Blutlied von Carifyn (Eine Kurzgeschichten- und Gedankensammlung aus dem Rollenspiel um und in WoW) ================================================================================ Kapitel 5: Trollisch für Anfänger --------------------------------- Entstanden, als ich versuchte, mir etwas ähnliches wie einen Troll-Slang anzueignen. Man ignoriere Logikfehler und Unwahrscheinlichkeiten. --- Rava hob den Blick und blinzelte den Blutelf an, der über ihm stand. "Alles in Ordnung?", fragte dieser mit einem eindeutig Akzent in seiner orcischen Aussprache. Der Troll knurrte. "S'is nich nötig, dass du mia hilfst. Mia schafft das auch allein." "Ja, danach sah es aus." Der Elf lachte leise, was dem Troll ein weiteres Knurren entlockte. Gleichzeitig zog Rava die Brauen zusammen und musterte seinen Gegenüber finster. "Mia mag solche wie dich nich, Elf. Verschwinde und lass mia in Ruhe kämpf'n, eh?" Der Sin'dorei bedachte ihn mit einem spöttischen Blick, wandte sich dann aber schulterzuckend ab. Rava murmelte und rappelte sich auf, die Schmerzen ignorierend, die ihm in die Seite fuhren. Eine Schande, dass Thrall die Blutelfen in der Horde willkommen hieß... aber womöglich war einer dieser Elfen einmal unachtsam... Durotar konnte gefährlich sein. Dieser Gedanke heiterte Rava auf und er kicherte leise in sich hinein und blickte dem Elfen nach, die Augen zu Schlitzen verengt, ganz wie ein Jäger, der seine Beute davon kommen lässt, um ein andermal erneut das Vergnügen der Jagd auszukosten. Kurz darauf fluchte er lauthals und blickte an sich hinunter. Seine Kleidung war an einer Seite zerissen, sodass der tiefe, wenn auch, dank der regenerativen Fähigkeiten der Trolle, nicht lebensgefährliche Schnitt an seiner Hüfte sichtbar wurde. Der noch intakte Teil seiner Kleidung wurde langsam aber sicher mit dunklem Blut getränkt. Mühsam setzte Rava einen Fuß vor den anderen, um sich seinen Weg zurück nach Sen'jin zu suchen, biss die Zähne zusammen, jedes Mal, wenn eine Welle des Schmerzes ihn überrollte. „Mensch'n in Durotar“, murmelte er finster und spähte über die Schulter zurück zu der Stelle, an der er angegriffen worden war. „Man sollt' sie alle ausrott'n... und die Elf'n noch dazu.“ Zufrieden saß er mehrere Tage später auf einem Felsen in der Sonne und folgte mit dem Blick seiner Angelschnur und dem im Fluss treibenden Schwimmer, der die Stelle markierte, an der der Haken im Wasser baumelte. In seinen dreifingrigen Klauen hielt er die einfache, selbst hergestellte Angel. Wie lange er schon hier saß, wusste er nicht. Spielte eigentlich auch keine Rolle. Denn was gab es schöneres, als einen Tag beim Faulenzen und Angeln zu verbringen? Seine Wunde war bereits verheilt, seine Kleidung ausgewaschen – die Risse darin störten ihn kaum. Er gähnte ausgiebig und murmelte etwas in sich hinein. Beinahe schon wollten seine Augen zufallen... Doch schon im nächsten Moment war er hellwach. „Hilfe! He, du, Hilfe!“ Rava brauchte einen Moment, um die Richtung zu bestimmen, aus der die Stimme kam, als er sie schließlich lokalisiert hatte, richtete er sich verwundert auf. Ein Stück weiter flussaufwärts trieb ein Stück Treibholz im Wasser – oder genauer gesagt, ein Stück Treibholz, an das sich ein bleichgesichtiger Elf klammerte, der aussah, als käme er geradewegs aus einer Prügelei – mit etwas, das sowohl scharfe Klauen als auch Zähne gehabt haben musste, seiner zerfetzten und blutbesudelten Kleidung nach zu urteilen. Belustigt hob Rava eine Braue. Na, wenn das nicht der Elf war, der ihm neulich in die Quere gekommen war... Seine Augen folgten ihm auf seinem Weg den Fluss hinunter. Er tauchte ein paar Mal unter, nur um sich kurz darauf wieder an die Wasseroberfläche zu kämpfen. Er schien alle Mühe zu haben, sich weiterhin an dem Stück Holz festzuhalten. „So hilf mir doch!“, rief er und prustete, als er Wasser schluckte. Wo war sie jetzt, seine Arroganz? Rava grinste in sich hinein. Nach wenigen Augenblicken trieb das Stück Holz mit dem Elf daran an ihm vorbei und weiter den Fluss hinunter. Irgendwo in die Richtung einiger äußerst hungriger Krokodile vermutlich. Ravas Grinsen wurde eine Spur breiter, als er wie im Gruß eine Klaue hob. „Mach's gut, Elf“, rief er fröhlich, ehe er sich wieder seiner Angel widmetete. Tja, manche Probleme lösten sich auch von selbst... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)