Full Moon von Baph (Remus x Severus) ================================================================================ Kapitel 11: Der Seele dunkle Nacht ---------------------------------- Sooo... Ich glaube, jetzt ist es angeraten, eine Diabetikerwarnung auszusprechen, denn langsam kommt mein Kitschgetriebe in Schwung. Ich kann zwar noch viel süßer, aber man muss sich ja noch steigern können! ^__^ Und dann möchte ich noch alle kennen, die mich grüßen! Nee, so'n Quatsch. Also, jetzt mal ernsthaft. Ich möchte diese Gelegenheit nutzen, um mich bei meinen großartigen Lesern und Inspirateuren bedanken, allen voran Nightingale, der diese Geschichte immer noch gehört, und Unikat, die mich unermüdlich in höchsten Tönen lobt. Weiterhin erwähnen möchte ich Ai-Lila, HisoChan und Ritz-Marie meinen Dank aussprechen - und allen anderen, die "Full Moon" regelmäßig lesen, mir aber leider keine Kommentare hinterlassen haben. So, jetzt ist der offizielle Teil vorbei. Los geht's. Ach, eins noch: Hört euch das Lied an. Beim Lesen. Und haltet Taschentücher bereit. Film ab. Upon that misty night In secrecy beyond such mortal sight Without a guide or light Than that which burned so deeply in my heart The fire’t was led me on And shone more bright than o’ the midday sun To where he waited still It was a place where no one else could come - Loreena McKennitt / St. John of the Cross, “The dark night of the soul” Remus verließ die Bibliothek mit einer Mischung von Glück und dem Gefühl, einen Verrat begangen zu haben. Endlich, endlich war es ihm gelungen, die Mauern, die Severus um sich errichtet hatte, zu durchdringen und in zu berühren. Ihm zu beweisen, dass er es ernst meinte; dass ihm wirklich etwas an ihm lag. Der Gang, in dem er sich befand, führte an der Außenseite des Schlosses entlang. Von den hohen Spitzbogenfenstern hatte man tagsüber einen großartigen Ausblick auf den See und das Hochland. Aber jetzt sah man von hier aus nur eine undurchdringliche Schwärze. Es war Neumond. Er folgte dem Gang bis zu einer Biegung. Hier verbarg sich hinter einem Wandschirm aus kunstvoll geschnitztem Holz ein kleiner, bauchiger Erker, gerade hoch genug, dass er darin stehen konnte. Auf der Fensterbank – irgendwie hatte er es in letzter Zeit mit Fensterbänken – hatte irgendwer Federkiele und eine Rolle Pergament zurück gelassen. Und einen Haufen Kissen. Sogar ein paar halb herunter gebrannte Kerzen waren auf den Boden und die Wände geklebt. Zögernd betrachtete er das friedliche Bild, das sich ihm bot. Er musste darüber nachdenken, was Severus ihm eigentlich bedeutete. Allein. So schmerzhaft die Erkenntnis auch gewesen war, in dieser Angelegenheit konnten seine Freunde ihm nur sehr gering behilflich sein. Er allein musste wissen, was er Severus gegenüber fühlte. Er allein musste wissen, in wie fern die Ereignisse der letzten Vollmondnacht überhaupt etwas mit seinen Gefühlen zu tun hatten oder ob sie möglicherweise nur der Auslöser dafür gewesen waren. Eigentlich konnte er genauso gut jetzt gleich mit dem Nachdenken anfangen. Vermutlich würde er in den nächsten zwei Wochen noch mehr als genug über Severus nachgrübeln... aber die Vorstellung, im beruhigenden Licht von einigen Kerzen hier eine Weile zu sitzen, gefiel ihm. Natürlich konnte er nicht lange bleiben, immerhin hatte er morgen Unterricht, aber er wollte ja auch nicht sofort zur Erleuchtung gelangen. Also entzündete er die Kerzen mit seinem Zauberstab und machte es sich auf der Fensterbank bequem. Er würde nur eine Weile hier sitzen und im Licht der neusten Ereignisse ein wenig über sich und Severus nachdenken, ganz unverbindlich. Obwohl es eigentlich fürs Erste auch völlig ausreichend wäre, seine Gefühle zu untersuchen... Wieso hatte er seine Freunde erwähnen müssen? Genau in diesem Moment hatte Severus sich wieder vor ihm verschlossen, wie eine Tür, die von innen ins Schloss gezogen, verschlossen und verriegelt wurde. Eine Tür, die vorher einen Spalt weit aufgestanden hatte... und durch diesen Spalt hatte Remus einen Blick auf etwas erhascht, dass er unbedingt besitzen musste. Ja, so kam es ihm vor... es war kein strahlendes Licht gewesen oder ein Schatz oder etwas in der Art... Es war lebendig gewesen, verwundet und scheu, vielleicht sogar gefährlich, aber... er wollte es haben. Ja. Er seufzte, lehnte den Kopf gegen die Scheibe und schloss die Augen. Was für eine dumme Allegorie. Aber trotz allem stimmte es. Er wusste nicht, wie er es ausdrücken konnte, aber es ließ sich nicht länger abstreiten: Severus bedeutete ihm etwas. Ihm, Remus. Jetzt, an Neumond, war der Einfluss des Wolfes so schwach, wie er während des ganzen Monats nicht mehr werden würde. Wenn er jetzt nicht ergründen konnte, was er als Mensch für Severus empfand, so würde er es nie schaffen. Also dachte er an Severus, und die Wärme, die dabei in ihm aufstieg, erfüllte ihn mit vager Besorgnis. Immerhin waren sie offiziell immer noch verfeindet, und er wollte seine Freunde auf keinen Fall verlieren. Aber im Moment erschien ihm dieses Problem von lächerlich geringer Bedeutung. Im Moment war nur wichtig, dass er allein hier in diesem Erker saß und in aller Ruhe an Severus denken konnte. Seine Gedanken wanderten zurück zu dem Traum, den er letzte Nacht gehabt hatte. Die Einzelheiten standen ihm immer noch erschreckend – oder angenehm? – deutlich vor Augen. Er spürte, wie ein Lächeln über sein Gesicht kroch. Wenn es sich in jener Nacht doch nur tatsächlich so zugetragen hätte... Irgendwo beharrte eine leise Stimme darauf, dass er dann nur noch mehr Schwierigkeiten hätte, aber die Vorstellung war einfach zu... berauschend... Hieß das also, dass er sich in Severus verliebt hatte? Und wenn schon. Dann sei es eben. Das war sein letzter Gedanke, bevor er einschlief. Seine Hand rutschte von seinem Schoß und hing an der Wand herab. Das Kerzenlicht vergoldete sein Haar und sein Gesicht und vertrieb die Müdigkeit aus seinen Zügen. Dann und wann huschte ein Lächeln über seine Lippen. Als es Mitternacht schlug schreckte Severus hoch. War es tatsächlich schon so spät? Er hatte in verschiedenen Büchern aus der verbotenen Abteilung gelesen, an die er tagsüber nicht herankam. Die Warnzauber hatte er natürlich vorher beseitigt. Das hätte ihm noch gefehlt, dass so ein dummes Buch daherkam und die ganze Bibliothek zusammen schrie. Er rieb sich das Gesicht. So spannend seine Lektüre auch war, er sollte wirklich schlafen gehen. Immerhin musste er morgen früh raus. Also stellte er die Bücher wieder ins Regal, erneuerte die Warnzauber, packte seine Sachen zusammen und verließ die Bibliothek. Er verschloss die Tür mit dem Schlüssel, den er von Slughorn bekommen hatte und wollte sich gerade zu den Kerkern aufmachen, als ihm ein schwacher Lichtschein am Ende des Ganges ins Auge fiel. Ein Lehrer? Nein, das Licht bewegte sich nicht. Was dann? Ein Brand konnte es auch nicht sein. Potter! Ja, natürlich! Potter und sein ebenso hübscher wie dämlicher Freund heckten wieder mal irgendetwas aus – und er hatte sie erwischt! Er konnte besten Gewissens Professor Slughorn holen und sich das großartige Schauspiel gönnen, wie Potter und Black den verdienten Lohn für ihre Taten erhielten. Nun, zumindest eine Anzahlung. Es gab nur ein Problem. Er musste sich zunächst überzeugen, dass es tatsächlich diese beiden bescheuerten Gryffindors waren. Immerhin würde es kein besonders gutes Licht auf ihn werfen, wenn er Slughorn grundlos weckte. Oder, noch schlimmer, vielleicht hatten Black und Potter ihm aufgelauert und ihm eine Falle gestellt, damit er sich blamierte. Immerhin wussten sie von Lupin, dass er allein in der Bibliothek war. Er musste es ihnen nicht einmal in böser Absicht erzählt haben. Vielleicht wusste er gar nichts von ihrem Plan. Nun, wie auch immer, er musste als erstes heraus bekommen, was dort vor sich ging, bevor er Slughorn alarmiert. Er zog seinen Zauberstab und machte sich auf den Weg. Als er das Ende des Ganges erreicht hatte, spähte er vorsichtig um die Ecke, einen Fluch im Anschlag... Aber der Gang war leer. Das Licht kam aus einem kleinen Alkoven, der sich offenbar hinter einem hölzernen Wandschirm verbarg. Severus runzelte die Stirn. Was sollte das denn? Das sah nicht nach einem Streich aus. Er versuchte, durch die Lücken im Schnitzwerk des Wandschirms zu sehen, aber sie waren so filigran, dass er nicht mehr sah, als dass jemand auf der Fensterbank saß. Sollte er nachsehen? Es ging ihn eigentlich nichts an... Aber, wie er sich gestehen musste, war er neugierig geworden. Welcher Verrückte war um diese Zeit noch im Schloss unterwegs – außer ihm selbst, natürlich. Er trat um den Wandschirm herum. Lupin. Er saß auf der Fensterbank und schlief. Um ihn her waren einige Wachspfützen, die Severus zeigten, wo einst brennende Kerzen gestanden hatten... Aber jetzt brannte nur noch eine kleine Laterne aus Metall und Glas, die neben Lupins Fuß auf der Fensterbank stand. Ihr schwaches Licht erhellte den kleinen Erker kaum. Unwiderstehlich zog der schlafende Werwolf Severus' Blick auf sich. Er ertappte sich, wie er fasziniert sein friedliches Gesicht betrachtete. Es hatte kaum Ähnlichkeit mit dem wachen Lupin. Tagsüber haftete ihm immer etwas Kraftloses an. Manchmal hielt er in einer Bewegung inne und biss sich auf die Lippen, als hätte er plötzlich Schmerzen. An einigen Tagen – die Tage nach Vollmond, das wusste er jetzt – zeichneten tiefe Linien von Schmerz und Erschöpfung sein Gesicht; seine Augen lagen tief in ihren Höhlen und hatten ungesunde gelbliche Schatten. Aber jetzt, im blassen Licht einer einzelnen Flamme, wirkte er ruhig und entspannt. Es machte die Spuren, die Schmerz und Angst darin hinterlassen hatten, unsichtbar. Die Schatten unter seinen Augen waren verschwunden, und die krankhafte Blässe war unter dem weichen Licht verschwunden. Severus' Herz schlug, langsam und schwer. In der erhobenen rechten Hand hielt er immer noch den Zauberstab. Genauso gut hätte er eine Runkelrübe halten können. Er konnte nichts dagegen tun, dass sich das Bild des schlafenden Werwolfs in sein Gedächtnis einbrannte. Er wusste nicht, warum seine Hand plötzlich zu zittern begann, warum seine Knie weich wurden und er den Kopf sinken ließ. Vielleicht war es die beinahe greifbare Atmosphäre von Frieden, vielleicht das Gefühl, dass er den normalen Zeitstrom verlassen und einen geschützten Bereich betreten hatte. Ein Teil von ihm würde vielleicht immer hier stehen und sich über die Rührung wundern, die ihn angesichts von Lupin ergriffen hatte, wie er schlafend auf der Fensterbank saß. Ja, kein unangenehmer Gedanke, aber er konnte unmöglich für immer hier stehen bleiben. Er sollte besser zusehen, dass er in den Slytherin-Gemeinschaftsraum und dann ins Bett kam. Aber er konnte nicht fortgehen, noch nicht. Auf einmal war er müde, so müde, dass eine tiefe Sehnsucht ihn überkam, sich einfach auf die andere Seite der Fensterbank zu setzen, seine Füße zwischen Lupins zu stellen und im sanften Licht der Laterne bis zum Morgen zu schlafen. Er trat einen Schritt näher. Gleich, gleich würde er sich umdrehen und fortgehen... und Lupin bis zum nächsten Vollmond keines Blickes würdigen... gleich... Er wusste nicht, wie lange er dort gestanden hatte, wie verzaubert von Lupins schlafendem Gesicht. Er hätte viel darum gegeben, selbst einmal einen so tiefen Frieden zu erfahren, wie auf dem Gesicht des Werwolfs geschrieben stand. Irgendwann bemerkte er, dass Lupin die Augen geöffnet hatte und ihn anblickte. Sie schimmerten, und es war Severus völlig egal, ob das nun möglich war oder nicht. Vielleicht war es tatsächlich nur das Licht der Laterne. Aber darüber dachte er nicht nach, als er sich in Remus' goldenen Augen verlor. Er wusste nicht, was mit ihm geschah; bemerkte es kaum. Er wusste nur, dass es ihm egal war. Remus hob eine Hand, aber Severus wich nicht zurück. Als die warmen Fingerspitzen seine Wange berührten, zuckte er ein wenig zusammen, aber weniger vor Schreck als vor Überraschung. Er schloss die Augen und überließ der Welt im Allgemeinen und Remus im Besonderen die Entscheidung darüber, was als nächstes geschehen sollte. Als er Remus' Lippen auf seinen spürte, riss er die Augen wieder auf. Sein ganzer Körper versteifte sich. Seine Hand ballte sich zu einer leeren Faust – den Zauberstab hatte er irgendwann fallen gelassen. Aber dann fiel sein Blick auf Remus' Gesicht. Seine Augen waren geschlossen... er musste noch halb schlafen. Und er sah so glücklich aus. Severus wusste selbst nicht, wieso er zuließ, das Remus die Arme um seine Schultern legte... wieso er sich mit einer Hand an der Mauer abstützte, um sich besser über Remus beugen zu können... und wieso er schließlich selbst die Arme um ihn legte und ihn an sich zog. So, das war's. Ich hoffe, es hat euch gefallen (wenn ja, wisst ihr, was ihr zu tun habt ^__~). Alles Liebe! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)