If they hurt you von abgemeldet (they hurt me, too...) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- „Daisukenojo Bito, du bist schon wieder zu spät!“ „Yo, nennt mich nicht so!“ „Du bist unser Sohn, wir nennen dich so, wie wir es wollen!“ Wütende Stimmen machten den sonst so ruhigen Abend unruhig. Das meine Eltern und mein Bruder sich immer stritten war für mich kaum nachvollziehbar. Meine Eltern sagten immer, dass seine Freunde nicht der richtige Umgang für ihn wären, dass er total verzogen war. Aber seine Freunde waren doch nett. Ich hatte sie schon oft getroffen. Und so schlimm waren sie dann doch nicht. Im Gegenteil, es waren richtig hilfsbereite junge Männer und Frauen, auch, wenn die Sprache etwas seltsam war. Mama meinte immer, ich sollte nicht so reden, mit diesem „yo“ und dem „was geht“. Ich hielt mich daran, schon alleine, weil Beat sich dann wahrscheinlich so fühlte, als würde ich ihn nachmachen. Es war ja schon immer so gewesen, dass ich etwa denselben Kleidungsstil wie er hatte. Und nun, seit etwa zwei Jahren, hielten unsere Eltern ihm andauernd vor, wie toll ich doch war. Meine Noten waren so viel besser als seine, ich wäre so freundlich, ich hätte so gute Manieren. An der Stelle meines Bruders hätte ich darauf auch keine Lust mehr. Es bedrückte mich – Nicht nur, weil ich so auch unter hohem Leistungsdruck stand. Beat und ich teilten uns ein Zimmer und nachdem es eine Weile still war, wunderte ich mich, warum er nicht zurückkam, bis dann ein lautes: „Das wagst du nicht!“ von meinem Vater kam. „Ach, ja!? Siehst du doch, yo!“, provozierte Beat zurück, worauf ich noch eine schallende Ohrfeige hörte. Beat hatte schon zwei oder drei Ohrfeigen einstecken müssen. Warum kamen meine Eltern nicht mit ihm klar? Es schnürte mir den Hals zu, als ich wirklich nichts mehr hörte, außer der Tür, die zugeschmissen wurde. Beat stand im Rahmen und sah recht wütend aus. Ich senkte den Blick, denn ich wusste nicht, was ich sagen sollte und in manchen Situationen war es auch einfach besser, gar nichts zu sagen. „Was ist!? Yo, hast du mir auch noch Vorwürfe zu machen?“ Beat war wieder ganz schön fertig. „Nein…“, murmelte ich und hörte, wie er sich auf das Bett schmiss. Bereitwillig ging ich, noch in Schlafsachen, zu ihm und legte mich zu ihm, den Kopf auf seinem Brustkorb gebettet. „Tat die Ohrfeige arg weh?“ “… Du hast es gehört, yo?“ Es war ja auch kaum zu überhören. Schweigend nickte ich, während ich einen Blick nach oben warf. Mein Bruder lächelte matt. „Ach was, yo, geht schon. Kein Film!“ Schwer seufzte ich und vergrub mein Gesicht in seinem Oberteil. Bei ihm zu sein war einfach toll, denn er wusste einfach immer, mich zu trösten, sogar, wenn es ihm schlechter ging, als mir. So wie er es jetzt tat. Er hatte die Hand auf meinen Rücken gelegt und war einfach nur da, während er die Schuhe abstreifte und vom Bett stieß. „Ich hab dich lieb!“, gab ich etwas lauter in sein T-Shirt gemurmelt von mir. Er blickte zu mir hinab. „…Ich hab dich auch sehr lieb, Rhyme.“, sagte er dann und tätschelte mir den inzwischen mützenlosen Kopf. Genau wie er trug ich beinahe immer eine. „Ich mag nicht, dass Mama und Papa immer wütend auf dich sind.“ „Die haben keine Ahnung, yo. Wird wieder.“ „Bitte lass mich nie alleine…“ Eine kurze Zeit war es still. „… Werde ich nie.“ Dann allerdings bemerkte ich, wie sich die gedrückte Stimmung etwas auflöste. Ich blickte zu ihm hinauf, sah ihn grinsen. „Was ist?“ „Ich dachte mir nur grade, yo, wie es wäre, wenn ich dich jetzt so lange kitzeln würde, bis du keine Luft mehr bekommst!“ „Bitte nicht!“, japste ich, wurde dann aber auch schon von ihm „überfallen“. Lachend wandte ich mich unter ihm, bekam schließlich aber keine Luft mehr und machte es ihm deutlich, indem ich ihm gegen das Bein trat. Er hörte auf mich zu kitzeln. „Was denn? Schon keine Luft mehr?“ Ich wischte mir die Tränen vom Lachen auf den Augenwinkeln und funkelte ihn an, als er mich so hinterlistig fragte. „Ich hab ewig Luft!“ „Yo, das glaub ich dir!“ Die Tür ging auf und Papa sah uns etwas verärgert an. „Könnt ihr nicht etwas leiser sein!? Eure Mutter schläft schon!“ „Ja, sorry, Papa…“, murmelte ich. Beat sah ihn nicht einmal an und sagte auch nicht. „Beat?“, fragte unser Vater. „Ja?“ „Was soll das denn jetzt sein, hm!? Willst du wieder Streit?“ „Ich hab doch gar nichts gesagt, yo!“ „Darum ja!“ Es wurde wieder laut. Ich umarmte Beat. „Jetzt wirst du laut, yo! Ich dachte, Mom pennt!?“ „Ich bin nicht laut, soll ich mal laut werden!?“ „Bist du doch schon, yo!“ „Schrei nicht so!“, grollte mein Vater. „Ich soll nicht mehr schreien!? Yo, schön!“ „Aber…“, murmelte ich leise und schmiegte mich an Beat. „Streitet bitte nicht…“ Meine Stimme ging unter, während sich die Beiden immer noch anschrieen. Das konnte doch nicht wahr sein… Beat und Papa brüllten sich an, es wurde Gift und Galle gespuckt und ich fühlte mich einfach so alleine. Als sich die Situation beruhigt hatte und Vater weg war drückte Beat mich weg von sich, setzte sich auf und zog seine Schuhe an. „Was machst du…?“ „Ich gehe, yo.“ „Nein, bitte bleib hier.“ „Keine Sorge, Sis, ich pass schon auf mich auf.“ „Lass mich nicht alleine…“ „Ich bin morgen wieder da.“ „Nein…“ Ich hatte mich auch hingesetzt, umarmte ihn feste. Er durfte jetzt nicht gehen, denn ich wollte nicht alleine sein. Nicht jetzt und auch sonst nicht. „Was denn?“ „Ich möchte nicht, dass du gehst…“ Er drehte sich zu mir um, beugte sich zu mir hinab und gab mir einen Kuss auf die Stirn. „Ich bin wirklich morgen da, yo. Und Handy hab ich auch dabei. Ich penn bei einem Kumpel.“ „Du hast gesagt, du lässt mich nicht alleine.“ „Du bist auch nicht alleine. Schau, yo.“ Er nahm ein Glöckchen, dass er an seinem Schlüsselanhänger befestigt hatte, nahm meine Kette, die eigentlich nur ein Lederband war, und hing es daran, hing mir die Kette um. Dann lächelte er. „So ist immer ein Stück von mir bei dir, okay?“ „Nein, nicht okay.“, erwiderte ich kreuzunglücklich. „Ich will dass du bei mir bist.“ „Das geht jetzt aber leider nicht, yo, aber dafür essen wir morgen zusammen Eis, ja?“ Ich seufzte. Nicht wegen dem Eis, sondern damit er nicht wütend war, gab ich nach: „Ja… Okay… Aber versprich mir, dass du auf dich aufpasst!“ „Promise.“, erwiderte er grinsend, kniff mir dann in die Wange und stand auf, um die Wohnung zu verlassen. Naja… ich hatte gesagt, dass er gehen konnte, aber davon, dass ich ihm nicht folgte, war nie die Rede gewesen! Eine Minute, nachdem ich die Tür gehört hatte, schlüpfte ich in meine Schuhe und zog mir die Jacke an. Dass ich meinen Schlafanzug trug, war egal. Ich ging also hinter ihm her, ich konnte ihn ja noch sehen. Er war am telefonieren, wahrscheinlich, wo er die Nacht bleiben durfte. „Beat!“, rief ich, worauf er sich umdrehte und kurz genervt schaute, auflegte und das Handy einstecken wollte. Glücklich winkte ich ihm, als er plötzlich gar nicht mehr so genervt aussah… Eher… schockiert. Als ich plötzlich ein helles Licht sah und ein Reifenquietschen hörte warf sich Beat vor mich. Mir entfuhr ein krächzender Schrei. Kurz verlor ich mein Bewusstsein, vor Schock, nur ein paar Sekunden. Dann allerdings lag Beat da und der Typ im Wagen fuhr weg. „Nein…“ Ich robbte zu ihm, meine Knie und Ellebogen waren aufgescheuert. „Beat!“ Ich rüttelte ihn sanft, sein Kopf fiel auf die andere Seite. Er war schwer verletzt und blutete. Ich wollte nicht glauben, was ich sah. „Du musst aufwachen… Wach auf…“ Mir schossen dir Tränen in die Augen, ich schluchzte und legte die Arme um ihn, versuchte ihn leicht anzuheben und vergrub mein Gesicht in seinem Oberkörper. So ein Idiot! Warum hatte er mich beschützt? Dann fiel mir etwas ein… Hastig suchte ich nach seinem Handy, fand es auch und rief den Notarzt. Es war leise und ich hörte nur den Regen leise tropfen, als ich mich eng an meinen Bruder geschmiegt hatte. „Halt durch… Du hast es mir versprochen. Du hast mir versprochen, du lässt mich nicht allein.“ Unter Tränen drückte ich ihn an mich, damit er merkte, dass er nicht alleine war und dass ich mir wünschte, dass er weiter lebte. Ihm durfte einfach nichts passieren. „Beat…“ Durch meine geöffnete Jacke fiel mein Blick auf den Anhänger und die Kette, die hinunterhangen. Ein Stück von ihm würde immer bei mir sein. Aber ein Stück reichte absolut nicht! Ich… „Ich liebe dich doch…“ Eine Zeitung des nächsten Tages verkündete in einer kleinen Anzeige: „Tokio – 22 Uhr. Junger Mann verlor die Kontrolle über das Fahrzeug und begann Fahrerflucht. Der Verletzte (15) befindet sich nun nicht mehr im kritischen Zustand. Seine Familie und besonders seine Schwester (13) freuen sich über seine baldige Genesung.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)