entstanden sein, als ein Werwolf den Biss eines Vampirs überlebte.«, antwortete Cathleen. Ich schaute sie überrascht an: »Was ist das denn für ein Schwachsinn? Der Biss eines Vampires ist für einen Werwolf, sowie auch für uns, tödlich. Das weiß jedes Kleinkind.« Sie hob abwehrend die Hände: »Hey, ich hab die Legende nicht erfunden, klar?« »Tschuldige..«, nuschelte ich. Sie hatte ja recht. »Jacob macht grad eine schwere Zeit durch, weißt du..«, murmelte Seth ihr zu. »Verstehe...« Ich wollte nichts davon her und wechselte das Thema: »Und wohin gehst du jetzt, Cathleen?« Sie schaute mich kurz an und überlegte. Leah rappelte sich auf und fing an, die Sachen aufzusammeln, die ums Lager verstreut waren. Scheinbar hatte sie wohl genug gehört. »Ehrlich gesagt, weiß ich das noch gar nicht so genau. Ich habe gemerkt, dass hier in der Nähe Vampire sind. Und ich habe nicht grade Lust denen in die Arme zu laufen.«, gab Cathleen zu. »Wo denn?«, fragte ich ganz unschuldig. »In der Nähe der Stadt.«, antwortete sie und schaute mich aufmerksam an. »Ach, da musst du keine Angst haben! Das sind die Cullens!«, entgegnete Seth fröhlich. »Cullens? Muss ich die kennen?«, fragte Cathleen ratlos. Ich setzte mich auf den Boden, sollte Seth das nur machen. »Die Cullens sind eine Vampirfamilie. Sie sind anders als andere, weißt du. Sie ernähren sich von Tierblut und beschützen die Menschen. Und sie sind mit uns befreundet.«, erklärte Seth. An ihrem Gesichtsausdruck sah ich, dass Cathleen nicht anders konnte, als ihm zu glauben. Sie wirkte sogar beeindruckt. »Tierblut? Interessant..«, murmelte sie nachdenklich. »Also, was ist jetzt?«, fragte Leah ungeduldig. Sie war lautlos neben mir aufgetaucht und starrte das andere Mädchen an. »Ich gehe dann weiter in Süden.«, antwortete Cathleen. »Ganz schlechte Idee.«, sagte Seth. »Wieso?« »Da sind neugeborene Vampire unterwegs.«, erklärte ich. »Cathleens Geruch ähnelt dem der Vampire. Sie werden ihr vermutlich nichts tun.«, wandte Leah ein. Ich starrte Leah fassungslos an. Was hatte sie gegen Cathleen, dass sie sie los werden wollte? Sie war es doch gewesen, die sich mit ihr unterhalten hatte. Zwar war sie unbekanntem immer misstrauischer als wir, aber vorher war ihr Verhalten anders gewesen. Ich schüttelte den Kopf. »Ich will niemandem Probleme bereiten. Ich werde auch sofort verschwinden.«, sagte Cathleen an Leah gewandt. Diese nickte: »Ist auch besser so.« »Leah! Was soll diese Unfreundlichkeit?«, rief Seth empört. Auch ich war wütend darüber. Konnte sie sich nicht einmal normal benehmen? »Tut mir leid. Es ist nichts gegen dich, Cathleen. Wir stehen alle etwas unter Stress.«, entschuldigte Leah sich. »Ich nehms dir nicht übel, Leah.«, lächelte Cathleen verständnisvoll. Ich war direkt erstaunt. Wie konnte man nur so geduldig sein? »Ich danke euch für die Informationen. Jetzt weiß ich, wovor ich mich in Acht nehmen muss.«, bedankte sich Cathleen und wandte sich zum gehen. »Nein, warte!«, rief Seth zur Überraschung aller. Wir wandten uns mit gorßen Augen zu ihm um. Er errötete leicht: »Naja, ich meine..es ist trotzdem zu gefährlich für eine allein, oder? Kann sie nicht bei uns bleiben..zumindest bis die Neugeborenen weg sind.« »Öh..«, ich schaute ratlos zu Leah. Sie zuckte die Schultern, sie wusste auch nicht, was mit ihrem Bruder los war. »Aber das ist nicht nötig. Ich komme schon klar.«, protestierte Cathleen mit erhobenen Händen. »Also ich hätte kein Problem damit.«, sagte ich dann schulterzuckend. Warum auch nicht? Von ihr schien keine Gefahr aus zu gehen und sie verstand sich offenbar gut mit Seth. Leah schnaubte. Ihr gefiel es nicht. Ich stubste sie an und flüsterte: »Gib dir einen Ruck. So schlimm ist sie doch gar nicht.« Sie schaute mit zusammengekniffenen Augen auf Cathleen. Dann seufzte sie: »Wenns unbedingt sein muss.« »Also, was sagst du, Cathleen?«, fragte Seth mit hoffnungsvollem Blick. »Ich weiß nicht..na gut, solange ich euch kein Klotz am Bein bin.«, gab sich das Mädchen geschlagen. Seth grinste. »Na dann, willkommen im Team.«, lächelte ich und reichte ihr die Hand. Sie schlug ein: »Ich werde mich benehmen.« Leah zwang sich auch zu einem schwachen Lächeln: »Wir werden schon miteinander auskommen.« »Davon bin ich überzeugt, Leah.«, erwiderte Cathleen ernst. Ich lief mit Leah die Grenze ab, Seth und Cathleen hatten wir zum Schlafen genötigt. Wir hatten herausgefunden, dass die Telepathie auch zwischen dem Rudel und Cathleen funktionierte. Auch wenn es für uns alle äußerst ungewohnt war, Seth und ich vertrauten dem Mädchen. Leah hatte dazu nur missmutig gemurmelt, dass wir jedem Mädchen blind trauen würden. Seth hatte sie mit einem bösen Blick gestraft und ich verstand ihn auch. In einer stillen Minute hatte er mir anvertraut, dass er sich manchmal wie das fünfte Rad am Wagen vorkam. Er würde es verstehen, dass ich und Leah viel zu bereden hätten, da sie ja meine Stellvertreterin war, aber er fühlte sich ab und an eben doch zurückgestellt. Wenn Cathleen dabei war, hatte er auch jemanden zum Reden. >Irgendwie mag ich Cathleen nicht.<, fing Leah an zu meckern. >Ach nein, das hätte ich nicht gedacht. Was hat sie dir getan?<, fragte ich schnippisch. >Sie hat mir nichts getan. Aber das sie uns so bereitwillig alles erzählt, was wir wissen wollen, macht mich stutzig.<, erläuterte sie mir. >Klar, es ist aber auch nicht jedermanns Sache sich verschwiegen zu geben, weißt du. Sie scheint eben einfach eine offene Person zu sein.<, meinte ich beschwichtigend. >Und dass sie uns angegriffen hat?< >Auch das hat sie uns erklärt.<, antwortete ich knapp. >Hast du gesehen, wie Seth an ihr hängt? Sie hat ihn bereits um den Finger gewickelt!<, beschwerte sie sich und knurrte. >Sie hat gar nichts getan. Und die beiden verstehen sich eben einfach gut. Daran gibt es nichts auszusetzen.< Ich wechselte die Richtung und ließ den Blick schweifen. >Hast du gesehen, wie er sie ansieht?<, fragte Leah nachdrücklich. Ach, darum ging es also. Sie hatte Angst ihren Bruder an ein anderes Mädchen zu verlieren. >Ich wusste gar nicht, dass du so einen Bruderkomplex hast.<, spöttelte ich. >Das ist es nicht!<, zischte sie. Ich zuckte unwillkürlich zusammen. Sie konnte manchmal bedrohlich wirken, selbst aus weiter Ferne. Doch ich war neugierig geworden. >Was ist dann das Problem?< Sie seufzte wehmütig. >Ich will nicht, dass er sich in sie verliebt und dann das selbe passiert wie bei Sam. Die Gefahr dass er geprägt wird, ist zu groß. Oder sie.< Ich schwieg überrascht. Leah war doch menschlicher als ich bisher angenommen hatte. Auch wenn ich es rührend fand, dass sie sich so um ihren Bruder sorgte, meine Meinung war eine andere. >Deinen Beschützerinstinkt in allen Ehren, Leah. Aber es ist sein Leben und wenn er sich in Cathleen verliebt, dann ist das auch seine Suppe. Und es muss ja gar nicht sein, dass jemand von ihnen geprägt wird, vielleicht haben sie ja Glück.< >Vielleicht.< Damit war das Gespräch beendet. Würde sich bei Seth und Cathleen etwas ergeben, würde ich mich einfach für sie freuen. Prägung hin oder her. Ich ärgerte mich darüber, wie oft diese Sache zur Sprache kam. Für manche mag es das Leben leichter machen- Sam und Emily oder Quil und Claire- aber im Großen und Ganzen bereitete es doch nur Qualen. Leah hatte darunter sehr zu leiden gehabt. Sie hatte Jahre gebraucht um darüber hinweg zu kommen. Und jetzt hatte ich Nessie etwas ähnliches angetan. Was also sollte diese Prägerei für einen Sinn haben? Vielleicht waren unsere Vorfahren scharf auf seelische Schmerzen? Ich schimpfte mich einen Volltrottel, weil ich schon wieder darüber nachdachte und konzentrierte mich wieder aufs Wesentliche. Die Grenze war sicher und weit und breit gab es nichts Auffälliges. Leah teilte mir das selbe mit, also kehrten wir zurück. Wir waren erstaunt, dass Cathleen geschäftig hin und her lief, anstatt zu schlafen. »Was machst du?«, fragte ich. Sie hielt alarmiert inne: »Oh, ihr seid schon zurück! Ich hatte gehofft, ihr würdet länger brauchen.« »Wieso?«, hakte Leah nach. Cathleen schaute schüchtern auf den Boden: »Ich dachte, ihr habt vielleicht Hunger auf etwas Warmes, also bin ich in die Stadt gelaufen um ein paar Sachen zu besorgen und hab euch etwas gekocht. Aber jetzt bin ich noch nicht fertig.« »A-aber Cathleen..das musst du doch nicht..«, sagte ich peinlich berührt. Sie nickte heftig: »Doch natürlich. Ich hab euch doch gesagt, ich will euch kein Klotz am Bein sein. Und deshalb möchte ich euch so gut wie möglich unterstützen.« Leah schnupperte bedächtig: »Das riecht gut.« Cathleen lächelte ein wenig stolz: »Ist ein Familienrezept. Ich hoffe ihr seid hungrig.« »Cat, sag bloß das hast du gekocht!«, rief Seth, der grade hinter uns aufgetaucht war. »Cat?«, Leah kicherte. Cathleen überging ihren Spott und antwortete lieber Seth: »Klar, wer sonst?« »Hätte ja sein können, dass meine Schwester eine frauliche Seite an sich entdeckt hat.«, scherzte Seth. »Hey, werd nicht frech, Kleiner!«, gab Leah zurück und lachte. »Klein? Ich bin fast zwei Köpfe größer als du.«, stichelte Seth wieder. Ich konnte mir ein Lachen nicht verkneifen. »Leute, es ist fertig.«, unterbrach Cathleen die geschwisterliche Zankerei. Wie eine kleine Familie ließen wir uns das leckere Essen schmecken und scherzten untereinander, als wäre alles wie immer. Kapitel 13: Was mich betrifft... -------------------------------- Somit hätten wir hier Kapitel 13. *Räusper* Ist ziemlich schwierig Jakes Lage zu beschreiben, manchmal kommt es mir vor, als würde es ihn zu kalt lassen und manchmal kommts mir so vor als würde ich übertreiben... Nyaaaan, vielleicht mögt ihrs trotzdem XD --------------------------------------- So schnell wie der Schnee gekommen war, schmolz er auch wieder dahin. Wir hatten die Zeit genutzt und an der Strategie gefeilt, jetzt, wo Cathleen auch noch dabei war. Sie hatte sich geweigert, zu warten und Däumchen zu drehen. Sie war jetzt schon eine Woche bei uns und Leah kam mit ihr wider Erwarten auch gut aus. Okay, das war untertrieben. Die beiden waren Freundinnen geworden, auch wenn Leah ein wachsames Auge auf Seth und Cathleen hatte. Das Mädchen gab sich wirklich große Mühe sich bei uns einzufügen und sie verstand sich ausgezeichnet mit Leah's Bruder. Sie zogen es vor gemeinsam Wache zu schieben und meistens waren sie dabei so laut und kindisch, dass Leah und ich erst recht kein Auge zu bekamen. Aber ich fands nicht schlimm. Ich war froh, dass Seth jetzt nicht mehr so allein war. Ich war dankbar für so viel Ablenkung, denn mittlerweile hatte die Sehnsucht und der Verlust ein großes leeres Loch hinterlassen, das immer größer wurde, wenn ich Zeit zum Nachdenken hatte. Denn dann dachte ich selbstverständlich an Nessie, daran, dass sie mir fehlte, dass ich sie liebte. Ich hatte gewusst, dass es nicht leicht werden würde. Aber ich hielt mir immer vor Augen, dass sie so ein besseres Leben hatte. »Jacob, könnten wir nicht kurz in die Stadt gehen? Meine Klamotten sind völlig hinüber.«, klagte Cathleen und deutete auf ihr zerschlissenes Shirt und die Jeans, die schon von Löchern übersät war. Ich blickte an mir selbst hinunter und musste ihr recht geben. Wir sahen alle beschissen aus. Also nickte ich: »Keine schlechte Idee. Wenn wir nach La Push gehen, könnten wir auch unter die Dusche springen.« »Und ich könnte nach Mom sehen.«, warf Leah ein. Seth pflichtete ihr bei. Billy flippte fast aus- vor Freude, aber gleich darauf wurde er wütend. »Was fällt dir ein, dich nicht zu melden?!«, rief er. »Ich war schon öfter weg.«, erinnerte ich ihn. »Aber diesmal treiben die Vampire ihren Wahnsinn!«, tobte mein Vater weiter. »Woher weißt du das?«, fragte ich verdutzt. »Von Sam. Im Gegensatz zu dir sagt er mir nämlich was vor sich geht.«, erwiderte er vorwurfsvoll. »Adoptier ihn doch als Sohn.«, warf ich ihm an den Kopf. Billy zuckte zurück: »Was ist denn los, Jake?« »Sieht aus, als hätte dir Sam etwas vorenthalten. Ich bin gezwungen, Nessie aus dem Weg zu gehen und nicht gerade glücklich damit. Seth und Leah lassen sich nicht abschütteln und wir haben vorübergehend Zuwachs. Und jaaa, auch die Vampire machen mir Kopfzerbrechen.«, machte ich meinem Ärger Luft. Billy starrte mich zunächst fassungslos an und als er sich langsam wieder einkriegte, brachte er nur heraus: »Wieso?« Ich wusste, worauf sich seine Frage bezog und stieß einen langen Seufzer aus. »Weil ich sie zu sehr in Gefahr bringe.«, erklärte ich, wie es mir vorkam bereits zum hundertsten Mal. Ich spürte förmlich, wie ein weiterer Riss entstand. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass Renesmee diese Meinung teilt.«, murmelte Billy nach einer Weile. »Tut sie auch nicht. Ich geh duschen.« Im Bad stand ich lange vor dem Spiegel. Der Kerl der mir da entgegenstarrte, sah nicht aus wie ich. Ganz abgesehen von seinem verschmutzten Äußerem, war sein Gesicht das schlimmste. Er wirkte ausgezehrt, tiefe Ringe lagen unter seinen leblosen, dunklen Augen. So war das also. Ich machte gute Miene zum bösen Spiel, aber vormachen konnte ich niemandem was. Die ganze Mühe umsonst. Mist auch. Ich sprang unter die Dusche und ließ das heiße Wasser auf meine Haut herabprasseln, ich spürte dessen Hitze kaum. Morgen wollten wir angreifen. Ich hoffte, dass Edward und Bella gut auf Nessie aufpassten. Aber natürlich taten sie das. Immerhin waren es ihre Eltern. Ob ich es riskieren sollte und anrufe? Andererseits hoffte ich darauf, dass Alice nach mir Ausschau hielt. Ich konzentrierte mich auf meinen Entschluss und betete fürs Gelingen. »Auch Hunger, Jacob?«, fragte Billy, als ich wieder in die Küche kam. Ich schüttelte nur den Kopf und schaute ungeduldig aufs Telefon. Jetzt war meine letzte Möglichkeit, denn nach dem Kampf wollte ich für immer aus der Stadt verschwinden. Sofern ich ihn überlebte natürlich. Ich griff entschieden nach dem Hörer und wünschte mir, dass Carlisle rangehen würde. Er war vermutlich der Einzige, der mir nicht den Kopf abreißen wollte. Nach dem zweiten Klingeln wurde abgehoben. »Cullens.«, trotz der Heiserkeit erkannte ich Nessie. Vor Schock glitt mir der Hörer fast aus der Hand. »Hallo?«, krächzte sie. Ich brachte keinen Ton über die Lippen. Ich räusperte mich und versuchte abweisend zu klingen: »Ist Carlisle da?« Am anderen Ende entstand geschockte Stille. »Jacob.«, flüsterte Nessie dann sanft. Ich merkte meine Fassade bröckeln, also sagte ich so unfreundlich wie es mir auch nur möglich war: »Ich weil Carlisle sprechen, gib ihn mir also bitte.« Vor meinem Auge sah ich sie zusammenfahren. »Er ist nicht da.«, antwortete sie mit erdrückter Stimme. In meiner Brust brannte das Höllenfeuer. Ich musste Luft holen, um weiterzusprechen: »Dann richte ihm aus, er möge mich anrufen, sobald er wieder da ist.« »Mach ich. Jacob..komm heil zurück.«, fügte sie noch hinzu. »Ich liebe dich.«, flüsterte ich, doch sie hatte schon aufgelegt. Die folgenden zwei Stunden waren sehr...anstrengend. Ich kämpfte mit mir und wollte am liebsten sterben. Ihre Stimme wieder zu hören war wie ein Taifun gewesen. Ich hatte mich bisher doch ganz wacker geschlagen, aber jetzt..wollte ich am liebsten schreien. Der Ozean der Trauer, als ich dachte, dass ich Bella verloren hätte, war nichts dagegen. Edward, der innerlich brannte, als er dasselbe dachte, war nur ein kleines Ausmaß davon. Ich fühlte mich..als wären meine Organe vereist und meine Haut brannte. Und gleichzeitig war ich vollkommen orientierungslos. Ich hätte mich wohl auch besser gefühlt, hätte mir Emmett oder Edward den Kopf abgerissen. Und doch konnte ich nicht umhin, diesen kurzen, schmerzhaften Wortwechsel zu wiederholen, wodurch mir dann erst richtig klar wurde, wie Nessie's letzter Satz lautete. „Komm heil zurück.“ !!! Wusste sie etwa bescheid? Das hieße ja, dass Alice mich wirklich gesehen hatte. Das war gut. Sie waren gewarnt. Ich fuhr zusammen, als plötzlich jemand wie wild an meine Zimmertür hämmerte. »Jake, es ist etwas furchtbares passiert!«, das war Seth und er klang panisch. Ich sprang auf und riss die Tür auf: »Was ist los?« »Cat..«, sagte er nur, doch an seinem Gesichtsausdruck konnte ich sehen, dass es sehr ernst war. Ohne auf weitere Worte zu warten, lief ich los. Leah und Seth hatten Cathleen zu sich mitgenommen, also nahm ich an, dass sie sich noch bei den Clearwaters aufhielt. Ich war umso überraschter, als Seth mich am Arm packte und in eine andere Richtung zog. Dann verwandelte er sich und ich tat es ihm gleich. >Sagst du mir endlich was los ist? Oder soll ich raten?<, fragte ich, denn langsam wurde ich doch ungeduldig. Seth wartete etwas mit der Antwort und lief erstmal nur weiter. Ich bedrängte ihn nicht, denn ich wusste, er würde antworten. >Sie ist..die Volturi haben sie.< Ich war erst einmal wie betäubt. >Wie konnte das passieren? Und was wollen sie von ihr?<, knurrte ich. >Wir waren auf dem Weg zu dir, da hielt sie plötzlich an und sagte, sie würde etwas wittern. Also blieben wir auch stehen, doch bevor wir etwas tun konnten, hatte diese Jane sie bereits in ihren Fängen. Sie sagte, Aro wäre an ihr interessiert, es wäre ihm noch nie ein solches Wesen untergekommen.<, er sprach die beiden Namen voller Abscheu aus, doch vorallem hörte man die Sorge. >Diese Mistkerle.<, fluchte ich. Er schwieg dazu. >Wo ist Leah?< >Sie ist ihnen hinterher.<, antwortete er zerknirscht. >Ist sie irre??< Sie hätte nie eine Chance gegen Jane! >Leah sagte, sie legt sich nicht mit Jane an. Nicht alleine. Aber sie würde es auch nicht zulassen, dass ihrer Freundin etwas geschieht.<, gab Seth zurück. >Na hervorragend.<, stöhnte ich und machte einen Satz über eine Gebüschreihe. Ich schnupperte und automatisch sträubte sich mein Nackenfell, als mir der grausige Volturigestank in die Nase stieg. Wer zum Teufel wollte uns denn noch alles Schwierigkeiten machen? Und es waren immer wieder diese verfluchten Vampire! >Wie weit sind die gelaufen? Wir sind bald in Sun Valley..<, beschwerte Seth sich. >Wirklich? Wann sind wir denn an Boise vorbeigelaufen?<, fragte ich verdattert. >Schon ne Weile her. Wo bist du nur mit deinen Gedanken, Boss?< Ich antwortete nicht, das wollte er gar nicht wissen. Nach weiteren zwei Stunden ließ Seth ein leises Knurren vernehmen. Ich wandte mich ihm fragend zu. >Wir sind fast in Red Deer.<, antwortete er frustriert. Red Deer? Wo war das nochmal?....>WAAAAAAAAAAAS? Wir sind mitten in Alberta?!<, rief ich fassungslos. Wenn das so weiterging, würden wir bald am nördlichen Eismeer landen! >Zum Teufel mit den Volturi!<, fluchte ich wütend. Ich stieß mich vom Boden ab und sprang auf einen der herabhängenden Äste, während ich mich verwandelte. Dann kletterte ich weiter nach oben und ließ meinen Blick durch die Gegend schweifen. Doch es war hoffnungslos. Der Wald erstreckte sich noch einige Kilometer und außer Grün war nicht viel zu erkennen. Viele kleine Flocken trieben sich im Wind herum und es war um mehrere Grade kälter als noch gestern. Naja, klar. Nach Seth's Aussage waren wir ja auch viel weiter im Norden. Frustriert ließ ich einen Schrei los und fiel dann auf die Knie. Die Kraft hatte mich mit diesem Schrei verlassen. Wie ein Kartenhaus brach sie zusammen. Ich konnte es nicht verhindern und meine Augen liefen über. Es war mir egal, dass Seth mich weinen sah. Ich war einfach schwach. Ich spürte seinen Blick im Nacken und als ich mich zu ihm umdrehte, schaute er mich mitleidsvoll an: »Jake..Es tut mir so leid, was du durchmachen musst..Wenn ich nur..etwas tun könnte..« Seine Hände zitterten und er biss sich auf die Unterlippe. Ich hatte mich wieder einigermaßen beruhigt und schüttelte jetzt den Kopf: »Ne, Kleiner. Mir tut es leid, dass ich euch damit belästige.« Er wollte etwas erwidern, wurde jedoch unterbrochen. »HYAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAHHHHHH!!!«, dieser qualvolle Schrei ging einem durch Mark und Bein. Und wir beide wussten, wessen Stimme das war und flitzten los. Kapitel 14: Die Wahrheit hinter der Wahrhei ------------------------------------------- Mir gefällt dieses Kapitel sehr gut, auch wenn es nicht sehr lang ist. Aber es passiert viel..Action, neue Informationen und ein Hauch Romantik... Wer ist Cathleen wirklich? Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen und freue mich wie immer auf eure Kommentare x33 ------------------------------------------ Kapitel 14 »HYYYYAAAAAAAAAAAAAAAAAAAHHHHHHHHHHHHH!!!!!!!!!«, dieser Schrei ging durch Mark und Bein. Wir wussten beide, wessen Stimme das war und ohne ein Wort zu wechseln sprinteten wir los. Entsetzt hielten wir inne bei dem Anblick, der sich uns bot. Cat wurde von Felix in eisernem Griff gehalten, während Jane sie spöttisch musterte und Leah sich zu ihren Füßen vor Schmerzen wand. »Lasst sie in Ruhe!«, flehte Cathleen mit gequältem Blick. Felix verstärkte seinen Griff und sie zuckte zusammen. Jane lächelte sie an: »Aber natürlich. Dafür musst du nur mit uns kommen.« »Das lasse ich aber ganz bestimmt nicht zu!«, knurrte Leah, die sich mühsam aufgerappelt hatte. »Leah, so lass uns doch gehen und gehe selbst zurück! Ich will nicht, dass dir etwas geschieht!«, rief Cathleen aus. »Siehst du, sie selbst besteht darauf, du Hund!«, grinste das Volturimädchen triumphierend. Seth knurrte wütend. >Reiß dich zusammen! Wenn sie uns jetzt bemerken, ist es vorbei.<, warnte ich ihn. >Aber Jake! Meine Schwester und Cat...!< >Ich weiß. Wir müssen den richtigen Zeitpunkt abwarten, Kleiner.<, erwiderte ich. >Dann ist es möglicherweise bereits zu spät! Wir wissen nicht, was sie vorhaben!<, zischte er. »Hier sind noch mehr.«, sagte Jane plötzlich. Ihre Augen verengten sich zu schlitzen und huschten in unsere Richtung. >Super, gefunden! Applaus!<, knurrte Seth ironisch. »Ah, wenn das nicht das Schoßhündchen der Cullens und der Bruder dieser Verrückten hier sind.«, höhnte Jane mit zuckersüßer Stimme. >Seth, bleib wie du bist.<, wies ich ihn an und verwandelte mich wieder in einen Menschen. Leah und Cat wandten sich bewusst ab, doch der Blick der Vampire haftete an mir wie Kaugummi auf einem Schuh. Ich verkniff mir mein bissiges Kommentar und giftete Jane und Felix gleich an: »Lasst die beiden sofort los, oder ich sehe mich gezwungen auch den Kopf abzureißen und das eigenhändig!« Jane lachte: »Was mit Felix geschieht ist mir einerlei. Doch ich werde dieses Monster-«, sie schaute Cat finster an, »zu Aro bringen. Es wird ihn in der Tat begeistern.« Also war es wirklich so, wie ich es bereits annahm. Cat entwand sich aus Felix' Griff, wenn auch nur für einen Augenblick: »Jacob, nimm Seth und Leah und flieh! Um meinetwillen müsst ihr euch nicht in Gefahr bringen! Bitte!« »Na, ist das nicht vernünftig? Mir liegt nichts ferner als euch zu töten.«, sagte Jane geschmeidig. Ich schnaubte erbost. »Dies ist nicht mein Auftrag. Natürlich würde es mir Spaß bereiten euch zu bekämpfen und eure vor Todesangst geweiteten Augen ein für alle Mal zu löschen..doch ich schweife vom Thema ab. Aro verlangt nur nach der Kleinen.«, erklärte sie leicht gelangweilt. »Ihr steht hier und richtet über ein unschuldiges Wesen, während hier Neugeborene ihr unwesen treiben? Mir scheint, ihr setzt eure Prioritäten etwas..nachlässig.«, ertönte Carlisles Stimme und er trat zu uns auf die Lichtung. Ich war zu überrascht um etwas zu sagen. Was machte er so weit weg von Forks? »Carlisle.«, grüßte Jane höflich. Felix nickte ihm zu. »Es ist schon eine Weile her..Was bewegt euch nun hierher?«, erwiderte Carlisle und ließ die beiden nicht aus den Augen. Jane zögerte einen Moment. »Aro ist an diesem Mädchen interessiert. Und ich kann nichts schlechtes daran erkennen, wenn ich sie ihm bringe. Sie ist etwas Fremdes und könnte gefährlich sein.« »Sie ist gar nicht gefährlich! Sie ist nicht anders als ihr und wir!«, rief Seth. Ich stöhnte. Er hatte meine Anweisung missachtet. »Und ist das etwa was gutes? Ihr Hunde seid nicht gerade das was man hilfreich bezeichnet.«, sagte Jane scharf. »Ihr habt kein Recht ihr etwas anzutun! Sie hat niemandem etwas zu leide getan, klar?«, begehrte der Junge auf. Leah legte ihm beruhigend die Hand auf die Schulter. »Seth..«, protestierte Cathleen leise. »Jane, ich muss dich dazu auffordern, nach Volterra zurückzukehren. Richte Aro meine besten Wünsche aus und es tut mir leid, aber ich kann euch das Mädchen nicht aushändigen.«, richtete Carlisle sich an Jane. »Niemals!«, stieß sie hervor und ballte die Hände zur Faust. »Dann befürchte ich, dass du dich in eine große Gefahr begibst, liebe Jane.«, sagte Carlisle bedauernd. Sie schaute ihn fragend an und auch wir waren irritiert. Schon im nächsten Moment verstanden wir was er meinte. Vier große Wölfe sprangen aus dem Wald, allesamt größer als wir selbst. Ihr Fell war schwarz, doch jeder von ihnen hatte ein außergewöhnliches Muster auf der Brust, welches den anderen ähnelte und doch anders war. Jane wich erschrocken zurück: »Was...?« »Das sind Blutwölfe. Sie sind das, was auch Cathleen ist. Und sie sind meiner Meinung, dass du sie in Ruhe lassen solltest.«, erklärte Carlisle gelassen. »Blutwölfe.«, echote die Volturi mit hohler Stimme. »In der Tat.« Felix hatte von Cat abgelassen und Seth schob sich unauffällig an ihre Seite, sie griff mit zitternder Hand nach der seinen. Sie alle drei fixierten die Wölfe und im Augenwinkel sah ich, dass Leah dasselbe tat. Es war still geworden..totenstill. Niemand erhob das Wort. Dann, nach fast zehn Minuten, meldete sich Jane wieder zu Wort: »Ich kann es nicht tun. Carlisle, so sehr du Aros Freund bist, er würde es auch dir nicht verzeihen, wenn ihm durch dich ein wertvolles Stück in seiner Sammlung fehlen würde.« »Cat ist kein Gegenstand, klar?«, warf ich zornig ein. Die Wölfe knurrten zustimmend und erneut wich das blonde Mädchen zurück. Ihr Blick lag nun auf den anderen Wölfen, die zwar kurz zusammenzuckten, doch sich nicht weiter rührten. »Pah! Was soll das, halten sich jetzt alle für immun oder wie??!«, tobte und schrie sie. Felix hielt sie an den Oberarmen fest: »Jane, krieg dich wieder ein, okay?« Sie warf ihm einen brennenden Blick zu und entriss sich seinen Händen. »Du kommst jetzt sofort mit, ist das klar?! Es ist mir verdammt nochmal egal, was die anderen sagen!«, rief sie Cathleen herrisch zu. »Du wirst sie nicht bekommen.«, widersprach Seth und stellte sich beschützend vor sie. Auch die Wölfe bauten sich an ihrer Seite auf, Leah und ich folgten ihrem Beispiel. Carlisle trat einen Schritt vor. »Das werden wir ja noch sehen!«, zischte Jane außer sich und brachte Carlisle Schmerzen bei. Erst versuchte er sie mit aller Macht abzuschütteln, doch es war ziemlich erfolglos. Nach wenigen Sekunden sank er zu Boden. Wie eine Verrückte schoss sie ihre Angriffe abwechselnd auf jeden von uns. Einer der Blutwölfe, ich nahm an der Anführer, stürzte sich auf sie und biss ihr in den Arm. Sie schleuderte ihn aufgebracht von sich: »Büßen sollst du das!!« Felix starrte sie hilflos an. Scheinbar hatte er sie auch noch nie so erlebt. Das Mädchen drehte sich schwungvoll um und versuchte dem Wolf das Genick zu brechen. Dieser warf sie ab und schnappte wieder nach ihr. Nun brach heilloses Chaos aus. Felix mischte sich auch in den Kampf ein und zog somit die Aufmerksamkeit der anderen drei Wölfe auf sich. Cathleen starrte bestürzt zu ihnen: »Nein, hört auf! Lasst es, das ist es nicht wert!!!« Ihre Stimme war schrill und gellend. Jane entwischte dem Angriff des Anführers und sprang mit einem Satz auf Cats Rücken. Ihre Lippen näherten sich deren Hals und sie grinste hochjubelnd. Cathleen war außer Stande sich zu bewegen, zu sehr lähmte sie der Schmerz der Illusion. »Das wirst du nicht tun!«, Seth schlug Jane hart ins Gesicht und sie flog einige Meter weit nach hinten. Leah packte Cathleens Hand und verschwand sogleich mit ihr aus der Sichtweite. Als Jane ihr Fehlen bemerkte, war es zu spät und sie stieß einen wütenden Fluch aus. Sofort lief sie los, doch bereits nach wenigen Metern kehrte sie wieder zurück. »Felix! Los jetzt!«, befahl sie. Die beiden entfernten sich. Wir trafen in Port Angeles auf die beiden Mädchen und Seth umarmte sie sogleich stürmisch: »Es geht euch gut, ein Glück!« Leah schüttelte ihn ab: »Ja, wir haben ihnen noch eine falsche Fährte gelegt.« Cathleen starrte abwesend in die Leere, erst als Carlisle sich neben ihr niederließ, erhellte sich ihre Miene. »Alles in Ordnung, Cathy?«, fragte er besorgt. »Ja. Danke, Carlisle. Ohne deine Hilfe wäre es gewiss anders ausgegangen.«, antwortete Cathleen lächelnd. Seth und ich wechselten einen fragenden Blick. Cathleen bemerkte es und schlug verlegen die Augen zu. »Du hast es ihnen also nicht gesagt.«, stellte Carlisle fest. Das Mädchen schüttelte den Kopf, dann wandte es sich uns zu: »Ich bin euch sehr dankbar für alles. Ihr habt mir bereits zum zweiten Mal das Leben gerettet. Ich bin euch einiges schuldig.« »Fängst du wieder damit an?«, tadelte Seth sie. Seit dem Kampf hingen die beiden noch mehr aneinander als vorhin. Seth hatte Angst, dass die Volturi jeden Augenblick zurückkehren könnten und behielt Cat deswegen lieber im Auge. »Es geht aber nicht darum. Ich habe euch belogen und das tut mir sehr leid.«, gestand Cat schuldbewusst. Leah sog Luft ein und fragte dann empört: »Du hast was??« »Ich habe euch nicht ganz die Wahrheit gesagt.« Ich starrte sie aufgebracht an. Cat rückte sich etwas zurecht, sodass sie mit dem Rücken zum Feuer saß und uns anblickte. Carlisles Miene war ernster geworden, aber nur ein wenig. »Also ich beginne nun damit, meine Geschichte zu vervollständigen und ...die Wahrheit ans Licht zu bringen.«, sagte Cat ernst. »Ich bin wirklich in Portugal geboren, das war jedoch vor zweiundsiebzig Jahren. Meine Mutter war damals von einem Amerikaausflug zurückgekehrt, als sie bemerkte, dass sie schwanger war, aber sie wusste nicht von wem..und weiß es bis heute nicht. Bis zum Punkt mit meiner ersten Verwandlung hatte sich dann alles so abgespielt, wie ich es euch bereits berichtet habe. Doch dann ändert sich die Geschichte. Ich war gerade zweiundzwanzig Jahre alt, als ich das erste Mal nach Amerika kam. Dort ging gerade die spanische Grippe umher und meine Mutter hatte sich infiziert. Wir suchten ein Krankenhaus auf und trafen dort auf Doktor Carlisle.«, hier unterbrach sie sich und lächelte ihn an. Dann fuhr sie fort: »Er tat alles mögliche um sie zu retten. Ich blieb Tag und Nacht bei meiner Mutter, ich hatte Angst, sie zu verlieren. In dieser Zeit verliebte ich mich auch in Carlisle. Natürlich wusste ich, was er war und auch, dass wir vermutlich keine Chance hatten, doch trotzdem gestand ich ihm meine Gefühle. Erstaunlicherweise erwiderte er diese sogar. Aber wir hatten nicht viel Zeit und so versuchte ich, ihm zu helfen. Auf mein Betteln hin, verwandelte er meine Mutter. Es war ihm zuwider und ich hätte es ihm auch nie antun wollen, wenn es nicht sie gewesen wäre. Kurz darauf verwandelte er einen Jungen und das war auch gleichzeitig der Abbruch des Kontaktes zueinander. Er musste sich um ihn kümmern, so wie ich mich um meine Mutter kümmern musste und etwas über meine Herkunft herausfinden wollte. Also verabschiedete ich mich und kehrte zurück. Dass ich ihn hier und jetzt wieder treffe-und er mir schon wieder das Leben rettet-ist wirklich schicksalhaft. Nur bin ich keinen Schritt weiter als damals.«, schloss sie betrübt. Wir waren erstmal wie erstarrt. Seth ließ seinen Blick ständig zwischen Cathleen und Carlisle hin und her schweifen. Klar, es gefiel ihm nicht, was er eben gehört hatte. »Und wieso hast du uns das nicht gleich erzählt?«, fragte ich vorwurfsvoll. »Ich weiß nicht. Vielleicht weil ich feige bin.«, antwortete sie ohne Umschweife. Carlisle stand mit einem Seufzen auf: »Ich muss wieder zurück.« Cathleen schaute ihn warm an: »Ich danke dir so sehr, Carlisle.« Er lächelte ihr zu und verließ uns dann. »Wo sind überhaupt die anderen Wölfe?«, fragte Leah und schaute sich suchend um. »Wieder weg.«, sagte Seth tonlos. Cathleen setzte sich neben ihn: »Es tut mir leid, dass ich gelogen habe, Seth. Und ich weiß auch gar nicht warum ich es getan habe. Aber ganz bestimmt nicht, weil ich dir wehtun wollte.« »Das ist es ja nicht, was mich so nervt!«, gab er unglücklich zurück. Sie schaute ihn überrascht an: »Was denn dann?« Er schwieg verbissen. »Seth, wie soll ich denn etwas ändern, wenn du nicht mit mir sprichst? Ich bin nicht in der Lage, Gedanken zu lesen, das weißt du doch!«, stöhnte sie ungeduldig. »Es ist das mit Carlisle..«, murmelte er leise. Sie starrte ihn verständnislos an, dann kapierte sie was ihn so beschäftigte: »Ach, das! Seth, das ist doch schon ewig her! Und ich mag ihn immer noch sehr gern, warum auch nicht. Er ist eine sehr nette Person. Aber ich mag ihn nicht mehr auf diese Weise wie ich es einst getan habe. Schon längst nicht mehr!« Er lächelte erleichtert. Leah hatte dem Gespräch der beiden volle Beachtung geschenkt und murrte jetzt vor sich hin. Na klar, es war zurzeit nicht grade angenehm für mich, gerade solche Gefühle mitbekommen zu müssen, aber nur weil es mir dreckig ging, hieß das ja nicht, dass es allen so gehen musste. Ich wünschte mir für Seth, dass alles gut gehen würde. Ich beschloss, dass ich der Sache mit den Blutwölfen auf den Grund gehen wollte. Warum sie so plötzlich aufgetaucht waren und dann wieder verschwanden. Ich wusste gar nicht, dass es noch mehrere gab. Aber erst einmal mussten wir zurück und die Sache mit den Neugeborenen regeln, die die Volturi ja außer Acht ließen. Ich seufzte tief. Seit wann waren wir die Übernatürliche Polizei? Kapitel 15: Zusammentreffen --------------------------- http://animexx.onlinewelten.com/fanfiction/autor/417404/225464/ <- Das ist der link zu ner weitern ff von mir falls es wen interessiert XD Kapitel 15 war für mich schwer und chaotisch zu schreiben und stellenweise merkt man das auch, glaub ich..es ist wohl eher ein füllchapter geworden, aber ich hoffe, ihr stört euch nicht daran xd ------------- Kapitel 15 Ich saß auf der untersten Treppe des Clearwater-Hauses und wartete auf Leah. Seth und Cat standen etwas abseits und diskutierten über irgendwelche Bücher oder so. Ich seufzte. Gerne wäre auch ich so unbeschwert gewesen, denn seit Cathleen uns die ganze Wahrheit erzählt hatte, waren die beiden enger denn je miteinander. Zugegebenermaßen war ich derjenige der schlechte Laune verbreitete, ich war einfach genervt und erschöpft und im Grunde ein seelisches Wrack. Es wurde Zeit, endlich die Neugeborenen aufzusuchen. »Worum geht's diesmal?«, fragte Leah. Sie schloss die Tür hinter sich und setzte sich neben mich auf die Treppe. »Ich glaube, Hamlet. Keine Ahnung.«, murmelte ich. »Ich habe meinen Bruder noch nie so literaturinterssiert gesehen.« »Daran interessiert, Cat zu gefallen triffts wohl eher.«, kommentierte ich tonlos. Ich spürte Leahs Blick auf mir liegen. Zehn Sekunden, zwanzig, fünfundzwanzig...»Was ist?«, fragte ich schließlich. »Es ist zum Verrückt werden! Du bist wie eine Leiche! Ich kann mich kaum erinnern, das letzte Mal eine Gemütsveränderung bei dir gesehen zu haben! Du machst zwar alles, aber das mit so einer Gleichgültigkeit, die zeigt, dass du es nur tust,weil du musst! Wach endlich mal auf!«, schimpfte sie. Ich starrte sie an, erschrocken und sicher auch verwundert. »Ist doch wahr! DU bist unser ANFÜHRER! So kannst du nicht rumlaufen. Es ist niemand gestorben, also hör verdammt noch mal auf mit diesem lächerlichen Theater und sei wieder du selbst!« Jedes Wort traf mich wie eine Speerspitze. Denn es lag so viel Wahrheit darin. Ich runzelte die Stirn und überlegte, wie ich es am besten formulieren sollte. »Leah..du hast keine Ahnung davon wie es sich anfühlt.«, sagte ich dann kühler als beabsichtigt. Sie wurde daraufhin genauso bissig: »Nein, ich habe gar keine Ahnung! Ich wurde nur von der Liebe meines Lebens verlassen, weil er lieber meine Cousine heiratet!« Ich knurrte. »Verdammt, Leah! Das kannst du nicht vergleichen! Natürlich hast du ihn geliebt, aber das mit der Prägung läuft doch etwas anders.« »Du Schwachkopf! Es war deine Entscheidung sie zu verlassen, also jammer hier jetzt nicht rum!«, fauchte sie. »Hey, beruhigt euch doch wieder..«, murmelte Seth zaghaft dazwischen. Wir verstummten, als uns klar wurde, dass wir nicht allein waren. Seth schaute uns mit einer Mischung aus Wut und Genervtheit an, während Cat uns erstaunt musterte. Ich schüttelte den Kopf. Hoffentlich ging ich bei dem Angriff drauf. Als die Sonne untergegangen war, liefen wir los. Wir wussten nicht, was uns erwarten würde und waren deshalb mehr als gewöhnlich auf der Hut. >Dann brechen wir jetzt ab nach Norden.<, sagte Seth als wir am verabredeten Punkt waren. Ich nickte: >Passt auf euch auf.< >Immer doch. Komm Cat!< Die beiden verschwanden in den Wald. >Und sollen wir jetzt wieder menschliche Form annehmen?<, fragte Leah dann. >Ich bin mir nicht sicher..Aber so wird es für sie schwerer uns gleich aufzuspüren. Ich werde zum Menschen, du bleibst erstmal in dieser Gestalt.< >Na gut..<, ich konnte sehen, dass es ihr widerstrebte, doch es war besser so. Ich nickte ihr kurz zu, dann änderte ich mein Aussehen. Ich warf einen Blick über die Schulter und flüsterte ihr noch ein »Pass auf dich auf« zu, dann lief ich ebenfalls in den Wald. Als ich nichteinmal die Hälfte des vorgesehenen Weges überquert hatte, hörte ich leise Stimmen. »Riechst du das? Menschen.«, sagte die eine Stimme und ein gieriger Unterton schwang in der Stimme mit. »Na, ich weiß ja nicht. Hier müffelts auch ziemlich nach Hund.«, erwiderte eine zweite Stimme leicht angewidert. Mist, wir waren wohl doch nicht vorsichtig genug gewesen. »Ach, du irrst dich sicher, es kann auch wirklich nur ein Hund oder Wolf gewesen sein. Lass uns die Menschen suchen!«, knurrte der erste ungeduldig. »Du vergisst, was man uns gesagt hat! Man ist auf uns aufmerksam geworden! Wir müssen vorsichtiger sein!« Ich knurrte leise und unwillig. Sie hatten uns bereits bemerkt? Oder sprachen sie von jemand anderem? Wieder lauschte ich. »Ich weiß. Aber..wir haben schon lange kein Menschenblut mehr bekommen und das von Tieren schmeckt abscheulich!«, zischte der erste erneut. »Hab noch etwas Geduld, Ephias.«, sagte die andere Stimme sanft. Ich wagte mich noch etwas weiter vor und plötzlich knackste es unter mir. >Scheiße!<, durchfuhr es mich. Ich war auf einen Zweig getreten! Eine Sekunde später stand ein hagerer, schwarzhaariger Vampir vor mir und blitzte mich mit seinen roten Augen an. »Wusste ich doch, dass hier ein Gestank in der Luft liegt.«, sagte der anklagend. Ich wich ein paar Schritte zurück und knurrte. »Rubeo, hast du da jemanden?«, fragte Ephias neugierig und kam nun auch auf uns zu. Rubeo grinste gierig: »Oh ja, und obgleich es ein Wolf ist, riecht sein Blut doch ganz schmackhaft.« »Gehört ihr zu den Neugeborenen, die hier ihr Unwesen treiben?«, zischte ich, doch ich glaubte, die Antwort so oder so schon zu kennen. Die beiden wechselten einen Blick, Rubeo richtete sich ein wenig auf: »In der Tat scheinst du mehr zu wissen, als es gut für dich ist.« »Ts! Darüber solltest du dich nicht freuen. Ich bin nicht durch Zufall hier! Mein Ziel ist eure Ausrottung!«, rief ich zornig. Er gehörte immerhin zu den Vampiren, die Nessie in Gefahr brachten. Ephias lachte nur matt. Rubeo brachte ihn mit einem Blick zum Schweigen, wandte sich anschließend wieder an mich: »Was haben wir euch getan? Wir sind eurer Grenze nicht zu nahe gekommen.« »Ihr greift Menschen an, also seid ihr das bereits!«, gab ich ungehalten zurück. Hinter mir hörte ich Leahs leisen Atem. Sie war wohl angriffsbereit. »Tja, das liegt in unserer Natur.«, erwiderte Rubeo sanftmütig. Ich schauderte, er erinnerte mich an Aro. Das gefiel mir noch weniger als alles andere. »Dann verschwindet mit eurer Natur dahin zurück, wo ihr rausgekrochen seid!« »Sprichst du so mit deinesgleichen?«, spottete Ephias. »Ihr seid alles andere als meinesgleichen! Ihr seid abscheuliche Vampire, die nur den Tod verdient haben!«, fuhr ich ihn kaltblütig an. Ich war drauf und dran, auf ihn loszugehen. »Meine Güte! Kleiner, vor nicht allzu langer Zeit, waren wir nur unschuldige Menschen!«, rief Rubeo aus. Das versetzte mir einen Dämpfer. Denn das ist immerhin etwas wahres. Leah knurrte warnend. Ich rief mich zur Vernunft. »Das macht es doch noch schlimmer. Ihr tötet euresgleichen!«, gab ich dann harsch zurück. »Tja..Schicksal.«, mit diesen Worten stürzte Ephias auf mich zu. »Verdammt!«, presste ich hervor und wich geradeso noch aus. Dafür prallte ich gegen einen Baumstamm. Leah sprang hervor. »Sieh mal einer an, noch ein Wölfchen.«, gluckste Rubeo amüsiert. »Leah, geh zurück!«, rief ich, doch sie schüttelte nur den Kopf und starrte den Vampir böse an. »Sehr gut, dann hat jeder was.«, waren Ephias' Worte ehe er sich erneut auf mich stürzte. Mir blieb keine Zeit mehr um auszuweichen und so verwandelte ich mich. Vor Schreck darüber wich er zurück, was mir die Möglichkeit einräumte, nach seiner Hand zu schnappen. Sie schmeckte abscheulich und alles in mir sträubte sich dagegen. Ich zwang mich dazu nicht loszulassen und riss mit einem Ruck daran. Dadurch löste sich seine Hand von seinem Arm und er schrie schmerzvoll auf. Und wo sollte ich jetzt mit der Hand hin? Ich wusste, wenn ich sie fallen lassen würde, setzte er sie wieder zusammen. Also warf ich sie mit Schwung in den Fluss, wo sie mit einem lauten Platschen landete. Ich gab ihm keine Zeit um sich zu regenerieren und griff ihn gleich wieder an. Diesmal wich er aus und schlug mir mit seiner verbliebenden Hand in den Nacken. Der Schmerz zuckte durch meinen ganzen Körper, doch ich gab mich ihm nicht hin. Mit einem wütenden, bedrohlichen Knurren stieß ich meine Zähne in seinen Nacken. Ich bereute es fast sofort, denn ich würgte unweigerlich. Dennoch schaffte ich es, solange auszuharren, bis er sich nicht mehr rührte. Sobald er zusammensank, ließ ich angewidert von ihm ab und schaute sofort nach Leah. Sie schlug sich auch nicht schlecht. Dass sie so schnell war, war von großem Vorteil, so gelang es ihr fast spielerisch jedem seiner Angriffe auszuweichen. Dafür brauchte sie länger, um sich von einem Schlag zu erholen. Ich setzte an um ihr zu helfen, doch sie hielt mich zurück: >Nicht, Jacob! Ich schaffe das alleine!< >Na schön..<, sagte ich zögernd. Leah sprang Rubeo auf den Rücken und er schrie überrascht auf. Blitzschnell fuhr er herum und schlug sie weg. Bevor sie gegen ie Felswand knallen konnte, stützte sie sich mit ihren Hinterläufen ab und nutzte den Schwung, um sogleich wieder anzugreifen. Rubeo brachte nur ein verächtliches Lachen dafür zustande und schlug ihr direkt auf den Brustkorb. Japsend schnappte sie nach Luft und krümmte sich. >Mist, verdammter!<, jetzt griff ich den Kerl an und hatte Schwierigkeiten, meine Wut zu zügeln. Rubeo lachte erneut: »Wo ist das Problem, Hund? Bisher haben wir doch eure Freunde, die Cullens, in Ruhe gelassen!« Ich konnte den Namen nicht hören und griff ihn erneut an. »Hm..aber langsam wird's mir doch etwas zu bunt. Ich glaube, ich verzieh mich-vorerst.«, mit einem letzten Blick auf Ephias verschwand er. Ich lief sofort zu Leah: >Alles in Ordnung mit dir?< Sie rappelte sich auf: >Es geht schon..Mist, sie sind entkommen!< >Das ist doch jetzt nicht so wichtig. Wir wissen jetzt wenigstens, mit wem wir es zu tun haben.<, beruhigte ich sie. >Hm..< Ich verwandelte mich zurück und sammelte die Überreste des vernichteten Vampires ein um sie zu verbrennen. Es gefiel mir ganz und gar nicht, dass sie der Stadt schon so nahe waren. Und was mich noch mehr beunruhigte...Sie wussten von den Cullens. Ihnen war klar, dass wir einst befreundet waren. Das war einfach nicht gut. Wenn ich Renesmee damit in noch größere Gefahr brachte? »Es ist schade, dass wir diesen Rubeo nicht gleich mit erledigen konnte.«, murmelte Leah und tauchte neben mir auf. Ich nickte abwesend. Ich hörte zwar was sie sagte, aber richtig verstanden hatte ich sie ohnehin nicht. »Seth und Cat..«, erinnerte sie mich dann leise. Ich schaute auf: »Jaah, wir sollten sie dann wohl suchen oder?« »Und wenn wir sie stören?« Ich schaute sie mit hochgezogenen Augenbrauen an: »Stören? Wobei denn?« Sie errötete etwas und murmelte etwas unverständliches, dann wandte sie sich ab. Ich zuckte die Schultern. Sollte sie ihre Gedanken doch für sich behalten, ich würde sie nicht daran hindern. Es war ärgerlich, dass diese Vampire unsere Pläne durchkreuzt hatten. Schweigend liefen Leah und ich zurück zum Treffpunkt. Dort warteten wir eine ganze Weile, bis die beiden andren wieder zurückkamen. Cat war ziemlich erhitzt und stocksauer, während Seth nur vor sich hingrummelte. »Was ist denn los?«, fragte Leah dann zögernd. »Wir sind auf Neugeborene gestoßen. Sie sind abgehauen.«, antwortete Cathleen gereizt. »Aha..und was ist so schlimm daran?«, fragte sie wieder. »Wir wollten sie erledigen!«, gab Cat zurück. »Du wolltest das, Cat. Ich habe dich zurückgehalten.«, warf Seth dazwischen. »Ja, deswegen bin ich dir auch sauer.« »Das war aber vernünftiger.«, erwiderte ich. »Vernunft hin oder her, sie sind gefährlich.« »Gerade deshalb wollte ich ja, dass du ihnen fern bleibst.«, vorwurfsvoll schaute Seth Cathleen an. »Ich hätte es schon geschafft, sie aufzuhalten.«, versicherte sie ihm. »Ich will aber nicht, dass du dich in Gefahr begibst.«, beharrte er. Ich verstand ihn nur zu gut. Ich wünschte mir schließlich für Nessie das selbe. Ich schimpfte mich selbst: >Wieso zur Hölle, komme ich bei jeder Sache auf sie?! Sie ist nicht mehr in deiner Obhut, du Vollidiot, wach auf!< Ich schüttelte mich kurz um einen klaren Gedanken zu fassen und sprach dann zu den beiden jüngeren: »Also gut, hört zu. Leah und ich hatten es auch mit zwei von ihnen zu tun. Sie waren nicht gerade leichte Gegner, einen konnten wir zwar erledigen, doch der andere ist geflohen. Wir..hatten nochmal Glück. Aber ich bin mir sicher, dass wir mehr Leute brauchen werden, wenn wir sie aufhalten wollen, so ungern ich das zugebe. Ich wollte so wenig wie möglich von uns da hineinziehen, aber es sieht so aus, als bliebe uns keine andere Wahl. Die Vampire müssen aufgehalten werden.« »Dann verständigen wir Sam?«, fragte Leah leicht angesäuert. »Wir müssen. Er hat weitaus mehr Erfahrung als wir und..sein Rudel ist auch größer.«, antwortete ich wahrheitsgemäß. Leah kniff die Lippen zusammen. »Ich weiß, dass dir das nicht gefällt, aber willst du es riskieren zu sterben? Oder Seth zu verlieren?« Sie schüttelte den Kopf: »Nein, ganz bestimmt nicht.« Ich schaute zu Seth und Cathleen, die beide nickten. Cathleen stand unschlüssig vor meiner Haustür: »Ich weiß nicht, ob es so gut für euch ist, wenn ich bei euch bleibe. Ich möchte euch nicht im Stich lassen, aber ich habe euch schon so viele Schwierigkeiten gebracht.« Ich schüttelte den Kopf: »Was redest du denn da? Du bist uns eine große Hilfe und vorallem Seth.« Sie errötete leicht und schaute zu Boden: »Da bin ich mir nicht so sicher...Wenn ich mit ihm zusammen bin, geht es mir viel besser, als wenn ich alleine bin. Dennoch glaube ich, dass ich ihm Kummer mache.« Ich lächelte: »Du bist in Seth verliebt oder?« Jetzt war sie ganz rot und nickte zaghaft: »Ein wenig.« »Ist doch gut. Etwas Liebe im Leben kann nicht schaden.«, sagte ich aufrichtig, auch wenns mir schwer über die Lippen kam. »Jaaaahh..« »Der Haken ist, er weiß es nicht und du traust dich nicht, es zu sagen?« »Stimmt. Aber es ist meine Sache und damit werde ich dich ganz sicher nicht belästigen.«, lachte sie. »Dann wünsche ich dir viel Glück.«, lachte ich. »Danke, das werde ich brauchen. Wenn der neue Plan steht, setzt du mich doch davon in Kenntnis? Ich würde euch gerne beistehen und an euerer Seite kämpfen.«, fragte sie mit leuchtenden Augen. »Wird gemacht. Gute Nacht!« Sie nickte mir zu und verschwand dann im Wald. Ich legte mich aufs Bett und starrte an die Decke ohne an etwas bestimmtes zu denken. Es war mir ein Rätsel, wie die Neugeborenen so leicht in unser Gebiet gekommen waren. Doch irgendwie war es mir egal. Gerade war mir alles egal. Außer Nessie..sie würde mir nie egal sein. Verdammter Mist, wieso konnte ich bloß nicht aufhören, an sie zu denken? Das würde so vieles erleichtern! Verdammte Prägung, verdammte Liebe, verdammter Mist alles zusammen! Am liebsten wollte ich schreien, mir die Seele aus dem Leib brüllen um dieses Gefühl und diesen dumpfen Schmerz loszuwerden. Auch wenn es meine Entscheidung war, sie zu verlassen, war ich sauer auf alles andere. Wieso konnten wir nicht einfach normale Menschen mit normalen Problemen sein?! So wie es bei Cat und Seth war oder wäre. Die beiden waren von dem selben Wesen und solche Probleme würden sie nie haben. Ich drehte mich auf die andere Seite, sodass ich jetzt die Wand anstarrte. »Ha-ha.«, machte ich trocken. Ich schauderte bei dem Gedanken daran, dass Nessie jetzt mit Benjamin ihre Zeit verbringen würde. »Mist aber auch..«, grummelte ich unzufrieden. Lange würde ich das wohl nicht mehr durchhalten. Entweder würde ich aufgeben und zurückkehren oder zugrunde gehen. Ich hoffte letzteres und hoffte auch, dass Nessie mich bereits vergessen hatte. Ich setzte mich wieder auf und griff nach meinem Handy. Lange Zeit starrte ich es einfach nur an, dann wählte ich wie in Trance eine Nummer. Nach dem zweiten Klingeln drückte ich keuchend wieder ab. Mir war klar, dass es Renesmees Nummer war. Selbstverständlich, welche auch sonst. Ich wollte es gerade wieder weglegen, da fing es an zu läuten. Ich schreckte auf. Nessie rief mich an. Unschlüssig schaute ich aufs Display, dann sagte ich mir, ich sollte kein Feigling sein und hob ab. Kapitel 16: Hätte ich es etwa wissen können? -------------------------------------------- >>Jacob!«, rief sie erregt durch den Hörer. Ich brachte erstmal kein Wort über die Lippen, dann riss ich mich zusammen. »Renesmee.«, es kam nicht so abweisend rüber wie es sollte. Ihre Stimme zu hören, tat mir weh und gleichzeitig wurde mein Kopf taub. »Warum hast du angerufen? Willst du vorbeikommen?«, fragte sie aufgeregt. Zu gerne wäre ich dem nachgekommen. Doch ich musste mich beherrschen: »Nein. Ich wollte nur wissen..gehts dir gut?« »Körperlich ja...aber du fehlst mir sosehr, Jake! Wieso..hälst du dich fern von mir?«, sie begann zu weinen. »Nessie..nicht weinen. Bitte.«, versuchte ich sie zu trösten. »Das sagst du so leicht!«, war ihre vorwurfsvolle Antwort. Im Hintergrund hörte ich jemanden etwas murmeln und sie antwortete mit einem „Ist schon okay“ darauf. »Du hast dich erst an mein Leben gebunden, all die Jahre lang! Und dann verschwindest du plötzlich! Findest du das fair?«, fragte sie und unterdrückte ein weiteres Schluchzen. Ich atmete ganz tief durch, ich stand selbst knapp davor, den Tränen nachzugeben. Dann fuhr ich in sanftem Tonfall fort: »Ich war lange selbstsüchtig und habe mich in deiner Nähe aufgehalten, weil es mir gut tat. Aber ich habe dabei nie daran gedacht, wie es dir dabei geht. Das war falsch und ich hab dich oft in Gefahr gebracht.« »Ich hab dir schon einmal gesagt, dass das nicht stimmt! In deiner Nähe war ich immer glücklich!«, erwiderte sie trotzig. »Weil du nichts anderes kanntest. Ich wollte mich lediglich nach deinem Befinden erkundigen und werde dich nun nicht weiter belästigen.« »Jake, bitte, bitte, tu das nicht!«, rief Nessie panisch. »Es tut mir so leid, dass ich dir wehtue. Aber eines Tages wirst du es verstehen und mir dankbar sein. Pass auf dich auf, kleine Nessie.«, mit großer Anstrengung legte ich auf. Eine Weile starrte ich den Hörer noch an, dann rappelte ich mich benommen auf. Ich schleppte mich zurück zum Bett und nahm meine Beschäftigung, an die Decke zu starren, wieder auf. Ich zwang meine Gedanken dazu, sich um die Neugeborenen zu drehen. Dieser Rubeo war auf allen Seiten merkwürdig, für einen Neugeborenen erstaunlich gefasst. Ich setzte mich abrupt auf. Was, wenn er gar kein Neugeborener war? Daran war ganz schön was faul, oder nicht? Vor acht Jahren war eine Gruppe von Neugeborenen unter der Führung einer Verrückten, in Forks aufgetaucht. Vorrangig um Bella zu töten, da Edward ihren Gefährten umgebracht hatte. Rubeo verhielt sich ähnlich wie Victoria, nur..noch um einiges ruhiger. Ich runzelte die Stirn. Ob die Volturi schon auf sie aufmerksam geworden waren? Und dann war da noch der andere Zirkel. Ich fragte mich, was aus denen geworden war. Was, wenn der Zirkel und die Neugeborenen zusammenarbeiteten? Wäre das nicht logisch? Ich schüttelte den Kopf. Warum machte ich mir Gedanken darüber, es ging mich ja nichts mehr an. >Du bist ja echt ein Trottel. Es wird dich immer etwas angehen, es geht um sie.<, schalte mich meine innere Stimme. Ich zwang eine Erinnerung hervor. Ich wusste nichteinmal, ob sie echt war, jedenfalls bereitete sie mir weitere Schmerzen. Doch ich nahm sie gerne in Kauf. Nur das Gefühl wieder heraufzubeschwören, wie sie sich in meinen Armen anfühlte..das allein war schon so lebhaft, dass ich die Augen öffnen musste, um mich dessen zu versichern, dass es nur Einbildung war. Ich konnte ihren Duft genau wahrnehmen, ihre Stimme wenn sie wieder fröhlich vor sich hinsummte. Ihr weiches Haar, dass hin und wieder mein Gesicht streifte, wenn sie sich beim Erzählen bewegte. Ihre dunklen Augen schauten mich vorwurfsvoll an, als wollte sie sagen: »Hey, hör mir zu!« Ich seufzte leise. Es war definitiv eine schlechte Idee gewesen, sie anzurufen. Ein lautes Poltern riss mich aus meiner Erinnerung und einen Augenblick später wurde die Tür mit voller Wucht aufgestoßen. Ich setzte mich auf, um genervt nach der Ursache zu schauen, schreckte aber sofort zurück, als ich Seths Gesicht sah. Er war kreidebleich: »Jake, sie ist weg! Cat ist verschwunden!« »Wie..verschwunden?«, fragte ich irritiert. »Sie ist kurz nach uns zu Hause angekommen, Mum hat nichts dagegen, dass sie bei uns wohnt. Cat meinte, sie wolle noch ein bisschen im Garten bleiben und ich hatte noch etwas mit Leah zu besprechen, also ließen wir sie allein. Meine Mutter traut Cat noch nicht so ganz, vorallem hat sie aber Angst, dass es Probleme gibt, also hat sie hin und wieder aus dem Küchenfenster geschaut und plötzlich war sie nicht mehr da. Mum sagt, das letzte Mal hatte Cathleen auf der Schaukel gesessen.«, erzählte Seth bedrückt. »Vielleicht ist sie nur in die Stadt gegangen.«, meinte ich. Er schüttelte den Kopf: »Das würde sie uns sagen. Zudem hat ihr Handy nicht reagiert.« Man sah ihm seine Besorgnis an. Ich schwang mich vom Bett und schnappte meine Klamotten: »Also gut, dann suchen wir sie mal.« »Ach, das wollte ich jetzt eigentlich nicht. Ich wollte dir eigentlich sagen, dass ich weg sein werde um sie zu suchen.«, erwiderte Seth überrascht. Ich schüttelte den Kopf: »Cat gehört zu unserem Rudel, also werden wir sie gemeinsam suchen.« »Danke, Jake. Ich weiß, du hast im Moment genug eigenes um die Ohren.« »Ich bitte dich..«, schnaubte ich argwöhnisch. Er zuckte die Schultern. »Kommt Leah auch mit?« »Neee, Leah hat ne Beschäftigung.«, gab er ausweichend zurück. Ich war erstaunt, sagte aber nichts dazu. Nachdem ich meine Sachen in der Sporttasche verstaut hatte, ging ich aus der Tür. Ich spürte Seth's misstrauische Blicke im Nacken. Sobald wir im Wald und verwandelt waren, fragte er auch schon: >Du bist noch bedrückter als vorhin. Ist etwas passiert?< Ich zögerte mit der Antwort. Ach, scheiß drauf. >Ich habe mit Nessie telefoniert.< Er hielt den Atem an. Er wagte es kaum zu fragen: >Und..?< >Es war eine Scheißidee.<, sagte ich nur. >Kann ich mir vorstellen..<, stöhnte Seth mitleidsvoll. Dann liefen wir eine Weile schweigend nebeneinander her. Ich hatte keine Ahnung, wo wir sie suchen sollten. Wenn sie von sich aus gegangen war, könnte sie in der Stadt oder am Strand sein. War sie nun wirklich verschwunden, bestand die Möglichkeit, dass sie entführt worden war. Von den Neugeborenen, dem zweiten Zirkel, oder- was am schlimmsten war- vielleicht von den Volturi.>Bloß nicht!<, rief Seth alarmiert. Ich zuckte zusammen. Ich hatte vergessen, dass er meine Gedanken lesen konnte. >Tur mir leid, Kleiner. Wir müssen alles in Erwägung ziehen.<, sagte ich entschuldigend. >Aber wir hätten es wissen müssen! Wir hätten es bemerkt, wenn sie in unserer Gegend sind!<, erwiderte er ungehalten. Ich wollte ihm gerne zustimmen, aber ich musste ihm die Augen öffnen: >Seth, du darfst nicht vergessen, dass wir nicht die ganze Zeit da waren, sie hätten also jederzeit auftauchen können. Und Sam kann auch nicht immer die Augen offenhalten. Und ganz im Ernst, sollte sie wirklich entführt worden sein, so hoffe ich doch noch eher, dass es nur die Neugeborenen waren. Denn gegen sie wird sich Cathleen zur Wehr setzen können.< Ich sprang über einen umgestoßenen Ast und versuchte einen Geruch aufzunehmen, der mir bekannt vorkam. Und es war keiner da. Das machte mich rasend. >Diese scheiß Vampire können mich verdammt noch mal am Arsch lecken!<, dachte ich nach einer Weile wütend. >Jake, krieg dich wieder ein. Sollte ich nicht derjenige sein, der austickt?<, fragte Seth vorwurfsvoll. >Tut mir leid. Ich hab nur so die Schnauze voll..«, knurrte ich, schloss jedoch schuldbewusst die Augen. >Kann ich nachvollziehen, aber das hilft uns jetzt leider gar nicht. Jake, ich weiß es ist sicher schwer für dich, aber bitte, vergiss für einen Moment die Cullens und richte deine Aufmerksamkeit auf unser jetziges Problem. Cathleen.<, drängte er. Ich biss die Zähne zusammen. Er hatte recht und das war mir klar. Ich nickte knapp und bevor ich etwas erwidern konnte, sprang etwas aus dem Gebüsch. Fast im selben Augenblick war Seth an meiner Seite, die Augen wachsam nach vorne gerichtet. »Oh, tut mir leid. Ich wollte nicht stören.«, sagte eine Mädchenstimme. Sie klang recht beherrscht und doch irgendwie ungeduldig. Ihre Kleider raschelten leise, als sie sich nach unten bückte. Nun war sie auf Augenhöhe und ich wich überrascht zurück. Es war Lizzie! Und sie war so ruhig, so kontrolliert und jetzt konnte ich auch sehen, warum. Ihre Augen waren von gesättigtem rot. »Du bist es, oder Jacob?«, fragte sie. Ich wechselte einen Blick mit Seth. >Wer ist das?<, fragte er. >Ich habe sie damals getroffen..als es Bella so schlecht ging. Sie ist nett. Oder besser gesagt, war. Jetzt ist sie ja ein Vampir.<, erklärte ich kurz und knapp. Er richtete seinen Blick wieder auf sie und ich tat es ihm gleich. »Du bist mir böse, weil ich nicht mehr bin, was ich ehemals war. Und ich hätte auch nie gedacht, dass ich dich wiedersehen würde. Und noch weniger, dass ich in dieser und du in jener Gestalt..aber ich rede wirr.«, beendete sie ihren Monolog. >Seth, bleib hier. Ich werde mich verwandeln, zumindest für einen Moment. Ich muss mit ihr sprechen.<, ich wartete seine Antwort gar nicht erst ab, sondern sprang in den Busch. Ich zog mir meine Jeans an und kehrte wieder zurück: »Lizzie.« Sie lächelte: »Wusste ich doch, dass du es bist.« »Was machst du hier?«, fragte ich. »Ich bin zufällig hier vorbeigekommen. Du siehst ganz schön fertig aus. Fast wie damals...« »Schlimmer. Aber eigentlich geht's dich nichts an. Du gehörst zum fremden Zirkel, was macht ihr verdammt nochmal hier?«, fragte ich unwirsch. Neben mir lief Seth unruhig auf und ab. Sie warf ihm einen kurzen Blick zu, wandte sich aber fast sofort wieder mir zu: »Wir haben nur einen Ort gesucht, an dem wir eine Weile bleiben können. Wir wussten nicht, dass hier andere Vampire und Gestaltwandler sind. Und ich habe nicht vor euch etwas zu tun. Keiner aus unserem Zirkel ist daran interessiert.« Wieder knurrte Seth neben mir. Ich verstand: »Habt ihr eine Wölfin geschnappt? Ihr Name ist Cathleen.« »Ich weiß nichts davon. In unsere Nähe wagen sich ohnehin keine Wölfe.«, gab sie gelassen zurück. »Und wer versichert uns, dass das stimmt?«, fragte Seth forsch. Ohne dass ich es merkte, hatte auch er menschliche Gestalt angenommen. Lizzie funkelte ihn an: »Ich lüge nicht.« »Mag sein, aber vielleicht deine „Kollegen“.«, erwiderte er. »Oh, verstehe. Sie bedeutet dir was. Aber ich schwöre, wir haben sie nicht. Wenn du mir nicht glaubst, kannst du gerne mitkommen.«, bot sie ihm an. »Nein danke, ich verzichte.«, gab er zurück. Ich beobachtete das Gespräch nur amüsiert. »Gut, dann ist das dein Pech. Ich hab nichts zu verbergen.«, grinste Lizzie. »Puh!«, machte Seth und drehte sich dann zu mir. Ich schaute ihn fragend an. »Jake, lass uns weiter nach Cat suchen! Ich mache mir Sorgen.«, brummte er. Ich nickte. »Lizzie, war interessant dich zu sehen. Wer weiß, man sieht sich bestimmt wieder. Komm Seth.«, ich nickte dem Mädchen kurz zu und machte mich dann auf den Weg. »Hey, wartet! Ich kann euch helfen!«, rief sie. »Ach und wie?«, diesmal klang Seth neugierig. »Ich kann..Spuren sehen. Egal ob am Land, in der Luft oder im Wasser. Ich kann sie überall sehen.«, erläuterte Lizzie und ein bisschen Stolz schwang in ihrer Stimme mit. »Eine Gabe?«, fragte ich verblüfft. »Die anderen nennen es so.«, nickte sie. Ich war beeindruckt: »Das ist ziemlich cool. Ich denke, wir könnten deine Hilfe wirklich gut gebrauchen. Was meinst du, Seth?« Er kämpfte einen Moment mit sich: »Wenns uns wirklich hilft..« Ich verstand ihn nicht. Mit den Cullens hatte er sich gleich verstanden, wieso hatte er solche Probleme mit Lizzie? Sie hatte ihm nichts getan. Dann sah ich es in seinem Blick. Es widerstrebte ihm, dass sie ein typischer Vampir war. Und doch zwang er sich mit ihr zu arbeiten. Um Cat's Willen. Ich konnte es verstehen. Es ging ihm fast gleich wie mir und darum tat er das. Um ehrlich zu sein, war ich ein bisschen neidisch. Lizzie streckte voller Tatendrang die Faust in die Luft: »Let's go!« Kapitel 17: Das hab ich jetzt davon ----------------------------------- So, hier Kapitel 17. Sorry, dass es so lange gedauert hat, bin imo ein bisschen beschäftigt ^^“. Für mich war es heftig, dieses Kapitel zu schreiben. Und meine Meinung darüber, geht in zwei Richtungen, denn auf der einen Seite passiert viel und auf der anderen Seite wieder wenig..und bestimmt wird nicht jeder von den Geschehnissen überzeugt sein..aber lest einfach selbst ^^. Kapitel 17- Das hab ich jetzt davon Wir liefen schon eine ganze Weile schweigend nebeneinander her, immer wieder musterte ich Lizzie aufmerksam, um die kleinste Veränderung zu bemerken. Denn trotz allem war sie ein Vampir, jung und verrückt nach Menschenblut. Und auch wenn Seth und ich Wölfe waren, es floss immerhin sehr menschliches Blut durch unsere Adern. Auch Seth schien diese Gedanken zu haben, denn er ließ sie nicht aus den Augen. »Ihr tut gerade so, als wären wir auf einer Beerdigung! Ich bringe euch schon nicht um, Herrgott!«, rief Lizzie, als sie die Stille satt hatte. »Das kannst du nicht wissen. Du könntest augenblicklich die Kontrolle verlieren, wenn nur einer von uns sich an einem Ast zerkratzt«, erwiderte ich trocken. »Und freiwillig einen Hund aussaugen? Bei allem Respekt oder was auch immer, ich hab schon etwas mehr Würde!«, schnaubte sie verächtlich. »Besser wäre es doch, wenn du dich vegetarisch ernähren würdest, weißt du.«, mischte sich Seth nun ein. Sie schaute ihn erstaunt mit großen Augen an: »Was soll ich als Vampir bitteschön mit Gemüse anfangen?« Er lachte und auch ich rang mir ein Lächeln ab. Verwirrte schaute sie uns an. »Ich spreche von Tierblut, Lizzie!«, lachte Seth immer noch. »Oh nein, das kommt ja gar nicht in Frage! Tierblut schmeckt nicht und es ist schlecht als Durstlöscher. . Klar, ich bewundere solche, die diesen Lebensstil konsequent durchziehen, aber für mich ist das nichts!« »Ne ziemlich langatmige Erklärung.«, bemerkte ich beiläufig. »Besser als keine. Und hey, ich hätte auch sagen können, dass ich einfach nicht auf Tiere stehe, aber wo wäre da die Dramatik geblieben?«, grinste sie mit einem Ausdruck des Triumphs auf dem Gesicht. »Dramatik, hm? Die kannst du so doch auch haben!«, rief Seth belustigt. Lizzie schaute ihn herausfordernd an: »Her damit, aber schnell!« Er holte Luft, dann legte er los: »Du vergisst, dass wir gerade dabei sind, eine Wölfin zu suchen, mitten in Reihen der Vampire, du selbst als solcher. Was willst du mehr?« »Da fehlt noch die Liebesgeschichte!«, meckerte sie. »Wir leben nicht in einem Buch.«, warf ich murrend ein. »Pech.« Damit lief sie wieder voraus. Seth warf mir einen Sie-Weiß-Nicht-Was-Sie-Sagt-Blick zu, den ich nur mit einem Schulterzucken quittierte. In dem Fall war's mir doch ziemlich egal. Er schloss zu mir auf und murmelte: »Schon komisch, wir bleiben nicht von Frauen verschont. Erst Leah, dann Cat und jetzt auch noch diese Lizzie.« »Wohl wahr. Naja, Leah ist deine Schwester, die zählt nicht.«, gab ich zurück und grinste. Es fühlte sich jedoch mehr wie eine Grimasse an und sah wohl auch so aus, denn er setzte einen mitfühlenden Blick auf. Ich seufzte. So genervt wie ich von mir selbst war, könnte ich mich am liebsten ertränken. Lizzie kam gehetzt zurück: »Puh, diese Neugeborenen sind echt schnell! Und verdammt zäh!« Sie drehte sich die Haare hoch. »Du bist Neugeborenen begegnet?«, fragte ich alarmiert. Sie nickte, lächelte aber: »Keine sorge, ich konnte sie abhängen. Manchmal sind sie einfach nur dumm. Bei ihnen ist Cathleen aber nicht.« »Wenn die sie nicht haben..und ihr auch nicht..«, fing Seth unheilvoll an. »Dann bleiben nur noch die Volturi oder sie ist gegangen.«, beendete ich seinen Satz, auch wenn letzteres vollkommen sinnlos in meinen Augen war. Einen Moment lang war nur das Rauschen des Windes in den Baumkronen zu hören. Dann sagte Seth leise und zögernd: »Sie könnte bei den Cullens sein.« Ich dachte, ich hörte nicht recht und drehte mich ruckartig zu ihm um: »WAS?!« »Nunja..sie findet es schade..also das mit dir und N-Nessie..Bei ihrer Spontanität wäre es möglich..dass sie dort ist..«, murmelte er unsicher. Ich war bestürzt, sehr bestürzt, und brauchte eine Weile, bis ich meine Stimme wiederfand: »Aber..sie kennt die Cullens doch gar nicht, wieso sollte sie..« »Weil sie helfen will.«, antwortete Seth, bevor ich zu Ende sprechen konnte. Von allen Familien der Welt sollte sie ausgerechnet dort sein? »Das ist durchaus möglich. Neben Cathleens Spur ist die eines Vampires zu sehen. Vegetarisch, wenn ich mich nicht täusche.«, warf Lizzie stirnrunzelnd ein. »Du kannst aus der Spur die Ernährungsweise eines Vampires erkennen?«, fragte Seth verblüfft. Sie zuckte gelassen die Schultern: »Vegetarier hinterlassen eine leichtere Spur.« »A-ha..Interessant.«, meinte er beeindruckt. Dann wandte er sich mir zu: »Soll ich mit Lizzie allein gehen? Ist ja für dich nicht gerade angenehm.« »Ich komme mit.«, sagte ich entschlossen. »Bist du sicher?«, fragte er überrascht. »Klar.« Ich schlug den Weg zum Haus der Cullens ein. Als das Gebäude allmählich in Sichtweite war, bekam ich es doch mit der Unsicherheit zu tun. »Noch kannst du hier warten, Jake.«, sagte Seth ruhig. »Schon okay. Vielleicht ist Renesmee ja gar nicht da.«, erwiderte ich. Als ich nach oben schaute, war meine Kehle staubtrocken. Doch sie war da. Sobald wir die Auffahrt erreicht hatten, konnte ich ihre Stimme hören. Sie war nur schwach und leise, aber sie lachte. Seth warf mir einen Blick zu, der mehr als besorgt war. »Cat ist wirklich hier.«, sagte ich nur. Hey, ich konnte zwar grade kaum atmen, aber ein Themenwechsel gelang mir nach wie vor. »Hab ich gemerkt. Was sollen wir jetzt tun?«, fragte Lizzie. Ihr Blick war undefinierbar und irgendwie störte mich das, keine Ahnung warum. Ich stierte nach vorne und hörte Edward überrascht sagen: »Seth, Jake und jemand Unbekanntes-ein Mädchen-sind draußen.« Nessie stellte ihrem Vater leise eine Frage. »Sie haben nach Cat gesucht.« »Diese Dummköpfe!«, rief Cathleen. »Nein, du musst im Bett bleiben.«, sagte Edward mit leichter Strenge. Ich horchte auf. Wen hatte er damit gemeint? »Nessie, du hast gehört, was dein Vater gesagt hat.«, sagte Benjamin sanft. Ein doppelter Schock, der mich zwang, einen Schrei zu unterdrücken. Nessie musste im Bett bleiben UND dieser fröhliche Knirps von einem Vampir war immer noch bei ihr?! Wo blieb da die Gerechtigkeit? «Ich will ihn aber sehen.«, sagte sie nachdrücklich, dann hustete sie plötzlich. Ich kämpfte gegen den Drang an, auf meine Prinzipien zu scheißen und zu ihr zu stürzen. »Rose..«, murmelte Edward. »Ich weiß.«, zischtre sie, dann lief der Wasserhahn. »Hier, Nessie,Schatz. Trink das, aber schön langsam.«, sagte Rosalie so liebevoll, wie es ihr nur bei Nessie gelang. Ich war benommen die Treppe zur Haustür hochgestiegen und hatte die Hand schon auf dem Türgriff liegen, als ich's mir doch anders überlegte. Ich hate schon aufgehört zu funktionieren, als ich nur die Stimme von Nessie gehört hatte. Würde ich sie sehen, ginge gar nichts mehr. Totalabsturz. >Edward, ich kann es nachvollziehen, dass du mich hasst, aber BITTE, schick Cat raus.<, dachte ich. Es folgte keine Reaktion, zumindest nicht auf meine Bitte. »Geht's wieder, Nessie?«, fragte Benjamin. »Mhm..« »Edward, wir sollten sie zu einem Arzt bringen!«, drängte Rosalie. »Carlisle IST Arzt.«, gab er knapp zurück. »Aber er und Bella sind nicht hier!« Was? Bella war nicht da? Jetzt machte ich mir wirklich große Sorgen. >EDWARD! Was ist los?< Neben mir lief Seth unruhig auf und ab: »Jake, ich könnte doch reingehen und..okay, vielleicht besser doch nicht.« Rosalie war eben ein Fauchen entwischt, sie klang extremst gereizt. >Verdammt, du elender Blutsauger, ich weiß du kannst mich hören! Zum Teufel, schick Cat raus, bevor Seth durchdreht!<, bedrängte ich Edward. Er murmelte etwas, kurz darauf ging die Haustür auf. Er und Cat kamen raus, sie lief gleich zu Seth um ihn zu beruhigen, während Edward still vor mir verharrte. Ich schwieg ebenfalls, jedoch nur für den Moment. Dann brach alles hervor, ich verhedderte mich fast in den Worten, ich wusste kaum, was ich zuerst fragen sollte: »Was ist los? Was fehlt Nessie? Und wieso sind Bella und Carlisle weg und wo sind sie?« Er verzog die Lippen zu einem dünnen Strich: »Jacob, du wolltest ihr nicht wehtun, das weiß ich. Du wolltest sie nicht in Gefahr bringen und ich bewundere deine Selbstlosigkeit sehr. Doch es hat ihr nicht bekommen, sie macht sich zu viele Gedanken. Aber ich bin zuversichtlich, dass es ihr bald besser gehen wird. Dir soll auch etwas versichert sein: Sei dir gewiss, dass weder Nessie, noch Bella oder ich dich hassen.« »Aber erwünscht bin ich auch nicht.« »Nun..im Moment tust du wirklich beser daran, dich fernzuhalten, in der Tat.« Lizzie, die bisher nur schweigend im Hintergrund geblieben war, regte sich nun: »Ihr solltet euch vor den Neugeborenen in Acht nehmen.« Edward wandte sich nun ihr zu: »Darüber wissen wir bereits bescheid, trotzdem danke. Dich hat bestimmt Selen geschickt, nicht wahr?« »Ja und nein. Wir haben gegen die Neuen gekämpft und wissen wie stark sie sind. Ihr Anführer nennt sich Rubeo..«, sie erklärte weiter, doch ich hörte nicht mehr hin. Diese Hauswand war alles, was zwischen mir und meinem Universum stand. Ich müsste nur durch die Haustür gehen, dann würde ich sie sehen können. Ich wusste nicht, ob sie sich freuen würde, mich zu sehen. Die Anziehnung war jedenfalls bei mir mit voller Wucht wiedergekehrt. Immerhin hörte ich ihre Stimme, ihren Herzschlag und fast konnte ich ihre Wärme fühlen. So nah... »Verschwinde, kläffende Töle!«, zischte Rosalie plötzlich an meinem Ohr und ich zuckte zusammen. Ich war unbewusst über die Türschwelle getreten und hatte sie somit auf mich aufmerksam gemacht. Ich murmelte etwas Unverständliches und ging einen Schritt zurück, als mein Herz aussetzte. Nessie hatte nach mir „gerufen“! Und sie tat es wieder: »Jacob, komm doch bitte zu mir!« Sie hörte sich so kraftlos, so tonlos und fast tot an. Ich erschrak darüber. Sie wiederholte ihr Anliegen und ich hatte Mühe, ihr zu antworten: »Es tut mir leid. Ich kann nicht. Wenn ich dich jetzt sehen würde, könnte ich es nicht fertigbringen, mich erneut zu verabschieden.« »Das müsstest du doch nicht!«, widersprach sie. »Nicht, bleib liegen.«, murmelte Benjamin. »Doch. Ich muss.«, sagte ich wehmütig. Blondie warf mir einen Wo-Du-Recht-Hast-Blick zu. »Ich hoffe, dir geht's bald wieder gut.«, sagte ich und damit ging ich wieder nach draußen, total geknickt, aber auch glücklich-irgendwie. Wir waren wieder in La Push (Lizzie war bei ihrem Zirkel) und ich nötigte Cat dazu, uns zu erzählen, was los war. Sie druckste herum: »Ich weiß nicht so recht..Edward wollte, dass ich schweige..« »Er ist aber nicht da, also kannst du's ja sagen.« Außerdem konnte ich in Wolfgestalt ihre Gedanken lesen. So oder so, ich würde es erfahren. Sie seufzte: »Na gut..Nessie geht es verdammt schlecht. Sie hat Fieber- ihre Temperatur schwankt zwischen 45 und 50 Grad. Sie hat keine Kraft und gestern ist sie zusammengebrochen. Seitdem kann sie das Bett nicht mehr verlassen. Ihre Laune wechselt stetig- von überglücklich bis depressiv dauerts oft nur eine Sekunde. Edward sagt, die meiste Zeit ist sie depressiv oder aggressiv. Ihre Familie hat vieles versucht- Medikamente, Blut, Kräuter-die Medizin verweigert sie, das Tierblut stößt ihr Körper ab und Kräuter sind wirkungslos. Menschliches Blut zeigt zwar Wirkung, aber nur sehr kurzfristig. Und hin und wieder faselt sie verrücktes Zeug, spricht im Fieberwahn. Bella und Carlisle suchen auf der ganzen Welt nach Hilfe, denn selbst Carlisle als erfahrener Arzt weiß nicht mehr weiter.« Cat's Stimme klang weit entfernt, wie aus einem Grab. Seth schwieg betroffen. »Sie stirbt.«, sagte ich tonlos, verängstigt, KO und wütend. »Das wissen wir nicht.«, erwiderte Cathleen, klang jedoch so hoffnungslos wie ich mich fühlte. »Was hab ich da nur angerichtet?« »Jacob, es ist nicht deine schuld!«, sagte Leah bestimmt und schaute mich säuerlich an. »Wegen mir litt sie und jetzt leidet sie noch mehr! Ich habe sie krank gemacht! Scheiße, verdammte, sie wird sterben!«, brüllte ich verzweifelt. Kapitel 18: Fieberwahn oder die wahre Natur? -------------------------------------------- I'm out of time plan >.<. Denn eigentlich sollte das schon das letzte Kapitel aus Jacobs Sicht sein *drop*. Nya, hab eben doch noch ein bisschen was geplant, was ich nur aus seiner Sicht schreiben kann ^^“ Jedenfalls ist das Kapitel irgendwie eins meiner Lieblingskapitel, vielleicht sogar mein allerliebstes, keine Ahnung. So viele Wendungen aufeinmal und so. Jetzt heißt es, nachdenken wie das nächste Chapter anfangen soll xD Vielen, vielen lieben Dank für eure tollen Kommentare 3. Ich bin immer total glücklich wenn ich die lese und freue mich sehr darüber, dass meine Story so toll ankommt. Ohne euch wäre ich nie so motiviert um weiterzumachen. Arigatou . Und nun, viel Spaß mit dem nächsten Kapitel *verbeug* Kapitel 18- Fieberwahn oder die wahre Natur? Tick, Tack, Tick, Tack..Das Geräusch der Uhr war beruhigend. Und das Einzige, das ich hörte, seit den Worten von Cat. Ich wusste nicht, wieviel Zeit vergangen war. Stunden, Tage, Wochen vielleicht? Keine Ahnung. Hin und wieder war ich in den Wald aufgebrochen, um zu essen oder weil ich abhauen wollte. Wobei ich letzteres nicht über mich brachte. Denn sollte Nessie wirklich sterben (und jede Faser meines Körpers sträubte sich dagegen, das hinzunehmen), wollte ich mich von ihr verabschieden können. Obwohl ich ihr kurz darauf gewiss folgen wollte. Am Anfang waren Leah, Seth und Cat noch vorbeigekommen und einmal sogar Sam. Sie waren wohl sauer, dass ich sie nicht richtig wahrgenommen hatte, aber konnten sie mir das wirklich übel nehmen? Vor kurzem hatte ich mich bei den Cullens nach Nessie erkundigt, doch Alice hatte mir niedergeschlagen mitgeteilt, dass keine Besserung eingetreten war. Seitdem wollte ich eigentlich auch niemanden mehr sehen. Lieber träumte ich mich in meine eigene Welt. Eine Welt, in der Nessie gesund war, wir zusammen und glücklich sein konnten und niemand sich zwischen uns stellte. Eine Welt, in der wir beide nur Menschen waren und unser größtes Problem vielleicht darin bestand, dass Edward und Bella meinem Sonnenschein so viel Liebe entgegenbrachten, dass sie eingeschränkte Besuchszeiten und Ausgehzeiten hatte. Manchmal wünscht man sich in so eine Welt und möchte dann nicht in die Wirklichkeit zurück, schon gar nicht dann, wenn sie so aussah. Ich schaute unbeteiligt zum Fenster- es lag Schnee, davon eine ganze Menge. Seit dem Tag nach dem ich Nessie verlassen hatte (aua), war immer wieder ein wenig Schnee gefallen, aber nie genug, um auch liegen zu bleiben. Aber in letzter Zeit war viel gekommen- 150 bis 180 Zentimeter, schätzte ich. Der Weg zur Werkstatt war eingefroren und zugeschneit. Aber im Grunde war es mir egal. Ich wollte ohnehin nicht rein. Plötzlich hämmerte es wild an meiner Zimmertür. »Jacob! Komm schnell raus, wir müssen zu den Cullens! Bella braucht uns!«, rief Seth hektisch. Ich fuhr sofort hoch und war mit einem Satz bei der Tür: »Was?!« »Sie hat nicht gesagt, worums geht, aber sie meinte, es sei äußerst dringend.«, er zerrte bereits an meinem Arm. »Ich komme schon.« sobald wir im Wald waren, verwandelte ich mich flugs und beschleunigte, sodass der Wald um mich herum nur mehr verschwommen zu sehen war. Bella wartete schon vor dem Haus, ihre Augen waren starr vor Angst. »Bella, was ist los?«, meine Stimme klang vor Panik unnatürlich hoch. »Nessie..«, sagte sie nur erdrückt. Das reichte. Ich stürzte ins Haus, vorbei an der zischenden Blondine und der niedergeschlagenen Wahrsagerin, vorbei an der besorgten Esme und dem plötzlich gar nicht so lauten Emmett. Die Treppen rauf, zum letzten Zimmer im Flur. Ich öffnete die Tür. Zuerst sah ich Edward und Carlisle, die sich mit besorgten Mienen gedämpft unterhielten oder diskutierten, ich war nicht sicher. Dann sah ich Jasper, der seinen Blick wiederum aufs Bett geheftet hatte. Benjamin war auch da, natürlich. Er kniete vor dem Bett und hielt etwas- ihre Hand. Dann erst erblickte ich Nessie- und schnappte schockiert nach Luft. Sie war leichenblass, zitterte unablässig, obwohl sie in drei Decken gewickelt war und war fahl und kraftlos. Sie sah tot aus. Und erinnerte mich an Bella. Doch als ich das Zimmer durchquerte, leuchteten ihre Augen auf und sie hauchte: »Du bist gekommen.« »Natürlich bin ich das, kleine Nessie.«, ich griff nach ihrer Hand, sie war eiskalt. »Ich habe dich vermisst, «, murmelte sie schwach, »aber du bist da.« »Du hast mir auch gefehlt, Schatz. Es tut mir so leid, dass ich dich alleine gelassen habe.«, ich spürte, dass sich eine Träne in meine Augenwinkel stahl. Angestrengt kämpfte ich um Fassung. »Ich hab's doch gesagt, dass ich dich brauche.«, erwiderte sie. Ich nickte. »Ich..will nicht sterben.«, sagte sie und dann konnte sie nicht mehr. Sie brach in Tränen aus. »Ich will nicht sterben, ich hatte noch so vieles vor! Ich will euch nicht verlassen! Ich...« »Das wirst du nicht.«, versprach ich ihr mit erdrückter Stimme. Ich spürte, wie Jaspers Fähigkeit wirkungslos abprallte. Ich war knapp davor meine Fassung zu verlieren. Nessie verzog den Mund zu einem spöttischen Lächeln, trotz ihres tränenüberströmten Gesichts: »Das werde ich. Und wir beide- so auch die andren- wissen es.« Ich umarmte sie, spürte ihren weichen Körper, ihre Hitze, atmete ihren Duft ein. »Wenn es sich irgendwie vermeiden lässt, werde ich alles tun.«, murmelte ich. »Du hättest dich nicht in ihr Leben einmischen sollen.«, sagte Benjamin sachlich. »Ich weiß. Und hätte ich vorher gewusst, was das anrichten würde..«, ich beendete den Satz nicht und seufzte leise. »Hört auf.«, bat Nessie schwach. Ich schaute sie an. Sie fuhr fort: »Es war doch auch meine Schuld. Jacob, du hast mir gesagt, ich solle mein Leben weiterleben und stattdessen bin ich in Selbstmitleid zerflossen.« Langsam begriff ich etwas, das ich von Anfang an hätte wissen sollen. Was ich im Guten hatte tun wollen, hatte uns beide nur unglücklich gemacht. Uns beide zu Wracks gemacht, sie noch mehr als mich. Sie lag im Sterben und ich war schuld. Somit hatte ich am Ende genau das getan, was ich eigentlich hatte verhindern wollen. Die Tür ging leise auf und Cat trat herein. Die Andeutung eines Lächelns umspielte Nessie's Lippen: »Cathleen!« Cat trat an ihr Bett, ließ sich davor nieder und strich über den Kopf des jüngeren Mädchens: »Nessie, tut mir leid, dass ich erst jetzt komme.« Nessie schüttelte leicht den Kopf und fragte heiser: »Willst du mir helfen aufzustehen?« Cat sah sie erschrocken an, so auch die anderen im Zimmer, einschließlich mir selbst. »Meine Beine sind eingeschlafen. Kein schönes Gefühl.«, erklärte sie geduldig. »Aber...du bist zu schwach.«, erwiderte Cat besorgt. »Wirst du mir jetzt helfen, oder nicht?«, wiederholte Nessie plötzlich barsch. Ich starrte erstaunt zu Edward. Er zuckte die Schultern. Ist normal, sollte das wohl heißen. »Aber Nessie..«, sagte Cat sanft. »Dann mach ich's eben selbst!«, fauchte sie und hievte sich hoch. Ich machte einen Schritt nach vorne, Edward und Carlisle ebenso, doch sie fiel nicht hin. Sie schwankte, hielt sich aber auf den Beinen. »Nessie, sei doch vernünftig, bitte.«, murmelte Benjamin unruhig. Ich erstarrte mitten in der Bewegung, als ich Benjamins Augen sah. Er LIEBTE sie. Er liebte sie und würde kämpfen. Das versetzte mir einen Stich, ich schätze aus Eifersucht. Nessie warf ihm nur einen kurzen Blick zu, dann streckte sie die Hand gebieterisch nach mir aus. In wenigen kurzen Schritten war ich bei ihr und schlang meine Arme um ihren Nacken. Sie war leicht wie eine Feder und sehr heiß. Und es brauchte schon einiges, dass es für mich heiß war. Sie schauderte leicht und legte ihren Kopf an meine Schulter: »Ich hatte so gehofft..dass du kommst..das habe ich wirklich..« Bei jedem Wort atmete sie angestrengt. Ich strich ihr erneut über den Kopf. Im Moment kam ich mir so hilflos vor. Ich wusste nicht, wie ich ihr helfen konnte und das machte mich wahnsinnig. >Wieso kommt Bella nicht?<, fragte ich Edward. »Zu gefährlich. Nessie hat sie angegriffen.«, antwortete Edward ausdruckslos. Ich machte große Augen. Meine kleine, süße, schwache und todkranke Nessie soll Bella angegriffen haben? Was für ein Blödsinn! Er schüttelte den Kopf: »Sie hat zurzeit kaum Kontrolle.« »Es tut mir leid. Ich wollte Momma nicht angreifen.«, sagte sie mitgenommen. Er war sofort neben uns und strich ihr über den Kopf: »Ich weiß, mein Schatz.« Sie wurde von einem Hustanfall gepackt und Jasper reichte ihr fast augenblicklich ein Glas Wasser. Sie trank ein paar Schluck und beruhigte sich allmählich. Ich steuerte sie zum Bett: »Ich bleibe bei dir, aber leg dich hin.« Ohne Anstalten zu machen, sich zu wehren, ließ sie sich aufs Bett fallen und ich deckte sie zu. Behutsam setzte ich mich neben sie aufs Bett um keine Erschütterung zu verursachen. Die anderen folgten mir mit den Augen. »Bitte..geh..nicht..«, flüsterte Nessie. Ich schüttelte den Kopf: »Ich bleibe, versprochen. Schlaf doch ein bisschen.« Kaum hatte ich ausgesprochen, war sie auch schon eingeschlafen. »Wie konnte das nur passieren?«, fragte ich im Flüsterton. »Wir wissen es nicht so genau.«, antwortete Edward. Nun erhob Carlisle das Wort: »Sie hat sich tagelang eingeschlossen und nichts zu sich genommen. Und geweint, Tag und Nacht. Sie war seelisch am Ende und nachdem ihre Psyche kaputt war, machte ihr Körper auch nicht mehr richtig mit. Erst hatte sie nur Husten, aber dann kam das Fieber..und seitdem geht es nur noch bergab. Wir haben keine Möglichkeit gefunden, ihr zu helfen.« »Aber..es muss doch etwas geben!«, ich wollte nicht so leicht aufgeben, es ging immerhin um Nessie, den Sonnenschein, den Stern, das liebste und schönste Mädchen der Welt! Edward schürzte die Lippen, sein Gesicht war versteinert. »Ich..habe eine Geschichte gehört, die so ähnlich verlief..«, warf Cat leise ein. Wir wandten uns ihr zu. »Naja..ich war doch auch unterwegs um nach einer Lösung zu suchen..es gibt einen Weg..aber er ist sehr umständlich.« »Wir nehmen Umstände in Kauf.«, sagte Edward sofort und ich stimmte ihm zu. »Ihr müsstet nach Rom, dort vom Papst gereinigtes Wasser besorgen und es mit menschlichem Blut mischen und das Nessie zu trinken geben.«, erklärte sie. »Und das soll helfen?«, fragte Carlisle zweifelnd. »Angeblich schon.« »Kann es wirklich so einfach sein?«, fragte Jasper skeptisch. »Wo hast du diese Geschichte her?«, wollte ich wissen. Cat presste die Lippen zusammen: »Von einem Indianer. Einem Quileute.« »WAS?!«, zischte ich. Edward starrte erst Cat ungläubig, dann mich vorwurfsvoll an. »Hey, ich schwöre ich wusste davon nichts!«, gab ich zurück und hob abwehrend die Hände. »Das stimmt. Ich hab die Geschichte vom letzten Häuptling des Stammes. Ephraim Black, mein Vater.«, gestand Cathleen. Ich hielt die Luft an: »Du machst doch Scherze!« Sie schüttelte den Kopf: »Ich habe es selbst erst erfahren.« »Ja, aber..du bist sechzehn!«, ich war fassungslos. »Offenbar nicht. Da ich ein Blutwolf bin, habe ich wohl aufgehört zu altern und jemand muss mir die Erinnerung an mein früheres Leben genommen haben.« »Das würde heißen, dass du meine Tante bist..das passt mir aber gar nicht..«, murmelte ich. Aber das war jetzt mein kleinstes Problem. »Also sollen wir es versuchen?« Alle schauten Carlisle an. »Ja, aber wir müssen uns beeilen. Nessie wird nicht mehr lange durchhalten.«, antwortete er. »Ich werde sofort mit Jasper aufbrechen, wir sind am schnellsten. Kümmert euch bitte so gut wie möglich um Nessie und Bella. Cathleen, wir sind dir zu Dank verpflichtet.«, Edwards Stimme überschlug sich fast und er und Jasper waren weg, ehe einer von uns etwas sagen konnte. Carlisle schaute ihnen kurz hinterher, dann seufzte er: »Ich werde dann kurz nach unten gehen und den anderen erklären, was wir rausgefunden haben.« Auch er verließ das Zimmer. »Es gibt tatsächlich Hoffnung..«, murmelte ich erleichtert. Ich konnte den Blick nicht von Nessie abwenden. »Dann hoffen wir mal, dass es auch wirklich was bringt.«, sagte Benjamin und musterte Cat prüfend. »Ich bin keine Lügnerin.«, sagte diese ruhig. »Das hat auch niemand behauptet.«, erwiderte Benjamin. »Wo ist Tia?«, fragte ich, um die beiden vom Thema Streit abzulenken. »Ägypten. Es wurde ihr hier zu bunt.«, antwortete er kurz angebunden. Ich hätte kein Problem damit gehabt, wenn er mit ihr gegangen wäre, ganz ehrlich. Aber natürlich sagte ich das nicht laut, sondern nickte nur verständnisvoll. Es verging einige Zeit in der niemand etwas sagte. Ich schaute ständig nur Nessie an, dachte daran wieviel ich verlieren würde oder was ich gewinnen würde, sollte sich die Geschichte als richtig entpuppen. Cat telefonierte mit Seth. Er war in heller Aufregung, weil sie einfach verschwunden war und nichts gesagt hatte. »Naja, ich hatte angenommen, dass du mit Jake hergekommen seist! Weil du ihn für gewöhnlich immer begleitest, deshalb. Ach, komm schon. Das ist albern.« Sie kicherte leise. »Ohja, diese Sorge ist weltbewegend. Ich bin bei den Cullens und Jacob ist auch hier und wenn du willst, kommen wir zusammen zurück. Ja, gaaanz bestimmt. Hör zu, Nessie schläft und es ist vielleicht nicht so...ja, genau. Bis nachher.« Sie errötete leicht. »Ja. Ich dich auch.« Dann legte sie auf. Ich grinste schelmisch. So lief der Hase also. »W-was denn?«, stotterte sie. »Verstehe..Was hast du denn noch so geheim gehalten? Ne Affäre mit Seth, Tochter von Ephraim Black..Du bist ja ganz schön auf Zack.«, grinste ich. »Q-Quatsch! Es ist keine Affäre und wie gesagt, die Sache mit Ephraim hab ich selbst erst rausgefunden!«, erwiderte sie, jetzt knallrot. Ich lachte leise und auch Benjamin grinste. Die Uhr schlug elf. Automatisch warf ich einen Blick aus dem Fenster. Es war bereits stockdunkel. Wie lange Edward und Jasper wohl brauchen würden? Plötzlich änderte sich die Atmosphäre im Raum und alles passierte so schnell, dass ich erst nicht registrierte, was geschah. Meine Augen wanderten zum Bett und entsetzt stellte ich fest, dass Nessie da nicht mehr war. Fast gleichauf damit, hörte ich Cathleen aufschreien und ich wirbelte herum. Nessie hatte sich auf sie gestürzt! Cathleen versuchte, sie sich vom Hals zu halten und Benjamin war beschäftigt, Nessie von ihr wegzuziehen. Doch die Kleine war stärker als er. Mit einem Ruck riss sie sich aus seinem Griff los. Ich starrte sie an. »Nessie, beruhige dich!«, rief ich, als ich es registrierte. Noch während ich das sagte, bemerkte ich, dass ich nicht zu ihr durchdrang. Das war nicht sie. Nicht richtig jedenfalls. Schon allein ihre Augen..sie funkelten karmesinrot und strotzten vor Kraft, wobei sie doch eigentlich kraftlos war. Doch auch diese Tatsache schien verschwunden- sie hatte keine Mühe sich auf den Beinen zu halten. Cat wich angsterfüllt zurück. Verdammt, wo waren die ganzen Vampire?! Wenn man sie nicht brauchte, wuselten sie ständig herum und jetzt war keiner mehr da? Ich wagte es auch nicht, zu rufen. Ich schob mich vor Cat und schaute Nessie in die Augen: »Renesmee, erkennst du mich denn nicht?« Sie legte den Kopf schief und musterte mich. Dann grinste sie spöttisch: »Hund!« Mit einem einzigen Schlag schleuderte sie mich von sich. Ich konnte grade noch verhindern, dass ich mir am Bettpfosten das Genick brach. »Ben, mach was!«, knurrte ich. »Was denn? Hier drin gibt's nichts zu kontrollieren!«, zischte er. Er hatte ja recht. Denk nach, Jacob..Cat ging einen weiteren, leisen Schritt nach hinten, doch da war schon die Wand. Mit gierigem Blick folgte Nessie jeder ihrer Bewegungen. Als Cat gegen die Wand stieß, grinste sie: »Wusstest du nicht, dass du mir nicht entkommst?« Ich packte Nessie's Handgelenk: »Reiß dich gefälligst zusammen! Sie ist deine Freundin!« Sie entwand sich mir und schaute mich mit einem merkwürdigen Blick an: »Wer zur Hölle bist du denn?« Ich japste. Sie hätte alles sagen können, aber das war..grausam. »Jacob, hör nicht auf sie! Sie spricht im Fieberwahn!«, warnte Benjamin. Ich biss die Zähne zusammen. Nessie kicherte. Sie machte den Eindruck einer Wahnsinnigen auf mich. Ich warf Cat einen Blick zu, woraufhin sie sich zum Fenster bewegte. »Nichts da.«, grinste Nessie und packte sie an den Schultern. »Renesmee, nein!«, rief ich, doch sie rammte ihre Zähne zielstrebig in Cat's Halsschlagader. Diese schrie schmerzvoll auf. Voller Entsetzen versuchte ich Nessie von ihr weg zu zerren, doch sie wehrte sich mit aller Kraft dagegen, die es ihr aufzubringen gelang. »Verdammt, Nessie!«, knurrte ich und bebte fast vor Verzweiflung, Wut und Zorn. Benjamin versuchte auf der anderen Seite, Nessies Finger zu lösen, doch auch erfolglos. Cathleens Körper erschlaffte langsam, sie stöhnte gequält. Tränen traten in ihre Augen. Da wusste ich, dass sie aufgegeben hatte. »Sag Seth..i..lie..be...ihn..«, hauchte sie. Dann verließ ihr Geist ihren Körper. Ich war erstarrt. Unfähig etwas zu sagen oder zu tun. Ich starrte Nessie nur fassungslos an. Ich konnte nicht glauben, was ich da eben gesehen hatte. Nessie, Halbvampir, vegetarisch aufgezogen, Sonnenschein, das süße liebe Mädchen, krank und schwach, hatte eben eine mir wichtige Person umgebracht. Nicht nur umgebracht, nein. Angegriffen, ausgesaugt bis zum letzten Tropfen. Das absurde daran war, dass ich froh war, dass ihr nichts geschehen war. Nessie. »Scheiße.«, sagte Benjamin. Ich stimmte ihm zu. Das war es wirklich. Renesmee begann plötzlich stoßweise zu atmen und schwankte, brach in die Knie. »Keine Luft..Jake..!«, quietschte sie und starrte entsetzt auf Cat. Ich war gleich an ihrer Seite. »Was..hab ich das..war ich das?«, sie wusste die Antwort schon, denn sie schluchzte. Ich drückte sie tröstend an mich: »Es ist schrecklich..aber du warst nicht du selbst..« »Wie konnte ich nur? Cat war immer nett zu mir, sie ist meine Freundin! Aaaaaaaaaaaaaaaaahhhhh!«, sie schrie qualvoll. Vor uns löste sich Cathleen auf und verwandelte sich in lauter kleine, glitzernde Punkte. Nessie schluchzte hemmungslos und durchtränkte mein Hemd. Ich konnte auch nicht anders. Ich weinte um eine Freundin, um meine Tante, auch um Nessie. Kapitel 19: Alle meine Wölflein.. --------------------------------- Kapitel 19- Alle meine Wölflein... Ich war bei ihr geblieben. Sie wollte mich nicht gehen lassen und ich konnte es auch nicht. Ich konnte nicht einmal daran denken, sie zu verlassen. Nessie hatte Angst vor sich selbst und machte sich die größten Vorwürfe. Was mit Cat passiert war, hatte uns alle schwer getroffen, doch niemand war ihr böse. Seth war traurig, aber auch er war sich im Klaren, dass Renesmee es nicht mit Absicht getan hatte. Ihr Gesundheitszustand hatte sich verbessert, sehr sogar. Als hätte Cathleens Blut Heilkräfte gehabt. Sie konnte das Bett inzwischen wieder verlassen und war gestern mit Edward auf Jagd gewesen. Doch sie wollte niemanden an sich heranlassen. Bella, Edward und ich waren die Ausnahme und Carlisle notgedrungen auch, er war schließlich ihr Arzt. Alle anderen hatten ein Verbot von ihr bekommen. Als wir sie nach dem Grund fragten, war ihre Antwort folgende: Es wäre schon egoistisch genug von ihr, dass sie uns in Gefahr brachte, da musste sie auch nicht die anderen gefährden. Sie ließ nicht mit sich reden und beharrte auf ihre Meinung. Wir ließen sie. »Können wir nicht nach draußen? Es ist soooo langweilig.«, nörgelte sie. Wir hatten es uns auf der Couch im Wohnzimmer bequem gemacht, sie kuschelte sich in meine Arme. »Carlisle hat gesagt du musst dich noch schonen, Schatz.«, erwiderte ich und küsste ihr Haar. »Ich sagte doch nichts von herumtollen.«, widersprach sie. Ich lachte: »Das stimmt, aber du kannst draußen nicht still sitzen. Konntest du noch nie.« »Jaja..sag mal..was ist eigentlich aus dem anderen Zirkel und den Neugeborenen geworden?«, fragte sie plötzlich. »Eh..ehrlich gesagt. Keine Ahnung.«, gab ich zu, aber ihre Frage hatte mich an etwas erinnert. Zum einen an Lizzie. Sie hatte seit zwei Wochen nichts mehr von sich hören lassen. Klar, wir waren nicht richtig mit ihr befreundet, aber wir waren doch auch mehr als nur Bekannte, oder? Die andere Sache war, dass ich noch meinen Plan durchsetzen musste- die Neugeborenen hier wegkriegen. Denn auch wenn ich wieder bei Nessie war, so war das immer noch ein wichtiger Punkt. »Ich fand Lizzie nett. Schade, dass sie nicht mehr kommt.«, meinte Nessie bedauernd. Ich musste lachen. Im Moment benahm sie sich sehr ihrem Alter entsprechend. »Dürfte ich wissen, worüber du dich so amüsierst?«, fragte sie skeptisch. Ich schnappte japsend nach Luft und versuchte nicht wieder loszulachen: »Du hast dich nur grade sehr..nach einer Sechsjährigen angehört!« Renesmee setzte eine Schmollmiene auf: »Na und, wenn schon! Bin ich ja auch.« »Es wäre gut, wenn du dich mal entscheiden könntest, Prinzessin.«, lachte Emmett als er ins Wohnzimmer kam. »Du musst gerade reden!«, erwiderte sie prompt. »Weißt du, wovon sie redet?«, fragte Emmett mich. Ich spielte mit und grinste: »Nö, keine Ahnung.« Nessie schnaubte verärgert, sprang auf die Füße und drückte mit dem Zeigefinger auf die Brust ihres Onkels: »Du bist hundert Jahre älter als ich und benimmst dich meistens noch kindischer!« Er zog die Brauen hoch: »Hey, übertreib nicht Kleines! Höchstens neunzig Jahre!« Sie lachte. Emmett streckte die Arme nach ihr aus: »Komm her, meine kleine Süße!« Sie umarmte ihn fröhlich und er strich ihr über den Kopf. »Ich bin so froh, dass es dir wieder gut geht.«, zum ersten Mal seit ich Emmett kannte, klang er richtig ernst. »Es tut mir leid.«, gab sie zurück und barg ihr Gesicht an seiner Brust. Ich war mir sicher, dass sie nur verstecken wollte, dass sie weinte. Es war so typisch für sie, dass es fast witzig war. Aber eben nur fast. »Ach, Nessie!«, rief Emmett und schaute hilflos zu mir. »Schatz..«, sagte ich behutsam. Sie schauderte kurz und ließ ihren Onkel dann los. »Tut mir leid..es ist nur..«, mehr brachte sie nicht raus. Ich legte ihr einen Arm um die Schulter: »Beruhig dich doch, Liebes. Komm, lass uns nach draußen gehen.« Ihre Miene hellte sich augenblicklich auf und Emmett atmete erleichtert aus. Ich zuckte entschuldigend die Schultern. »Was macht ihr denn hier draußen?«, fragte Bella überrascht. Sie war gerade vom Boden aufgesprungen. »Unser verwöhntes Fräulein wollte an die frische Luft.«, sagte ich scherzhaft und kassierte dafür einen Seitenhieb von Nessie. »Hast du das gehört, Momma? Er nennt mich verwöhnt!«, rief sie vorwurfsvoll und lachend zugleich. Bella und ich wechselten einen erstaunten Blick. Nessie hatte sie schon lange nicht mehr Momma genannt, das Wort war Mum gewichen. Ich schüttelte verwundert den Kopf und ließ mich ins Gras fallen. Kaum lag ich da, landete Renesmee auf meinem Bauch, mit voller Wucht. Obwohl sie leicht war, schnürte mir das im ersten Moment die Luft ab: »Hey, was soll das..?« Sie grinste mich an- es war dieses typische Nessie-Lächeln, das ich über alles liebte: »Entschuldige, war wohl etwas überschwänglich.« »Das kannst du laut sagen.«, lachte ich. Bella beobachtete uns mit Adleraugen. Aber sie lächelte und war sichtlich erleichtert und glücklich damit, dass Nessie wieder der Wirbelwind war, den wir kannten. Nessie rutschte neben mich ins Gras, legte sich hin und griff nach meiner Hand: »Ich bin so froh, dass du wieder bei mir bist.« »Ich auch, glaub mir.«, ich drückte ihre Hand leicht und lächelte sie an. Es gefiel mir nicht, dass ich ihr diese Freude wieder nehmen musste, aber mir blieb keine andere Wahl. Ich setzte mich auf und schaute ihr ernst in die Augen: »Ich werde jetzt für ein paar Tage weg sein. Pst, lass mich ausreden. Ich komme wieder zurück. Ich habe nur etwas zu erledigen.« Jetzt war auch Bella hellhörig geworden und sie fragte misstrauisch: »Du hast doch nicht etwa vor, gegen die Neugeborenen vorzugehen?« Ich schwieg zunächst und legte mir meine Worte zurecht. Nessie tippte ungeduldig mit ihren Fingern auf meinem Unterarm herum. »Nun, sie müssen verschwinden, das steht ja nicht zur Diskussion. Und ich hatte es mir schon zur Priorität gemacht.«, erklärte ich. »Das ist viel zu gefährlich, Jake!«, protestierte Nessie. »Da muss ich meiner Tochter zustimmen.«, meinte Bella. Damit hatte ich gerechnet: »Ich gehe nicht alleine. Das gesamte Rudel geht- meins und Sams. Wir haben das besprochen.« »Aber trotzdem.«, murmelte Nessie. In ihrem Blick spiegelte sich Besorgnis. »Zerbrich dir nicht deinen wunderschönen Kopf wegen so 'ner Kleinigkeit, Nessie-schatz.«, sagte ich sanft. »Nun, wenn es abgesprochen ist..Wenn ich eines gelernt habe, dann dass du einen noch größeren Dickkopf haben kannst, als ich.«, gab sie sich geschlagen. »Na siehst du.«, grinste ich und küsste ihre Stirn. »Tu mir den Gefallen und komm ohne Verletzungen zurück.«, sagte Bella. Ich nickte: »Ich tue mein bestes.« Dann wandte ich mich an Nessie: »Sei nicht traurig, ich verspreche, ich bin so schnell wie möglich zurück.« »Bis dahin werde ich wieder topfit sein.«, versprach sie feierlich. »Klingt gut.«, grinste ich und sprang auf die Beine. Sie tat es mir gleich, stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste mich. Ich war überrascht, so eine Spontanität kannte ich von ihr gar nicht. Aber natürlich gefiel es mir. Erst als Bella sich räusperte, löste ich mich, wenn auch recht widerwillig, von ihr. Ich grinste ihr verlegen zu, dann strich ich Nessie über den Kopf, ebenso Bella. »Passt auf euch auf, Mädels!«, sage ich noch, dann sprang ich in den Wald und machte mich auf zu meinem Rudel, nicht mit dem Wissen, dass ich für lange Zeit das letzte Mal hier war. In kurzer Zeit war ich zurück in La Push. »Leute, es geht los! Die Neugeborenen können sich warm anziehen!«, verkündete ich. Es dauerte ein paar Minuten, aber dann waren alle da. Seth sah sehr mitgenommen aus und es tat mir sehr leid für ihn, ich wusste wie sehr er Cat gemocht hatte. »Seth, du kannst hierbleiben. Du musst nicht mitgehen.«, sagte ich ernst. Er schüttelte den Kopf und erwiderte bitter: »Ich komme mit. Ich muss was zerreißen.« Leah stieß einen verärgerten Laut aus. Wir kannten Seth nicht so, aber ich konnte ihn gut verstehen. »Okay, wenn du dir sicher bist.« Dann wandte ich mich an Sam: »Danke, dass ihr uns helfen wollt.« »Sie sind schließlich eine Gefahr für die Menschen. Wir hätten ohnehin etwas tun müssen.«, gab er nüchtern zurück. »Auch wieder wahr. Also gut, ich denke, wir können beim besprochenen Plan bleiben. Mein Rudel kommt aus nördlicher Richtung, Sam's Rudel aus westlicher Richtung. Fliehen können sie nicht, denn im Süden sind die Cullens und im Osten der andere Zirkel.« »Aber wer sagt, dass der andere Zirkel nicht den Neugeborenen hilft?«, warf Quil ein. »Nee, das glaub ich ehrlich gesagt nicht. Sie sind auch gute Vampire, sag ich jetzt Mal. Hat Lizzie selbst gesagt. Und ich glaube ihr.«, antwortete ich zuversichtlich. Embry wollte etwas erwidern, doch Sam kam ihm zuvor: »Wir nehmen das jetzt einfach mal an, klar? Sollte es sich tatsächlich als Fehler herausstellen, dann überlegen wir, wenns so weit ist. Leah, du solltest hier bleiben.« Leah starrte ihn entrüstet an: »Wie bitte? Wieso?« »Ich mache mir einfach Sorgen, okay? Du bist ein Mädchen.«, gab er ruhig zurück. »Na und? Ich bin genauso gut wie ihr, ich bin schneller als ihr alle zusammen!«, erwiderte sie unwirsch. »Leah hat recht. Sie ist schnell und wendig und wir brauchen jeden.«, stimmte ich ihr zu und wollte die Diskussion damit als beendet sehen. »Auf eure Verantwortung. Emily hat nur gesagt, sie bringt mich um, wenn ihrer Cousine etwas zustößt.« »Emily..hat das gesagt?«, fragte Leah verblüfft. Sam nickte. Ich war knapp davor, meine Geduld zu verlieren: »Kommst du mit oder nicht, Leah? Es ist mir egal, aber bitte entscheide dich endlich.« »Natürlich komm ich mit, ich lasse mein Rudel doch nicht im Stich!«, antwortete sie. »Will ich dir auch geraten haben.«, murmelte Seth. Embry lachte. Ich verdrehte die Augen: »Lasst uns endlich gehen.« Wie auf Kommando verwandelten wir uns alle gleichzeitig. >Wir sehen uns dann beim Feind.<, sagte Sam, dann war er mit den anderen verschwunden. >Boss..Haben wir ne Chance?<, fragte Brady unsicher. Ich fing an zu laufen: >Sicher. Sonst würden wir es kaum tun.< Er war mit der Antwort nicht ganz zufrieden, aber das war mir grade sehr egal. Ich hatte ein Ziel vor Augen, würde es mit allen Mitteln erreichen und somit wäre es in Forks wieder sicher. >Ich meine nur, es wäre vielleicht nicht schlecht, auch Vampire dabei zu haben.<, versuchte Brady es wieder. >Ich muss sagen, da hat er nicht ganz unrecht.<, stimmte ihm Collin zu. Ich knurrte genervt: >Was wollt ihr denn? Sollen wir die Cullens da etwa mitreinziehen?< >Wenn du es genau nimmst, Jake, dann sind sie schon mittendrin.<, sagte Quil kleinlaut. Hier im Wald war der Schnee noch tiefer und ich strauchelte fast. Die Geräusche waren fast gänzlich verschwunden und unsere Schritte waren dumpf und somit kaum zu hören. >Gut, dann drücke ich mich anders aus. Sollen wir die Cullens in Gefahr bringen?< >Ich bitte dich, sie sind Vampire! Sie sind unverwundbar! Im Gegensatz zu uns!<, brachte Brady hervor. Ich blieb stehen und drehte mich zu meinem Rudel um: >Dann geh doch. Geht alle, wenn ihr Angst habt! Ich zwinge euch nicht mitzugehen.< >Mann, das hab ich doch gar nicht gesagt!< >Jake, krieg dich ein. Er hat recht, wenn er sagt, mit den Vampiren wärs einfacher. Und er hat nicht von Nessie gesprochen.<, fügte Quil hinzu. Ich zuckte leicht zusammen. >Ich hab dabei auch nicht an Nessie gedacht. Nicht nur. Die Cullens sind unsere Freunde und Freunde beschützt man. Ganz einfache Logik.<, antwortete ich. >Schon gut, ich sag nichts mehr.< Ich drehte mich wieder um und lief weiter. Klar, mit Vampiren an unserer Seite wäre es einfacher. Aber ich hatte keine Lust, sie da noch tiefer reinzureiten, zudem Nessie grade auf dem Weg der Besserung war und vielleicht bald wieder anfangen würde, den Rest ihrer Familie zu sich zu lassen. Desweiteren war es unsere Sache und damit Schluss, Ende, Aus, Punkt, Finito. Plötzlich drang mir ein abscheulicher Geruch in die Nase und ich kämpfte mit einem Würgreflex. Wir waren eindeutig im Gebiet der Neugeborenen angekommen. Auch den anderen war es aufgefallen und sie verlangsamten ihren Schritt. >Jake..Sie sind hier, aber irgendwie..< >Ich weiß.< Der Geruch war zwar stark, aber dennoch schon etwas älter. Das machte mich misstrauisch. >Jacob?<, das war Sam. >Ja?< >Wir haben ein Problem. Sie sind weg.< Ich stöhnte: >Das dachte ich mir. Aber noch nicht allzu weit. Wir folgen der Spur.< >Okay, wir dann auch.< >Gut.< Ich wandte mich an mein Rudel: >Hört zu, Sam sagte grade, die Neugeborenen hätten sich aus dem Staub gemacht. Aber wir alle wissen, dass sie nicht weit weg sind. Wir werden ihnen folgen. Wer mitkommen will, kommt mit, die anderen können gehen.< Doch niemand rührte sich. >Wir warten nur noch auf dich!<, rief Embry voller Tatendrang. Ich grinste in mich hinein: >Dann los.< Wie sich herausstellte, waren die Neugeborenen nach Seattle weitergezogen. Irgendwie überraschte mich das gar nicht. Unterwegs trafen wir auf Sam's Rudel und da wir sowieso unseren Plan ändern mussten, stürzten wir uns gemeinsam in den Kampf. Mehr oder weniger. Denn zuerst einmal mussten wir uns für eine Richtung entscheiden. Die Neugeborenen waren nicht dumm gewesen, sie hatten sich vorsorglich aufgeteilt. Eine leise Panik ergriff mich, als mir Quils Worte ins Gedächtnis drangen. „Was wenn sie den Neugeborenen helfen.“ Immerhin..hatte der andere Zirkel die Cullens angegriffen, als sie hier aufgetaucht waren. Aber andererseits hatte Selen Lizzie geschickt, um die Cullens vor den Neugeborenen zu warnen, also konnten sie wohl kaum unter einer Decke mit ihnen stecken. >Genau so ist es.<, sagte Sam, der meinem Gedankengang gefolgt war. >Hoffen wir einfach das Beste.<, meinte Leah. Dann spitzte sie die Ohren und knurrte leise. Sofort begriff ich, warum. Rubeo war aus dem Nichts aufgetaucht. Kapitel 20: Anders als geplant ------------------------------ Das ist endlich das letzte Kapitel aus Jacobs Sicht *erleichtert seufz*. Es ist nicht so, dass es keinen Spaß gemacht hätte..aber es war zäh. Sehr zäh. Ich glaube, dieses Kapitel war das schwierigste für mich, deshalb ist es auch entsprechend kurz ausgefallen...Aber im Ernst, mein Kopf wollte nicht mehr, der hat schon geschrien: Ende! Genug von Jake! *lach* Vielleicht liegts auch einfach daran, dass ich zwei Kapitel an einem Tag geschrieben hab oder so...und jetzt gleich ans nächste gehe xD Hab wieder ne Broken Darkness Phase, die mir niemand wegnehmen kann. Ich nehme an, einige von euch sind froh, dass die Jake-Sicht vorbei ist xDDD Viel Spaß mit dem Kapitel x333 Kapitel 20- Anders als geplant Rubeo starrte uns mit seinen roten Augen an und ich sah, dass er sich um Fassung bemühte. »Was macht ihr hier?«, fragte er augenscheinlich ruhig. »Wir möchten euch bitten, aus unserer Gegend zu verschwinden.«, antwortete Sam ruhig. Er und ich hatten uns zurückverwandelt und standen ihm nun in Menschengestalt gegenüber. »Wieso sollten wir das tun? Wegen euch Schoßhunden?«, Rubeo grinste spöttisch. »Unsere Aufgabe ist es, die Menschen zu beschützen und ihr steht dem leider im Weg.«, knurrte ich. »Das tut mir aber leid.«, lachte Rubeo unberührt. »Wir geben euch zwei Möglichkeiten. Entweder verschwindet ihr freiwillig oder wir vertreiben euch.«, Sam war wirklich die Ruhe selbst. Ich spürte, wie einige unserer Freunde den Atem anhielten. Die Spannung in der Luft war fast greifbar. Rubeo hob die Brauen: »Denkst du wirklich, du könntest mit ein paar Kläffern etwas ausrichten?« »Du solltest uns nicht unterschätzen!«, ich ballte die Hände zu Fäusten. »Tu ich das?«, fragte er und ehe ich mich versah war er nicht mehr alleine. Eine Menge rotäugiger Vampire baute sich zu beiden Seiten auf und schaute uns mit gierigen Blicken an. Unwilkürlich musste ich schaudern. Und wie auf ein unsichtbares Zeichen, brauten sich die Wolken über unseren Köpfen zusammen. Sam blieb ganz ruhig: »Ich nehme an, ihr nehmt unser friedliches Angebot nicht an.« »Richtig angenommen, Flohsack!«, zischte Rubeo und dann war es vorbei. Die Neugeborenen stürzten sich auf unsere Rudel, sowie umgekehrt. Im Bruchteil einer Sekunde hatte ich meine Wolfgestalt angenommen, schnell genug noch, um auszuweichen. Es waren mehr Vampire, als ich gedacht hatte, sehr viel mehr. Jeder von uns würde mit mindestens zwei kämpfen müssen. Während ich all diese Überlegungen anstellte, ließ ich die Neugeborenen nicht aus den Augen. Ich hoffte irgendwie, dass sie sich gegenseitig angreifen würde, wie Jasper es einmal erwähnt hatte. Doch kurz darauf, erkannte ich auch, dass es hier unwahrscheinlich war. Dann los, sagte ich mir und sprang auf den mir am nähesten Vampir zu. Mitten in der Bewegung erstarrte ich plötzlich. Ich konnte mich nicht mehr bewegen, so sehr ich es versuchte. Mit einem dumpfen Prall landete ich auf dem Boden. Rubeo tat so bedauernd, wie er es zustande brachte: »Oh, das tut mir leid. Ich hatte wohl vergessen zu sagen, dass Johnny die Willenskraft beherrschen kann.« Ich knurrte aufgebracht. Was dachten die sich dabei?! Seth stürzte sich auf besagten Vampir, wurde aber von einem anderen weggeschlagen. Leah lief besorgt zu ihm. Er rappelte sich bereits wieder auf. >Verdammte Scheiße! Damit hab ich nicht gerechnet!<, rief ich bitter. >Wir haben trotzdem eine Chance.<, erwiderte Sam und schnappte knurrend einen Vampir an der Schulter. Dieser schrie schmerzvoll auf und schlug nach Sam, konnte ihn aber nicht erreichen. Dann konnte ich mich wieder bewegen. Collin hatte Johnny aus der Konzentration gerissen. Sofort sprang ich auf die Beine und ging nun meinerseits auf Rubeo los. >Warte nur, deine spöttische Fresse polier ich dir sofort!<, dachte ich zornbebend. Mit einem Laut der Überraschung wich Rubeo aus. Zu meiner Bestürzung erkannte ich, dass ich ihn nicht wirklich gefährlich war. Mit diesem Angriff nicht. Blitze zuckten vom Himmel, Donnergrollen folgte. Der Wind ging in Stärke und wirbelte den Schnee auf. Es war ohnehin schon schwierig genug sich im Schnee zu bewegen, doch jetzt wurde die Sache richtig knifflig. Rubeo lachte bösartig und stieß mit seiner Hand nach mir. In der letzten Sekunde konnte ich noch ausweichen, versank dafür fast im Schnee. Ich schüttelte mich verärgert und kämpfte mich aus den Massen. Der Blutsauger war so amüsiert darüber, dass ich am liebsten mit der Faust die Nase gebrochen hätte. Stattdessen sprang ich auf einen umgestürzten Baumstamm, auf dem ich wenigstens einigermaßen Halt hatte. Ich wagte es, kurz nach dem Rest des Rudels zu schauen. Sie schlugen sich wacker und es sah nicht so aus, als hätte einer von ihnen auch nur einen Kratzer abbekommen. Das beruhigte mich ungemein. Also konnte ich meine Aufmerksamkeit wieder auf den Blutsauger vor mir richten und das keine Sekunde zu spät. Er war grade gesprungen und hätte ich nicht aufgepasst, wäre er auf meinem Rücken gelandet. So aber, wich ich ein paar Zentimeter zur Seite und er landete im Schnee. Sogleich war er wieder auf den Beinen, wirbelte herum und schlang seinen Arm um meinen Hals und drückte mir die Luftzufuhr ab. Ich schlug wild um mich und keuchte. Er ließ nicht von mir ab. Langsam wurde mir schwarz vor Augen, dann spürte ich, dass er von mir weggerissen wurde. Ich schnappte nach Luft und als ich wieder klar sehen konnte, grinste Leah mich an. >Super gemacht..danke.<, sagte ich aufrichtig und kam wieder auf die Pfoten. >Gern geschehen, Boss.<, lachte sie, dann wandte sie sich wieder dem Kampf zu. Jetzt hatte ich einen noch größeren Zorn auf Rubeo, als ich ohnehin schon hatte. Mit einem wütenden Schrei stürzte ich auf ihn zu und biss ihm erfolgreich ins Bein. Es war eklig und ich hielt die Luft an. Er brüllte wütend und schlug mir mit der Handkante ins Genick. Ich ging leicht in die Knie, wodurch ich gezwungen war, loszulassen. Rubeo bedankte sich mit einem Fußtritt in die Brust. Einem gewaltigen Fußtritt, ich flog mit einer Pirouette gegen einen Baum. Autsch, ich hörte etwas Knacksen. Es war meine linke Hinterpfote. Aber es fühlte sich nicht gebrochen an. Ein paar Minuten, und es war wieder ganz. Zufrieden stellte ich fest, dass die Mehrzahl der Blutsauger vernichtet war. Mit einem Mal sah ich nur noch schwarz und hörte nichts mehr. Als ich wieder zu mir kam, saß Rubeo spöttisch grinsend mir gegenüber. Ich hatte menschliche Gestalt angenommen, wie ich bemerkte. Mein Kopf pochte wie verrückt. »Verdammt..was ist passiert...und wo bin ich..?«, grummelte ich. »Ich muss sagen, dein blödes Rudel hat wirklich ganze Arbeit geleistet. Hat fast alle umgebracht. Aber dir konnten sie nicht helfen.«, grinste er höhnisch. Ich setzte mich auf: »Was soll das heißen?« Sein Grinsen wurde noch breiter: »Johnny hat dich in eine Ohnmacht versetzt und wir haben dich mit nach Grönland genommen.« »Grönland?!«, rief ich entsetzt aus. Ich wollte aufspringen, doch meine Beine trugen mich nicht. »Wir haben dir ne Menge Blut abgeknöpft.«, erklärte Rubeo zufrieden. Das glaubte ich ihm aufs Wort, denn alles drehte sich. »Scheiß Blutsauger.«, knurrte ich. »Du bist wohl kaum in der Position gegen uns etwas zu sagen.«, erwiderte Rubeo kalt. »Ich kann wirklich stolz auf mein Rudel sein. Sie haben euch gut die Stirn geboten.«, gab ich trocken und ein wenig spöttisch zurück. Natürlich war mir klar, dass mir das nicht half, aber ich konnte einfach nicht widerstehen. »Und ihren Anführer im Stich gelassen. Ja, sie sind wirklich loyal.« »Sie haben auf meine Anweisungen gehandelt. Also ja.«, zischte ich. Ich hatte nicht übel Lust ihm den Kopf abzureißen, aber in meiner Verfassung ließ ich das lieber. »Ich komme hier schon wieder raus und dann erledige ich den Rest von euch auch noch.«, sagte ich grimmig. Er nickte: »Jetzt hab ich wirklich Angst.« »Dir wird dein beschissenes Grinsen schon noch vergehen.«, war meine unwirsche Erwiderung. »Das sehen wir noch.«, meinte er unberührt, stand auf und machte sich aus dem Staub. Ich sah mich um. Überall Mauern. Ein feuchter, modriger Geruch lag in der Luft und mir war klar, dass es ein Kerker war. Konnte ja nur sowas sein. Ich lehnte den Kopf erschöpft an die Wand. »Grönland....« Kapitel 21: Neubeginn --------------------- Tralitrala, next chapter ist da XD Gleichzeitig ist das auch der dritte Teil des „Buches“ lol. Endlich wieder im Nessie-Stil. Merkt man, dass mir das leichter fällt? Ich denk schon XD. Joa..also was soll ich groß sagen, ich glaub dieses Kapitel ist recht witzig geworden. Ich mags sehr, sehr gerne . Freue mich wie immer auf eure Kommentare x33. Achja, ich möchte Broken Darkness als Hörspiel machen und es würde mich freuen, wenn sich jemand melden würde, ich brauch noch sämtliche Sprecher XDDD. Genug drumherum geredet, viel Spaß mit dem Kapitel ^^ eure Nessie Kapitel 21- Neubeginn Es war dunkel. Beinahe erdrückend. Ich konnte nichts sehen, nichts hören, nichts fühlen. Alles was ich konnte, war es, diesen Duft wahrzunehmen. Er zog mich magnetisch an, ich sträubte mich dagegen. Doch es war stärker. Ich hatte jahrelang dagegen angekämpft und ausgerechnet jetzt passierte es. Ich hielt die Luft an und versuchte mich abzuwenden. Aber der Geruch hatte sich festgekrallt. Ich fuhr herum und wusste nicht mehr, was ich tat. Ich spürte, wie meine Zähne sich durch die Haut bohrten und schmeckte das heiße Blut, das durch meine Kehle rann... Mit einem tiefen Luftschnappen wachte ich auf. Ich zwang mich zur Ruhe. Diese Erinnerung kehrte immer wieder. Tag und Nacht. Ein Schluchzen entwischte mir: »Cat..es tut mir so leid..« Ich vergrub das Gesicht in den Händen. Ich hatte meine Freundin getötet. Hatte dem Drang nicht wiederstehen können. Auch wenn alle sagten, es wäre der Fieberwahn gewesen, ich war davon nicht überzeugt. Es war einfach nicht richtig. Die Tür ging auf und Bella kam herein: »Alles in Ordnung, Liebes?« Ich schaute sie an und irgendetwas musste sie wohl in meinen Augen gesehen haben. Sie seufzte: »Hör auf damit. Es war nicht deine Schuld.« »Mama, bitte! Ich habe mich auf sie gestürzt, ich habe sie ausgesaugt und damit umgebracht!«, rief ich. »Du hattest keine Kontrolle, du warst geschwächt und hattest hohes Fieber. Du wusstest nicht, was du tust.«, meinte sie beruhigend. »Soll das etwa eine Entschuldigung dafür sein, was ich getan habe?«, fragte ich tonlos. »Vielleicht. Nein, wohl eher eine Erklärung. Soll ich Jasper holen?«, fragte sie und küsste mich auf die Stirn. »Nein, bloß nicht!«, rief ich panisch aus. Sollte ich etwa ihn auch noch in Gefahr bringen? »Das tust du doch nicht.«, vernahm ich Edwards Stimme. Er kam zur Tür rein und setzte sich auf meine andere Seite. »Hör auf meine Gedanken zu lesen.«, murmelte ich genervt. »Wir machen uns Sorgen um dich, Schatz.«, erwiderte er sanft und tätschelte meinen Kopf. »Könnt ihr euch nicht um jemand anderen Sorgen machen?«, fragte ich. »Du bist unsere Tochter.«, sagte Bella in einem Tonfall, der alles erklären sollte. »Und darüber bin ich auch froh, aber ich mag es nicht, dass ihr euch um mich sorgt.«, gab ich ehrlich zurück. »Das wissen wir, aber daran lässt sich nichts ändern.«, lächelte Edward. »Irgendwie wusste ich das.«, lächelte ich. Beide legten gleichzeitig einen Arm um meine Schulter und ich kuschelte mich an. Ich liebte meine Eltern sehr. Aus diesem Grund mochte ich es noch weniger wenn sie sich um mich sorgten. »Ihr könnt euch nicht immer um meine Angelegenheiten kümmern.«, sagte ich leise. »Schatz..erinnerst du dich nicht mehr daran, was wir dir einmal gesagt haben?«, fragte Bella und deutete auf mein Medaillion. »Mehr als mein Leben.«, flüsterte ich. »Das warst du immer und wirst du immer sein.«, nickte sie. »Es gibt nichts wichtigeres für uns.«, pflichtete Edward ihr bei. Mir traten Tränen in die Augen. Was war ich doch für eine schlechte Tochter, ständig machte ich ihnen Sorgen! »Wein doch nicht.«, lächelte Bella und wischte mir die Tränen weg. »Tut mir leid..«, murmelte ich und in diesem Moment beschloss ich tapfer zu sein. Ich wollte nie wieder jemandem wehtun oder jemanden dazu veranlassen müssen, sich Sorgen zu machen. Nie wieder. Ich drückte Bella und Edward: »Danke. Ich glaub, ich kann jetzt wieder schlafen.« »Das ist gut. Dann schlaf schön.«, Bella hauchte mir einen Kuss auf die Stirn. Edward tat es ihr gleich: »Solltest du wieder aufwachen, kannst du ohne weiteres zu uns kommen.« Ich lachte leicht: »Nein, danke. Das lass ich lieber bleiben. Ich liebe euch.« »Wir dich auch, Schatz.« Dann ließen sie mich allein. In dieser Nacht kehrte die Erinnerung kein weiteres Mal wieder und darüber war ich sehr froh. Als ich am Morgen aufwachte, fühlte ich mich doch relativ ausgeruht. Als ich ein paar Klamotten raussuchte, fragte ich mich still, ob Jacob und die anderen die Neugeborenen wohl schon aufgespürt hatten. Er hatte sein Handy bei uns gelassen. Klar, im Kampf würde er es ja wohl kaum brauchen. Ich wusste, dass die Wölfe stark waren, doch trotzdem konnte ich ein Schaudern nicht unterdrücken, als sich mir das Bild aufdrängte, wie sie den Neugeborenen gegenüberstanden. Auf der Treppe blieb ich zögernd stehen. Was, wenn ich wieder die Kontrolle verlieren würde? >Reiß dich zusammen. Hier ist kein Mensch, wovor hast du Angst?<, dachte ich mir, dann ging ich langsam weiter. Esme schaute überrascht von ihrem Plan auf: »Schätzchen! Wie schön, dass du dich wieder zu uns gesellst!« Sie stand lächelnd auf und umarmte mich. Ich drückte sie: »Entschuldige, dass ich dir Sorgen gemacht habe.« Sie strich mir über den Kopf: »Hauptsache, es geht dir wieder besser.« Ich nickte: »Tut es auch.« »Das sieht man dir an. Hast du Hunger?«, fragte sie immer noch strahlend. »Ja, schon ein wenig.«, gab ich zu. Esme lachte: »Ich mach dir dein Lieblingsessen.« Damit ging sie in die Küche. Ich sah ihr lächelnd hinterher. Ja, es war gut, dass sie glücklich war. Ich ging zum Tisch und schaute mir die Pläne an. »Du planst einen Vergnügungspark?«, fragte ich verblüfft. »Ja, ich habe ein Angebot dafür bekommen und ich dachte mir, wieso nicht?«, antwortete sie zufrieden. »Cool.«, ich war beeindruckt. »Ja, so eine coole Oma hat nicht jeder, was?«, scherzte sie. Ich lachte, da hatte sie vollkommen recht. Die Haustür ging auf und Benjamin, Emmett und Alice kamen quatschend herein. Die Jungs blieben erstaunt stehen, als sie mich sahen. Nur Alice ging gleich auf mich zu und umarmte mich: »Wurde ja auch Zeit!« »Dich kann man nicht mal überraschen, Tantchen.«, murrte ich und erwiderte ihre Umarmung. »Damit musst du eben leben.«, lachte sie. Ich hörte, wie Emmett fragte, ob ich echt sei. »Hey, ich bin nicht das erste Mal hier!«, gab ich zurück. »Stimmt, aber das erste Mal ohne Jacob.«, gab Benjamin zurück. Das stimmte, also schürzte ich nur die Lippen. »Tut gut, dich wiederzusehen.«, sagte er zu mir. »Danke..«, murmelte ich leise. »Renesmee, dein Essen ist fertig.«, sagte Esme aus der Küche und ich war froh, der Situation zu entkommen. »Das ist ja eine ganze Menge Eieromlett.«, lachte ich. »Du hast auch lange nicht mehr richtig gegessen, du musst ja total ausgehungert sein.«, erwiderte sie ernst. Ganz unrecht hatte sie damit ja nicht, ich war wirklich sehr hungrig. Und so verputzte ich tatsächlich alles, was sie mir auftischte und das hätte locker für zwei oder drei Personen gereicht. »Jetzt bin ich pappsatt.«, sagte ich und es stimmte. Ein Bissen mehr und ich würde platzen. »Dann hats dir ja anscheinden geschmeckt.«, bemerkte Esme lächelnd. »Darauf kannst du wetten.«, gab ich fröhlich zurück. »Das freut mich aber.« Ich stand auf und wusch den Teller ab: »Wo sind Momma und Daddy?« Ich spürte ihren erstaunten Blick im Nacken, drehte mich aber nicht um. »Sie haben etwas zu erledigen. Sie kommen Mittags.«, antwortete sie schließlich. Ich nickte und stellte den Teller ins Regal. »Ich geh raus.«, informierte ich meine Großmutter, grinste kurz und lief an ihr vorbei in den Garten. Ich hatte die Pflanzen schon lange nicht mehr so wahrgenommen wie heute. So farbenprächtig und lebendig. Ich genoss den leichten Wind, der durch mein Haar fuhr und das weiche Gras unter meinen Füßen. Es war zwar nur ein Gewächshaus und draußen lag hoher Schnee, aber ich war ja drinnen, also störte es mich nicht. Es war eine gute Entscheidung gewesen, tapfer zu sein. Ich hatte es ja nicht nur für meine Familie wollen, sondern auch für mich. Man fühlte sich einfach so viel besser. Ich hörte leise Schritte, vorsichtig. »Ich hab nicht vor, dir etwas zu tun, Benjamin.«, sagte ich kichernd. »Das hatte ich auch nicht angenommen. Ich wollte nur nicht..vielleicht wäre es ja ein falscher Moment.«, antwortete er und klang leicht überrascht. Ich schüttelte den Kopf: »Es gibt keine falschen Momente mehr. Ab jetzt gibt es nur noch richtige.« »Da hast du dir ein ganz schönes Ziel gesetzt.«, lachte er unsicher. »Wovor hast du solche Panik?«, fragte ich. Er antwortete nicht. »Oh, bitte! Ich werde sicher nicht gleich anfangen zu heulen oder schreien, oder was auch immer du glaubst. Es geht mir gut. So gut, wie schon lange nicht mehr.«, lachte ich. Das schien ihn zu erleichtern, denn jetzt war sein Lächeln schon echter: »Dann ist ja gut.« Ich nickte und wandte mich den Pflanzen zu: »Ist dir schonmal aufgefallen, wie wunderschön die Pflanzen sind?« »Ja, Esme ist wirklich in vielerlei Dingen talentiert.«, antwortete er amüsiert. »Sie plant jetzt einen Vergnügungspark.« »Ich weiß. Ich hab die Pläne gesehen. Echt hammer, oder?«, fragte er begeistert. Ich stimmte ihm zu: »Jap. Wenn die dann irgendwas dran auszusetzen haben, gibt's was auf die Nuss.« »Ouh, klein Nessie teilt aus.«, lachte er. »Was heißt hier klein? Willst du eine Kostprobe?« »Nö, danke. Dann muss ich wieder die ganze Nacht lachen.«, gab er belustigt zurück. Ich schlug ihm auf den Unterarm. Er hatte recht. Mir tat ich damit mehr weh. »Aua..«, sagte ich nur. »Sagte ich doch, aber du willst ja nicht hören.«, lachte er wieder. »Du..Ben?«, fragte ich zögernd. »Was ist?« »Glaubst du..wir könnten das Training wieder aufnehmen?«, ich schaute ihn fragend an. »Wozu denn? Der andere Zirkel ist keine Gefahr und um die Neugeborenen kümmern sich die Wölfe.«, antwortete er. »Ja, schon. Aber man weiß ja nie.«, ich wollte nicht lockerlassen. Er zuckte die Schultern: »Von mir aus. Aber wir fragen erst deine Eltern.« Ich stöhnte: »Das kann ich ja wohl selbst entscheiden! Und abgesehen davon, sie hatten früher auch nix dagegen.« »Das war, bevor deine Gesundheit im Keller war.«, erinnerte er mich. »Aber ich bin fast wieder topfit, also wo ist das Problem?«, widersprach ich. »Wir fragen trotzdem. Tut ja nicht weh, oder?« Ich grummelte etwas unverständliches, nickte aber. »Von mir aus..«, murmelte ich. »So ist's brav.«, grinste er. Ich streckte ihm die Zunge raus: »Nessie ist immer brav.« Benjamin schaute mich erst verdattert an, dann lachte er lauthals los. »Komm schon, so lustig wars nun auch wieder nicht.« »Doch, mit deinem Blick schon!«, wieherte er weiter. Ich beachtete ihn nicht weiter und wandte mich den Blumen zu, doch sein Lachen war so ansteckend, dass ich auch leise lachen musste. Bereits nach ein paar Sekunden lachten wir um die Wette. Ich hatte Schwierigkeiten wieder zu Atem zu kommen. »Okay..du hast gewonnen..«, schnaufte ich und kicherte immer noch. Er beruhigte sich langsam wieder. »Ich gewinne immer.«, gluckste er. »Warte nur, bis ich mich ganz erholt habe! Dann hast du keine Chance mehr gegen mich!«, verkündete ich siegessicher. »Na, mal sehen. Komm, wir gehen lieber rein, sonst erkältest du dich.« »Es ist gar nicht kalt.«, gab ich mit hochgezogenen Augenbrauen zurück. »Hier drin nicht, aber draußen und es zieht grad ein Gewitter auf und in einer Stunde oder so wird es hageln.«, erklärte er und schob mich voran. »Du weißt schon, dass ich selbst gehen kann, oder?« Er ließ mich los und grinste: »Aber du wolltest nicht.« »Jetzt tu ich es doch.«, lachte ich und hopste vor ihm her. Als ich das Haus betrat, waren Bella und Edward schon da und ich lief sofort zu ihnen. »Da seid ihr ja endlich!«, ich quetschte mich zwischen die beiden. »Sind wir dir abgegangen?«, fragte Edward vergnügt. »Ja, schon.«, antwortete ich und drückte ihm einen Kuss auf die Wange, dann Bella. »Wo warst du denn?«, fragte sie und klopfte mir etwas Schnee von der Kleidung. »Drüben im Gewächshaus.«, antwortete ich lachend. Es ging mir gut und das wollte ich auch zeigen und es war mir egal, wie kindisch ich mich dabei benahm. »Das ist schön. Esme hat tolle Blumen dort, nicht wahr?«, lächelte Bella erfreut. »Ohja, und wie! Sie hat wirklich ein Händchen dafür!«, sagte ich begeistert und löste meinen Zopf: »Ich frage mich, ob es etwas gibt, das sie nicht kann.« »Gibt es. Ich kann nicht singen.«, antwortete meine Großmutter und setzte sich zu uns. Ich lachte: »Das glaub ich jetzt aber nicht!« »Doch, im Ernst. Du kannst deinen Großvater fragen.«, erwiderte sie lächelnd. »Das mach ich, wenn er aus der Arbeit kommt.«, nickte ich enthusiastisch. Meine Eltern wechselten einen glücklichen Blick und es freute mich, dass ich ihnen etwas gutes damit tat, dass ich mich tapfer hielt. Eine Stunde später saß ich mit meinem Vater beim Schachspielen. Er hatte mir versprochen, nicht meine Gedanken zu lesen, aber ich wette, er tat es doch, denn er verhinderte ständig meinen nächsten Zug. Als er das fünfte Spiel gewann, stieß ich die Figuren um und seufzte: »Jetzt mag ich nicht mehr. Immer verlieren macht keinen Spaß.« »Wer sagt denn, dass Schach Spaß machen soll?«, fragte Emmett. Ich zuckte die Schultern und fand, dass es irgendwie eine berechtigte Frage war. »Magst du mit deinem Onkel jagen gehen, Nessielein?«, fragte er grinsend. »Jetzt gibt's schon nen Spitznamen für meinen Spitznamen?«, lachte ich. »Was dachtest du denn?« »Darf ich?«, fragte ich meine Eltern. »Klar, wenn du dich nicht gleich wieder auf einen Bären stürzt.«, antwortete Bella ein wenig besorgt. »Keine Bären, verstanden.« Ich sprang auf und war gleich neben Emmett. »Kommt Tante Rose auch mit?«, fragte ich ihn. »Ne, die ist mit Alice shoppen gefahren.«, gluckste er. »Die Arme.« Shoppen mit Alice war keine leichte Angelegenheit. »Wenn ich keine Bären jagen darf, heißt das wohl, ich muss auf Wapitis runtergehen.«, sagte ich enttäuscht. »Quatsch, sie sagte keine Bären. Aber gegen Raubkatzen hat sie doch nichts gesagt, oder?«, erwiderte Emmett lachend. »Stimmt.«, grinste ich. Das mochte ich so sehr an ihm. Er fand immer einen Zwischenweg und liebte die Gefahr. No Risk, No Fun. »Also schön, das heißt wir müssen aber ins Gebirge. Hälst du es solange auch noch aus?«, stichelte er. »Wer schneller da ist.«, antwortete ich und lief los. Es tat gut, endlich mal wieder Kraft einzusetzen. Ich war solange im Bett gewesen, dass ich meine Gliedmaßen kaum noch spürte und zu Hause wurde ich dann ständig in Watte gepackt. Auch beim Jagen mit Dad. Er ließ mich weder laufen, noch selbst das Tier (und es war nur ein Reh) erlegen. Ich war froh, mit Emmett unterwegs zu sein. Er sah das Ganze nicht so eng. Der kalte Wind blies mir um die Ohren, brachte meine Frisur durcheinander, der Boden war rutschig und der Schnee würde mir bis zur Brust gehen, wenn ich darin versinken würde. Doch ich lachte nur und fühlte mich frei wie schon lange nicht mehr. Dann verharrte ich. Ich konnte Emmetts Schritte hinter mir nicht mehr hören. Entweder war er schon weit vor mir oder er war weit hinter mir. Da ich mir letzteres aber nicht vorstellen konnte..Argh, mist auch! Ich flitzte wieder los und gelangte ein paar Minuten später am Fuß des Berges an. Doch von Emmett war keine Spur zu sehen. »Emmett?«, fragte ich unsicher und schaute mich um. Nach ein paar Minuten kam er aus dem Wald gerannt: »Du bist schon da?!« »Schon ein paar Minuten. Ich dachte, du wärst vor mir angekommen, weil ich dich nicht mehr gehört habe!«, erwiderte ich verblüfft. »Na toll. Ich wurde von meiner 6jährigen Nichte geschlagen. Ganz super.« »Wow, wie cool!«, rief ich erfreut und stolz aus. »Von einem Kind..unglaublich..« »Nimms nicht so schwer, ich bin schon sechzehn, also kein Kind mehr.«, tröstete ich ihn. Er lachte. Okay, ich sollte mich vielleicht wirklich mal entscheiden, da hatte er recht. Aber es gab jetzt wichtigeres für mich. Mittlerweile hatte ich doch ziemlichen Durst, also spitzte ich die Sinne. Ich konnte nichts erkennen. »Emmett..« »Ja, hier ist nichts. Wir sollten weiter rauf oder in eine Höhle.«, gab er zurück. Ich nickte und folgte ihm dann. Endlich drang ein Geruch in meine Nase, den ich gesucht hatte. »Pumas!«, sagte ich begeistert. »Jap und gar nicht mal so wenige.«, stimmte Emmett mir zu. Wir schlichen uns vorsichtig in ihre Nähe, doch siehe da. Sie hatten uns bemerkt. »Ups.«, sagte ich nur leise. Die jungen und weiblichen Tiere zogen sich sofort zurück. War mir auch recht. Einer der übrig gebliebenen Pumas knurrte bedrohlich. Ich warf Emmett einen kurzen Blick zu: »Der gehört mir.« »Das wollte ich auch grade sagen. Naja, egal. Wollen wir mal nicht so sein.«, antwortete er und suchte sich einen anderen. Ich ging langsam auf den Puma zu und als er knurrte, tat ich es ihm gleich. Er schaute mich so verdattert an, dass ich losprustete. Daraufhin legte er die Ohren zurück und fauchte. »Ich kann das auch, weißt du.«, sagte ich zu ihm und demonstrierte es ihm. Er duckte sich auf den Boden und setzte sich zum Sprung an. Doch ehe er wegspringen konnte, hatte ich es schon getan und versank meine Zähne in seinem Nacken. »Sorry, ich bin eben das bessere Raubtier.«, grinste ich als ich ihn leergetrunken hatte. Ich schaute zu Emmett rüber und sah, dass er mich beobachtete. »Was denn?«, fragte ich ein wenig verstört. Ich mochte es nicht, wenn man mir beim Jagen zusah. »Nichts..Ich hab mich nur sehr darüber amüsiert, wie du mit dem Vieh wettgeifert hast.«, grinste er. »Joa, hat ganz schön doof geguckt, das Vieh.«, lachte ich. »Hast du noch Durst?«, fragte er dann. »Nö, also meinetwegen können wir zurückgehen. Außer du hast noch Durst.« »Nope. Ich war heute ja schon einmal jagen. Ich hatte nur Lust was mit dir zu unternehmen.«, gestand er. »Ach, wie süß. Mein Onkel ist ja ganz sensibel.«, kicherte ich. »Erzähl das bloß niemandem!«, lachte er. »Versprochen.«, ich umarmte ihn. Als wir zurückkamen, wurde es bereits dunkel. Als ich Carlisle sah, fiel mir meine Frage sofort wieder ein. »Grandpa? Stimmt es, dass Esme nicht singen kann?«, fragte ich ihn grinsend. Er schaute seine Frau an und lachte: »Ja, das ist wahr. Esme kann fast alles, aber singen ist eindeutig nicht ihr Gebiet.« »Sagte ich doch.«, lächelte Esme. »Ich wollts nur bestätigt haben, weils so unglaublich klingt.«, sagte ich schulterzuckend. »Nessie, Schatz?«, meine Mutter war von der Veranda reingekommen und schaute mich mit leuchtendem Gesicht an. »Was gibt's?«, fragte ich neugierig und ging zu ihr. »Dein Zimmer ist fertig.«, verkündete Bella stolz. »Echt?«, staunte ich. »Ja, wir haben heute die letzten Arbeiten beendet. Willst du es sehen?« »Was für eine Frage! Natürlich will ich es sehen!«, antwortete ich aufgeregt. »Na dann, komm mit, meine süße Maus.«, sie nahm meine Hand und führte mich nach draußen. Nach kurzer Zeit waren wir beim Häuschen, meine Mutter hielt mir die Augen zu. »Bist du bereit?«, fragte sie mit einem Lächeln in der Stimme. »Ist sie.«, antwortete Edward, bevor ich es konnte. Bella nahm mir die Hand von den Augen. Ich schnappte nach Luft. Es war..wunderschön. Der alte Kinderteppich war verschwunden und der Boden bestand nun aus hellem Birkenholz. Ein riesengroßes schwarzes Bett mit roten Baldachin stand neben dem Fenster. Gegenüber davon ein heller Schreibtsich und ein helles Bücherregal. Links neben der Tür war ein schwarzer Schminktisch (bestimmt hatte Alice darauf bestanden) und in der Mitte des Raumes lag ein weicher, roter Teppich. Ich war hin und weg. »Es ist..unbeschreiblich.«, hauchte ich. »Es gefällt ihr.«, sagte Bella glücklich. »Gefallen ist gar kein Ausdruck! Es ist traumhaft!«, erwiderte ich und umarmte die beiden. »Danke, danke, danke.« Sie lachten. Ich konnte mich nicht sattsehen. Kapitel 22: Veränderungen sind gut- aber ob das auf alles zutrifft? ------------------------------------------------------------------- Alsoooo, ich mag auch dieses Kapitel, aber wenn ihr lieber etwas andres hättet bzw etwas anschließendes, dann sagt mir bescheid und ich schreib das Kapitel um und auch die folgenden XD. Das ist das vierte an einem Tag oo“ Kapitel 22- Veränderungen sind gut- aber ob das auf alles zutrifft? Ich wachte schlagartig auf. Der Wecker hatte noch gar nicht geklingelt, aber ich war es gewöhnt. Drei, zwei, eins. Piep, Piep, Piep. Ich schlug mit der Hand danach: »Du doofes Teil, ich bin längst wach.« Ich blieb noch zwei Minuten liegen, dann schwang ich mich aus dem Bett. Ich schaute auf den Kalender- 2. September. Etwas regte sich in meiner Erinnerung, doch ich schüttelte es ab. Ich tappste ins Ankleidezimmer und suchte was ordentliches raus. Ich hatte immerhin einen ganzen Raum voller Klamotten, seit Esme noch einen Teil zum Haus dazugebaut hatte. Ich entschied mich also für eine schwarze Baumwollhose, mit mehreren Hosentaschen und eine schwarze Bluse dazu. Nach kurzer Überlegung schnappte ich mir eine weiße Jacke dazu. »Guten Morgen!«, rief ich aufgekratzt, als ich in die Küche kam. »Morgen, Schatz.«, lächelte Bella und legte die Zeitung beiseite um mich zu umarmen. Ich drückte sie und widmete mich dann dem Kühlschrank: »Ist Daddy schon weg?« »Ja. Der Job im Krankenhaus gefällt ihm besser, als ich gedacht habe.«, antwortete sie. »Die Ärzte da werden sich auch nichts denken. Erst Carlisle und jetzt auch noch Dad.«, sagte ich kopfschüttelnd und goss Milch über mein Müsli. Bella lachte: »Das einzige was die dazu gesagt haben war, wie der Vater so der Sohn.« »Finden die das gar nicht komisch, dass die beiden seit sieben Jahren gleich aussehen?« »Es ist noch niemand lange genug dort, um die beiden schon solange zu kennen. Zu unserem Glück ist der Personalwechsel im Krankenhaus ziemlich schnelllebig.«, erklärte sie. »Ja, aber Opa ist schon seit Jahren dabei.«, gab ich zurück und begann zu essen. »Wir haben schon daran gedacht wegzuziehen. Aber das wäre auch blöd, gerade jetzt.«, sagte sie dann. »Ja. Wir hätten vielleicht in eine andere Stadt ziehen sollen, bevor ich in die Schule gekommen bin.«, antwortete ich nickend. »Naja, ich denke, bis du deinen Abschluss machst, können wir noch bleiben, aber dann wird's wirklich Zeit.« Ich dachte einen Moment darüber nach, dann stimmte ich ihr zu. »Du, Mama?« »Was ist?« »Wir machen zu Weihnachten eine Schulaufführung. Kommt ihr zusehen?«, fragte ich. »Bis dahin ist es aber noch eine Weile.«, lachte sie. Ich schaute verlegen auf meine Hände: »Ich weiß. Ich wollte es nur schon jetzt sagen, weil ich eine der Hauptrollen bekommen habe..« »Wirklich? Das ist ja toll!« Ich nickte stumm. Es hupte vor der Tür. Ich sprang auf: »Das ist Lizzie. Bis später!« Ich küsste meine Mum auf die Wange und lief nach draußen. »Morgen, Nessie!«, grinste Lizzie. »Hey!«, sagte ich atemlos. »Was hast du's denn so eilig? Wir haben noch lange Zeit.«, fragte sie und bedeutete mir einzusteigen. »Ich weiß, aber ich hab gleich in der ersten Stunde einen Test und muss nochmal in die Unterlagen schauen.«, erwiderte ich und schnallte mich an. Sie lachte belustigt: »Du musstest noch nie lernen!« »Für alles gibt's ein erstes Mal.«, gab ich zurück und als sie grinste, lief ich rot an. War ja klar, dass sie es so aufschnappen würde! »Na hör mal, du denkst ja auch ganz schön pervers!«, sagte ich zu ihr. »Ich hab gar nichts gesagt!«, lachte sie und startete das Auto. »Aber gedacht und mittlerweile weiß ich glaub ich, ziemlich gut, was du denkst.«, entgegnete ich ernsthaft. »Da hast du wohl recht.«, kicherte sie. Eine Weile fuhren wir schweigend und ich starrte aus dem Fenster. Im Gegensatz zum letzten Jahr, war es dieses Mal noch sehr warm für diese Zeit. Ich dachte daran, heute wieder an den Strand zu gehen. »Du, Liz? Hast du Lust nach der Schule zum Strand zu gehen?«, fragte ich. »Was denn, triffst du dich nicht mit Benjamin?«, fragte sie gespielt entsetzt. Ich errötete leicht: »Ich verbring doch nicht jede Sekunde meines Lebens mit ihm!« »Stimmt. Jede zweite.« Ich schnaubte. Okay, sie hatte zwar recht, was das anging. Denn Benjamin und ich waren im vergangenen Jahr richtig gute Freunde geworden und machten ziemlich alles zusammen. Aber Lizzie war fast immer dabei, weil sie ebenso eine gute Freundin für mich geworden war. Und sie tat grade so, als würde ich Benjamin daten. DAS entsprach nicht der Wahrheit. »Wir sind da.«, teilte sie mir mit und ich schaute überrascht auf. Tatsächlich, wir standen vor der Schule. Ich stieg aus und wartete auf Lizzie. Sie war gleich neben mir. »Also gut, dann heute wieder Strand. Wieso gehst du da eigentlich so gerne hin?«, wollte sie wissen. »Keine Ahnung. Ich mag ihn einfach. Also den Strand.«, gab ich zurück. »Hey, Renesmee, Lizzie!« Ich drehte mich um und grinste: »Hey, Ben!« »Bereit für einen weiteren Tag Schule?«, fragte er und wir hakten uns bei ihm ein. »Immer doch.«, gab ich zurück und Lizzie nickte zustimmend. »Und gleich in den ersten zwei Stunden Werken, so beginnt der Tag doch am besten.«, grinste sie. »Ich kann es immer noch nicht fassen, dass ihr euch tatsächlich beim Jungswerken eingetragen habt.«, sagte Benjamin kopfschüttelnd. »Na hör mal! Es gibt nix schlimmeres als Stricken und Häkeln!«, rief Lizzie und einige drehten sich nach ihr um. »Und es gibt nichts besseres als Metall und Ölgeruch.«, stimmte ich zu. »Ihr habt sie doch nicht alle.«, murmelte Ben. Wir lachten nur. »Eigentlich müsstest du das schon wissen! Achja, kommst du nach der Schule auch mit zum Strand?« »Schon wieder? Gehst du eigentlich auch an andere Orte, Ness?« »Schon, aber ich glaube kaum, dass du Lust hast mit uns shoppen zu gehen.«, lachte ich. »Da ist was dran..«, gab er zurück und lachte auch. Wir betraten das Schulgebäude und machten uns gleich auf den Weg in die Keller, den dort waren die Werkräume. »Renesmee! Bleib mal bitte stehen!« Ich drehte mich überrascht um, als Shannen Darens hinter uns herlief, sie war die Leiterin des Veranstaltungskomitees. »Was gibt's?«, fragte ich verwundert. »Du..sag mal..hast du nicht zufällig Lust uns zu helfen?«, fragte sie etwas verlegen. »Helfen? Wobei denn?«, ich verstand gar nichts. »Naja, du weißt vielleicht, dass Lucy ausgefallen ist. Sie ist für die Plakatgestaltung und für die Programmpunkte zuständig und wir geben nächste Woche doch einen Benefizball und jetzt fehlt uns eben jemand.«,erklärte sie hektisch. »Shannen..ich weiß nicht, ob ich sowas kann..«, gab ich ehrlich zurück. »Du bist sehr kreativ und ich hab einige Zeichnungen von dir gesehen und..bitte. Wenn du willst, kann Lizzie auch mitmachen.«, sie warf ihr einen kurzen Blick zu. »Okay, ich werds versuchen. Aber erwarte nicht zu viel.«, lachte ich. »Danke, vielen Dank, Nessie!«, rief sie erleichtert. »Kein Problem.«, gab ich zurück. Sie winkte und lief zurück zu ihrer Klasse. »Was..war das denn jetzt?«, fragte ich verwirrt. Benjamin lachte: »Tja, du bist eben ziemlich beliebt.« »Ich hab nicht darum gebeten..« »Hey, zieh doch nicht so ein Gesicht! Bestimmt wird es ganz lustig!«, Lizzie stupste mich begeistert an. »Vielleicht hast du ja recht.«, gab ich zurück. »Ist jetzt endlich Ruhe dahinten? Also gut, heute fangen wir mit einem Projekt an. In den nächsten zwei Monaten bauen wir gemeinsam mit den anderen Werkgruppen an einem Waisenhaus. Natürlich sind auch Profis mit dabei.«, verkündete Mr Penns stolz. »Ein..Waisenhaus..«, stammelte ich fassungslos. »Genau. Und wir haben als erstes die Aufgabe, die Stützbalken zurecht zuschneiden. Ich habe hier die Pläne und ich möchte, dass ihr in Dreiergruppen zusammenarbeitet und euch dann mit den anderen Gruppen absprecht, wer was macht.«, er teilte die Pläne aus. »Na, das ist ja mal was..«, ich hatte noch immer Probleme damit, meine Fassung zu gewinnen. Ich meine..wer kommt auf die Idee mit einer Gruppe von Schülern ein ganzes Haus zu bauen? »Sieh's mal positiv, langweilig wird's bestimmt nicht.«, meinte Lizzie und schaute sich den Plan durch. »Wo du recht hast..«, stimmte Benjamin ihr zu. Dann machten wir uns an die Arbeit. Am Ende der Stunde hatten wir es geschafft, alle Balken zu schneiden, ohne auch nur einen zu schädigen. Nicht schlecht für Anfänger. Als nächstes stand Englisch auf dem Plan. Benjamin verabschiedete sich missmutig- er hatte Mathe. »Hey, wir sehen uns doch danach in Geschichte wieder.«, meinte ich aufmunternd. »Jaja...«, grummelte er nur und ging. Ich verdrehte die Augen. Manchmal benahm er sich wirklich unreif. »Was machen wir in Englisch eigentlich grade?«, fragte ich Lizzie dann. Sie schaute mich verdutzt an: »Wir nehmen grade Sturmhöhe durch, hast du das etwa vergessen?« »Oh..deshalb verschlafe ich den Unterricht also immer. Ich kenne das Buch auswendig.«, grinste ich. Stimmte ja auch. Ich hatte es bestimmt schon zehnmal gelesen, ich liebte die Geschichte. Aber in der Klasse, mit dem Lehrer..war es einfach nur einschläfernd. Als mich der Lehrer aufrief, waren wir grade bei dem Teil angelangt, als Heathcliff zurückkam und ich musste aufpassen, dass ich nicht zu viel erzählte. Es war zwar nichts dabei, wenn man ein Buch schon vor dem Durchnehmen im Unterricht gelesen hatte, aber es war auch nicht gut, wenn man zu viel ausplauderte, da die anderen sonst nicht weiterarbeiteten. Geschichte verging gar nicht. Wir hingen seit dem letzten Schuljahr (ich hatte nach den Weihnachtsferien in der Highschool angefangen) im zweiten Weltkrieg fest und das deswegen, weil fünf oder sechs Schüler in diesem Kurs ständig bei den Prüfungen durchrasselten. Ich spielte lieber mit Benjamin Schiffe versenken. »Gewonnen!«, flüsterte ich triumphierend. »Mist..noch ne Runde.«, forderte er. »Damit du nocheinmal verlieren kannst, was?«, grinste ich und ich gab ihm seine Revange. Endlich klingelte es zur Mittagspause. Wir schnappten uns in der Cafeteria unsere Essenstabletts und setzten uns an unseren üblichen Platz neben dem Fenster. Ich hatte großen Hunger und verschlang erst mein Sandwich, bevor ich mich am Gespräch der beiden beteiligte. »Geht ihr auf diesen Benefizball?«, fragte Benjamin. Ich zuckte die Schulter: »Weißt ja, ich bin nicht so ein Partyfan. Aber andererseits, wenn ich wirklich bei den Vorbereitungen helfe, werde ich hin müssen. Und es wird ja nicht von Alice organisiert, also kanns ja nicht soo schlimm sein.« Lizzie lachte. Die letzte Party, die von Alice veranstaltet wurde, war riesig gewesen. Es war der Hochzeitstag meiner Eltern gewesen und..ja, sie hatte einfach übertrieben. Als wären sie schon 50 Jahre verheiratet und nicht erst sieben. Kachiri, Zafrina und Senna waren gekommen, ebenso die Denalis, mitsamt Garrett. Auch Selen und Lizzie waren dabei, und Benjamin selbstverständlich. Das Haus war voll gewesen. Mit etwas Bedauern dachte ich daran, dass wir keinen einzigen der Quileute dabeigehabt hatten. Jacob war nicht mehr zurückgekommen, wie er es mir versprochen hatte, als er auf Jagd nach den Neugeborenen ging. Und seit er weg war, waren auch die Quileute nicht mehr zu uns gekommen. Am Anfang war ich fertig, aber nicht so, wie damals, als er mich offiziell verlassen hatte. Denn es hatte nicht diese Abschiedsszene gegeben. Ich war immer noch traurig, wenn ich daran dachte. Aber ich riss mich zusammen. »Wir..könnten doch zusammen gehen.«, sagte Benjamin zögernd. »Und ich frag einfach jemanden aus meinem Zirkel ob er mitkommen will.«, Lizzie war plötzlich ganz wild darauf. Ich nickte: »Klar, wieso nicht.« Benjamin strahlte. Da kam Shannen an unseren Tisch: »Nessie? Lizzie? Ganz kurz, bitte.« »Okay. Komme gleich wieder, Ben.«, sagte ich entschuldigend und wir gingen mit Shannen. »Leute, das sind Renesmee und Lizzie. Das sind James, Nade, Janet, Laura und Mason. Unser Veranstaltungskomitee.« »Freut mich.«, lächelte ich und Lizzie nickte ihnen zu. Sie grinsten ebenfalls breit. »Es trifft sich sowieso gut, dass du uns geholt hast, Shannen. Ich weiß ja gar nicht, unter welchem Motto der Ball steht.«, gestand ich verlegen. »Kein Problem. Wir dachten an „A walk to remember“.«, lächelte sie. »Oh. Nicht schlecht.«, brachte ich hervor. Ich war recht beeindruckt. Schon schossen mir Ideen durch den Kopf. »Wisst ihr was? Jetzt freu ich mich richtig darauf.«, lachte ich. »Sag bloß, du hast schon Pläne?«, fragte Shannen verblüfft. »Naja, nicht richtig. Aber bei dem Titel kommt mir Musik in den Sinn. Eine kleine Show wäre cool. Müsste nur jemand gefunden werden, der singt.«, erklärte ich ihnen. Alle Blicke lagen auf mir. »Was..nein! Ich kann Klavier, Harfe und Gitarre spielen, aber singen..nein..«, wehrte ich nervös ab. »Komm schon, hast du es überhaupt schon probiert?«, wollte Janet wissen. »Ja. Unter der Dusche.«, antwortete ich. »Stimmt und deine ganze Familie hat's gehört und lebt noch.«, lachte Lizzie. »T-trotzdem..« »Wir sehen uns dann morgen zur Versammlung im Theatersaal. Und dann singst du uns etwas vor, Nessie.«, grinste Shannen und die Gruppe erhob sich. Ich war zu verdattert um mich zu bewegen. »Was hab ich da eben getan?«, fragte ich mit panischer Stimme. »Du hast dich dazu bringen lassen, auf dem Schulball zu singen.« Ich schwieg. Bevor wir an den Strand gingen, durchforstete ich das Internet nach allem was mir zu „A walk to remember“ in die Finger kam, vorallem die Musik. Ich fand zwei Songs, die ich sofort liebte. Doch für den zweiten würde ich noch nen Kerl brauchen. >Ben~<, dachte ich grinsend. Ich lud mir die Lieder und die Texte runter und ging zum Strand. »Hi, Nessie!«, rief Benjamin schon von weitem und beschleunigte seinen Schritt. Ich winkte ihm. Jetzt wurde ich etwas nervös, als ich ihm meinen Vorschlag unterbreiten wollte. »Was hast du denn da für ne Zettelwirtschaft?«, er deutete mit dem Kopf auf die Songtexte. »Weißt du..ich dachte, ich probier mal einen Song aus..«, gab ich zurück. »Cool.«, grinste er. »Mhm..sind wirklich tolle Lieder dabei. Ich hab zwei, die ich, falls ich singen kann, unbedingt machen möchte. Aber..das Problem ist..für das zweite brauche ich einen männlichen Sänger..«, ich hoffte, dass er mich verstehen konnte, ich flüsterte und stotterte. »Ah..und du meinst, das soll ich machen?«, lachte er. »Lachst du mich etwa aus?«, fragte ich ungläubig. »Ja. Genau das tue ich.«, antwortete er lachend. »Das ist gemein!«, schmollte ich. »Hör mal, ich bin kein Mensch, der aufs Singen steht.«, erklärte er. »Es wäre doch nur für einen Song.«, bat ich ihn. »Mal sehen..« Jetzt kam auch Lizzie: »Sorry, musste noch mit Selen reden.« Ich winkte nur ab. Benjamin grinste: »Nessie will uns etwas vorsingen.« Lizzie musterte mich überrascht: »Wirklich?« »Nya..Ich brauche eure Meinungen. Denn bevor ich mich morgen blamiere, weiß ich lieber vorher, dass ichs nicht kann und singe morgen gar nicht.«, antwortete ich. Mir war plötzlich sehr heiß. »Ne gute Idee. Willst du gleich anfangen?« »So schnell wie möglich. Dann hab ichs hinter mir.«, lachte ich unsicher. »Komm her, Benjamin!«, Lizzie zerrte ihn neben sich auf das Treibholz, so dass sie jetzt vor mir saßen, wie im Theatersaal. Ich suchte den Song auf meinem Handy und drückte auf Play. Vor Aufregung war mir ein wenig schlecht, doch ich störte mich nicht weiter daran und konzentrierte mich lieber. There's a song that's inside of my soul It's the one that I've tried to ride over and over again I'm awake in the infiny cold But you sing to me over and over again So I lay my head back down And I lift my hands and pray To the only ones I pray To the only ones I know now You're my Only Hope Ich drehte die Musik ab und wollte mich ins Meer stürzen. Es war schrecklich. »Wow. Das war..das hat sich angehört wie das original!«, rief Benjamin und sein Gesicht war begeistert. »Dem kann ich nur zustimmen.«, sagte Lizzie verblüfft. »Was redet ihr da? Das war grauenvoll.«, gab ich verwirrt zurück. »Bist du taub? Das war total irre! Du musst morgen auftreten und auch auf dem Ball!«, versicherte Benjamin mir. »Ehrlich gesagt..hat's auch grade Spaß gemacht.«, gab ich verlegen zu. »Na bitte, da hast du's.«, lachte Lizzie. »Das heißt also, dass wir ab jetzt drei Sachen zu trainieren haben.«, grinste Benjamin als er sich am Abend verabschiedete. »Wieso drei?«, fragte ich irritiert. »Na deine Fähigkeit, körperlich und jetzt das Singen dazu.« »Heißt das, du machst mit?« »Jap.« Ich fiel ihm um den Hals: »Danke! Dafür hast du was gut!« Er lachte: »Wenn du mich nicht erdrückst, reicht das eigentlich schon.« Ich ließ ihn los: »Tschuldige.« Dann kicherten wir beide. »Ich glaube, die Arbeit fürs Komitee wird wirklich lustig.« »Solange du nicht Laufbursche für die spielen musst.« »Ach, so weit kommts nicht.« Ich schreckte auf, als hinter mir die Haustür aufging: »Nessie, komm rein. Sonst gibt's kein Abendessen.« »Ja, Dad. Ich komme sofort.« Er nickte und ging wieder rein. »Es hat sich alles ganz schön normalisiert, was? Keine Kämpfe, Schule, deine Eltern arbeiten unter Menschen.«, sagte Benjamin. »Stimmt. Auch wenn ich mich früher immer beschwert habe, mittlerweile fehlt mir das Übernatürliche ein wenig.«, gestand ich ein. Er tätschelte mir den Kopf: »Mit nichts zufrieden, die Gute.« »Nicht wirklich.«, grinste ich. Dann seufzte ich: »Naja, muss jetzt rein.« »Ja. Schlaf gut.«, lächelte er und umarmte mich. »Danke.«, erwiderte ich ebenfalls lächelnd, dann ging ich ins Haus. »Du kommst spät.«, bemerkte Bella stirnrunzelnd. »Tut mir leid. Wir waren noch am Strand.«, sagte ich entschuldigend. Sie stellte mir einen Teller Spaghetti hin. »Ich muss dir was erzählen! Heute kam diese Shannen zu mir, du weißt schon, die vom Verantstaltungskomitee der Schule und fragt mich ob ich aushelfen könnte. Ich soll jetzt das Plakat und die Programmpunkte machen. Und stell dir vor, ich soll da singen!«, erzählte ich aufgeregt. »Singen? Seit wann gehört das zu deinen Hobbies?«, fragte Edward skeptisch. »Naja, es sind nur zwei Songs und es ist für einen guten Zweck..«, gab ich zurück. »Ich will das sehen.«, murmelte Bella. »Keine Sorge, Liebste. Wir werden es sehen.«, Dad lächelte sein schiefes Lächeln, von dem er wusste, dass Mum es liebte. Ihre Miene hellte sich auf: »Ich verlass mich auf dich.« »Ich geh schlafen.«, verkündete ich. Ich wünschte ihnen eine gute Nacht und ging ins Zimmer. Ich machte den Radio an und legte mich aufs Bett. Ohne Vorankündigung überkam es mich. Ich fing an zu weinen. Ich vermisste Jacob so sehr. Ich spielte mir und der Welt etwas vor, was ich nicht war. Ich wollte glücklich sein, aber ich konnte es nicht. Nicht im Inneren. Kapitel 23: Real oder doch nicht? --------------------------------- Lalelu XD. Das Kapitel hat sich von selbst geschrieben, vorallem der Traum. War eigentlich gar nicht geplant...das Buch, das Nessie meint, ist übrigens „Sara“ von Stephen King. Ich liebe dieses Buch abgöttisch. Viel Spaß mit dem Kapitel Kapitel 23- Real oder doch nicht? »Hey, Renesmee! Wo soll ich denn die Rose hinkleben?« Ich wandte mich um und schaute nachdenklich auf die Papierblume, die Janet in der Hand hielt: »Weißt du was, kleb sie links an die Ecke vom Plakat.« Sie nickte und machte sich an die Arbeit. Ich holte den Goldlackstift und schattierte den Schriftzug damit. Lizzie zog mich zur Seite: »So, ich hab die Programmpunkte angeordnet. Denkst du, das wird so passen?« »Du fragst mich Sachen..Shan muss das ok geben..«, erwiderte ich und schaute mir die Liste an. »Modeshow?«, fragte ich mit Staunen. »War meine Idee. Wir haben doch den Designerclub an der Schule und so kriegen die die Chance ihre Sachen zu präsentieren.«, erklärte Lizzie grinsend. »Gute Idee, bin echt beeindruckt.«, grinste ich zurück. Dann musste ich lachen: »Eigentlich sollte es nur ein Ball sein und jetzt wird's ne Veranstaltung!« »Ist doch nichts dabei.«, Shannen beugte sich grinsend zu uns. Ihr gefiel der Gedanke wohl auch. »Eh nicht. Ich finds klasse.«, gab ich zurück. Mein Blick fiel auf die Uhr. Ich streckte mich und sagte entschuldigend: »Ich muss jetzt los. Training und so.« »Ich denke, wir machen für heute alle Schluss. Tolle Arbeit, Leute.«, sagte Shannen anerkennend. Mit fröhlichem Geplapper löste sich die Gruppe auf. »Weißt du was, Lizzie? Das macht wirklich Spaß.«, grinste ich als wir zum Auto gingen. »Da hast du recht. Und du wolltest dich anfangs noch beschweren!«, schimpfte sie. »Dazu muss ich doch nichts mehr erklären, oder?« Sie schüttelte den Kopf und stieg ein. Ich tat es ihr gleich: »Aber es ist schade, dass Benjamin nicht mitmachen kann. Irgendwie tuts mir leid, dass ich ihn jetzt so oft alleine lasse.« »Ach, Nessie, komm schon! Benjamin ist erwachsen und kann sich gut alleine beschäftigen! Ich wette mal, er ist sogar ganz froh, wenn er ein bisschen Ruhe vor dir hat.«, stichelte meine Freundin. »Wahrscheinlich hast du recht.« Sie fuhr ohne ein weiteres Wort los. »Bist du jetzt etwa sauer?«, fragte ich ungläubig. Sie schüttelte den Kopf: »Nein, nicht sauer... nur..ach, keine Ahnung.« Sie grinste wieder. »Vielleicht kann Selen ja auch kommen!«, schlug ich vor. Ich mochte die junge Anführerin des Zirkels und fand es schade, dass sie nur so selten zu uns kam. »Wohl eher nicht. Weißt du, wir haben vor ein paar Tagen einen Neugeborenen bei uns aufgenommen und sie muss ein Auge auf ihn haben.«, antwortete Lizzie. Irgendwas an ihrem Tonfall war seltsam, aber ich ging nicht darauf ein. Ich hatte das Gefühl, dass es besser war. »Ach so.«, sagte ich also nur. »Dann sehen wir uns morgen in der Schule?«, fragte Lizzie als sie vor unserem Haus hielt. »Kommst du später mit jagen?« »Heute nicht.« »Schade. Dann sehen wir uns morgen.«, ich drückte sie zum Abschied und stieg aus. »Hallo, Mum!«, rief ich als ich das Haus betrat. Doch ich erhielt keine Antwort. War sie ausgegangen? Sie hatte keinen Zettel hinterlassen, wie sie es sonst immer tat. Wird sie wohl vergessen haben. Ich dachte mir nichts weiter dabei und machte mich gleich an die Hausaufgaben. Ich war so vertieft, dass ich fast einen Satz vor Schreck machte, als das Telefon klingelte. Ich lachte kurz über mich und hob dann ab: »Cullens, hallo?« Stille. »Hallo?«, wiederholte ich. Rauschen. Ich wollte verärgert auflegen, da ertönte ein Schrei am anderen Ende. Entsetzt starrte ich den Hörer an. »Wer..wer ist da?«, fragte ich nervös. Wieder ein Schrei. Ich konnte die Stimme nicht identifizieren, so verzerrt war sie von dem Schrei. Mein Herz raste vor Angst und Aufregung. Als dieses Kreischen zum Dritten Mal erklang, legte ich den Hörer auf. Ich stand noch eine Weile erstarrt da, unfähig einen klaren Gedanken zu fassen. Dann machte ich kehrt und lief aus dem Haus. Ich stürzte ins Wohnzimmer, wo Rosalie überrascht aufschaute: »Was hat dich denn gebissen, Nessie?« »Wo ist Carlisle?«, frage ich leicht panisch. Sie musterte mich argwöhnisch: »Im Krankenhaus. So wie Edward und Bella auch.« Natürlich. Wo denn sonst? »Nessie, was ist denn passiert? Du bist kreidebleich!«, Rosalie stand auf und legte mir den Arm um die Schulter. Ich schilderte ihr das Telefonat, wobei sich mein Herzschlag fast sofort wieder überschlug. »Da hat dir wohl jemand einen üblen Scherz gespielt.«, meinte sie dann. Ich schüttelte den Kopf. Es war kein Scherz gewesen, davon war ich überzeugt. Ich hatte es im Gefühl. »Ich weiß nicht wer es war, ich kannte die Stimme nicht. Aber..es war kein Scherz.«, sagte ich ernst. Ich schaute mich nach Benjamin um, dabei fiel mir auf, dass ich außer Rose niemanden sehen, hören oder spüren konnte. »Sag mal..wo sind denn die anderen alle?« »Jagen.«, antwortete sie. »Jagen.«, echote ich tonlos. Das würde bedeuten, es hätte jeder von ihnen sein können. Andererseits..wer würde einem von ihnen etwas tun können? Rosalie's besorgter Blick lag weiterhin auf mir: »Soll ich dich ins Krankenhaus fahren?« Ich schüttelte den Kopf: »Ich warte hier. Ben und ich wollen noch trainieren.« »Soll ich dir was zu essen machen?« »Nein, danke. Lass mal.«, ich sank aufs Sofa und starrte in die Gegend. Woher war dieser Schrei gekommen? Und wer war es? Und warum schrie er oder sie so? Wurde ihm wehgetan? Wurde es gejagt? Oder- war es Cat's Seele, die mich von nun an verfolgte? Was, wenn es (mein Herz überschlug sich wieder) Jacob war? Womöglich wurde er festgehalten und gequält und war deshalb nicht wiedergekehrt? Nach einer Weile registrierte ich, dass eine Hand vor meinem Gesicht wedelte und mit einem leichten Zucken tauchte ich aus meinen Überlegungen auf. Es war Benjamin, der versuchte mich auf sich aufmerksam zu machen. »Na, wieder wach?«, grinste er. »Ich hab nicht geschlafen. Ich- «, schnell schaute ich zu Rose. Wieviel hatte sie erzählt? Sie schüttelte den Kopf. Also gar nichts. »Ich hab nur nachgedacht.«, beendete ich meinen Satz. »Muss ja ganz schön interessant gewesen sein.«, lachte er. »In der Art. Können wir trainieren?«, lenkte ich ab. »Klar, gehen wir.«, er half mir auf die Beine und fünf Sekunden später waren wir im Garten. Ich war Benjamin mittlerweile schon gewachsen und ansich war es auch kein richtiger Unterricht mehr, sondern Übungskämpfe. Auf sein Startzeichen hin, sprintete ich in den Wald. Einige Sekunden später folgte er mir. Ich lief durch den Fluss und versteckte mich hinter einem Felsen am Ufer. Zu meiner Verblüffung spürte er mich fast zeitgleich auf und ich musste regelrecht wegspringen, damit er mich nicht erwischte. Ich war nicht bei der Sache. Meine Gedanken schweiften ständig zu dem, was ich am Telefon gehört hatte. Mir war klar, dass ich nichts ausrichten konnte. Was denn auch? Ich wusste ja nichteinmal, woher der Anruf kam. Trotzdem beschäftigte es mich. Ich könnte in der Telefongesellschaft anrufen und fragen, woher er kam. Im selben Moment wurde ich von Benjamin auf den Boden geworfen: »Gewonnen.« Er grinste triumphierend. »Öh..ups.«, lachte ich. »Du bist heute nicht ganz da, kann das sein?«, fragte er misstrauisch und zog mich hoch. »Nicht so ganz, nein.«, gestand ich. »Ist was passiert?«, wollte er wissen und ich sah ihm an, dass er jede Lüge gleich erkennen würde. Also versuchte ich, ausweichend zu antworten: »Naja, es war nur ein Telefonat, das mich etwas aus der Bahn geworfen hat.« Es sollte so beiläufig wie möglich klingen und ich war auch schon drauf und dran weiterzugehen. Doch er hielt mich am Handgelenk fest und sagte mit ernster Stimme: »Das war sicher nicht alles. Raus mit der ganzen Wahrheit.« Benjamin würde also nicht locker lassen. Ich seufzte: »Es war eigentlich kein richtiges Telefonat..« Er starrte mich fassungslos an, als ich geendet hatte: »Ist das dein Ernst? Nur..Schreie?« Ich nickte: »Und ich habe keine Ahnung..woher..oder wer..Aber ich glaube, es ist Cathleen.«, ich wusste, es klang lächerlich, aber ich traute mich, es nur ihm zu sagen. »Das klingt ja wie in einer Horrorgeschichte..«, murmelte er. »Passt doch. Vampire gehören in Horrorgeschichten.«, erwiderte ich tonlos. Er verpasste mir eine Kopfnuss: »Böse Nessie.« Ich grinste ihn an. Ich war erleichtert, dass ich es ihm erzählt hatte und das machte die Sache irgendwie leichter. »Ich nehme an, dass du mit Carlisle darüber sprechen wirst.« »Hatte ich vor. Er hat immer für alles eine Erklärung.«, gab ich zurück. »Das stimmt allerdings. Sollen wir zurückgehen? Er dürfte schon da sein.« Ich war einverstanden und so liefen wir zurück. »Grandpa! Ich muss mit dir sprechen, bitte!«, rief ich, sobald ich ihn erblickte. Er nickte und bat mich in sein Arbeitszimmer. Also erzählte ich auch ihm die Geschichte. »Nun, anders als deine Tante, glaube ich nicht, dass es ein Scherz war. Es war wohl eher ein Hilfeschrei.«, sagte er dann. »Ja, das glaube ich eben auch. Aber..woher? Und vorallem von wem?« »Ich werde sehen, dass ich das zurückverfolgen lasse, versprochen.«, Carlisle sah mich ernst an. »Danke, vielen Dank.«, erwiderte ich erleichtert und küsste ihn auf die Wange. Er lächelte: »Gut, dann sei jetzt ein braves Mädchen und mach dir darüber keine Gedanken mehr.« Ich nickte und lief nach unten. In der Zwischenzeit waren alle eingetroffen und aus ihren heiteren Mienen konnte ich lesen, das es gute Neuigkeiten gab. »Was ist los?«, fragte ich neugierig. »Der Vergnügungspark wird am zwölften September eröffnet.«, strahlte Esme glücklich. »Wirklich? Das ist ja großartig!«, rief ich. Sie nickte freudestrahlend. »Das heißt, den Tag muss ich mir gleich im Kalender fett anstreichen.«, grinste ich. Ich spürte Rose's skeptischen Blick im Nacken: >Mach dir keine Sorgen, Rosalie. Ich habe mit Carlisle gesprochen und er hält mich nicht für verrückt.< Nur ihr alleine teilte ich meine Gedanken mit und als ich hinsah, kniff sie die Lippen zusammen. »Also, ich muss dann noch ein paar Dinge für die Schule machen. Bis morgen.«, ich verabschiedete mich und verschwand eiligst nach Hause. Ich öffnete gerade die Haustür, als mein Handy plötzlich läutete und mich aus den Gedanken riss. Überrascht sah ich, dass es Ben war: »Hey, was gibt's, Benjamin?« »Nessie! Wollten wir nicht üben?«, fragte er vorwurfsvoll. Ich stutzte: »Haben wir doch!« »Ja, du doofe Nuss. Aber ich rede von dem Auftritt!« Ich erstarrte: »Ach du Scheiße..das hab ich ja ganz vergessen!« »Merkt man. Das ist schon übermorgen, das weißt du doch hoffentlich.«, sagte er zweifelnd. Ich starrte auf den Kalender. War heute echt schon der achte? Mist..»Stimmt ja..okay, dann üben wir morgen den ganzen Nachmittag, kay? Ich hab heut echt keinen Kopf mehr dafür, und verdammt, ich habs auch wirklich vergessen!« Er lachte: »Hab ich mir fast gedacht, deswegen hab ich dich noch mal erinnert. Gut, dann morgen.« »Jap. Gute Nacht.« »Dir auch.« Kurze Stille. »Nessie?« »Was ist?« »Dir geht's doch gut, oder?« Warum fragte er das? »Ich denke schon.«, gab ich zurück. »Dann ist gut. Schlaf schön.« Er legte auf. Dir geht's doch gut, oder? Wieso hatte er das gefragt? War ich traurig? Spielte ich nur Fröhlichkeit vor? Ich hatte manchmal Momente, in denen ich traurig war. Das wusste ich selbst genausogut wie alle anderen. Aber..eigentlich fühlte ich mich ganz gut. Oder spielte ich mir selbst etwas vor und Benjamin hatte etwas gesehen..Ich stieß einen kurzen Schrei aus. Ich war so verwirrt und das nur von einer Frage! Im Fernsehen lief eine Dokumentation über Geistervillen und normalerweise war ich von so etwas immer wie gebannt. Doch heute kriegte ich davon gar nichts mit. Benjamin hatte mich so aus der Bahn geworfen, dass ich meine Gedanken erstmal auf die Reihe kriegen musste. Ich nahm mir vor, ihn morgen zu fragen, wie er auf diese Frage gekommen war. Jetzt, wo ich wieder Zeit hatte, dachte ich an das Telefonat zurück. Dieser grauenvolle Schrei drängte sich in meine Überlegungen und ich schauderte. Ich dachte genauer darüber nach und kam zu dem Schluss, dass es sich wie eine Kinderstimme angehört hatte. Was das ganze noch unheimlicher machte. Ich hoffte, dass Carlisle bald Erfolg hatte, ja betete fast dafür. Ich stand vor einem Haus und hörte dahinter einen Eistaucher schreien. Das erschreckte mich. Als ich mich umdrehte, erstreckte sich vor mir ein See. Ich kannte diese Umgebung nicht. Und doch kam sie mir merkwürdig vertraut vor. Ich machte ein paar Schritte nach vorne und konnte unter der Verandatreppe drei Sonnenblumen sehen. Seltsam. Aus dem Haus drang plötzlich ein Schluchzen. Ich konnte nicht anders und stieg die Treppen nach oben, öffnete die Tür. »Hallo?«, rief ich leise, zögernd. Das Schluchzen verstummte. Mein Blick glitt nach links. Ein Kühlschrank mit bunten Magnetbuchstaben stand in der Ecke. Nicht weiter ungewöhnlich. Ich durchquerte die Küche, wodurch ich ins Wohnzimmer gelangte. Ein ausgestopfter Elchskopf hing über dem Kamin, dessen Hals von einer Glocke geziert wurde. Über Geschmack ließe sich ja bekanntlich streiten, aber meiner war es ganz bestimmt nicht. Wieder ging ich weiter. Ich stieg auf etwas weiches und hätte fast aufgeschrien, da sah ich, dass es nur ein Plüschhund war. Erleichtert hob ich ihn auf. Auf dem Boden lagen Papiere verstreut, alle bedruckt. Auf dem Wohnzimmertisch stand eine alte IBM. Das alles kam mir verdammt bekannt vor. Und jetzt fiel mir auch ein warum. Es hörte sich sehr nach dem Buch an, das ich vor kurzem gelesen hatte. Und ich wusste, wenn ich jetzt den Zettel lesen würde, der in der Schreibmaschine eingespannt war, würde in der Kopfzeile „Michael Noonan“ stehen. Ich sah nach und behielt recht. Das hier war ein Traum und ich träumte von einem Buch meines Lieblingsschriftstellers. Ganz klasse, allmählich drehte ich wirklich ab. Das Schluchzen erklang wieder und ich folgte ihm. Ich war jetzt im Badezimmer angelangt und dort sah ich das kleine blonde Mädchen. Sie saß auf dem Boden und weinte sich die Augen fast auf dem Kopf. Unwillkürlich ging ich einen Schritt auf sie zu und sie schaute mich mit ihren blauen Augen erschrocken an. »Was ist los, Kleines?«, hörte ich mich leise fragen. »Sie ist wieder da und sie hat Mike! Sie ist da und hat ihn mitgenommen!«, schrie sie fast hysterisch. Ich erinnerte mich ans Buch und erkundigte mich weiter: »Ist es die weiße Nana?« Sie schüttelte den Kopf: »Nein, nicht die weiße Nana! Der böse Geist ist da! Sie hat Matties Kleid an!« Das bedeutete Sara. Die Frau, die das kleine Mädchen, Kyra, tot sehen wollte. Ich hob die Kleine hoch und drückte ihr den Stoffhund in die Hand. »Stricken!«, rief sie erleichtert und drückte ihn in ihrer kleinen Faust. Ich lächelte leicht, dann wandte ich mich um. Außer ihrem unregelmäßigen Atem war nichts zu hören. »Kyra, was meinst du damit, sie hat ihn mitgenommen?«, fragte ich zögernd. »Sie hat ihn in den See gestoßen!«, antwortete sie und jetzt flossen wieder die Tränen. Ich schnappte nach Luft und- wachte auf. Ich brauchte einige Minuten bis ich registrierte, was wahr und was Traum war. »Kyra..«, stöhnte ich leise. Dann lachte ich. Das Buch hatte mich so in den Bann gezogen, dass ich sogar davon träumte! Und doch kam es mir so real vor. Sicherheitshalber roch ich an meinen Haaren, doch sie rochen wie immer- Kirsche. »Man kann mich bald wirklich einweisen.«, sagte ich zu dem leeren Zimmer, dann stand ich auf und machte den Fernseher aus. Meine Eltern waren wohl noch nicht wieder da, also ging ich geradewegs in mein Schlafzimmer, öffnete das Fenster einen Spalt und legte mich ins Bett. Das merkwürdige an dem Traum war- es schien so etwas wie die Fortsetzung der Geschichte gewesen zu sein, denn das Buch endete mit der Adopitonssache. Aber wie kann man die Fortsetzung von etwas träumen, was nur Fiktion war? Würde die Sache anders aussehen, wenn an der Geschichte etwas wahres dran wäre? Und trotzdem war es einfach nur total seltsam. Ich beschloss, die Sache erstmal für mich zu behalten. Es gab immerhin wichtigeres- das Telefonat, die Veranstaltung und die Eröffnung des Vergnügungsparkes zum Beispiel. Ich drehte mich um und schlief wieder ein. Kapitel 24: Musik, Liebe und Geistergeschichten ----------------------------------------------- Wuhu, das Kapitel ist endlich fertig **dröppel** Die letzten fünf entstanden an zwei Tagen, das hier brauchte fünf Tage oo“. Nyan, ehrlich gesagt, bin ich davon nicht soo begeistert, weils mir zu normal ist. Aber ab und zu braucht man das und bald gibt's wieder neues, denn geplant sind ja die nächsten Kapitel schon lol.Imo gehts etwas mehr in Mystery Richtung, aber es wird sich schon alles einrenken XD. Freu mich wie immer auf Kommentare^^. Just have fun! Kapitel 24 – Musik, Liebe und Geistergeschichten Als ich aufwachte, stellte ich verwundert fest, dass das Kissen und mein Gesicht nass waren. Ich musste im Schlaf geweint haben, mal wieder. Warum diesmal? Wegen des Traumes oder..doch um Jacob? Es gab andere Dinge, die mir wichtig sein sollten- heute war der zehnte September. Ironischerweise war das Schulfest auf meinen Geburtstag gefallen, der letztes Jahr total katastrophal gewesen war. Ich hoffte, dass es heute ruhiger ablaufen würde. Mit lauter Musik im Hintergrund stand ich ziemlich ratlos vor meinem „Kleiderschrank“. Ich hatte keine Ahnung was ich anziehen sollte. Plötzlich legte mir jemand eine Hand auf die Schulter und ich fuhr vor Schreck zusammen. »Was ist denn mit dir los?«, fragte Alice grinsend. »Ich war in Gedanken. Kannst du nicht anklopfen?«, grimmig schaute ich sie an. »Tut mir leid, ich hab mir gedacht, dass du vielleicht Probleme beim Aussuchen hast.«, flötete sie. »Sonst hast du nichts zu tun, oder?«, erwiderte ich grinsend. »Heute nicht. Es ist immerhin dein erster Ball, du musst perfekt aussehen.« Ich lachte- meine Tante, die Modequeen. »Du hast recht, ich bin aufgeschmissen.« Kaum hatte ich ausgeredet, stapelten sich auf dem Sofa Outfits. »Eh..Alice? Du weißt schon, dass die Verantstaltung höchstens zwölf Stunden dauern wird, oder? In der Schule.«, ich betonte zwölf Stunden und Schule. »Weiß ich doch. Das hier ist für die Eröffnung, dann etwas bequemes zum Schlendern, das Kleid für deinen Auftritt und danach für die Spiele das Hemd und die Jeans. Da du dich bekleckern wirst, nimmst du noch ein Shirt mit. Und für den Ball am Abend dann das blaue Kleid.«, erklärte sie. »Ich bin doch nicht die Kaiserin von Übertreibungsland! Zwei Outfits reichen vollkommen!«, entgegnete ich erhitzt. Sie stöhnte genervt: »Renesmee Cullen, hör sofort auf wie deine Mutter zu klingen und nimm Vernunft an!« Ich funkelte sie an und zischte unwillkürlich: »ICH bin ja vernünftig, DU schlägst ja über die Stränge!« Sie schaute mich mit großen Augen an. »Stimmt doch..«, murmelte ich nun etwas kleinlauter. Sie schüttelte den Kopf und dann hielt sie mir wortlos eine modisch verwaschene Jeans und eine beige Bluse hin. Ich nahm sie entgegen: »Danke, Alice. Ich weiß, du meinst es gut, aber du musst mich auch verstehen. Ich bin eben nicht so versessen auf Klamotten wie du.« »Ich weiß. Ich hatte nur gehofft, du würdest heute vielleicht eine Ausnahme machen.« Alice lächelte kurz sehnsüchtig. Dann seufte sie: »Deine Eltern werden gleich hier sein. Hey, würdest du es erlauben, dass ich dir vor dem Auftritt die Haare mache?« »Alice! Ich bin schon auffällig genug!« Sie kicherte, dann verschwand sie. Keine zwei Sekunden später klopfte Bella an meine Tür. Ich knöpfte schnell die Bluse zu, dann machte ich ihr auf. »Morgen, Süße! Gut geschlafen?«, sie küsste mich lächelnd auf die Stirn. »Jap.«, log ich und umarmte sie. Ihre Augen wanderten zu den Klamotten: »Alice war da, was?« »Jaaahhh..sie wollte mir sechs Outfits andrehen..Sechs an einem Tag!« Bella lachte: »Das sieht ihr ähnlich!« ich nickte zustimmend und bürstete meine Haare . »Schade, dass ihr nicht kommen könnt.«, murmelte ich bedrückt. Zu meiner Überraschung grinste meine Mum: »Ich hab Benjamin zum Filmen verdonnert.« Ich starrte sie ungläubig an: »Ist das dein Ernst? Und er macht es?« »Ja. Und er hat ja auch was davon.«, Bellas Grinsen nahm einen triumphierenden Ausdruck an. »Und das wäre?«, wollte ich wissen. »Er kann dich sehen, wann immer er will.«, jetzt lachte sie wieder. Ich spürte wie mir die Röte ins Gesicht stieg und schlug leicht nach ihr: »Du bist total gemein, Mum! Du weißt, er ist nur ein guter Freund für mich und er weiß es auch!« Beinahe hätte ich ein „Und ich liebe Jacob“ drangehängt, aber auch sie hatte unter seinem Verschwinden zu leiden und ich wollte nicht uns beide unglücklich machen. »Schon klar, aber es ändert nichts daran, dass du mehr für ihn bist.«, sagte sie sanft. »Er weiß, wie ich empfinde.«, wiederholte ich und schloss mit dem Thema ab. Bella schwieg und ich hörte Edward raufkommen. Bevor er klopfen konnte, bat ich ihn schon zu uns. Breit grinsend kam er zu uns: »Schatz, wir wissen, wie ungern du Geschenke hast, aber deine Mutter und ich konnten es nicht lassen.« »Oh nein!«, rief ich nur. In dieser Familie neigte man generell zu Übertreibungen. »Es tut mir leid, Schätzchen.«, grinste Bella. Ohja, man sah ich die Reue wirklich an..von wegen. »Es ist nur eine Kleinigkeit, keine Sorge.«, versicherte Edward mir. »Hab ich eine Wahl?« »Nö. Es sei denn..nein. Nein, gibt es nicht.« Ich gab mir einen Ruck und grinste: »Na dann, her damit.« »Alles, alles Gute, mein Engelchen.«, liebevoll lächelnd reichte mir meine Mutter eine flache, längliche Schachtel. Jetzt wurde ich doch neugierig und vorsichtig hob ich den Deckel. Darin lag eine silberne Kette, feingliedrig und in regelmäßigen Abständen mit kleinen, funkelnden Diamanten bestückt. Der Anhänger bestand aus geschwungenen Buchstaben, die die Worte „MySweetAngel“ formten.Wortlos starrte ich meine Eltern abwechselnd an. Tränen stiegen mir in die Augen und ich musste mehrmals schlucken, bevor ich sprechen konnte. »Es ist..wunder..wunderschön! Vielen, vielen Dank!«, sagte ich heiser und drückte die beiden. »Freut mich, dass es dir gefällt, Prinzessin.«, sagte Edward sanft. Dieses Wort reichte aus- meine Tränen liefen über. »Ich liebe euch. Ich liebe euch so sehr!«, schluchzte ich. Bella strich mir übers Haar: »Wir dich auch. Unsere Kleine.« »Musst du heute Abend zu deiner Familie?«, fragte Lizzie. Wir waren auf dem Weg zur Schule, wo wir dann auch Benjamin und Rico, einen Vampir aus Lizzie's Zirkel, treffen wollten. Fast hätten wir Selen auch mitnehmen können. Aber eben nur fast. Lizzie sah so bezaubernd aus, dass ich neidisch wurde. Sie trug einen goldenen, knielangen Rock, der in verschiedenen Höhen Falten warf, dazu ein silbernes, funkelndes rückenfreies Top. Weiße Riemchen-Highheels, Ohrringe und eine Halskette. Ihr rotgoldenes Haar hatte sie locker seitlich zusammengebunden. »Die Jungs werden dir zu Füßen liegen.«, bemerkte ich. Sie lachte: »Übertreib nicht, Ness. Die wenigen, die nicht dir verfallen sind, kann ich an einer Hand abzählen.« »Träum weiter.«, erwiderte ich und verdrehte die Augen. Der Parkplatz war gerappelt voll. »Wären wir doch nur zu Fuß gekommen!«, beklagte sich Lizzie, als sie den Wagen in eine winzige Lücke quetschte. »Das hätte merkwürdigt ausgesehen.«, murmelte ich, dann galt meine Aufmerksamkeit den beiden Jungs, die am Haupttor warteten. Ich hatte Rico noch nie zuvor getroffen und war regelrecht verblüfft. Obgleich er doch ein Vampir war, hatte er braungebrannte Haut, ein goldenes und ein grünes Auge. Sein blondes Haar war etwas länger und hing ihm locker ins Gesicht. Ich konnte verstehen, warum Lizzie ihn mitgenommen hatte. »Nicht übel.«, grinste ich Lizzie zu. »Süß, was?«, grinste sie zurück und stieg aus. Ich folgte ihrem Beispiel. Die Tür war noch nicht ganz geschlossen, da war Benjamin schon an meiner Seite. Ich umarmte ihn und atmete seinen Duft ein- Flieder, frisch gemähtes Gras, Erdbeer und eine Brise Schnee. »Du siehst bezaubernd aus, Nessie.«, strahlte er. »Du hast dich auch ganz schön rausgeputzt.«, erwiderte ich lachend. »Nur das Beste für dich.«, grinste er und bot mir seinen Arm an. Ich hakte mich bei ihm ein. Lizzie räusperte sich. Verlegen drehte ich mich zu ihr um. »Nessie-Rico. Sei nett, sie ist meine beste Freundin.«, stellte Lizzie uns grinsend vor. »Freut mich sehr!«, sagte ich aufrichtig und streckte ihm die Hand entgegen. Er ergriff sie vorsichtig: »Ebenfalls.« Einen Moment herrschte peinliches Schweigen. Eins, zwei..drei..vier..»Wollen wir rein?«, fragte Lizzie schließlich ungeduldig. Wir gingen ohne ein Wort rein. »Nessie, beeil dich! Die Eröffnungsfeier hat längst begonnen!«, Shannen flog uns fast entgegen. Ihre Wangen waren vor Aufregung gerötet und sie strahlte Hektik pur aus. »Sag mal, wieso soll ich die Rede halten? Ich bin doch nichtmal im Komitee!«, fragte ich nervös. Dafür, dass ich nur aushelfen sollte, hatte ich ganz schön viel zu tun. Ben drückte leicht meine Hand. »Es ist dir zu verdanken, dass es so etwas grooßartiges geworden ist!«, antwortete Shannen in einem Tonfall der keine Widerworte duldete. Ich grummelte unwillig. »Selbst schuld, Renesmee!«, lachte Lizzie und Ben stimmte in ihr Lachen ein. Grimmig schaute ich sie an, kramte dann aber doch nach meiner Rede. »Und nun bitte ich die Person an den Rednerpult, ohne die dieses Fest nur ein mickriger Schulball geworden wäre: Renesmee Carlie Cullen!« Shannen klang so enthusiastisch, dass ich die Augen verdrehte. Als ich zur Bühne ging, streifte ein kühler Lufthauch mein Gesicht, obgleich es vollkommen windstill war und ich bildete mir eine flüsternde Stimme ein. »Das schaffst du mit links.«, versprach sie mir. Ich erschrak. Es hörte sich an wie Jacob! Hektisch suchte ich den Raum ab, dann seufzte ich betrübt. Wunschdenken..Ich schluckte und erlangte meine Kontrolle wieder. Nie hätte ich gedacht, dass so viele Leute zur Eröffnung kommen würden. Kurz flimmerte Cat's Gesicht vor mir auf. Ich wünschte mir so sehr ihre Anwesenheit- Cat's und Jake's. Mein Blick heftete sich auf das Papier in meinen Händen: »Hi. Es ist schön, dass ihr gekommen seid und ich bin froh, dass allein die Planung chon so reibungslos verlaufen ist. Wie Shannen schon sagte, ursprünglich sollte es nur ein Schulball sein, aber ich habe eindeutig übertrieben.« Einige lachten und auch ich grinste. Dann fuhr ich fort: »Dank der Zustimmung des Direktors durften wir eine Veranstaltung daraus machen. Aber ohne eure Hilfe- das Komitee, die freiwilligen Helfer, Lehrer- wäre uns das nicht gelungen. Ich danke euch allen sehr. Mit euch wird das Fest in die Geschichte eingehen! A walk to remember ist eröffnet!« Begeistertes Jubeln folgte. Benommen, vorallem aber verlegen, stieg ich die Treppe nach unten. »Du warst genial. Echt!« Benjamin umarmte mich lachend. Ich sträubte mich, aber nur ein wenig und auch eher vor den Worten als vor der Berührung. »Du übertreibst..«, murmelte ich. »Tut er gar nicht.«, Lizzie entzog mich ihm grinsend. Ich schaute sie fragend an. »Na kommt, wir sehen uns um. Jetzt wo der Stress vorbei ist, genießen wir das.«, flötete meine beste Freundin. Bereitwillig ging ich mit. Wir quatschten, machten Fotos, aßen Zuckerwatte- ja, auch meine Freunde, die Vampire- machten jeden Quatsch mit. Fast hätte ich meine Geisterstimmen vergessen, bis wir in der Turnhalle waren wo wir uns die Modeshow ansehen wollten. Der Laufsteg war von ein paar Hobbytischlern gemacht worden, wir hatten an der Decke zusätzliche Scheinwerfer angebracht und alles in weiß und beige gehalten. Zielstrebig bugsierte uns Benjamin zu ein paar Sitzen in der ersten Reihe. Ich hate dabei gleich ein schlechtes Gefühl, wollte mir aber nichts anmerken lassen und setzte mich kommentarlos. »Bin mal gespannt, was wir zu sehen kriegen.«, plapperte Lizzie fröhlich. Ich nickte zustimmend. »Frauen.«, stöhnte Ben, grinste aber breit. Ich stieß ihn an und als er mich anschaute, zeigte ich ihm die Zunge. »Etwas mehr Respekt vor Älteren, bitte!«, sagte er erbost und verkniff sich ein Lachen. »Komm schon, hör auf! So viel älter bist du nicht!«, gab ich mit gespielter Arroganz zurück. »Nein, nur vierzig Jahre! Ich könnte dein Vater sein.«, jetzt lachte er. »Alter Tatergreis!« Lizzie und sogar Rico lachten mit. Als Benjamin den Arm um meine Schultern legte, wollte ich ihn erst abschütteln, stellte dann aber fest, dass es sich nicht im geringsten falsch anfühlte. Wieso auch, er war mein bester Freund und Jacob (ein kleiner Stich machte sich bemerkbar) hatte mich ohnehin sitzen lassen. Also wo war bitte das Problem...Ich schob meine Überlegungen zur Seite und lehnte mich leicht an ihn. Lizzie grinste verschwörerisch. Ich presste meine Lippen zusammen und starrte sie durchdringend an. Die Kleider, die präsentiert wurden, waren so wunderschön, dass ich Alice bitten wollte, solche aufzutreiben, was in meinem Fall schon was heißen musste. Das meiste war in zarten Gelb oder satten Lila gehalten, Sommerkleider, Abendkleider, Strandkleider, manche hätte man sogar als Hochzeitskleid nehmen können. »Wow. Das würde dir ausgezeichnet stehen, Nessie!«, flüsterte Benjamin neben mir. Ich folgte seinem Blick, der auf ein oranges Sommerkleid gerichtet war. Es war ärmellos, wurde im Nacken zusammengebunden, etwa knielang, warf leichte Falten und in der Mitte war ein breiter, gelber Gürtel mit Glitzerschnalle. Er hatte recht, es sah total cool aus! Also nickte ich: »Nicht übel.« Plötzlich schrie eines der Models erschrocken auf und ich sah auch sofort wieso. Sie war auf den Saum ihres bodenlangen Kleides getreten, welches sich im Absatz ihres Schuhs verfangen hatte. Ich befreite mich aus Benjamins Griff und kletterte auf den Laufsteg. Und da hörte ich es. »Renesmee, nicht! Das ist gefährlich!«, diesmal war es die Stimme von Cat. Ich hielt erschrocken die Luft an. »Cat?«, flüsterte ich unsicher. Keine Antwort, nur eine weitere Warnung. »Gefahr..weg..schnell..«, die Stimme verhallte als würde sie weggetragen werden. Ich stand noch eindreiviertel Sekunden wie erstarrt da, dann ging ich auf das Model zu: »Warte, ich helf dir.« Ich wollte gerade hinknien, da steiß mich jemand, ich stolperte und fiel zu Boden, wobei ich das Model mitriss. Blitzschnell wirbelte ich herum. Benjamin war aufgesprungen und hielt die Hände vor, als wollte er mich auffangen. Ein furchtbares Geräusch zerris die Luft und schlagartig wurde es still. Zum zweiten Mal an diesem Tag spürte ich einen Hauch Kälte, diesmal direkt vor mir. Unwillkürlich weich ich zurück. Zwei Sekunden später ertönte ein Knall und mit einem lauten Krachen landete einer der Scheinwerfer genau da, wo ich bis eben gestanden hatte. Ich schrie entsetzt auf und das Model neben mir, krallte ihre Nägel in meinen Arm. »Nessie, alles okay?« »Bist du verletzt?« Benjamin und Lizzie standen schon an meiner Seite. »N-nichts..nichts passiert..alles okay..«, stotterte ich mit rasendem Herzen. »War echt knapp! Ein Glück, dass du hin und wieder tollpatschig bist.«, sagte Ben mit zusammengepressten Lippen. Ich nickte halbherzig. Ich war nicht gestolpert, ich war gestoßen worden, da war ich mir sicher. Und zuvor hatte Cat versucht mich zu warnen. Mir war bewusst, wie verrückt das klang. Und trotzdem..Benjamin half mir auf die Beine und flüsterte: »Jag mir nie, nie wieder so einen Schrecken ein!« »Ich versuch's.«, antwortete ich mit zittriger Stimme. »Du bist kreidebleich.«, bemerkte Lizzie und runzelte die Stirn. »Danke..«, murmelte ich und Durst flammte auf. Mitten in einer Schar von Menschen. Angst packte mich: »Ich muss hier sofort raus!« Ich drehte auf dem Absatz um und lief ins Freie. Ein paar tiefe Atemzüge später hatte ich mich soweit beruhigt, dass ich bemerkte, dass Benjamin mir gefolgt war. »Geht's dir gut?«, fragte er besorgt. »Ich..hab Durst.«, gestand ich, »aber ich wollte niemanden verletzen.« Seine Miene war mitleidsvoll: »Das mit Cathleen macht dir immer noch zu schaffen. Mehr als du zeigst, nicht wahr?« »Keine Ahnung.«, gab ich erhlich zurück. Und dann brach der Damm. Wie ein Wasserfall schossen Tränen aus meinen Augen. Benjamin schaute mich schockiert an: »Nessie, was ist denn? Tut dir etwas weh?« »Ich bin..so-so ein schlechter..Mensch! Was sag ich..Mo-Monster! Ich habe meine..meine Freundin getötet u-und damit auch..an-andere verletzt..U-und Ja-Jake hab ich auch ver-vergrault und er fehlt mir so! Und dich hab ich auch lie-lieber als ich sollte..und jetzt bin ich so verrückt, d-dass ich schon Stimmen höre!«, schluchzte ich. Behutsam zog er mich in seine Arme: »Beruhig dich, Nessie. Das mit Cat war ein Unfall, der jedem von uns passieren hätte können. Wenn jemand Jacob vergrault hat, dann war das wohl eher ich, aber er hat ganz bestimmt andere Gründe. Es ist vollkommen normal, dass du ihn vermisst. Dass du mich magst, freut mich, du kennst ja meine Gefühle. Gut, das mit den Stimmen kann ich jetzt nicht erklären, aber bisher haben sie dir doch nichts getan. Hör bitte auf zu weinen, Liebes.« Ich hörte ihm protestlos zu und beruhigte mich allmählich ein wenig. Seine Erklärungen hörten sich logisch an und er hatte auch nicht gelacht, als ich das mit den Stimmen erwähnte. »Die Stimmen..haben mich gerettet..naja, der Lufthauch danach..«, gestand ich leise. Benjamin lächelte: »Sieht so aus, als hättest du Schutzengel.« Als er das sagte, schob sich etwas anderes in meine Gedanken. Konnte es sein, dass das Telefonat und das hier zusammenhingen? »Willst du jagen?«, fragte Ben flüsternd. »Nicht nötig.«, erwiderte ich und holte eine Thermoflasche hervor. Ich hatte mich für alle Fälle vorbereitet und Blut eingepackt. »Wusstest du etwa..?« »Nein..es kann anstrengend sein, so lange unter Menschen zu sein und ich wollte nichts riskieren.«, erklärte ich und leerte die Flasche in zwei langen Zügen. Er ginste: »Na dann. Geht's wieder? In zehn Minuten ist unser Auftritt.« »Na super. Darf ich in Ohnmacht fallen?«, fragte ich sarkastisch. »Abgelehnt. Kannst mich ja nicht allein auf der Bühne stehen lassen.«, er tat erbost. »Okay, überredet. Ich ziehe mich schnell um.«, ich lächelte leicht und lief zur Umkleide. Es hatte gut getan, mit Benjamin zu sprechen. Ich fühlte mich besser, erleichtert. Mit so viel Verständnis hatte ich allerdings nicht gerechnet. Ich holte das Kleid aus dem Spind (letztendlich hatte ich doch das beige Kleid mitgenommen, da ich fand, dass es perfekt passte) und ging im Kopf die Texte durch. Meine Nervosität wich der Vorfreude. Mit einem Mal wollte ich nichts mehr, als einen guten Auftritt hinzulegen. Als ich zurück zu Ben kam, war ich verblüfft. Er hatte sich in einen Anzug geworfen und ganz ehrlich- er sah umwerfend aus. »Wow, der steht dir!«, grinste ich. »Naja, ganz wohl fühl ich mich damit nicht. Aber ich muss ja dazupassen. Die Jungs werden deine Stimme gar nicht hören, die werden vollauf damit beschäftigt sein, sich voll zu sabbern.«, verkündete er unheilvoll. Ich verdrehte die Augen, nahm seine Hand und zog ihn mit. »Langsam werd ich doch nervös.«, gab ich zu. »Wird schon. Du bist gut. Vor mir werden sie jedoch flüchten, befürchte ich.«, er runzelte die Stirn. »Einbildung ist auch ne Bildung, weißt du.«, lachte ich amüsiert. Ich wagte einen Blick nach draußen. »Ich glaub..die ganze Schule ist da.« »Dann gibt's wenigstens keine Gerüchte über den Auftritt. Lizzie vergisst hoffentlich nicht aufs Filmen.« »Du hast ihr die Kamera angedreht? Damit wird sie gar nicht glücklich sein.« »Hat sie Pech gehabt.«, grinste er. »Und jetzt ist es soweit! Der Auftritt auf den wir alle gewartet haben! Renesmee Cullen und Benjamin Whitter für „A walk to remember“!«, verkündete Shannen bestens gelaunt. Benjamin und ich wechselten einen Blick und reichten uns aufmunternd die Hände. Dann betraten wir die Bühne. Benjamin setzte sich ans Klavier. Ich schaute ihn kurz an. Er wollte, dass ich zuerst mein Solo sang?! Andererseits..Ich lächelte und nickte. Er begann zu spielen. Anfangs hielt ich meinen Blick nur auf Ben, aus Angst meinen Text zu vergessen, doch bald hatte ich Sicherheit und richtet meine Augen auf das Publikum. Es machte richtig Spaß und ich freute mich total aufs nächste Lied, das ich mit Ben singen würde. Einen Augenblick dachte ich daran, wie es wohl wäre, wenn Jacob neben mir stehen würde. Ich schüttelte den Gedanken ab, dieses „was wäre wenn“ konnte ganz schön nerven. Benjamin ließ das Lied ausklingen und gesellte sich anschließend an meine Seite, während Janet das Klavier übernahm. Als er anfing zu singen, begann ich zu verstehen, was ich an ihm hatte. Benjamin war für mich da, wenn ich ich brauchte. Immer hatte er ein offenes Ohr für mich und meine Sorgen und er wurde nie müde, mich wieder aufzubauen. Selbstverständlich konnte ich das auch von meiner Familie sagen, der Unterschied dabei war, dass er mich wirklich verstand. Ich erkannte die Wahrheit daran. Jetzt fiel mir auch das Flattern in meinem Bauch wieder auf, das ich zuvor erfolgreich verdrängt hatte. Er war mehr als mein bester Freund- ich wusste es, wollte es aber nicht wahrhaben. Ich nahm seine Hand, legte all meine Gefühle in den Song und wich seinem Blick nicht länger aus- ich erwiderte ihn. Kaum merklich waren wir zusammen gerückt und standen so nah beieinander, dass ich jede Wimper sehen konnte. Mein Herzschlag hatte sich auf unnatürliche Weise erhöht und obwohl ich mir einredete, dass es unmöglich war, zwei Jungs mit solch einer Inentsität zu lieben, wusste ich im Innersten, dass es genau so war. Als nur das Klavier spielte, fragte Ben plötzlich leise: »Renesmee, was ist los?« Ich starrte ihn verständnislos an. Er berührte mit der Fingerspitze meine Wange. »Oh.«, erstaunt sah ich, dass sie nass war. »Es ist nichts..ich weiß nicht wieso..«, stammelte ich. »Ich weiß, du vermisst ihn..«, erwiderte er sanft, »aber denk jetzt nicht daran. Es ist dein Tag.« Ben umarmte mich tröstend und es half. Ich riss mich zusammen, die Show musste weitergehen. Wir schafften es, das Duett nochmal zu wiederholen, danach war ich fertig, vorallem mit den Nerven. Ich versuchte immer noch zu begreifen.. »Nessie, Ben! Ihr wart unglaublich! Wahnsinn!«, rief Lizzie schon von weitem. »Danke.«, sagten wir im Chor und lachten. »Deine Familie wird sich nicht sattsehen können.«, zwitscherte meine Freundin und schwenkte die Kamera. Rico grinste nur zustimmend. Ich hatte ihn erst einmal sprechen hören, aber fast immer grinste oder lächelte er. Ich warf Ben einen Blick zu und teilte ihm meinen Gedanken mit, woraufhiin er nur die Schultern zuckte. Somit beließ ich es dabei, es war nicht wichtig. »Wollen wir spielen?«, fragte ich und ging das Programmheft durch. »Brauchst du keine Pause?«, fragte Rico plötzlich verblüfft. Das brachte mich durcheinander, aber ich fing mich schnell: »Eh..nein..« Er sah aus, als wollte er noch etwas sagen, besann sich dann aber anders. Der Tag ging auf den Abend zu und damit war der Ball eröffnet. Ich war überrascht, dass fast die ganze Schule anwesend war, selbst jene, die sonst einen auf Cool und Macho machten. Unser Grüppchen saß zusammen an einem winzigen Tisch und meine Augen folgten den Tänzern. Heute waren alle Freunde, niemand ging aufeinander los. Sie hatten einfach ihren Spaß- Ich fragte mich still, warum das nicht immer so sein konnte. »Nessie, Lust zu tanzen?«, Ben schaute mich fragend an. Ich schaute zweifelnd zurück: »Ich weiß nicht..« »Komm, tu ihm den Gefallen. Es ist eine Tanzveranstaltung.«, drängte Lizzie lachend und wirbelte auf, um Rico zur Tanzfläche zu schleifen. »Na gut. Ein Tanz.«, widerwillig stand ich auf und ging auf die Tanzfläche. »Du bist so ruhig. Geht's dir gut?« »Ja..ich muss mir nur über einiges klar werden, weißt du. Im letzten Jahr hat sich vieles verändert- ich habe mich verändert. Und es macht mir zu schaffen, dass ich meine eigenen Gefühle so schwer einschätzen kann.«, erklärte ich. Er legte seine Hand an meine Taille und drehte uns langsam. Ein nachdenklicher Ausdruck trat auf sein Gesicht und ich ließ ihn. Mein Blick schweifte durch die Halle. Lizzie und Rico tanzten auf der Bühne. »Ich glaube, es wird sich bald alles einrenken. Hey, ich hab dir gar nicht gratuliert! Wie unhöflich von mir.«, er grinste leicht. Ich schüttelte den Kopf: »Musst du auch nicht.« Benjamin beugte sich herab und flüsterte: »Dir zuliebe heb ich's für später auf.« Ich setzte zu einer Erwiderung an, hielt jedoch inne, als Seth plötzlich auf uns zukam. Er hatte sich zehn Monate nicht blicken lassen und jetzt kreuzte er auf? Was wollte er? Er wirkte nervös, als er zwei Meter vor uns stehenblieb: »Hi, Nessie. Ben.« Er sprach sehr leise. Die neugierigen Blicke der anderen lagen auf uns, ich hörte Getuschel. »Seth, was machst du hier?«, fragte ich verwirrt. Ein unsicheres Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus: »Du hast doch Geburtstag.« Es war Benjamin, der ihm antwortete: »Ihr habt euch entschieden ihr fernzubleiben.« »Nein, haben wir nicht. Wir hatten lediglich etwas zu tun, und sind immer noch dabei. Ich erkläre es, wenn sich ein Zeitpunkt dafür bietet.«, entgegnete Seth barsch, dann durchsuchte er seine Taschen. Weder Ben noch ich sagten etwas. Gewissensbisse nagten an mir. Cathleen und Seth hatten gerade ihre Gefühle füreinander entdeckt, als- »Billy hat das in Jakes Zimmer gefunden. Er war überzeugt, dass Jake es dir geben wollte.«, murmelte Seth und hielt mir eine kleine Schachtel entgegen. Zögernd nahm ich sie und hob den Deckel hoch. Unwillkürlich tastete ich nach meinem rechten Handgelenk, an dem das grüne Armand baumelte. In der Schachtel befand sich ein ähnliches Armband, jedoch in gedämpften Orange und mit den Worten „You and Me“ eingearbeitet. Ein Kloß bildete sich in meinem Hals, Gefühle-Angst, Kummer, Verlust, Trauer, Entsetzen und noch mehr Kummer- brachen ber mich herein. »Jacob..«, flüsterte ich schmerzlich und berührte das Band sanft. Eine Woge der Sehnsucht durchströmte mich. Wo auch immer er war, ich wollte bei ihm sein. »Seth, du Idiot! Sie hatte sich endlich beruhigt und dann kommst du damit!«, beschwerte sich Benjamin. »Ich will nach Hause..« Genug für einen Tag. Ich war erschöpft, körperlich und seelisch- ich wollte nur noch ins Bett. Benjamin schnappte unsere Sachen und schob mich nach draußen: »Ich bringe dich.« »Tut mir leid, dass es so gelaufen ist.«, meinte Ben, als wir vor der Haustür standen. »Dafür konntest du nichts!«, widersprach ich. »Trotzdem tuts mir leid. Hätte anders laufen sollen.« »Ist doch gar nicht so schlimm. Es hat Spaß gemacht. Und soo schlimm sind Geburtstage doch nicht.« Der Wind wehte um uns, wirbelte Laub auf. Bella und Edward schauten Nachrichten, das hörte ich. Irgendwo schrie ein Kuckuck. »Das heißt, ich darf dir gratulieren?«, Ben's Miene hellte sich auf. Ich zuckte die Schultern: »Tu, was du nicht lassen kannst.« »Aber schlag mich nicht wegen dem Geschenk.« »Ist das eine Drohung?« Er lachte: »Keine Wettkämpfe mehr heute!« Ich wartete. »Alles Gute zum Geburtstag, Renesmee.«, sagte er sanft und plötzlich lagen seine Lippen auf meinen. Kapitel 25: Noch ein Wolf? -------------------------- Tja..also *drop* was soll ich sagen, das Kapitel ist etwas problematisch.. vielleicht werd ich einfach alt XD Kapitel 25- Schon wieder ein Wolf? Ich lag gedankenverloren auf dem Bett und hing an meinem Geburtstag fest. Als Benjamin mich geküsst hatte, war ich aus allen Wolken gefallen. Vor Schreck hatte ich die Luft angehalten. Mit allem hätte ich gerechnet, aber nicht damit. Nach ein paar Sekunden hatte ich mich sanft, aber bestimmt von ihm gelöst. Ich wollte ihm nicht wehtun, aber anlügen wollte ich ihn genauso wenig. »Ben, ich mag dich. Aber..du weißt, dass ich Jake liebe. Versteh mich doch.«, hatte ich ihn gebeten. Er hatte mich angegrinst: »Keine Sorge, darüber bin ich mir im Klaren. Es war dein Geburtstagsgeschenk. Schließlich solltest du auch mal etwas anderes als Hunde küssen.« Das Problem war- es hatte mir gefallen. Zum ersten Mal seit Langem war ich für kurze Zeit richtig glücklich gewesen. Das hätte nicht sein sollen, nicht sein dürfen. Und doch war es so. Ich drehte mich um und starrte jetzt die Wand an. »Was soll ich nur tun?«, fragte ich das leere Zimmer. Klopf einmal für Ben und zweimal für Jacob, dachte ich und spielte mit dem Armband. An der Tür klopfte es dreimal und Edwards Stimme drang zu mir durch: »Kommst du mal wieder heraus, oder willst du Esmes großen Tag verpassen?« Ich setzte mich auf. Waren echt schon zwei Tage vergangen? »Ich komm gleich, Daddy.«, versprach ich und zog mich um. Seine Schritte entfernten sich nicht. »Dad, ich komme, versprochen!« »Schatz, was ist denn passiert?« Ich seufzte und zeigte ihm dann die Geschehnisse und wie ich mich fühlte. »Oh..«,sagte er nur. Ich öffnete die Tür: »Das ist es doch, was du wolltest.« »Nein. Ich will, dass du glücklich bist und ich hatte geahnt, dass Jacob Unglück bedeutet.«, gab er zurück. »Ist in die Zukunft sehen nicht Alice' Job?«, murmelte ich und ging an ihm vorbei ins Wohnzimmer. Bella schaute augenblicklich auf: »Lässt du dich auch mal wieder blicken.« »Tut mir leid, Mum. Ich war so in Gedanken versunken, ich hab gar nichts mitgekriegt.« Eigentlich hatte ich genug von Festlichkeiten, ging aber Esme zuliebe hin. Da ich noch mit Carlisle sprechen wollte, lief ich noch vor meinen Eltern los. Ich begrüßte Esme und Rose- die anderen waren scheinbar jagen. »Ist Grandpa da?«, fragte ich und rutschte ungeduldig auf dem Stuhl hin und her. »Er ist im Garten, Liebes.«, antwortete Esme lächelnd. In ihren Augen glänzte Aufregung. »Supi. Bis gleich!« Ich schloss die Tür hinter mir und erblickte gleich sein goldenes Haar. »Hi, Opi. Wie geht's dir?« Er schaute von seinen Aufzeichnungen auf: »Alles bestens. Du bist wegen dem Telefonat hier, oder?« »Auch. Okay, eigentlich hauptsächlich.«, gestand ich verlegen. »Ganz schön ungeduldig, Sonnenschein.«, tadelte er mich und zog mich auf seinen Schoß. Ich ließ es geschehen, es erinnerte mich an die Zeit als Kind, als mein Leben noch unkompliziert war. »Es ist weichtig für mich, es zu wissen.«, sagte ich ernst. »Kann ich ja verstehen..aber die Sache ist die. Die Nummer stammt von einer Telefonzelle in Florida.« »Telefonzelle? Hervorragend! Super...verdammt.«, fluchte ich. Das half mir nicht im Geringsten und ich stand wieder am Anfang. Carlisle zögerte, sprach dann vorsichtig: »Langsam beginne ich zu glauben, dass dir da ein übler Streich gespielt wurde.« Ich stöhnte leise. Nicht er auch noch! Wenn Carlisle mir nicht glaubte, war alles dahin. Mehr als das. »Aber..was, wenn das nicht das einzige ist..« Er schaute mich fragend an. »Nehmen wir doch mal an, es gibt noch andere Merkwürdigkeiten.« Ich erzählte ihm, was sich auf dem Schulfest zugetragen hatte. Er brauchte eine Weile, bis er seine Stimme wiederfand: »Das ist in der Tat äußerst merkwürdig. Und du bist dir vollkommen sicher, dass es real war, sagst du?« Ich nickte: »Ich weiß, wie lächerlich das klingt. Aber sowas kann ich mir einfach nicht einbilden!« »Carlisle, Nessie! Kommt ihr?«, rief Esme. »Kein Wort zu den anderen. Ich will es erstmal nicht an die große Glocke hängen, kay?« »Mhm. Dann komm, lassen wir deine Großmutter nicht warten.«, er half mir hoch. Während der Fahrt warf Bella ständig besorgte Blicke nach hinten. »Mummy, es geht mit gut, wirklich! Ich bin einfach nur durcheinander.«, versichtere ich ihr. Dass ich allmählich verrückt wurde, musste sie ja nicht wissen. »Kommt Ben auch?«, fragte Bella an Edward gewandt. Dieser nickte knapp. »Nessie und er verstehen sich in letzter Zeit gut.«, bemerkte sie erfreut. »Es ist wichtig, dass sie jemanden hat, der sie versteht.« Ich schnaubte: »Er ist schuld, dass ich durcheinander bin!« »Was hat er denn getan?«, fragte Bella verwundert. Ich lief rot an und antwortete: »Er hat..er hat mich geküsst.« Meine Mum quietschte, was ziemlich untypisch für sie war: »Wah, das ist ja toll!« »Ist es nicht. Ich liebe Jacob, solltest du das vergessen haben.«, erwiderte ich scharf. »Obwohl..ich Ben auch sehr mag.«, gestand ich nach einer Weile und wich ihrem Blick aus. »Verstehe. Aber Benjamin ist im Gegensatz von Jacob hier, der sich ja nicht mehr blicken lässt.«, bemerkte sie. »Nessie glaubt, dass er in Schwierigkeiten steckt.«, antwortete Edward an meiner Stelle. »Aber dann hätten die Wölfe uns doch bestimmt um Hilfe gebeten!«, entgegnete Bella heftig. Traurig schaute ich sie an: »Muss nicht sein. Jetzt wo Jacob nicht mehr da ist, gibt es für die Wölfe keinen Grund mehr, uns zu kontaktieren.« »Gerade dann!« »Nein, Bella. Sie hat recht. Ich konnte es in Sam's Gedanken lesen.« Mein Herz schlug schneller: »Dann ist es wahr? Jake ist in Schwierigkeiten?« »Darüber weiß ich leider nichts, Liebes.«, erwiderte mein Vater, umklammerte das Lenkrad so fest, dass seine Knöchel weiß hervortraten. >Du lügst!<, warf ich ihm vor. »Nein. Sam dachte nur, daran dass er weg ist. Kein Warum und Wohin.« »Ist doch verrückt.«, murmelte ich. Sorge kroch hoch und ich konzentrierte mich darauf, sie zu unterdrücken. Wenn auch nur für ein paar Stunden. Als wir ankamen, fragte ich mich, wieso wir überhaupt das Auto genommen hatten. Das hätten wir gar icht nötig gehabt. Ich erblickte Benjamin und sofort schoss mir das Blut ins Gesicht. »Hey, Nessie! Du imitierst Bella grade echt perfekt!«, lachte Emmett. »Reiß dich zusammen, Schatz!«, sagte Rosalie vorwurfsvoll, aber grinsend. Alice und Jasper schauten mich an- Alice strahlend, Jasper durchdringend. Klar. Sie hatte meine Zukunft vor ein paar Tagen gesehen und er analysierte meine Gefühle. Was auch immer er fand, es schien ihn merkwürdigerweise zufrieden zu stellen. Alice hakte sich grinsend bei mir ein: »Uuuund, wie war's?« »Alice..!«, zischte ich leise. Benjamin kam mit besorgter Miene auf uns zu: »Nessie, warst du wieder krank?« Ich schüttelte energisch den Kopf: »Nein, ich brauchte nur Zeit zum Nachdenken.« Er zog mich zur Seite: »Wenn ich dich irgendwie verletzt oder dergleichen habe, dann tut es mir sehr leid.« »Hast du nicht, keine Bange. Ich bin nur..verwirrt, vorallem über meine Reaktion und ach..was weiß ich..« »Kommt nicht wieder vor.«, sagte er ernst. Ein Widerspruch lag mir auf der Zunge, aber ich hielt es für besser nichts zu sagen. Langsam wurde die Menschenansammlung größer, es war fast erdrückend. Ich konnte nichtmal was sehen. »Na toll, jetzt schlepp ich mich schon zur Eröffnung und dann seh ich meine Großmum nicht mal..«, jammerte ich. Mit einem Ruck riss Benjamin mich von den Füßen und hob mich auf seine Schultern: »Besser?« Er grinste breit. »Eh..ja..«, sagte ich verlegen. »Gut. Das ist Sinn der Sache.«, er grinste noch breiter. Ich sah, wie Alice Emmett anstieß, auf uns deutete und beide lachten. »So schlimm sieht das aus?«, lachte auch ich. »Ach was, die sind doch bloß neidisch.«, kicherte Benjamin amüsiert. »Worauf denn bitte?« »Sie dürfen nicht auf meinen Schultern sitzen.«, erklärte Ben ernsthaft. Ich verwuschelte lachend seine Haare. »Ey, meine Frisur!«, beklagte er sich. »Das sah doch eher wie ein Vogelnest aus.«, gab ich zurück und grinste frech. »Ich glaube nicht, dass du in Position bist, um frech zu sein, Kleine.« »Ich vertraue dir aber und weiß, dass du mir nichts tust.«, gab ich ehrlich zurück. Darauf fiel ihm nichts ein und er hauchte nur ein »Wow«. »Ist nur die Wahrheit.«, fuhr ich fort. »Es ist trotzdem etwas besonderes, wenn man das zu hören kriegt, weißt du.«, er flüsterte so leise, dass ich ihn kaum verstehen konnte. »Das freut mich aber für dich.«, gab ich lächelnd zurück. Ich versank in Gedanken. Es war komisch. Ben schien Tia kein bisschen zu vermissen. Er erwähnte sie nie. Er musste viel innere Stärke besitzen. Ich musste nur kurz an Jacob denken, nur eine Sekunde und schon bildete sich ein Kloß in meinem Hals. Und jede Möglichkeit seines Fernbleibens war schlimmer als die andere. An die Schlimmste wagte ich es nicht zu denken. Ich hatte Alice mehrmals gebeten, nach Jacob Ausschau zu halten. Sie hatte es auch versucht, aber es gab einfach zu viele blinde Flecken. Einmal gelang es ihr, ihn zu erwischen, jedoch nur eine Sekunde lang. Zu dem Zeitpunkt befand er sich in einem Wald. Sorgen machten sich alle, er gehörte schließlich zur Familie. Aber Bella und ich waren die einzigen, die Angst um ihn hatten. Selbst Carlisle meinte, es sei vollkommen unnötig, Jacob sei ein erwachsener Wolf und wüsste, was er tat. Die anderen teilten seine Meinung. Auf die Quileute war ich auch sauer. Sie weigerten sich mit uns zu sprechen und aus Seth konnte ich auch nichts rauskriegen. Er war ständig unterwegs und das war alles so frustrierend, Ich seufzte leise und schaute überrascht nach vorne. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass Esme mittlerweile zum Tor getreten war. Sie klang ungewohnt aufgeregt und hatte ja auch allen Grund dazu. Der Park war nach ihren Konstruktionen erbaut worden. Ich hatte die Skizzen schon vorher gesehen und wenn die sich dran gehalten hatten, standen wir vor Amerikas coolsten Freizeitpark- mitten in der verregneten Kleinstadt Forks. »-und die Frau, die uns die Vorlage gegeben hat, ist niemand anderes als Esme Cullen!« Esme lächelte- ein wenig verlegen, wie mir schien- und begann mit ihrer Rede. Ihre melodiöse Stimme war eine Spur höher als gewohnt, aber den Menschen fiel das ohnehin nicht auf. Esme strahlte richtig. Das tat sie immer, wenn sie ein Projekt vollendet hatte. Ich schaute zum Himmel. Sah aus, als würde die Wokendecke aufreißen. Nicht gut. >Esme..scheint so, als würde die Sonne bald rauskommen.<, warnte ich sie. Kaum merklich stockte sie, fuhr aber dann fließend fort. Rosalie war plötzlich neben uns: »Wenn Esme fertig ist, sollen wir sofort in ein Gebäude gehen. Alice hat gemeint, in etwa zehn Minuten kommt die Sonne raus.« Ich nickte. »Nessie? Wieso bist du nur so schnell erwachsen geworden?«, seufzte meine Tante etwas wehmütig. Ich nahm ihre Hand (was gar nicht so einfach war, denn ich saß ja immer noch auf Ben's Schultern) und lächelte: »Noch bin ich's ja nicht. Aber du weißt doch, ich werde dich in meinem ganzen Dasein lieben.« Unterbewusst hatte ich die Redewendung meiner Familie übernommen. »So wie ich dich, meine Kleine.«, lächelte sie liebevoll. »Ich dachte, wir sind hier um Esme zu unterstützen.«, raunte Ben amüsiert. Wir lachten. »Ben, lass mich bitte runter. Ich möchte zu Esme.«, sagte ich, als die Tore geöffnet wurden. Mit einer fließenden Bewegung stellte Benjamin mich auf die Füße. »Ach und danke!«, grinste ich und drückte ihm einen Kuss auf die Wange Dann lief ich zu Esme. »Du warst umwerfend, Omi! Einfach super!«, rief ich und umarmte sie. »Nicht so stürmisch, Liebes. Ich bin nicht mehr die Jüngste!« »Ohja, du bist schon steinalt!«, erwiderte ich belustigt. Dann ließ ich von ihr ab, damit die restliche Familie sie in Beschlag nehmen konnte. »Renesmee, komm kurz her.«, sagte Bella und streckte ihre Hand nach mir aus. Ich lief zu ihr: »Was gibt's, Momma?« Sie strahlte ihr schönstes Lächeln. Sie freute sich immer ganz besonders, wenn ich sie so nannte. Sie schloss mich in die Arme: »Ich bin stolz auf dich.« Verwirrt blinzelte ich: »Was hab ich denn getan?« Bella lachte: »Darf eine Mutter nicht stolz auf ihre Tochter sein?« »Naja..schon..« »Na also. Wir gehen heute Abend noch zur Familie. Charlie kommt auch. Du bekommst das Familienwappen der Cullens.«, erläuterte sie. »Eh..ich hab's doch schon.«, gab ich zurück und deutete auf meine Ohrringe. »Die sind zu klein. Außerdem holen wir deinen Geburtstag nach.« »Nein, bitte nicht. Morgen ist deiner!« »Das zählt nicht, ich werde nicht älter.«, erwiderte sie grinsend. »Ein Geburtstag im Jahr reicht. Bitte, tu das nicht!« »Aber Carlisle und die anderen sind enttäuscht, weil sie dir nicht gratulieren konnten.« Jaah, bestimmt. Und Alice am meisten, da ihre Party ins Wasser gefallen war. »Mal sehen. Gehen wir rein, bevor eine Massenhysterie ausbricht.«, murmelte ich. Zur Abwechslung hörte sie mal auf mich. Es war wirklich der helle Wahnsinn. Es gab so viele Geräte, man wusste gar nicht wo anfangen. Von der einfachen Schießbude bis zur Achterbahn mit dreifachem Looping war alles vertreten. Der Ansturm war unglaublich. Ich glaube, ganz Forks war da. Ich sprach gerade mit Lizzie, als Ben auf mich zulief. »Nessie, wir beide gehen in die Geisterbahn.«, verkündete er. »Ich will aber nicht..«, sagte ich leise, doch er überging meinen Protest und zog mich mit: »Emmett und Rose gehen auch mit. Das wird lustig.« Wuhu, dachte ich nur sarkastisch. Seit dem Schulfest glaubte ich jede Geisterlegende und es war nicht grade angenehm. Andererseits gab es mir ein Gefühl der Sicherheit, dass ich eine zusätzliche Warnung vor Gefahren hatte. Sofern es nihct nur Einbildung gewesen war. Das konnte ich mir aber nicht vorstellen. »Wir kommen auch mit.« Überrascht drehte ich mich um. »Selen!«, stieß ich erfreut aus. Die jugendliche Anführerin des zweiten Vampirzirkels stand lächelnd neben Lizzie. Ich bekam sie leider nur selten zu Gesicht, sie war schwer damit beschäftigt, die vielen Neugeborenen unter Kontrolle zu halten. »Hallo, Renesmee. Es freut mich, dich wiederzusehen.«, lächelte sie. »Und ich mich erst!«, antwortete ich aufgeregt. Sie umarmte mich: »Gut siehst du aus.« »Du doch auch.«, erwiderte ich grinsend. »Schleimspur.« »Ach was.«, lachte ich. »Na los, gehen wir. Ben ist schon ganz ungeduldig.«, kicherte Selen und zog mich mit. »Hast du etwa Bammel, Nessie?«, fragte Emmett glucksend. »Von wegen Angst! Das ist ein Fremdwort für mich!«, gab ich zurück. Er grinste: »Wie wärs mit einer Wette?« »Schon wieder? Spuck's aus.« »Ich wette, du traust dich nicht allein durch die Geisterbahn.« Ich hob die Augenbrauen: »Das ist die Wette? DA muss ich dich aber enttäuschen, ich hab keine Angst vor Gummigeistern.« »Emmett, lass die Kinder doch.«, murmelte Rosalie. »Wen beschimpfst du hier als Kind?«, fragte Benjamin und verkniff sich ein Lachen, als er sie entrüstet anstarrte. »Wen wohl?«, grinste sie jetzt. »Wollt ihr morgen noch hier rumstehen?«, rief ich und stand bereits am Eingang zur Bahn. »Rose, unsere Kleine haut ohne uns ab.«, meinte Emmett und zog Rosalie dann mit. »Wartet auf uns!«, rief Selen und lief hinterher. Benjamin folgte ihr. »Da denkt der doch wirklich ich trau mich nicht alleine.«, murmelte ich vor mich hin und stapfte unberührt an den Geistern und Sensenmännern vorbei. Die anderen waren nicht hinter mir, aber das war mir egal. Ich war kein Kind mehr und sowas albernes wie eine Geisterbahn konnte mir keine Angst einjagen. Ich lebte immerhin in einem Haus voller Vampire, war ja selbst zur Hälfte einer und- Ein Geräusch ließ mich herumfahren. Das hatte sich angehört, wie der Sprung eines Vampires. Aber..die anderen waren alle an der Abzweigung in die andere Richtung gegangen. >Tief durchatmen, Nessie! Das ist vollkommen albern, du wirst doch jetzt nicht wirklich Angst in einer Geisterbahn kriegen!<, ermahnte ich mich. Trotzdem blieb ich wachsam. Es war verrückt, aber anscheindend wurde ich langsam wirklich paranoid. Ein Schrei ertönte. Mein Herz raste. »Cat, Jake? Was ist hier los?«, fragte ich leise. Natürlich erhielt ich keine Antwort. »Nessie, ist alles in Ordnung?«, fragte Rosalie plötzlich und legte mir ihre Hand auf die Schulter. Ich nickte: »Habt ihr das auch gehört?« »Das ist eine Geisterbahn. Dass die Menschen sich erschrecken, ist ganz normal.«, meinte Emmett, doch selbst er wirkte beunruhigt. »Wo sind Benjamin und Selen?«, fragte ich nervös. »Sie sind auf dem Weg hierher, keine Angst.«, antwortete Rosalie beruhigend und schloss beschützend die Arme um mich. Schritte näherten sich. Eilige Schritte, doch ein wenig zu schwerfällig für Vampire. Ein Geruch von Wolf wehte in unsere Richtung. >Jacob!<, dachte ich im ersten Moment, doch dann fiel mir auf, dass es ein anderer Geruch war, ein fremder. Rosalie erstarrte und Emmett stellte sich ein wenig vor uns. Sie kamen näher. Zu meiner Überraschung gesellte sich zu dem Wolfsgeruch der eines Menschen dazu. »Was..«, flüsterte Rosalie ratlos. Emmett zucke die Schultern. Sie schossen um die Ecke. Ich hielt die Luft an. Ein etwa siebzehnjähriger Junge war vor uns aufgetaucht, er hatte etwas längere schwarze Haare und seine dunkelbraunen Augen musterten uns überrascht. Auf seinem Arm trug er ein kleines blondhaariges Mädchen. »Ihr seid Vampire..«, stieß der Junge hervor. Alarmiert wechselte ich mit Rosalie einen Blick. Emmett knurrte bedrohlich: »Was willst du hier?« »Wir-«, er wurde unterbrochen, als ein Erdbeben den Boden erschütterte. Kapitel 26: Lilian und Jaymain ------------------------------ Solala...Kapitel 26 ist da XD. Ich bin aus der Planung gefallen u.u (Eigentlich sollte in diesem Kapitel Nessie Benjamin daten XD). Aber ich will die Story weitertreiben und Nessie endlich wieder glücklich sehen XD. Lilian find ich total süß . Sie wird wohl noch eine Rolle in der Story spielen, einige von euch können sich vielleicht denken, wieso xD. Zudem hab ich gerade einen ziemlichen Rosalie-Tick, also wird sie in nächster Zeit eventuell häufiger vorkommen, sowie auch Emmett XD. Okay, zurück zum Kapi XD. Wieder mal passiert nicht wirklich etwas, aber ich finde die Geschichte von Jaymain und Lilian interssant. Wie auch immer, ich freue mich auf eure Kommentare und wünsche euch viel Spaß . Eure Nessie Kapitel 26 »Wir sollten hier weg.«, bemerkte Rosalie ungewohnt ruhig. So ruhig, dass ich sie verblüfft anstarren musste. Ihr Blick lag auf dem kleinen Mädchen, sie wirkte nahezu gierig. Emmett stimmte ihr zu. »Wer verfolgt euch?«, fragte ich. »Vampire, was sonst.«, gab der Junge grimmig zurück und starrte mich an. »Aber sie sind eigentlich hinter mir her, Jaymain.«, plapperte das Mädchen in seinen Armen. Er zuckte zusammen: »Ich lasse es aber nicht zu, dass sie dich bekommen.« »Dann kommt endlich!«, sagte Rosalie ungeduldig. »Wieso? Ihr seid auch Vampire.<, meinte Jaymain trocken. »Warum sollten wir euch etwas tun?«, erwiderte ich leise. Ich konnte mir nicht helfen, er erinnerte mich an Jacob. »Du bist auch anders.«, sein Ton war schneidend. Rosalie fauchte. »Rose..«, murmelte Emmett und legte ihr eine Hand auf die Schulter. Leichte Schritte erklangen. Die Kleine grub sich tiefer in Jaymains Arme: »Ich..Angst! Bitte, lass uns mit ihnen gehen! Sonst holen SIE uns!« Jaymain musterte uns prüfend, dann nickte er widerstrebend: »Wagt es aber nicht, lilian auch nur ein Haar zu krümmen!« »Dein Name ist also Lilian? Das ist sehr hübsch.«, sagte Rosalie sanft. Das Mädchen nickte und fasste nach einer Haarsträhne meiner Tante: »Unsere Haare sind fast gleich.« »Da hast du recht, Kleines.«, lächelte Rose. Jaymain zog Lilian näher zu sich. »Wir sollten wirklich gehen.«, drängte ich. Die Schritte waren jetzt sehr nah. Rosalie nickte und lief voraus. Wir anderen folgten, Emmett am Schluss. Die Erde bebte erneut. »Was zur Hölle ist da los?«, fluchte Jaymain. Da schaltete ich erst. »Das muss Benjamin..Ob sie auf die anderen Vampire..« Ich konnte nicht weitersprechen und starrte besorgt in die Richtung aus der die Schritte gekommen waren. »Es geht ihnen schon gut, Nessie.«, Rosalie schob mich weiter. Aber so wie sie dreinsah, unterdrückte sie wohl ein Knurren. »Gebt uns das Kind!« Ich blieb stehen und wirbelte herum. Zwei Vampire mit leuchtend roten Augen waren aufgetaucht, sie sahen aus wie verunglückte Rocker oder so. Jaymain drückte Lilian an sich: »Ihr kriegt sie nicht!« Lilian wimmerte leise. Rosalie und Emmett schoben sich vor uns und Rose murmelte: »Nessie, Jaymain verschwindet mit der Kleinen! Um die kümmern wir uns!« >Aber das ist gefährlich!<, teilte ich den beiden mit. »Ach was! Ein kleiner Kampf hat noch keinem geschadet.«, grinste Emmett erwartungsvoll. Ich seufzte. Na großartig. Wir schlüpften durch den Notausgang ins Freie und liefen über den Platz. Ich wünschte, ich hätte eine nützlichere Fähigkeit gehabt...Ich spürte die Nähe meiner Familie. >Leute! Fremde Vampire in der Geisterbahn! Emmett und Rose kämpfen gegen sie und Ben und Sel müssten auch noch irgendwo sein!< Fast augenblicklich standen Edward, Jasper und Bella neben mir. Ohne ein weiteres Wort liefen mein Vater und mein Onkel in die Bahn. Bella legte mir einen Arm um die Schultern. »Bist du okay?« »Mir fehlt nichts. Lilian, Jaymain?« »Uns geht's auch gut.«, antwortete Jaymain. Erst jetzt fiel meiner Mutter auf, dass ich die beiden mitgebracht hatte. »Wo kommen die denn her?«, fragte sie mit gerümpfter Nase. »Eh..ja, das ist eine lange Geschichte. Die Kleine muss hier unbedingt weg.« »Ich bin nicht klein!«, rief Lilian und starrte Bella mit unverhohlener Neugier an. »Nein, natürlich nicht, meine Süße.«, erklang Rosalies Stimme. »Wann..?« »Als Edward gekommen ist. Benjamin und Selen sind auch bei ihnen. Wir bringen Lilian hier raus.« Fünf Vampire gegen zwei. Wie fair. Aber besser für meine Familie. Ich warf einen Blick zur Bahn dann folgte ich ihnen. Jaymain hatte es nicht leicht, mit uns mitzuhalten. Rosalie nahm ihm Lilian ab, dann ging es leichter. Es dauerte nicht lange, bis die anderen auch wieder kamen. Emmetts Gesicht sagte alles. Er war enttäuscht und die Vampire geflohen. Rosalie, deren Blick feindselig auf Jaymain gelegen hatte, war im Bruchteil einer Sekunde bei Emmett und umarmte ihn stürmisch. Bella und Edward ebenfalls. Sie führten sich ständig auf, als hätten sie sich jahrelang nicht gesehen. Doch eigentlich beneidete ich sie. »Wo sind Ben und Selen?«, fragte ich besorgt. »Sie berichten dem anderen Zirkel von den Geschehnissen.«, antwortete Jasper ruhig. Alice stand beinahe regungslos hinter ihm, die Lippen zu einem dünnen Strich verzogen. »Was ist?«, wollte ich wisen, doch sie schüttelte nur leicht den Kopf. Edwards Blick wurde hart, als er ihre Gedanken las. Es wurmte mich, dass ich das nicht auch konnte. »Wir wollen ein paar Antworten.«, meinte Jasper zu Jaymain. Dieser zuckte die Schultern: »Ich habe nichts zu verbergen.« »Wir warten aber noch auf Carlisle und Esme.«, sagte Edward bestimmt. Ich hörte nur halb zu und starrte Jaymain gedankenverloren an. Vieles an ihm kam mir nur allzu bekannt vor. Seine schimmernden schwarzen Haare, seine dunklen Augen, selbst seine Haut hatte einen leicht rötlichen Stich. Wenn er verärgert grummelte, klang seine Stimme ähnlich wie die von IHM. Jacob. Der Name hallte in mir wider und schabte an der Oberfläche einer Wunde, von der ich dachte, sie wäre verheilt. In Wirklichkeit hatte ich sie wohl nur unter Verbänden, vielleicht auch unter Gips versteckt. Jetzt drohte sie aufzubrechen, aber das durfte ich nicht zulassen. Ich hatte mir geschworen, meiner Familie keinen Anlass mehr zur Sorge zu geben. Deshalb hatte ich ihnen schließlich auch nichts von meinen Geisterstimmen erzählt. Ich schluckte. Unwillkürlich drängten sich gemeinsame Momente mit Jacob in meine Gedanken. Sie alle waren von strahlendem Gold, manche heller als andere, aber alle leuchtend und schön. Mir wurde klar, dass ich ohne meinen Jacob verloren war- eigentlich. Ich dachte daran, wie er mich zum ersten Mal küsste. Damals war meine ganze Familie ausgeflogen. Ich hatte mir Sorgen gemacht, was in der Besprechung der Quileute herausgekommen war und er hatte mir versichert das uns- also den Cullens-keinerlei Gefahr drohe. Ich hatte wissen wollen, wie es um die Sicherheit der Wölfe stand. Er hatte mir einen langen Moment in die Augen gesehen und mich dann sanft geküsst. Bei der Erinnerung stiegen Herzschlag und Tränen auf. Jemand räusperte sich. Bella. Mit einem Schlag tauchte ich aus meinen Gedanken auf. Alle starrten mich an. Emmett und Alice grinsend, Rosalie angewidert, Jasper verhalten, Bella verlegen und Edward stirnrunzelnd. Jaymain schaute vorallem dumm aus der Wäsche. Aber wenigstens schlief Lilian friedlich an seiner Schulter. »Eh..sorry..«, murmelte ich mit rotem Kopf. Es war so peinlich! Ohne nachzudenken, hatte ich meine Erinnerungen den anderen gezeigt..»Ich komme nachher wieder runter wenn...naja..«, stammelte ich und stand auf. »Wenn du hoch gehst, sei doch so nett und bring Lilian ins Bett.«, sagte Bella. Ich nickte und streckte die Hände nach der Kleinen aus, doch Rosalie war schneller: »Ich mache das.« Behutsam zog sie Lilian in ihre Arme. Ich begleitete sie ins alte Zimmer meines Vaters. Rosalie deckte Lilian sorgfältig zu und schaute sie lange an. Auch ich tat das. Für ein menschliches Kind war sie außergewöhnlich hübsch. Irgendwie sah sie aus, wie eine kleine Ausgabe von Rosalie. Ich lächelte über diesen Gedanken. »Sie ist so wunderschön.«, flüsterte meine Tante. »Das ist sie. Sie erinnert mich an dich.«, ergänzte ich lächelnd. »Ein wenig. Wir müssen sie beschützen.« »Der Ansicht sind wir alle, Rosalie.«, gab ich ernst zurück. »Ich weiß.« »Weil sie ein Kind ist..nicht wahr?«, fragte ich dann leise. Ich wusste, dass es ein etwas schwieriges Thema war. Rosalie hatte für sich selbst ein fast perfektes Leben nur fehlte ihr eines zu ihrem Glück. Ein Kind. Und das konnte sie als Vampir natürlich nicht bekommen. »Ja..«, gab sie ebenso leise zurück. Sie wirkte verlegen. Eine Weile schwiegen wir beide. »Es tut mir so leid für dich, dass du leiden musst...weil er weg ist..«, sagte sie plötzlich fast lautlos. Ich war überrascht. Damit hatte ich nicht gerechnet. »Ich halte nicht besonders viel von Flohsäcken, das weißt du ja. Aber ich weiß, was er dir bedeutet. Was du ihm bedeutest. Darum glaube ich nicht, dass er freiwillig gegangen ist. Wenn hier alles geregelt ist, suchen wir Jacob. Emmett und ich sind auf alle Fälle dabei.« »Rose..«, mehr brachte ich einfach nicht heraus. Sie lächelte liebevoll und schloss mich in die Arme. Nach fast einer Stunde hörten wir Carlisle und Esme kommen und begaben uns wieder ins Wohnzimmer. »Dass ich Lilian getroffen habe, war kompletter Zufall.«, begann Jaymain. »Jetzt bin ich aber gespannt wie ein Flitzebogen.«, kommentierte Emmett, zog Rosalie in seine Arme und machte es sich bequem. »Ich komme aus New Mexico; als ich mich vor einem Jahr das erste Mal verwandelte, kriegte meine Mutter Panik und verschwand. Versteh ich total. Da ich nichts mehr hatte, das mich dort hielt, bin auch ich abgehauen, wollte die Welt sehen. Vor drei Monaten kam ich durch Brasilien und geriet in eine Fehde zwischen zwei Vampirarmeen. War nicht sehr lustig da..Jedenfalls- Ich hörte einen Schrei und folgte der Stimme. Zwei Vampire stritten sich um Lilian. Ihre Eltern hatten sie schon getötet. Ich schlich mich nah genug ran, um sie zu verstehen. Da erfuhr ich, dass sie nicht vorhatten Lilian zu töten. Stattdessen wollten sie sie zu den..wie sagte er..Volturi bringen, wegen ihren Fähigkeiten. Es waren Kopfgeldjäger und Sammler. Aber ich konnte das Mädchen doch nicht ihnen überlassen, also holte ich sie raus. Nur leider verfolgen sie uns und wollen nicht locker lassen.« »Das ist..übel.«, murmelte ich bedrückt. »Welche Fähigkeiten hat sie denn? Es ist ungewöhnlich, dass Aro sich für Kinder-insbesondre Menschen- interessiert.« Carlisle runzelte nachdenklich die Stirn. »Lilian..weiß Dinge.zum Beispiel, wer anruft, bevor das Telefon klingelt. Oder was andere machen, tragen oder ähnliches. Ein paar Mal hat sie erzählt, sie trifft Leute im Traum und wenn wir jenen in Wirklichkeit begegnen, begrüßen sie sich, als würden sie sich schon ewig kennen.«, erklärte Jaymain kopfschüttelnd. »Sie ist also hellsichtig.«, stellte Alice fest. Ich sagte nichts dazu und dachte scharf über das Telefongespräch nach. Sie wusste vielleicht, wen sie anrief. Die anderen waren in Diskussionen vertieft. Unauffällig schlich ich mich zur Treppe. Noch einen Blick über die Schulter. Niemand achtete auf mich. Ganz leise stieg ich nach oben und öffnete dann lautlos die Zimmertür. Lilian klammerte sich selbst schlafend an das kleine Plüschtier, das ich ihr gegeben hatte. Lautlos setzte ich mich neben dem Bett auf den Boden. Ein wenig beneidete ich das Mädchen. Im Grunde war ich vielleicht grade mal zwei Jahre älter als sie. Aber ich musste mich erwachsen benehmen. Ich schüttelte den Kopf. Ich war lächerlich. Lilian hatte ein viel schwereres Schicksal. Sie wurde von Vampiren gejagt und ihre Eltern waren getötet worden. Und sie hielt sich tapfer. Ich strich ihr sanft über den Kopf. Sie streckte sich und setzte sich auf. Verschlafen blinzelte sie mich an: »Lenesme...« »Tut mir leid, ich wollte dich nicht wecken, Lilian.«, sagte ich leise. »Mein Traum hat mich wach gemacht.«, erwiderte sie. »War es ein Alptraum?« Sie schüttelte den Kopf. Dann schien sie kurz zu überlegen: »Wir kennen uns.« Plötzlich sprang sie auf: »Traum! Wir haben uns im Traum gefroffen!« »Ach..ja..?« Sie nickte: »Beim See! Du hast Kyra vor der bösen Frau gerettet!« »W..Das..warst du?«, flüsterte ich überrumpelt. Lilian kletterte zu mir ans Bettende. Ihr Blick war ernst: »Ja. Ich hab versucht dich zu warnen. Und..ich hab dich auch angerufen.« Ich musste das erst registrieren. »Okay..das habe ich mir fast gedacht..Aber wie hast du das gemacht?« Ich beantwortete mir die Frage schon selbst: »Achja, deine Fähigkeiten.« Sie lehnte sich an mich und drehte den Plüschteddy in ihrer Hand: »Kommt die schöne blonde Frau auch wieder?« Ich lächelte: »Du magst Rosalie, was?« »Sie ist lieb. Und hübsch auch. Aber du auch.«, erklärte sie. Ich lachte leise: »Du bist auch sehr schön, weißt du.« Lilian lachte erfreut, dann verschwand sie unter der Bettdecke und tauchte am Kopfende wieder auf: »Ich werde schlafen..« »Das ist eine gute Idee, Lilian. Dann träum schön.«, ich küsste ihre Stirn und deckte sie zu. Bereits nach ein paar Sekunden war sie eingeschlafen. Ich löschte noch das Licht, dann kehrte ich zu meiner Familie zurück. »Rosalie? Lilian findet dich nett und schön.«, grinste ich als ich mich neben sie setzte. »Das ist ja süß.«, kicherte sie. »Sie hat doch vollkommen recht.«, erwiderte Emmett. »Du bist voreingenommen.«, murmelte ich, aber nur laut genug, dass er es hören konnte. Dann schaute ich auf die Uhr und stellte verwundert fest, dass es kurz nach Mitternacht war. Ich warf meiner Mutter einen kurzen Blick zu, aber ich sagte nichts. Ich war etwas beruhigt, da ich nun wusste, woher das Telefonat rührte. Und auch die Träume waren nun erklärt. Zwei Sorgen weniger. Ich hoffte nur, dass sich das Vampirproblem auch so schnell wie möglich lösen würde. Ich wollte Jacob suchen. Denn jetzt, wo selbst Rosalie sich zur Hilfe anbot, war ich mir sicher, dass er nicht freiwillig gegangen war. Und mein erster Schritt würde sein, dass ich Billy anrufen würde. Ich griff nach dem Telefon, als jemand meine Hand packte. Überrascht schaute ich auf. »Ich halte das für keine gute Idee.«, sagte Edward ruhig. »Fast ein Jahr.«, flüsterte ich flehend: »Ich habe fast ein Jahr nichts mehr von ihm gehört! Ich muss endlich wissen, was los ist.« Die Unterhaltungen erstarben und alle wandten sich uns zu. »Wieso jetzt aufeinmal?« »Ich..ihr müsst mir etwas verschwiegen haben! Selbst Rose denkt, dass er nicht freiwillig gegangen ist! Was habe ich da verpasst?«, ich bemühte mich darum, ruhig zu sprechen, doch so richtig gelingen wollte es nicht. Bellas Blick war schmerzlich. Es tat mir leid, dass ich sie daran erinnern musste. »Momma, er ist auch dein Freund! Willst du nicht wissen, was mit ihm ist?« Sie schluckte und sagte leise: »Doch..schon..« Jaymain verzog sich nach draußen. Konnte ich verstehen. Die Luft war so dick, dass man sie in Scheiben schneiden könnte. Bevor Jasper eingreifen konnte, zwang ich mich selbst zur Ruhe: »Ich weiß natürlich selbst, dass wir nicht sofort los können. Zuallererst müssen wir Jaymain und Lilian helfen. Das will ich auch. Nur muss ich erst sehen, ob ich überhaupt Chancen habe, etwas zu erfahren.« »Trotzdem...Billy?«, fragte Edward zweifelnd. »Er ist sein Vater.«, erwiderte ich schlicht. Dann verließ ich das Wohnzimmer und wählte. Kapitel 27: Kapitel 27- Brodelnde Hitze --------------------------------------- Bäh, für das Kapitel hab ich ewig lang gebraucht. Ich glaub, man merkt, dass ich endlich Jacob zurück will XD. Es ist ja nicht so, dass Nessie nicht vorher an Jake gedacht hätte, aber irgendwann hatte sie sich einfach damit abgefunden, dass er weg ist, ganz in dem Glauben, dass er erkannt hätte, sie wäre nicht gut genug für ihn. Aber durch Rose glaubt sie jetzt nicht mehr, dass es so sein kann. Das Gespräch mit Leah gefällt mir XD. Ist mir total spontan gekommen, war nie geplant. Und auch der Schluss mit Paul gefällt mir gut. Für alle Paul-Fans: Tut mir leid, dass es so ausgegangen ist, aber er hat wirklich eine Wut auf Nessie und ganz so ernst meint er es damit nicht. Aber lest einfach selbst Kapitel 27- Brodelnde Hitze Ich hörte es klingeln, dreimal. Dann erklang Billys heisere Stimme; er hörte sich erschöpft an: »Hallo?« Ich zögerte; ich war mir nicht sicher, ob er nicht gleich wieder auflegen würde, wenn er mich hörte. »Billy..hier ist Renesmee..« Billy schwieg ein paar Sekunden. Schließlich antwortete er doch: »Renesmee..was gibt's?« »Wie geht's dir?«, fragte ich unsicher. »Ich lebe noch. Also, warum rufst du an?«, plötzlich klang er leicht verärgert. Ich nagte an meiner Unterlippe: »I-Ich weiß..es ist etwas..nein, sehr verspätet. Ich möchte wissen..weißt du was mit Jacob ist?« Bei seinem Namen versagte mir beinahe die Stimme. Wieder entstand eine Pause. »Nein. Ich habe keine Ahnung. Er ist seit fast einem Jahr nicht mehr hier gewesen.«, erwiderte er dann schleppend. »Auch keine Anrufe oder Briefe?«, fragte ich nach. »Nein. Er wird seine Gründe haben.« »Er ist ganz bestimmt nicht aus freien Stücken fort!« Er seufzte. »Das glauben wir auch nicht..Um ehrlich zu sein, suchen die beiden Rudel nach ihm. Du solltest vielleicht Seth oder Sam anrufen. Sie werden dir mehr sagen können.« »Danke, das werde ich. Billy, es tut mir leid. Dass er weg ist und dass ich mich erst so spät gemeldet habe.«, sagte ich schuldbewusst. »Es ist in Ordnung. Du hättest ohnehin nichts daran ändern können.« »Ich bringe ihn zurück. Versprochen.« Entschlossenheit loderte auf. Ich wollte Jacob um jeden Preis zurück. »Pass auf dich auf.« Er legte auf. Seth hatte mir auch nur sagen können, dass sie eine kleine Spur hatten, aber immer wieder ins Leere laufen würden. Es wunderte ihn allerdings, dass ich mich so plötzlich bei ihm meldete. »Naja, ich wollte dir ohnehin noch danken. Dafür, dass du mir das Armband gebracht hast.«, erwiderte ich darauf. Er hatte gelacht und gesagt, dass er nicht anders konnte. »Können wir nicht wieder..können wir nicht wieder Freunde sein?«, fragte ich am Ende des Gesprächs. »Ich habe nie behauptet, dass wir es nicht sein können. Wir haben einfach nur..wenig Zeit, weißt du.«, antwortete Seth. »Also sind wir noch Freunde?« »Aber sicher! Mach dir darüber keine Sorgen.«, ich hörte ein Grinsen in seiner Stimme. »Das ist gut. Es freut mich. Wenn ihr etwas mehr über Jacobs Aufenthaltsort wisst, dann sag mir bitte Bescheid. Ich will dann mitkommen.« »Nein, auf keinen Fall. Das ist viel zu gefährlich für dich.«, erwiderte er sofort. »Bitte, übertreib doch nicht! Ich bin gut, ich kann kämpfen, ich kann mich verteidigen! Ich komme gegen einen Vampir an!« »Schön und gut, aber ein Vampir ist gar nichts und du bist halbsterblich.« »Ihr doch auch.« Eine Pause folgte. »Trotzdem. Wir werden dich nicht einfach so in Gefahr bringen und aus.«, sagte er schließlich. »Aber es geht um Jacob!« »Deine Familie würde mich umbringen.« »Sie würde nichts davon erfahren.« »Doch natürlich.Genau in diesem Moment steht wahrscheinlich Edward hinter dir und liest deine Gedanken.« Ich drehte mich um, aber da war niemand. Natürlich war mir klar, dass er dennoch meine Gedanken lesen würde. »Seth. Bitte. Passt dann wenigstens auf euch auf.« »Das machen wir. Ich melde mich wieder.« Es klickte und dann war es still. Ich seufzte und legte den Hörer zurück. Die Armbänder trug ich beide. Ich wollte Jacob nicht vergessen, auch wenn ich wusste, dass dafür keine Bänder nötig sein würden. Es war noch nichtmal halb elf Vormittags, also verließ ich das Haus und fuhr mit dem Fahrrad runter zum Strand. Es war wie ausgestorben und so kalt, dass einige Teile angefroren waren. Aber diese Ruhe war es, die ich gelegentlich doch sehr genoss. Fernab von all dem Trubel konnte man gut nachdenken. Natürlich dachte ich ständig nach, es blieb mir nicht allzuviel anderes übrig. Aber hier wurde ich wenigstens nicht belauscht. Ich würde es mir nicht nehmen lassen, bei Jacobs Rettung dabei zu sein. Und wenn ich dafür an den Strand flüchten musste, um Pläne zu schmieden war es mir egal. Ich musste mich lediglich davor hüten, in Dad's Gegenwart daran zu denken. Das würde mir schon irgendwie gelingen. Als erstes musste ich es schaffen, Seth davon zu überzeugen mich mitzunehmen. Ich wusste nicht, was wirkungsvoll genug wäre. Vielleicht sollte ich zuerst Leah dazu bringen. Ich überlegte nicht lange. Ich war ohnehin schon in La Push, da konnte ich gleich zu den Clearwaters laufen. Unglaublich, dass Leah immer noch zu Hause bei ihrer Mutter wohnte. Aber es erleichterte mir ja auch einiges. Als ich vor der Tür stand, musste ich ein paar Mal Luft holen. Dann klopfte ich zögernd. Ich hatte Glück, Leah selbst öffnete. Ein überraschter Ausdruck trat auf ihr Gesicht: »Renesmee! Was machst du denn hier? Seth ist grad nicht da.« »Ich will auch gar nicht zu ihm. Ich wollte mit dir sprechen.«, sagte ich leise. Ich kam mir beobachtet vor und warf nervöse Blicke über die Schulter. »Na sowas...komm rein..« Es war klar, dass wir uns unwohl fühlten. Leah und ich hatten uns nie gehasst, aber wir waren auch keine Freundinnen. Und sie war ein Wolf und ich zur Hälfte Vampir, zumal sie in Jacobs Rudel gewesen war..als er noch hier war. Jetzt saßen wir uns erstmal schweigend gegenüber. Wie immer, wenn ich nervös war, drehte ich eine Haarsträhne um meinen Finger. »Also..ich habe heute mit Seth gesprochen..und er meinte, ihr würdet nach Jake suchen.«, brachte ich schließlich heraus. Sie schaute mich verkniffen an: »Ja, da hat er recht. Und was hast du damit zu tun?« »Ich weiß, ich bin schuld, dass er weg ist..aber ich will nicht..er gehört hierher! Er gehört nach La Push!«, erwiderte ich bedrückt. »Wieso willst DU ihn denn hier haben? Du hast doch deinen Blutsaugerfreund.«, fragte Leah verächtlich. Ich hatte geahnt, dass so etwas kommen würde, aber es schmerzte dennoch sehr. »Benjamin ist..mein bester Freund, aber was Jacob für mich ist, kann niemand ersetzen!«, gab ich aufrichtig zurück. Leah's Blick wurde etwas weicher: »Ich weiß. Aber es geht dir doch gar nicht so schlecht ohne ihn.« »Denkst du? Ihr habt alle keine Ahnung, wie ich empfinde und das ist gut so. Wenn man mir alles andere nehmen kann- die Gefühle die ich für ihn habe, kann mir niemand wegnehmen. Und ich bin sicher, ihr wollt alle, dass er zurückkommt.« »Da ist was dran. Und was willst du jetzt genau von mir?«, jetzt klang sie nicht mehr verärgert sondern schier neugierig. »Ganz einfach. Wenn ihr eine Spur von ihm habt, dann will ich mitkommen.«, ohne Umschweife antwortete ich ihr. »Ich seh da kein Problem. Je mehr wir sind, desto besser.«, gab sie zurück. Ich grinste: »Da haben wir die gleiche Einstellung.« »Aber da ist noch mehr, oder?« Mein Grinsen erlosch: »Ich hatte diesen Vorschlag auch Seth schon unterbreitet, aber er weigert sich, mich mitzunehmen. Also..wenn du ihn vielleicht etwas bearbeitest..« »Okay, überlass das mir. Ich rufe dich an, wenns was neues gibt.«, versprach sie. »Danke! Wirklich vielen Dank!«, erwiderte ich erleichtert. Es war ein merkwürdiges Gefühl, so ein Abkommen mit Leah zu treffen. Aber sie hatte womöglich mehr Erfolg als ich. Guten Mutes fuhr ich zurück nach Hause. Es war besser gelaufen als ich es vermutet hatte. Ich vertraute darauf, dass Leah ihren Bruder überreden würde. Da stellte sich mir die Frage, wieso er das zu entscheiden hatte..War nicht Leah Jacobs Stellvertreterin? Ich schüttelte den Kopf und musste mich darauf konzentrieren, nicht daran zu denken. »Da bin ich wieder!«, rief ich als ich das Haus betrat. Ich ging ins Wohnzimmer. Dort saßen Emmett und Rosalie auf dem Sofa und ihnen zu Füßen spielte Lilian mit ein paar Spielsachen. Als ich kam, hob sie den Blick und grinste: »Lenesme!« »Hallo, Lilian! Was hast du denn da schönes?«, lächelte ich und hockte mich auf Augenhöhe. Ich spürte Rosalies wachsamen Blick. Lilian setzte mehrmals an um zu antworten: »Lo..Rosalie und Emmett haben das mitgebracht! Das ist Sugar und da ist Pepper!« Demonstrativ hielt sie zwei Plastikpferde in die Luft. Ich lachte leise: »Die sind wirklich süß.« Sie nickte und widmete sich wieder ihrem Spiel. Ich stand wieder auf und warf Rosalie einen Blick zu. Ihr Gesicht leuchtete vor Freude. Konnte ich verstehen. Sie war froh, dass wieder ein Kind im Haus war. »Hunger..«, murmelte ich und ging weiter in die Küche. Ich schob mir eine Weintraube in den Mund und verschluckte mich fast daran, als plötzlich Lizzie auftauchte: »Hey, Nessie!!« »Lizzie, hi..«, murmelte ich. »Wow, die Kleine ist ja total niedlich!«, quietschte sie. »Ja, Lilian ist etwas besonderes. Ist mit Selen alles in Ordnung? Sie schien ziemlich durcheinander..« Lizzie nickte: »Alles bestens. Nachdem sie dem Zirkel alles erklärt hatte, schickte sie einige der älteren Neugeborenen los um die fremden Vampire zu verfolgen. Hey, aber deswegen bin ich nicht hier. Heute findet eine Strandparty statt, lass uns hingehen!« »Lizzie..ich weiß nicht..Wir haben grad echt andere Sorgen..« Sie zog an meinem Arm: »Gerade deswegen sollten wir uns etwas ablenken! Da gibt's bestimmt ein paar süße Jungs! Ach, komm schon!« »Ich brauche keine, ich habe Jacob!«, erwiderte ich hitzig. »Ach, ich seh ihn aber nirgends!« Sie klang ziemlich schnippisch. Sie war also mal wieder sauer auf ihn. »Das könntest du mir doch sagen..«, murmelte ich. »Du weißt, dass seine Spur in Detroit endet und da wurden wir nicht fündig.«, erwiderte sie trocken. »Ja..« Wir blieben stumm. Es war komisch mit Lizzie darüber zu sprechen. Sie schaute sehnsuchtsvoll nach draußen. »Nng~..na gut, dann gehen wir halt.«, gab ich nach. Sie fiel mir juchzend um den Hals: »Danke, danke, danke! Super!« Ich mochte es einfach nicht, wenn jemand unzufrieden war. »Hm..dir ist aber klar, dass du allein oder mit Sel und Ben auch hingehen kannst, oder?«, fragte ich zweifelnd. Lizzie zuckte die Schultern: »Ich will aber nur mit dir hin.« Das freute mich und so grinste ich sie auch an: »Toll! Hey, weißt du was, wir nehmen Jaymain auch mit, dann haben Rosalie und Emmett auch was davon.« »Was denn??« »Sie können Zeit mit Lilian verbringen. Die beiden haben 'nen richtigen Narren an der Kleinen gefressen, aber Jaymain ist ein eifersüchtiger Wächter.«, erklärte ich kichernd. »Na wenn das so ist, warum nicht. Ich geh mich schnell umziehen, solltest du auch tun.«, sagte sie und verschwand so plötzlich wie sie gekommen war. Ich verkündete den anderen was ich vorhatte und brachte auch Jaymain dazu mitzumachen. Er brummte missmutig, weil er Lilian allein lassen musste. »Rose und Emmett passen schon auf sie auf, keine Sorge.«, versicherte ich ihm. Er machte ein unzufriedenes Gesicht, nickte aber. Sein Blick durchbohrte die beiden fast. Ich grinste ihn kurz an- es war nicht leicht und fühlte sich merkwürdig an- ehe ich nach Hause lief um meinen Kleiderschrank zu plündern. Ich kramte nach meinem fliederfarbenen Kleid, das ich nach wie vor liebte, als mein Blick auf eine Schachtel im hintersten Winkel meines Schrankes fiel. Ich schluckte. >Erinnerungen an Jacob< hatte ich drauf geschrieben. Ich konnte mich noch gut erinnern, wie ich unsicher mit dem Textmarker davor stand und mich nochmal fragte, ob ich Jacob wirklich so aus meinem Leben verbannen wollte, bevor meine Entscheidung auf >vorerst< gefallen war. Danach war er wiedergekommen, nur kurz, und dann erneut verschwunden. Und bis heute nicht mehr aufgetaucht. Zögernd hob ich den Deckel hoch. Ganz obenauf lagen meine Pläne und Listen und sämtliches anderes, das ich erschaffen hatte, als ich in den ersten sechs Monaten nach ihm gesucht hatte. Mit Gewissensbissen fragte ich mich, warum ich aufgegeben hatte. War ich zu schwach gewesen? Konnte sein. Hatte ich die Hoffnung aufgegeben? Womöglich. Ich konnte mich nicht mehr genau an diese Zeit voller Zweifel erinnern. Wie in Trance griff ich nach dem darunterliegenden Foto. Jacobs Geburtstag im letzten Jahr. Er hielt mich in seinen Armen, aber jetzt fiel mir auf, dass es irgendwie steif war. Ob er schon wusste, was uns erwarten würde? Weitere Fotos und Briefchen förderte ich zu Tage. Unter Kontrolle hatte ich nicht mehr, ich schluchzte vor mich hin und die Tränen liefen um die Wette. Immer wieder trafen mich schöne, vergangene und schmerzhafte Erinnerungen wie heiße Nadeln. Etwas helles leuchtete plötzlich auf, etwas Kaltes zischte an mir vorbei und berührte meine Wange. »Keine Panik.«, hörte ich ein Flüstern. Verblüffend, wie gut meine Einbildung Cat's beruhigenden Tonfall hinbekam. »Ich hab aber Angst.«, gestand ich leise. Ein paar Sekunden Stille. Dann: »Wovor?« »So viele Dinge machen mir Angst..meine Gefühle für Benjamin..dass Jacob etwas passiert sein könnte, dass ich ihn nie wiedersehe..meine Einbildungen gar nicht erst zu sagen!«, fügte ich hinzu. »Hey, ich bin keine Einbildung!« Entrüstung pur. Ich wollte etwas erwidern, da klopfte es an der Tür. »Nessie, Lizzie ist da und wartet auf dich!« Mist. »Ich komme gleich!«, rief ich. »Alles in Ordnung bei dir?«, fragte Bella und öffnete die Tür. Dann erstarrte sie: »Was ist denn hier passiert?« Ich schaute sie verständnislos an. Sie machte eine kreisende Handbewegung durch mein Zimmer. Mein Blick folgte ihr und ich stieß ein überraschtes Quieken aus. Sämtliche Bilder und Briefe waren verstreut. Ich konnte mich nicht erinnern, das getan zu haben.. »Eh..wie..Ich hab sie doch in die Kiste gepackt..«, stammelte ich verwirrt. Es war mir wirklich schleierhaft. Sollte ich sie am Ende doch um die Wette geworfen haben? Bella musterte mich argwöhnisch. Ich zog mich in Windeseile um und stürmte an ihr vorbei nach unten. »Da bist du ja endlich! Eh..du siehst aus, als hättest du nen Geist gesehen.«, bemerkte Lizzie stirnrunzelnd. »Das willst du gar nicht wissen, glaub mir.«, winkte ich ab, verabschiedete mich bei meinen Eltern und arbeitete an einer fröhlichen Miene. Als wir Jaymain abholten, beschloss Benjamin sich selbst einzuladen. Lizzie lachte: »Du überlebst wohl keinen Tag ohne Nessie!« Weder er noch ich gingen darauf ein und so wurde es eine ziemlich stille Fahrt zum Strand. Als wir ankamen, bot sich uns ein seltenes Bild. Der Strand war gerappelt voll. Wir wurden freundlich begrüßt und viele waren neugierig auf Jaymain. Anscheinend war er so viel Aufmerksamkeit gewohnt, denn er fand sich schnell ein und alberte mit den anderen rum. Ich selbst hielt mich entfernt, ich wollte nachdenken. Deshalb war ich umso überraschter, als Seth plötzlich auftauchte und mich grimmig musterte: »Hast du Leah auf mich gehetzt?« »Öh..nein! Ich hab ihr nur gesagt, sie soll dich bearbeiten.«, antwortete ich aufrichtig. »Hast du keine Ahnung, wie gefährlich die Aktion ist? Es gibt Gründe, warum wir dich nicht mitnehmen!«, knurrte er leise. »Gerade deshalb ist es besser wenn ich mitgehe! Je mehr desto leichter für uns, hat Leah auch gesagt!«, erwiderte ich ruhig. »Du wärst aber ein Klotz am Bein.« »Wohl kaum. Ich kann kämpfen.« »Du bist ein Mädchen, du solltest nicht kämpfen.<<< »Soll sie doch mitkommen, wenn sie unbedingt will. Ist ja ihre Schuld, dass Jake weg ist.«, sagte Paul feindselig. Das war ein Schlag ins Gesicht, so wahr es auch war. Ich schnappte nach Luft. »Paul! Man kanns auch übertreiben, reiß dich zusammen, Mann!«, zischte Seth vorwurfsvoll. »Er hat recht. Es ist meine Schuld und deshalb..deshalb muss ich ihn zurück holen.« »Ts..das schaffst du eh nicht. Hey, aber vielleicht gehst du bei dem Versuch ihn zu retten ja drauf.«, frohlockte Paul. Seine Hände zitterten vor Wut. »Du wünscht mir den Tod?«, flüsterte ich. Er presste die Lippen zusammen, sagte aber nichts. Seth warf ihm einen warnenden Blick zu, doch Paul ignorierte ihn geflissentlich. Er setzte eine gehässige Miene auf: »Vielleicht sollte ich das ja an Ort und Stelle selbst erledigen.« Im Bruchteil einer Sekunde hatte Benjamin zum Schlag ausgeholt, Paul ihn abgeblockt, Seth hielt Paul und Jaymain hielt Ben in eisernem Griff. Benjamin zischte: »Wag es ja nicht noch einmal, Nessie in irgendeiner Weise zu bedrohen und du läufst fortan auf drei Beinen, stinkender Köter!« Mein Herz raste vor Schreck und Ungläubigkeit. Ich hatte nie geahnt, dass Paul mich dermaßen hasste. Alle Blicke lagen auf uns und jede Menge Getuschel flog durch die Luft. »Paul, wir gehen. Nessie, du kannst mitkommen wenn es so weit ist.«, sagte Seth bestimmt, zerrte Paul vom Fleck und verschwand mit ihm. Dieser rief noch: »Du treibst ein falsches Spiel, Cullen!« Dann waren sie weg. Kapitel 28: Endlich was zu tun.. -------------------------------- Der nächste Schultag war der Horror. Natürlich war die Auseinandersetzung nicht unbemerkt geblieben und mittlerweile hatte sich die Story wie ein Lauffeuer ausgebreitet. Es gab nur mehr dieses Thema. »Da haben sich wohl zwei um Cullen gestritten.« »Nee, der Indianer sah doch aus, als würde er auf sie losgehen!« »Sie treibt wohl ihre Spielchen mit den Jungs.« » So hätte ich sie nie eingeschätzt. Sie wirkt doch immer so unschuldig und aufrichtig!« »Siehste mal, wie man sich täuschen kann. Sie ist eine kleine Hure.« Das Gespräch der beiden Mädchen hinter mir machte mich wütend. Sie verzapften absoluten Unsinn! Als ob sie eine Ahnung hätten, was wirklich vorgefallen war! »Hör nicht auf sie, Nessie.«, sagte Ben ruhig und legte mir den Arm um die Schultern. Ich schüttelte ihn ab: »Lass das bitte.« Ich wäre jetzt lieber mit Lizzie durch die Flure gegangen, doch sie war zu Hause geblieben, da Selen sie brauchte. Oder vielleicht hätte ich auch zu Hause bleiben sollen. Hätte ich geahnt, dass es so laufen würde, hätte ich es gemacht. Ich versuchte, sie zu ignorieren, ganz wie Ben sagte. Ich lenkte meine Gedanken in eine andere Richtung. Seth hatte mir am Morgen eine Sms geschickt. Wir würden heute Abend aufbrechen. Und ich hatte noch keine Ahnung, was ich meiner Familie sagen sollte. Ich wollte sie nicht anlügen, aber bei der Wahrheit würden sie ausrasten. Oder, meine Mum, in Panik verfallen.»Sag ihnen doch einfach du schläfst in La Push oder bei Lizzie.«, schlug Benjamin vor. »Sie würden höchstpersönlich zum Zirkel gehen und in La Push Billy oder Seth anrufen.«, antwortete ich tonlos. Ich wusste, dass es genau so kommen würde, immerhin handelte es sich um Edward und Bella, die beiden überbesorgten, liebevollen Eltern. Mit einem genervten Seufzen setzte ich mich an meinen Platz. Die verächtlichen Blicke der andren störten und ich war todmüde. Statt zu schlafen, hatte ich mich letzte Nacht mit Cat- ich war mir mittlerweile sicher, dass sie keine Einbildung war- unterhalten. Sie sagte, sie hätte Jacob bis nach Grönland folgen können. Dann war sie auf dem Rückweg gewesen, um Seth und mir bescheid zu geben, als Jake und seine Entführer (ha, ich hatte recht gehabt!) plötzlich von der Bildfläche verschwunden waren. Immer wenn ich ihre Stimme hörte, überrollten mich Schuldgefühle. Auf meine ständigen Entschuldigungen und Reueschwüre hatte sie geantwortet, dass sie mir verziehen hatte und es sowieso in der Hand des Schicksals und nicht in meiner gelegen hatte. Allerdings machte sie sich Sorgen um Seth. Nachts schlich sie oft in sein Zimmer. Lautlos, nur um ihm nahe zu sein. Sie war schockiert gewesen, als sie es das erste Mal getan hatte. Vollkommen fertig, weinend und außer sich, hatte Seth in seinem Zimmer gewütet, sich in Arbeit gestürzt und Leahs Hilfversuche gereizt abgewehrt. Mir waren Tränen in die Augen gestiegen. Seth tat immer so stark und in Wirklichkeit..Ich hasste mich dafür, ihm und ihr das angetan zu haben und war verschiedenste Möglichkeiten durchgegangen, dafür zu büßen und als Cat zischte, war mir klar geworden, dass ich offen gedacht hatte. Verdammt, in letzter Zeit passierte das häufig. »Und, was sagst du?«, hörte ich Benjamins Stimme aus der Ferne. Mit einem Schlag war ich wieder in der Gegenwart: »Wozu?« »Wir erzählen ihnen, dass wir zusammen jagen gehen. Und ich begleite euch auf der Suche.« »Wieso solltest du Jacob finden wollen?«, fragte ich ruhig, aber forschend. »Nessie..ich liebe dich. Aber ich will auch, dass du glücklich bist. Und wenn er der einzige ist, der das vollbringen kann, dann muss ich damit leben.«, erwiderte er sanft und küsste meine Stirn. Ich schwieg, was hätte ich groß sagen sollen? Ich liebte ihn, aber wie einen Bruder und einen besten Freund und er wusste es. Und trotzdem gab er es nicht auf und versuchte es immer wieder. Ich hatte auch irgendwie ein schlechtes Gewissen, weil ich seine Gefühle nicht erwidern konnte. Immerhin..war er geblieben, hatte Tia und den ägyptischen Zirkel verlassen, lebte theoretisch gesehen unter fremden Vampiren. Nur um für mich da zu sein. Das war ungerecht ihm gegenüber, doch ich konnte es einfach nicht ändern. »Es tut mir so leid, Ben.«, erwiderte ich nach längerem Zögern. Er schaute mich verständnislos an: »Was denn?« »Alles.«, sagte ich nur, wandte meinen Blick dann von ihm ab und begann zu überlegen. Sein Vorschlag war gar nicht so schlecht. Immerhin hatte ich damit ein Alibi, wir müssten nur auf unsere Gedanken aufpassen. Das würden wir schon hinkriegen. »Weißt du was? Ich halte das doch für eine gute Idee, Ben.«, sagte ich schließlich leise. Er schaute zu mir und nickte: »Dann machen wir das so. Die Wölfe..werden doch hoffentlich nichts dagegen haben.« »Bestimmt nicht. Wir sind für jede Hilfe dankbar.«, erwiderte ich und konnte das Läuten gar nicht mehr abwarten. Ungeduldig rutschte ich auf dem Stuhl herum. Endlich läutete es und ich sprang wie von der Tarantel gestochen auf. »Ich telefoniere schnell.«, teilte ich Benjamin mit und rief sogleich bei Seth an. Er hatte nichts dagegen, also war die Sache klar. Nach der Schule flitzte ich nach Hause und packte ein paar Sachen in meinen Rucksack. Meine Mutter öffnete sachte die Tür: »Liebes, was machst du..« Als sie sah, dass ich meine Tasche vollstopfte, machte sie große Augen und unterbrach sich. Ich warf ihr einen entschuldigenden Blick zu: »Mum..Ben und ich wollen auf einen längeren Jagdausflug gehen. Ist doch okay, oder?« Ihre Augen wurden noch eine Spur größer: »Bitte, was? Wann hattest du vor, uns das zu sagen?« »Eh..gleich?« »Nessie, das ist viel zu gefährlich für dich! Ich will, dass euch jemand von der Familie begleitet.«, erwiderte sie und kam der Panik sehr nahe. »Das ist nicht nötig. Ben ist doch alt genug und ich auch. Wir können uns im Notfall auch verteidigen. Und für alle Fälle nehme ich das Handy mit.«, redete ich beruhigend auf sie ein. Ich musste sie davon überzeugen, denn sie war die einzige, die meinen Dad überzeugen konnte. »Wieso denn mit Ben? Wieso nicht mit uns?«, fragte sie und klang verletzt. Das wollte ich nicht. Das war das letzte was ich wollte. Ich ging zu ihr hin und schlang meine Arme um ihren Hals: »Momma, ich liebe euch, das weißt du doch. Aber manchmal brauche ich einfach etwas Abwechslung- und Abstand. Und naja..Ben ist ein netter Kerl und so..« Ihre Augen blitzten bei meinen Worten auf und ich wusste sofort, was sie dachte auch ohne eine Fähigkeit, wie Dad sie hatte. »Nein, ich bin nicht in ihn verliebt, zum hundertsten Mal. Ich liebe Jacob.«, sein Name schmerzte mich und ich sah es als Zeitverschwendung, hier zu sitzen und Bella zu überreden. Er könnte immerhin in sonst welchen Schwierigkeiten stecken! (AN/späte einsicht, nessie **drop**) Erwartungsvoll blickte ich sie an. Sie seufzte kurz, dann nickte sie: »Von mir aus.« Jubelnd fiel ich ihr um den Hals. Problem eins, gelöst. Ich fuhr ziemlich früh nach La Push und wartete dann vor Seths Haus. Ich war aufgeregt, besorgt, nervös, hibbelig, etwas ängstlich und nochmal nervös. Jasper würde jetzt nicht schlecht sein. Aber wenn er merkte, wie ich drauf war, würde er garantiert nicht daraus schließen, dass es nur um einen harmlosen Jagdausflug ging. Leah kam als erstes aus dem Haus und musterte mich prüfend. »Wir werden dich wirklich nicht los?«, fragte sie nocheinmal. Ich schüttelte den Kopf: »Nein, sorry Leah.« Sie lachte kurz auf und ließ mich dann vorbei. Im Wohnzimmer saßen schon Seth, Embry, Quil, Paul, Jared, Sam und Collin. Ich grüßte sie mit einem Lächeln und lehnte mich an die Anrichte um ihrem Gespräch zu lauschen. Kurz danach tauchte auch schon Benjamin startklar auf. Wow, ein Vampir in La Push. Das würde für Gesprächsstoff sorgen. »Gut, wie besprochen: Ich, Leah, Jared, Nessie und Ben gehen zusammen und der Rest geht mit Sam.«, wiederholte Seth seine Worte nocheinmal. Zustimmendes Nicken, auch von Sam. Wieder war ich erstaunt. Hatte Seth etwa Leahs Rolle als Betatier übernommen? Oder war er jetzt, da Jake ja nicht da war, gar das Alphatier? Meine Überlegungen spielten im Moment keine Rolle, also schob ich sie beiseite. Als dann auch die letzten Wölfe aufkreuzten und wir alles gecheckt hatten, ging es los. Nach ein paar Stunden waren wir in Alaska angekommen. Benjamin und ich hatten keine Probleme mit dem Wetterumschwung, aber die Wölfe hatten ein bisschen darunter zu leiden. Ich warf ihnen immer wieder besorgte Blicke zu, die Seth mit einem Nicken quittierte, das so viel hieß wie: Alles im Lot. Es störte mich ein wenig, dass ich nicht mit ihnen sprechen konnte, zumindest nicht richtig. Das lief alles auf einseitige Konversation heraus. Andererseits..waren wir sowieso nur am Suchen, also hatte mich das auch gar nicht zu interessieren. Wir machten kurz Halt bei den Denalis, doch auch ihnen war nichts aufgefallen. Kate und Garrett boten uns sogar an, uns zu begleiten, doch wir lehnten dankend ab. Wir hatten schon genügend Leute dabei. Also zogen wir weiter zur letzten Spur- Grönland. Hier war die Spur allzu deutlich. Frisch. Seth und Leah knurrten leise. Rasch wandte ich meinen Kopf in die Richtung, zu der sie guckten. Und erstarrte... Kapitel 29: Meine andere Seite ------------------------------ Hiho, meine Lieben >.< Gomen, dass es mal wieder so lange gedauert hat, aber ich hatte ne kleine Pause eingelegt, hatte ein totales Kreativtief T.T Und dann ist das hier auch noch so kurz >.< Aber nach diesem Kapitel kommt noch eines und dann der Epilog und damit wäre Broken Darkness dann als Band eins meiner Fortsetzung beendet. Trotzdem viel Spaß mit dem Kapitel^^ Eure Nessie Meine andere Seite Mein Blick haftete an der Stelle im Wald. Plötzlich trat ein Schatten hervor und mir stockte der Atem. Es war ein Vampir, aber nicht nur irgendeiner. Es war Rubeo. Einer der Vampire, die vor einem Jahr in Forks aufgekreuzt waren. Die Wölfe gingen automatisch in Angriffsposition über, Ben schob sich ein Stück vor mich und ich knurrte. Sofort bemerkte ich, dass ihm Jacobs Geruch anhaftete. Was mir gar nicht gefiel. »Seid ihr etwa erst jetzt gekommen um den Hund zu retten? Tolle Freunde seid ihr!«, lachte er spöttisch. Wir alle stießen ein wütendes Geräusch aus und ich musste an mich halten, ihn nicht anzufallen. Seth drängte sich vor mich, er spürte meine Unruhe und wollte mich davon abhalten, etwas dummes zu tun. »Wo ist Jake?«, presste ich wütend hervor. Rubeos Blick, der bisher auf Seth geruht hatte, huschte nun zu mir: »Ah, die kleine Freundin! Wie amüsant. Wie sehr er darunter gelitten hat, von dir getrennt zu sein. Das war so schön mit anzusehen.« Es reichte. Ich sprang an Ben vorbei, ebenso an Seth und schlug Rubeo mitten ins Gesicht. Aua. Ich hoffte, ihm wenigstens wehgetan zu haben, denn meine Hand begann augenblicklich zu pochen. Alle hatten die Luft angehalten, inklusive Rubeo. Überrascht schaute er mich an: »Was hab ich dir denn getan, Kleine?« »Du hast uns Jake genommen, reicht das nicht?«, zischte ich außer mir. »Nessie..«, murmelte Benjamin beruhigend. Rubeo lachte spöttisch: »Was willst du mir anhaben, kleine Missgeburt?« Seine Worte prallten an mir ab, doch Benjamin zischte. Er war scheinbar knapp davor, ihm selbst an die Gurgel zu springen. »Ich kann mehr als du glaubst.«, fauchte ich wütend. Ich wollte zu Jake, wollte sehen, dass es ihm gut ging. Dass dieser Typ so nach ihm roch, machte mich rasend. »Wo ist er?«, verlangte ich zu wissen. Ben hatte mich wieder gepackt, und verstärkte seinen Griff wieder und Leah, Seth und Sam kamen näher zu uns, das Fell gesträubt und bereit anzugreifen. Ein Grinsen legte sich auf die Lippen es Vampirs: »Ich muss sagen, ich bin wirklich überrascht, wie schmackhaft das Blut des Hundes ist.« Ich erstarrte. Er hatte ihn gebissen. Aber das Gift...»Nein!«, schrie ich auf und auch die Wölfe knurrten bedrohlich. In meinem Inneren spürte ich nur noch Zorn und unsäglichen Hass. Das spöttische Grinsen auf Rubeos Gesicht wurde nur noch breiter. Bens Hände zitterten vor Wut, doch seine Stimme war ruhig: »Nessie, er will doch genau, dass du ausrastest.« »Das kann er gern haben.«, knurrte ich und funkelte Rubeo an. »Du bist echt niedlich, Kleine. Vielleicht sollten wir dich zu einer von uns machen.«, erwiderte er auf meinen Blick. »Niemals! Niemals würde ich zu Abschaum wie dir gehören wollen!« »Ich dachte, du wolltest zu deinem Hund? Er gehört in unseren Zirkel.«, antwortete Rubeo schulterzuckend. Das gab mir den Rest. Wie konnte er es wagen und Jacob mit solchen Worten beschmutzen? Meine Wiut stieg ins unermessliche. Mit zurückgelegten Ohren wichen die Wölfe wimmernd zurück. Urplötzlich ließ Ben meine Arme los und starrte mich entgeistert an. Das alles nahm ich nur am Rande wahr, das Warum interessierte mich nicht. Ich sah nur das Objekt meines Zorns, fuchsteufelswild und rot. Mit einem schnellen Sprung ging ich auf Rubeo los. Seinem Spott wich pure Überraschung. Ich packte seine Oberarme und drängte ihn gegen einen Baum. Sein Gesicht war schmerzverzerrt und er sog zischend Luft ein. Ich näherte mich seiner Kehle und knurrte: »Das nimmst du sofort zurück! Und dann sagst du mir, wo er ist!« Er zitterte, doch nicht vor Angst, wie ich es erhofft hatte. Dieser Mistkerl war tatsächlich erregt! Allein das war ein Grund, ihm den Kopf abzureißen! Vor Zorn grub ich meine Finger tiefer in seine stahlharte Haut und er keuchte auf. »Pass auf Nessie, sonst kriegt der Kerl noch nen Orgasmus.“, spottete Ben angewidert. »Das macht es mir leichter, ihm in die Eier zu treten.«, erwiderte ich kalt. Hinter mir hörte ich ein reißendes Geräusch und merkte mehrer unbekannte Gerüche. Rubeos neuer Zirkel wurde wohl geraden von meinen Freunden in Einzelteige zerlegt. Gut so. So konnte ich mich Rubeo widmen. »Ich hab dich echt unterschätzt, Kleine.«, gab dieser von sich und sah mich mit fiebrigen Augen an. »Zweifellos.«, entgegnete ich knapp und löste eine Hand von seinem Arm. Augenblicklich zog er mich an sich und ich spürte seine Erregung an meine Oberschenkel gepresst. Egal. Ich würde Jacob auch ohne ihn finden. Mit einer schnellen Bewegung riss ich seinen Kopf zur seite, woraufhin er aufstöhnte. Widerlicher, notgeiler alter Sack. Ich versenkte meine Zähne in seiner Kehle. Seine Erregung zuckte und ergoss sich in seiner Hose, während er einen stummen Schrei ausstieß. Der Höhepunkt am Ende seines Daseins. Welche Ironie. Ich hörte wie sein Rückrad brach, als ich ihm den Hals umdrehte. Flink trennte ich ihm den Kopf ab. Ben hatte für Feuer gesorgt. Dorthin warf ich dann auch Rubeos Körper. »Schmor in der Hölle.«, wünschte ich ihn. Schwer atmend und mich langsam beruhigend, starrte ich in die Flammen. Dann registrierte ich die Blicke der anderen. Erschrocken, verblüfft, verwirrt. Es war mir auch klar wieso. Selbst ich hätte nie gedacht, dass ich so ausrasten konnte. Aber es gin nuneinmal um Jake. »Es tut mir leid.«, murmelte ich entschuldigend. Ben lachte auf: »Leid? Renesmee, du hast was Gutes getan!« Eine Welle der Erleichterung überkam mich. »Warum hast du mich so plötzlich losgelassen?«, wollte ich wissen. Und weshalb waren die Wölfe zurückgewichen? Doch nicht vor mir oder? Mit großen Augen sah Ben mich an: »Das hast du nicht bemerkt? Du hast plötzlich eine unerträgliche Hitze ausgestrahlt, die selbst für die Wölfe zu heiß war.“ Er zeigte mir seine geröteten Handflächen. »W..was«, stammelte ich irritert. Hatte ich das bewerkstelligt? Darüber konnte ich auch später noch grübeln. Jake hatte oberste Priorität. Die anderen stimmten zu und so liefen wir weiter, bis wir nach kurzer Zeit eine Festung erreichten... Kapitel 30: Jacobs Rückkehr --------------------------- Die Mauern, die sich vor uns erhoben, waren gewaltig. Teilweise schon sehr verwittert und mit Efeu überwuchert. Eine riesige Eiche stand neben dem imposanten Tor, am Dach der Festung wehte eine halbe Flagge traurig im Wind. Wäre Rubeos Geruch nicht gewesen, wäre ich von diesem Ort verzaubert gewesen. Menschenblut war auch ein herrschender Geruch, der in meinem Hals kratzte. Ich wechselte einen Blick mit Ben, dann traten wir ein. Die Wölfe folgten uns. Drinnen war es überraschend hell. Es gab nur hier und da ein kleines Fenster, doch an Fackeln wurde nicht gespart. Ein paar altertümliche Gemälde schmückten die Wände, ebenso waren Bücherregale vorzufinden. Einige Räume waren mit roten oder blauen, sehr kunstvollen Teppichen ausgelegt. Logischerweise suchten wir in den Kerkern nach Jacob, doch das war ein Fehlschlag. Nicht die geringste Spur von ihm. Das war ziemlich verwirrend. Also liefen wir wieder nach oben. Nach einer Weile teilten wir uns auf, die Wölfe zusammen und Ben und ich. Es war merkwürdig, dass sich uns niemand in den Weg stellte, wir mussten doch längst bemerkt worden sein! Nach ein paar Stunden fing ich seinen Geruch endlich auf. »Da lang!«, entwischte es mir aufgeregt. Vor einem kleinen, reich verzierten Tor blieb ich stehen. Ben musterte es misstrauisch: »Sollen wir wirklich rein? Es könnte ein Trick sein.«Ich nickte nur, denn meiner Stimme traute ich nicht. Mein Körper zitterte vor Aufregung, Anspannung und Angst. Wenn Jake wirklich dort war, wie würde er reagieren? War er alleine? Hatten die Vampire ihm sehr zugesetzt? Solche und ähnliche Fragen schwirrten mir durch den Kopf. »Ich mach jetzt auf.«, verkündete Ben angespannt. Wieder nickte ich und bereitete mich innerlich auf alles mögliche vor. Die Tür ging auf und ich kniff die Augen zusammen, da es blitzhell war. Ich brauchte lange, bis ich auch nur Umrisse erkennen konnte. Da stand ein tischhoher Schrank neben der Tür. Etwas enternt davon ein Bett. Ich suchte den Raum nach Jacob ab, konnte ihn jedoch nicht entdecken. Dann fiel mir ein großes Fenster ins Auge. Nach genauerem Hinsehen erkannte ich, dass es eine Terassentür war. Langsam ging ich hin, Benjamin war dicht hinter mir. Bevor ich meine Hand nach dem Griff ausstreckte, atmete ich ein paarmal durch. Was immer mich dahinter erwarten würde, ich war vorbereitet. Ich stieß die Tür auf und sofort schlugen mir verschiedenste Gerüche entgegen. Zwei unbekannte, aber gewiss Vampire und- mein Herz überschlug sich vor Glück, Angst, Zweifel und Triumph- Jake. Jake, mein Jacob, mein Herz, meine Seele, meine zweite Hälfte, mein Universum. Doch war er das noch? Immerhin hatte ich ihn im Stich gelassen. Bens Knurren riss mich augenblicklich aus meinen Gedanken. Nicht zwei, sondern vier Vampire. Zwei davon waren direkt vor uns, die anderen beiden drängten Jacob in die Ecke. Und ich konnte ihn nicht sehen, das machte mich total verrückt. Der kräftige Vampir vor uns, griff an. Ich machte einen Satz zurück und wirbelte herum, als er hinter mir landete. Ich wollte kurzen Prozess machen, wollte sehnsüchtig zu Jake. Doch so einfach machte mir der Kerl das nicht. Neben mir war Benjamin mit dem anderen beschäftigt. Und wieso wichen die anderen beiden nicht vor Jake zurück? Eine Sekunde später kam die Antwort. Er knurrte sie an, doch es klang schwach, kaum hörbar und unbedrohlich. Erschrocken über seine Schwäche japste ich nach Luft. Jetzt musste ich schnell handeln, wenn ich ihn noch lebend wollte. Gerade noch wich ich einem Hieb aus, als eine Wolfsgestalt über das Geländer sprang. »Leah!«, rief ich erleichtert aus. Sie kam wirklich wie gerufen und kümmerte sich gleich um Jakes Gegenüber. Ben verpasste seinem Gegner einen Blitzschlag, der ihn in Flammen aufgehen ließ. Sofort half er dann Leah. Ich war auch wieder voll bei der Sache und dieses Mal gelang es mir, meinen Gegner zu überraschen und ihm den Hals umzudrehen. Wenn meine Eltern wüssten, wie ich hier vorging...Und Dad würde alles in unseren Gedanken lesen können.. Die letzten zwei Vampire waren erledigt und ich stürzte zu Jake. Und schlug mir entsetzt die Hände vor den Mund. Er war so blass, wie es seine kupferfarbene Haut zuließ, abgemagert und ausgezehrt. Sein Gesicht war eingefallen, seine Wangen hohl. Tiefe Ringe lagen unter seinen dunklen und leeren Augen. Überall hatte er Kratzer, tiefere Wunden und eine merkwürdige Tätowierung zog sich seinen Hals entlang. Würde sein Brustkorb sich nicht leicht heben und senken, hätte man ihn für tot gehalten. Ich machte unsicher wankend einen Schritt auf ihn zu. Neben mir schluckte Leah hart. Natürlich nahm es sie mit, schließlich war er ihr bester Freund. Ich kniete mich vor ihn, wollte ihm sagen, wie leid es mir tat, dass wir erst jetzt hier waren, ihm sagen, wie sehr ich ihn liebte und dass alles gut werden würde. »Jake..«, mehr brachte ich nicht über die Lippen. »Nicht...weinen..«, sagte er heiser. Erst jetzt spürte ich die heißen Tränen auf meinen Wangen, und dass ich am ganzen Körper zitterte. Sanft und vorsichtig legte ich meine Arme um ihn. »Willkommen zurück.«, flüsterte ich und küsste seine Wange. Nach acht Stunden waren wir endlich zurück. Carlisle kümmerte sich sofort um Jake. Erst da bemerkte ich drei halbmondförmige Narben an seinem Arm. Rubeo hatte also nicht gelogen. Sofort kochte Wut in mir auf. Jasper legte mir eine Hand auf die Schulter. Bald schlief Jake seelenruhig, nachdem Esme ihm ein Riesenessen aufgetischt hatte. Ich verbrachte die ganze Nacht bei ihm und starrte ihn einfach nur an. Ich war zu erleichtert um es richtig zu begreifen. Dass er wieder da war. Nach 36 Stunden Schlaf hatte er sich ganz gut erholt. Eng aneinander gekuschelt saßen wir auf der Wohnzimmercouch, das Leben war endlich wieder in ihn zurückgekehrt. Er machte Späße und alberte mit Emmett um die Wette. Er hatte sich sogar gefreut, Rose wiederzusehen. Aber jetzt lauschten wir alle seinen Erzählungen. Sogar Jaymain und Lilian waren dabei, Emmett und Rosalie hatten sie in alles eingeweiht. »Beim letzten Kampf gegen Rubeo, hat dieser Blutsauger mich ko geschlagen und mich verschleppt. Die anderen waren zu abgelenkt, um es mitzukriegen. Als ich wieder aufgewacht bin, war ich in Grönland. Ich hab immer wieder versucht zu flüchten, doch dieser Idiot war schneller. Nach drei Monaten hab ich es dann erstmal aufgegeben. Dann habe ich auf eine Möglichkeit gehofft, ihn umzubringen. Doch er hatte immer zwei Wachen dabei und ich war geschwächt. Und ich stand unter Entzug. Es ist körperliche und seelische Qual, einen Wolf vom Objekt seiner Prägung fernzuhalten. Auf lange Sicht wäre ich drauf gegangen, so oder so. Und das wussten die Blutsauger. Sie wollten meinen qualvollen Tod.«, verächtlich schnaubte er. »Zum Glück..«, warf ich leise ein, »sonst hätten wir dich nicht retten können.« Jake lächelte kurz und drückte mir einen Kuss auf die Schläfe, ehe er fortfuhr: »Als ich dann keine Kraft mehr hatte, um mich zu wehren, zwangen sie mich mit ihren Frauen zu schlafen, damit sie mich anschließend zur Strafe verprügeln konnten. Diese Tätowierung hat mich als Sklave gekennzeichnet.« Mit unterdrückter Wut rieb er am Tatoo, als wollte er es abwischen. Mir waren wieder die Tränen gekommen, auch meine Familie war betroffen. Selbst Emmett starrte ihn geschockt an. »Das ist..furchtbar..«, brachte Rose entgeistert über die Lippen. Edward knurrte leise und in dem Moment wusste ich , dass wir alle zum ersten Mal das Gleiche dachten, was Jake anging: Es war ein glücklicher Umstand, dass er noch hier war. Mum, die die ganze Zeit still aus dem Fenster gesehen hatte, schloss Jake in ihre Arme: »Ich bin ja so froh..« Jake tätschelte beruhigend ihren Kopf: »Ist doch alles gut ausgegangen.« Ich fuhr über seinen rechten Arm, über seine Narben. »Wie konntest du das überleben?«, fragte ich ehrfürchtig. Der Biss eines Vampirs war doch tödlich für Wölfe. »Ich habe gekämpft. Sehr hart und ich war mit einem Bein im Grab. Das Gift hatte sich rasch ausgebreitet. Doch eine Gefangene hatte mich gerettet. Sie war eine Vampirin. Doch ich konnte ihr nicht helfen, als sie sie töteten.«, die Bitterkeit in seiner Stimme war nicht zu überhören. Ich küsste sanft seine Wange. »Aber jetzt bist du hier. Und wir lassen dich nicht mehr gehen.<< Epilog: Epilog -------------- Kalt und sanft fiel der Schnee vom Himmel herab und verwandelte das kleine Städtchen Forks in eine wunderschöne Winterlandschaft. Ich kuschelte mich mehr in Jacobs Arme und schaute dem Schnee beim Fallen zu. Unter uns peitschte die See an die Klippenwand. Wir genossen die Stille, die uns diese Zweisamkeit ermöglichte. »Fang mich, fang mich!«, lachte eine Kinderstimme vergnügt. »Na warte, ich kriege dich!« Emmett. Ich musste lachen. Er und Lilian spielten schon wieder fangen. »Tante Nessie, Onkel Jake!«, japste die Kleine und sprang auf Jakes Schoß. Emmett grinste übers ganze Gesicht: »Es ist offiziell~« Ich quietschte erfreut und drückte Lilian sanft an mich: »Willkommen in der Familie..Cousinchen~« »Und was ist mit mir?«, erklang Jaymains Stimme. »Du gehörst doch genauso zur Familie.«, grinste Jake. Ja, unsere Familie war um zwei Mitglieder gewachsen... ------------------------------------------------------------------------------ Hiermit endet Broken Darkness. Ich hoffe, es hat euch gefallen und ich danke meinen treuen Lesern herzlichst für eure Kommentare und dafür, dass ihr dabeigeblieben seid! Ich liebe euch Doch damit ist die Geschichte nicht abgeschlossen. Es folgt eine Fortsetzung unter dem Titel Last Hope. Ich hoffe, auch hier bekomme ich wieder treue Anhänger. Vielen lieben Danke euch allen! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)