Blutlied von Carifyn (Eine Kurzgeschichten- und Gedankensammlung aus dem Rollenspiel um und in WoW) ================================================================================ Kapitel 2: Ein ganzes Leben lang -------------------------------- Alle, die an dieser Stelle etwas anderes erwartet haben, mögen mir verzeihen. Da das erste Kapitel als Prolog für eine Geschichte gedacht war, die noch immer darauf wartet, fortgeführt zu werden... das wird jedoch nicht in absehbarer Zeit geschehen, also habe ich diese Fanfiction zu einer Kurzgeschichtensammlung von WoW-Gedankengängen, Rollenspielerfahrungen und dergleichen umfunktioniert. Hier also ein weiterer, spontan entstandener Text... --- Ein ganzes Leben lang Caleshs Ohren zuckten leicht, als sie Schritte vernahm, die sich ihr über das Laub des Waldes näherten. Ein leises Lächeln huschte über ihre sonst ernsten Züge, ein Ausdruck, so sanft und voller Liebe, wie er selten in einer rauen Welt wie dieser zu finden ist. Sie kannte den Rhythmus dieser Bewegungen... so federleicht und geschmeidig wie eine Katze, doch gleichsam zielgerichtet, mit Bedacht aufgesetzt. Eine Hand legte sich auf ihre Schulter, drückte sie, und sanfte Lippen huschten an ihrer Wange vorbei. „Akrash“, begrüßte sie den Kaldorei leise und warf ihm einen kurzen Blick zu. Er trug einfache, dunkle Stoffkleidung und sein Schwert, eine elegante, einseitig geschliffene Klinge, wie stets an seiner Seite. Schwarzes Haar floss ihm wie ein seidiger, leicht zerzauster Schleier über die Schultern, umrahmte seine markanten Züge, die silbrig leuchtenden Augen, die ihren Blick erwiderten. Er stellte sich neben sie, legte einen Arm um sie und drückte sie an sich, woraufhin sie ihren Kopf auf seine Schulter bettete. Gemeinsam blickten sie über die Küste aufs Meer, wo der Mond gerade aufging. In der einen Richtung waren die Ausläufer Teldrassils zu erkennen, links neben ihnen gerade noch zu sehen, der Bootssteg von Auberdine. Sie verharrten dort, beobachteten den Verlauf der Nacht, die Sterne, die über den Himmel wanderten, die Wellen, die unaufhörlich ans Ufer brandeten. Der Wald hinter ihnen rauschte beruhigend im Wind, nachtaktives Getier raschelte im Unterholz... alles erweckte den Anschein, als würde es die Verderbnis nicht geben, die diese Gegend bedrohte. Ja, Teldrassil wirkte wie ein neuer Weltenbaum, ein neues Zuhause... hätte es doch nur den Segen der Aspekte erhalten. Die Zeit verging, in denen die beiden Elfen kein Wort sprachen. Wie lange, war für Wesen von ihrem Alter bedeutungslos, doch für sterbliche Völker wären es wohl mehrere Stunden gewesen. „Du willst wirklich nicht mit mir kommen?“, fragte Akrash schließlich so leise wie der Windhauch, der sie beide umwehte. Calesh schüttelte den Kopf. Einige Strähnen ihres bleichen Haares lösten sich aus ihrem Zopf und wurden vom Wind erfasst, der sie wie ein Kranz ihr Gesicht umspielen ließ. „Der Krieg in unseren eigenen Landen ruft mich“, erwiderte sie. „Hörst du den Schlachtruf im Wind? Andu-falah-dor... es wird Zeit, dass die Grünhäute unsere Wälder verlassen – oder sterben.“ Akrash lachte leise, ein angenehmer Klang in Caleshs Ohren. „Oh, aye, da hast du Recht. Und wie immer wirst du in erster Reihe unsere Heimat verteidigen...“ Sie glaubte beinahe, etwas wie Bedauern in seiner Stimme zu hören. „Auch meine Klinge wird Töten...“, fuhr er schließlich fort und sein Blick wanderte in weite Ferne. Doch wann? Wo? Zu welchem Zweck? „Und ich werde wieder kommen.“ Daran zweifelte Calesh keine Sekunde. Genau so, wie sie immer wieder kommen würde, wenn sie allein durch die Wälder streifte. Sie waren zwei einzelgängerische Seelen, die doch immer aneinandergekettet waren. Das einzige, das sie zu trennen vermochte, war der Tod... „Liebster“, flüsterte sie und lehnte sich an ihn. Irgendwann, kurz vor Morgengrauen, tapsten weitere Schritte über den laubbedeckten Waldboden. Ein kaum wahrnehmbares, tiefes Schnurren erklang neben Akrash und entlockte beiden Kaldorei ein Lachen. Shedran, Akrashs Schattensäbler, schmiegte seinen Kopf an seinen baldigen Reisegefährten. Ein leichter Sattel hing über dem Rücken der mächtigen Raubkatze, ebenso Proviant und einige andere für eine lange Reise notwendigen Dinge. Akrash wandte sich zu Calesh um. Lange blickten sie sich in die Augen, als tauschten sie etwas in ihrem Inneren, für das es keine Worte gab. „En'shu falah-nah“, hauchte Akrash und küsste sie, sanft und genießerisch, ein letztes Mal. Dann schwang er sich auf den Rücken seiner Katze, warf ihr noch einen liebevollen Blick zu und verschwand im Schatten des Waldes. Calesh sah ihnen nach, als Shedran mit schnellen Sätzen vorwärts eilte, hinaus ins Ungewisse. „Ande'thoras-ethil“, flüsterte sie in die sich zurückziehende Nacht, von Wehmut gepackt. Oh, die Zeit, die sie getrennt sein würden, bedeutete nichts für ein langlebiges Volk wie das Ihre, dennoch... einen Geliebten gehen zu sehen, war doch nie leicht. Finde dein Schicksal, dachte sie. Und dann, dann kehre zu mir zurück. Ich werde warten... ein ganzes Leben lang. Und das Leben einer Kaldorei... war lang... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)