Blutlied von Carifyn (Eine Kurzgeschichten- und Gedankensammlung aus dem Rollenspiel um und in WoW) ================================================================================ Kapitel 4: Für Elune und die Kinder der Sterne! ----------------------------------------------- Einjeder Gedanke formt eine Geschichte, die doch nie mehr als eine Idee bleibt. Diese hier allerdings lebt... Teil der Vergangenheit von Ysaye Windtänzer, Waldläuferin der Kaldorei. --- „Da sind sie! Die Feinde kommen, macht Euch bereit, Schwestern!“ Die befehlsgewohnte Stimme schallte laut durch das angespannte Schweigen der Kriegerinnen. Überall wurden Waffen fester gepackt, Schilde gehoben und Bögen gespannt. Auch Ysaye umfasste den Griff ihres Schwertes krampfhaft, beinahe, als wollte sie sich daran fest halten und kalter Schweiß rann ihr den Nacken hinunter. Dennoch war ihre Haltung aufrecht, stolz, entschlossen, als sie wie alle den nahenden Heerscharen entgegenblickte. Noch nie hatte sie solch grässliche Wesen gesehen... Kreaturen, die so großen Abscheu in ihr erweckten, das sie glaubte, sich übergeben zu müssen, wenn sie sie noch länger ansah, doch ihr Blick blieb unerbittlich auf die Feinde gerichtet, erfüllt von Wut und Hass. Wie konnten diese Dämonen es wagen, in ihre geheiligten Wälder einzudringen? Im Eschental hatten sie bereits große Zerstörung angerichtet, aber wie es schien, war einzig Nordrassil ihr Ziel gewesen, das, was sie hierher zog, wie die Motten zum Licht. Leise fluchte Ysaye vor sich hin, während sie im gleichen Moment ein Stoßgebet an Elune richtete. Und dann begann der Kampf. Von überall her erklangen Waffengeklirr und Schlachtrufe, und die dämonische Präsenz ihrer Angreifer hing über den Kämpfenden wie ein übler Pesthauch. Es dauerte nicht lange, da war der Boden blutgetränkt, die Leichen ihrer Gegner lagen ihnen ebenso zu Füßen wie die leblosen oder sterbenden Körper ihrer Kameraden. Es war grauenvoll... und es schien Tage zu währen, obwohl es nur ein oder zwei Stunden dauerte, bevor sich die Armeen voneinander lösten, um sich erneut zu formatieren. Ysaye hatte oft mit ihrer Klinge gekämpft, öfter noch hatten ihre Pfeile getötet, doch dieses Erlebnis übertraf alles bisher da gewesene. Im Grunde glaubte sie nicht einmal, dass sie überleben würde. Dennoch schlug sie mit flammenden Blick auf jeden ihrer Feinde ein, der ihr zu nahe kam, durchbohrte Leiber, trennte Gliedmaßen ab, vergoss Blut und verlor sich fast in Rausch des Kampfes. Als der Schmerz kam, kam er überraschend. Ein heißes Brennen fuhr durch ihren rechten Arm und kurz darauf ihre linke Seite, und dann fühlte sie, wie warmes Blut über ihre Haut und den zerrissenen Handschuh rann. Sie wusste nicht einmal, was sie getroffen hatte, doch sie erblickte eines der abscheulichen Wesen vor sich, größer als sie selbst, bewaffnet mit einem gefährlich anmutenden Beidhänder. Der Griff ihres eigenen Schwertes wurde glitschig von ihrem Blut und es dauerte nicht lange, bis ihre Klinge ihrer geschwächten Hand entfiel. Irgendwie schaffte sie es, sich unter dem nächsten, tödlichen Hieb hindurchzuducken, und ihre Waffe mit der anderen Hand wieder zu ergreifen. Der Dämon, der sie verwundet hatte, starb einen schnellen Tod. Doch für mehr reichten ihre Kräfte nicht mehr aus. Die Wut, die sie aufrecht gehalten hatte, wurde von Wellen des Schmerzes hinweggespült. Das letzte, was sie sah, war, wie eine ihrer Schwertschwestern sich mit ihrer Waffe um sich schlagend einen Weg zu ihr bahnte. Ihr Mund formte Wörter, doch Ysaye erreichte die Bedeutung dessen nicht. Kurz darauf umfing sie die tröstende, friedliche Umarmung der Ohnmacht... Mit einem heiseren Schrei fuhr Ysaye aus dem Schlaf und blieb keuchend und mit rasendem Herzen aufrecht auf ihrer kleinen Pritsche sitzen. Ihr dünnes Baumwollhemd klebte verschwitzt an ihrem Körper, ebenso ihr schulterlanges, nachtfarbenes Haar und ihre Ohren zuckten, als sie auf das aufgeregte Pochen ihres Herzens lauschte. Tief ein und ausatmend schloss sie die Augen und wartete darauf, dass sich ihr Pulsschlag beruhigte, dann sank sie zurück in ihr Kissen und starrte an die Decke ihrer Hütte. Noch immer glaubte sie, die Schreie der Sterbenden zu hören, die sich mit ihrem eigenen vermischt hatten. Schmerzen, heiß und beißend, obschon die Wunden längst verheilt waren. Instinktiv legte sie eine Hand auf ihren Klinge, die für alle Fälle neben ihr auf dem Boden lag, kampfbereit, doch sicher verwahrt in einer schmucklosen, schwarz gefärbten Holzscheide. Der kühle Stahl des Griffes in ihrer Hand war ihr so vertraut, dass die Berührung sie tatsächlich noch mehr beruhigte, dennoch blieben die Erinnerungen an ihren Traum so real, als hätte sie gerade tatsächlich wieder in der Schlacht gefochten. Eine Zeit lang blieb sie liegen, obwohl ihr klar war, dass sie keinen Schlaf mehr finden würde, dann zog sie die dünne Decke beiseite und schwang die Füße auf den Boden. Mit einem Seufzen fuhr sie sich mit einer Hand durch die schweißverklebten Haare. Wie lange würde sie dieser Kampf noch verfolgen? Wie lange noch quälen...? Es ist vorbei, sagte sie sich. Lange vorbei... die Schlacht gewonnen und doch so viel dabei verloren... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)