it was clearly his fault! von Herzkirsche (   Rose & Scorpius) ================================================================================ Kapitel 1: it was clearly his fault ----------------------------------- Diesen One-Shot gäbe es wohl nicht, wenn dieser durchaus geile Typ aus meinem Geo Kurs mir nicht eine Eins unter den Test geschrieben hätte, der doch eigentlich bei Weitem schlechter war. ;D Es war der Versuch, mal eine kurze Geschichte zu diesem Pairing zu schreiben und meine eigene Meinung liegt bereits im Mülleimer und kommt ausnahmsweise mal nicht zum Vorschein. Viel Spaß damit. :D Es kam äußerst selten vor, dass Rose Weasley, Tochter von Ronald und Hermione Weasley, sowie Nichte des berühmten Harry Potter - simpel ausgedrückt - verwirrt war. Beziehungsweise konfus, durcheinander, zerstreut oder gar geistesabwesend. Sie war nie, wirklich nie desorientiert, geschweige denn unorganisiert. Treffender passten Beschreibungen wie intelligent, ordentlich, höflich und lebensfroh, sowohl auch Adjektive wie organisiert, stringent, ehrgeizig und schlussendlich vortrefflich zu der Sechzehnjährigen mit der- für ihre Familie typischen - glühend roten Haarmähne. Doch eines grauen Januarmorgens dann, dem ersten Tag nach den Weihnachtsferien, als die alte Professor McGonagall wütend die beiden Störenfriede Albus Potter und seinen besten Freund Scorpius Malfoy zu drei Abenden Nachsitzen inklusive Strafarbeiten verurteilt hatte – das Ganze nach kaum verstrichenen fünfundzwanzig Minuten Unterricht -, wurde ihre Lehrerin für Verwandlung sich dennoch bewusst, dass sie mit Drohungen und Strafen die beiden Jungen, obgleich sie noch so talentiert waren und ihnen die fehlende Aufmerksamkeit keinen akademischen Schaden einbrachte, damit nicht davon abhalten konnte, in der hintersten Ecke weiter mit den Scamander Zwillingen ihr Schabernack zu treiben. Eigentlich wollte sie gar nicht genau wissen, mit welchen verzauberten Spielen sie sich die Schulzeit vertrieben, doch war es bisher selten vorgekommen, dass man ihr nicht gehorchte. Fast bereute sie es, doch noch das Lehramt beibehalten zu haben, nur um die nächste Generation Potters und Weasleys unter ihren Adleraugen zu hüten. Sie war bei Merlin einfach zu neugierig auf die magischen Fähigkeiten dieser Kinder gewesen. Zwar war sie nicht enttäuscht, doch um Jahre älter geworden, denn von Disziplin hielten vor allem die männlichen Nachkommen dreier hoch anerkannter Zaubererfamilien wenig. Also beschloss Professor McGonagall ihre Autorität durch eine ganz unübliche Methode walten zu lassen. Sie schrieb einen unangekündigten Test. Die Fragen überlegte sie sich dabei spontan und mochte man es auf ihr fortgeschrittenes Alter oder Sonstiges schieben, ihr gefiel doch das Resultat, nämliche die blanke Ehrfurcht ihrer Schüler. Ihr Blick schwebte durch die Reihen, während sie verkündete, weshalb unter zwei Zauberlehrlingen die ganze Klasse zu leiden habe und augenblicklich wurden leise Flüche und gequältes Gestöhne laut. Eine Hand flog in die Höhe und ohne darauf zu warten, aufgerufen zu werden, platzte die junge Rose Weasley heraus: „Professor, sie sollten nicht die ganze Klasse für die Unachtsamkeit zweier Schüler bestrafen, die doch so unsagbar dummer Natur sind, dass es ganz in ihrer Art liegt, ein derartiges Verhalten an den Tag zu legen!“ Zustimmendes Murren schaltete sich daraufhin ein und fast hätte Professor McGonagall über den zarten Hauch der Abneigung in der festen Stimme ihrer besten Schülerin gegenüber ihrem Cousin und dessen besten Freund geschmunzelt. Doch nur fast. Sie blieb bei ihrem Entschluss und war sich der Angst in den Augen des Abschlussjahrganges durchaus bewusst. Im siebten Jahr konnte man sich keine Patzer leisten. Nach langen dreißig Minuten, in denen sogar der junge Potter und der junge Malfoy schweigend gearbeitet hatten, flogen die Pergamentrollen elegant auf ihr Pult und die alte Professorin wusste plötzlich, wie sich der Lehrer Severus Snape zu seiner Zeit gefühlt haben musste, wenn seine Schüler ihn beinahe hasserfühlt angestarrt hatten. Weil sie in ihrem letzten Jahr als Professorin, bevor sie endlich der Ruhestand einholte, jedoch trotzdem etwas weicher geworden war und nun nach all den Jahren nicht noch die gesammelten Sympathien auf die Probe stellen wollte, flog auf jeden der Plätze eine der Pergamentrollen. „Wir kontrollieren gemeinsam.“ Rose wusste, dass sie diesen Test verhauen hatte. Ihr Kopf war wie leer gefegt gewesen und nur belanglose Formeln oder Sätze zu einer ganz anderen Thematik hatten ihn gefüllt, wenn sie sich angestrengt hatte. Das würde kein Ohnegleichen werden. Nicht mal ein Erwartungen übertroffen. Selbst Annehmbar stand in Frage, und das alles wegen wem? Rose ballte die zarten Hände zu Fäusten und beugte sich leicht zitternd über ihr Blatt Papier, welches ihr zu kontrollieren auferlegt worden war. Sie hatte für Zaubertränke gebüffelt und auch für Zauberkunst. Verwandlung hatte sie sich für das Wochenende vorgenommen. Merlin, sie war nicht so wie ihre Mutter, dass ihr alles in den Schoß fiel; jedenfalls nicht ganz. Und die UTZ Noten zählten alle das Doppelte! Sie sollte an Tante Ginny schreiben und diesen Wurm von Malfoy verhexen! Sie ruinierten ihr den ganzen Durchschnitt! Lorcan Scamander hatte gerade so ein Annehmbar geschafft und Rose’ dunkelblaue Augen flogen nach dem unterzeichneten Ergebnis wütend in die hinterste Reihe. Selbst Lorcan würde besser sein als sie. Mit einem erneuten Schwung ihres Zauberstabes beorderte McGonagall die Blätter zum jeweiligen Inhaber und das alles so schnell, dass Rose zuerst entging, wer ihren Test korrigiert hatte. Das Erste was ihr auffiel, war das kunstvolle Ohnegleichen, das in der oberen Hälfte des Blattes blühte und danach die mit rotem Stift geschriebenen Notizen über oder neben ihren Antworten. Sie blinzelte und realisierte ungläubig, dass es die hochtrabenden Antworten auf den Stoff waren und das nicht Wenige. Ihr Gefühl hatte sie also doch nicht getrübt. Und doch stand dort oben auf dem Pergament ein fettes Ohnegleichen! Sie drehte das Schriftstück versuchsweise herum und las den kleinen geschriebenen Satz auf der blanken Rückseite. ‚Du solltest nicht wegen der Unachtsamkeit zweier Schüler bestraft werden, die so unsagbar dummer Natur sind, dass es ihren Horizont übersteigt, sich wie Ihresgleichen zu benehmen.’ „Miss Weasley, ihre Note?“, fragte McGonagall in diesem Augenblick und Rose zuckte schuldbewusst zusammen. In einer kleinen Sekunde entschied sie sich für Antwort, die weder McGonagall noch die restliche Klasse überraschten. Weil es schließlich immer so war. „Ohnegleichen“, hauchte sie und fühlte sich sogleich schlecht. Man log nicht. Wenn das ihre Mutter wüsste. Ihr Blick heftete sich wieder auf das Pergament und sie identifizierte diese Schrift nicht als die ihres Cousins, dafür war sie zu leserlich. Als sie sich eine rote Locke aus dem Gesicht strich, wanderte ihr Blick verstohlen in die letzte Bankreihe und sie sah den grinsenden Malfoy, der bereits wieder mit ihrem Cousin und den beiden Zwillingen plauderte. Oh, er war ja so arrogant. Seine ganze Ausstrahlung strotzte geradezu vor Überheblichkeit und das Schlimmste war, dass ihm dieses trotz allem sehr gut stand. Und dann sah er sie an. Das Grinsen war von seinem Gesicht verschwunden und bot einem untypischen, fast warmen Lächeln Platz. Er lächelte. Wahrhaftig. Und Rose Weasley war das erste Mal, seit sie im Begriff war zu denken, ernsthaft verwirrt. Beim Mittagessen desselben Tages grübelte sie darüber nach, was wohl in den Weihnachtsferien mit Scorpius Malfoy passiert sein musste, dass er nun annähernd menschliche Verhaltenszüge wie Freundlichkeit zeigte. Nebenbei plagte sie das schlechte Gewissen, da sie immerhin vor ihrer Lieblingslehrerin und vierundzwanzig Augenpaaren bei ihrer Note geschummelt hatte. Ihr Lieblingscousin Louis riss sie schließlich aus den verworrenen Gedanken, als er sich auf den letzten noch freien Platz am Ravenclawtisch schmiss. In diesen Momenten war sie froh, dass sie ihn hatte. Er war nicht bei Verwandlung dabei gewesen, da sie ein dermaßen großer Jahrgang waren, dass alle vier Häuser gemischt und beinahe drei Kurse für jedes Fach zu Stande gekommen waren. Weshalb er ihr auch feixend von seiner Zaubertrankstunde berichtete und ihr halbwegs entfiel, wie sehr er es verstand, Menschen zu durchschauen. Und vor allem sie. „Okay und willst du mir jetzt erzählen, warum du Scorpius Malfoy anstarrst?“ Sie zuckte ertappt zusammen und augenblicklich liefen ihre Ohren magentarot an. Rose neigte den Kopf zu Louis und entzog der anziehenden Fassade somit ihren Blick. „Er war nett zu mir.“ Der hübsche Louis zog kunstvoll eine Augenbraue in die Höhe und in seinen blauen Augen funkelte der Schalk, dessen purer Anblick Herzen brechen konnte. Er war wirklich der Sohn einer Halbveela und wenn Rose so manches Mal neben ihm saß, kam sie sich im Vergleich zu ihm sehr minderwertig vor. Dass man neben einer schönen Frau Komplexe bekam, na gut, aber neben einem fast siebzehnjährigen Jungen? „Wir haben bei McGonagall einen Test geschrieben und konnten ihn anschließend selbst korrigieren. Malfoy hat unter meinen ein Ohnegleichen gekritzelt, obwohl ich ein ‚Groll’ verdient hätte.“ „Du schreibst immer ein Ohnegleichen, Rosie“, erwiderte Louis und um ihn von der Wahrheit zu überzeugen, fingerte die Rothaarige das Blatt Pergament aus ihrer Tasche und hielt es ihm unter die gerade Nase. Louis Augen lagen verblüfft auf dem Satz, der die Rückseite zierte, nachdem er nur kurz die vielen Verbesserungen beachtet hatte. Zu Rose Entsetzen begann er zu lachen. „Er steht auf dich“, urteilte er knapp und wandte sich nun begierig seinem Teller zu. „Tut er nicht“, empörte sich Rose und nun färbten sich auch ihre Wangen rot. „Oh doch, er steht auf dich. Und er starrt dich an. Jetzt gerade und schon seit Anbeginn unseres siebten Jahres.“ „Tut er nicht“, hauchte sie und blickte geradewegs zum Slytherintisch. Rose fühlte sich zum ersten Mal in ihrem Leben weitestgehend konfus. Über eine Woche später saß Rose in der Bibliothek und arbeitete. Ihr Lernpensum hatte sich in den letzten Jahren dermaßen gesteigert, dass es nun seinen Höhepunkt erreicht zu haben schien. Nie hatte sie mehr arbeiten müssen. Außerdem ärgerte sie immer noch über ihr Unwissen im letzten Verwandlungs- Test und dass sie sich die Blöße vor einem Malfoy gegeben hatte. Im akademischen Sinne. Sie hatte Al einmal abgefangen und neidvoll registriert, dass ihm und seinem besten Freund die Aufgaben keine Schwierigkeiten gemacht zu haben schienen, weshalb ihr ‚Ohnegleichen’ ehrenhaft verdient war. Ihres hingegen nicht, was sie ernsthaft stresste. Rose brütete konzentriert über ihrem dicken Buch für Verwandlung, während ihre Hand schnell über das Blatt flog und Notizen herausschrieb - die das Wissen komprimieren sollten -, als der Stuhl neben ihrem zur Seite gezogen wurde und sie das Geräusch aus den Gedanken riss. Ihr Kopf schnellte in die Höhe und sie blickte in - ihr wohlbekannte - graublaue Augen. Scorpius Malfoy ließ sich grinsend auf dem Stuhl nieder und seine blonden Haare fielen ihm mit so dermaßen beiläufiger Eleganz in die Augen, wie es nicht mal ihrem Cousin gelingen würde. Rose Handflächen wurden feucht und ihr Mund zugleich staubtrocken. „Wie wär’s mit einem Date, Rosie. Samstagabend?“ „Nenn mich nicht ‚Rosie’!“, knurrte die Angesprochene und erst nach diesen Worten erfasste ihr Gehirn den wahren Sinn und die Bedeutung dieser Frage. Sie spürte die unangenehme Wärme langsam ihren Hals hinauf kriechen und wusste nicht, was sie sagen beziehungsweise was sie nun tun sollte. Und obendrein wusste sie nicht, was sie eigentlich wollte. „Ich kann nicht“, murmelte sie und ihre Augen hefteten sich verunsichert auf die Tischplatte. Er sagte lange Zeit nichts und hätte sie nicht seine unglaubliche Präsenz direkt neben sich gespürt; wäre es fraglich gewesen, ob er überhaupt noch da war. „Du sitzt immer an diesem Tisch.“ Rose blinzelte überrascht und drehte den Kopf in seine Richtung. „Wie bitte?“ „Seit der ersten Klasse sitzt zu an diesem Tisch.“ Das stimmte. Ausnahmslos. Sie hatte sich an ihrem ersten Tag in Hogwarts und sogleich dem ersten Mal in der großen Bibliothek diesen Tisch auserwählt und eigens von ihrem Vertrauensschülerabzeichen oder ihren älteren Cousins Gebrauch gemacht, wenn er belegt gewesen war, weil sie hier – so egoistisch es auch war – am besten lernen konnte. Vielleicht war dieser Ort mit speziell diesem Tisch auch ihr Lieblingsplatz in ganz Hogwarts, wenn nicht sogar der Platz, wo sie die meiste Zeit verbracht hatte. Mit dem Lesen von interessanten Büchern oder dem Lernen für die Prüfungen. Sie öffnete den Mund, aber konnte die Silben zu keinem anständigen Satz formen und gab es letztendlich auf. „Wir sollten unseren Nachkommen wenigstens noch zeigen, wer hier seine halbe Jugend verbracht hat“, flüsterte Scorpius und Rose beobachtete irritiert wie sein Zauberstab sich an die glatte Kante des großen Holztisches anlehnte und er ein schwungvolles R mit der Spitze des Zauberstabes darin hinein zu gravieren schien. Sie wusste, dass er ein Meister der unausgesprochenen Zauberformeln war, vielleicht sogar besser als sie, jedoch ließ sie die mutwillige Zerstörung von Privateigentum der Schule lautstark nach Luft schnappen. „Was bei Merlin tust du da?“, fragte sie entsetzt und ihre Hand legte sich auf seine, um den Zauberstab hinunterzudrücken, ehe er noch weiteren Schaden anrichten konnte. „Du bist Schülersprecher, Malfoy!“ Ihre Blicke trafen sich und während ihrer böse funkelte, lag in seinem die pure Belustigung. „Wonach wir weitaus mehr Rechte haben als die gewöhnlichen Schüler.“ „Mir war sofort klar, dass du deine Autorität für diese Sinnlosigkeiten ausspielen würdest!“ „Ach komm, Al und ich haben uns schon in der halben Schule verewigt. Und das“, er deute auf das nun im Holz eingravierte R. „Das ist das wunderbare Zeichen dafür, wem dieser Tisch sieben Jahre lang gehörte und wem er auch über Hogwarts hinaus immer gehören wird.“ Damit stand er auf und ließ sie alleine zurück. Unkonzentriert. Und wahrhaftig durcheinander. „Ah nein, Rose, das waren eben die Feigenwurz nicht die Laubasselblätter!“, schrie Alice Longbottom entsetzt und schüttelte die perplexe Rothaarige leicht an der Schulter. Ihre angenehm warmen, braunen Augen starrten gebannt auf den Kessel, als wolle sie einerseits das Unglück haargenau miterleben, wenn auch gleichzeitig der Wunsch in ihrem Herzen wuchs, nicht noch einmal von Neuem beginnen zu müssen. Es passierte lediglich die satte Grünfärbung der dicken Lösung. Rose strahlend blaue Augen – die dieser Februartage jedoch etwas von ihrem normalen Glanz hatten einbüßen müssen, aus bisher undefinierbaren Gründen –, waren im leichten Entsetzen über ihren dummen Fehler geweitet. Jeder Versuch, den Fehler rückgängig zu machen, misslang, da sich Feigenwurz beim sofortigen Auftreffen mit der Flüssigkeit auflöste, weshalb sie es schließlich mit sechsundzwanzig Mal umrühren versuchte, die Existenz der falschen Zutat zu verschleiern. Alice beobachtete sie missmutig bei ihren vergeblichen Handlungen und sah sich im dampfenden Raum um, ohne ein wirkliches Ziel anzuvisieren. Rose und Alice arbeiteten in Zaubertränke hauptsächlich zusammen, um die Noten in diesem Fach für Alice auf eine weitaus positivere Seite zu ziehen, als es ihr alleine gelungen wäre. Alice war für Fächer wie Zaubertränke einfach nicht geschaffen und dermaßen ungeschickt, dass sie sich immer wunderte, dass Rose sie noch nicht auf den Mond geschossen hatte. Nur heute war Rose diejenige, deren Konzentration am seidenen Faden hing. Zudem immer wieder leise Flüche ihren Mund verließen, was so untypisch war. Die Rothaarige war ein ausgeglichenes Mädchen. Nur an diesem Tag nicht und Alice fragte sich, was der Grund dafür war. „Rose, was ist denn heute los? Du hast eben Orleanderknies in das Gebräu getan, obwohl das gar nicht auf der Liste steht.“ Ihre Freundin, mit dem unausgesprochen großen Talent für alle zu unterrichtenden Fächer in Hogwarts, knallte mit der Faust wütend auf Tisch, als ihr Alice Worte zu Gehör kamen und fluchte nunmehr noch zischender vor sich hin. Sie schüttelte den Kopf und ihre roten Locken flogen durch die dampfende, stickige Luft des Kerkers, als wollten sie Jemanden mit ihrer Wut erschlagen und Alice zuckte zurück. Rose wischte sich mit der Handfläche über die Stirn und sah sie dann entschuldigend an. „Es ist nichts. Mir fehlt nur die Konzentration. Tut mir ja so Leid, aber ich glaube, dieser Trank raubt mir noch den letzten Nerv.“ Alice nickte verständnisvoll und griff nun mutig nach dem aufgeschlagenen Buch, um zu sehen, ob dieses Massaker noch von ihr gerettet werden konnte. Die Chance war sehr, sehr klein, hatte sie das Unverständnis für Zaubertränke doch von ihrem Dad. „Liebestränke sind aber auch schwierig, eben UTZ Niveau“, murmelte Alice zu sich selbst und lächelte dann aufmunternd der zerschlagen wirkenden Rose zu. „Wir bringen die Kerle einfach mit unserem Charme dazu, sich in uns zu verlieben, dann müssen wir nie diesen Mist zusammen mischen.“ Es hatten aufmunternde Worte sein sollen, die jedoch den gegenteiligen Effekt erzielten. Rose zuckte bei ihrem Satz so gleich zusammen und ließ sich erschöpft und ins Leere starrend auf ihrem Stuhl nieder. Ihre Augen waren glasig und Alice bereute sofort ihre Wortwahl, auch wenn sie nicht wirklich wusste, was ihre Freundin wegen einem Satz so aus der Fassung brachte. Die Stunde verging schließlich wie alles einmal zur Neige ging und für Alice war es eine der schlimmsten Stunden überhaupt. Sie gaben den Trank gar nicht erst ab, da es sowieso eine freiwillige Abgabe gewesen wäre, da sich ihr Professor anlässlich des Valentinstags nur einen kleinen Spaß hatte erlauben wollen. „Gibst du mir mal mein Buch, Rose?“, fragte Alice müde und nachdem ihre Freundin nicht reagierte, wandte sie den Blick zu der Rothaarigen. Diese starrte teils wütend, teils verletzt auf einen Punkt hinter Alice Longbottom und während diese noch wiederholte: „Mensch Rose, nun gib mir doch endlich das verdammte Buch!“, sah sie Scorpius Malfoy mit seiner neuen Flamme Penelope Patil den Klassenraum verlassen. Als nächstes hielt Alice ein Büschel Orleanderknies in den Händen, während das Buch noch immer an der gleichen Stelle lag und sie realisierte, dass Rose Weasley das erste Mal in ihrem Leben ernsthaft zerstreut war. Die Wochen verstrichen und manche Dinge würden sich wohl niemals ändern. Zum Beispiel der gähnend langweilige Unterricht von Professor Binns, dem Geist, der nie wirklich aufgehört hatte, Zaubereigeschichte zu unterrichten und dies so langweilig gestaltete, dass ihm bereits in den ersten fünf Minuten die ganze Klasse wegpennte. Rose hatte eigentlich immer recht desinteressiert, aber in Gedanken an ihre Zensuren widerstrebend zugehört und sich bemüht, dem Einschlafen zu entkommen. Nun hatte sie jedoch letztendlich ebenfalls aufgegeben, einem Geist bei den Geschichten zu lauschen, die sie eh schon auswendig kannte. Für die Zaubereigeschichte hegte sie schon allerlei Interesse und hatte sich einige Bücher zu Dingen wie den Koboldaufständen und neuzeitlichen Reformen des Zaubereiministeriums angeschafft und sich das Wissen selbst angeeignet, also nutzte sie diese Doppelstunde, um ebenfalls ihre Gedanken schweifen zu lassen. Dass Rose nicht bei der Sache war, fiel Scorpius Malfoy auf, nachdem eine kleine beflügelte Notiz seinerseits mit einem kleinen, erheiternden Spruch gänzlich an ihr abgeprallt war. Im wahrsten Sinne des Wortes. Das kleine, verzauberte Blatt Papier war auf ihren Tisch geflattert, von Binns natürlich ganz unbemerkt, und sie hatte es weder angesehen noch sonst irgendetwas damit angestellt. Sie starrte lediglich wie gebannt aus dem Fenster und schien ebenso weit entfernt, wie sein bester Freund Al in diesem Moment oder der absolute Rest der Klasse. Scorpius fuhr sich fahrig durch das blonde Haar und überlegte, wie er ihre Aufmerksamkeit auf sich lenken konnte. Seit Wochen ging sie ihm aus dem Weg oder verschwand, sobald er den Raum betrat. Er wartete in der Bibliothek und das fast Tag und Nacht, jedoch war das der Ort, wo sie sich kaum noch blicken ließ, was wiederum so untypisch war. Scorpius Malfoy war nicht dumm, er war brillant und selbstverständlich wusste er, dass er einige Fehler zu verschulden hatte wie beispielsweise diese kurze Beziehung im Februar mit Penelope Patil, die jedoch nicht allzu lange gehalten hatte, dass Rose ihm eine derartige Szene machen musste. Schließlich hatte er sie den ganzen Januar hindurch mit Fragen nach Verabredungen genervt und da sie anscheinend kein Interesse an ihm hatte, war er ganz Slytherin typisch aus der Sache ausgestiegen und hatte sich ein anderes Mädchen genommen. Doch im Endeffekt wollte er ja nur sie. Eine weitere beflügelte Notiz schwebte zu ihrem Tisch und eine weitere und noch eine, bis seine Versuche schließlich Jedem aufzufallen schienen, außer ihr. Jedoch drehte sich nach dem vierten Zettel Louis Weasley entnervt zu ihm um. „Vergiss es, Malfoy.“ „Dreh dich um, Schwuchtel“, entgegnete er ganz in Slytherin Manie und beobachtete zufrieden wie sich der Cousin von Al und Rose kopfschüttelnd wieder abwandte. Scorpius’ Blick heftete sich zurück auf den Rücken der Rothaarigen und er verspürte den Drang, einfach laut ihren Namen zu brüllen, um ihre Aufmerksamkeit von dem Fenster und auf sich zu lenken. Doch er unterließ es und Albus grinste amüsiert über seine verdrießliche Miene, ohne ihm jedoch kameradschaftlich seine Hilfe anzubieten. Slytherin eben. Rose Weasley war mit Abstand noch nie so geistesabwesend gewesen. Es war die Versammlung der Schülervertretung anlässlich des bevorstehenden Abschlussballs der Siebtklässler. Alle Vertrauensschüler der Schule und die beiden Schülersprecher würden sich dazu einfinden müssen. Rose war einmal mehr in ihrem Leben überpünktlich. Sie mochte es, schon immer eher im Versammlungsraum sein zu können und wollte unbedingt ihre Präsentation vorbereiten, deren Entwurf ihre Pflicht als Schülersprecherin gewesen war. Dass sie bei diesem Treffen noch auf ihren männlichen Amtsbekleider traf, verdrängte sie erfolgreich. Die Schülervertretung saß wie bei König Artus Tafelrunde an einem kreisrunden Tisch und Rose warf gerade ein paar Tüten Bonbons und Schokofrösche, bei denen sich alle bedienen konnten, in die Mitte, als die Tür aufging. Sie war extrapünktlich und deswegen auch ziemlich überrascht das sogleich auch schon der Erste zu ihr stieß, doch als sie die Fassade erkannte, brach ihr fast die Fassung. Das konnte doch nicht wahr sein. „Hey“, sagte der Blonde und schmiss seinen Rucksack auf den freien Platz neben ihren. „Hallo“, murmelte Rose kühl und musterte seine Erscheinung. Er kam offenbar vom Quidditch Training, seine Klamotten waren vom Matsch verschmutzt und pitschnass. Sie wusste nicht, was sie dazu trieb, aber ihre Hand zuckte zu dem Zauberstab und sie hexte ihn in einer Sekunde trocken. „Du hast den Termin ziemlich ungünstig gelegt. Als ich das Training sausen lassen musste, hat mich Al in die nächste Schlammpfütze geschmissen.“ Rose lachte und Scorpius Miene wurde hart. „Ich hätte eigentlich gedacht, dass du die Versammlung für Quidditch ausfallen lässt“, entgegnete sie wahrheitsgemäß, nachdem sie sich von der belustigenden Vorstellung erholt hatte, wie ihr Cousin seine Wut an ihm ausließ. „Du kennst mich eben nicht“, meinte der Blonde und Rose zuckte mit den Schultern. „Ich will dich auch gar nicht kennenlernen.“ „Du lügst“, sagte er und die Rothaarige hörte das Grinsen aus seiner Stimme heraus. „Nein, tu ich nicht.“ „Das ist aber Schade“, murmelte er und trat einen Schritt näher auf sie zu. Rose schluckte als ihr dieser verhasste und dennoch betörende Geruch in die Nase stieg und ihren Sinnen Streiche spielte. Sie versuchte ihre Gedanken zu ordnen und ihre Fingernägel gruben sich in das samtene Polster ihres Stuhls. Es gehörte verdammt noch mal verboten, derart anziehend zu riechen. Kaum waren diese Gedanken getan, fragte sie sich, ob Scorpius Malfoy wohl in diesem undefinierbar gut duftenden Parfüm badete oder es einfach zum Malfonischen Gesamtpaket dazugehörte, um seine Opfer auch optimal benebeln lassen zu können. „Ich will dich aber kennenlernen“, flüsterte er ihr ins Ohr und auf Rose’ Armen breitete sich eine leichte Gänsehaut aus. Ihre Augen suchten trotz allem sein Gesicht und er legte lächelnd den Kopf schief, was seiner Attraktivität keinen Abbruch tat. Und dann überbrückte er die kleine Distanz zwischen ihnen, indem er etwas tat, was Rose weder erwartet, noch hatte vorhersehen können. Er küsste sie. Einfach so und ohne Vorwarnung. Plötzlich verstand Rose, warum sich die Mädchen auf dem Klo der Maulenden Myrte immer wegen ihm die Augen ausheulten. Wenn man das Delikateste bekam, wollte man es dann nicht auch halten? Und mit einem Kuss erreichte Scorpius Malfoy, dass Rose Weasley vollkommen durcheinander, desorientiert und unorganisiert die Sitzung eröffnete, was ihm wiederum nur ein schelmisches Grinsen aufs Gesicht zauberte. Es war ihr letzter Abend. Ihr letzter Abend in Hogwarts. Danach würde so viel Fremdes folgen, dass es ihr beim bloßen Gedanken die Angst ins Gesicht schrieb. Sie war alleine in der Bibliothek. Die restlichen Schüler und Schülerinnen des Abschlussjahrganges feierten in der Großen Halle und das vollkommen zu Recht. Sie hatten es immerhin endlich geschafft. Die Abschlussprüfungen lagen hinter ihnen und in den ersten Sommerwochen zu Hause würde sie ihre UTZ Ergebnisse in den Händen halten, auch wenn es in diesem Moment schon klar war, dass Jeder bestanden haben würde. Sie wollte sich von dem Ort verabschieden, der ihr soviel gegeben und wo sie die meiste Zeit mit dem Lernen und Lesen verbracht hatte. Sie hatte wahrlich nicht alle der Tausenden von Büchern geschafft und trotzdem schien ihr jeder einzelne Fleck dieses wunderschönen Ortes vertraut. Rose trug ihr schwarzes, bodenlanges Kleid und ihre Cousine Lily hatte ihr die Haare auf ganz unvertraute Weise hochgesteckt. So hatte sie noch nie ausgesehen, wenn sie die Bibliothek aufgesucht hatte. Bei dem Gedanken schlich sich ein Lächeln auf ihr trauriges Gesicht und sie trat an den Tisch, der ihr für einen bloßen Gegenstand schrecklich viel bedeutete. Sie setzte sich auf den Stuhl, der sich problemlos ihrem Körper anpasste und wie für sie gemacht schien und fuhr mit der Hand über die leere und glatte Tischplatte. Es war so antikes, dunkles Holz, so unverzehrt und schön, dass sie sich einen ebenso alten und allwissenden Tisch auch für die Zeit nach Hogwarts wünschte. Natürlich war die unausgesprochene Liebe zu einem einfachen Tisch albern und doch war es für Rose ein dramatischer Abschied von einer ganzen Horde magischer Momente und Erinnerungen, die sich allesamt um diesen Ort drehten. Und im Endeffekt war es ihr Tisch. Wie zur Stillen Untermauerung dieses Gedankens fuhren ihre Fingerspitzen über den an der Kante eingravierten Buchstaben R. Als sie jedoch in der Dunkelheit noch etwas neben dem R ertastete, stockte ihr der Atem und ihre Augen weiteten sich kurz irritiert. Sie fuhr über die weiteren Buchstaben und erfasste langsam ihren Sinn und die ungeschönte Bedeutung derer. Fast wünschte sie sich mehr Licht als den durch die Fenster dringenden Mondschein. Rose lächelte, obwohl es sich hier um bereitwillige Zerstörung des Schuleigentums handelte. „Welch Zufall dich ausgerechnet in der Bibliothek zu finden“, murmelte eine Stimme dicht hinter ihr und nur der sanfte Klang seiner Stimme hielt sie davon ab, zusammen zu zucken. „Ich hab mich nur verabschiedet“, erwiderte sie leise und nahm die Hand, die er ihr hinhielt und die im Mondschein fast weiß aussah. Und wieder schlich sich ein Lächeln auf ihr Gesicht, als sie die dunkle Bibliothek zusammen verließen. „Scorpius, du hast Schuleigentum zerstört“, flüsterte sie halb anklagend, weil der Satz ihr einfach von der Zunge rollen musste und sie hörte sein amüsiertes Lachen an ihrem Ohr. „Gefällt es dir etwa nicht?“ Rose verdrehte die Augen, als würde das nicht zur Debatte stehen und überlegte sich, wie sie die Gravierung am Besten vertuschen konnte. „Denk nicht mal dran“, sagte Scorpius, als hätte er ihre Gedanken erraten und Rose senkte den Kopf, damit er ihr zufriedenes Lächeln nicht sehen konnte. Und obwohl Jeder in Hogwarts wusste, wer mit den Initialen gemeint war, wurden sie nie von diesem Tisch entfernt. Das RW + SM blieb über ein Leben hinaus bestehen. * Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)