Blutlied von Carifyn (Eine Kurzgeschichten- und Gedankensammlung aus dem Rollenspiel um und in WoW) ================================================================================ Kapitel 1: Erwachen ------------------- Erinnerungen... kaum mehr. Und doch war es einst ein Leben, verloren, doch nicht vergessen. Sie erinnerte sich an den brennenden Schmerz, an den süßlich-salzigen Geschmack ihres eigenen Blutes auf den Lippen... kaum in der Lage, ihre Glieder zu bewegen, denn jedes Mal war eine Welle der Qual durch ihren Körper gebrandet. Und doch... weiterkämpfen, denn es galt Familie, Freunde, Heimat zu beschützen. Irgendetwas lief warm ihr Bein hinab... wieder eine Wunde. Wie lange schon? Zeit hatte kaum noch Bedeutung... Je mehr Gegner ihrer Klinge zum Opfer fielen, desto mehr kamen nach. Ein nie endender Strom an Monstrositäten, der sich unaufhaltsam der Stadt näherte. Die Schlacht war längst verloren... viel mehr Gedanken durchdrangen den blutigen Nebel nicht, der ihre Sicht trübte. Sylfean... wo war er? Da, sie fühlte seine Wärme neben sich, eine aufmunternde Hand auf ihrer Schulter. Dann ein Ruck, als sich ihr Schwert erneut in faulendes Fleisch grub, sich an freiliegenden Knochen verkeilte. Sie riss den Arm zurück, bekam ihre Waffe frei und stürzte erneut auf ihren Gegner, den Schlachtruf ihres Volkes auf den Lippen. Anar'alah Belore. Beim Licht der Sonne... Doch es war nicht genug. Ihre Führer waren längst gefallen, ihre Linien durchbrochen. Es war bloß noch ein Kampf um Leben und Tod – und auch der war bald verloren. Sie erinnerte sich nicht einmal daran, was passiert war, wusste nur, dass plötzlich der Kampflärm erstarb. Sie fiel, landete beinahe sanft in einer Lache frischen Blutes und sah den Blick ihres Schwertgefährten als letzten, bleibenden Eindruck. Dunkel, doch längst gebrochen. Aber es war nicht das Ende... Es kam plötzlich... gerissen aus der Ruhe, in der nichts Bestand hatte außer dem Frieden, hineingeworfen in Kälte und Lärm und begrüßt von einem dumpfen Druck im Schädel und einer Stimme, die bedrohlich und einnehmend zugleich klang. Alles, was ich bin: Zorn, Grausamkeit, Rache, verleihe ich Euch, mein erwählter Ritter. Geht und folgt Eurer Bestimmung. Kapitel 2: Ein ganzes Leben lang -------------------------------- Alle, die an dieser Stelle etwas anderes erwartet haben, mögen mir verzeihen. Da das erste Kapitel als Prolog für eine Geschichte gedacht war, die noch immer darauf wartet, fortgeführt zu werden... das wird jedoch nicht in absehbarer Zeit geschehen, also habe ich diese Fanfiction zu einer Kurzgeschichtensammlung von WoW-Gedankengängen, Rollenspielerfahrungen und dergleichen umfunktioniert. Hier also ein weiterer, spontan entstandener Text... --- Ein ganzes Leben lang Caleshs Ohren zuckten leicht, als sie Schritte vernahm, die sich ihr über das Laub des Waldes näherten. Ein leises Lächeln huschte über ihre sonst ernsten Züge, ein Ausdruck, so sanft und voller Liebe, wie er selten in einer rauen Welt wie dieser zu finden ist. Sie kannte den Rhythmus dieser Bewegungen... so federleicht und geschmeidig wie eine Katze, doch gleichsam zielgerichtet, mit Bedacht aufgesetzt. Eine Hand legte sich auf ihre Schulter, drückte sie, und sanfte Lippen huschten an ihrer Wange vorbei. „Akrash“, begrüßte sie den Kaldorei leise und warf ihm einen kurzen Blick zu. Er trug einfache, dunkle Stoffkleidung und sein Schwert, eine elegante, einseitig geschliffene Klinge, wie stets an seiner Seite. Schwarzes Haar floss ihm wie ein seidiger, leicht zerzauster Schleier über die Schultern, umrahmte seine markanten Züge, die silbrig leuchtenden Augen, die ihren Blick erwiderten. Er stellte sich neben sie, legte einen Arm um sie und drückte sie an sich, woraufhin sie ihren Kopf auf seine Schulter bettete. Gemeinsam blickten sie über die Küste aufs Meer, wo der Mond gerade aufging. In der einen Richtung waren die Ausläufer Teldrassils zu erkennen, links neben ihnen gerade noch zu sehen, der Bootssteg von Auberdine. Sie verharrten dort, beobachteten den Verlauf der Nacht, die Sterne, die über den Himmel wanderten, die Wellen, die unaufhörlich ans Ufer brandeten. Der Wald hinter ihnen rauschte beruhigend im Wind, nachtaktives Getier raschelte im Unterholz... alles erweckte den Anschein, als würde es die Verderbnis nicht geben, die diese Gegend bedrohte. Ja, Teldrassil wirkte wie ein neuer Weltenbaum, ein neues Zuhause... hätte es doch nur den Segen der Aspekte erhalten. Die Zeit verging, in denen die beiden Elfen kein Wort sprachen. Wie lange, war für Wesen von ihrem Alter bedeutungslos, doch für sterbliche Völker wären es wohl mehrere Stunden gewesen. „Du willst wirklich nicht mit mir kommen?“, fragte Akrash schließlich so leise wie der Windhauch, der sie beide umwehte. Calesh schüttelte den Kopf. Einige Strähnen ihres bleichen Haares lösten sich aus ihrem Zopf und wurden vom Wind erfasst, der sie wie ein Kranz ihr Gesicht umspielen ließ. „Der Krieg in unseren eigenen Landen ruft mich“, erwiderte sie. „Hörst du den Schlachtruf im Wind? Andu-falah-dor... es wird Zeit, dass die Grünhäute unsere Wälder verlassen – oder sterben.“ Akrash lachte leise, ein angenehmer Klang in Caleshs Ohren. „Oh, aye, da hast du Recht. Und wie immer wirst du in erster Reihe unsere Heimat verteidigen...“ Sie glaubte beinahe, etwas wie Bedauern in seiner Stimme zu hören. „Auch meine Klinge wird Töten...“, fuhr er schließlich fort und sein Blick wanderte in weite Ferne. Doch wann? Wo? Zu welchem Zweck? „Und ich werde wieder kommen.“ Daran zweifelte Calesh keine Sekunde. Genau so, wie sie immer wieder kommen würde, wenn sie allein durch die Wälder streifte. Sie waren zwei einzelgängerische Seelen, die doch immer aneinandergekettet waren. Das einzige, das sie zu trennen vermochte, war der Tod... „Liebster“, flüsterte sie und lehnte sich an ihn. Irgendwann, kurz vor Morgengrauen, tapsten weitere Schritte über den laubbedeckten Waldboden. Ein kaum wahrnehmbares, tiefes Schnurren erklang neben Akrash und entlockte beiden Kaldorei ein Lachen. Shedran, Akrashs Schattensäbler, schmiegte seinen Kopf an seinen baldigen Reisegefährten. Ein leichter Sattel hing über dem Rücken der mächtigen Raubkatze, ebenso Proviant und einige andere für eine lange Reise notwendigen Dinge. Akrash wandte sich zu Calesh um. Lange blickten sie sich in die Augen, als tauschten sie etwas in ihrem Inneren, für das es keine Worte gab. „En'shu falah-nah“, hauchte Akrash und küsste sie, sanft und genießerisch, ein letztes Mal. Dann schwang er sich auf den Rücken seiner Katze, warf ihr noch einen liebevollen Blick zu und verschwand im Schatten des Waldes. Calesh sah ihnen nach, als Shedran mit schnellen Sätzen vorwärts eilte, hinaus ins Ungewisse. „Ande'thoras-ethil“, flüsterte sie in die sich zurückziehende Nacht, von Wehmut gepackt. Oh, die Zeit, die sie getrennt sein würden, bedeutete nichts für ein langlebiges Volk wie das Ihre, dennoch... einen Geliebten gehen zu sehen, war doch nie leicht. Finde dein Schicksal, dachte sie. Und dann, dann kehre zu mir zurück. Ich werde warten... ein ganzes Leben lang. Und das Leben einer Kaldorei... war lang... Kapitel 3: Süß und verlockend die Macht --------------------------------------- Ich schätze, die Elfen haben es mir angetan... oder die Tragik ihrer Vergangenheit... Dies hier sollte einmal die Geschichte für einen meiner Charaktere werden. --- Zwischen den Ruinen der einstmals so majestätischen Stadt regte sich etwas. Es war kaum mehr als das Aufblitzen eines leuchtend blauen Augenpaares und das Rascheln einer Stoffrobe, doch ein aufmerksamer Beobachter hätte erkannt, was die Ursache dafür war: Eine schmächtige Elfengestalt, abgemagert, schwach und mit müden Augen, in denen doch noch immer ein verzweifelter Lebensfunke wie eine fast verloschene Kerze flackerte. Strähniges, verfilztes Haar von goldgelber Farbe fiel ihr über die Schultern, von Staub und Schürfwunden bedeckt, wie der Rest ihrer Erscheinung. Die weite, ehemals elegant geschnittene Robe war zerissen und am Saum schmuztverkrustet. Eine Zeit lang verharrte sie in gebückter Haltung zwischen den Trümmerhaufen, doch als sich nichts regte, erhob sie sich und huschte zu dem unversehrten Eingang eines Hauses. An der Tür hielt sie inne und sah sich um, die tief in den Höhlen liegenden Augen zu Schlitzen verengt. Ihre rechte Hand hob sich und strich eine widerspenstige Haarsträhne hinter ihre langen, spitz zulaufenden Ohren, dann verschwand sie im Schatten des Hauses. Wer sie war? Melanis, Tochter von Aliena. Hochelfe und Magierin zu Silbermond. Oder... dem, was davon übrig war. Sie erinnerte sich kaum an das, was geschehen war. Oh, sie sah in ihren Träumen die Fratzen der untoten Kreaturen vor sich, die die Stadt angriffen, hörte erneut die Schreie der Sterbenden – doch sie konnte nicht sagen, wie es kam, dass sie am Leben geblieben war. Geschweige denn, dass sie wusste, wie lange das noch so bleiben würde... Wer hatte ahnen können, was passieren würde? Der Angriff... unerwartet, blutig, verlustreich und letztlich verloren. Ihre Heimat verwüstet, ihre Städte zerstört. Der Sonnenbrunnen, jene Quelle heiliger Magie, die ihr Volk so lange beschützt, genährt hatte, vernichtet... Und dann, die Folgen. Vielleicht hätten sie es tatsächlich wissen sollen. Vielleicht hätten sie es bemerkt, wenn sie es hätten sehen wollen... doch es traf sie ebenso unvorbereitet wie der Angriff und stürzte die wenigen Überlebenden hinein in einen endlosen Abgrund. So lange waren sie der Magie ihres Brunnens ausgesetzt gewesen, dass sein Verlust, sein Fehlen ihnen einen Teil ihrer Seele herausriss. Melanis war anderen wie sich selbst begegnet. Gebeugte, heruntergekommene Gestalten. Am Leben, ja, doch so sehr von Sinnen wie ein Abhängiger, den es nach seiner Droge verlangt. Sie irrten durch die Trümmer Silbermonds auf der Suche nach etwas, das ihren Durst nach der verlorenen Magie zu stillen im Stande war... doch alles war nur vorübergehend. Eine Erleichterung für den Moment, der doch den Schmerz nur hinauszögerte. Hastig sah sie sich im Inneren des Hauses um. Es war einst das Geschäft eines Händlers gewesen, sie erinnerte sich an die mit kunstvollen Artefakten beladenen Tische, die jetzt nur noch umgestürzt auf dem Boden lagen, die wertvollen Stücke überall verteilt, zerbrochen, vergraben unter Schutt und zertrümmerten Möbeln. Es musste hier sein, irgendwo... Da - sie konnte es spüren, ein Pulsieren, das ihre Haut zum Kribbeln brachte. Sie stürzte auf den Boden, stieß einen umgestürzten Stuhl beiseite und grub ihre Hände in einen Haufen zu Boden gefallener Papiere, nur um kurz darauf etwas kühles zu Fassen zu bekommen und es hervor zu ziehen. Ihre Hände zitterten vor Erleichterung, als sie sie öffnete und das unscheinbare Amulett betrachtete, das darin lag. Ein Smaragd, groß und rund, eingefasst in einen Kreis aus Gold, an dem die lange Kette befestigt war. Vor ihrem geistigen Auge sah sie den Mann, der es einst getragen hatte... der Besitzer. Lebte er noch? Nein, vermutlich nicht... und selbst wenn, es hätte sie nicht interessiert. Denn dieses unscheinbare Ding würde ihr über mehrere Tage hinweg Erleichterung verschaffen, so sehr triefte es vor Magie. Sie hatte einst mit Leichtigkeit die schwersten Zauber gewoben, doch diese Erinnerung schien so entfernt wie die ehemalige elfische Heimat Kalimdor. Dennoch, es gab noch etwas davon, dass sie zu vollbringen im Stande war... ihre Gedanken gingen den Weg, ohne dass sie es auch nur bewusst wahr nahm, doch es war egal, denn der Drang in ihrem Inneren hatte längst alles andere überlagert. Und das hier hätte sie selbst noch zu Wege gebracht, wenn alles andere versagt hätte, und sei es nur, um ein letztes Mal ihren Durst zu stillen... Wärme strömte in ihren Körper, als sie die Magie des Amuletts anzapfte, verschaffte ihr einen Hauch von dem Hochgefühl der Macht, das sie einst bei der Ausübung ihrer Magie verspürt hatte. Leben... wie das Leben selbst durchflutete es ihre Adern, setzte ihr Blut in Brand und ließ sie gleichsam zur Ruhe kommen, die Gedanken klar, der Blick einmal mehr ungetrübt. Seufzend schloss sie die Augen, genoss die Kraft, die in ihre Glieder zurückkehrte, ehe sie sich geschmeidig erhob und sich das Amulett um den Hals legte. Dann erst nahm sie sich die Zeit, sich ausgiebig umzusehen. Der Raum war verwüstet, wies jedoch nur wenige Kampfspuren auf. Eine von Schleiern verhangene Tür wies in den hinteren Bereich des Gebäudes und Melanis ging ohne zu zögern darauf zu. Wenn ein Artefakt wie dieses Amulett bisher nicht gefunden worden war, hatte sie vielleicht Glück und konnte hier einen vorübergehenden Unterschlupf finden. Wie lange war sie schon unterwegs? Sie wusste es nicht. Sie konnte nicht einmal sagen, vor wie vielen Tagen die Schlacht zu Ende gewesen war. Sie wusste nur noch, dass die plötzliche Zerstörung des Sonnenbrunnens schmerzhaft, wie die Splitter einer zerspringenden Glasscheibe, ihre Gedanken durchbrochen und sie in den Wahnsinn getrieben hatte. Wahnsinn, der nur dann und wann lichter wurde, wenn sie etwas in die Finger bekam, das die Magie ersetzte, die sonst wie das Blut durch ihre Adern geflossen war. Ein Teil von ihr hatte sich darüber gewundert, denn wenn überhaupt, so hatte sie geglaubt, Abhängigkeit würde sich erst nach und nach zeigen, dann, wenn der Entzug deutlich wurde, doch in diesem Punkt hatte sie sich wohl geirrt. Das Zimmer, das sie jetzt betrat, war vom Kampf beinahe unversehrt. In einer Ecke stand ein mit Kissen ausgelegter Chaiselongue, der sie daran erinnerte, das sie seit viel zu langer Zeit nicht mehr geschlafen hatte. Auf der anderen Seite stand eine Vitrine, die einige unversehrte und ehemals wohl recht wertvolle Schmuckstücke enthielt, für die sie jedoch nur einen kurzen Blick übrig hatte, denn keines von ihnen enthielt auch nur den geringsten Hauch von Magie. Mit einem Seufzen ließ sie sich auf dem Chaiselongue nieder und rollte sich zusammen, um kurz darauf einzudösen. Bei jedem noch so kleinen Laut zuckten ihre Ohren und sie schrak hoch, um sich mit aufgerissenen Augen umzublicken. Trotz dieses unruhigen Schlafs träumte sie, doch waren es düstere Träume von Schmerz und Tod, als würde sich all das, was geschehen war, erneut vor ihr abspielen. Immer wieder flüsterte sie leise Worte vor sich hin. Nein, dies würde nicht das Ende sein... niemals! Sie würde ihre alte Macht wieder erlangen... und Rache üben. Kapitel 4: Für Elune und die Kinder der Sterne! ----------------------------------------------- Einjeder Gedanke formt eine Geschichte, die doch nie mehr als eine Idee bleibt. Diese hier allerdings lebt... Teil der Vergangenheit von Ysaye Windtänzer, Waldläuferin der Kaldorei. --- „Da sind sie! Die Feinde kommen, macht Euch bereit, Schwestern!“ Die befehlsgewohnte Stimme schallte laut durch das angespannte Schweigen der Kriegerinnen. Überall wurden Waffen fester gepackt, Schilde gehoben und Bögen gespannt. Auch Ysaye umfasste den Griff ihres Schwertes krampfhaft, beinahe, als wollte sie sich daran fest halten und kalter Schweiß rann ihr den Nacken hinunter. Dennoch war ihre Haltung aufrecht, stolz, entschlossen, als sie wie alle den nahenden Heerscharen entgegenblickte. Noch nie hatte sie solch grässliche Wesen gesehen... Kreaturen, die so großen Abscheu in ihr erweckten, das sie glaubte, sich übergeben zu müssen, wenn sie sie noch länger ansah, doch ihr Blick blieb unerbittlich auf die Feinde gerichtet, erfüllt von Wut und Hass. Wie konnten diese Dämonen es wagen, in ihre geheiligten Wälder einzudringen? Im Eschental hatten sie bereits große Zerstörung angerichtet, aber wie es schien, war einzig Nordrassil ihr Ziel gewesen, das, was sie hierher zog, wie die Motten zum Licht. Leise fluchte Ysaye vor sich hin, während sie im gleichen Moment ein Stoßgebet an Elune richtete. Und dann begann der Kampf. Von überall her erklangen Waffengeklirr und Schlachtrufe, und die dämonische Präsenz ihrer Angreifer hing über den Kämpfenden wie ein übler Pesthauch. Es dauerte nicht lange, da war der Boden blutgetränkt, die Leichen ihrer Gegner lagen ihnen ebenso zu Füßen wie die leblosen oder sterbenden Körper ihrer Kameraden. Es war grauenvoll... und es schien Tage zu währen, obwohl es nur ein oder zwei Stunden dauerte, bevor sich die Armeen voneinander lösten, um sich erneut zu formatieren. Ysaye hatte oft mit ihrer Klinge gekämpft, öfter noch hatten ihre Pfeile getötet, doch dieses Erlebnis übertraf alles bisher da gewesene. Im Grunde glaubte sie nicht einmal, dass sie überleben würde. Dennoch schlug sie mit flammenden Blick auf jeden ihrer Feinde ein, der ihr zu nahe kam, durchbohrte Leiber, trennte Gliedmaßen ab, vergoss Blut und verlor sich fast in Rausch des Kampfes. Als der Schmerz kam, kam er überraschend. Ein heißes Brennen fuhr durch ihren rechten Arm und kurz darauf ihre linke Seite, und dann fühlte sie, wie warmes Blut über ihre Haut und den zerrissenen Handschuh rann. Sie wusste nicht einmal, was sie getroffen hatte, doch sie erblickte eines der abscheulichen Wesen vor sich, größer als sie selbst, bewaffnet mit einem gefährlich anmutenden Beidhänder. Der Griff ihres eigenen Schwertes wurde glitschig von ihrem Blut und es dauerte nicht lange, bis ihre Klinge ihrer geschwächten Hand entfiel. Irgendwie schaffte sie es, sich unter dem nächsten, tödlichen Hieb hindurchzuducken, und ihre Waffe mit der anderen Hand wieder zu ergreifen. Der Dämon, der sie verwundet hatte, starb einen schnellen Tod. Doch für mehr reichten ihre Kräfte nicht mehr aus. Die Wut, die sie aufrecht gehalten hatte, wurde von Wellen des Schmerzes hinweggespült. Das letzte, was sie sah, war, wie eine ihrer Schwertschwestern sich mit ihrer Waffe um sich schlagend einen Weg zu ihr bahnte. Ihr Mund formte Wörter, doch Ysaye erreichte die Bedeutung dessen nicht. Kurz darauf umfing sie die tröstende, friedliche Umarmung der Ohnmacht... Mit einem heiseren Schrei fuhr Ysaye aus dem Schlaf und blieb keuchend und mit rasendem Herzen aufrecht auf ihrer kleinen Pritsche sitzen. Ihr dünnes Baumwollhemd klebte verschwitzt an ihrem Körper, ebenso ihr schulterlanges, nachtfarbenes Haar und ihre Ohren zuckten, als sie auf das aufgeregte Pochen ihres Herzens lauschte. Tief ein und ausatmend schloss sie die Augen und wartete darauf, dass sich ihr Pulsschlag beruhigte, dann sank sie zurück in ihr Kissen und starrte an die Decke ihrer Hütte. Noch immer glaubte sie, die Schreie der Sterbenden zu hören, die sich mit ihrem eigenen vermischt hatten. Schmerzen, heiß und beißend, obschon die Wunden längst verheilt waren. Instinktiv legte sie eine Hand auf ihren Klinge, die für alle Fälle neben ihr auf dem Boden lag, kampfbereit, doch sicher verwahrt in einer schmucklosen, schwarz gefärbten Holzscheide. Der kühle Stahl des Griffes in ihrer Hand war ihr so vertraut, dass die Berührung sie tatsächlich noch mehr beruhigte, dennoch blieben die Erinnerungen an ihren Traum so real, als hätte sie gerade tatsächlich wieder in der Schlacht gefochten. Eine Zeit lang blieb sie liegen, obwohl ihr klar war, dass sie keinen Schlaf mehr finden würde, dann zog sie die dünne Decke beiseite und schwang die Füße auf den Boden. Mit einem Seufzen fuhr sie sich mit einer Hand durch die schweißverklebten Haare. Wie lange würde sie dieser Kampf noch verfolgen? Wie lange noch quälen...? Es ist vorbei, sagte sie sich. Lange vorbei... die Schlacht gewonnen und doch so viel dabei verloren... Kapitel 5: Trollisch für Anfänger --------------------------------- Entstanden, als ich versuchte, mir etwas ähnliches wie einen Troll-Slang anzueignen. Man ignoriere Logikfehler und Unwahrscheinlichkeiten. --- Rava hob den Blick und blinzelte den Blutelf an, der über ihm stand. "Alles in Ordnung?", fragte dieser mit einem eindeutig Akzent in seiner orcischen Aussprache. Der Troll knurrte. "S'is nich nötig, dass du mia hilfst. Mia schafft das auch allein." "Ja, danach sah es aus." Der Elf lachte leise, was dem Troll ein weiteres Knurren entlockte. Gleichzeitig zog Rava die Brauen zusammen und musterte seinen Gegenüber finster. "Mia mag solche wie dich nich, Elf. Verschwinde und lass mia in Ruhe kämpf'n, eh?" Der Sin'dorei bedachte ihn mit einem spöttischen Blick, wandte sich dann aber schulterzuckend ab. Rava murmelte und rappelte sich auf, die Schmerzen ignorierend, die ihm in die Seite fuhren. Eine Schande, dass Thrall die Blutelfen in der Horde willkommen hieß... aber womöglich war einer dieser Elfen einmal unachtsam... Durotar konnte gefährlich sein. Dieser Gedanke heiterte Rava auf und er kicherte leise in sich hinein und blickte dem Elfen nach, die Augen zu Schlitzen verengt, ganz wie ein Jäger, der seine Beute davon kommen lässt, um ein andermal erneut das Vergnügen der Jagd auszukosten. Kurz darauf fluchte er lauthals und blickte an sich hinunter. Seine Kleidung war an einer Seite zerissen, sodass der tiefe, wenn auch, dank der regenerativen Fähigkeiten der Trolle, nicht lebensgefährliche Schnitt an seiner Hüfte sichtbar wurde. Der noch intakte Teil seiner Kleidung wurde langsam aber sicher mit dunklem Blut getränkt. Mühsam setzte Rava einen Fuß vor den anderen, um sich seinen Weg zurück nach Sen'jin zu suchen, biss die Zähne zusammen, jedes Mal, wenn eine Welle des Schmerzes ihn überrollte. „Mensch'n in Durotar“, murmelte er finster und spähte über die Schulter zurück zu der Stelle, an der er angegriffen worden war. „Man sollt' sie alle ausrott'n... und die Elf'n noch dazu.“ Zufrieden saß er mehrere Tage später auf einem Felsen in der Sonne und folgte mit dem Blick seiner Angelschnur und dem im Fluss treibenden Schwimmer, der die Stelle markierte, an der der Haken im Wasser baumelte. In seinen dreifingrigen Klauen hielt er die einfache, selbst hergestellte Angel. Wie lange er schon hier saß, wusste er nicht. Spielte eigentlich auch keine Rolle. Denn was gab es schöneres, als einen Tag beim Faulenzen und Angeln zu verbringen? Seine Wunde war bereits verheilt, seine Kleidung ausgewaschen – die Risse darin störten ihn kaum. Er gähnte ausgiebig und murmelte etwas in sich hinein. Beinahe schon wollten seine Augen zufallen... Doch schon im nächsten Moment war er hellwach. „Hilfe! He, du, Hilfe!“ Rava brauchte einen Moment, um die Richtung zu bestimmen, aus der die Stimme kam, als er sie schließlich lokalisiert hatte, richtete er sich verwundert auf. Ein Stück weiter flussaufwärts trieb ein Stück Treibholz im Wasser – oder genauer gesagt, ein Stück Treibholz, an das sich ein bleichgesichtiger Elf klammerte, der aussah, als käme er geradewegs aus einer Prügelei – mit etwas, das sowohl scharfe Klauen als auch Zähne gehabt haben musste, seiner zerfetzten und blutbesudelten Kleidung nach zu urteilen. Belustigt hob Rava eine Braue. Na, wenn das nicht der Elf war, der ihm neulich in die Quere gekommen war... Seine Augen folgten ihm auf seinem Weg den Fluss hinunter. Er tauchte ein paar Mal unter, nur um sich kurz darauf wieder an die Wasseroberfläche zu kämpfen. Er schien alle Mühe zu haben, sich weiterhin an dem Stück Holz festzuhalten. „So hilf mir doch!“, rief er und prustete, als er Wasser schluckte. Wo war sie jetzt, seine Arroganz? Rava grinste in sich hinein. Nach wenigen Augenblicken trieb das Stück Holz mit dem Elf daran an ihm vorbei und weiter den Fluss hinunter. Irgendwo in die Richtung einiger äußerst hungriger Krokodile vermutlich. Ravas Grinsen wurde eine Spur breiter, als er wie im Gruß eine Klaue hob. „Mach's gut, Elf“, rief er fröhlich, ehe er sich wieder seiner Angel widmetete. Tja, manche Probleme lösten sich auch von selbst... Kapitel 6: Ein Mahl für die Geier --------------------------------- Einer dieser Texte, die eigentlich keinen Sinn haben. Nur so ein Gedankengang beim Questen, weit abseits von Rollenspielservern. --- Seltsam, diese Menschen... Ob sie gerade deshalb so viel erreichten, weil sie sich beeilen mussten, um in ihren kurzen Leben möglichst viel zu vollbringen? Schon erstaunlich, wie schnell sie sich verbreitet und ihre Königreiche ausgeweitet hatten, in so kurzer Zeit. Bei so vielen Kriegen, die sie dann auch noch ausfochten, die so viele Opfer kosteten, mochte es von Vorteil sein, dass sie sich so schnell vermehrten. Doch für Andere machte es das nur umso schwieriger, diese Menschenplage, die einen Kontinent überschwemmt und jetzt sogar Kalimdor erreicht hatte, einzudämmen. Eine Lebensaufgabe, selbst für langlebigere Völker wie das ihre, die Kaldorei. Zu dumm, dass sie auf Seiten dieser Allianz kämpfen sollten... Aber so lange es etwas zu tun gab. Gedankenverloren kaute Cayce auf einem Grashalm herum und beobachtete den Feldweg unterhalb des Hügels, auf dem sie lag. Ihre Ohren zuckten, als sie lauschte, doch noch erreichte sie kein verräterischer Laut, also ließ sie ihren Blick über die goldgelben Hügel Westfalls schweifen. Bauernhöfe mit ausladenden Feldern reihten sich an weite Obstplantagen, die in dem warmen Klima reiche Ernte trugen. Noch weiter in der Ferne, hinter mit trockenem Gras bewachsenen Hügeln, glitzerte das Meer in der Sonne. Cayces Blick huschte nach oben und sie blinzelte in den Himmel. Sie hätte es bevorzugt, ihren Auftrag in der Nacht durchzuführen, jene Zeit, in der Elune ihren Schein über die Welt schickte, doch wie nicht anders zu erwarten, hatte es ihr Auftraggeber eilig. „Fangt den Boten der Defias ein“, hatte er gesagt. „Findet heraus, wer hinter ihren Machenschaften steckt... und tötet ihn, wenn er sich weigert zu antworten.“ Aus den Augenwinkeln bemerkte sie eine Bewegung, zur gleichen Zeit als ihre Ohren das Geräusch von Schritten erreichte, die auf dem steinigen Boden des Feldwegs knirschten. Sofort spannte sich ihr ganzer Körper und all ihre Sinne an, als sie den nahenden Wanderer in Augenschein nahm. Hochgewachsen – für menschliche Verhältnisse – durchtrainiert, mit einem Blick, der wachsam umherstrich. Die Maske aus rot gefärbtem Leinen verdeckte die untere Hälfte seines Gesichtes und wies ihn eindeutig als Mitglied der Bruderschaft der Defias aus. Es war nicht verwunderlich, dass er sie in aller Öffentlichkeit trug – die Bewohner Westfalls fürchteten die Bruderschaft, sodass sie kaum mit Gefahr zu rechnen hatten. Selbst die hiesige Miliz war nur zögerlich gegen sie vorgegangen. Bisher... Ihr allerdings erleichterte die Maske den Auftrag nur ungemein, wies sie ihn doch als eben jenen auf, auf den sie wartete. Zu dumm, dass er alleine Unterwegs war – für ihn. Geschmeidig kam Cayce auf die Füße und schlenderte gemächlich auf den Weg zu, wo sie dem Mann entgegenblickte, eine Hand provokativ auf dem Griff eines ihrer Dolche liegend. Er stockte kurz in seinem Schritt, doch wenn er überrascht war, eine Kaldorei hier anzutreffen, so deutete nichts weiter darauf hin. Ein paar Schritte vor ihr blieb er stehen und musterte sie, wie sie ihn. „Kann ich Euch helfen, werte Dame?“, fragte er schließlich, sichtlich um Höflichkeit bemüht. Cayce verzog die Lippen zu einem amüsierten Lächeln. „Die Volksmiliz Eures Landes schickt mich“, antwortete sie beinahe beiläufig. „Sie wüsste gerne, wer der Kopf Eurer sogenannten Bruderschaft ist.“ Man musste dem Menschen zu Gute halten, dass er sich und seine Mimik meisterhaft zu kontrollieren wusste. „Oh, haben sie sich letztlich doch noch aufgerafft?“ Er klang amüsiert. „Es muss schlechter um sie stehen, als wir bisher dachten, wenn sie schon Hilfe bei anderen Völkern sucht.“ Cayce hob eine Braue, zuckte dann aber nur mit den Schultern. „Spielt das eine Rolle? Sagt mir, was ich wissen will... dann lasse ich Euch am Leben.“ Der Bote lachte rau. „Wenn das so ist, werden wir kämpfen müssen, Elfe“, erwiderte er und zog im gleichen Augenblick sein Schwert. Erstaunlich, dass er ernsthaft den Kampf bevorzugte. Vielleicht wusste er nicht, worauf er sich einließ... denn um zu gewinnen, fehlten ihm ein paar hundert Jahre Erfahrung und Training. Cayce tauchte unter seinem ersten Schlag hinweg, zog ihre Dolche und parierte den nächsten mit überkreuzten Klingen. Auch auf weitere Schlagabtausche ließ sie sich ein, und so hallte für ungezählte Sekunden das Klirren ihrer aufeinander schlagenden Waffen über die Ebene. Er schien tatsächlich nicht allzu schlecht zu sein... für einen Menschen, der wohl allenfalls drei Jahrzehnte zählte. Nach einigen Augenblicken täuschte sie einen Schlag mit dem linken Dolch vor, während ihre rechte Klinge vorschnellte und ihm in den Hals fuhr, schneller, als er reagieren konnte. Sein Schwert schlug klirrend auf dem steinigen Pfad auf, als er es fallen ließ, um seine Hände auf die Wunde zu pressen, als wolle er das rubinrote Blut am Herausfließen hindern. Es dauerte nicht lange, bis er zu Boden sackte, in der Lache seines eigenen Blutes, das sich auf dem steinigen Untergrund sammelte. Sein letzter, bereits halb gebrochener Blick galt Cayce und sie las ehrliche Überraschung darin. Naive Menschen... glaubten sie denn tatsächlich, es mit Allem und Jedem aufnehmen zu können? Sie trat wieder näher an ihn heran, wischte in einer routinierten Bewegung das Blut auf ihrer Klinge an der Kleidung des Toten ab, ehe sie sich seinen Taschen zuwandte. Nach einigen Augenblicken des Suchens zog sie einen Brief hervor, jene Botschaft, die er wohl hatte überbringen sollen, die vielleicht Aufschluss über den Kopf der Bruderschaft gab. Zufrieden ließ sie ihn in ihrer eigenen Gürteltasche verschwinden und trat zurück. Einen Moment lang musterte sie noch die Leiche, die bald nur noch ein Mahl für die Geier sein würde, dann wandte sie sich ab und machte sich auf den Rückweg. Man sollte doch annehmen, dass ein kurzlebiges Wesen wie ein Mensch alles tat, um sein Leben so lange wie möglich auskosten zu können... dass er überlegte, auf was er sich einließ, bevor er handelte. Und doch stürzten sich schon die jüngsten von ihnen wegen närrischer Ideale, Treueschwüren oder falscher Siegesgewissheit in den Tod. Seltsam, diese Menschen... Kapitel 7: Ruhelose Schatten ---------------------------- Das Laub raschelte, aufgewirbelt von einem nächtlichen Wind, der wie der Atem der Welt durch die Wälder strich, sanft und umschmeichelnd. Eine friedliche Stimmung lag über dem Eschental und wenn man nahe genug an Astranaar herankam, das Dorf der Kaldorei, so konnte man das Lachen der Kinder der Sterne durch die Stille klingen hören. Man feierte ein Mondfest, Elune zu Ehren, doch ebenso Cenarius und Malorne und den Druiden, die deren Lehren folgten. Große Feuer waren errichtet worden, die beinahe heller strahlten, als die Sterne, die wie die letzten Lebenszeichen all der vergangenen Seelen auf sie hinabblitzen. Man saß beisammen, lauschte und erzählte gleichermaßen von alten Zeiten und erinnerte sich an die Kultur, derer sie entstammten. Nur sehr, sehr wenige nahmen nicht an diesem Fest teil. Seien es die stolzen Kriegerinnen, die fernab der Dörfer ihre Posten hielten, die Waldläufer in der Einsamkeit der Natur oder auch manch einzelgängerischer Druide – doch wer weiß, vielleicht saßen sie gerade ebenso an einem Feuer, um auf die ein oder andere Weise derer zu gedenken, denen dieses Fest galt. Cariad lehnte halb abseits des Feuerscheins an einem noch jungen Baum, die Gestalt im Dunkeln verborgen, und beobachtete die Feiernden. Sie hatten es verdient, wahrlich, man sollte eine Gelegenheit zum Feiern ergreifen, wenn man sie hatte, vielleicht gerade bei einem so langlebigen Volk wie sie es waren. Dennoch war sie nicht in der Stimmung, sich dem fröhlichen Treiben anzuschließen. Die eine Gestalt, die sie so gerne unter all den lachenden Kaldorei gesehen hatte, wandelte auf anderen Wegen, weit abseits, in fernen Ländern, folgte einem Pfad der Finsternis, vielleicht gerade noch am Rande von Elunes Mondenschein, wenn die Göttin seine Taten gut hieß. Und dann war da der Krieg, der, unausgesprochen, noch immer an den Rändern des Eschentals wie mit den Wald versengende Flammen leckte. Die Orcs, die ihre Bäume abholzten. Die Schlachten waren still gelegt, ohne, dass sie ein wirkliches Ende gefunden hatten. Oh, die Orcs brauchten das Holz des Eschentals, zweifelsohne, doch die Art, wie und in welchen Mengen sie es sich beschafften, grenzte an Blasphemie. Elende Grünhäute, ebenso verderbt wie die Dämonen. Es mochte sein, dass ihr Kriegshäuptling, dieser Thrall, zu einer Lebensweise verbunden mit der Natur zurückgefunden hatte – er hatte Cariads Respekt, wenn es tatsächlich so war, so weit sie einer Grünhaut Respekt zugestand – doch sein Volk breitete sich so zerstörerisch aus wie seit dem Tag, da sie Fuß auf Kalimdor gesetzt hatten. Cariad murmelte einen Fluch und löste sich wie ein Schatten von ihrem Platz, um den Feiernden den Rücken zu kehren. Nein, sie konnte keine Ruhe finden. Alles in ihr drängte danach, in den Wald hinaus zu laufen, wie ein junges Tier durch das Unterholz zu hetzen, um die geübte Geschmeidigkeit und die Schnelligkeit ihrer Bewegungen zu genießen, bis ihre Kräfte schließlich schwanden. Doch ein noch sehr viel größerer Teil sehnte sich gleichsam danach, die Geschehnisse in diesem Wald in die eigene Hand zu nehmen. Oh, sie verstand Caels Handeln und sie folgte ihm, obgleich sie sich über manche Ansicht oder gar einen Befehl von Tyrande selbst hinwegsetzte. Ihre Sinne waren zum Zerreißen gespannt, ihre Klingen geschärft, bereit, Blut zu vergießen. Kapitel 8: Schwur eines Kaldorei -------------------------------- Eine der bewegendsten Geschehnisse in meinem bisherigen Rollenspiel. Künstlerische Freiheiten sind enthalten. --- Die Jahre zogen tief ins Land und Kunde kam vom Tod Gefallen in der Schlacht am Hyjal War meines Geliebten Los. In tiefer Trauer zog es mich weit fort vom Eschental Trost fand ich erst in wildem Land Tief unterm Mond so fahl Ich kehrte zurück, hatte neues Ziel den Willen zum Leben gefunden wenngleich in meiner Seele noch immer von Schmerzen gebunden Es begab sich eines Tages, dass ein Krieger vor mich trat. Beugte tief sein Haupt vor mir und mit sanfter Stimmer sprach: "Mein Schwert sei Euer, werte Dame. Bitte, nehmt meine Dienste an." Ich lehnte ab, stolz, wie ich war. sein flehend Angebot "Habt Dank, doch will allein ich sein auf meinen Pfaden durch das Land." Als ich dann fragte, wer er sei, hob traurig er den Blick. Schmerz tief und einsam brennend traf wie ein Pfeil mein Herz. "Als Eure Liebe fiel im Kampf stand ich an seiner Seite. Verbunden durch des Blutes Band gab ich dem sterbend Bruder Wort Dass niemals Euch ein Haar gekrümmt, solang mein Leben währt fort." Als ich dann stumm von dannen zog, erneut sprach Trauer ihren Bann Tränen so silbrig glänzend fing ich in meiner Hand. Doch sollt es nicht sein dass unsere Wege getrennt. Fern der Heimat sah ich ihn Als auch sein Blick mich fand. "Wie kann es sein, in diesem Land dass wir uns wiedersehen? Ich hatte doch so sehr gehofft, nie mehr Euch zu begegnen." Sein kalter Blick schnitt mir ins Herz, als ich die Worte sprach. Er sagte nur "Des Schicksals Pfad kann niemand je bestimmen. Und ebenso werd' niemals ich das Wort des Schwurs vergessen." Und als er erzählte an einsamen Ort, was am Berge war geschehen, sah tiefe Verzweiflung in seinem Blick als Spiegel meine Seele. Leise sprach er in die Nacht von Blut, Heldentum und Schmerz Seiner Rolle bei dem Tod, seines Bruders den ich einst geliebt. "Wo in der Schlacht der Tod ihn fand, war doch zu sterben mir bestimmt." Sein Blick flog flehend zu mir hin als liege nun seine Leid einem zerbrochenen Spiegel gleich allein in meiner Hand. "Ich lebe noch, drum will ich schützen was mein Bruder hat geliebt so wird vielleicht dann eines Tages Vergessen sein und auch Verziehn." Es war an mir, mein Haupt zu senken "So sei es denn, begleitet mich" Zu schmerzhaft war, das was geschehen so tief berührt mich sein Geschick. So kommt es, dass nicht mehr ich ziehe meines Weges ganz allein. Verbunden in Trauer um den Geliebten Die Schuld so soll beglichen sein. Kapitel 9: Seele ---------------- Ein Text, der so viel sagt und doch eigentlich überhaupt nichts... für manche mag er von Bedeutung sein. Auch für dich, Cael? --- Cariad... so war ihr Name. Tanze im Schatten, im Sturm. Windtänzer. Ja. Cariad Windtänzer. Blitzen im Mondlicht. Eine Klinge für Elune. Suchend nach dem Herzen der Feinde. Hass, feurig brennend, Wut, zur Waffe gemacht. Geht oder Sterbt... nein, sterbt auf jeden Fall. Geschmeidig, wie eine Katze. Schnell, bloß ein Schatten, längst verschwunden. Klingenwirbel, Klingentanz, vergossenes Blut. Für die Göttin, ja, für Elune. Einsam wandern. Nein, nicht mehr. Weitere Schatten, geteilte Dunkelheit. Geteilter Schmerz. Gemeinsames Lachen. Caellon... Bruder. Freund. Seele. Jahrhunderte lang... Noch immer. --- Ein neues Ziel, Blick darauf gerichtet. Eine Gemeinschaft... Gleichgesinnte? Gemeinsames Streben... wofür? Heimat. Schutz. Leben. Wege getrennt, und doch verwoben. Hat Bedeutung, oh ja, hat es. Nicht für jeden, doch... für mich. Wer bist du? Weiß nicht mehr. Neu entdecken. Erinnere alte Pfade, altes Wissen... lerne erneut. Ein Schatten im Mondlicht. Tanzt im... nein, mit dem Wind. Fühle. Lebe. Lache. Komm, Cael, folge mir. Erinnere nicht, schreite voran, teile auch das... vielleicht. Kapitel 10: Der Geschmack von Blut ---------------------------------- Hm, endlich vielleicht wieder etwas, das dem Titel der Geschichtensammlung gerecht wird... --- Sie war Heilerin... Heilerin, verdammt! Und doch war sie zur Kämpferin geworden. Ihre Klauen schnitten tief in verletzliches Fleisch, während ein bedrohliches Fauchen ihrer Kehle entwich. Sie schmeckte Blut, doch es weckte mehr ihren Hunger, ihre Wut, denn ihre Sorge. Es war nicht ihr eigenes – es war das ihrer Feinde. Ihr sehniger Körper spannte sich an, ehe sie sprang und sich ihre Fänge um die ungeschützte Kehle eines Angreifers schlossen. Gurgelnd brach er unter ihr zusammen und sie fuhr herum. Ihre tödliche Krallen zerfetzten einen weiteren Gegner, mehr und mehr folgten. Irgendwann kehrte Ruhe ein und sie war die einzige, die zurück blieb, brennende Augen, erfüllt von Mordlust, gefletschte Zähne, ein Knurren tief in ihrer Kehle. Schwer atmend ließ sie sich zu Boden sinken, die Muskeln noch immer angespannt, der Blick wachsam umherwandernd. Doch kein weiterer warf sich auf sie. Es war vorbei. Keuchend senkte sie den Kopf, schloss für einen Moment die Augen. Ihr zuvor schneeweißes Fell war blutgetränkt, so sehr, dass sie mehr wie ein Dämon wirkte denn wie ein stolzer Nachtsäbler. Als sie sich zurück verwandelte, kam ein leises Seufzen der Erleichterung über ihre Lippen. Sie stützte sich schwer auf ihre Knie, atmete tief ein, ehe sie es wagte, sich umzublicken. Sollte sie nun stolz auf das sein, was sie angerichtet hatte... oder aber um den Verlust ihrer... Unschuld trauern? Schaudernd wandte sie den Blick von den zerfleischten Leibern ab und richtete sich auf. Wie, fragte sie sich, hatte es so weit kommen können? Entschlossenen Schrittes verließ sie das Schlachtfeld, bis sie die Ausläufer des Waldes erreichte. Dort lehnte sie sich mit der Stirn an den Stamm eines alten Baumes, fuhr mit ihren Fingern die zerfurchte Rinde entlang, die so lange der Zeit widerstanden hatte, und fand einen gewissen Trost in der Lebenskraft die sie unter iherer Haut spürte. Zumindest war es zu einem guten Zweck geschehen... nicht? Und dennoch.. mit jedem Mal, das sie kämpfte, verabscheute sie es mehr, und fühlte doch, wie sich tief etwas in ihr regte. Es war mehr als der bloße Instinkt eines Säblers, dessen Gestalt sie annahm... es war eine Gier nach Blut, die sie mit jedem Mal mehr fürchtete. Was, wenn sie sich irgendwann darin verlor? Kapitel 11: Der Ruf des Blutes ------------------------------ Sie war zur Kämpferin geworden, wider all dem, wofür sie sich gehalten hatte. Was war aus ihrem Leben geworden? All das Wissen blieb vorhanden, all die Erfahrung ungetrübt, und doch... sie konnte heilen, ja, sie würde, wenn es nötig war... aber sie war zu einer Kämpferin geworden. Endgültig? „Oh, bei Elune...“, murrte sie, einen Fluch auf den Lippen, den sie doch nicht aussprach. Ziellos irrte ihr Blick über die Weite des Ozeans. Ja, sie fühlte es noch... tief in ihr brodelnd, eine Gefahr, ein Drang, doch wieder jene geschmeidige Säblergestalt anzunehmen, sich der Jagd zu ergeben. Noch immer fürchtete sie es. Doch auch das Leben fühlte sie noch, ein warmer Hauch in den sie umgebenden Pflanzen, der sie tröstend umspielte wie der Wind, der ihr Haar aufbauschte. Wie könnte es auch anders sein? Sie hatte die Richtung gewechselt, nicht ihre Haut, nicht ihre Erinnerungen. Ihre Rechte wanderte hinab zu dem schlanken Dolch, der auf ihren Knien lag. Eine Kämpferin... „Oh, Kyrill... wie konnte es so weit kommen?“ Ihr Blick statt dessen wanderte hinauf, wo das Sternenmeer gleich funkelnden Perlen mit seiner Pracht glänzte, jener, den sie einst Geliebter genannt hatte, vielleicht nun einer davon. Was würde er sagen? Es hatte eine Erinnerung sein sollen, eine Erinnerung an den lebhaften, verspielten Druiden, der ihr Leben geteilt hatte... doch war sie nicht geboren dafür, das Leben einer Druidin zu führen, im Gegensatz zu ihm. Vieles hatte sie gelernt, mehr noch hart erarbeitet. Aber es war nicht genug, reichte ihre Kraft doch nicht einmal, jenen Instinkten zu widerstehen. Welcher Genuss war es gewesen, den sehnigen Körper vor Kraft vibrieren zu spüren, das Blut der Beute auf der Zunge zu schmecken... Mit einem Seufzen schüttelte sie den Kopf, als könnte das die Empfindungen vertreiben. Es rief, es lockte... Ihr Griff um den Dolch wurde fester, so fest, dass ihre Gelenke knackten. Nein, nicht noch einmal. Sie wusste, sie würde nicht mehr widerstehen. Einst war sie eine Heilkundige gewesen, doch nach all dem, was sie seit dem erlebt hatte, war ihr die Berufung, die sie dafür gefühlt hatte, abhanden gekommen... Aber es gab andere Wege. Leise Schritte hinter ihr brachten das Gras zum Flüstern. Ihre Ohren zuckten leicht in Richtung des Geräusches, doch sie wandte sich nicht um. „Bist du bereit für das Training?“, fragte die samtene, wohlbekannte Stimme Tuvecs. Sie glaubte leichte Besorgnis darin zu hören, ebenso eine seltene Sanftheit. Als sie sich Zeit ließ mit ihrer Antwort, legte sich eine warme Hand auf ihre Schulter. Wusste er? Verstand er? Sie schloss für einen kurzen Augenblick die Augen, die Rechte noch immer den Dolch umfassend. Die Klinge würde scharf und tödlich sein. „Ja... ich bin bereit.“ Kapitel 12: Suche... wonach? ---------------------------- Bloß ein Gedankenspiel über das Verlassen eines alten Pfades und das Finden eines Neuen. Wurde im Rollenspiel so nie umgesetzt. "Lehre mich das Kämpfen, Tuvec." So hatte es begonnen. Sie erinnerte sich an den Ausdruck auf seinem Gesicht, überrascht, vielleicht sogar ein klein wenig erschrocken. Ja, sie war Heilerin. Doch was hinderte sie das daran, zu kämpfen? Elunes Priesterinnen waren doch ebenso kriegerisch, wie sie Beschützer, Heiler waren. "Bitte..." Er hatte nach dem Warum gefragt.. natürlich hatte er nach dem Warum gefragt. Und sie hatte den Blick gesenkt. "Du weißt doch selbst, wie es ist, nicht das beschützen zu können, was man liebt... nicht noch einmal. Bitte, Tuvec..." Lange hatte er sie angesehen. Und ja, womöglich eine Spur traurig. Immerhin hatte er gewusst, was auf sie zu kam. "Verzeih mir...", flüsterte Ilendeil leise, als sie aus der Dunkelheit des Waldes heraus den Orc beobachtete. Nacht lag wie ein Schleier über dem Eschental, denn die Wolken verbargen Elunes Schein. Schatten umgaben sie, neue Gefährten, die sie zu schätzen, zu nutzen gelernt hatte, umschmeichelten sie wie der Duft nach Kräutern, der ihr noch immer anhaftete. "Verzeih mir, Tuvec", hauchte sie erneut in den Wind, der ihre Worte davon trug. Leisen Schrittes huschte sie aus ihrem Versteck, die filigranen Hände, noch nicht vom Führen der Klingen gezeichnet, lagen auf den schmalen Dolchen an ihrer Hüfte. Das Töten ging schneller von Statten, als sie es aus der Katzengestalt in Erinnerung hatte - und weit weniger blutiger, wofür sie dankbar war. Kein Zerfleischen, kein Geschmack von Blut auf ihren Lippen... bloß eine erledigte Aufgabe. Mit einem Seufzen sank sie neben dem toten Orc auf ein Knie. Ein Feind, ja... doch auch ein Lebewesen. Ihre Finger huschten über sein Gesicht, schlossen seine Augen, während ihre Lippen ungehörte Worte formten in einem Ritual, das den Orcs nichts bedeuten mochte. Sie schloss die eigenen Augen für einen Moment, während ihre Hand auf dem Körper des Orcs liegen blieb. Sie fühlte die Reste des Lebens aus ihm heraussickern wie das Blut aus der Wunde an seinem Hals. Lehrte Elune nicht, dass alles Leben heilig war? Jene Grünhäute mochten ihre Wälder schänden, mochten töten und Schrecken bringen... doch es war nicht Recht, ihre Toten nicht ebenso zu respektieren, wie all die anderen. Vielleicht war auch dieser für sein Volk gestorben... Aprubt richtete sich Ilendeil auf, atmete tief ein und trat zurück in die Schatten der Bäume, wo sie erneut mit der Dunkelheit verschmolz. Wozu das Ganze, fragte sie sich. Nicht zum Ersten Mal. War es die richtige Entscheidung? Dennoch... sie hatte gelernt zu kämpfen, zu... ja, auch zu töten. Diesmal würde sie beschützen, was ihr wichtig war. Sie strich ihrem Wintersäbler durch das weiße Fell, als sie nach Astranaar hineinritt. Ihr Blick wanderte traurig umher. So viele Verletzte, so viele Tote... und das bloß eines Überfalls ihrer Feinde wegen. Am Gasthaus angekommen ließ sie sich von dem Rücken ihres Säblers gleiten, der mit einem aufmunternden Stups seiner Nase an ihre Schulter seiner eigenen Wege zog, während sie selbst ins Innere des Gebäudes schritt. Einige Sekunden reichten aus, um ihr einen Überblick zu verschaffen und schon kam sie wieder dem nach, was sie einst für ihre Bestimmung gehalten hatte. Heilen, Wunden versorgen, Trost spenden... Ihr eigenes Herz erreichten ihre Worte nicht, denn es trauerte noch immer um etwas, das seit Jahren verloren war, kämpfte um etwas, das sie selbst nicht ganz verstand. Ein Gesicht, das ihr vage bekannt vorkam, zog sie an. Ein schmales Gesicht, doch volle Lippen, kaum jünger als sie selbst und doch kam sie sich so viel älter vor. Nachtfarbenes Haar wallte über das Kissen des Krankenlagers. Ysaye... so war ihr Name. Sie hatte sie gesehen, ehe sie mit Tuvec davon zog. Er hatte sie Bekannte, Freundin genannt. Sanft strich ihre Hand über die fieberheiße Stirn jener Elfe, die daraufhin träge die Augen öffnete, der silbrige Glanz darin getrübt. Sie erkannte sie dennoch, dem Ausdruck ihrer Züge nach zu urteilen, doch verwandelte sich dieser von hoffnungsvoller Freude zu Überraschen, als sie die Dolche an ihrer Seite gewahrte. "Ich dachte... du... Heilerin..,", murmelte sie leise. Ilendeil zuckte nur vage mit den Schultern und kümmerte sich um Ysayes Wunden. Doch umgeben von den gemischten Gerüchen von Arznei, frischen Kräutern und der pulsierenden Macht druidischer Zauber zog sie sich erneut in ihre eigenen Gedanken zurück. Ja, sie war Heilerin... Und Kämpferin. Oder nicht? Konnte man denn nicht... beides sein? "Verzeih mir..." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)