Blutlied von Carifyn (Eine Kurzgeschichten- und Gedankensammlung aus dem Rollenspiel um und in WoW) ================================================================================ Kapitel 7: Ruhelose Schatten ---------------------------- Das Laub raschelte, aufgewirbelt von einem nächtlichen Wind, der wie der Atem der Welt durch die Wälder strich, sanft und umschmeichelnd. Eine friedliche Stimmung lag über dem Eschental und wenn man nahe genug an Astranaar herankam, das Dorf der Kaldorei, so konnte man das Lachen der Kinder der Sterne durch die Stille klingen hören. Man feierte ein Mondfest, Elune zu Ehren, doch ebenso Cenarius und Malorne und den Druiden, die deren Lehren folgten. Große Feuer waren errichtet worden, die beinahe heller strahlten, als die Sterne, die wie die letzten Lebenszeichen all der vergangenen Seelen auf sie hinabblitzen. Man saß beisammen, lauschte und erzählte gleichermaßen von alten Zeiten und erinnerte sich an die Kultur, derer sie entstammten. Nur sehr, sehr wenige nahmen nicht an diesem Fest teil. Seien es die stolzen Kriegerinnen, die fernab der Dörfer ihre Posten hielten, die Waldläufer in der Einsamkeit der Natur oder auch manch einzelgängerischer Druide – doch wer weiß, vielleicht saßen sie gerade ebenso an einem Feuer, um auf die ein oder andere Weise derer zu gedenken, denen dieses Fest galt. Cariad lehnte halb abseits des Feuerscheins an einem noch jungen Baum, die Gestalt im Dunkeln verborgen, und beobachtete die Feiernden. Sie hatten es verdient, wahrlich, man sollte eine Gelegenheit zum Feiern ergreifen, wenn man sie hatte, vielleicht gerade bei einem so langlebigen Volk wie sie es waren. Dennoch war sie nicht in der Stimmung, sich dem fröhlichen Treiben anzuschließen. Die eine Gestalt, die sie so gerne unter all den lachenden Kaldorei gesehen hatte, wandelte auf anderen Wegen, weit abseits, in fernen Ländern, folgte einem Pfad der Finsternis, vielleicht gerade noch am Rande von Elunes Mondenschein, wenn die Göttin seine Taten gut hieß. Und dann war da der Krieg, der, unausgesprochen, noch immer an den Rändern des Eschentals wie mit den Wald versengende Flammen leckte. Die Orcs, die ihre Bäume abholzten. Die Schlachten waren still gelegt, ohne, dass sie ein wirkliches Ende gefunden hatten. Oh, die Orcs brauchten das Holz des Eschentals, zweifelsohne, doch die Art, wie und in welchen Mengen sie es sich beschafften, grenzte an Blasphemie. Elende Grünhäute, ebenso verderbt wie die Dämonen. Es mochte sein, dass ihr Kriegshäuptling, dieser Thrall, zu einer Lebensweise verbunden mit der Natur zurückgefunden hatte – er hatte Cariads Respekt, wenn es tatsächlich so war, so weit sie einer Grünhaut Respekt zugestand – doch sein Volk breitete sich so zerstörerisch aus wie seit dem Tag, da sie Fuß auf Kalimdor gesetzt hatten. Cariad murmelte einen Fluch und löste sich wie ein Schatten von ihrem Platz, um den Feiernden den Rücken zu kehren. Nein, sie konnte keine Ruhe finden. Alles in ihr drängte danach, in den Wald hinaus zu laufen, wie ein junges Tier durch das Unterholz zu hetzen, um die geübte Geschmeidigkeit und die Schnelligkeit ihrer Bewegungen zu genießen, bis ihre Kräfte schließlich schwanden. Doch ein noch sehr viel größerer Teil sehnte sich gleichsam danach, die Geschehnisse in diesem Wald in die eigene Hand zu nehmen. Oh, sie verstand Caels Handeln und sie folgte ihm, obgleich sie sich über manche Ansicht oder gar einen Befehl von Tyrande selbst hinwegsetzte. Ihre Sinne waren zum Zerreißen gespannt, ihre Klingen geschärft, bereit, Blut zu vergießen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)